piwik no script img

Korte zum Niedergang der Linkspartei„Es geht jetzt um alles oder nichts“

Jan Korte zieht sich als Parlamentarischer Geschäftsführer zurück. Er warnt vor dem Zerfall der Linkspartei – und geht in Sachen Wagenknecht eine Wette ein.

Will sich einen proletarischen Cannabis-Club suchen: Jan Korte von der Linken Foto: Christian Spicker/imago
Pascal Beucker
Interview von Pascal Beucker

taz: Herr Korte, Sie haben angekündigt, sich aus der Spitze der Linksfraktion zurückzuziehen. Haben Sie die Hoffnung in Ihre Fraktion, in Ihre Partei oder in beide verloren?

Jan Korte: Nichts davon. Keineswegs habe ich meine Hoffnung verloren. Es sind vor allem persönliche Gründe, die mich dazu gebracht haben, etwas kürzer treten zu wollen. Ich merke, dass der Akku leer ist. Vor allem ist die Zeit dafür einfach gekommen.

Mit gerade mal 46 Jahren?

Na ja, ich bin mit 28 Jahren in den Bundestag gekommen, gehöre dem Fraktionsvorstand seit 2009 an und bin seit sechs Jahren erster Parlamentarischer Geschäftsführer, so lange wie keine und keiner aus den anderen Fraktionen. Außerdem ziehe ich mich ja nicht aus der Politik zurück. Selbstverständlich werde ich auch weiter um Die Linke kämpfen. Denn das bin ich der Partei, der ich sehr viel zu verdanken habe, schlicht schuldig.

Aber hat Ihr Rückzug nicht doch auch etwas mit dem traurigen Zustand der Linkspartei im Bundestag zu tun? Schon 2012 beklagte der damalige Fraktionsvorsitzende Gregor Gysi, in der Fraktion herrsche Hass. Seitdem hat sich die Situation nicht verbessert, sondern verschlechtert.

Dass es Hass in der Linksfraktion gibt, halte ich für Quatsch. Sicher, es gibt Leute, die wünschen sich gegenseitig die Pest an den Hals. Dass es sehr anstrengend ist, äußerst divergierende Strömungen zusammenzuhalten, gebe ich zu. Aber ich halte das immer noch für notwendig.

Sie halten es also auch weiterhin für richtig, dass die Linksfraktion von einem rein machtpolitischen Bündnis des Reformerlagers um Dietmar Bartsch, zu dem auch Sie gezählt werden, mit Sahra Wagenknecht und ihrer Anhängerschaft dominiert wird?

Zum einen, um mal hier ganz offen zu reden, gibt es kein Reformerlager mehr. Das hat sich zerlegt, wie andere Strömungen auch. Zum anderen gibt es in der Fraktion keine Bündnisse mehr. Stattdessen versuchen viele kleine Interessengrüppchen, ihre Latifundien zu sichern. Ich bleibe trotzdem dabei, dass es wichtig ist, die Fraktion zusammenzuhalten. Wenn die Linksfraktion zerfallen sollte, würde das der Linken schwer schaden. Jeder, der damit leichtfertig spielt, der hat zu wenig Ahnung von Politik.

Das Einzige, was noch Konsens in Ihrer Partei zu sein scheint, ist die Feststellung, dass sie sich in einer existenziellen Krise befindet. Sehen Sie da noch irgendeinen Ausweg?

Dass wir in diesem Punkt alle einer Meinung sind, ist doch schon ein Fortschritt. Bei manchen hat es ja etwas gedauert, bis sie das begriffen haben. Wir müssen, bei allen kleinteiligen Auseinandersetzungen, endlich mal im Hinterkopf behalten, dass wir ja aus einem gemeinsamen Grund in diese Partei und in die Fraktion gekommen sind. Weil wir alle, durch die Bank, eine gerechte, bessere Gesellschaft wollen. Weil wir Armut nicht akzeptieren und weil wir die Ausbeuter verabscheuen. Und genau deshalb werden wir auch gebraucht. Tatsächlich geht es jetzt um alles oder nichts. Da darf es keine Illusionen geben.

Und wenn die Linkspartei nun zerfällt?

Dann könnte es die nächsten 15 bis 20 Jahre keine relevante linke Partei mehr geben in diesem Land. Deswegen irritiert es mich, wie einige da mit dem Feuer spielen.

Das scheint aber einen Teil in Ihrer Partei und gerade auch in Ihrer Fraktion wenig zu interessieren. Da wird intensiv über eine konkurrierende Wahlliste zur Europawahl diskutiert.

Das kann ich in keiner Weise nachvollziehen. In dieser Frage bin ich ein totaler Parteidogmatiker: Mit einer Partei, der man alles verdankt, was man ist, sollte man anders umgehen.

Trotzdem verkündet Ihre Fraktionskollegin Wagenknecht, dass mit der Linkspartei nichts mehr anzufangen sei und sie sich bis spätestens Ende des Jahres entscheiden wird, ob sie es wagen will, einen Konkurrenzladen aufzumachen.

Mir geht die permanente Beschäftigung mit Sahra Wagenknecht unendlich auf die Nerven. Es gibt offenbar Leute, die wachen mit dem Bild von ihr auf und gehen mit diesem Bild abends wieder ins Bett. Das hat obsessive Züge, sowohl auf der einen Seite bei jenen, die sie für Gott halten, aber auch auf der anderen, die sie für den Teufel hält.

Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ausgerechnet die prominenteste Linken-Politikerin nicht nur Ihre Partei permanent schlechtredet, sondern eben auch öffentlich die Gründung einer neuen Partei anvisiert.

Ich gehe davon aus, dass sie das nicht tun wird.

Dann lassen Sie uns doch eine Wette abschließen: um eine Flasche Champagner oder eine Kiste Bier?

Christian Spicker/imago
Im Interview: Jan Korte

geboren 1977 in Osnabrück, sitzt seit 2005 für die Linke im Bundestag. Seit 2017 ist er erster Parlamentarischer Geschäftsführer seiner Fraktion.

Die Kiste Bier natürlich.

Auf ihrem Höhepunkt 2009 hatte die Linkspartei mehr als 78.000 Mitglieder und kam bei der Bundestagswahl auf 11,9 Prozent. Heute sind es nur noch um die 50.000 Mitglieder und nicht einmal mehr 5 Prozent. Wie erklären Sie sich diesen Niedergang?

Ich glaube, dass bereits 2009 die ersten Fehler gemacht wurden. Wir konnten Rekordergebnisse bei Arbeitern und Arbeitslosen erzielen, weil wir für sie die Lücke füllten, die die SPD durch ihren neoliberalen Kurs unter Schröder und Müntefering …

Stichwort Agenda 2010.

… geöffnet hat. Doch dabei waren wir vor allem eine Projektionsfläche. In der Praxis wurden unsere Diskussionen zunehmend abgehoben und ritualisiert. Die Lebensrealität derjenigen, als deren Vertretung wir uns sahen, geriet zunehmend aus dem Blick. Damit verbunden waren wir in der Folgezeit nicht in der Lage, adäquat zu analysieren, wie die Gesellschaft und übrigens auch die Produktionsverhältnisse sich verändert haben. Die Vorstellung davon, was Rolle und Aufgabe der Linken sein sollte, ist heute verschwommen und widersprüchlich. Wir haben ein inhaltliches Problem, wir haben ein strategisches Problem und wir haben ein Funktionsproblem. In der Summe ist das natürlich eine harte Nuss.

Woran liegt das?

Wir sind damals auf einer Erfolgswelle geschwommen und haben gedacht, wir könnten einfach immer so weitermachen. Dabei haben wir nicht erkannt, wie fragil diese Partei eigentlich ist, die sich ja aus Menschen zusammensetzt, die aus unterschiedlichen linken Traditionen und Vorstellungswelten kommen. Der Glaube, das wird schon so einfach zusammenwachsen, war zu naiv.

Mit einem Wahlerfolg nach dem nächsten war es ab dem Jahr 2011 auch vorbei …

… dann brachen unsere inneren Widersprüche auf. Auf die Grundsatzfrage, wofür diese Partei eigentlich da ist, haben wir keine gemeinsame Antwort mehr gefunden. Es ist eine alte Krankheit: Je schwächer die Linke ist, umso mehr beharkt sie sich in Grabenkämpfen. Mittlerweile haben unsere Diskussionen einen pathologischen Zustand erreicht. Es gibt bisweilen eine Verkommenheit im Umgang miteinander, die ich nicht für möglich gehalten habe. Ich finde zum Beispiel die öffentlichen Angriffe auf Janine Wissler, Martin Schirdewan und Dietmar Bartsch unterirdisch, genauso, wie ich es daneben finde, Sahra Wagenknecht in die rechte Ecke zu stellen. Da ist einigen jedes Maß verloren gegangen.

Bartsch und Gysi haben gerade einen Aufruf veröffentlicht, in dem sie zu Selbstbeherrschung und Selbstdisziplin aufrufen. Meinen Sie, dass Durchhalteparolen reichen?

Ich finde nicht, dass da nur Durchhalteparolen drinstehen. Es gibt in dem Aufruf keinen Satz, den ich nicht unterschreiben würde.

Na ja, es ist eine Ansammlung von Allgemeinplätzen.

Meinetwegen. Aber es ist eine Ansammlung von richtigen Allgemeinplätzen, gegen die ich nichts sagen kann. Die Frage ist: Was machen wir daraus?

Was ist Ihre Antwort?

Wider allen Abgesängen werden die beiden Kreisstädte in meinem Wahlkreis jetzt von linken Oberbürgermeisterinnen regiert. Im Oktober 2021 hat Silvia Ristow in Bernburg die Stichwahl gewonnen, Mitte März dieses Jahres Christina Buchheim in Köthen, jeweils mit deutlichem Vorsprung. Die Linke kann also gewinnen – wenn es ihr gelingt, die Menschen mit ihren Sorgen und Nöten ernst zu nehmen, sie ganz konkret und nicht von oben herab belehrend anzusprechen. Daraus Schlussfolgerungen zu ziehen, das würde ich mir wünschen.

Und die wären?

Wir müssen aufhören, uns selbst ideologisch in die eine oder andere Richtung zu verengen. Die Linke muss wieder für all jene attraktiv werden, die unter den ungerechten gesellschaftlichen Verhältnissen in Deutschland leiden.

Nämlich?

Für die Malocherin in Bitterfeld, die Angst hat, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, für die von Grundsicherung lebende Familie in Bremerhaven, die nicht weiß, wie sie über die Runden kommen soll – und selbstverständlich auch für den Studierenden in Berlin, der sich bei Fridays for Future engagiert oder für die Rettung von Geflüchteten einsetzt. Wie das gelingen kann, demonstriert gerade Jean-Luc Mélenchon in Frankreich, von dem wir viel lernen könnten. Wir dürfen Milieus nicht gegeneinander ausspielen – und schon gar nicht aus der Partei heraus beschimpfen.

Um doch noch einmal auf sie zurückzukommen: Sahra Wagenknecht orientiert sich lieber an Vorbildern wie der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen oder dem burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil aus Österreich, zwei rechten Sozialdemokrat:innen, die eine sozialpaternalistische Politik mit gesellschaftspolitisch rechtsoffenen Positionen verbinden.

Darin sehe ich keine Perspektive für eine linke Partei. Wer einen linksliberalen Kurs fährt, der die soziale Frage ignoriert, endet letztendlich irgendwann im Hintern der Herrschenden, davon bin ich auch nicht überzeugt. Warum aber eine Politik für die ganz unten verbunden werden muss mit dem Reflex, den Einsatz für Menschen- und Bürgerrechte oder gegen den menschengemachten Klimawandel als Lifestylezeugs abzutun, leuchtet mir nicht ein.

Russlands Überfall auf die Ukraine hat die Gräben entscheidend vertieft. Selbstverständliches scheint für Teile Ihrer Partei nicht selbstverständlich zu sein, etwa die Forderung nach dem Rückzug der russischen Truppen. Wie ist das möglich?

Es ist völlig unumstritten in der Partei, dass Russland die Ukraine angegriffen hat, also wer Aggressor und wer Opfer ist. Daher kann und will ich mir nicht vorstellen, dass irgendwer bei uns nicht will, dass die russischen Truppen nicht schnell wieder abziehen. Dass dieser fürchterliche Krieg bei uns und in der Friedensbewegung aber zu heftigen Diskussionen führt, ist logisch.

Was ist die linke Antwort?

Selbstverständlich müssen wir Positionen korrigieren, allerdings ohne zu Renegaten zu werden. Auch wenn ich Russland scharf verurteile, ist das doch kein Grund, plötzlich die Nato toll zu finden. Und wenn ich höre, wie diffamierend bei den Grünen und großen Teilen der SPD jetzt über Brandts Entspannungspolitik gesprochen wird, da kotze ich im Strahl. Auch halte ich es weiter für völlig falsch, die Bundeswehr hochzurüsten. Da bin ich froh, dass es noch eine Partei im Bundestag gibt, die diesen Wahnsinn nicht mitmacht.

Haben Sie schon darüber nachgedacht, wie Sie die gewonnene Zeit nach Ihrem Ausscheiden aus der Fraktionsspitze nutzen wollen?

Aber ja! Zum einen freue ich mich darauf, dass ich bald mehr Zeit habe, um angeln zu gehen. Und außerdem will ich mir einen proletarischen Cannabis-Club suchen.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

21 Kommentare

 / 
  • "Wie das gelingen kann, demonstriert gerade Jean-Luc Mélenchon in Frankreich, von dem wir viel lernen könnten. "

    Was passiert, wenn man auf die Karte "Populismus" setzt, hat sich in der Vergangenheit gezeigt, als die populistisch vorgeglühten Wähler der Linkspartei bei den Wahlen zur AfD abwanderten.

    Zudem ist Mélenchon das genau das Schauckelpferd, das Wagenknecht versucht und versuchte zu reiten. Womit diese mit ihrer deutschen Gelbwestenbewegung gelandet ist, ist bekannt.

  • Immerhin ist der kernig und noch relativ jung. Aber dass sich die Leute mehr und mehr zerlegen, je schlechter die Wahlergebnisse sind, ist leider eine bittere Wahrheit. Doch es gibt noch Hoffnung, fragt sich nur, wie die konkret aussieht und ob die Partei es in den Bundestag schaffen kann?

    • @Andreas_2020:

      Ich weiß nicht ob "kernig" immer eine Qualifikation ist. War Jan Korte nicht einer jener weisen Linken-Auguren, die vor ein paar Wochen mit einem todsicheren Blick für's Wesentliche das EIGENTLICHE Demokratieproblem in diesem Land identifiziert hatten - nämlich dass wir (Igitt!) konstitutionelle Monarchen in unserem Bundestag reden lassen?

  • Vielen Dank für das Interview, gute Fragen und noch bessere Antworten.



    Auch wenn sich Jan vielleicht noch mal fragen sollte ob angeln (ausser wählerstimmen) noch ein progressives, linkes hobby sein kann - Stichwort Tierschutz, würde ich beim proletarischen canabisklub gern dabei sein , so fern er sein Clubhaus irgendwo am ostberliner Stadtrand bekommt!

  • Parteien gehen unter, wenn die Finanzierung- also derjenige, der sich Vorteile aus der Unterstützung verspricht- wegbricht. Diese Partei verschwindet also wegen Pleite- its just that. Korte macht allenfalls eine Art (Ab)rechnung auf.

  • Angeln gehen, das wollte doch Danton auch, als es ihm zu viel wurde-

  • Beinahe hätte ich mich mal für die Linke interessiert. Doch dann beschloss die damalige PDS eine DDR-Nostalgie-Partei zu sein. Daher vermied ich es jahrelang Meldungen über sie zur Kenntnis zu nehmen. Das war die Zeit, wo Attac groß wurde. Schließlich entschieden die Attacies mit der WASG eine eigene Partei zu gründen. Ich bin damals vom Glauben abgefallen, als Idioten die WASG mit dem PDS zwangsvereinigten, obwohl es sich um diametral gegensätzliche Konzepte handelt. Beide waren zwar "irgendwie links", doch reicht das nicht für gemeinsame Ziele. Die heutige Krise ist nur Resultat der damaligen Fehlentscheidung. Doch jetzt bietet sich die einmalige Chance diesen Fehler zu korrigieren. Statt ein totes Pferd weiter zu reiten, sollte ein klarer Schnitt gemacht werden. Demnächst sind Wahlen in Bremen. Dort hat sich die Partei von Yanis Varoufakis aufgestellt. Es könnte ein großer Anfang werden. Unter mera25.de/bremen findet man sie im Netz. Es würde reichen wenn ausreichend viele von der Linken übertreten würden und idealerweise ein paar Zugpferde mitnehmen. Dann könnte ein Sammelbecken geschaffen werden, wo sich ehemalige SPDler mit Piraten, Tierfreunden oder auch Linksliberalen treffen. Eine echte Gewerkschafter-Partei, die soziale Ziele ernst nimmt. Authentische Politik ist besser, als an Überkommenem festzuhalten.

  • Ein ungeschminktes Interview, das zeigt, wofür die Linke stehen kann.



    Die Tatsache, dass hiermit Einer in die zweite Reihe zurück tritt, ist allerdings ebenfalls bezeichnend.



    Mutig voran oder Untergang sind die Optionen.



    Mir ist nicht mehr klar, wofür die Linke steht.



    Wegducken wird nicht reichen um noch einmal knapp im Bundestag zu bleiben.



    Für einen parteiinternen Wandel braucht es Zeit, doch die wird knapp.



    Es wäre schön, wenn eine ernstzunehmende linke Partei im Bundestag vertretenen wäre. Derzeit steht der linke Name recht inhaltslos da.



    Zum Schluss nochmal: Danke, gutes Interview, schreibt Euch das hinter die Ohren, vielleicht bringt das Ideen!?

  • Jan Korte wird in diesem Amt sicherlich fehlen. Dennoch fällt es mir inzwischen sehr, sehr schwer, mir noch vorzustellen, wie die Linke nach 2024 noch im Bundestag vertreten sein soll. Mir fehlen aus jeder Richtung der Partei völlig die Signale (jenseits von Appellen), ehrlich daran interessiert zu sein, die Partei entweder glasklar zu positionieren oder wieder zu vereinigen. Das Lavieren zwischen beiden Positionen wird der Linken, fürchte ich, auf absehbare Zeit das Licht ausblasen. Der zunehmende Verlust kompetenter Funktionsträger*innen (Fabio de Masi, Axel Troost, Ulrich Schneider) und das glanzlose und zunehmend distanzierte Auftreten der Parteispitze tun ihr Übriges.

  • Dass Korte nun ausgerechnet von Jean-Luc Mélenchon "lernen" will, zeigt doch nur wie kaputt die Linke eigentlich wirklich ist. Da will man von jemanden "lernen", der Europa aufkündigen und am liebsten wieder gegen Deutschland in den Krieg ziehen würde. Der mörderische Diktatoren wie Castro oder Maduro feiert und so tut als hätte es in Frankreich keinen Antisemitismus sowie bewusste Verfolgung während des zweiten Weltkriegs gegeben.

    Die Linke hat fertig, die Linke kann gehen.

  • "Auch wenn ich Russland scharf verurteile, ist das doch kein Grund, plötzlich die Nato toll zu finden."...das ist nicht der Widerspruch der Linkspartei zur Ukraine, sondern ihre Täter- Opfer- Umkehr, ihre Empathielosigkeit und ihre Verweigerung von internationaler Solidarität zur Selbstverteidigung. Dafür aber genügend Revanchismus gegenüber "dem Westen".

    • @Rinaldo:

      Danke für das illustrierende Beispiel!

    • @Rinaldo:

      Also, Russland verurteilen reicht nicht aus, sondern um keine "Täter-Opfer-Umkehr" zu betreiben, muss man jetzt die NATO toll finden? Verstehe ich Sie da wirklich richtig?

      • @Agarack:

        Es ist ein gutes Beispiel dafür, dass selbst "gemäßigte" Vertreter der Linkspartei Linke es eben nicht hinkriegen, etwas über den Ukrainekrieg zu sagen, OHNE einen Seitenhieb auf die NATO zu setzen - ANSTATT sich mit der Ukraine und ihrem Recht auf Selbstverteidigung (die nunmal im Wesentlichen durch Nato-Staaten ermöglicht wird) solidarisch zu erklären.

        Vielleicht liegt es an der - letztlich selbstgewählten - Rolle der ewigen Oppositionspartei, dass man dort meint, sich auf das wohlfeile Verurteilen von Allem und Jedem zu beschränken, sei eine ernstzunehmende politische Vorgehensweise. Ist es nicht.

      • @Agarack:

        '"Russland verurteilen reicht nicht"...genau..



        So wie "Waffen für El Salvador" braucht es Waffen für die Ukraine. Und die beschafft gerade die Nato und nicht eine Linke, die eher ein Land opfert, als von ihrem Revanchismus gegenüber dem Westen runterzukommen. Wenn die NATO gerade alles richtig macht ( Gegor Gysi), heißt das doch nicht , das ich die NATO toll finden muss.

      • @Agarack:

        Nun, "die NATO nicht toll finden" ist ein Euphemismus für "letztlich ist die NATO schuld am Krieg". Da hat auch Herr Korte grad die Kurve nicht gekriegt. Ich finde Militär und die NATO nicht toll, aber in der gegenwärtigen Situation als notwendiges Übel. Daher ist für mich die Linkspartei nicht mehr wählbar.

        • @CarlaPhilippa:

          „Ich finde Militär und die NATO nicht toll, aber in der gegenwärtigen Situation als notwendiges Übel.“



          Es ergibt sich dann allerdings die Frage, wie lange man ein „notwendiges Übel“ als notwendig ansehen bzw. wie eine Situation beschaffen sein muss, in der mir etwas anderes (etwas Besseres?) als lediglich eine Wahl bleibt, mich zwischen größeren und kleineren Übeln entscheiden zu müssen.



          Ich finde, irgendwelche Übel - seien sie nun „notwendig“ oder nicht - können wir uns angesichts des desolaten Zustandes unserer Erde eigentlich nicht mehr leisten. Das betrifft kriegerische Konflikte, den Klimawandel sowie Hunger und soziale Ungerechtigkeit gleichermaßen (mir fallen gerade nicht mehr der Apokalyptischen Reiter ein) … alles Ausdruck der EINEN globalen Krise.

  • 6G
    669197 (Profil gelöscht)

    Ich war früher in der Frankfurter Gruppe der WA mit Frau Wissler und Herrn Dreibus. Damals war die SPD politisch eher sogar rechts von der Mitte. Heute ist es so, dass es kein ausreichend großes Wählerpotenzial links der SPD gibt. Die SPD hat sich seit 2000 stark gewandelt. Die internen Streitereien sind nur Steigbügelhalter für den konsequenten Abstieg. Die Zeiten werden sich aber wieder ändern. Abseits der sozialen Themen fehlt der Linken das Profil. Wer für eine moderatere Russlandpolitik als Baerbock und Strack- Zimmermann ist, findet in der Linken keine Heimat.

    • @669197 (Profil gelöscht):

      Wo ist denn Linke Politik der SPD?

      Meiner meinung nach wäre da genug Platz, aber halt nicht für eine Linke, die für die Thesen von Wagenknecht steht.

  • Einfach mal recherchieren, warum die Wähler davon laufen.



    Dann die Schuld nicht bei anderen suchen, sondern bei sich selbst.



    Dann überlegen, ob der jetzige Kurs der Partei "richtiger und wichtiger" ist als die Anzahl Wähler.



    Ist er "richtiger und wichtiger", dann halt in würde als Kleinstpartei weiter leben.



    ist er es nicht (und ich sage er ist es nicht), dann endlich die Weichen so stellen, dass euch die letzten Wähler nicht auch noch davon rennen.



    Es gibt mir schwer zu denken, das ausgerechnet die sozial Schwachen in der Linke keine wählbare Alternative sehen. Und mit eurer "Ukraine ja/nein" Politik habt ihr auch viele Wähler vergrault, eure Asylpolitk glänzt auch nicht gerade von Volkes Zustimmung.



    Sucht jetzt mal bei euch, ihr werdet fündig!

  • “ Auch wenn ich Russland scharf verurteile, ist das doch kein Grund, plötzlich die Nato toll zu finden.”

    Ohne NATO wären wir Russland nun mal ausgeliefert. Deswegen muss man die NATO ja nicht gleich lieben, aber das ist nun mal so. Ansonsten: schade, dass Herr Korte, einer der letzten halbwegs vernünftigen Linken - vor allem unter den West-Linken - aufhört. Wollen wir hoffen, dass die querfrontige Fanatikerinnentruppe um Wagenknecht und Dagdelen jetzt nicht mehr Einfluss bekommen.