piwik no script img

Kritik an Polizeieinsatz in Leipzig„Wir kamen uns vor wie Tiere“

Protest und Polizeieinsatz zum „Tag X“ in Leipzig werden im Landtag aufgearbeitet. Ein Betroffener berichtet von den Verhältnissen im Polizeikessel.

Momentaufnahme am „Tag X“ in Leipzig Foto: Moritz Schlenk/imago

Leipzig taz | Die Proteste und der Polizeieinsatz zum „Tag X“ am Wochenende in Leipzig, nach der Verurteilung der Gruppe um die Autonome Lina E., haben ein Nachspiel. Während Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) und Leipzigs Polizeipräsident René Demmer das Vorgehen der Polizei und die elfstündige Einkesselung der Demonstrierenden verteidigen, hagelt es von links Kritik. Der sächsische Innenausschuss wird sich nun auf Antrag der Linken am Montag in einer Sondersitzung mit dem Geschehen befassen.

„Die Hintergründe der Grundrechtsverletzungen, besonders der Kessel, sind aufklärungsbedürftig“, hatte Kerstin Köditz (Linken) den Antrag begründet. Auch der SPD-Politiker Albrecht Pallas, einst selbst Polizist, kritisierte die „Massivität der Polizeipräsenz“ und deren Reaktion auf Kleinigkeiten. Das habe „eine eskalierende Wirkung“ gehabt, die überwiegend Unbeteiligte getroffen habe. Die Gewalt einiger Protestierender aber sei „inakzeptabel“.

Auch der Grünen-Innenpolitiker Valentin Lippmann sprach von einer „massiven Einschränkung der Versammlungsfreiheit“, der Polizeikessel sei „deutlich zu hinterfragen“. Gleichzeitig kritisierte er die „Gewaltexzesse“ einiger Protestierender.

Nach einer untersagten Demonstration am Samstag in der Leipziger Südvorstadt war es zu Flaschen- und Steinwürfen von Autonomen gekommen. Die Polizei kesselte darauf elf Stunden lang gut 1.000 Personen ein, darunter auch Minderjährige. Ihnen werden schwerer Landesfriedensbruch und tätliche Angriffe vorgeworfen.

Neue Demo am Montag

„Man kam sich vor wie Tiere, die im Stall eingepfercht waren“, erzählt einer der Betroffenen aus dem Kessel der taz. Zunächst habe es keine Möglichkeit gegeben, zur Toilette zu gehen, aufgesucht werden musste das Gebüsch. „Leute mussten aufs Klo, Groß und Klein.“ Das habe später auch eklig gerochen. Wer sich für einen Toilettengang bei der Polizei meldete, sei erkennungsdienstlich behandelt worden.

Auch Getränke hätten nicht von Anfang an ausreichend zur Verfügung gestanden. Bis zum Schluss habe es an Essen und ausreichend Decken gefehlt, die bei den nächtlich niedrigen Temperaturen geholfen hätten.

Zu den Eingekesselten hätten auch Unbeteiligte gehört, so der Betroffene. Er selber habe sich zurückgezogen, als es zu Gewalt kam – sei aber von der Polizei an die Stelle des Parks gedrängt worden, die später gekesselt wurde.

Wie die Staatsanwaltschaft Leipzig am Montag der taz mitteilte, wurde gegen drei Männer aus dem Kessel auch U-Haft verhängt, einen 24-, einen 25- und einen 34-Jährigen. Zudem seien für Samstag zwei weitere Haftbefehle gegen einen 33- und einen 36-Jährigen für Flaschen- und Steinwürfe in Connewitz verhängt worden. Zwei weitere Haftbefehle seien erlassen, aber außer Vollzug gesetzt.

Bereits nach Flaschen- und Steinwürfen am Freitag waren 5 Haftbefehle erteilt worden. Die Connewitzer Linken-Landtagsabgeordnete Jule Nagel nannte die verhängten Haftbefehle „ziemlich krass“. Für die vorgeworfenen Straftaten sei das sehr ungewöhnlich.

War Sonntag noch eine Demonstration in Leipzig „gegen Polizeigewalt“ von der Stadt verboten worden, wurde für Montagabend ein weiterer Aufzug erlaubt. Demonstriert werden sollte unter dem Motto „Grundrechte gelten auch in Leipzig“ – und zwar am Alexis-Schumann-Platz, dort, wo sich die Ereignisse vom „Tag X“ abspielten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

49 Kommentare

 / 
  • Vielen Dank für eure Beiträge. Wir haben die Kommentarfunktion geschlossen. Die Moderation

  • Ich bin echt überrascht, mit welcher Leichtfertigkeit hier das polizeiliche Handeln gegenüber einer angemeldeten Demonstration, die nicht verboten wurde, gerechtfertigt wird.



    Die Eskalation ging hier auch von der Polizei aus. Die Demo wurde schon vor Beginn mehr oder weniger gekesselt, man hielt sich nicht an Absprachen (wie eine alternative Route falls mehr Leute kommen) und gegen diese massiven Grundrechtseinschränkungen gab es Wut, die sich in den Tagen davor aufgebaut und dann von ein paar wenigen entladen hat. Was folgte, waren 11 Stunden unmenschliche Behandlung durch die Exekutive und ich frage mich, warum es hier keine breite Verurteilung davon gibt. Flaschen und Steine auf Menschen zu schmeißen kann man mit guten Gründen ablehnen und dumm finden. Unwürdige Behandlung allerdings auch.

  • Man sieht es ja an den Plakaten, was Deutschland wichtiger ist.

    "Komm zur Polizei"

    "Komm zum Militär"

    ...und wo sind die Plakate "Werde Lehrer" ?

    Deutschland schwenkt rechts und zeigt faschistoides Verhalten an Demonstranten.

    erbärmlich, Deutschland.



    Ich schäme mich immer mehr in diesem Land zu leben.

    • @Tyramizou:

      Seien wir doch realistisch : Wer möchte denn wirklich noch Lehrer werden? Diesen Berufsalltag kennen die angesprochenen Jugendlichen doch nun aus eigener Anschauung. Geld in so eine Kampagne zu stecken, wäre sinnlose Verschwendung. BW und Polizei bieten einfach mehr Attraktion - echte Waffen,Fallschirmspringen,mit schweren Fahrzeugen durch die Botanik brettern, Blaulicht,...- da kommt der mieselige Paukerjob einfach nicht mit! ;-)

    • @Tyramizou:

      Sie haben recht. Deutschland braucht dringend Plakate, die junge Menschen auffordern Lehrer zu werden. Darauf sollte wirklich mal jemand eingehen.

      Aber der Rest, den sie wieder schreiben?

      Mich würde wirklich interessieren was sie unter Faschismus verstehen. Den Begriff haben sie ja schon weiter unten mal angeführt, um den Polizeieinsatz zu beschreiben.



      Faschismus zu definieren ist nicht besonders einfach.



      Meine Suchen bei verschiedenen Quellen hat nur folgende Überschneidungen bei Faschismus gefunden: - Ultranationalität und Demokratiefeindlichkeit.



      Ansonsten gibt es keine einheitlich erkennbare Auffassung was Faschismus ist, außer das diese Anfang des 20. Jhr in verschiedenen, nicht einheitlichen Formen in Italien, Deutschland und Japan zu finden war.



      Also frage ich sie, was ist so faschistoid und damit ultranational und demokratiefeindlich an der Einkesselung an Teilnehmer einer verbotenen Demonstration, aus der heraus es zahlreichen Straftaten begangen wurden? Es ist Aufgabe der Polizei Straftaten zu verfolgen. Wie das in Leipzig erfolgt ist, ist zu kritisieren, ohne Frage. Was aber hat dies mit den Faschismus durch Mussolini oder den Nazis gemein? Die Polizei schwört ihren Eid auf die freiheitliche demokratische Grundordnung und die verbotene Demonstration hat nichts zu tun mit Nationalismus.



      Zudem kommt, dass dieser Begriff wie der Vorwurf des "Nazi" als Totschlagargument verwendet wird gegen vermeintliche Feinde oder Kritiker eigener Ansichten. Der Begriff ist prädestiniert dafür, weil jeder darunter was anderes verstehen kann.

      Ihre Kommentare zielen meiner Auffassung nach, neben z.T. berechtigter Kritik, oft nur darauf ab, die Polizei als Institution schlecht zu machen, weil Sie die Institution selbst ablehnen. Und dazu ziehen sie gerne allgemein Feindbilder heran, gegen die so gut wie jeder was hat, wie Nazis oder Faschisten. Um die Korrektheit der Begriffe und ob diese passen, machen sie sich scheinbar nicht viel Gedanken.

    • @Tyramizou:

      Wenn es nicht solche „Demonstrationen“ geben würde, könnten wir Polizei sparen.

  • Den Trick mit der Toilette kenne ich auch wo anders her. Scheint fester Bestandteil der Polizei"strategie" zu sein.

    Wer nicht erkennt, dass Innenbehörde und Polizei es bewusst auf Eskalation ansetzen dem kann nicht mehr geholfen werden.

    Vergessen wir nicht: Eskalation ist nicht deren Job! Es ist nur ein Mittel, bestimmte politische Ziele durchzusetzen, und das ist Missbrauch, genauso wie es Missbrauch wäre, Landesmittel für Wahlwerbung einzusetzen.

    Nur, dass hier die "Kollateralschäden" auch noch ernst sind.

    An die Polizei: Ihr lasst Euch missbrauchen und zahlt auch noch die Zeche. An Eurer Stelle liesse ich das nicht mit mir machen.

    • @tomás zerolo:

      > dass Innenbehörde und Polizei es bewusst auf Eskalation ansetzen

      Ich war erst am Sonntag auf einer riesigen Fahrraddemo in Berlin, auf der ich die Polizei durchweg als kooperativ und freundlich erlebt hatte.

      Der ADFC hatte allerdings auch nicht vorher angekündigt, Sachschäden anrichten zu wollen, und ich habe auch nicht mitbekommen, dass irgendwelche Teilnehmer die Polizei angegriffen, Barrikaden errichtet oder Feuer gelegt hätten.

      Möglicherweise beruht das auch auf Gegenseitigkeit, wie so viele soziale Interaktion.

    • @tomás zerolo:

      Welchen Sinn soll eine 11-stündige Einkesselung haben?



      Hat die Polizei keine Kapazitäten z.B. Personalien aufzunehmen?



      Wenn dem so wäre, wäre dies ein Skandal, was aber nicht auf dem Rücken der Leute ausgetragen werden darf unter Entstehen von menschenunwürdigen Verhältnissen im Besonderen bei Kindern.



      In NRW wollte Herr Reul die Verordnung zur Vermummung derart ändern, sodass jeder Sonnenbrille-Träger und somit jede Demonstration als Vermummungsstraftat gewertet werden könnte. Es gab eine Demo gegen diese faktische Kriminalisierung von Demonstranten. Nach seriöser Pressemitteilung und Augenzeugenberichten dieser Demo, kesselte die Polizei die Menschen und kleinen Kinder genau so ein, lange, in der prallen Sonne, ohne Wasser, ohne Toilettenmöglichkeit, die Notdurft müsste wohl in dem Kessel verrichtet werden.



      Das scheint doch bundeslandübergreifend System zu haben, einziger Sinn kann doch ausschließlich Einschüchterung von Demonstrationsrecht Wahrnehmenden sein, dies ist einem Rechtsstaat nicht würdig.

    • 3G
      32051 (Profil gelöscht)
      @tomás zerolo:

      Klar, die Polizei legt es gezielt darauf an, dass ihr Personal nicht mehr gesund vom Einsatz heim kommt.

      Ist ja nicht so, dass Linksextreme große Randale angekündigt haben und jetzt miauen, weil man ihnen auf die Füße getreten ist.

      Ich hätte mir eher Sorgen gemacht, hätte die Polizei nur eine Handvoll Streifenwagen dahergebracht, die dann von den Randalierern umgeschmissen und angezündet worden wären..

      • @32051 (Profil gelöscht):

        Das stimmt. Wenig bis gar keine Polizei ist im Osten nur bei rechten Demos üblich.

    • @tomás zerolo:

      Vor allem, wenn man bedenkt, dass Polizisten in Deutschland nicht einmal auf De-eskalation geschult sind.

      Die können und die wollen nur eine Eskalation damit der ganze Polizeiverein danach sagen kann: "Wir haben es euch ja gesagt."

      ziemlich perfide Strategie und hat einen sehr deutlichen faschistischen Geschmack.

      • @Tyramizou:

        Wo haben sie denn bitte her, dass Deeskalation nicht zur Polizeiausbildung gehört? Eine einfache Suche mit einem Internet-Suchmaschine nach "Deeskalation in Polizeiausbildung" ergibt zahlreiche Einträge darüber, wie Polizisten geschult werden in polizeilichen Alltag Situationen mit Deeskalation zu lösen. Das es auch Situationen gibt, wie oft bei Landfriedensbruch, in der Polizei ihr Gewaltmonopol anwenden muss, und auch dann nur verhältnismäßig, weil es keine andere Möglichkeit gibt ihre Aufgabe sonst zu lösen, ist unbestreitbar.



        Aber es ist einfach unwahr zu sagen, Deeskalation wird bei Polizei nicht geschult. Im Gegenteil, es wird sogar immer mehr Teil der Ausbildung, wenn es stimmt, was ich darüber finde.



        Beim aktuellen Sachverhalt in Leipzig steht jedoch auf jeden Fall zur Debatte, ob das alles Verhältnismäßig war.



        Wie kommen sie aber darauf, dass der Polizeieinsatz einen "...deutlichen faschistischen Geschmack..." hat? Was soll das überhaupt bedeuten?

        • @Garrakus:

          Also Einkesselung, 11 Stunden lang, menschenunwürdige Verhältnissen, ohne Getränk, in der heißen Sonne, ohne Toilettengang, das kann man mit Recht als vorsätzliche Provokation werten, v.a. wenn es so ist wie Sie sagen, dass man weiß und gelehrt bekommen hat, wie Deeskalation funktioniert.



          Offensichtlich dient dies dazu, den Linken Gewaltbereitschaft nachzusagen, um dann die überzogene unangemessene Polizeigewalt zu rechtfertigen.



          Als außenstehender Beobachter sehe ich schon immense Ungleichbehandlungen je nach politischem Anliegen und v.a. Unverhältnismäßigkeiten gegen Links, v.a. wenn es um Gegendemonstrationen gegen rechte Aufmärsche geht oder Demonstrationsrechtseinschränkungen geht.

    • @tomás zerolo:

      Deshalb sage ich immer wieder, es müssen mehr Linke zur Polizei.

      Nicht partizipieren, aber jammern, - das hilft nicht weiter.

      Bessermachen ist gefragt.

      • @rero:

        Das beißt sich halt. Entweder denken oder gehorchen ...

  • Entscheidend sind nicht die Gefühle der Eingekesselten, sondern die Fakten der Behandlung. Und die werden hoffentlich offen gelegt. Dabei ist klar, dass nicht alle Wünsche einer 1st-class -Behandlung erfüllt wurden. Es war eben eine verbotene Demonstration! Das Verbot wurde doch vom obersten Gericht bestätigt, da aus der Sicht der Stadt Gefahr im Verzug war, was die Gerichtsinstanzen ebenso sahen.

    Man muss ja nicht mit dieser Einschätzung einverstanden sein - aber so ein sehr großer Unrechtsstaat ist D. bestimmt nicht.

    • @fvaderno:

      Das ist inhaltlich falsch. Die Polizei kesselte Teilnehmer*innen einer angemeldeten Versammlung zum Thema Versammlungsfreiheit. Dieser wurde (vermutlich rechtswidrig) untersagt zu laufen - zum Zeitpunkt des Angriffes der Polizei war diese aber nach wie vor eine stationäre Kundgebung.



      Also nix Verboten hier

    • @fvaderno:

      1986, Hamburger Kessel. 13 Stunden und (zurecht) breit skandalisert mit Folgen.



      2023, Leipziger Kessel, 11 Stunden. Die gleiche Schikane mit verweigerten Toilettengängen, Vorenthalten von Trinkwasser und so weiter (also das, was Sie in bestem BILD-Sprech als das verweigern einer "first class- Behandlung" verharmlosen.



      Nur vereinzelt dünne Kritik und sonst allgemeines "Recht so "

      Es wird kälter und kälter.

      • @Zecke:

        Dazwischen 1992 der Münchner Kessel anläßlich des G7-Gipfels.

      • 3G
        32051 (Profil gelöscht)
        @Zecke:

        Ihre beiden Beispiele liegen 37 Jahre auseinander.

        Und ja, Recht so.

        Gehen Sie doch einfach nicht auf eine verbotene Demo.

        • @32051 (Profil gelöscht):

          So ist es. 37 Jahre. Deshalb schrieb ich ja auch:

          Es wird kälter und kälter.

          • 3G
            32051 (Profil gelöscht)
            @Zecke:

            Deshalb schrieb ich ja auch:

            Es wird kälter und kälter.

            Keine Ahnung, Was Sie mir mit Ihrer Metapher sagen wollen.

        • @32051 (Profil gelöscht):

          So ist es. 37 Jahre. Deshalb schrieb ich ja auch:

          Es wird kälter und kälter.

    • @fvaderno:

      Und verboten Demonstrationen sind aufzulösen, nicht einzukesseln.

      • @Francesco:

        ...WENN es nur verbotene Demonstrationen sind und sich nicht zusätzlich in der Menge Verdächtige verstecken, die soeben einen Angriff auf Polizisten und/oder Privatpersonen /- eigentum unternommen haben. Das ändert dann halt die Lage nochmal im Vergleich zu einer genehmigten UND friedlichen Demo...

        • @Normalo:

          Demonstrationen müssen hierzulande nicht genehmigt werden.

          • @Zecke:

            Spitzfindigkeit. Demonstrationen unter freiem Himmel müssen angemeldet werden, so dass die Polizei die Möglichkeit hat, sie zu untersagen, wovon sie in der Regel keinen Gebrauch macht, das aber auch kommuniziert. Der Unterschied zu einer aktiven Genehmigung ist daher eher theoretisch, es sei denn, die Polizei rührt sich überhaupt nicht. Das ist nach meiner Erfahrung aber allenfalls bei absoluten Winzig-Demos der Fall.

            • @Normalo:

              Demonstrationen unter freiem Himmel müssen eben keineswegs in jedem Fall angemeldet werden.



              Anyway. Mir sei ein wenig "Spitzfindikgeit" nachgesehen, einem Menschen gegenüber der, wie ich vermute, auf einer Erbse schläft.

              • @Zecke:

                Doch ab einer gewissen Größe ist das Pflicht, ob man will oder nicht

              • @Zecke:

                Sie schätzen mich völlig falsch ein. Erbsen sind schrecklich unkomfortabel. ;-)

              • @Zecke:

                Ach und als Nachtrag: Demonstrationen unter freiem Himmel müssen nicht etwa deswegen mindestens 48 Stunden im Vorraus angemeldet werden (von Spontanversammlung abgesehen) damit, wie von Ihnen behauptet, "die Polizei die Möglichkeit hat, sie zu untersagen", sondern um ihr zu ermöglichen, die Versammlung angemessen zu schützen. So jedenfalls will es das GG.

                • @Zecke:

                  Auch das ein eher theoretischer Unterschied. Einmal angemeldet KANN und WIRD die Polizei prüfen, ob ein Verbot angezeigt ist. Hier war das letztlich der Fall.

                  ps Ich würde schon deshalb nicht auf einer Erbse schlafen, weil die Ihnen fehlen würde, und Sie würden das sicher merken... ;-)

                  • @Normalo:

                    Da haben Sie recht, Lensbensmittel werden sehr teuer und ich habe kaum Geld.



                    Danke fürs Shaming, Sie sind ein sehr sympathischer Mensch.

    • @fvaderno:

      Niemand verlangt eine 1st-class Behandlung, aber zumindest sollten wir auch den eingekesselten Menschen Ihre Grundrechte im "Kessel" zugestehen und ermöglichen (Toilette, Trinken, Wärme, Sitzen, Ärztliche Versorgung, etc.), wenn unser Gewaltmonopol schon unzureichend in der Abarbeitung der Gewaltstrategie die Menschenrechte bewusst übersieht. Dabei gilt es auch keinen Unterschied zu machen zwischen Gewaltbereiten und "Zaungästen" die bei solchen Aktionen oft unter die "Räder" geraten, weil die Einsatzkräfte mal wieder unreflektiert ihrer Arbeit nachgehen, und die Oma gerade zurück vom Milcheinkauf mit auf den Kesselplatz drängen. So ein Verhalten sollte sich niemand in seinem Beruf leisten können.



      Das gilt auch für Gerichtsentscheidungen von zurückliegenden Einkesselungen. Einkesselung mag grundsätzlich eine Strategie zur Bekämpfung von Chaos und Gewaltandrohung sein, dabei sollte sich unser staatliches Gewaltmonopol aber nicht auf die gleiche Handlungsqualitätsstufe begeben wie die Gewaltbereiten. Denn dann verliert sich nur Rechtsvertrauen in die Exekutive. Wer will das schon. Das sollten die Führungskräfte unseres staatlichen Gewaltmonopols eigentlich wissen und solche Einsätze auch professionell abarbeiten; denn wofür bezahlen wir die ? Oder soll es erst wieder soweit kommen, dass wir Privatfirmen für die Sicherheit in unserem Land bereitstellen. Die FDP wäre sicher dafür, denn der Markt regelt das schon.

    • @fvaderno:

      Die Demonstration am Alexis Schuhmann Platz war erlaubt und wurde vor Ort seitens der Polizei verboten.

  • "„Man kam sich vor wie Tiere, die im Stall eingepfercht waren“, erzählt einer der Betroffenen aus dem Kessel der taz. Zunächst habe es keine Möglichkeit gegeben, zur Toilette zu gehen, aufgesucht werden musste das Gebüsch. „Leute mussten aufs Klo, Groß und Klein.“ Das habe später auch eklig gerochen. Wer sich für einen Toilettengang bei der Polizei meldete, sei erkennungsdienstlich behandelt worden."

    Wenn die Exekutive schon einen Kessel von derer vielen Menschen in Erwägung zieht und durchführt, sollte auch sie sich an die öffentlichen Auflagen halten und mobile Toiletten bereitstellen. Jeder popelige Strassenfestveranstalter erhält keine Erlaubnis ohne diese. Allein an diesem Umstand ist die vollkommene politische Unprofessionalität der Exekutive erkennbar. Solche durch die Polizei erst hergestellte Zustände erinnern an das Verhalten der Nationalsozialisten beim Zusammentreiben der nichtarischen Rasse und deren "Bereitstellung zum Abtransport".



    Solch eine Strategie sollte einer öffentlichen Verwaltung einer demokratisch gewählten Regierung aufgrund unserer Geschichte nicht im geringsten Ansatz wiederholt werden.

    Fehlende Trinkwasserversorgung und Versorgung zum Schutz vor Kälte zeigt gleiches strategisches Versäumnis und kann nicht entschuldigt werden, haben doch die Betroffenen die sie Einkesselnden zuvor ausreichend mit Sold versorgt, um sich und ihre Familien versorgen zu können. Dann sollten diese Staatsdiener auch den Beitragsleistenden die Grundrechte nicht vorenthalten.

    Mir scheint die Ausbildung unserer Exekutive zeigt erhebliche Defizite. Darüber hat die TAZ auch die letzten Wochen schon in unterschiedlicher Weise berichtet. Unsere Verwaltung wurde von Merkel & Co eben beinahe zu Tode geritten, nur um einen soliden Haushalt darstellen zu können, auch wenn unsere bürgerlich-freiheitlichen Werte dabei auf der Strecke bleiben.

    • @Sonnenhaus:

      "Solche durch die Polizei erst hergestellte Zustände erinnern an [...]"



      Liest sich das im Nachhinein für dich nicht auch wie eine starke Verharmlosung der damaligen Zeit?

      Kritik mag ja angebracht sein, aber bitte nicht mit diesen unsäglichen Vergleichen.

  • Ich bin Leipziger und danke der Polizei, dass sie die angekündigte große Sachbeschädigung verhindert hat. Die regelmäßige Zerstörung von Teilen der Stadt ist abstoßend. Und das Auto des Nachbarn anzuzünden ist kein Klassenkampf.

    • @Odradek:

      ...und wieder ist einem Deutschen ein Sachwert, "ein Auto", wichtiger als das worum es hier geht.

      DAS ist einfach nur erbärmlich.

      • @Tyramizou:

        Es ging doch bei der Demo nur um Sachbeschädigung. Gab doch gar kein anderes Ziel…

        • @Strolch:

          Das ist falsch. Bei besagter Demo ging es um die massiven Einschränkungen des Versammlungsrechts. Sie war angemeldet, beschieden und beauflagt.



          Entgegen den Absprachen im "Kooperationsgespräch" hat sich die Polizei geweigert, die Demo laufen zu lassen, faktisch war die ganze Demo schon gekesselt, bevor sie losging. Und dann hat sich die Wut von ein paar Leuten entladen.

      • @Tyramizou:

        Natürlich ist den meisten Leuten ihr eigenes Auto wichtiger, vor allem wenn sie Jahre darauf hingespart haben, als das um was er hier geht.



        Warum ist es eigentlich den Leuten so wichtig Autos anzuzünden? Gibt es keine anderen Möglichkeiten zu zeigen um was es hier geht? Das ist das erbärmliche.

      • @Tyramizou:

        Na ja, das, worum es geht, ist das Urteil gegen Gewalttäter_innen und ihre faschistoiden Mittel.

        Da scheint mir das Auto deutlich weniger erbärmlich.

    • @Odradek:

      Gut, dass manche Menschen das auch so sehen wie ich.

      • @resto:

        Sie sehen es also als gerechtfertigt an, zur Verhinderung von Sachbeschädigungen zahlreiche Personen prophylaktisch (es ging ja nicht um Verdächtige oder gar überführte Täter, sondern nur um die Teilnehmer einer Demonstration) einen halben Tag festzuhalten, ihnen den Toilettengang zunächst zu verweigern, Essen und Trinken zu verweigern? Bei anderen Akteuren heißt das Freiheitsberaubung.



        Aber klar, Heilix Blechle steht über Grundrechten.

        • @Django:

          Übrigens ist das Versammlungsrecht an Friedlichkeit gebunden. Eigentum genießt übrigens auch rechtlichen Schutz.

    • @Odradek:

      Da stimme ich Ihnen grundsätzlich zu. Die Frage ist aber, zu welchem gesellschaftlichen und politischen Preis.



      Die Polizei sollte ihre Arbeit in der geforderten notwendigen Qualität vollbringen und für die hohen Steuergeldbeträge entsprechend hochwertige Arbeit auch abliefern. Das sollten wir gerade von einem Monopolisten einfordern dürfen.



      Oder arbeitet es sich gar so locker, da es bei staatlichen Institutionen keinen Kostenregress gibt, im Vergleich zu Privatunternehmen? Denn wer dort schlechte Arbeit abliefert, muss mit Leistungskürzung und Regress rechnen und landet im Extremfall vor Gericht aufgrund unzulässig abgerechneter Leistung; Schlächtleistung nennt man so etwas.



      Möglicherweise gibt es für Sachbeschädigung im Zuge einer solchen Veranstaltung gerade deshalb keinen Versicherungsschutz, da die Versicherer wissen, dass von unseren Gewaltmonopolisten keine verbriefte Sicherheit zu erwarten ist?

      • @Sonnenhaus:

        Fordern Sie eine Privatisierung der Polizei? Oder wie ist ihr Beitrag zu verstehen?