piwik no script img

Jugendarbeitslosigkeit in DeutschlandNichtstun gegen Nahles

Konstantin Nowotny
Kommentar von Konstantin Nowotny

Die Chefin der Bundesagentur für Arbeit will Schü­le­r*in­nen stärker in den Arbeitsmarkt nötigen. Diese sollten dagegen etwas tun, nämlich: nichts.

Die studierte Germanistin und Vorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles Foto: Janine Schmitz/photothek/imago

N och sind in vielen Bundesländern Sommerferien, noch dürfen sich Schü­le­r*in­nen in diesem Land ein wenig ausruhen von Tests, Hausaufgaben, Referaten und allerlei anderen Nervigkeiten. Zum Glück, denn: Arbeiten müssen sie ja alle noch genug. Das wissen die Eltern, die von ihrer 40-Stunden-Woche herab gern predigen, dass Schule ja entspannend sei. Das harte Leben, das kommt ja noch!

Dass alle Jahre wieder eine neue Studie oder Umfrage feststellt, dass sich Schü­le­r*in­nen in diesem Land immer öfter gestresst fühlen – geschenkt. Dass die Psyche der Jugendlichen unter den Belastungen der Coronakrise nachweislich stark gelitten hat – ach was! Opa ist immerhin noch unter Artilleriebeschuss mit der Kutsche über den winterlichen Bergpass in die Schule gefahren und hatte dabei immer ein fröhliches Lied auf den Lippen. Sollen sie mal nicht so jammern, die Jugendlichen.

Andrea Nahles – das fehlte den Jugendlichen gerade noch – hat nun Ideen. Im Vergleich zum Juli des Vorjahres sei die Zahl der als erwerbslos gemeldeten Jugendlichen unter 25 Jahren um 8 Prozent gestiegen, sagte die Vorsitzende der Bundesagentur für Arbeit am Dienstag in einem Interview mit der Rheinischen Post. „Die Überfülle der Möglichkeiten bei über 300 dualen Ausbildungsberufen verunsichert viele Jugendliche“, ergänzte sie.

„Unselige Frühverrentungspraxis“

Um den verwirrten Jugendlichen zu helfen, schlug die ehemalige Generalsekretärin der SPD mehr verpflichtende Praktika vor. Eine unbezahlte Tätigkeit von Minderjährigen während der Schullaufbahn sei einfach zu wenig. Das passt wie die Faust auf den Lehrertisch, denn nicht nur die Jüngeren sollen in Nahles’ Welt mehr zur Arbeit genötigt werden, auch die „unselige Früh­verrentungspraxis“ ist ihr ein Dorn im Auge. 1,3 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland über das Rentenalter hinaus, das kann der Rest doch auch – wenn er nicht schon krank oder tot ist.

Die Jungen sollen eher ran und die Alten länger – schon ist der Fachkräftemangel gelöst. Weniger arbeiten? Gott bewahre: Es gebe „weltweit und historisch“ keine Gesellschaft, die ihren Wohlstand mit Arbeitszeitverkürzung halten konnte, meinte Christian Lindner noch im Mai. Ökonomen ­widersprachen, aber gut, das sind ja nur „Studierte, die alles durcheinanderbringen“, wie der Trigema-Inhaber und Schimpansenflüsterer Wolfgang Grupp jüngst verlauten ließ.

Die Jugendlichen scheinen es derweil gelassen zu nehmen: 30.000 Ber­li­ne­r*in­nen zwischen 14 und 24 täten einfach „nichts“, schrieb die B.Z. Ende Juli. Und damit tun sie das einzig ­Richtige.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Konstantin Nowotny
Autor
Seit 2013 freier Journalist, seit 2022 bei der taz. IJP-Fellow (Tel Aviv, 2021). DAAD-Stipendiat (New York City, 2016/17). Themen u.a.: Pop & Punk, Kapitalismus & Kultur, Rechte & Linke. Berlin/Leipzig
Mehr zum Thema

44 Kommentare

 / 
  • Frau Nahles ist neben Herrn Lauterbach eine der letzten Agenda 2010 Streiterinnen. Schliesslich hat sie den Bürgergeldemofängern noch die unsägliche Aufrechnung von einmaligem Einkommen auf 6 Monate aufgedrückt.



    Schuster bleib bei deinem Leisten.

    Ja, wir haben freie Lehrstellen. Aber hauptsächlich in berufen die die unattraktiv sind. Was kann man denn im Handwerk erreichen. Du bleibst dein Leben lang Geselle und musst dich mit einem Leben im Mittelmaß begnügen.



    Andererseits wir überall von dir verlangt das dich dein Leben lang selbst optimieren sollst. Das passt eben nicht zusammen. Bigger, better, faster, more wird überall gepredigt. Das passt nicht zu einem Leben im vorkonfektioniertem Mittelmaß.

  • Ein unbezahlten Schülerpraktikum ist viel, aber ganz bestimmt keine Arbeit. Endlich mal ein vernünftiger Vorschlag, dass Schüler auch mehr schnuppern können, was sie interessiert. Besser das als Emilia Galotti oder die Leiden des jungen Werther.

    • @Aneoul:

      Ja genau. Schülerpraktika sind keine Arbeit und dürften das den gestzl. Regelungen nach auch gar nicht sein. Ich habe mich ein ganz klein wenig „umgesehen“ und folgende wie ich denke gute Beschreibung gefunden. (Den gesamten Text habe ich nicht gelesen.)

      Andreas Becker:



      „Gesetzliche Regelung betrieblicher Praktika in der Sekundarstufe I an allgemeinbildenden Schulen im Rahmen der Arbeitswelt- und Berufsorientierung. Eine Übersicht nach Bundesländern.



      DGB 2014“

      Link: file:/C:/Users/Donald/D...-Bundeslaender.pdf

      Zitate:

      „Schülerbetriebspraktika sind eine Organisationsform des Praxislernens. Schülerinnen und Schülern



      sollen konkrete Anschauungen und persönliche Erfahrungen in der Arbeitswelt ermöglicht werden,



      um sie im Berufswahl-Übergangssystem zu unterstützen. Durch die Praxiserfahrungen, die sie in der Berufs- und Arbeitswelt erwerben und reflektieren, sollen sie ein Stück Sicherheit bei der



      Berufsorientierung bekommen. Gefördert werden soll aber auch die individuelle Kompetenz, innerhalb der Erwerbsbiographie immer wieder Berufswahlentscheidungen zu treffen, die individuell als erfolgreich wahrgenommen werden.“ S. 5

      „Mit dem Schülerbetriebspraktikum sollen Schülerinnen und Schüler vor der ersten Berufswahlentscheidung Sicherheit dabei gewinnen, ihre berufliche Lebensplanung selbst gestalten zu lernen. Im föderalen System liegen die verbindliche Einführung, die Regelung und die Ausgestaltung des



      Schülerbetriebspraktikums in der Länderhoheit. Entsprechend gibt es zwischen den Bundesländern



      große Unterschiede.“ S. 5

      Mit Blick auf die Politik der Bundesagentur für Arbeit und des Arbeitsministeriums ist es sehr wichtig, hinzuweisen, das Schülerpraktika Sache der Bundesländer mit ihrer Bildungs- u. Schulpolitik sind. Die Rolle der Bundesagentur für Arbeit und des Bundesarbeitsministeriums dabei, sollten in den Blick genommen werden.

    • @Aneoul:

      Richtig. Wer braucht schon Kultur, Bildung und Selbstreflexion im Land der Richter und Henker?



      Kanonenfutter für die Wirtschaft, das brauchen wir.

  • Foto-taz: "Die studierte Germanistin und Vorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles"

    Frau Nahles ist also Germanistin. Nun ja, da hat sie ja Glück gehabt, dass sie frühzeitig in die SPD eingetreten und Karriere in dieser "sozialen" Partei gemacht hat. Und jetzt ist sie Chefin der Bundesagentur für Arbeit, mit einem Jahresgehalt von 300.000 Euro (das natürlich vom Steuerzahler bezahlt wird). Man stelle sich nur einmal vor, Andrea Nahles wäre nicht in die SPD gegangen, dann wäre sie vielleicht heute eine arbeitslose Germanistin und müsste sich im Jobcenter anhören, dass sie mit ihrem Studienabschluss "schwer vermittelbar" sei und erst mal ein paar verpflichtende Praktika machen sollte.

    taz: "Um den verwirrten Jugendlichen zu helfen, schlug die ehemalige Generalsekretärin der SPD mehr verpflichtende Praktika vor."

    Ja, aber natürlich 'für lau' oder um es vornehmer auszudrücken, am besten 'unentgeltlich'; denn schon Gerhard Schröder (SPD) sagte ja 2005 vor dem World Economic Forum: "Wir müssen und wir haben unseren Arbeitsmarkt liberalisiert. Wir haben einen der besten Niedriglohnsektoren aufgebaut, den es in Europa gibt". [Gerhard Schröder (SPD) 2005 vor dem World Economic Forum]

    Die Agenda-2010-SPD ändert sich nicht mehr; aber wo es die lukrativsten Posten gibt, das wissen die Genossen und Genossinnen allerdings ganz genau, und diese Posten werden dann ja auch an ehemalige SPDler vergeben.

  • Ich will die Schulzeit nicht verteufeln, meine war toll!!! Aber: ich habe auch "gearbeitet". Schule von 8 bis 14 Uhr, dann Hausaufgaben, eventuell Stoff nachholen oder so. Das war sicher keine 40-Stunden-Woche, aber 30-35 waren es allemal. Ich denke, dass ich (und alle anderen Schüler auch) Sommerferien dann auch verdient hatten - mit Nichtstun oder Ferienjob oder auch mal Vorbereitung auf das kommende Schuljahr. Ganz wie ich es wollte.

  • 9G
    94799 (Profil gelöscht)

    Solange die BfA die Hilfesuchenden ua. als KUNDEN bezeichnet - was wollen die denn da kaufen - wird das nichts Gescheites. Die Bezeichnung PATIENTEN (Geduldige) wäre zutreffender, das Wort sollte man den Ärzten wegnehmen damit sie ihre Hilfesuchenden endlich als das bezeichnen was sie sind, direkt oder indirekt zahlende KUNDEN!

  • Was ist denn am "nichts tun" so gut? Warum spricht sich die taz fürs Nichtsein, Nichtstun aus?



    Ich glaube auch, wie Frau Nahles, und viele andere, das Praktikas den Jugendlichen helfen, herauszufinden, was sie mögen und was sie in den nächsten 10, 20, 30, 40 oder 50 Jahre machen wollen und können.



    Ich bin jedenfalls gerne baufacharbeiterin. Ich arbeite auch manchmal in meiner Freizeit und freue mich über das, was ich schaffe, kann und konstruiere.

  • Das Beschäftigungsprogramm für Andrea Nahles bei der BAA fusst ja auf einem schlechten Gewissen der SPD -

    Und Nahles selber ? Kämpft wohl von Amts wegen gegen ihre innere Andrea der Jugend von damqals.... es leben Kurt Beck oder Dachlatten Börner !

  • Wenn ich mir meinen späten, "richtigen" Arbeitseinstieg so anschaue, fällt mir vieles auf.



    Klar, Haus erst mit 36 kaufen zu können und dann erst eine Familie gründen ist etwas spät - aber ich muss sagen, dass mein Erfahrungsschatz den eines gleichaltrigen Vorbild-Ingenieurs mit Berufseinstieg mit 23 Jahren um ein vielfaches übertrifft. Und sowas wird in anderen Branchen nicht weniger wichtig sein.

  • 6G
    678409 (Profil gelöscht)

    Wie wäre es denn, wenn Frau Nahles erst mal dafür sorgt, dass die Mitarbeiter der Bundesagentur ihre Arbeit machen?

    Was ich selber erlebt habe und was im Bekannten-Kreis mitbekomme, spricht das ja nicht gerade dafür, dass die Mitarbeiter ihrer „Agentur“ großartig Lust auf ihren Job haben. Arbeitssuchende zu demotivieren und niederzumachen kann ja wohl nicht im Sinn der Agentur sein. Besonders schön finde ich auch, dass einfach die persönlichen Daten an Zeitarbeitsvermittler weitergeleitetet oder unsinnige Weiterbildungen bezahlt werden. Hauptsache die Leute sind aus der Statistik. Ob es sinnvoll ist oder nicht.

    Die Agentur hat keine Ahnung vom Markt und reagiert auch nicht entsprechend. Es wird auch nicht verstanden, was wirklich benötigt wird, weil man in seiner Agentur-Blase lebt. Verwalten statt aktiv managen. Vielleicht kann ja auch so ein Teil des Fachkräftemangels beseitigt werden.

    Und das ist wohl auch der Grund, warum Frau Nahles möchte, dass jungen Menschen unbedingt arbeiten sollen. Die Statistik muss verschönert werden. Na, dann frohes Schaffen.

  • "die ehemalige Generalsekretärin der SPD"



    Warum nicht



    "die ehemalige SPD-Vorsitzende", oder



    "Bundesarbeitsministerin"?



    Was genau ist an der Generalsekretärin in diesem Kontext so erwähnenswert?

    • @TheDigit:

      Weil man sich noch heute nur noch ungerne daran erinnert, dass Frau Nahles den SPD-Vorsitz und das Amt der Ministerin übernommen hat.

      "Bätschi" ist unvergessen und bleibt peinlich.

  • Wenn man darauf abzielt, sein Leben durch Sozialleistungen finanzieren zu lassen oder mal bei der TAZ zu landen, ist es sicher eine gute Idee, mit Anfang-Mitte 20 einfach nichts zu tun, allen anderen würde ich daber dringend davon abraten

    • @Christian29:

      wieso? als akademiker mit arbeiterklassenhintergrund würde ich nicht sagen, dass erwerbsarbeit sich im vergleich zum erben besonders lohnt - warum sollte ich also anderen für mittelmäßige bezahlung bei der profitmaximierung helfen?

      • @videostar:

        Erben kann man nur, wenn man jemanden zum beerben hat...

    • @Christian29:

      👍

    • 6G
      678409 (Profil gelöscht)
      @Christian29:

      Und wenn man mit 29 um kurz vor 12 Uhr einen Kommentar abgeben kann. Ich habe früher während der Arbeit keine Zeit dafür gehabt.

      • @678409 (Profil gelöscht):

        Es gibt Schichtarbeit...

  • Es soll vorkommen, dass Arbeit Spaß macht

    • @Eva Manhaimer:

      Sorry Frau Manhaimmer. Mein Antwortkommentar hier ist verrutscht. Der richtet sich an @Thedigit.

    • @Eva Manhaimer:

      "Was genau ist an der Generalsekretärin in diesem Kontext so erwähnenswert?"

      Die etwas "provokant" gestellte Frage ist schon genau die richtige im Zusammenhang des Artikels.

      Im Folgenden dazu ehrlich ohne Attacke gegen Ihren Kommentar, falls es gleich danach aussehen könnte:

      Die jetzige Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit BA ist auch SPD-Politikerin, sie ist somit in meiner Sicht ein herausgehobener "politisch-administrativer Akteur" der gegenwärtigen Arbeitsmarkt- u. Beschäftigungspolitik, die von einem SPD geführten Arbeitsministerium der Koalitionsregierung bestimmt wird.



      Es ist z. B. das erklärte Ziel dieser Politik der SPD Politik, die BA auch zu einer "Agentur für berufl. Qualifizierung" weiter zu entwickeln. Das vor dem Hintergrund eines nicht allein mit dem neuen Bürgergeld umzusetzenden "Paradigma" "Arbeit erhalten, neue Arbeit finden durch Qualifizierung". Qualifizierung wird auch vorranging gegenüber einer "schnellen, sanktionsbewährten Vermittlung" durch die Jobcenter betrachtet. Das "Aufnötigen von Arbeit" welches der Artikel anspricht, sei es durch administrativen Zwang oder als "schicksalhafte" Notwendigkeit für den Einzelnen, der z. B. aufgrund fehlender Qualifikation sich gezwungen sieht jeden Job annehmen zu müssen, soll gemindert werden.



      Doch die SPD ist m. M. n. auch noch die ambivalente Partei zwischen einem eher autoritär durchzusetzenden Arbeitszwang (Sanktionen) u. einer auf Motivation der Menschen setzenden Haltung. Gerade der "politische Akteur Nahles" steht für diese Ambivalenz, in "einer Person".



      Ich meine, das ist im Artikel mit impliziert. Wenn das so ist, bin da kritisch: Die öffentliche Debatte um das oben Gesagte darf sich deshalb nicht in der Diskussion um Faulheit erschöpfen! Denn der Autor zeigt selbst richtig auf, dass (andere) Medien z. B. eine solche Debatte geschickt nutzen, um von den Kernproblemen abzulenken. Und: Kommt das dann einer Politik zu passe, die vlt. gar nicht so liberal ist, wie sie tut?

      • @Moon:

        PARDON @EVA MANHAIMER

        Mein Kommentar ist mir "verrutscht.

        Er richtet sich an @THEDIGIT

    • @Eva Manhaimer:

      ja, und besonders wenn man dafür Knete bekommt.

      Für "kein Lohn" zu arbeiten, was ja der Plan scheint (*) macht definitiv kein Spaß und man sollte Jugendlichen sehr schnell klar machen das sie ihre Lebenszeit und Arbeitskraft nicht unter Wert und schon gar nicht ohne monetäre Gegenleistung verkaufen sollten.

      --



      "...verpflichtende Praktika vor. Eine unbezahlte Tätigkeit von Minderjährigen während der Schullaufbahn sei einfach zu wenig."

  • Ziemlich kurzsichtig vom Autor, den Jugendlichen zu raten nichts zu tun. Warum, kann er nicht erklären, hält nur Allgemeinplätze wie über die Rente hinaus arbeiten vor. Hallo? Jugendlich, Rente? Klingelt da was? Da liegen 40 Jahre zwischen. Warum nicht, liegt allerdings auf der Hand.

  • Vielleicht sollte man den jungen Menschen einfach vermitteln, dass Arbeit nicht unbedingt Arbeit sein muss sondern auch Spaß machen kann und einen weiter bringt weil man Dinge lernt, anstatt immer nur darüber zu jammern wie viel alle arbeiten müssen!



    Ich habe in der Schule auch Ferienjobs angenommen, habe dadurch Erfahrung gesammelt, neue Leute kennen gelernt und nebenbei mein Taschengeld noch aufgebessert, also wo ist das Problem ganz ehrlich ?!?!

    • @PartyChampignons:

      Sehe ich genauso!

  • Ich habe das Interview in der Rheinischen Post nicht gelesen, aber Praktika haben auch und vor allem einen Orientierungswert - wichtig für Jugendliche die Influencer*in oder Fußballprofi werden wollen. Ein kritisches Wort noch zur Bildunterschrift: wer hat die verfasst? Sigmar Gabriel? Gehrhard Schröder? Sie erinnert an die Demütigungen, die Frau Nahles als Spitzenpolitikerin durchgemacht hat. Ich denke, nur Frau Roth hat in jüngerer Vergangenheit einen ähnlich abwertenden Diskurs auf sich gezogen wie Frau Nahles.

  • Ich empfehle mit Nachdruck das Buch "Bullshit Jobs" von David Graeber.

    Pflichtlektüre vor allem für Herrn Lindner und den Schimpansenflüsterer!

    • @Dirk Karstädt:

      Der Autor des Buches "Bullshit Jobs" stellt zwar eine bestechend schöne These auf, kommt jedoch zum falschen Ergebnis.

      Bullshit Jobs sollen demnach ja gerade Jobs sein, welche der Beschäftigte selbst für überflüssig hält. Dies dürfte beispielsweise bei



      Unternehmensanwälten und Mittelmanagern eigentlich nie der Fall sein.

      Letzendlich nutzt der Autor die Eingangsthese nur für eine Darstellung von Jobs, die er persönlich für sinnfrei erachtet. Das ist sehr schade, den damit hat der Autor die Chance verpasst, echte Bullshit Jobs zu qualifizieren.

    • @Dirk Karstädt:

      Kann ich voll und ganz unterstützen, dieses Buch spricht einem wirklich aus der Seele. Bin grad auf den letzten Seiten!

  • Vielleicht zeigt sich auch hieran das Scheitern des kapitalistischen Systems? Ich frage für eine*n Freund*in...

  • Was spricht dagegen wenn junge Menschen etwas arbeiten?

    Ich lese hier in den Kommentaren nur was alles nicht gut ist.

    • @AllesKlar:

      Praktika sind unbezahlte Arbeit. Das spricht dagegen.

    • @AllesKlar:

      Da spricht gar nichts dagegen. Aber dass man Jugendliche in ihren Ferien zu Pflichtpraktika zwingen will, damit sie später nicht so verwirrt sind bei der Wahl des Ausbildungsganges, da spricht was dagegen. Insbesondere wenn das mit der bekloppten Begründung gefordert wird, dass es die Jugendarbeitslosigkeit dämpfen würde. Haben Sie den Artikel überhaupt gelesen? Die (nicht) logische Kette von Frau Nahles ist wie folgt: Jugendliche sind vermehrt arbeitslos weil sie sich nicht entscheiden können, welchen Beruf sie erlernen sollen und sich dann lieber doch gleich in ganz jungen Jahren arbeitslos melden. Haben Sie jede Idee davon verloren, welche Existenzängste viele junge Menschen vor dem Beginn des Berufsleben haben? So einen Stuss kann man sich nicht ausdenken.

  • Gute Idee von Frau Nahles!



    Ich erlebe viele Jugendliche, die keinen blassen Schimmer haben, was Sie mal arbeiten wollen.



    Nachdem "irgendwas mit Medien" studiert werden wollte, muss man/frau jetzt ja scheinbar nur noch Faxen in social media machen um steinreich zu werden.



    Tja, ich fürchte, das Ziel " reich und berühmt sein" wird für die Mehrheit der AntragstellerInnen nicht funktionieren.



    Berufe nach Verdienstmöglichkeiten auszuwählen, wie ich das nun schon häufiger gehört habe, macht eher traurig. Dass zwischen Anspruch (Kohle) und Wirklichkeit (Schulabschluß, Studium o.ä.) noch ein ein weiterer Weg liegt, wird gerne ignoriert.



    Nichtstun ist, egal wie das in der jeweiligen Zeit gerade heißt, natürlich erste Jugendlichenpflicht.



    Aufgabe der Gesellschaft ist es aber, die Jugend beim Erwachsenwerden zu unterstützen.



    Keinen Plan zu haben mag in hormongesteuerten Jahren normal sein. Da ist es gut, wenn die Gesellschaft Hilfestellung und Orientierung bietet.



    Letzteres erscheint mir in vielen Fällen Mangelware.



    Die kommende Generation scheint zu glauben, da "Alles im Netz steht" kann der eigene Arbeitsspeicher leer bleiben. Das klappt, solange das Leben aus Games, Kiffen und von Mami bezahlten Lieferdiensten besteht.



    Der großen Leere im Kopf folgt aber irgendwann die große Leere im Portemonnaie.



    Nicht alle Muttis wollen noch mit 90 ihre übergewichtigen " Kleinen" per Eltern-Taxi fortbewegen.



    Ich habe erst im Zivi meine Berufung gefunden.



    Diese Orientierungsphase wünsche ich mir für die Kids und die Gesellschaft zurück. Es ist gut zu erkennen, dass eine Gesellschaft nicht nur aus Nehmen besteht und dass Geben und Arbeiten Spaß machen kann, wenn man/frau herausgefunden hat, was die Arbeit der Träume ist .

    • @Philippo1000:

      Das klingt ja fast schon zu malerisch. Darf man Fragen was Ihre Berufung ist, die Sie gefunden haben? Gefragt von einem nur mittelmäßig Zufriedenem.

  • Bedauerlicherweise ist dem Artikel nicht zu entnehmen, wie viele dieser 14 bis 24 jährigen aus eigener Entscheidung einfach "nichts" tun und sich ihren Lebensunterhalt anderweitig verdingen oder als "arbeitssuchend" eingeordnet werden. Wenn und soweit man "nichts" tut und seinen Lebensunterhalt dabei selbst finanziert, dann mag das Fazit des Autoren aus seinem letzten Satz möglicherweise stimmen.

    Sollte in eben jenen 30.000 jedoch möglicherweise eine etwaig betimmte Anzahl an Jugendlichen Beihilfen auf Kosten des Steuerzahlers erhalten, dann scheinen eben jene Beihilfen als derzeit noch zu hoch und kürzungswürdig. Das Fazit des Autoren aus seinem letzten Satz wäre dann jedenfalls falsch.

  • SPD halt. Der Boss der Bosse hat damals die Schlagrichtung vorgegeben und daran hält die Partei seitdem eisern fest.

  • Frau Nahles geht die Arbeit aus..dagegen muss sie etwas tun….Nein im Ernst. Es wird Zeit dass endlich mal jemand alle Forderungen und Vorschläge sammelt, was Schülern alles unbedingt in der Schule zusätzlich vermittelt werden soll. Gefühlsmäßig sprechen wir über einen Umfang von mehreren Schülerleben…Jedes und alles soll endlich mal in der Schule auf den Lehrplan gesetzt werden….Da lobe ich mir doch die alte Einsicht: Gras wächst nicht schneller wenn man dran zieht….

    • @mwinkl02:

      Frau Nahles will die Jugendarbeitslosenquote senken. Was ist daran falsch? Nicht zu arbeite, Bürgergeld kassieren und andere dafür schuften zu lassen wäre also i.O.? Mal sehen wann diese Lebensphilosophie vor die Wand fährt.



      Als Jugendlicher habe ich nur grob gewußt wohin. Gekommen ist alles anders aber auch nicht schlecht. Was ich niemals wollte, und auch ganz bestimmt nicht als Jugendlicher: beschäftigungslos oder mit einem Fleißbandjob und von der Hand in den Mund leben müssen.

  • Vereinzelt schaffen es ja Arbeitgeber auch Jugendliche mit guten Angeboten und Karrierechancen zu motivieren eine Ausbildung zu beginnen und für Geld zu arbeiten.



    Gute Worte und Ratschläge von Boomern (bin selbst einer) helfen da nicht, denn wer hat sich sich zu meiner Jugendzeit für das Geschwätz der Alten interessiert?