piwik no script img

Özdemir für Junkfood-WerbeverbotKindersicherung für Süßkram

Ernährungsminister Cem Özdemir will Junkfood-Werbung für unter 14-Jährige verbieten. Das Verbot soll täglich von 6 bis 23 Uhr gelten, so der Grüne.

Zu viel Zucker? Dann soll das nicht mehr tagsüber im Fernsehen beworben werden Foto: Waldmüller/imago

Berlin taz | Bundesernährungsminister Cem Özdemir will auf unter 14-Jährige zielende Werbung für ungesunde Lebensmittel verbieten. „An Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit zu hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt wird nicht mehr erlaubt“, schlug der Grünen-Politiker am Montag in Berlin vor. „Werbung ist an Kinder gerichtet, wenn sie nach Art, Inhalt und Gestaltung oder aufgrund des Werbeumfelds an Kinder adressiert ist“, so Özdemir.

Entsprechend will er Werbung einstufen, „wenn sie zwischen 6 und 23 Uhr betrieben und damit bewusst in Kauf genommen wird, dass sie regelmäßig insbesondere auch von Kindern wahrgenommen wird“. Denn hauptsächlich dann würden Kinder laut Studien fernsehen. Etwa in Zeitschriften soll solche Werbung verboten werden, falls sie zum Beispiel „Kinder als Darsteller“ oder Produktaufmachungen mit wegen der Farben und Motiven „sehr kindlichen Darstellungen“ nutzt, ergänzte Eva Bell, zuständige Abteilungsleiterin des Ministeriums.

Mit den Werbeverboten will Özdemir gegen Fehlernährung vorgehen. Sie trägt dazu bei, dass laut Robert-Koch-Institut 15 Prozent der 3- bis 17-Jährigen übergewichtig sind. Durch falsche Ernährung mitbedingte Krankheiten wie Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes oder Herzinfarkt nehmen auch in Deutschland zu. „Im Kindesalter wird das Ernährungsverhalten für das weitere Leben entscheidend geprägt. Lebensmittelwerbung hat hier einen nachhaltigen Einfluss bei Kindern“, so Özdemir.

Bisherige freiwillige Selbstverpflichtungen der Unternehmen hätten nicht dazu geführt, dass Kinder effektiv vor solcher Werbung geschützt werden. Kinder, die Medien nutzen, sähen täglich im Schnitt 15 Werbespots oder -anzeigen für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt.

Fast nur Werbung für Fast Food, Snacks oder Süßigkeiten

Durchschnittlich 92 Prozent der Lebensmittelwerbung, die Kinder in Internet und Fernsehen wahrnehmen, sei für Produkte wie Fast Food, Snacks oder Süßigkeiten. Von den Verboten erfasst werden sollen laut Özdemir, Fernsehen, Hörfunk, gedruckte Medien und Internetseiten inklusive sozialen Netzwerken. Auch Außenwerbung beispielsweise auf Plakaten wäre tabu, wenn sie mit Kindermotiven arbeitet oder im Umkreis von 100 Metern beispielsweise zu Schulen, Kindergärten oder Spielplätzen zu sehen ist.

Betroffen sind nur die Lebensmittel, die das Ministerium als zu fettig, zuckerig und salzig einstuft. Dabei will es sich nach eigenen Angaben an den Nährwertprofilen der Weltgesundheitsorganisation WHO orientieren. Sie gibt für 17 Kategorien Obergrenzen für diese Inhaltsstoffe vor. Bei Frühstückscerealien etwa wären laut Bell nicht mehr als 15 Prozent Zucker, 10 Prozent Fett 1,6 Prozent Salz erlaubt. Bei Milch und Säften dagegen wolle man von den WHO-Grenzen abweichen, sagte Bell der taz.

Beifall von den Verbänden

Lob für die Pläne kam von der Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin, Ursula Felderhoff-Müser: Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzten, wissenschaftliche Fachgesellschaften und Verbraucherorganisationen forderten eine solche Regelung bereits seit Jahren, denn die Wirksamkeit von an Kinder gerichteter Werbung sei gut belegt.

Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft erklärte, Özdemir sei „ein großer Wurf gelungen“. Adipositas bei Kindern stelle ein zentrales Gesundheitsproblem dar und die Werbung für Ungesundes sei dafür ein wichtiger Faktor.

Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK), Foodwatch, der Verbraucherzentrale Bundesverband und der WWF sprachen allesamt von einem „Meilenstein“ im Kampf gegen Übergewicht und für die Kindergesundheit. Wissenschaftliche Untersuchungen hätten gezeigt, dass viele der beliebtesten Sendungen bei Kindern unter 14 Jahren keine Cartoons seien, sondern Familienshows und Fußballübertragungen, erklärte DANK-Sprecherin Barbara Bitzer. „Eine Werbebeschränkung light, die nur im Umfeld klassischer Kindersendungen greift, wäre zum Scheitern verurteilt.“ Sie appellierte an die Koalitionspartner SPD und FDP, „diesen aus wissenschaftlicher Sicht richtigen und wichtigen Vorschlag des Ministers zu unterstützen“.

Özdemir sagte, er werde nun die Ressortabstimmung einleiten und rechne durchaus mit „Widerstand“. Der agrarpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Gero Hocker, kündigte umgehend an, innerhalb der Ampelkoalition werde der Grünen-Politiker „keine Mehrheit finden“. Özdemir verfolge scheinbar das Ziel, „aus jedem unmündigen Kind einen unmündigen Bürger werden zu lassen“.

Auch SPD-Chefin Saskia Esken zeigte sich zunächst zurückhaltend. Werbung dürfe, was die gesundheitlichen Auswirkungen beworbener Produkte angeht, nicht „irreführend“ sein, sagte sie. Aber „Kinder vor ungesunden Lebensmitteln schützen, das müssen, glaube ich, immer noch die Eltern tun.“ (mit afp)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

70 Kommentare

 / 
  • Moderation , Moderator

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • "Die Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion von CDU/CSU, Gitta Connemann (CDU) kritisierte „Bevormundung pur“. Nicht Werbung sei das Problem, sondern übermäßiger Konsum." Es stellt sich die Frage, wie der übermäßige Konsum zustande kommt? Bei genauer Betrachtung zeigt sich die Erkenntnis, dass solche Intelligenz mindernden Äußerungen letztlich auf das ambitiöse Profitstreben der Branche zurückzuführen sind. Denn Angebot schafft Nachfrage und nicht umgekehrt. Und das Angebot geht immer einher mit perfider Werbung, die durch psychologisch geschulte Marketingstrategen aufgezogen wird, damit die Produzenten dieses krank machenden Fressdrecks, der letztlich nur aus Fett, Zucker, Salz und minderwertigen Ausschussprodukten am oberen Ende der Skala des glykämischen Indexes zusammen gepanscht ist, mit Einflüsterung und Indoktrination dem unbedarften Konsumenten untergeschoben werden kann. Kindern fehlt die Fähigkeit der kritischen Betrachtung und die unbedarften Eltern fallen nur allzu gerne auf die Heilsversprechen der Werbung und die aufgehübschten Verpackungen herein. Deshalb muss man Kinder schützen, denn sie sind Schutzbefohlene. Und die Eltern aufklären durch gut lesbare Kennzeichnung des Inhalts, gemessen an jeweils 100 Gramm und nicht an irreführenden Portionsgrößen, die der Verschleierung dienen. Genau das ist Özdemirs Bestreben und deshalb sehr zu begrüßen - endlich packt ein Politiker an, bei dem u. a. die Weinkönigin der christlich Bigotten unter Einfluss des vertrauten Nestle CEOs jahrelang komplett versagt hat. Unerträglich ist einmal mehr die Blockadehaltung der FDP, die weiterhin dreist und unverhohlen die Interessen und das skrupellose Profitstreben der Konzerne über das Wohl der Gesellschaft, aber noch schlimmer auch über die Gesundheit unserer Kinder stellt. Und NEIN Frau Connemann, Werbung ist immer das Problem! Denn sie verfälscht die Tatsachen, beeinflusst und beschönigt realitätsfern, weckt Begehren und führt den Verbraucher in die Irre. 01

  • Es soll Länder mit Zuckersteuer geben

  • "Auch Außenwerbung beispielsweise auf Plakaten wäre tabu, wenn sie mit Kindermotiven arbeitet oder im Umkreis von 100 Metern beispielsweise zu Schulen, Kindergärten oder Spielplätzen zu sehen ist."

    Warum fängt der Staat nicht an, sich an die eigene Nase zu fassen und verbietet Süßigkeiten an den Kiosken in öffentlichen Schulen? Die quellen über vor Süßigkeiten und snd die Hauptanlage für die Taschengelder der Kids. www.google.de/sear...nms&tbm=isch&sa=X&

    • @Rudolf Fissner:

      Leider wahr. Allerdings ist der Pächter des Kioskes ein Unternehmer, der Gewinn machen will. Also verkauft er, was am meisten bringt...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Der Schulträger hat das Hausrecht und das Sagen bei der Vergabe von Kioskrechten.

        • @Rudolf Fissner:

          Er findet keine Pächter, wenn dort keinen Gewinne gemacht werden können...

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Und? Dann gibt es eben auch keine Süßigkeiten.

            Das ist genau das was Özdemir will und gut für die Kinder ist.



            Er soll sich mal mehr um die Süßigkeiten an Schulen kümmern. Das hätte sofort den allergrößten Effekt. Lauterbach würde ihn sicherlich ach unterstützen. Und in Bundesländern mit entsprechenden Mehrheiten könnte das sofort umgesetzt werden.

            • @Rudolf Fissner:

              Dann müsste man eine vernünftige Schulspeisung einführen. Gab es in Teilen Deutschlands auch mal.

              Übrigens haben Sie oben richtig gesagt, dass Özdemir für die Schulen nicht zuständig ist. Wie soll er sich dann um die Süßigkeiten in der Schule kümmern?

    • @Rudolf Fissner:

      Ländersache?! Entscheidungen von Schulträgern, die ihrer Verantwortung nicht gerecht werden? Die keinen zusätzlichen Stress mit den Kids oder ihren Eltern haben wollen?...



      Die Aufregung um den Vorschlag "Veggie-Day" schon vergessen?



      Weiter so, immer weiter! Keine Veränderungen! Keine politischen Entscheidungen, die nachweislich der Gesundheit und dem Allgemeinwohl dienen, wenn dadurch Umsatz und Gewinn gefährdet werden könnten. Wozu brauchen wir die Politik? Wir sind doch so schlau, clever, bequem, frei, selbstverliebt, aufgeklärt und vernünftig, dass wir weder uns selbst, noch unsere Kinder oder unsere Lebensgrundlagen gefährden würden.

  • Sinnvolles Projekt.

    • @willifit:

      guter Beitrag.

  • Hm. Der Grundgedanke ist gut. Ob da aber ein Werbeverbot wirklich Abhilfe schafft, halte ich für eher fragwürdig. Süßkram wurde schon ohne große Gesundheitsbedenken verschlungen, als es kaum Werbung gab, die Kinder konsumieren konnten. Und -auch ohne Werbung- sind die Regale in den Märkten voll davon.

    Mehr Aufklärung, auch verpflichtend auf Verpackungen, von mir aus auch mit einem Unterrichtsfach Ernährung, halte ich für zielführender. Außerdem würd ich die Stolperfallen mit Süßwaren (neben harten Alkoholkia) im Kassenbereich abschaffen. Da halte ich ein Verbot für wesentlich sinnvoller.

    • @Deep South:

      Naja, Werbung hat schon starken Einfluss auf die Wahrnehmung der Produkte. Und als Kind kann ich nicht unbedingt erkennen, dass das Gerede von "dem besten aus der Milch" und "Vitaminen" Blödsinn ist...es wird positiv dargestellt und somit gewollt und geliebt, kann doch nix Böses sein...das prägt. Auch später noch, man hat wider besseres Wissen eine Vorliebe für diese Produkte.

  • Zielführender wäre die Abschaffung bzw. starke Regulierung des Fernsehkonsums zumindest für Kinder.

    Dafür braucht es keinen Staat sondern nur engagierte Eltern.

    Fernsehen macht dumm. Das gilt nicht nur für die Zuschauer.

    • @Argonaut:

      Der meiste Medienkonsum findet heute vermutlich im Intermet statt. Und da sprechen sie das Kernproblem an, gute Eltern kann kein Staat der Welt ersetzen.

      • @Machiavelli:

        Darum geht es doch nicht. Es geht nicht um einen Ersatz der Eltern.

        Es geht darum, gute Erziehung nicht durch ein Flächenbombardement mit psychologischen Tricks zu einem Zuckersuchtverhalten u. ä. zu konterkarieren.

        Politische Propaganda finden wir widerlich und gefährlich, aber unsere Kinder den selben Tricks aus zu setzen, daran haben wir nichts aus zu setzen?

        Plumpes "Medienkonsum beschränken" führt an der Lebenswirklichkeit vorbei. Aber gegen kritische Medienpädagogik wende ich mich ausdrücklich nicht.

  • Angeblich sollte doch (auch) an den Schulen eine sog. "Medienkompetenz" gelehrt werden. Wieder mal wegen Lehrermangel nach hinten verschoben!?!



    Wir als zwei Erwachsene haben beim Einkauf teilweise einen Heidenspass dabei, was den "Werbern" so an Blödsinn einfällt und als Text auf der Verpackung landet. Beispiel gefällig: "vegane Slipeinlagen". Was könnte man da im Unterricht wieder Spass an der Wissensvermittlung reinbringen.

    • @MahNaMahNa:

      Dass Sie vegane Slipeinlagen für Blödsinn halten, bestärkt mich in der Meinung, dass der Staat nicht alles den Eltern überlassen sollte.

      • @LeSti:

        Aha - Baumwolle wird also, Ihrer Meinung nach, geschlachtet. Das tut jetzt richtig weh.

        • @MahNaMahNa:

          Vielleicht mal recherchieren, was in Slipeinlagen evtl alles tierisches drin ist und warum es Sinn machen könnte, da vegan draufzuschreiben? Lieber rumtönen, ist leichter.



          Baumwolle ist übrigens nicht drin.

      • @LeSti:

        Jip!

      • @LeSti:

        Oooch, fast noch schöner: Vor mir liegt eine Packung Zigarettenfilter. Auf der Vorderseite: "Vegan". Auf der Rückseite: "Filter enthält Kunststoff".

        • @sollndas:

          Tja, "vegan" und "vegetarisch" ist längst in der Marketingabteilung angekommen, da knallt man halt das eine oder andere Label auf Produkte, die schon immer vegan oder vegetarisch waren. Aber der Kunde fühlt sich dann moralisch gestärkt, wenn er das (meist dann noch ein paar Cent teurere) Produkt in den Warenkorb wirft.

          • @Wurstfinger Joe:

            Und wenn es auf Produkte geknallt wird, wo jeder denkt, war doch schon immer vegan, lohnt sich zu hinterfragen, warum das da Sinn macht. In Slipeinlagen kann zb tierischer Kleber enthalten sein.

        • @sollndas:

          Das widerspricht sich doch nicht.



          Vegane Textilien sind in sehr vielen Fällen aus Kunststoff. Zumindest in den Fällen, in denen man darauf achten muss, wenn es einem was wert ist. (Schuhe z.B.)



          Veganer sind ja nicht um ihre eigene Gesundheit besorgt, sondern um das Wohlergehen der Mitgeschöpfe. (Bin aber nicht sicher, ob vegan lebende Raucher auch darauf achten, ihren Tabak allein zu konsumieren)

          • @Herma Huhn:

            Plastikkleidung ist aber auch nicht die Lösung. Da darf man an die Mitgeschöpfe im Meer erinnern, die an den Überresten verrecken...

            • @blutorange:

              Baumwolle ist natürlich vorzuziehen. Aber bei Schuhen ist eine Alternative zu Plastik und Leder schwierig. Nicht jedes Wetter eignet sich für Espandrilles.

  • Ich finde Özdemirs Ansatz wunderbar. Die Auswirkungen unseres Lebensstils belastet das Gesundheits- und Sozialsystem immer stärker; da schadet es nicht etwas Druck rauszunehmen. An sich stützt er sich dabei auf den Ansatz der Salutogenese. Er sieht die Fehlernährung als ein Problem mit gesellschaftlichen Ursachen und nicht in der einzelnen Person verankert. Mehr Aufklärung an Schulen und in den Öffentlich Rechtlichen wäre sowohl für das Bewusstsein gesunder Ernährung und den persönlichen und gesellschaftlichen Folgen, aber auch für kritischen Umgang mit Medienkommunikation im allgemeinen wünschenswert.

  • Ich bin kein Fan von Renate Künast, um es mal vorsichtig zu sagen, Aber, vor etlichen Jahren hatte sie angeregt dass in der Schule ein Fach "Ernährungslehre" eingeführt werden sollte. Das war ein guter Vorschlag der natürlich nicht aufgenommen wurde. Wenn die Kinder lernen was gesund ist, bleibt da etwas hängen und sie bekommen die Informationen die es ihnen ermöglicht eine freie Entscheidung fällen zu können.



    Welcher Junge würde nicht gerne ein bisschen so aussehen wie Arnie, welches Mädchen nicht wie Katarina Witt? Das erreicht man nur durch Training und gute zusammen mit der richtigen Ernährung, diese Botschaften müssten an Mädchen und Jungen gebracht werden



    So werden sie zu mündigen Bürgern. Verbote wie sie Özdemir hier vorschlägt sind wie Sanktionen, sie funktionieren nicht oder nur sehr eingeschränkt und sind eigentlich ein Zeichen der Hilflosigkeit und des eigenen, sehr engen Horizontes.

    • @Gerald Müller:

      Da übersehen Sie, wie Werbung wirkt. Subtil und gegen jede Vernunft.



      Werbeverbot soll ja nicht das Selbstdenken ersetzen oder Erziehung durch die Eltern und Aufklärung in der Schule. Aber wenn der gute Ansatz dann von der Lebensmittelindustrie durch deren Werbung torpediert wird, funktioniert der auch nicht so gut.

      • @blutorange:

        THIS!

        Auf den Punkt gebracht

    • 8G
      8190 (Profil gelöscht)
      @Gerald Müller:

      Aufgeklärte und frei handelnde Individuen sind tatsächlich schöner, Sie sollten aber mal sehen, wie bei Kindern Vernunft-Botschaften wie Ihre, in den Wind gesprochen sind, so ein paar bekloppte Werbeclips hingegen aber ins Schwarze treffen.

      Ohne Verbote hätten wir heute noch Kokain in der Cola. Ich glaube jetzt nicht, dass das Ihren Geschmack trifft, aber liberal wäre das schon.

      • @8190 (Profil gelöscht):

        Schönes Beispiel.

      • @8190 (Profil gelöscht):

        verbote weil stoffe giftig oder krankmachend sind, haben nichts damit zu tun, ob man die freie wahl mit einem verbot einschränkt zu ungesundem aber nicht zwingend giftigen lebensmitteln zu greifen. da gibt es einen unterschied, den sie hier aber vermischen.

        • @pilzkonfekt:

          Die freie Wahl wird keineswegs eingeschränkt.

          Süßigkeiten und Co. werden nicht verboten. Verboten soll werden die Werbung für solche, sofern diese sich an eine Gruppe richtet, die eben noch nicht in der Lage ist aufgeklärt und frei zu handeln und die Tricks der Werbe- und Süßigkeitsindustrie zu durchschauen.

          Die Abwehr dagegen dann allein den Eltern zu überlassen, die mit ihren quengelnden, weil dauerbombardierten Kindern auch mal überfordert sind, ist ziemlich unfair.

          Werbung arbeitet doch gerade aktiv gegen aufgeklärtes, faktenbasiertes und freies Entscheiden. Das ist ihr Wesen. Und Kinder haben dem nichts entgegenzusetzen.

          "ungesundem aber nicht zwingend giftigen lebensmitteln"



          Sie sind aber suchterzeugend. Im Übrigen kann msn mit Fug und Recht behaupten, Zigaretten und Alkohol seien - wenn man ihrer Definition folgt - nicht ZWINGEND giftig.Sie verharmlosen Zucker. Sie verharmlosen Transfette und Sie verharmlosen Salz.

          Und sie verharmlosen, dass es der Nahrungsmittel- und Werbeindustrie darum geht, Abhängigkeiten, Sucht!, zu erzeugen. Die wollen eben gerade freie Wahl subtil, aber effektiv, unterwandern / verhindern. Das ist deren Geschäftsmodell. Ist die Sucht bei Kindern einmal implementiert, kann man sie kaum noch behandeln, zumal die Beschallung im Erwachsenenleben ja weiter geht. Gegen die so in Gang gesetzten physiologischen und psychischen Belohnungsmechanismen können sich auch willensstarke Individuen später nur noch schlecht wehren.

          Das Werbeverbot schafft erst die Voraussetzungen für eine freie Wahl

  • 8G
    8190 (Profil gelöscht)

    Die Süßwarenindustrie ist mittlerweile die große Schwester das Tabakindustrie, gleiches Verhalten, gleicher schwerwiegender Einfluss auf die Gesundheit vieler Menschen. Im Jahr 2021 wurden über 1 Milliarde an Werbemitteln ausgegeben. Es handelt sich um Geschäftsmodelle, die ihren Schaden im gesundheitlichen Bereich abladen, als ob es kein Morgen gäbe. Die Süßwarenindustrie steht sichtbar nicht auf der Seite der Konsumentinnen und Konsumenten. Das ist der eigentliche Skandal.

  • Na wie gut, dass Studien durchgeführt wurden, die ergaben, dass Kinder zwischen 6 und 23 Uhr fernsehen...

    • @Fabian Wetzel:

      Das fand ich auch beeindruckend.

      Wäre es nicht einfacher, ein Fernsehverbot für Kinder für diesen Zeitraum zu erlassen?

      Spaß.

      Die lieben Kleinen dürften mittlerweile mehr soziale Medien als Dinosaurier-TV konsumieren:

      "Während Zwölf- bis 13-Jährige täglich 176 Minuten online sind, verbringen Jugendliche zwischen 14 und 15 Jahren 194 Minuten, Jugendliche zwischen 16 und 17 Jahren 210 Minuten und 18- bis 19-Jährige 233 Minuten täglich online."

      www.dkhw.de/schwer...der-medien-nutzen/

      • 9G
        95820 (Profil gelöscht)
        @Jim Hawkins:

        Jepp. Bei meinen Enkeln ist das so. Wer sagt es Cem Özdemir?

        • @95820 (Profil gelöscht):

          Hanebüchen.

          1. Schon mal was von Sponsoring gehört? Da unterstützen Nestle und Co Lehrer*Innen mit bunten Unterrichtsmaterialien, bei denen oh Wunder, gerne mal ein XXXXX-Riegel von den Darsteller*Innen konsumiert wird ...

          2. Auch Kinder müssen immer mehr und immer früher schon für die Schulaufgaben im Internet recherchieren und verbinden sich mit ihren Mutuals über soziale Medien. Das Verbot der Werbung im Fernsehen zwischen 06:00 und 23:00 ist ja nur ein Aspekt des Werbeverbots. Auch die inhaltliche und gestalterische Peilung auf die Zielgruppe wird verboten, was genau auf den o. g. Aspekt abzielen dürfte.

          3. Leider verwechseln viele Eltern Erziehung mit "vor die Glotze setzen". Das ist doof. Jammern darüber hilft aber den Betroffenen - den Kindern - nicht. Sollen die dann später in ihrem Leben für die Sünden der Eltern haften?

          Warum gibt es hier so viel Mitleid für die - eiskalt kalkulierende und mit Milliardenbugets ausgestattete - Werbe- und Süßigkeits-, Zucker- etc. -Industrien, aber nicht für deren Opfer? Diese Leute, bezieht man ihre Bugets, die psychologischen Tricks, mit denen sie arbeiten, die Vulnerabilität ihrer Opfer und die gesundheitlichen Folgen der Suchterkrankungen mit ein, auf denen ihre Profite basieren, gleichen Drogendealern auf Schulhöfen.

          Definiert man "freie Wahl", wie es die Gegner*Innen des Werbeverbotes tun, müsste man Trinkhallen, Rauchersalons, Opiumhöhlen, etc. auch auf Schulhöfen erlauben ...

          *kopfschüttel*

          • 9G
            95820 (Profil gelöscht)
            @DerEitlePfau:

            „Unterrichtsmaterialien..“ Ja.



            In den 1950er Jahren verteilte in unserer Zwei-Klassen-Grundschule der Lehrer Heftchen über die Kakao-Produktion und die „glücklichen“ Plantagenarbeiter:innen. Diese Drucksachen stammten von der Firma van Houten.



            de.wikipedia.org/w...raad_J._van_Houten



            Und Kakao wurde damals im „Kolonialwaren"-Laden gekauft.

  • Werbung ist liberal. Ein weiterer hirnverbrannter Gedanke von Menschen die sich zu lange daran gewöhnt haben wie der Kapitalismus funktioniert. Sie ist manipulierend,verschwendet massenhaft unser Ressourcen und schafft keinen Mehrwert. Ich wäre da ja radikaler und würde Werbung generell viel radikaler einschränken.

  • Und was ist mit der Werbung im Supermarkt?



    Meine Kinder konsumieren normalerweise garkeine Werbung und trotzdem stehen sie in den Regalen und wollen die kreischend bunten Verpackungen mit lustigen Comicfiguren drauf.



    Als ob die Beeinflussung mit den Werbespots aufhören würde. Es ist ein erster Schritt, mehr nicht.

    • @Herma Huhn:

      "Es ist ein erster Schritt, mehr nicht."

      Ein erster Schritt ist besser, als gar kein Schritt...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Da haben Sie natürlich auch recht.

  • Absehbar ist, dass diese "Werbeverbotsinitiative" (leider nur zeitliche Einschränkung!) ebenso scheitern wird, wie der vor wenigen Jahren gescheiterte Versuch, die Süßigkeitengondeln aus dem Kassenbereich zu verbannen. Zu viel Geld wird mit den Produkten, den Zielgruppenanalysen, Anzeigen, Werbespots, Plakaten, Aufstellern und der Werbepsychologie verdient. Werbefinanzierte Privatsender würden eine lukrative Zielgruppe für gesundheitsschädliche Produkte verlieren. Kinderidole/Hochleistungssportler:innen, z.B. Fußballmillionäre und deren "Vereine", werden auch ungern auf die lukrativen Sponsorenverträge von u.a. Chips- und Schokoladenherstellern für die Zielgruppe "Kind" verzichten. Was schon so mancher Sportlehrer:in die Zornesfalten ins Gesicht getrieben hat.



    Frau Esken sollte zur Kenntnis nehmen, dass Özdemir kein Produktions- oder Verkaufsverbot von Süßigkeiten vorgeschlagen hat. Dass manche Eltern ihrer Verantwortung nicht gerecht werden (können), die Werbung maßgeblich für quengelnde Kinder (auch/gerade an/im Kassenbereich) sorgen soll, hat sie noch immer nicht begriffen.



    Von der Lobbytruppe für Zahnärzte, Apotheker und privatisierte Gesundheitsversorgung war keine andere Ankündigung zu erwarten.



    Realpolitik: Vernunft wird den Profitinteressen nachgeordnet.

  • 92% klingt nach viel…aber was wäre die Alternative? Werbung für Paprika, Karotten und Leitungswasser? Wer würde dafür zahlen?

    • @Wombat:

      es gibt also kein Spielzeug für Kinder?

      Süsskram muss auch nicht ungesund sein, es ist nur billiger und macht süchtiger Süssigkeiten mit viel Zucker zu machen.

      Keine Macht den Drogen!

  • Sicher hat Özdemir Recht damit, und es ist gut, was er da macht.

    Doch wie wäre es denn mal mit dem Thema Tierschutz?

    750 Millionen "Nutztieren" werden in der deutschen Agrarindustrie jährlich gequält und getötet.

    Und hat Özdemir noch nicht mitgekriegt, dass Deutschland seit 1980 mehr als 80 Prozent seiner Vögel verloren hat?

    Sorry, das wäre eines der Hauptthemen gewesen, die den Grünen auf den Nägeln brennen. Sollte man meinen.

    Tatsächlich haben die Grünen in den letzten 20 Jahren fast nichts für Tier- und Naturschutz geleistet.

    Und darum bin ich längst bei der ÖDP.

    Sorry, Herr Özdemir, maue Bilanz bisher.

    Wissen Sie eigentlich was für eine Verantwortung dieser Job mit sich bringt? Die Grünen wissen es längst nicht mehr.

  • So sehr ich Herrn Özdemir schätze so sehr bin ich über diesen Populismus erstaunt.



    Man kann ja auch fordern, dass der Mond zwischen 22 und 3 Uhr aufhöre zu scheinen, dass der Bach in der Mittagsruhe aufhört zu plätschern und dass es nur noch des Nachts regnen möge.

    Aber im Gegensatz zu den Forderungen von Herrn Özdemir kann man bei der Mondforderung wenigstens einen Teilerfolg vermelden.

    • @Bolzkopf:

      Also Werbung ist auch so eine Naturerscheinung, die man nicht ändern kann?!

    • @Bolzkopf:

      Man kann den besten Ansatz sabotieren, wenn man gleich noch Maximalforderungen draufsattelt. Andere Baustelle, ein andermal. Sollen denn Gummibärchen grau verpackt werden, mit Ekelbildern drauf wie bei Zigaretten?

    • @Bolzkopf:

      Wow, was für eine Logik. Ich sags mit Deichkind: Merkste selber?!

    • @Bolzkopf:

      Sehr geehrter Bolzkopf,



      können Sie bitte inhaltlich darauf eingehen, was an einem Werbeverbot populistisch sein soll?



      Was sollen die Mondvergleiche?

      Die deutsche Adipositas-Gesellschaft, die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten, Foodwatch, der Verbraucherzentrale Bundesverband und der WWF sprachen allesamt von einem „Meilenstein“ im Kampf gegen Übergewicht und für die Kindergesundheit.

      Die geballte Kompetenz hält also das Gesetzesvorhaben für sehr positiv.

      • @MeineMeinungX:

        So sehr das Ansinnen sinnvoll ist und ein Werbeverbot a la Özdemir wirklich wünschenswert wäre so unmöglich ist es ,eine Mehrheit dafür zu finden.

        Die Lebensmittelkonzerne sind einfach viel zu übermächtig.

        Und das weiß Herr Özdemir sehr wohl.

        Also warum stellt er diese Forderung ?

        Ich sags mit Deichkind: Merkste selber?!

  • Sehr gute Idee. Dazu noch den Nutri-Score und ggf. eine Zuckersteuer. Soziale Marktwirtschaft heißt ja, dass der Staat die Rahmenbedingungen setzt. Sollte er hier machen.

    • @Kartöfellchen:

      Kapitalismus ist was passiert, wenn der Staat die (nämlich ganz und gar nicht unparteiischen) Rahmenbedingungen setzt...

  • Da kann man Esken nur zustimmen. Nebenbei wäre dann wohl ein Fernsehverbot angebrachter - Programm nur von 18 bis 24 wie in meiner Kindheit.

    Und es würde mich interessieren, wie dieses Werbeverbot im Internet umgesetzt werden soll - da schafft man es ja bisher auch nicht diverse Jugendschutzbestimmungen wirklich effektiv durchzusetzen. Und selbst vor 10 bis fünfzwanzig Jahren - als meiner Kinder noch Zielgruppe dieser Werbung waren, haben sie sich als Adressaten schon sehr viel mehr für Webinhalte wie TV begeistern können.

    Für bleibt es dabei, dass der Staat ganz sicher nicht die Defizite in der Erziehung wettmachen kann und soll. Weil manche Eltern zu doof sind ihre Kinder vernünftig zu ernähren verbieten wir allen Kindern Süßigkeiten (bzw. legen fest wie die zusammengesetzt sein dürfen) entspricht definitiv nicht meinem Ideal von Freiheit.

    • @NN:

      Na, Ihr Verständnis von Freiheit spräche genauso für die Wiederzulassung von Tabak- und Alkoholwerbung. Ist ja der Staat nicht dafür verantwortlich, wenn manche Eltern zu doof sind, ihre Kinder vom Rauchen abzuhalten...

  • Der Minister und seine paternalistischen Ideen gehen mir, allen guten Absichten zum Trotz, zunehmend auf die Nerven. Es gäbe logische Schritte zu gehen, wolle man liberal verändern. Denn es gäbe zunächst genügend Baustellen auf denen der Abbau von staatlichem Händchenhalten, Überwachung, Restriktion in dieselbe gute Kerbe schlagen würde. Da muss man anfangen.

    • @BazaarOvBirds:

      Soso. Können Sie das etwas genauer beschreiben? Welche logischen Schritte, welche Baustellen?

    • @BazaarOvBirds:

      Die Werbung selbst ist paternalistisch. Sie nutzt psychologische Tricks, um die Gefühle der zuschauer zu beeinflussen. Wir sind schon weit weg von Reklame, die sich als Information über Produkte verstand. Werbung einzuschränken kann daher durchaus als liberaler Gedanke durchgehen.

    • @BazaarOvBirds:

      Was ist so fürchterlich daran, wenn wenigstens etwas Werbung verschwindet?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Dass Werbung wirkt liegt an uns.

        Bei mir triff mittlerweile ein Effekt ein der mich selber wundert.

        Wenn ich z.B einen orangefarbenen Lieferdienstfahrer sehe erinnere ich mich tatsächlich an die kürzlich gesehene Werbung für diesen Lieferservice.

        Allerdings mit Grauen.

        Ultralaute Unterbrecherwerbung und auf den US-Markt zugeschnitten.

        Da schüttelt es mich - und ich mache einen Riesenbogen um diese Firma.

        • @Bolzkopf:

          Darum geht's ja auch darum, Kinder zu schützen, die da noch nicht weiter denken können und auf die Werbung ungefiltert wirkt. Auf mich wirkt Werbung heute auch abstoßend und durchschaubar, aber die aus der Kindheit hab ich immer noch im Kopf und die hat mit Sicherheit noch Einfluss auf meine Vorlieben.

        • @Bolzkopf:

          "Dass Werbung wirkt liegt an uns."

          Ja. Aber wir reden von Kindern. Die sind noch nicht so weit, Dinge einzuschätzen.