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SelbstbestimmungsgesetzAlice Schwarzer irrt

Gastkommentar von Jayrôme C. Robinet

Transidentität als Weg des geringeren Widerstands? Mitnichten. Es ist in Deutschland bis heute einfacher, schwul oder lesbisch zu sein als trans.

Gleichgeschlechtliche Brautpaare als Tortenfiguren Foto: Sebastian Kahnert/dpa/picture alliance

W er einen anderen Mann mit Wolllust küsst, wird mit 60 Peitschenhieben bestraft“. So steht es in Artikel 124 des iranischen Strafgesetzbuches. Was hat das mit dem deutschen Selbstbestimmungsgesetz zu tun, das die Bundesregierung plant und das es trans, inter und nonbinären Menschen erleichtern soll, ihren amtlichen Geschlechtseintrag und Vornamen ändern zu lassen? Nicht viel. Wäre da nicht die These von Alice Schwarzer, dass der Weg zur Transidentität heute ein Weg des geringeren Widerstands und das Gesetz gefährlich sei.

Doch schauen wir genauer hin, was uns der Fall Iran zeigt. Das Land wirft ein anderes Licht auf die These von Alice Schwarzer: Denn während im Iran homosexuelle Handlungen verboten sind und Geschlechtsverkehr gar mit dem Tod bestraft wird, ist Transidentität weitgehend akzeptiert. Bereits 1984 erließ der damalige oberste Führer des Iran, Ajatollah Chomeini, eine Fatwa für eine transsexuelle Frau, Maryam Khatoon Molkara, und erlaubte ihr eine Geschlechtsangleichung.

Damit sollte Ordnung in die Geschlechterverhältnisse gebracht werden. Die Fatwa wirkt bis heute nach. So werden Menschen mit „Gender-Dysphorie“ vom Wehrdienst befreit oder erhalten eine befristete Freistellung. Wenn sie sich jedoch nicht in ärztliche Behandlung begeben, erhalten sie einen staatlich verordneten Termin bei einem Arzt oder vor Gericht, um sich geschlechtsangleichenden Maßnahmen zu unterziehen.

Ali Gandtschi
Jayrôme C. Robinet

wurde 1977 in Nordfrankreich geboren, ist Autor und Übersetzer. Zuletzt erschien von ihm „Mein Weg von einer weißen Frau zu einem jungen Mann mit Migrations­hintergrund“ (Hanser Berlin). Er lebt in Berlin.

Der Fall Iran zeigt, dass es Kontexte gibt, in denen Menschen die Geschlechtsangleichung als Weg des geringsten Widerstands wählen können. Alice Schwarzer behauptet, dies sei in Deutschland der Fall: Junge Menschen würden lieber den Weg der Transition gehen, als schwul oder lesbisch zu leben. Mädchen und Frauen würden sich nur deshalb als transgender definieren, weil sie glauben, als Mann bessere Chancen zu haben, oder um einer Homophobie zu entkommen – nach dem Motto: „Lieber ein Leben als heterosexueller Mann als ein Leben als Lesbe“.

Doch dies hält einigen Fakten nicht stand: Erstens ist es in Deutschland nach wie vor einfacher, schwul oder lesbisch zu leben als trans. Rechtlich sind homosexuelle Menschen gleichgestellt, und gesellschaftlich ist Homosexualität akzeptierter als Transgeschlechtlichkeit. Zweitens leben viele trans Menschen nicht heterosexuell. Homosexuelles Begehren ist eine sexuelle Orientierung für sich, und das ändert sich nach der Transition manchmal gar nicht: Manche Menschen haben vorher lesbisch gelebt, danach stehen sie auf Männer.

Die Transidentität als Ausweg aus einer verinnerlichten Homophobie ist auf den zweiten Blick nicht sehr nahe an der Realität. Aber, so Schwarzer, trans Menschen würden die Heteronormativität verfestigen, gegen die Schwule und Lesben ein Jahrhundert lang gekämpft haben. Bei allem Respekt: Trans Menschen sollten das Recht haben, heterosexuell zu sein. Sie sollten sogar das Recht haben, normativ zu sein. Trans Menschen müssen nicht subversiv sein. Trans Menschen können sich genauso nach Normalität sehnen oder rebellisch sein wie alle anderen.

Deniz Yücel kommentierte in der Welt die Entwicklung der LGBT-Rechte in Deutschland und bedauert, dass das Selbstbestimmungsgesetz ohne Rücksicht auf Einwände durchgepeitscht werden solle. Ein Irrglaube: Das Selbstbestimmungsgesetz ist nicht zu hastig eingeführt worden.

Eine alte Debatte

„Das Transsexuellengesetz (TSG) ist fast 30 Jahre alt und entspricht nicht dem Stand der Wissenschaft.“ Das Zitat stammt aus einem Gesetzentwurf der grünen Bundestagsfraktion aus dem Jahr 2010. Schon damals legte die Opposition um den Abgeordneten Volker Beck einen Reformvorschlag auf den Tisch, der das Transsexuellengesetz ersetzen sollte. Damals regierte das Kabinett Merkel II. Bereits drei Jahre zuvor, im Kabinett Merkel I, hatten die Grünen einen ähnlichen Entwurf eingebracht, der jedoch gescheitert war. Damals wurde die öffentliche Diskussion nicht so breit geführt. Die Welt war eine andere: Twitter steckte noch in den Kinderschuhen, soziale Netzwerke überhaupt, Trans war kaum ein Thema, und nicht jeder hatte eine Meinung dazu.

Klar ist: Das Selbstbestimmungsgesetz kommt eher im Schritt als im Galopp voran. Ich stimmte Deniz Yücel zu, dass die bisherigen Reformen wichtige Fortschritte in Richtung Gleichberechtigung und individuelle Freiheit ermöglicht haben. Es wäre jedoch falsch zu behaupten, dass alle bisherigen großen sexualpolitischen Reformen in Deutschland von einem breiten gesellschaftlichen Konsens getragen worden sind. Viele der bisherigen Reformen im Bereich geschlechtlicher und sexueller Vielfalt waren von heftigen Kontroversen begleitet: die Ehe für alle, die eingetragene Lebenspartnerschaft, die Aufhebung des Werbeverbots für Abtreibungen – all diese Reformen wurden gegen den Widerstand großer Teile der Gesellschaft und der Politik durchgesetzt.

Konsens gab es nie

Gegen LGBT-Rechte gab es zahlreiche Demonstrationen, gegen Abtreibungen protestieren regelmäßig sogenannte Lebensschützer auf der Straße: Es sind vor allem konservative Christen und Mitglieder der AfD, die mittlerweile zur zweitstärksten Partei in Deutschland aufgestiegen ist. Ein breiter gesellschaftlicher Konsens? Weit gefehlt. Schon immer, so der Historiker Benno Gammerl, habe es Kräfte gegeben, die sich mit den immer gleichen, alten Argumenten gegen gesellschaftlichen Fortschritt gestemmt hätten: von den Sittlichkeitsvereinen im Kaiserreich über die konservativen Parteien in der Weimarer Republik, die CDU in den Nachkriegsjahren bis zu den rechten Strömungen der Gegenwart.

Also, nein: Es ist nicht das erste Mal, dass in Deutschland eine entscheidende Reform nicht im Konsens verabschiedet wird. Und nein, es sind nicht die trans Menschen, die einen Kulturkampf anzetteln, sondern sie haben bisher viel Mühe, Hartnäckigkeit und Geduld bewiesen.

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52 Kommentare

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  • Nach Sasha Lobo



    www.spiegel.de/kul...-9950-3b8accb611d5



    jetzt auch Jan Böhmermann



    www.tagesspiegel.d...rzer-10684801.html



    Alice Schwarzer hat in der wild um sich schlagenden Verteidigung ihrer medial konstruierten Hybris jedes Maß und jede Sachlichkeit verloren. Schade.

  • In einer patriarchal-misogynen Gesellschaft wird das Selbstbestimmungsgesetz negative Konsequenzen für Frauen haben. Dafür können weder Transmenschen noch Frauen etwas, aber das in der Debatte als Realität anzuerkennen wäre schonmal ein Fortschritt. Context is everything...

  • Gab es nicht auch in der taz Beträge dazu, dass es Bedenken von homosexuellen gäbe, weil Transsexualität zur Verminderung von Homosexualität führt?

    • @Chris McZott:

      Ich roll mich vor Lachen.

      Die allermeißten trans Personen die ich kenne haben sich vor ihrem coming-in als hetero bezeichnet, danach dann entsprechend gay/lesbian/bi/pan/.... Alles aber nicht hetero.

  • "Es ist in Deutschland bis heute einfacher, schwul oder lesbisch zu sein als trans."

    Eine sehr pauschal Aussage. Dabei kommt es immer auf die konkrete Situation an. Die meisten Transpersonen leben post-OP unauffällig in der Masse. Und die wenigsten hängen an den Briefkasten ein Schild "Trans".

    Die Beziehung zu einer Person gleichen Geschlechts fällt dem Umfeld viel eher auf.

    Also am Besten solche Vergleiche nicht anstellen, sondern einfach friedlich miteinander leben...

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      So ein unfug.

      Ich trans und leabisch. (Früher mal bisexuell aber Geschmäcker ändern sich halt im Laufe des Lebens). Und echt jetzt? Ja, als Lesbe eckt eins hier und da mal an, wird homophob beleidigt oder bedroht, alles nicht so cool.

      Als trans Frau kann ich nicht enfach die Cops rufen ohne diskriminiert zu werden. Ich kann auch nicht einfach Arbeitslos werden und ALG beziehen ohne diskriminiert zu werden. Ich kann auch kein Bankkonto eröffnen ohne diskriminiert zu werden.



      Ach ja, oben drauf gilt auch alles, was für Cie Lesben gilt. Also das misogyne Gelaber von hetero Typen, das ab und an bedroht werden, etc.



      Nein, nichts ist für uns wirklich leichter als für cis homos.

      Also klar, manche Dinge sind für uns wirklich einfacher. Ich merke ja immer wie sich die cissen in ihren Dating Leben so anstellen und bin immer wider überrascht wie kaputt all das ist. Ihr tut mir da echt leid mit eurer Eifersucht, euren Genderstereotypen und eurem non-existenten Kommunikationsverhalten.

      Und bevor das kommt, ich weiß auch nicht warum das irgendw das Bild vieler cissen von uns ist aber ich hab in meinem Leben bisher kaum hetero trans Personen gesehen. Genauso sind nur die wenigsten von uns an cis Personen interessiert. Sicher gibt es die aber anteilig ist das echt ne kleine Minderheit.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Blödsinn. Derartiges Passing ist dank der Hürden für eine Angleichung extrem selten. Meistens reicht es also aus alleine unterwegs zu sein um schief angesehen oder gleich angegriffen zu werden. Als Paar ist das natürlich dann noch schlimmer.

      • @schnarchnase:

        "Derartiges Passing ist dank der Hürden für eine Angleichung extrem selten."

        Schon mal auf das Bild des Autors geschaut? Die meisten FzM, die ich kenne, sind ähnlich unerkennbar. Bei MzF ist das etwas schwieriger, aber nach ein paar Jahren fällt es auch nur noch auf, wenn man sucht. Und wer läuft schon durch die Stadt und sucht? Bei vielen, besonders wenn sie jung den Umstieg gemacht haben, ist es nur erkennbar, wenn man es vorher schon weiß.

  • In einigen Kommentaren gehen Dinge, die als Prämissen herhalten etwas durcheinander. Trans* ist mensch nicht erst nach abgeschlossener Transition. Und ja, es werden Menschen auch manchmal mit dem konfrontiert, was andere "zwischen den Beinen haben", in Umkleiden und Duschen z. B.

    • @Ijon Tichy:

      Also wer nicht damit klarkommt damit konfrontiert zu werden, dass Menschen Genitalien haben sollte nicht in die Sauna oder Gruppendusche gehen. Ansonsten gilt wie überall: niemand ist in diesen Kontexten gezwungen, damit zu interagieren (hinzuschauen, anzufassen, wasauchimmer). Eigenentlich gilt es allgemein sowieso eher als unhöflich einer Frau auf den Penis zu starren, ich verbitte mir so ein Verhalten, auch in der Frauendusche.

    • @Ijon Tichy:

      "Und ja, es werden Menschen auch manchmal mit dem konfrontiert, was andere "zwischen den Beinen haben", in Umkleiden und Duschen z. B."

      So ist es. Und da niemand in den Kopf schauen kann, ist es aus Rücksicht auf die Mitmenschen angebracht, wenn Mensch sich nach dem "zwischen den Beinen" einsortiert. Ist ja nur für den Übergang. So machen es die meisten Transmenschen auch.

  • "Denn während im Iran homosexuelle Handlungen verboten sind und Geschlechtsverkehr gar mit dem Tod bestraft wird, ist Transidentität weitgehend akzeptiert. "

    Kein Wunder, dass das m Iran akzeptiert ist. Denn es passt zum binären Konzept Mann/Frau. Lieber sieht man dort eine Frau die "zum Mann" wird als eine Frau, die als Frau eine andere Frau liebt.

    Was im Iran passiert stützt die These von Frau Schwarzer und widerlegt sie ganz und gar nicht.

    • @Rudolf Fissner:

      Das funktioniert aber nur in einem religiös-faschistoiden Staat. Überall sonst werden transidente Menschen politisch und gesellschaftlich diskriminiert und angegriffen. In Berlin ist das Grab einer trans Frau schon zum x-ten mal geschändet worden. Und ich kann mit auch nicht vorstellen dass das im Iran transidente Menschen ein unbeschwertes Leben führen.

      • @schnarchnase:

        Es ging mir nur um die krude Zusammenschau und Behauptung, dass die Verhältnisse im Iran den Standpunkt von Frau Schwarzer widerlegen würden.

  • Der absolute Treppenwitz in der Sache ist ja, dass in all den sinnlosen Gutachten Heterosexualität verlangt wird. Also nicht par Gesetz (war mal so, das ist aber seit etwa 10 Jahren Geschichte) aber so ein negatives Gutachten ist halt nicht wirklich anfechtbar aber trotzdem teuer.

    Und weil wir alle das wissen sagen wir halt wir seien hetero. Und dann sagen cis Gutachter:innen, es gäbe nur hetero trans Personen....

    Hach, wenn eins einfach mal uns fragen würde. Aber nein, dann hätten die Cissen am Ende nicht die Deutungshoheit. Wo kämen wir denn da hin? Am Ende gibt es irgendwann noch untraumatisierende Transitionen und dann könnten Leute das ja einfach so tun, wie es die WHO und die UN verlangen. Und all diese Trans-Expert:innen, die dann überflüssig würden....

  • Natürlich kann und sollte man sich kritisch mit den Äußerungen Wagenknechts auseinandersetzen - aber dann wünsche ich mir mehr Argumente als zwei kurze Absätze, die in diesem Artikel dazu stehen.

    So kann man sich schon fragen, warum derzeit überproportional viele junge Mädchen den Weg der Transition gehen. Und ob nicht doch die körperlichen Veränderungen, kombiniert mit gesellschaftlichem Druck/Erwartungshaltung/Diskriminierungen zumindest einige Mädchen dazu verleitetet, in der Transition einen "einfacheren" Weg zu sehen.

    • @gyakusou:

      Wagenknecht?

    • @gyakusou:

      Es kann aber auch einfach sein, dass trans Männer den gesellschaftlich akzeptierteren Weg gehen. Es gibt das Bild vom "weibischen Mann". Gibt es heute auch ein äqivalentes vom "männischen Weib"? Spricht jemand über die Gefährdung von Männerräumen, wenn trans Männer dazukommen? Davon, dass das Ende des Männersports heraufdämmert, wenn trans Männer sich zu Wettkämpfen anmelden?



      Klar ist, dass die Zahl der sich als trans Identifizierenden seit Jahren insgesamt steigt. Das ist nicht erstaunlich, denn das gesellschaftliche Bewusstsein für das Thema ist jung - ebenso wie eine gewisse gesellschaftliche Öffnung für trans Personen. Bei gleichgeschlechtlicher Orientierung hat man seit den 1980ern ähnliche Zunahmen beobachtet - und auch, dass sich die Zahlen später irgendwo stabil einpendelten.



      Was ist, wenn trans Frauen im Moment schlicht im Fortschritt zurückbleiben? Weil ihnen mit der Transition ein täglicher Kampf bevorsteht ... auf der Straße schon ein lackierter Fingernagel die eigene Gesundheit in Gefahr bringt?



      Wir warten auf wissenschaftliche Evidenz. Im Moment gibt es keine. Schwarzers im Brustton des überlegenen Wissen vorgetragene Begründung des Homosexualitäts-Ausweich-Reflexes ist reine Spekulation und bestenfalls parawissenschaftlich. Es gut und richtig, Fragen zu stellen. Aber ich habe es satt, dass Personen in ihrem gewohnten öffentlich-medialen Tratsch-Modus für die eigentlich Beteiligten die Antworten vorwegnehmen.



      A. Schwarzer hat viele trans Freund*innen? Super! Dann kann sie ja von einem ihrer zahlreichen Talkshow-Termine zurücktreten und eine ihrer Freund*innen schicken. So ginge echte Solidarität.

      • @mats:

        Ja das Bild gibt es, sogar den Begriff dazu:

        Mannweib, Frau, die sich wie ein Mann verhält oder so aussieht.

        • @BluesBrothers:

          Deswegen schrieb ich "heute". Es geht eben nicht um 1930 oder 1950.

      • @mats:

        "Spricht jemand über die Gefährdung von Männerräumen, wenn trans Männer dazukommen? Davon, dass das Ende des Männersports heraufdämmert, wenn trans Männer sich zu Wettkämpfen anmelden?"

        --> Nein natürlich nicht. Auch weil der Gedanke absurd ist. Frauen benutzen seit Jahrzehnten auch Männertoiletten, wenn die Frauentoilette überfüllt ist und kein Mann stört sich ansatzweise daran. Weil statistisch gesehen Frauen im Mittel keinerlei (körperliche) Bedrohung für Männer sind. Deshalb kann auch ein trans Mann logisch keine Bedrohung für einen anderen Mann sein:

        Folgt man der Logik, dass trans Männer normale Männer sind, ist er keine Bedrohung des Männerraums. Folgt man der Logik, dass trans Männer trans Männer und damit weiter biologische Frauen sind, stellen sie auch keine Bedrohung dar, weil der durchschnittliche Mann die durchschnittliche Frau nicht als Bedrohung empfindet.

        Deswegen taucht das Argument der Gefährdung von Männerräumen nirgends auf. Es ist eben absurd. Anders bei Frauenräumen. Da der Männer statistisch gesehen für Frauen eines der größten Bedrohungsrisiken darstellt, kommt man nur dann zum Ergebnis es läge keine Bedrohung vor, wenn man davon ausgeht, dass trans Frauen Frauen sind.

        Zu ihrem weiteren Punkt lässt sich der nachfolgende Teil auch umdrehen und würde davon weder richtiger noch falscher:

        "Wir warten auf wissenschaftliche Evidenz. Im Moment gibt es keine. [Robinets] im Brustton des überlegenen Wissen vorgetragene [Verneinung] des Homosexualitäts-Ausweich-Reflexes ist reine Spekulation und bestenfalls parawissenschaftlich. Es gut und richtig, Fragen zu stellen. Aber ich habe es satt, dass Personen in ihrem gewohnten öffentlich-medialen Tratsch-Modus für die eigentlich Beteiligten die Antworten vorwegnehmen."

        • @Kriebs:

          Ihre Ausführungen ändern an meinem Argument rein nichts: trans Frauen stehen unter größerem Druck. Sag ich ja.

    • @gyakusou:

      Transitionen werden immer noch in der Mehrzahl von trans Mädchen und Frauen begonnen - nicht von trans Jungen und Männern und schon gar nicht von „verwirrten Mädchen“. Hier ein Artikel von Pediatrics: publications.aap.o...uzhZsPTL9k.twitter

  • 》Aber, so Schwarzer, trans Menschen würden die Heteronormativität verfestigen, gegen die Schwule und Lesben ein Jahrhundert lang gekämpft haben. Bei allem Respekt: Trans Menschen sollten das Recht haben,heterosexuell zu sein. Sie sollten sogar das Recht haben, normativ zu sein. Trans Menschen müssen nicht subversiv sein. Trans Menschen können sich genauso nach Normalität sehnen oder rebellisch sein wie alle anderen《

    So geben Sie Schwarzer doch Recht: "Normalität" in Bezug auf Geschlechterrollen bedeutet ja genau blau/mint/Karriere/Spitzenverdienst/politisches Engagement ./. rosa, Hauswirtschaft, Heimchen am Herd/unbezahlte Carearbeit¹ /kein Wahlrecht - Rollenvorschriften, gegen die sie seit Jahrzehnten kämpft.

    ¹is.gd/SyzqTo

    Eine 'Normalität', die schon ab Art.1 grundgesetzwidrig ist - lässt sich deren Akzeptanz wirklich als 'Recht, nicht rebellisch sein zu müssen' abtun?

    Schwarzer wird inzwischen aus der Transgender-Community durchgängig als sog. Terf beschimpft, sie sei keine Feministin, da sie Transfrauen ausschließe (was seit 40 Jahren nicht stimmt is.gd/lwyly9 ), ihres Engagements gegen das islamische Kopftuch als Symbol patriarchaler Unterdrückung wegen in die Nähe von Faschisten gerückt (für die Gegenposition steht am ehesten Judith Butler is.gd/OVAK0o)

    So ist auch Ihr Hinweis auf die Situation im Iran kein gutes Gegenargument: die Akzeptanz von Transidentität durch einen durch und durch patriarchalen Klerus belegt doch gerade ihren systemstützenden Effekt

    》Die Gender-Wissenschaft – die die Philosophin [Butler] mit ihren Thesen vom sozial konstruierten Geschlecht zu einem Exportschlager gemacht hat – wird in Amerika für den Aufstieg von Donald Trump verantwortlich gemacht. Weil sie über dem Kampf für Minderheiten die Mehrheit vergessen hat《 (link z. DLF s.o.)

    Für den mehrheitlich von Frauen initiierten Aufstand im Iran jedenfalls ist hier von Baerbock bis zur Transgender-Community kaum Unterstützung wahrzunehmen.

    • @ke1ner:

      Danke für den Link.

      War sehr interessant zu lesen.

      Aber wie sie schon sagten, das war vor über 20 Jahren. Aktuellere Aussagen lassen durchaus vermuten, dass Frau Schwarzer die Meinung in der Zwischenzeit geändert hat.

      Auch wenn der Tenor des Textes grundsätzlich positiv ist stören mich persönlich einige Formulierungen.

      Bsp: "IN EINER VOM TERROR DER GESCHLECHTSROLLEN



      BEFREITEN GESELLSCHAFT WÄRE



      TRANSSEXUALISMUS NICHT DENKBAR."

      Das Problem sei ausschließlich die Gesellschaft und die klare Trennung in "Frau" und "Mann".

      Gäbe es keine Geschlechterrollen, würde keine:r mehr eine veränderung des eigegen Geschlechtes durchführen wollen?

      Aber wäre das Problem "nur" die Erwartungshaltung der Gesellschaft, könnte dann nicht eine indivuduelle Therapie der Betroffenen helfen?

      Schwarzer sagt jedoch selbst Geschlechtsdysphorie sei



      eben nicht therapierbar.

      Ist das nicht wiedersprüchlich?

      Auch von einer "Verstümmlung des Körpers" zu sprechen, finde ich unpassend. Die Wortwahl zeigt jedoch eindeutig, Schwarzers Sichtweise.

      Aktuellere Artikel aus der Emma, lassen glauben, es gäbe ein Hype und die meisten würden die Geschlechtsangleichung im Anschluss bereuen.

      Es werden Einzelbeispiele genannt, bei denen , die Betroffenen geradezu überrumpelt wurden.

      Kein Erwähnung findet das 1: die meisten die Geschlechtsangleichung eben nicht bereuen. 2: die meisten unermüdlich kämpfen und viele Hürden überwinden müssen 3: Das nicht wenige es bereuen, wegen der vielen Hindernisse nicht früh genug eine Geschlechtsangleichung machen zu können.

      Gesetzesänderungen oder Vorschläge zur Erleichterung werden in der Emma heftig kritisiert. Gegenstimmen gibt es keine.

      Die Diffarmierung der Abgeordenet Daniele Ganser zeigt mMn deutlich, dass sich Schwarzer in ihren Ansichten radikal geändert hat.

      Der Brief zeigt, dass Schwarzer nicht immer so transfeindlich war.

      Transfeindlichkeit und Feminismus ist so unvereinbar wie Feminismus und die Ablehnung vom Recht auf Abtreibung.

    • @ke1ner:

      "Die Gender-Wissenschaft – die die Philosophin [Butler] mit ihren Thesen vom sozial konstruierten Geschlecht zu einem Exportschlager gemacht hat – wird in Amerika für den Aufstieg von Donald Trump verantwortlich gemacht."



      Verfall von Industrie und Wirtschaft ganzer Regionen, sozialer Abstieg ganzer Schichten und Bevölkerungsgruppen, epidemischer Drogenmissbrauch .. im Ernst jetzt? Sie glauben diese Aussage intellektuellen Dünnpfiffs?

      • @mats:

        Das ist zunächst ein zitierter Diskussionsstand in den USA von 2017.

        Die These gewinnt dann gerade auch durch Ihren Einwand an Plausibilität: wer darauf - "Verfall von Industrie und Wirtschaft ganzer Regionen, sozialer Abstieg ganzer Schichten und Bevölkerungsgruppen, epidemischer Drogenmissbrauch" - keine Antworten findet, wer "über dem Kampf für Minderheiten die Mehrheit vergessen hat", trägt vielleicht tatsächlich Mitverantwortung für den Aufstieg der Rechtem - historisch hat m.E. in einer vergleichbaren Situation nur Roosevelts "New Deal" funktioniert - mit seiner Assoziation 'Fair Deal'.

        Was eben alle einschließt, den Eindruck von Bevorzugung bestimmter Gruppen erst gar nicht aufkommen lässt - so, als fair, werden aber weder FDP noch Grüne in der Ampel wahrgenommen.

        Wenn stattdessen hierzulande in der öffentlichen Wahrnehmung die - unbestritten wichtige und überfällige Reform des Transsexuellengesetz - als einer der wenigen Erfolge des grünen Teils der Regierung aufscheint, aber z.B. die Umsetzung der Istanbul-Konvention unter der Ampel auf der Strecke bleibt is.gd/7MDtLG , gerät das 'F' in FLINTA* und damit eine Mehrheit völlig ins Hintertreffen.

        Das würde, im Gegensatz zu einer reinen Gesetzesänderung, auch richtig Geld kosten: die Finanzierung von Frauenhäusern, Präventivarbeit.

        Weiter wird die besonders vulnerable Bevölkerungsgruppe der Transmenschen so zu einem Symbol grüner Politik.

        Statt durch breite gesellschaftliche Akzeptanz geschützt zu werden, gerät sie an die vorderste Front, die Rechte kann hier mit Aussicht auf Erfolg ("gendergaga") agitieren.

        Hinzu kommt die Diffamierung der Frauenrechtlerin Schwarzer als 'Terf' (bei Böhmermann der charmante Hinweis auf 'turd', Scheisshäufchen) bzw. Pseudofeministin, is.gd/1HXNmy , mindestens unter Faschismusverdacht - so wird eine Mehrheit - immer noch gibt es jeden dritten Tag einen Femizid - völlig vergessen

        Finde ich weiter diskussionswürdig, auch im Lichte des Zitats oben.

        • @ke1ner:

          Sie machen sexuelle Minderheiten zu Sündenböcken für eine verfehlte Sozialpolitik, nur weil die Probleme der ersteren vergleichsweise einfach zu lösen sind, gemessen an den zweiteren. Willkommen im Reich des Rechtspopulismus.



          Sie schrieben wörtlich, dass die "Gender-Wissenschaft" (was immer das sein soll) "in Amerika für den Aufstieg von Donald Trump verantwortlich gemacht" wird. Also keine Rede von "falscher Priorätensetzung". Stattdessen Scapegoating.

    • @ke1ner:

      Sie haben sich ja ganz tief in die Ideologie eingegraben und sind wohl auch kaum mehr zu retten… Jesus was für ein unzusammenhängender Nonsens!

  • Also, unabhängig davon, wer in dieser Debatte recht hat (ich persönlich tendiere deutlich eher zur hier geschilderten Sichtweise des Herrn Robinet als zu der von Frau Schwarzer), stören mich an diesem Kommentar mehrere Dinge, die man bei diesem Thema immer wieder findet:

    "Doch dies hält einigen Fakten nicht stand: Erstens ist es in Deutschland nach wie vor einfacher, schwul oder lesbisch zu leben als trans. Rechtlich sind homosexuelle Menschen gleichgestellt, und gesellschaftlich ist Homosexualität akzeptierter als Transgeschlechtlichkeit. Zweitens leben viele trans Menschen nicht heterosexuell."



    Ich mag es wirklich, wirklich nicht, wenn Leute in diesen Kontexten von "Fakten" sprechen, wenn sie "Einschätzungen" meinen. Woran genau bemisst es sich, wie es "einfacher ist, zu leben"? Kann man das objektiv bemessen? Wenn nein, ist es kein Fakt, sondern eine Ansicht. Sobald jemand nach dem bestehenden Transsexuellengesetz als Transperson anerkannt ist, ist diese Person ebenso gleichgestellt.



    Zudem: Das "viele" (was heißt "viele"? 5%? 10%? 80%? Wenn man von "Fakten" spricht, sollte man das konkretisieren können) Transmenschen nicht heterosexuell leben, widerlegt nicht die These, dass einige (eben nicht alle) Transmenschen den Weg zur Transidentität einfacher fänden als den Weg, sich zu outen, wie es Frau Schwarzer behauptet.



    In einer Zeit der Fake News und der massenhaften Desinformation sollte man finde ich sehr, sehr vorsichtig damit sein, zwischen beweisbaren und empfundenen Wahrheiten (also Fakten und Meinungen) zu unterscheiden. Ansonsten liefert man nur der ganz falschen Seite Munition.

    Das Argument, das Selbstbestimmungsgesetz käme nicht zu schnell, weil es schon seit mindestens 2010 Anlass zur Nachbesserung bedarft hätte, kann ich eher nachvollziehen. Dennoch heißt die Tatsache, dass es schon lange eines neuen Gesetzes bedarf, ja noch nicht, dass der aktuell vorliegende Entwurf ausreichend Bedenkzeit erhielt.

    • @Agarack:

      Danke für den Kommentar, dem ich mich zu großen Teilen anschließe!

      Es ist leider auch bei Journalisten zur Unsitte geworden, Einschätzungen, Bewertungen und sogar Meinungen als Fakten und Tatsachen zu bezeichnen.

    • @Agarack:

      Das ist ein Kommentar und keine wissenschaftliche Abhandlung. Von den trans „Kritikern“ kommen schließlich auch immer nur haltlose Behauptungen.



      Allein, dass sie glauben eine transition wäre in diesem Land einfacher als ein Coming out, lässt mich allerdings daran zweifeln, dass es ihnen ehrlich daran gelegen ist, die geforderten Fakten kennen zu wollen. Sie haben sich schließlich nicht einmal die Mühe gemacht sich mit der grundsätzlichen Lebensrealität von trans Menschen auseinander zu setzen.

  • "Deniz Yücel kommentierte in der Welt die Entwicklung der LGBT-Rechte in Deutschland und bedauert, dass das Selbstbestimmungsgesetz ohne Rücksicht auf Einwände durchgepeitscht werden solle. Ein Irrglaube: Das Selbstbestimmungsgesetz ist nicht zu hastig eingeführt worden. [...] Das Zitat stammt aus einem Gesetzentwurf der grünen Bundestagsfraktion aus dem Jahr 2010. Schon damals legte die Opposition um den Abgeordneten Volker Beck einen Reformvorschlag auf den Tisch, der das Transsexuellengesetz ersetzen sollte. Damals regierte das Kabinett Merkel II. Bereits drei Jahre zuvor, im Kabinett Merkel I, hatten die Grünen einen ähnlichen Entwurf eingebracht, der jedoch gescheitert war."

    --> Man kann die Passagen auch als Bestätigung der Analyse von Deniz Yücel lesen:

    Die Grünen versuchten bereits in der Opposition das TSG abzuschaffen und durch ein Selbstbestimmungsgesetz zu ersetzen. Jetzt sind sie endlich nach fast 20 Jahren wieder an der Macht und versuchen in großer Geschwindigkeit fundamentale gesellschaftliche Transformationen durch Gesetze durchzupeitschen, da absehbar ist, dass die Regierungszeit erkennbar begrenzt sein wird.

    Also versuchen insbesondere die Grünen Tatsachen durch Gesetze zu schaffen, deren Aufhebung zumindest länger dauern dürfte. Dies zeigt sich am (versuchten) hastigen Durchpeitschen des Heizungsgesetzes (wo erst das Verfassungsgericht dem Treiben ein Ende setzen musste). Es zeigt sich bei der Kindergrundsicherungserpressung der Familienministerin (ohne fertiges eigenes Gesetz). Und es zeigt sich eben am Selbstbestimmungsgesetz, das ebenfalls gegen jeden Widerstand und jede (auch berechtigte & inhaltliche) Kritik durchgedrückt werden soll.

  • Zur Aussage "Rechtlich sind homosexuelle Menschen gleichgestellt".



    Sind den Transmenschen rechtlich nicht gleichgestellt?



    Welche Rechte, die Heteros und Homos haben, haben Trans nicht?



    Ich bitte um Erläuterung ihrer These.

    • @planb:

      Die rechtliche Gleichstellung homosexueller Menschen ist fertiggestellt, seit es die "Ehe für Alle" gibt. Damit hat es exakt KEINE rechtlichen Auswirkungen mehr, welches Geschlecht der Partner eines Menschen hat bzw. ob er seine diesbezüglichen Präferenzen auch mal ändert oder nicht.

      Was aber immer noch besteht, sind diverse Unterschiede, welches Geschlecht der Menschen SELBST hat. Aus der definitiven Geschlechtsangabe im Personenregister resultieren unterschiedliche Rechtssphären für Männer, Frauen und - etwas schwammiger - Diverse. Und der Wechsel zwischen diesen Rechtssphären ist mit erheblichen Hürden verbunden. So ist es für eine Transfrau, die nicht die Voraussetzungen für eine Umtragung ihres Geschlechts geschaffen hat, z. B. nicht möglich, als Frau im Pass eingetragen zu sein oder auch von jeglicher Art von Frauenförderung zu profitieren. Sie ist also einer cis-Frau insoweit NICHT gleichgestellt.

      Kurz gesagt ist unser Rechtssystem zwar mittlerweile weitgehend sexualitäts- aber ganz klar nicht geschlechtsblind. Das Problem ist, dass das Selbstbestimmungsgesetz das auch nicht vollständig ändern würde. Es soll lediglich den Wechsel zwischen den Rechtssphären erleichtern - oder negativ (aber nicht unzutreffend) ausgedrückt: beliebiger machen -, ohne diese anzugleichen. Das ist natürlich gerade Jenen ein Dorn im Auge, die für die bestehenden Differenzen hart gekämpft haben.

      • @Normalo:

        "Die rechtliche Gleichstellung homosexueller Menschen ist fertiggestellt, seit es die "Ehe für Alle" gibt. Damit hat es exakt KEINE rechtlichen Auswirkungen mehr, welches Geschlecht der Partner eines Menschen hat bzw. ob er seine diesbezüglichen Präferenzen auch mal ändert oder nicht."



        Na, das wüsst ich aber. Beispielsweise gelte ich NICHT als zweiter Elternteil des Kindes meiner Partnerin, nur weil ich selbst eine Frau bin. Wäre sie hetero verheiratet, würde ihr Mann, unabhängig von seiner Beteiligung an der Kindeszeugung, automatisch als zweiter Elternteil akzeptiert, ohne irgendwelche Adoptionsverfahren mit entsprechenden (teuren) Gutachten und ähnlichem Unsinn auf sich nehmen zu müssen.



        Also, als Homosexuelle sind wir zwar schon weiter als Transmenschen, rechtlich betrachtet, aber am Ziel sind wir auch noch nicht.

        • @Tetra Mint:

          In einer Ehe wird die Blutsverwandtschaft bei einem Ehemann zur Vereinfachung angenommen, bei 2 Frauen kann man das aus offensichtlichen Gründen nicht tun.

        • @Tetra Mint:

          Ok, Sie haben ein Detail gefunden. Man kann diskutieren, welche der beiden Rechtsfolgen sinnvoller ist, kann man auch streiten. So manch gehörnter Ehemann könnte Sie um Ihre Lage beneiden, Aber würden Sie sagen das das wirklich erheblich ist im Vergleich zu dem, was nicht anerkannte Transsexuelle an Widersprüchen zwischen Rechtslage und subjektiver Lebensempfindung ertragen müssen?

      • @Normalo:

        Ihre Ausführungen setzen die Annahme voraus, dass das Geschlecht eines Menschen - anders als z. B. Alter, Körpergröße, Hautfarbe oder Staatsangehörigkeit - von seiner Selbstidentifikation abhängig sei bzw. sein solle. Ohne diese Voraussetzung ist die rechtliche Gleichstellung bereits jetzt zu 100 % gegeben.

        • @Budzylein:

          Jawoll. Diese Prämisse steckt so ein wenig in der Verwendung des Begriffs "transsexuell" drin, denn ohne diese Unterstellung kann es das gar nicht geben. Das Phänomen ist aus meiner Sicht auch nicht außerweltlich. Natürlich KANN das Geschlecht, in dem ein Mensch leben möchte, von dem Geschlecht abweichen, dass die Natur ihm mitgegeben hat. Ich hin zwar so GAR kein Fan des rein "soziologistischen" Genderbegriffs, aber dass Geschlechtsidentität und Rollenverhalten nicht ausschließlich biologisch bedingt sind, würde ich schon unterschreiben. Es gibt dazu, meine ich, auch genug Studien.

          Am Ende WÄRE es ja auch egal, ob jemand als Mann oder Frau durchs Leben geht, wären da nicht die doch recht gewaltigen Unterschiede, mir denen die Welt auf den "kleinen" Unterschied reagiert. Auch DAS geht weit über die biologische Basis hinaus. So gesehen kann auch die Rechtslage abbilden, dass es weiche, der Selbstbestimmung zugängliche Faktoren gibt die durch aus das für einen bestimmten Menschen "passende" Geschlecht entscheidend mit beeinflussen können.

          • @Normalo:

            Rollenverhalten hat, wie schon das Wort sagt, nichts mit Geschlecht zu tun, sondern mit Rollen, also mit Zuschreibungen bestimmter Verhaltensmuster zu den Geschlechtern. Und diese Zuschreibungen sind nicht objektiv begründet und nahezu beliebig austauschbar. Emanzipation bedeutet, die Verknüpfung von Geschlecht und Rolle aufzubrechen, und nicht, diese Verknüpfung zu verfestigen.

            • @Budzylein:

              Diese Form der Emanzipation steht aber so nicht im Gesetz. Vielmehr gibt es eine Fülle von (vielfach hart im Interesse der Emanzipation erkämpften) rechtlichen Geschlechtsdifferenzierungen, die ganz klar nicht - oder nicht nur - auf den biologischen Unterschied abzielen, sondern auf ein unterstelltes (im Zweifel auch empirisch nachweisbares) Rollenverhalten - Beipielthemen: "Sexualisierte Gewalt", "Glasdecke", Rollenverteilung in der Familie namentlich außerhalb Mutterschutz und Stillzeit. Von daher ist es nur konsequent, dass vom biologischen Geschlecht "abweichendes" Rollenverhalten beim Anwendungsbereich dieser Vorschriften berücksichtig wird, solange ihr Regelungsgehalt nicht ausschließlich auf den biologischen Unterschied abzielt.

              Man mag ein wirklich rollenblindes Recht ANSTREBEN, aber das hieße halt zunächst mal, sich von den ganzen eher rollen- als biogeschlechtsspezifischen Schutzvorschriften zu trennen. Das aber ist das letzte, was auch die Verfechter einer "Geschlecht ist Geschlecht"-Linie wollen, denke ich...

    • @planb:

      Weil das mal wider von so vielen Kommentatoren angezweifelt wird.... Eins redet sich ja eh nur wider den Mund fusselig. Daher ein Paar Beispiele zur rechtlichen Gleichstellung:

      - Das TSG ist keine wirkliche rechtliche anerkennung, Es geht von der Prämisse aus, trans Personene seien Psychisch krank. In den geforderten Gutachten lügen wir alle bis sich die Balken biegen (jaja, ich denke ganz fest an cis Männer wenn ich Masturbiere und wünsche mir nichts mehr als eine monogame hetero-Ehe). Die Gutachtenden wissen, dass diese Gutachten überflüssig, das ist auch der Stand der Wissenschaft, sind aber lassen sich dafür gut bezahlen. (2-4000€ für so einen TSG Prozess).

      - Die medizinische Versorgung bei geschlechtsangleichenden Maßnamen ist für trans Personen ein absoluter Kampf. Für cis Frauen stellt das niemand in Frage. Brustaufbau bei Dysmorphie? Gesichtshaarentfernung bei übermäßigem Bartwuchs? Hormonpräperate? Haarverpflanzung bei Haarausfall? Kann jederzeit auf Rezept oder per Heilmittelverordnung auf Kasse gemacht werden. Wir dürfen dafür Klage nach Klage gegen die KK einreichen weil es keine Gesetzliche Regelung gegen ärztliche Willkür gibt.

      - Diskriminierungsschutz. Während so gut wie alles was unter Ehrverletzende Äußerung fällt im Zweifel strafbar ist, ist ein Misgendern oder Deadnaming völlig legal falls eine rechtliche angleichung nicht erfolgte (diese ist teuer und kann Jahre dauern), auch wenn es zu Retraumatisierung betroffener führt.3

  • Solange (Cis)Frauen angegangen werden, wenn sie unter sich sein wollen, ist das wohl noch nicht besonders ausgereift. Und das ist nur ein Kritikpunkt.

    • @YeahYeah:

      Ja nun, es gibt auch Heteros, die unter sich sein wollen. Regelmäßig z.B. im Sport.



      Schauen wir in 10 Jahren noch mal auf Ihren Post.

      • @mats:

        wo bitte? Gibt es Sportvereine, die keine Schwulen, Lesben oder Transpersonen zulassen? Oder denken Sie an die Zulassung von biologischen Männern bei Frauensport-Wettbewerben.



        Ich hoffe auch, dass in 10 Jahren dieser Spuk vorbei ist.

    • @YeahYeah:

      Niemand wird angegangen. Man sollte es nur aushalten können als transfeindlich zu gelten. Männer in ihren exklusiven Vereinen haben ja auch kein Problem damit als misogyn zu gelten.

    • @YeahYeah:

      Ist mir im echten Leben ehrlich gesagt noch nie begegnet. Haben sie da ein Beispiel, dass nicht nur ein social-media Ding ist? Ich meine, irgend etwas muss sie ja motiviert haben, diesen Kommentar zu schreiben.

      Also die wenigen Male, dass sich wirklich eine cis Frau durch meine Anwesenheit gestört gefühlt hat, wurde ich ohne Vorwarnung aggressiv angegangen und es wurde von den ganzen anderen cis Frauen im Raum solidarisch eingegriffen. Verständnis für solch ein feindseliges erhalten hab ich jedenfalls noch nie erlebt.

      Abgesehen davon, warum würden denn cis Frauen unter sich sein wollen? Also, mal so ganz rationale Gründe, warum einzig das cis sein dafür ausschlaggebend ist?

      Also wirklich, ich kann mir eigentlich keine Gründe vorstellen, die nichts mit einer generellen Transfeindlichkeit zu zun haben.



      Geht's um Penise? - Naja, haben ja nicht alle von uns. Und selbst wenn, es gibt ja hoffentlich nicht wirklich irgendwelche Kontexte in denen sie Gezwungen sind, mit den Genitalien ihres Gegenübers kontakt aufzunehmen. Da wären wir ja in einem ganz anderen Problemfeld.

      Was jemand zwischen den Beinen hat, oder was für Chromosome oder wasauchimmer sind ja völlig willkürliche Eigenschaften. So wie zB Hautfarbe. Ich finde, wenn zB Weiße Menschen sagen, sie wollen nur unter Weißen sein ist das schon problematisch. Warum sollte das denn mit anderen Merkmalen plötzlich OK sein?

  • Ich kann leider den Vergleichen von Homosexuellen und Transsexuellen nicht folgen. Bei Homosexualität geht es um die moralische Bewertung ob es "richtig" oder "falsch", "gut" oder "schlecht" ist wenn ein Mann einen Mann oder eine Frau eine Frau liebt (oder vielleicht noch um die Frage ob Homsexualität angeboren ist oder nicht). Niemand bezweifelt, dass eine Person die von sich behauptet homosexuell zu sein auch wirklich homosexuell ist. Bei Transsexuellen geht es um "Sein" und Existenz, also um die Frage ob Person A ein Mann oder eine Frau ist. Das sind doch fundamental verschiedene Dinge.

    • @Andrea Seifert:

      Lesen Sie bitte nochmal ihren eigenen Kommentar- Sie haben ihre Antwort gerade selbst beantwortet.

    • @Andrea Seifert:

      Vielleicht "Identität" statt "Existenz"?

      Die Frage bleibt, wer wen definieren darf: Transfrauen definieren so ja nicht nur ihre eigene Identität, sondern auch die von Cis-Frauen.

      Was ich (als Cis-Mann) problematisch finde: darf man sich als gewesener (also teilweise als solcher sozialisierter) Cis-Mann auf Judith Butler berufen und einer Cis-Frau erklären, wenn sie Menstruation, Gebärfähigkeit (darum gingen z.B. die Wortspiele von J.K. Rowling zu 'womb' + 'man' = woman, also 'Mensch/Mann mit Gebärmutter', das andere englische Wort für Frau wäre "queen", von skand. "kvinna") für identitätsdefinierend, also -begrenzend halte, sei sie im Grunde Faschistin?

      》Anti-gender movements are not just reactionary butfascisttrends, the kind that support increasingly authoritarian governments.《 (was ja auch Schwarzer und ihre Emma einschlösse)

      Und dann alle zusammenrühren, "the rightwing Italian group Pro Vita" oder "opponents of “gender” seek recourse to the Bible to defend their views about the natural hierarchy between men and women and the distinctive values of masculine and feminine", incl. 'Terfs'?

      Während es sich bei gender studies um "a complex and internally diverse field that includes a wide range of scholars" handele?

      is.gd/0a6dfQ

      Gelehrte ./. Faschisten?

      Und wie ordnen wir dann das iranische Regime ein, die oben erwähnte Fatwa Chomeinis?

      》Der Iran führt nach Thailand die meisten operativen Änderungen des Geschlechts durch. In der islamischen Republik sollen inoffiziellen Schätzungen zufolge 150.000 Menschen leben, die sich einem derartigen Eingriff unterzogen haben.

      Während auf Homosexualität im Iran die Todesstrafe steht, wird Transsexualität nach einer Fatwa von Ajatollah Khomeini aus dem Jahre 1979 als Krankheit angesehen. Der Staat finanziert meist die rund 4.000 Euro teure Operation und die anschließende Hormonbehandlung.《

      www.queer.de/detail.php?article_id=7672