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Statistisches BundesamtDer Osten leert sich

Die Zahl der Menschen im Erwerbsalter in Ostdeutschland sinkt weiter deutlich. Dafür ist auch die geringere Zuwanderung aus dem Ausland verantwortlich.

Verlassene Bushaltestelle in der Uckermark Foto: serienlicht/imago

Wiesbaden epd | Die Zahl der Menschen im Erwerbsalter wird einer statistischen Berechnung zufolge in den nächsten Jahren vor allem im Osten Deutschlands abnehmen. Wie das Statistische Bundesamt am Freitag auf Basis einer Bevölkerungsvorausberechnung mitteilte, wird die Zahl der Erwerbstätigen im Osten Deutschlands in den nächsten 20 Jahren um bis zu 1,2 Millionen Menschen sinken.

Laut der Statistikbehörde lebten Ende vergangenen Jahres 51,4 Millionen Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahren in Deutschland, davon 7,2 Millionen in den ostdeutschen Ländern. Bis zum Jahr 2070 rechnet das Statistische Bundesamt mit einem Rückgang um 830.000 bis 2,1 Millionen Menschen dieser Altersgruppe in Ostdeutschland.

In Westdeutschland könnte die Zahl der Personen im Erwerbsalter bei weiterhin hoher Zuwanderung bis 2043 dagegen nur leicht sinken. Zudem sei die Geburtenrate in Ostdeutschland derzeit niedriger als in den westdeutschen Bundesländern.

Die Altersstruktur in Ostdeutschland ist nach Einschätzung von Bettina Sommer, Expertin für Bevölkerungsentwicklung bei der Behörde, noch immer durch den Geburteneinbruch nach der Wiedervereinigung und die verhältnismäßig starke Abwanderung der zurückliegenden Jahrzehnte geprägt. Wie stark der künftige Rückgang tatsächlich ausfalle, hänge von der Zuwanderung aus dem Ausland ab.

Die Abwanderung aus den ostdeutschen Bundesländern gen Westen hat neben dem Rückgang der Geburten und der im Vergleich zu den westdeutschen Ländern geringeren Zuwanderung aus dem Ausland nach 1991 jahrelang zu einem Schrumpfen sowie zur Alterung der Bevölkerung in Ostdeutschland beigetragen.

Seit 2017 ziehen jedoch mehr Menschen aus dem Westen in ostdeutsche Bundesländer, davon überwiegend Personen im Erwerbsalter. Der geringe Verlust im Westen Deutschlands wird allerdings durch die Zuwanderung aus dem Ausland mehr als kompensiert, die größtenteils in westdeutsche Bundesländer erfolgt.

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34 Kommentare

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  • Gut für die Natur.

  • Gut für die Natur.

  • Das wichtigste Argument für Wanderungsbewegungen sind Arbeitsplätze: Die Menschen ziehen dorthin, wo es Arbeit gibt, am besten gut bezahlte. Werden im Osten Arbeitsplätze geschaffen (z. B. Halbleiterindustrie in Dresden, Tesla in Grünheide, Intel in Magdeburg), dann werden sich mehr Leute dort ein neues Zuhause suchen.

    • @Aurego:

      Die Voraussetzung ist immer noch, daß sowohl Arbeitsbedingungen als auch Bezahlung stimmen, daß da jemand zum Arbeitsplatz zieht. Und zumindest von Tesla habe ich da nicht viel Gutes gehört.

  • Das ist keine Krise, das ist gelebtes Degrowth.

  • Zur Zeit sammeln sich die Nazis in der Nähe von Celle.



    Liegt nicht im Osten



    Feiern dort seit Jahren Erntedank und sind sesshaft geworden.

    Gibt es Infos, dass Celle dem Osten übereignet wurde, damit die westliche Weste nicht braun wird?

    • @Anna Kirsch:

      Welche Wahlergebnisse für die AfD hat denn Niedersachsen? Auch mindestens 20% wie im Osten? Einzelne Nazinester gibt es überall, z.B. auch in Hessen. Eine derartige rechtsextreme Dominanz für den örtlichen Diskurs gibt es aber nur in den Tiefen des dunkeldeutschen Raumes. Ist nicht schön, kann man aber auch nicht einfach wegdefinieren.

  • Der Markt regelt das ganz von alleine.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Nö.

      Für ein Gewerbegebiet in Berlin, dass die Betriebe und Arbeitnehmer aus dem Umland aufsaugt, muss immer noch staatlicherseits ein Bebauungsplan erstellt werden, der wiederum auf übergeordneten Plänen aufbaut.

      Die Raumnutzung ist bereits vorgegeben, bevor "der Markt" agiert.

  • Kann ich je nach Region verstehen. Wer will schon in der Nähe von Nazis leben?

    • @Uranus:

      das Problem ist nur, je mehr Menschen wegziehen, desto größer wird der relative Anteil der Nazis, die eben nicht weggehen, ein sich selbst verstärkendes Problem. Und einen Osten der dann irgendwann einmal stramm rechts regiert wird, das wirkt sich auch auf den Westen aus (wobei hier auch nicht alles so rosig ist!) Spätestens dann wird die Häme und Verachtung des Ostens als Nazihort auch ein gesamtdeutsches politisches Problem.

      • @nutzer:

        Das wäre allerdings ein weiteres Problem. Für einige dürfte das aber auch nicht so problematisch sein. Notfalls geht mensch dazu über, nicht mehr über Politik miteinander zu reden.

      • @nutzer:

        Es ziehen die jungen weg, die einen Arbeitsplatz woanders gefunden haben. Dieser Wegzugfaktor ist unabhängig von der politischen Einstellung.

        • @Rudolf Fissner:

          ne, aus eigener erfahrung weiß ich, dass nicht alle gleichmäßig wegziehen. frauen z.b. mehr als männer und bei den männern. und bei den männern gibt es auch noch unterschiede...

        • @Rudolf Fissner:

          nö, es ziehen junge Menschen vom Westen in den Osten!

          Sie haben offensichtlich den Artikel gar nicht richtig gelesen...

          Trotzdem hat der Osten ein Problem mit rückläufiger Bevölkerungen, wegen Geburtenrate und zuwenig Migrantenzuzug.

  • "Die Abwanderung aus den ostdeutschen Bundesländern gen Westen"

    "Gen Westen" ist viel zu unspezifisch. Die Binnenwanderung erfolgte in die Metropolregionen Deutschlands.

    Für Ostdeutschland ist das vor allem Berlin. Die Menschen ziehen Weg wegen Arbeit. Darin sind vor allem auch die jetzige Wohnungsnot und Mietpreissteigerungen mit begründet. www.deutschlandatl...ngsleerstand.html#

    Es braucht eine andere Raumplanung und Wirtschaftspolitik in DE.

    • @Rudolf Fissner:

      Menschen, die in großen Städten leben, müssen i m Allgemeinen weniger Wege mit dem Auto zurücklegen, brauchen weniger Grundfläche zum Wohnen, da höher gebaut wird, in Städten wird Infrastruktur (Ärzte, Schulen, ÖPNV etc.) effizienter genutzt. Dass Städte wachsen und ländlichen Gebiete, insbesondere im Osten, schrumpfen, ist nicht unbedingt schlecht.

      Der Zusammenbruch der DDR hat den Menschen Freizügigkeit gegeben. Viele haben das genutzt, sind dort hingezogen, wo sie bessere Arbeitsmöglichkeiten und eine höhere Lebensqualität finden. Davon profitieren wir alle. Wer die Freizügigkeit nicht nutzt, sollte sich auch nicht beklagen.

  • Der wilde Osten wird dauerhaft zu unserem Problembären - Danke Herr Kohl zum Tag der deutschen Einheit

  • Meiner Meinung nach sind weniger dicht besiedelte Gebiete schön und können teilweise an dieNatur zurückgegeben werden. Das finde ich gut.

    Ich selbst bin vom Westen in den weniger dicht besiedelten Osten umgezogen, habe es nicht bereut und werde es auch nie bereuen.

    Wenn ich nicht ganz verblendet bin, meine ich im Umgang der Menschen untereinander noch Reste sozialistischer Prägung wahrzunehmen, was mir enorm gut gefällt und für mich das Zusammenleben sehr angenehm macht.

    Das war nun offensichtlich ein parteiischer, subjektiver Beitrag von mir, dessen Inhalt vielleicht nicht viele teilen können.

    • @*Sabine*:

      Wir haben die gleichen Erfahrungen gemacht. Fühlen uns sehr wohl im Osten. Freundliche und hilfsbereite Menschen.



      Würde mich mal interessieren, wer von den Kommentatoren schon im Osten gelebt hat oder wenigstens längere Zeit dort war.

    • @*Sabine*:

      Danke! Empfinde ich auch so wenn es mich beruflich in den Osten treibt. Zusätzlich genieße ich die sehr gute Infrastruktur, die sich teilweise deutlich positiv vom Westen abhebt

    • @*Sabine*:

      Ich war beruflich oft in den neuen Bundesländern unterwegs und kann vor allem beim zwischenmenschlichen Umgang die Reste sozialistischer Prägung" absolut unterschreiben. Vor allem in den dörflichen Gegenden noch weit verbreitet und auf ihre eigene Art und Weise wirklich angenehm und eine willkommene Abwechslung zum westdeutschen Egozug.

  • Schon anno 89 gab es Warnungen, dass der osten der Mezzogiorno Deutschlands wird. Verlassen mit alten Leuten....

  • Ist es ein Wunder, wenn sich der Osten leert?



    1. In den "neuen" Bundesländern liegt die Negations-Partei bei ca. 30%.



    Das lässt angesichts des deutschen Untergangs, verschuldet durch die AfD-Vorgängerpartei NSDAP nichts Gutes ahnen.



    2. Ebenso hoch liegen die Zahlen der Alkoholtoten auf 100.000 Einwohner im Osten. (statistisches Bundesamt)



    3. Der Osten hat bundesweit die höchsten Selbstmordraten.



    4. Im Osten ist der Kindesmissbrauch überdurchschnittlich.



    5. Jetzt ist in Sachsen wegen der Coronaleugnung und der Impfverweigerung auch noch die Lebenserwartung um 0,8 Jahre gesunken.



    WER WILL DA DRÜBEN NOCH LEBEN ?

    • @aus bavaria:

      Ich z.B. Grundstücke und Häuser sind dort billig und da ich online arbeiten könnte, wäre es kein Problem meinen Job auszuüben. Das einzige was mich zurück hält ist das meine Kinder noch nicht volljährig sind und ich durch Wohneigentum auch jetzt bereits ziemlich verwurzelt bin.

    • @aus bavaria:

      Es schreibt ein Bayer im Wahlkampf. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte es als Humor durchgehen.



      Der braun angehauchte Minister samt oberstem Beschützer wird toleriert.



      Ich wohne gern im Osten, sehr gerne.

      • @Anna Kirsch:

        Da haben Sie nen Punkt! :D Gilt bspw. Berlin und Leipzig auch als Osten? Dann würde den letzten Satz auch unterschreiben. Bezüglich anderer Orte und Landesteile insbesondere Sachsens würde ich das wohl anders sehen.

        • @Uranus:

          Kennen Sie Sachsen?

          Es gibt dort total schöne Ecken mit wirklich netten Menschen.

          • @rero:

            Nicht wirklich. Die beiden genannten Städte ein bisschen. Glauben tue ich Ihnen/es, dass es dort auch nette Menschen gibt. Wobei Nettsein ja nicht das Relevante wäre. Bspw. mögen eine*r Menschen erstmal als nett vorkommen, die sich später als Nazis/AFD-Wähler*innen entpuppten. Sicherlich leben da auch Linke (die wiederum ein*er aber nicht unbedingt alle nett vorkommen müssten). Zur Klarstellung: meine Aussage bezog sich auf jene Regionen mit hohen Stimmenanteilen für AFD und Co. Ich persönlich stelle mir es schwierig vor, an Orten zu leben, in denen jed*e dritte Erwachsene*r AFD wählt.

    • @aus bavaria:

      Das mit den Alkoholtoten wusste ich nicht, ist ja erschreckend. Es sind ja z.T. 3 mal so viele wie in BW, warum wird das nicht öffentlich thematisiert?



      Die anderen Punkte habe ich nicht quer gecheckt, sind aber genau so schockierend.

    • @aus bavaria:

      Das Problem im Osten ist eher die immer noch niedrigere Bezahlung und die Gewerbestruktur ein Problem.

      Niemanden, der in den Osten ziehen möchte, tangieren irgendwelche Selbstmordraten, Alkoholtote (der Osten war schon immer ein Schnaps-Land gewesen) oder eine gesunkene Lebenserwartung, die im Saarland übrigens genauso hoch ist wie in Sachsen-Anhalt ;)

      Auf deine Frage : Ich würde "da drüben" leben, ich hätte da auch ohne Probleme Arbeit und in Planung war das Ganze auch schon. Meine Frau hat allerdings das Veto-Recht, und diesen Joker hat sie genutzt :(

      • @SeppW:

        Wenn ich mir die dortigen Zustände anschaue würde ich in einen Job in manchen Regionen dort allenfalls remote annehmen, aber vor Ort für kein Geld der Welt. Ich würde mir weder die hasserfüllte Stimmung gegen alles was als fremd oder anders empfunden wird zumuten wollen, noch riskieren wollen der grassierenden rechten Gewalt zum Opfer zu fallen. Ich denke also nicht, dass das vorrangige Problem dort in der mäßigen Bezahlung liegt. Und tatsächlich kann man ja auch feststellen, dass dort wo ein weltoffenes, tolerantes und pluralistisches Klima herrscht, entsprechend auch die gesuchten High-Potentials eher bereit sind sich niederzulassen und Wertschöpfung und Wohlstand steigen. Und zwar teilweise so heftig, dass im Zuge der Gentrifizierungsproblematik von linker Seite aus teils gezielt nach Deattraktivierungsstrategien gesucht wurde.

  • Würde nicht den ganzen Osten als Problemgebiet bezeichnen, Sachsen und Brandenburg haben mit Dresden/Leipzig und Berlin ihre ausreichend großen Boomgebiete, McPomm hat wenigstens die Ostsee. In Thüringen, Sachsen-Anhalt wird es aber durch das Fehlen ausreichend großer Ballungsräume zappenduster, schwierige politische Konstellationen und Wutbürger machen es nicht besser.

    • @FancyBeard:

      Das Problem sind nicht die Gebiete sondern die Bürger !