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Historinger Wagner (links) und Bodo Ramelow im Folterkeller der Colonia Dignidad Foto: Jacob Schröter/Staatskanzlei Thüringen/dpa

Bodo Ramelow besucht ChileWeltreise in den Folterkeller

Thüringens Regierungschef ist 12.000 Kilometer weit gereist. Doch mit der Colonia Dignidad in Chile begegnet ihm deutsche Vergangenheit.

B odo Ramelow legt weiße Rosen vor den Kartoffelkeller. So heißt der Raum, in dem die chilenische Geheimpolizei mit Unterstützung von deutschen Staatsangehörigen während der Pinochet-Diktatur Oppositionelle festhielt und folterte. Der Keller ist eng, die Decke niedrig. Der Raum befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Colonia Dignidad (zu deutsch: Kolonie der Würde), einst eine totalitäre Sektengemeinde von Deutschen in Chile.

„Wir wissen, dass die Körper unserer Angehörigen hier auf dem Gelände sind, aber wir wollen wissen, wo sie genau sind“, sagt María Escanilla zum Ministerpräsident von Thüringen und derzeitigen Bundesratspräsidenten. Ihr Bruder wurde am 13. September 1973 im Alter von 15 Jahren festgenommen und verschwand daraufhin spurlos. „Ich weiß, dass er in die Colonia Dignidad gebracht wurde. Hier wurde er getötet und vergraben“, sagt Escanilla. Ihr Bruder Claudio Jesús Escanilla ist ein sogenannter „detenido desaparecido“, ein gewaltsam Verschwundener.

Es ist wohl der schwierigste Termin auf dieser Auslandsreise des einzigen deutschen Ministerpräsidenten, der ein Parteibuch der Linken in seiner Tasche hat. „Ich gebe zu, dass ich einen gewissen Bammel vor diesem Tag hatte“, sagt Ramelow später. Das Auswärtige Amt hatte ihm von dem Besuch in der ehemaligen Sektensiedlung abgeraten. Die deutsche Botschafterin in Chile Irmgard Maria Fellner begleitete ihn nicht. Deutschen Diplomaten waren damals die Verbrechen bekannt, trotzdem schritten sie nicht ein und boten den Betroffenen keinen Schutz.

„Ein junger Präsident, der gerade gewählt worden ist, der sich aufmacht, dieses Land wieder zu versöhnen“ – das sei ein Grund für seine Reise gewesen, sagt Ramelow. Der Linke Gabriel Boric ist mit erst 36 Jahren der jüngste Präsident in der Geschichte Chiles. Er war mit dem Wahlversprechen angetreten, den grassierenden Neoliberalismus in Chile zu bekämpfen. Aber nachdem ein Verfassungsentwurf in einer Volksabstimmung durchgefallen ist, hat Boric nur noch wenig politischen Spielraum. Rechte und Zentrumsparteien betrachten das Ergebnis als Sieg und drängen ihn dazu, sich immer weiter von seinem ursprünglichen Regierungsprogramm zu entfernen.

Bodo Ramelow ist 66 Jahre alt. Er hat auf seiner Chile-Reise schon das Solarkraftwerk Cerro Dominador besucht und den Staatssekretär für Energie sowie den Wirtschaftsminister getroffen. Er hat einen Empfang gegeben, dem Gouverneur der Region Antofagasta einen Besuch abgestattet und ein Gesundheitszentrum mit angeschlossener Kindertagesstätte angeschaut. Was man halt so macht bei einer offiziellen Visite. Ministerpräsident Bodo Ramelow ist mit einer fast 30-köpfigen Wirtschaftsdelegation angekommen. Aber wenn es so etwas wie einen emotionalen Höhepunkt der weiten Reise nach Südamerika gibt, dann ist das dieser Besuch auf dem früheren Gelände der Colonia Dignidad.

Deutschland trägt eine historische Verantwortung für das, was in der Colonia Dignidad passiert ist

Bodo Ramelow, Ministerpräsident und derzeit Bundesratspräsident

„Deutschland trägt eine historische Verantwortung für das, was in der Colonia Dignidad passiert ist“, sagt Bodo Ramelow. Gegen den Gründer und Anführer der Sektengemeinschaft Paul Schäfer lag in der Bundesrepublik Deutschland bereits ein Haftbefehl wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern vor. Trotzdem konnte er 1961 ausreisen und nach Chile fliehen. Die Behörden schauten weg. Etwa 300 An­hän­ge­r*in­nen folgten ihm, wo sie etwa 350 Kilometer südlich von Santiago in der idyllischen Landschaft der Anden die Colonia Dignidad gründeten.

Zwangsarbeit, Prügel und sexualisierte Gewalt gehörten dort zum Alltag. Jungen und Mädchen wuchsen getrennt und ohne Kontakt zu ihren Eltern auf. Die Be­woh­ne­r*in­nen durften die Siedlung nicht verlassen. Schäfer missbrauchte und vergewaltigte deutsche und chilenische Jungen, letztere ließ er aus umliegenden Dörfern entführen.

„Wenn mir ein junger Mensch, der entwürdigt worden ist und als Sklave gehalten worden ist, erzählt, dass sein Bruder in die deutsche Botschaft nach Santiago geflüchtet ist und die Botschaft bei Schäfer angerufen hat und er von ihm wieder abgeholt wurde – dann sind das Dinge, da kann man nicht drüber weggehen“, sagt Bodo Ramelow.

Es gibt verschiedene Opfergruppen der Colonia Dignidad: diejenigen aus der Pinochet-Diktatur, die entführten chilenischen Kinder, die von Schäfer missbraucht wurden, und schließlich die Be­woh­ne­r*in­nen der totalitären Sektengemeinschaft selbst. Sie alle sind in das Bierzelt zum „runden Tisch“ gekommen, um mit dem Bundesratspräsidenten zu sprechen. Sie bedanken sich bei Ramelow dafür, dass er gekommen ist und dafür, dass er nun zuhört.

Colonia Dignidad heißt mittlerweile Villa Ba­vie­ra – bayerisches Dorf – und so sieht es dort auch aus. Wo einst Menschen misshandelt wurden, stehen heute ein Hotel und ein Restaurant im bayerischen Stil. Die sogenannten „colonos“, die bis heute auf dem Grundstück leben, erwarten den deutschen Bundesratspräsidenten mit Kasseler, Sauerkraut und Kartoffelpüree. Die meisten von ihnen kamen als Kinder in die Colonia Dignidad oder wurden dort geboren.

Die Geschichte von Doris Gert

Andere sind weggezogen, so wie die 69-jährige Doris Gert. „Ich kann den Geruch nicht mehr ertragen“, sagt sie. Sie wünscht sich, dass eine Gedenkstätte errichtet wird, „damit anderen nicht dasselbe Leid passiert, das uns passiert ist – Diskriminierung, Missbrauch, Entwürdigung, pharmazeutische Misshandlung.“ Gert ist in der Colonia Dignidad geboren und aufgewachsen. Sie leidet an Epilepsie, eine Folge der Medikamente, die der Sektenarzt Hartmut Hopp ihr verabreichte, wie sie sagt.

Hopp war der Leiter des Krankenhauses der Colonia Dignidad und ein enger Verbündeter von Schäfer, dessen Opfer er gegen ihren Willen mit Psychopharmaka behandelte. Er wurde in Chile wegen Beihilfe zum Kindesmissbrauch zu fünf Jahren Haft verurteilt, setzte sich aber 2011 nach Deutschland ab, wo er als deutscher Staatsbürger nicht nach Chile ausgeliefert werden kann. „Das tut mir sehr weh, dass da keine Reaktion kommt, dass er da frei in seinem Domizil sitzt“, sagt Gert und ihr laufen Tränen aus den Augen.

Schäfer selbst floh 1997 nach Argentinien, wo er 2005 festgenommen wurde. Er starb fünf Jahre später in einem Gefängnis in Santiago de Chile. Die Aufarbeitung der Verbrechen der Colonia ­Dignidad geht schleppend voran. Nachdem Frank-Walter Steinmeier als deutscher Außenminister vor sechs Jahren eine Mitverantwortung der Bundesrepublik anerkannte, beschloss der Bundestag eine Untersuchung der Verbrechen in der Colonia Dignidad und Hilfe für die Opfer. 2017 erarbeitete eine deutsch-chilenische Expertenkommission schließlich das Konzept für eine Gedenkstätte.

Hier haben wir die Chance, es gleich richtig zu machen und deutlich zu zeigen, wer die Täter waren und wer die Opfer.

Jens-Christian Wagner, Historiker, über eine geplante Gedenkstätte

Der Historiker Jens-Christian Wagner ist Teil dieser Expertenkommission und begleitet den Ministerpräsidenten auf seiner Reise. Er leitet außerdem die Stiftung Gedenkstätten ­Buchenwald und Mittelbau-Dora in Weimar. „Es war ein großer Fehler in den KZ-Gedenkstätten in Deutschland, dass sie sich sehr stark darauf konzentriert haben, ausschließlich der Opfer zu gedenken, ohne danach zu fragen, warum diese Menschen überhaupt zu Opfern wurden und wer sie zu Opfern gemacht hat“, sagt er. In der Gedenkstättenarbeit in Deutschland gebe es jetzt ein Umdenken.

„Hier haben wir die Chance, es gleich richtig zu machen und deutlich zu zeigen, wer die Täter waren und wer die Opfer. Und wenn man sich die Geschichte der Colonia anguckt, dann ist es natürlich ein ganz, ganz komplexes Feld, ein graues Feld zwischen Schwarz und Weiß. Weil viele sowohl Opfer als auch Täter waren“, sagt Wagner.

Seit die Kommission zum ersten Mal zusammentraf, sind fünf Jahre vergangen. Eine Gedenkstätte gibt es immer noch nicht. „Ich würde mir auch wünschen, es ginge schneller“, sagt Wagner. Dass es so lange dauert, liege auch an den Regierungen. Die ehemalige chilenische Regierung von Sebastián Piñera habe kaum Interesse an der Aufarbeitung der Verbrechen der Diktatur gezeigt. Ausgerechnet sein Menschenrechtsminister Hernán Larraín hatte Paul Schäfer nahegestanden.

Aber mit der neuen linken Regierung von Gabriel Boric in Chile und einer Ampelregierung in Deutschland könnte sich etwas ändern, so die Hoffnung. „Es wäre schön, wenn spätestens zum 50. Jahrestag des Tag des Putsches gegen Salvador Allende am 11. September nächsten Jahres ein symbolischer Akt, ein symbolischer Spatenstich erfolgt, damit man weiß, jetzt passiert auch wirklich etwas, damit aus diesem Ort ein lebendiges Dorf wird, das sich seiner Geschichte bewusst ist“, sagt Wagner.

Stärkung für den neuen Präsidenten

„Der neue Präsident von Chile hat sich mit den Opfern der Pinochet-Diktatur getroffen. Und damit ist klar, dass das jetzt mehr Schwung bekommt. Und das wollte ich stärken mit meinem Besuch“, sagt Bodo Ramelow. Es ist sein erster Besuch in Chile. Doch der lange im Rheinhessischen ansässige Ministerpräsident besitzt dennoch eine persönliche Beziehung zu dem Land und seiner gewaltsamen Geschichte. „Meine Kinder hatten eine Tagesmutter, die chilenische Exilantin war“, sagt er. „Deswegen hatte ich einen ziemlich konkreten Eindruck von dem, was nach dem Putsch hier passiert ist, und von den Verbrechen.“

Am 11. September 1973 putschte Militärgeneral Augusto Pinochet gegen die sozialistische Regierung von Salvador Allende. Die Militärs und die Geheimpolizei Dina verfolgten, inhaftierten, folterten und ermordeten während der 17 Jahre währenden Diktatur Tausende Mitglieder von linken Parteien und Organisationen, Gewerkschaften und Nachbarschaftsversammlungen. Die offi­zielle Zahl der Opfer beläuft sich auf über 40.000, darunter 3.065 Tote oder Verschwundene. Viele Täter wurden nie verurteilt und sind mittlerweile gestorben. Auch für die Opfer der Diktatur legt Ramelow einen Blumenkranz nieder, im Museum für Erinnerung und Menschenrechte in der Hauptstadt Santiago.

Pinochets Herrschaft, das war aber nicht nur Unterdrückung, Folter und Mord. Seine Minister, Wirtschaftswissenschaftler, die an der University of Chicago bei Milton Friedman gelernt hatten, führten radikale neoliberale Reformen durch: Sie privatisieren alle im öffentlichen Besitz befindlichen Betriebe mit Ausnahme des staatlichen Kupferkonzerns Codelco und zudem großen Teile des Renten-, Gesundheits- und Bildungssystems.

Zukunft Wasserstoff? Ramelow beim Besuch eines Solarkraftwerks Foto: Jacob Schröter/Staatskanzlei Thüringen/dpa

Heute ist Chile ein Land mit einer extrem großen sozialen Ungleichheit. 2019 erfasste eine sozia­le Revolte das ganze Land, sie richtete sich gegen die Folgen der marktradikalen Politik der vergangenen Jahrzehnte. Die Proteste erreichten, dass eine verfassungsgebende Versammlung gewählt wurde, die einen neuen Verfassungs­entwurf ausarbeitete. Dieser Entwurf, der soziale Grundrechte und Standards beim Umweltschutz garantiert hätte, wurde dann jedoch am 4. September dieses Jahres bei einem Referendum abgelehnt.

Wasserstoff für Europas Energiehunger aus Chile?

Chiles Wirtschaft ist abhängig von Exporten wie Kupfer, Lachs, Avocados und Zellulose. Diese Wirtschaftszweige führen zu Umweltproblemen und sozialen Konflikten aufgrund des hohen Energie- und Wasserverbrauchs, der Luft- und Bodenverschmutzung sowie der prekären Arbeitsbedingungen. In Chile befinden sich außerdem die größten Lithiumreserven der Welt. Und das Land gilt aufgrund der hohen Sonneneinstrahlung im Norden und der starken Windkraft im Süden als ein Paradies für erneuerbare Energien. Das könnte ein Anknüpfungspunkt für eine engere Kooperation mit Deutschland sein.

„Chile könnte zehnmal so viel Energie produzieren, als es selber verbraucht. Diese so produzierte Energie könnte in nachhaltigen Wasserstoff verwandelt werden. Der ist speicherbar, der ist transportierbar“, sagt Bodo Ramelow. „Das wäre sogar eine Antwort auf russisches Erdgas, hin zu einer Dekarbonisierung der Welt.“

Während der Regierung von Sebastián Piñera stellte das chilenische Energieministerium eine nationale Grüner-Wasserstoff-Strategie auf. Aber soziale Organisationen sorgen sich darüber, dass Chile wieder nur Exporteur von Rohstoffen wird, dieses Mal unter dem Deckmantel der Energiewende. „Die Nationale Wasserstoffstrategie wurde ohne demokratische Mindeststandards ausgearbeitet, ohne Beteiligung der Zivilbevölkerung und ohne die Teilhabe der indigenen Gemeinden“, sagt Lucio Cuenca von der Lateinamerikanischen Beobachtungsstelle für Umweltkonflikte.

Die Thüringer Delegation mit Ramelow in der Mitte am Grabmal von Salvador Allende Foto: Jacob Schröter/Staatskanzlei Thüringen/dpa

Auch er trifft sich mit dem Bundesratspräsidenten in einer Gesprächsrunde, um auf die Probleme aufmerksam zu machen, die soziale Bewegungen beim Lithiumabbau und beim Export von grünem Wasserstoff sehen. Der Abbau könnte sensible Ökosysteme in den Salzseen in der Atacama­wüste aus dem Gleichgewicht bringen, lautet die Befürchtung. Für die Produktion von grünem Wasserstoff werde Patagonien, ohne eine regionale Planung mit demokratischer Beteiligung der Bevölkerung, mit Windparks zugepflastert.

Wie eine global gerechte Energiewende mit ­linker Handschrift aussehen könnte? „Dezentral, regional, regenerativ und in Bürgerhand, also mehr Energieversorgung nah an den Bürgern zu bezahlbaren Preisen. Das ist die große Heraus­forderung und das ist eine Absage an eine neoliberale Denkwelt“, sagt der Thüringer Ministerpräsident.

Am Grab von Salvador Allende

Den letzten Blumenkranz seiner Chile-Reise legt Bodo Ramelow vor dem Mausoleum von Salvador Allende nieder, einen Kranz aus weißen Lilien. Allende starb, während die chilenische Luftwaffe das Regierungsgebäude beschoss. Offiziell heißt es, er habe Selbstmord begangen, aber viele Chilenen glauben, dass er von den Militärs ermordet wurde. „In diesen düsteren und bitteren Augenblicken, in denen sich der Verrat durchsetzt, sollt ihr wissen, dass sich früher oder später, sehr bald, erneut die großen Straßen auftun werden, auf denen der würdige Mensch dem Aufbau einer besseren Gesellschaft entgegengeht“, sagte er in seiner letzten Rede am Tag des Putschs im Rundfunk, während sein Amtssitz schon angegriffen wurde.

Allende hatte grundlegende soziale Reformen durchgeführt, die vor allem der ärmeren Bevölkerung zugutekamen. Er verstaatlichte die Schlüsselindustrien, stärkte die Rechte der Arbeiter*innen, führte eine Landreform durch und reformierte das Bildungs- und Gesundheitswesen. Medikamente und Arztbesuche, Schulbildung, Bücher und Hefte waren kostenfrei. Für jedes Kind in Chile wurde täglich ein halber Liter Milch kostenlos bereitgestellt. Mit seinen Reformen wurde er damals im fernen Deutschland zu einer Leitfigur für viele links denkende Menschen. Sein Tod im Jahr 1973 machte ihn zum Märtyrer weit über Lateinamerika hinaus.

„Ich habe vor der historischen Person Allende eine Hochachtung, und deswegen will ich mich vor ihm verneigen“, sagt Ramelow. Allende habe „für die Ideale der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit“ eingestanden, „in einem Land, das hochkomplizierte Prozesse erlebt: Kolonialismus, Rassismus, segmentierte Gesellschaftsstrukturen, Latifundien, Großgrundbesitz.“ Salvador Allende wollte „neue Wege gehen, und dafür hat er sein Leben am Ende geben müssen“, sagt Bodo Ramelow.

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35 Kommentare

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  • Salvador Allende weine ich keine Träne nach.



    Er war damals für den wirtschaftlichen Niedergang von Chile verantwortlich.



    Leider kam mit Augusto Pinochet ein schlimmer Diktator ans Ruder

  • Danke Bodo Ramelow.

  • @RUDOLF FISSNER

    ...schmeisst wieder mit Hufeisen. Passen Sie auf, das macht auf dem rechten Auge blind!

  • Ich frag es noch einmal, ohne die Vorgänge in Chile zu relativieren. Aber ist ein Bodo Ramelow nicht in einer Partei deren Vorgängerorganisation solche Folterkeller in Deutschland betrieben hat?



    Und in der vermutlich einige dieser Täter noch Mitglied sind?

    • @WeisNich:

      Colonia Dignidad, hier haben eher Typen wie Vogelsang und Strauss eine unrühmliche Rolle gespielt, zudem auch das Auswärtige Amt



      de.wikipedia.org/wiki/Colonia_Dignidad

      Warum aber Ramelow 12000 km nach Chile fliegen muss erschliesst sich mir nicht. Ein Zoom Meeting hätte es auch getan und Steuerzahler und Umwelt geschont.

    • @WeisNich:

      Hm. Und was ist denn mit den anderen Blockparteien in der DDR? Der CDU? Der LDPD(später FDP)? Ich bin mir relativ sicher, dass es auch dort gewisse Kontinuitäten gegeben hat.

      Wenn Sie Vorwürfe haben, dann formulieren Sie die doch mal konkret. Für mich haben solche unkonkreten Aussage immer den Hauch von Stimmungsmache und reiner Ablenkung.

  • Ja, es ist eine Schande, dass die Deutsche Botschaft in Santiago seinerzeit Komplize der "Colonia Dignidad" war, und dass Hartmut Hopp hier nicht gerichtlich belangt wird.



    Was aber den Tod Salvador Allendes angeht, ist Frau Boddenbergs Implikation eklatant falsch. Wo einmal Wikipedia bemuehen doch schönen genuetzt haette:

    de.m.wikipedia.org...i/Salvador_Allende

    • @Volker Scheunert:

      Wikipedia und der Artikel widersprechen sich hier gar nicht. Der offizielle Todesgrund ist Suizid, das ist auch von Zeugen bestätigt. Viele Chilenen glauben es aber bis heute nicht.



      Das sagt sowohl Wikipedia, als auch Frau Boddenberg.

  • Wenn ich das Foto richtig deute wird dort ein Kabelende vorgezeigt.

    Soweit nichts Ungewöhliches.

    Nur, dass solche Kabelenden in der Folter regelmäßig genutzt werden um Menschen zu schlagen - um nicht zu sagen langsam und über Tage zu Tode zu prügeln.

  • Es würde mich beeidrucken, wenn die CDU und CSU ihre Mitschuld an den Verbrechen offenlegen würden! Norbert Blüm zu Ehren, er galt damals als Nestbeschmutzer.

  • 0G
    06455 (Profil gelöscht)

    Die Dimension des Versagens war mir nicht bewusst.



    Die Verantwortlichen der Botschaft wurden wohl auch nicht zur Rechenschaft gezogen.



    Ebenso wenig, wie die Naziverbrecher nach dem Krieg.

    • @06455 (Profil gelöscht):

      Hauptverantwortlich war die CSU. Deswegen heißt das Dorf jetzt ja auch Villa Baviera. Die Bewohner, Opfer wie Täter, stammten eigentlich nicht aus Bayern, die Macher benutzten das aber als Werbemasche.

    • @06455 (Profil gelöscht):

      Es ist durchaus möglich, dass dies sowieso die gleichen Leute waren. Naziverbrecher wieder einstellen soll schon häufiger vorgekommen sein in der BRD...

    • @06455 (Profil gelöscht):

      Naziverbrecher: Es gibt da durchaus Zusammenhänge.



      Stichwort "Rattenlinien"

  • "Deutschland trägt eine historische Verantwortung für das, was in der Colonia Dignidad passiert ist"

    Sicher. Aber jetzt Reparationszahlungen von Deutschland zu fordern, ist schon krass. Ich würde mal bei der chilenischen Regierung anklopfen deswegen. So wie wir Reparationen zahlen für die Verbrechen der Nazizeit, sollten sie ebenfalls die Verantwortung übernehmen.

    • @Jalella:

      Deutschland hat ganz bewusst einen Verbrecher auswandern lassen und die Botschaft hat den Mann und seine Praktiken noch gedeckt. Wenn das Land da nicht eine klare Mitschuld hat die auch Reparationen begründet, dann hat niemals jemand das Recht auf solche. Aber vielleicht ist das ja sowieso Ihre Position.

    • 0G
      06455 (Profil gelöscht)
      @Jalella:

      Sehe ich auch so.



      In D könnte man die damals Verantwortlichen zur Kasse bitten oder im Nachhinein verurteilen.

  • Ach Gott. Das Kraftwerk ist kein Solarkraftwerk. Es ist ein Solarthermalkraftwerk. Also nicht: CO2-neutral. Sondern: Brutale Umweltzerstörung & Rssourcenvernichtung. Und wie kommt der Wasserstoff, der dort angeblich im Überschuss produziert werden soll (derzeit liefert das Kraftwerk fast(!) genug Energie für die dortige Kupfermine. - Ja genau, Kupferbergbau: Super-Umweltzerstörung), nach Europa? Richtig. Mit diesen schnuckeligen Containerschiffen. So sieht die "CO2-neutrale digitale Energiewende" aus, auf die das globale Kapital sich so freut & für die Fridays for Future so eifrig Werbung machen: Umweltzerstörung, Rssourcenverschwendung, Raubbau. Nur in einer völlig neuen Dimension. Aber ein Segen für jedes gut sortierte Aktiendepot. Jetzt in "Nachhaltige" investieren!

    • @JulianM:

      Na sie haben ja Prioritäten. Mein lieber Scholli.

      Aber, weil für die Folter nicht so problematisch ist: Windkraftanlagen brauchen 30 Tonnen Kupfer pro Stück.

      kupferinstitut.de/...neuerbare-energie/

  • @ROSALIE

    Sie haben den Artikel wohl nicht gelesen:

    - "Wenn mir ein junger Mensch, der entwürdigt worden ist und als Sklave gehalten worden ist, erzählt, dass sein Bruder in die deutsche Botschaft nach Santiago geflüchtet ist und die Botschaft bei Schäfer angerufen hat und er von ihm wieder abgeholt wurde..."

    - Hartmut Hopp lebt hier in Deutschland unbehelligt.

    Wenn Sie noch mehr wissen wollen: Wikipedia [1] hat da einiges an Material.

    Franz Josef Strauss hat den Laden unterstützt. Es war Norbert Blüm, der irgendwann die Reissleine zog (was ich ihm hoch anrechne).

    Bedrückender finde ich, dass die deutschen Konservativen (aus welchen Gründen auch immer) heute noch die Aufarbeitung torpedieren [2].

    Also: ja. Die Sekte wurde unterstützt. Die ganze furchtbare Diktatur Pinochets wurde unterstützt. DE hat sich in Südamerika mit allem anderen als Ruhm bekleckert.

    [1] de.wikipedia.org/w...d_Regierungskreise



    [2] taz.de/Chile-vor-d...ferendum/!5874774/

    • @tomás zerolo:

      "Das Auswärtige Amt hatte ihm von dem Besuch in der ehemaligen Sektensiedlung abgeraten. Die deutsche Botschafterin in Chile Irmgard Maria Fellner begleitete ihn nicht." ... die Chefin vom Auswärtigen Amt ist Grün und folglich sind es nicht nur die deutschen Konservativen die eine Aufarbeitung torpedieren.

    • @tomás zerolo:

      Nicht zu vergessen die DDR.

      Unter Pinochet stieg der Handel mit der DDöR zu ungeahnten Höhenflügen auf. ( www.welt.de/geschi...te-Geschaefte.html )



      Es ist beeindruckend wie die deutsche Linke es verdrängt hat, wie sie so den Schlächter Pinochet wirtschaftlich unterstützt hat.

      • @Rudolf Fissner:

        Was hat die westdeutsche Linke mit der DDR und Pinochet zu tun???

  • "Thüringens Regierungschef"?

    Zum Zeitpunkt etwaiger Verbrechen in Chile dürfte Thüringen wohl eher unbedeutend gewesen sein.

    Entscheidender ist wohl eher die Rolle als amtierender Bundesratspräsident.

    • @DiMa:

      Zu dieser Zeit gab es diese Verbrechen auch in Thüringen.

      • @WeisNich:

        Verbrechen wie die in der Colonia Dignidad gab es wo in Thüringen? Ich nehme an, Sie machen sich falsche Vorstellungen.

  • "Das Auswärtige Amt hatte ihm von dem Besuch in der ehemaligen Sektensiedlung abgeraten. Die deutsche Botschafterin in Chile Irmgard Maria Fellner begleitete ihn nicht."

    Warum das denn? Können sie sich nicht von den Grausamkeiten distanzieren, die dazumal mit deutscher Billigung geschahen?

    Die deutschen Konservativen jedenfalls sind nach wie vor traditionsbewusst [1]. Ist es das?

    [1] taz.de/Chile-vor-d...ferendum/!5874774/

  • 0G
    06455 (Profil gelöscht)

    Wieso trägt D eine Verantwortung für deutsche Verbrecher im Ausland?



    Wurde die Sekte unterstützt?

    • @06455 (Profil gelöscht):

      Das können Sie ganz leicht auf Wikipedia nachlesen - es gibt auch unzählige Dokumetationen darüber. Dieser Text gibt auch einigen Aufschluss über dieses düstere Kapitel!

    • @06455 (Profil gelöscht):

      Ja, wurde sie. Speziell die Deutsche Botschaft ist auch im Text erwähnt.



      Allerdings sollte sich Ramelow lieber um die Verbrechen seiner mehrfach umbenannten Partei bis 1990 in seinem Bundesland kümmern. Bis heute hat er es nicht geschafft diese menschenverachtende Diktatur auch nur als Unrechtsstaat zu bezeichnen.

      • @NN:

        "...Unrechtsstaat..."

        Das Wort kommt schon genug Leuten leicht über die Lippen. Da spielt es keine Rolle, ob es Herr Ramelow auch noch benutzt.

        Wichtiger ist, über Verantwortung zu sprechen, über die sonst geschwiegen wird.

    • @06455 (Profil gelöscht):

      Steht im Artikel:

      "Gegen den Gründer und Anführer der Sektengemeinschaft Paul Schäfer lag in der Bundesrepublik Deutschland bereits ein Haftbefehl wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern vor. Trotzdem konnte er 1961 ausreisen und nach Chile fliehen. Die Behörden schauten weg."

      und

      "„Wenn mir ein junger Mensch, der entwürdigt worden ist und als Sklave gehalten worden ist, erzählt, dass sein Bruder in die deutsche Botschaft nach Santiago geflüchtet ist und die Botschaft bei Schäfer angerufen hat und er von ihm wieder abgeholt wurde – dann sind das Dinge, da kann man nicht drüber weggehen“, sagt Bodo Ramelow."

    • @06455 (Profil gelöscht):

      Bitte einfach den Artikel lesen. Vielen Dank übrigens für diesen sehr guten, sehr informationsreichen Text.

    • @06455 (Profil gelöscht):

      In dem Artikel werden einige Aspekte erwähnt. Einfach nochmal ganz durchlesen!

      "Deutschen Diplomaten waren damals die Verbrechen bekannt, trotzdem schritten sie nicht ein und boten den Betroffenen keinen Schutz."

      "Gegen den Gründer und Anführer der Sektengemeinschaft Paul Schäfer lag in der Bundesrepublik Deutschland bereits ein Haftbefehl wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern vor. Trotzdem konnte er 1961 ausreisen und nach Chile fliehen. Die Behörden schauten weg."

      "„Wenn mir ein junger Mensch, der entwürdigt worden ist und als Sklave gehalten worden ist, erzählt, dass sein Bruder in die deutsche Botschaft nach Santiago geflüchtet ist und die Botschaft bei Schäfer angerufen hat und er von ihm wieder abgeholt wurde – dann sind das Dinge, da kann man nicht drüber weggehen“, sagt Bodo Ramelow."