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Debatte um AtomausstiegOhne Atomkritik keine Erneuerbaren

Hätten wir zuerst aus der Kohle und dann aus der Atomenergie aussteigen sollen? Warum diese Frage plausibel klingt, aber schon falsch gestellt ist.

Die letzten Atomkraftwerke werden abgeschaltet, während in Lüzerath noch Braunkohle gefördert wird Foto: Jochen Tack/imago

Dem Fundamentalkonflikt um die Atomenergie wurde in keinem Land mit so großer Hingabe und Ausdauer gehuldigt wie in der alten Bundesrepublik. Es passt zu den vielen Skurrilitäten dieser Debatte, dass nun, bevor der Vorhang endgültig fällt, noch einmal nachgekartet wird, wobei alle Beteiligten noch einmal ihre jahrzehntelang eingeübten Rollen spielen.

Die CDU, die den Ausstieg im Jahr 2011 unter dem Eindruck der dreifachen Kernschmelze von Fukushima gemeinsam mit der FDP besiegelt hat, diskutiert heute, ob Atomenergie in ihrem neuen Grundsatzprogramm wieder ein Zukunftsversprechen sein soll. Nassforsch meldet sich die frühere Familienministerin Kristina Schröder als Expertin zu Wort. Sie will einen „historischen Irrtum korrigieren und wieder in die Kernenergie einsteigen – was denn sonst?“ Die FDP wittert erneut die Chance, ihren schmalen Abstand zur 5-Prozent-Hürde zu vergrößern, indem sie sich pro Atomenergie positioniert.

Nie war Atomkraft konkurrenzfähig

Es brauchte einen Steinzeit-Imperialisten aus dem Osten, einen von ihm angezettelten verheerenden Krieg in Europa und ein Atomkraftwerk namens Saporischschja unter Dauerartilleriebeschuss, um die Ver­lie­re­r:in­nen des Generationenkonflikts um die Atomenergie noch einmal auf den Plan zu rufen. Wir erleben dieser Tage die öffentliche Verarbeitung einer als traumatisch empfunden Niederlage.

Der Autor

Gerd Rosenkranz ist Experte für erneuerbare Energien. Er arbeitete unter anderem für die taz und den Spiegel und war bei Agora Energiewende für Grundsatzfragen verantwortlich.

Dabei könnten sich die Anhänger der Atomenergie entspannen. Denn nicht ihre Fehler bei der Durchsetzung dieser Technologie waren letztlich ursächlich für deren epochalen Misserfolg, sondern die objektiven Besonderheiten dieser Technologie selbst: Sie ist zu riskant und zu schwerfällig. Nie in den 70 Jahren ihrer Existenz war sie konkurrenzfähig.

Ist die Anti-AKW-Bewegung schuld?

Eher am Rand der Schlussdebatte zetteln einige (darunter die FDP) nun eine Art Historikerstreit über die Rolle der Atomenergie in Deutschland an, mit der die erfolgreiche Anti-AKW-Bewegung nachträglich ins Unrecht gesetzt werden soll. Man stellt die Frage, ob sich die progressiven Kräfte der alten Bundesrepublik zu lange und zu ausschließlich an der Überwindung der Atomkraft abgearbeitet und darüber die Klimakrise vernachlässigt haben. Ist also die Anti-AKW-Bewegung am Ende daran schuld, dass uns nun beim Klimaschutz die Zeit davon läuft?

Diese These ist auf den ersten Blick nicht unplausibel. Denn unbestritten hätte das Kohleland Deutschland viel früher anfangen müssen, sich ernsthaft um den Klimawandel zu kümmern. Ebenso unbestritten ist, dass bei der Stromproduktion aus Atomkraft keine Treibhausgase entstehen. Erst aus der fossilen Verbrennung auszusteigen, um sich dann um die Risiken der Atomenergie zu kümmern, wäre also eine Option gewesen.

Die Anti-AKW-Bewegung war milieuübergreifend wirkmächtig

Auf den zweiten Blick jedoch ist schon die Frage falsch gestellt. Denn die Option Kohleausstieg first, Atomausstieg second war nicht einmal theoretisch im Angebot. Anfang der 1970er Jahre, als sich die Standorte der Atomwirtschaft zu Kristallisationspunkten von zuvor eher unabhängig voneinander agierenden Strömungen der außerparlamentarischen Opposition entwickelten, wussten von der Physik des Treibhauseffekts nur wenige Wissenschaftler:innen. Warum also aus der Kohle aussteigen?

Milieuübergreifend wirkmächtig war hingegen seinerzeit der Widerstand gegen die Atomkraft. Friedensbewegung, Umweltbewegung, Frauenbewegung, Alternativbewegung – sie alle erfuhren im gemeinsamen Widerstand gegen die Hochrisikotechnologie einen über ihr jeweiliges Kernanliegen hinausweisenden Politisierungsschub. Dieser mündete in die Gründung der Grünen Partei.

Die Anti-AKW-Bewegung wurde zum Kitt eines Milieus, ohne das sich späterhin auch der Klimaschutzgedanke nicht zum politischen Mainstream der deutschen Gesellschaft entwickelt hätte. Schon aus dieser Perspektive war – in der Rückschau – die Fixierung auf eine Technologie mit dem traumatischen Hintergrund von Hiroshima und Nagasaki eine ziemlich gute Idee, um die Energiewende-Debatte in Deutschland zu begründen.

Sinn der Übung war der „Sofortausstieg“

Der nächste Punkt in der retrospektiven Betrachtung der Anti-AKW-Bewegung betrifft eine ebenfalls von den handelnden Personen nicht vorgesehene, dafür aber umso handfestere Folgewirkung. Sinn der Übung war eigentlich der „Sofortausstieg“. Im realen Leben erstreckte sich dieser aber fast über ein halbes Jahrhundert.

Die zentrale, wenn auch nicht intendierte Wirkung der Bewegung, die den Sofortausstieg forderte, war nicht die schnelle Abkehr von der Hochrisikotechnologie, sondern eine Fokussierung auf die Begrenzung der Risiken und ihre Ausleuchtung bis in die kleinsten technischen Verästelungen hinein. Die Ausprägung von alternativer Expertise, die es bis im Laufe der Zeit an die Spitze einschlägiger Bundesbehörden und Regierungskommissionen schaffte, hat eine kaum beherrschbare Technologie zwar nicht sicher, aber ohne Frage sicherer gemacht. Als Nebeneffekt wurde sie abschreckend teuer. Dass dieses dicht besiedelte Land bis heute von einem Super-GAU verschont blieb, liegt auch an den unter der Dauerbeobachtung ihrer Kri­ti­ke­r:in­nen vergleichsweise seriös betriebenen Atomanlagen.

Aus der Bewegung entstanden neue Wissenschaftszweige

Kommen wir zum Kern des Vorwurfs eines strategischen Irrtums der deutschen Anti-AKW-Bewegung. Von Anfang an – spätestens jedoch mit der Anerkennung des menschengemachten Klimawandels als eines physikalischen Epochenproblems – stand die AKW-Kritik unter hohem Rechtfertigungsdruck. Wer aussteigt, muss irgendwo anders einsteigen, verlangten die Gegner der Atomkraftgegner schon, als der Bezug zur Klimaaufheizung noch gar nicht hergestellt war – und sie hatten recht damit.

Die Entwicklung erneuerbarer Energietechnologien zu einer Alternative im Energiesystem wurde so in Deutschland früher als anderswo zum Kernauftrag einer atomkritischen Wissenschaftler-Generation. Auch hier von historischem Irrtum keine Spur. Im Gegenteil, das Ergebnis ist einer der wichtigsten, wenn nicht der wichtigste Innovationsschub, den Nachkriegsdeutschland hervorgebracht hat: Aus kleinen, schlecht bezahlten, aber hoch motivierten Gruppen junger Wis­sen­schaft­le­r:in­nen entwickelten sich neue, ökologisch orientierte Wissenschaftszweige, Institute und Institutionen, die heute hohes Ansehen genießen. Sie haben die Energiegewinnung aus Wind und Sonne weltweit zu den günstigsten Stromerzeugungstechnologien gemacht.

„Aufstand der Amateure“ war ein Auslöser der Transformation

Das aus der Mitte des Deutschen Bundestags formulierte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wurde zum Treibsatz des weltweiten Booms dieser Technologien und ungeplant zum erfolgreichsten Entwicklungshilfeprojekt der bundesdeutschen Geschichte.

Ja, es war auch eine teure Veranstaltung, wie die Geg­ne­r:in­nen des Stroms aus Wind und Sonne in der Hochlaufphase nicht müde wurden anzuprangern. Bezahlt wurde sie von deutschen Stromverbraucher:innen, die mit ihren Stromrechnungen die Entwicklungskosten finanzierten. Das Gesetz wurde so oder ähnlich in mehr als 100 Staaten der Erde kopiert. Die von der FAZ im Jahr 1979 unter dem Beifall damaliger Unionsgranden als „Aufstand der Amateure“ denunzierte wissenschaftliche Anti-AKW-Bewegung war ein wesentlicher Auslöser der Transformation, die heute weltweit stattfindet.

Große Teile der Wirtschaft haben die Seite gewechselt

Es sind vor allem fachfremde Politiker:innen, die sich nun für eine gescheiterte Technologie begeistern. Große Teile der Wirtschaft, die über Jahrzehnte fundamentaler Antipode der Anti-Atom-Bewegung war, haben längst die Seite gewechselt. Als „wirtschaftlichen Unsinn“ geißelte etwa Rolf Martin Schmitz, der frühere RWE-Chef, im Jahr 2020 die Idee einer neuen AKW-Generation: „Warum soll man Milliarden Euro in eine Technologie investieren, bei der die Kilowattstunde Strom mindestens 10 Cent kostet, wenn es mit Windkraft schon für 4 Cent geht? Das leuchtet mir nicht ein.“

Ohne die beharrliche Fixierung der frühen außerparlamentarischen Oppositionsbewegung auf den AKW-Widerstand gäbe es die neuen Erneuerbaren als konkurrenzfähige Energietechnologien heute noch nicht. Deshalb ist seltsam, wenn Po­li­ti­ke­r:in­nen aus den Parteien, die diese Entwicklung über Jahrzehnte zu hintertreiben versuchten, nun angebliche strategische Fehler der Anti-AKW-Bewegung beklagen.

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55 Kommentare

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  • Der Atomausstieg wäre ohnehin irgendwann gekommen, was aber bei der ganzen unnützen AKW Diskussion scheinbar niemanden interessiert ist der Phantom Strom.

    Deutschland und der Phantom-Strom, wir wollen immer mehr Windräder aufstellen und werfen immer mehr Strom ungenutzt dabei weg, denn es fehlt an Akkus, Pumpspeicherwerken oder der Umwandlung in Wasserstoff (und viele andere Möglichkeiten), wenn der Strom gerade nicht gebraucht wird, dann stehen die Windräder nämlich einfach still!

    Wir sollten so hitzig wie über den Atomstrom, mal lieber darüber Diskutieren, wie man Phantom- Strom vermeidet, denn da ist Deutschland leider auch Weltmeister, einen Titel, den man nicht haben will, in diesem Zusammenhang.

    Phantomstrom ist einer der Preistreiber schlechthin, denn dieser wird vergütet, auch wenn man das Windrad abstellt, wir habens ja wohl scheinbar.

    Deshalb, in Zukunft muss dieser Strom verarbeitet werden, gespeichert, umgewandelt, wie auch immer, aber wegwerfen und dann auch noch teuer bezahlen, das geht gar nicht.

  • danke fuer diesen artikel.



    und jetzt waere im anschluss eine analyse schoen, naemlich all derer politiker, national und international, die sich selbst heute noch vehement fuer kernenergie einsetzen, obwohl die unrentabel ist. und da noch nicht mal alle folgekosten mit eingerechnet. wieso? sind diese menschen unfaehig zu rechnen? wohl kaum. sind sie als entscheidungstraeger in demokratien nicht rechenschaftsschuldig? obwohl sie wissen, dass es unrentabel ist, moralisch verfehlt, sittenwidirg und volksschaedlich ist, setzen sie sich dafuer ein, werben dafuer, gehen auch persoenlich hohe professionelle risiken ein. aus welchem grund?

    • @the real günni:

      Das lässt sich beantworten.

      Weil die Gefahr des Klimawandels, von diesen als größer angesehen wird, als die Gefahren der Atomkraft.

      Unrentabel? Absolut! Aber wir können uns eine Klimakatastrophe genauso wenig leisten.

      Es wird angenommen, dass wir erheblich mehr Strom brauchen werden in der Zukunft!

      Degrowth ist in keinem Land der Welt im politischen Mainstream vertreten. Keiner Mag einen Kollaps der Wirtschaft, Massenarbeitslosigkeit, Bankekriese und einen Zusammensturz des Rentensysthems verantworten. Wir brauchen Wachstum! Drum machen alle munter weiter, wie bissher.

      Woher also die notwendige Energie nehmen?

      Windkraft, Solar + Energiespeicher haben insg. einen deutlich höheren Flächenbedarf als Atomkraftwerke.

      Kurz und Mittelfristig sind AKWs somit besser für die Biodiversität.

      Es herrscht große Uneinigkeit darüber wie "sicher" AKWs sind. Bei der Frage wie wahrscheinlich der Klimawandel ist, sind wir weiter.

      Diese Menschen, sind eben der Meinung, dass eine mögliche Katastrophe, mit kaum absehbaren Folgen besser ist, als eine totsichere Katastrophe, mit noch weniger absehbaren Folgen.

      Ich persönlich halte Atomenergie für eine Schnapsidee, alleine schon wegen dem Atommüll.

      Aber ich kann die Argumentation der Befürworter dennoch nachvollziehen.

      Es ist wie bei so vielen Themen.

      Alle glauben Recht zu sein und die Weißheit mit Löffeln gegessen zu haben .

  • Die pro-atomaren Franzosen sind innerhalb von 10-20 Jahren in den 70/80er Jahren nahezu klimaneutral geworden. Heute haben sie etwa 50g spez. CO2 emissionen und können die Erneuerbaren jetzt "in Ruhe" ausbauen wenn sie wollen. Wir haben erschreckende 500g und müssen noch 10-20 Jahre warten bis zum Kohleausstieg. Was soll man da noch diskutieren?

    Es ist wirklich anmaßend zu sagen die Antiatomkraftbewegung mit ihrere "Kritik" hätte die Forschung an Erneuerbaren hervorgebracht. Die ist im wesentlichen aus der Weltraumforschung in den USA hervorgegangen und wurde von vielen Wissenschaftlern dort in den 70/80ern vorrangetrieben. Auch von solchen die AKWs positiv gegenüber stehen.

    • @SK24 :

      Oha, die Franzosen haben so die Ruhe weg, dass sie bei EE nahezu nicht unternehmen. Zudem führt der Rohstoff Uran weiter in die Abhängigkeit. In Deutschland hat man sich nicht zuletzt wegen der noch 30 % Kohlekraft eine Geisel aufgebunden, die EE und Speichertechnologie nach vorn treiben wird. Frankreich hier als zukunftsweisend darzustellen, halte ich für reichlich naiv, da ihm die Kosten für den Erhalt ihres zum Teil alten Atomparks um die Ohren fliegen. Das neuste Neubauprojekt dauert schon über 10 Jahre.

    • @SK24 :

      Die pro-atomaren Franzosen haben den Umstieg auf Erneuerbare bislang weitestegehendst versäumt und deshalb nun die Laufzeit ihrer Altreaktoren von 40 auf 50 Jahre verlängert. Und selbst wenn alle von Macron angekündigten neuen Reaktoren gebaut werden, was die Strompreise oder deren Subventionierung nach den Erfahrungen mit Flamanville 3 in höchst astronomische Höhen treiben dürfte, werden sie dennoch Mühe haben auch nur die wegen Überalterung wegfallenden Kapazitäten zu ersetzen, wenn man die Laufzeit nicht noch weiter über die geplante Lebensdauer hinaus ausdehnen will.



      Darüberhinaus steuert Frankreich auch dieses Jahr wieder auf eine extreme Dürre zu, was wohl klimawandelbedingt zum zukünftigen Normalfall werden wird, so dass die AKWs die bereits heute etwa ein Drittel des Wasserverbrauch des Landes schlucken, immer wieder abgeschaltet werden müssen.



      www.blaetter.de/au...h-der-winterduerre

      • @Ingo Bernable:

        Der hohe Wasserverbrauch ist in der Tat ein Problem. Das ist allerdings nicht AKW-spezifisch, wie der Artikel suggeriert, sondern es gilt für alle Heizkraftwerke. Technisch lässt sich das aber -wenn auch teuer und unter Effizienzverlust- lösen. (www.umweltbundesam...r-4-das-indikator)

        • @Jutta57:

          "Technisch lässt sich das aber [...] lösen."



          Wir werden ja in den nächsten Monaten sehen ob das klappt, derzeit spricht allerdings einiges dafür, dass die Dürre dieses Jahr noch krasser wird als die im letzten.

      • @Ingo Bernable:

        "Hätten wir zuerst aus der Kohle und dann aus der Atomenergie aussteigen sollen?" - das ist die Frage. Ja, denke ich., Wenn wir sehen dass die Franzosen mit ihrer Pro-atomaren Methode in den 70/80ern bereits fast aus den Fossilen ausgestiegen sind während wir in dieser Zeit das Fundament gelegt haben dafür dass wir heute spez. 10x so viel CO2 austoßen wie Franzosen. Und zudem haben EE zuwachs und AKW abbau einander fast exakt ausgeglichen.

        Es stimmt, in Zukunft werden AKWs es schwerer haben. Sehens sie, die Franzosen haben im Stromsektor jetzt aber die Klimaziele erreicht und könnten die Atomkraft auslaufen lassen. Wir nicht, wir dürfen noch 18 Jahre Kohlekraftwerke nutzen (die haben natürlich den Vorteil etwas hitzeresistenter und billiger zu sein).

        • @SK24 :

          Es scheint mir reichlich widersprüchlich zu sein, zu argumentieren, dass die Umstellung auf Erneuerbare in Frankreich, wo man zwar-derzeit atomar-emissionsarm ist mit dem Umstieg aber noch gar nicht richtig angefangen hat, entspannteer abgehen sollte als hierzulande wo man damit ein Vierteljahrhundert Vorsprung und dennoch massive Probleme hat.

  • "Dass dieses dicht besiedelte Land bis heute von einem Super-GAU verschont blieb, liegt auch an den unter der Dauerbeobachtung ihrer Kri­ti­ke­r:in­nen vergleichsweise seriös betriebenen Atomanlagen."

    Das ist unzweifelhaft ein Verdienst.



    Ohne die Anti-AKW-Bewegung wäre hier rumgehudelt worden, wie anderswo auch.



    Ein letztes Beispiel war ja der von Altmeier den Betreiber:innen erlassene letzte Sicherheitscheck ...aus Nettigkeit sozusagen: "wenn Ihr Auto eh verschrottet werden soll, muss es auch zwischenzeitlich trotz Fälligkeit nicht zum TÜV...

    ...ironischerweise war diese letzte Hudelei dann auch ein wichtiger Grund, warum, die AKW nicht noch über die ehrenvollen Abschiedsrunde von drei Monate hinaus sinnvollerweise eine halbe Dekade weiter hätten betrieben werden können.

    Ja nun, der Atomkeks ist somit wohl gegessen.

  • Danke für diesen Artikel. Es wird allzu oft vergessen, wie wir dorthin gekommen sind, wo wir jetzt stehen.

    Insbesondere der frühe Markthochlauf von Solar und Wind durch das EEG, was ohne Anti-AKW-Bewegung nicht denkbar gewesen wäre, trägt heute auf der ganzen Welt Früchte.

  • Ein sehr guter Artikel. Er beleuchtet auch sehr gut die Rolle der ewig gestriegen CDU/FDP.....

  • Natürlich sollte man den Mut haben gestrige Entscheidungen bei neuen Erkenntnissen zu revidieren. Aber Ich bitte zu bedenken dass Energiepolitik immer sehr langfristig angelegt ist. Die Brennstäbe kommen i.a. aus Russland, von dem wir uns unabhängig machen wollen. Außerdem ist ein AKW ein Angriffsziel für Terroristen und ggf. feindliche Staaten. Gerade in Kriegszeiten sind AKWs eine hohe Gefahr.

  • Bei der Erzeugung derselben Menge Strom entsteht in Deutschland mehr als 6 mal soviel CO2!



    Sechs mal soviel!

    Dieses mehr an CO2 muss in Deutschland nun im Hauruck-Verfahren eingespart werden:



    Wir verbieten Oel- und Gasheizungen ohne vorher Waermenetze aufzubauen und die Gebaeude zu sanieren, so wie es Schweden ueber Jahrzehnte gemacht hat.



    Die Folgen werden fuer die schon hohen Strom- und Mietpreise verheerend sein.



    Zusaetzlich wird der Strom rationiert werden muessen.

    P.S.



    Erneuerbare brauchen deutlich kompliziertere Stromnetzsteuerungen und eine Speicherinfrastruktur, die es noch garnicht gibt (< 1h).



    Die Kosten dafuer sind Folgekosten der Erneuerbaren - nur weil man diese ignoriert ist der Preis bei 6-7 ct.

  • Wir werden uns nie einigen können, aber nur um eine andere Perspektive festzuhalten:

    Auch in den 70/80ern bei den Franzosen. Innerhalb von 10-20 Jahren werden nahezu alle fossilen Anlagen geschlossen und durch Kernkraft ersetzt. Frankreich hat Heute eine spezifische CO2 emission im Stromsektor von 50g, wir haben 500g. Wir haben also noch einen weiten Weg vor uns in Sachen Klimaschutz, die Franzosen nicht. Die können nun im Gegenteil, im Stromsektor nach und nach Atomkraft durch Erneuerbare ersetzen, wenn sie denn wollen oder Eneuerbare als andere Primärenergie einsetzen. Und wir hätten das auch haben können ohne Antiatomkraftbewegung.

    Die Antiatombewegung als Kritiker zu bezeichnen ist aber auch ein Euphemismus. Forderungen von Forschungs- (!) und Bauverboten auf Basis von Panik sind keine Kritik. Währenddessen haben Menschen in den USA und dem UK durch echte, konstruktive Kritik an effizienteren Solaranlagen aber auch sichereren Atomanlagen geforscht. Spätestens seit 1990 lautet die IPCC devise, dass alle klimaneutralen Energien nützlich sind. Seit dem wächst auch der Anteil der Erneuerbaren stetig (zum Glück!), hat aber bisher fast nur die Teile ersetzt die durch Abschalten von Kernreaktoren wegfallen und eher nicht Fossile.

    Aber jetzt wieder in die Atomkraft einzusteigen wäre für Deutschland teuer und aufwendig. Von mir aus konzentrieren wir uns ab Heute auf Erneuerbare. Darauf können wir uns gerne einigen.

  • Zwei Dinge scheinen nicht ausreichend berücksichtigt:



    1. Wenn sich im Laufe der Zeit grundlegend neue Erkenntnisse ergeben, müssen die historisch gesetzten Positionen hinterfragt werden, und - so wie ich es hier verstehe - nicht als Maxim erhalten bleiben. Klar scheint, dass jede produzierte Tonne CO2 pro MWh Strom durch Fossile schlimmer ist, als jede nicht produzierte Tonne durch AKWs. Soweit die heutige Erkenntnis



    2. Es muß bei dem Kostenvergleich differenziert werden, wie hoch die Fixkostenanteil darin enthalten ist. Dieser ist extrem bei AKW durch Neu- und Rückbau. Insofern ist der Vergleich 4 zu 10 Cent korrekt, wenn man Neuinvestionen vergleicht, aber nicht, wenn man die bestehenden AKWs weiterlaufen lassen will.



    Hier kann pro MWh im Wesentlichen nur zwischen



    - den laufenden Kosten der Fossilen und AKWs verglichen werden (im Wesentlichen Brennstoff, der bei AKWs extrem niedrig ist pro MWh)



    - Klimabelastung Fossile versus AKWs.



    - Risiko AKWs

    • @Erik Roland:

      Sie haben in Ihrer Kostenbetrachtung die "Nachsorge" übersehen.



      Eine Betrachtung über einen alleinigen Weiterbetrieb ist nicht korrekt und spart wesentliche Folgekosten aus.

    • @Erik Roland:

      "Klar scheint, dass jede produzierte Tonne CO2 pro MWh Strom durch Fossile schlimmer ist, als jede nicht produzierte Tonne durch AKWs. Soweit die heutige Erkenntnis".



      Widerspruch, denn diese heutige Erkenntnis ergibt sich nur durch einen bislang mit viel Glück verlaufenden Betrieb der Kernkraftanlagen, der mit technischer Anlagenbeherschung nichts zu tun hat. Die Zukunft wird, auch gerade im Zusammenhang mit der Klimaveränderung und der darauf nicht vorbereiteten Atomkraftanlagen noch einige Fälle ähnlich wie Fukushima auslösen. Die Jahrhunderte lange "Nachsorge" der Anlagen wird mehr CO² verursachen als wir noch bis Mitte des Jahrhunderts CO² erzeugen.

      • @Sonnenhaus:

        Sie erwarten jetzt aber nicht ernstahft so etwas wie einen tsunami in Oberbayern?

  • Diese Überlegungen kommen leider zu spät. Unsere Politik will Windräder, und weil damit verdient werden soll muss Strom teuer sein. Also werden alle billigen Stromerzeiger verboten!!!!

    • @Gerdi Franke:

      Haben Sie den Artikel (und alle anderen zum Thema) nicht gelesen? Atomstrom ist NICHT BILLIG! Atomstrom ist sogar sehr teuer. Er war nur über längere Zeit marktverzerrt günstig, da er massiv vom Staat subventioniert wurde. Und wohnen möchten Sie persönlich neben einem AKW oder einem Endlager sicher auch nicht, oder?

      Atomstrom ist nur aus klimapolitischer Sicht noch interessant. Strom aus Sonne und Wind ist deutlich günstiger als aus fossilen Energieträgern und aus Kernenergie, aber leider nicht dauerlastfähig, und Überschüsse aus Wind und Sonne können wir derzeit noch nicht speichern. Um dieses Defizit zu kompensieren, hätte man für eine Übergangszeit rechtzeitig eine Laufzeitverlängerung der bestehenden AKWs in den Blick nehmen müssen, anstatt jetzt die Klimakatastrophe durch Verfeuerung von Gas und Kohle noch stärker voranzutreiben. Angesichts der bereits angehäuften Mengen von Atommüll und strahlenden AKW-Ruinen hätten ein paar Jahre mehr die Gesamtsituation auch nicht mehr verschlimmert.

      Abgesehen davon hat die Anti-AKW-Bewegung Recht: Je eher wir auf Kernkraft verzichten können, desto besser. Ich persönlich meine aber, dass dieser Zeitpunkt leider noch nicht erreicht ist. Aber die Entscheidungen wurden gefällt; eine Wiederinbetriebnahme der nun stillgelegten AKWs wäre so unglaublich unwirtschaftlich (das heißt für Sie "richtig teure Strompreise"), dass das Thema endgültig durch ist.

      • @Bussard:

        Dann nehmen wir doch jetzt einfach billigen Kohlestrom und entsorgen das CO2 in der Atmosphäre...

      • @Bussard:

        Schließe mich Ihren Betrachtungen an.

        Ein Hauptproblem ist, und das sieht man ja auch am Schnapper von @Gerdi Franke: wenn man den Atomleuten aus Pragmatismus und Vernunft ein begrenztes Existenzrecht zubilligt, beruht das leider selten auf Gegenseitigkeit...

        Ende der Nuller- Jahre hätte die klassische Energiewirtschaft ohne zu Zucken durch gleichzeitige Laufzeitverlängerungen und den Bau neuer Kohlekraftwerke den Erneuerbaren den Marktzugang dauerhaft verbaut... dann kam eben alles anders ... c'est la vie - c'est la guerre!

    • @Gerdi Franke:

      Dabei übersehen Sie, in welchem Ausmaß die Atomenergie über Jahrzehnte subventioniert wurde, damit der Strom bezahlbar bleibt.

  • Das ist eine historische Sicht und die ist sehr brauchbar: erst die Mobilisierung gegen die Atomkraft, weitgehend daraus folgend die Mobilisierung gegen fossile Energieträger. Anders wäre es kaum möglich gewesen. Beides ist auch vernünftig, auch wenn ersteres etwas arg zur grünen Folklore verkommen ist. Das ist aber komplett nebensächlich. Der Zeitpunkt für den endgültigen Atomausstieg mag nicht ganz optimal sein, man darf aber sicher sein, dass er aus Sicht z.B. der FDP nie optimal sein würde. Die wirklichen Glaubenskämpfer sind diese Leute, sie konzentrieren sich auf die falschen Fragen und geben die falschen Antworten und das mit Absicht.

  • Zum Thema konnte man 1970 noch nicht wissen: Die Wissenschaft weiß seit etwa 1860 um die Rolle der Treibhausgase. Und seit 1896 ist auch erstmals die mittlere Erdtemperatur abhängig zu den Treibhausgaskonzentrationen berechnet worden...

  • Allen Unkenrufen zum trotz haben es viele Initiativen, Gruppen, Organisationen und und und in den vergangenene Jahrzehnten versäumt, den Kohlekraftwerken den Garaus zu machen. Das steht leider fest. Dass CO2 hauptverantwortlich für die Erderwärmung ist, war schon in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bekannt. Passiert ist was? Nun, auf jeden Fall deutlich zu wenig und auch zu spät. Das allerdings können wir uns alle auf die Fahne schreiben.

  • "Ohne die beharrliche Fixierung der frühen außerparlamentarischen Oppositionsbewegung auf den AKW-Widerstand gäbe es die neuen Erneuerbaren als konkurrenzfähige Energietechnologien heute noch nicht."

    Na ja, Schweden ist aus dem Atomausstieg wieder ausgestiegen und bei den Erneuerbaren trotzdem weiter als Deutschland. Entweder Atomkraft Oder Erneuerbare, dieser Zielkonflikt existiert dort jedenfalls nicht.

  • Die Anti-AKW-Bewegung war im Grunde eine Anti-Großkonzern-Bewegung.

    • @Der Cleo Patra:

      Allerdings sind die Erneuerbaren inzwischen auch "Big Business"

    • @Der Cleo Patra:

      Da haben Sie wohl recht, denn Energieversorgung hat immer auch mit gesellschaftlichen Machtstrukturen zu tun.

  • "Deshalb ist seltsam, wenn Po­li­ti­ke­r:in­nen aus den Parteien, die diese Entwicklung über Jahrzehnte zu hintertreiben versuchten, nun angebliche strategische Fehler der Anti-AKW-Bewegung beklagen."



    Seltsam ? Nein, bewusst strategisches Vorgehen, um von den eigenen Versäumnissen und im wesentlichen bewussten Behinderungen eines alternativen Weges abzulenken und eine neue "Erzählung" in`s Leben zu rufen.

  • "Aus kleinen, schlecht bezahlten, aber hoch motivierten Gruppen junger Wis­sen­schaft­le­r:in­nen entwickelten sich neue, ökologisch orientierte Wissenschaftszweige, Institute und Institutionen, die heute hohes Ansehen genießen. Sie haben die Energiegewinnung aus Wind und Sonne weltweit zu den günstigsten Stromerzeugungstechnologien gemacht." und nicht nur das!



    Durch die Entwicklung einer Alternativen Energieversorgung (Photovoltaik) gelang es weltweit Spitzentechnologie in unserem Lande zu erwecken, die in der Merkel-Ära von eben dieser und ihrem Peter Altmaier zum Marktschutz der Atom-, letztlich Fossilenergie zuerst behindert und zuletzt zerstört wurde.

  • "Dass dieses dicht besiedelte Land bis heute von einem Super-GAU verschont blieb, liegt auch an den unter der Dauerbeobachtung ihrer Kri­ti­ke­r:in­nen vergleichsweise seriös betriebenen Atomanlagen." So gesehen sollten die Betreiber den jahrzehntelangen Kritikern und der Antiatombewegung dankbar sein und an den Mrd. Euro Gewinnen aus den Subventionen teilhaben lassen. Ohne Antiatomkraftbewegung wären in den zurückliegenden Jahrzehnten mehrere Supergaus erfolgt. Erst eine Verseuchung der betroffenen Ländereien hätte Zugeständnisse an die Sicherheit gebracht und langfristig viele Menschenleben gekostet, oder gesundheitliche Schäden verursacht.

  • Der RWE-Cheff : „ … , wenn die kw-Stromstunde aus Windkraft 4 c kostet“.



    Wenn der Verbraucher heute unter 40 c sein kw-Strom kaufen kann, hat er Glück gehabt,



    trotz des steigenden Anteils an EE-Strom.

    • @Hubertus Behr:

      tja, das liegt aber nicht am EE-Anteil sondern am Meritt-Orderprinzip, das die teuren Gaskosten im Strompreis berücksichtigt.

  • Sorry. Atom wird morgen passe sein. Auf Atomkraft wird man sich dann nicht mehr herausreden können, dass DE seinen Strom immer noch zu größten Teilen aus Gasn Kohle generiert,

    Ab heute ist DE ein Kohle/LNG Staat.

  • "Ebenso unbestritten ist, dass bei der Stromproduktion aus Atomkraft keine Treibhausgase entstehen." Das ist richtig, allerdings nur die halbe Wahrheit. Es gilt bei jeder Energieversorgungsart ein davor und danach. Letztlich ist Uran ein fossiler Brennstoff und endlich. Doch wesentlich sind die CO²-Mengen nach Beendigung der Energiegewinnung aus Kernspaltung, auf dem Weg in das Endlager. Bislang wurden aus lobbyierten politischen Gründen seit den 1950-ern die Endlagerung noch immer nicht gelöst und tonnenweise CO² in die Erdatmosphäre geblasen für Transport, Versuchsstollengrabungen und vieles mehr. Noch immer liegt keine Lösung für den schon in tausendfacher Tonage herumliegenden strahlenden Müll vor. Bis der Müll dann endlich strahlungsfrei (natürliche Umgebungsstrahlung) vorliegt vergehen tausende Jahre mit Überwachung und immer wieder zu verbessernden Sicherheitsauflagen, etc. Zwischenzeitlich havarierte Anlagen müssen jahrelang aufgearbeitet werden. All diese aufkommenden CO²-Mengen in den nächsten tausenden Jahren sind nicht bilanziert. Daher kann die Kernspaltung nicht CO²-frei sein. Eine weitere Lüge der Atomlobby auf die noch immer hunderte Politiker hereinfallen und gegen die Gesundheit ihrer Bürger für die Lobbyisten aktiv Politik betreiben.

    • @Sonnenhaus:

      Uran ist ein fossiler Brennstoff? Oh weia

      • @QuerBeetLeser:

        Wird Uran, durch welche Prozesse auch immer, regeneriert? Das Mineral in der Erde wurde vor Jahrtausenden in unserem Planeten eingelagert.



        Wikipedia: "Ein Fossil (lateinisch fossilis ‚ausgegraben‘) ist jedes Zeugnis vergangenen Lebens der Erdgeschichte, das älter als 10.000 Jahre ist und sich somit einem geologischen Zeitalter vor dem Beginn des Holozäns zuordnen lässt.[1]"

        • @Sonnenhaus:

          "Zeugnis vergangenen Lebens". Das ist der Punkt.

        • @Sonnenhaus:

          Vermischen Sie nicht Dinge, die nicht zusammengehören. Uran ist kein fossiler Brennstoff, nur weil er alt ist und aus der Erde kommt. Es ist und bleibt ein Kernbrennstoff. Das ist wissenschaftlich so definiert, da ändern Sie nichts dran.

    • @Sonnenhaus:

      Mit der gleichen (richtigen) Argumentation sind auch Windkraft- und PV-Anlagen nicht CO2-frei. Denn auch hierfür wurde und wird beim Abbau der Rohstoffe, deren Transport und Verarbeitung und beim Transport der Endprodukte z.Z. noch eine Menge CO2 freigesetzt.

      • @Lars B.:

        Dieser Aspekt wird bei den CO2-Diskussionen immer schön weggelassen. Auch ist der Plastikmüll, der durch die regelmäßige Erneuerung der Windräder entsteht, kein Thema. Es gibt eben keine einzige wirklich umweltfreundliche Energieerzeugung, sondern nur immer das kleinere Übel. Klar ist bisher noch nicht, welches das überhaupt ist.

      • @Lars B.:

        Daher sollten die Betrachtungsgrenzen nicht nur auf die Energiemenge bezogen werden, sondern auch die Gewinnung, Bereitstellung und die Beseitigung aller technischen Notwendigkeiten Berücksichtigung finden.

    • @Sonnenhaus:

      "Letztlich ist Uran ein fossiler Brennstoff ..." Das ist nicht richtig. Uran ist mitnichten das, was man unter einem fossilen Brennstoff versteht - es ist ein Kernbrennstoff. Bei fossilen Brennstoffen handelt es sich um Braunkohle, Steinkohle, Torf, Erdgas und Erdöl.

      • @Lars B.:

        Naja, sehen Sie es mal so, die Sonne, der Wind, das Wasser, Pflanzenöl und die Erdwärme sind natürlich Kreislaufprozesse. Die sogenannten Fossilen-Energien (Erdgas [LNG], Erdöl und Uran) werden von Natur aus nicht erneuert zur Verfügung gestellt, sondern sind Ablagerungen die vor tausenden von Jahren in unseren Planeten eingeschlossen wurden. Erst durch unsere technische Wiederfreisetzung in Form von CO² verändern wir unsere Atmosphäre in einer Art die unser Leben auf diesem Planeten nicht mehr ermöglichen wird. Und einen zweiten Planeten gibt es leider nicht.

  • Zum letzten Satz: "seltsam" ist sehr höflich ausgedrückt.

    Mir kommen diese Leute eher vor, wie das Kind auf dem Höhepunkt der Trotzphase, wenn's Zeit ist, ins Bett zu gehen.

    Die sollen mal erwachsen werden. Oder den Job wechseln.

  • Kernenergie ist in Punkto Sicherheit genau zwischen Windenergie und Solar. Das kann man mögen oder nicht mögen, aber so sind die Fakten nun einmal. Ich verstehe nicht, wieso wieder und wieder etwas anderes behauptet wird.

    www.statista.com/s...-by-energy-source/

    Die Angst, die hier verbreitet wird, ist absolut unangebracht. Nur weil viele Leute zu Schaden kommen, wenn denn mal ein Flugzeug abstürzt, bedeutet das nicht, dass das Fliegen an sich ein unsicheres Fortbewegungsmittel ist.

    • @Chris12:

      Nimm doch bitte zur Kenntnis, das Atomenergie von A - Z unsinnig bleibt, selbst wenn es eines Tages die "absolut sicheren" Reaktoren geben sollte.



      Es beginnt mit A wie Abbau des Urans. Es ist ein extrem seltenes Mineral in der Erdkruste, viel, viel knapper als fossile Brennstoffe. Der Uran-Bergbau hinterlässt daher große Umweltschäden und Belastungen durch Abraumhalden und Schlamm-Absetzbecken.



      Das Uran muss nach dem Abbau extrem energieverbrauchend weiter aufkonzentriert werden zur Verwendbarkeit in Reaktoren. Atomkraftbetreiber weltweit sind abhängig von Uranlieferungen aus Russland und werden damit erpressbar



      Es geht weiter mit dem unglaublich hohen Materialverbrauch zum Bau der Anlagen (Stahl, Beton). Große Teile dieses Baumaterials werden dem Materialkreislauf entzogen, da es nach der Nutzungsdauer verstrahlt ist und "endgelagert" werden muss,



      und endet mit Z wie "Zwischen"lagerung, wo immense Mengen hochradioaktiven Inventars wenig geschützt oberirdisch gesammelt werden, weil man bis heute nicht weiß wohin damit! Es gibt nach wie vor weltweit keine Möglichkeit des erdgeschichtlich sicheren Einschlusses der hochradioaktiven abgebrannten Brennstoffreste

      Aufgrund aller dieser Nachteile schießen die Bau- und Betriebskosten in astronomische Höhen, also ist Atomenergie obendrein unwirtschaftlich im Vergleich mit anderen Formen der Energieerzeugung.



      Und wie Frankreich uns in den vergangenen Jahren gezeigt hat fehlt obendrein die Versorgungssicherheit, weil diese Technologie nicht betriebssicher ist und man daher eigentlich gewaltige Reservekapazitäten vorhalten müsste: Störfälle, Wartungsstillstände, Kühlwassermangel und so weiter führten wiederholt über Monate zu extremem Strommangel in Frankreich. Wer sich auf Atomenergie verlässt....



      Keine andere Form der Stromerzeugung weist eine derartig massive Kombination von Nachteilen auf wie Kernenergie. Das GAU-Risiko ist da nur ein kleines i-Tüpfelchen!

      • @Karsten Hofmann:

        Der Abbau der Rohstoffe fuer Windkraftraeder, passende Stromnetze und die benoetigte Stromspeicherung sind auch nicht ohne. Und Mengenmaessig deutlich hoeher.



        Aber ja, Uranabbau ist die Hoelle.

        Die Abhaenigkeit aus Russland sehe ich nicht, Russland hat einen Marktanteil von ca 50%. Da ist die Abhaengigkeit von Rohstoffen fuer Erneuerbare deutlich hoeher.

        Fuer eine Strommenge X brauchst Du bei Windkraft deutlich mehr Stahlbeton als bei Kernenergie.

        Solang die Kosten fuer moderne Netze und die Speicherung des Stroms nicht mit einbezogen werden, ist ein Vergleich ueberfluessig.

        Frankreich stoesst bei der gleichen Menge Strom 6 mal weniger CO2 aus. Das ist moeglich weil Frankreich praktisch keine Kohlekraftwerke und weniger Gaskraftwerke hat.



        Bei all den Problemen, die Frankreich aktuell mit seinen Atomkraftwerken hat, sollte man nicht vergessen, dass Deutschland in der Vergangenheit im Winter gerne Atomstrom aus Frankreich bezogen hat.



        Ich kann nicht beurteilen, ob die aktuellen Probleme in Frankreich an Frankreich liegen oder an der Technik selber - ich wuerde jedenfalls nicht Bruecken als schlechte Technik einstufen, nur weil sie in Deutschland alle marode sind.

        Sollte es irgendwann mal Atomkraftwerke der 4. Generation geben (da haben wir leider keinen Einfluss mehr drauf), koennte man ueber einen Neubau noch mal nachdenken.



        Aber wir koennten in der Theorie 6 Atomkraftwerke weiterlaufen lassen, nach einer Pause von 1 bis 1,5 Jahren.



        Und das sollten wir tun!

        • @elektrozwerg:

          " ob die aktuellen Probleme in Frankreich an Frankreich liegen oder an der Technik selber "

          sowohl als auch.

          2 Pronleme, die mir aus dem Gedächniss einfallen.

          1: zu wenig Ivestitionen, viele Kraftwerke sind marode.

          2: Klimwandel. Es wird wärmer, wie Sie ev. schon bemerkt haben. Es steigt die Wassertemeratur von Flüssen und es sinkt der Wasserpegel, wodurch die Durschnittstemperatur des Wassers noch weiter steigt.

          Somit fallen die AKWs, dann letzlich, durch den Mangel an Kühlwasser aus.

          Das ist nicht nur in Frankreich ein Problem.

      • @Karsten Hofmann:

        Uns was ist mit den Unmengen von Beton, die für die Fundamente von Windkraftanlagen benötigt werden? Und ist das in den Rotorblättern verbaute Material nicht ebenfalls dem Materialkreislauf entzogen? Weiter ist zu berücksichtigen, dass Windkraft allenfalls



        mit entsprechenden Speichern eine 24/7-Stromversorgung sicherstellen könnte und dass die Gewinnung der dafür notwendigen Stoffe nicht weniger umweltschädlich ist als der Abbau von Uran. Und dazu kommt noch der höhere Flächenbedarf für Windkraft, der bereits jetzt zum Teil durch die Abholzung von Wäldern gedeckt wird.

    • @Chris12:

      Ich kann dem Link leider weder entnehmen, welcher Zeitraum untersucht wurde (wirklich nur die "survey period 2018" noch wie ich mir die Auswertung vorzustellen habe. Ganz sicher nicht mit eingerechnet ist der Krieg in der Ukraine, der ohne russische Atomwaffen vermutlich längst beendet wäre. Zudem gibt es zahlreiche statistisch signifikante Leukämie-Cluster in unmittelbarer Nähe zu AKWs, die allerdings nur epidemiologisch anerkannt sind. Sind die mitgezählt? Vermutlich nicht!