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Gender-Klage gegen AudiBeleidigtes Leberwürstchen

Ein VW-Mitarbeiter sieht seine Persönlichkeitsrechte durch korrekt gegenderte Formulierungen der Konzerntochter Audi verletzt. Nun klagt er.

Irgendwo findet sich immer eine beleidigte Leberwurst, die meint, das Leben sei nicht fair zu ihr Foto: Thomas Victor/Plainpicture

Es gibt einen Überschuss an beleidigten Leberwürstchen in Deutschland, die Unternehmen verklagen, sobald diese inklusiv gendern. Diesmal geht es um den VW-Mitarbeiter und CDU-Kommunalpolitiker Dr. Alexander B.: Seine Persönlichkeitsrechte seien durch korrekt gegenderte Formulierungen der VW-Tochter Audi verletzt worden, so begründet er seine Klage beim Landesgericht Ingolstadt.

Er wolle keine Mails und Anweisungen in gendersensibler Sprache mehr, gibt der SWR wieder. Das bedeutet in der Schlussfolgerung, dass der Angestellte keine Rundmails, standardisierte Schreiben und allgemeine Dateien, sondern nur noch explizit für ihn persönlich maßgeschneiderte offizielle Schreiben erhalten möchte. Dies versuchte er zuerst mit einer Unterlassungsklage durchzusetzen und forderte 100.000 Euro bei jedem Verstoß. Da Audi ablehnte, kam es zum Prozess.

Er sehe den „Schutz der geschlechtlichen Identität“ gefährdet, zitiert die Bild-Zeitung, und fährt fort: „Denn die Gender-Richtlinie ist unausgewogen und sogar männerfeindlich!“ Das Unternehmen vertritt hingegen eine ganz andere Meinung: „Die Verwendung gendersensibler Sprache bedeutet eine Kommunikation, die alle Geschlechter und geschlechtlichen Identitäten wertschätzt und berücksichtigt“, so Audi.

Wem glauben wir jetzt?

Durch das Gendern mit Sternchen oder Unterstrich werden alle Identitäten abgebildet, auch wenn das aufgrund der deutschen Grammatik nicht immer reibungslos funktioniert. Die Behauptung des Ziels, alle Identitäten gerecht abzubilden, zu belegen ist überhaupt nicht schwer, und genau das tut selbst der Kläger vor Gericht. Er liest Teile aus internen Mails und anderweitigen Unternehmensschreiben vor: „Expert_in“, heißt es laut dem Bayerischen Rundfunk beispielsweise, „Spezifikateur_in“ oder „Autor_in“. Wie man lesen kann, ist der männlich gegenderte Begriff „Expert“ in dem Wort „Expert_in“ inbegriffen. „Expert_in“ zu schreiben und dabei auf „Expert“ zu verzichten, ist unmöglich. Warum behauptet der Kläger also diskriminiert worden zu sein, wenn er sogar in vielen der von ihm als Beispiel vorgeführten Wörtern explizit benannt wird?

Die Welt dreht sich um mich

Man kann davon ausgehen, dass ein Mensch, der in der Lage ist E-Mails zu öffnen oder seinen Arbeitgeber zu verklagen, genauso in der Lage sein könnte, eins und eins zusammenzuzählen und selber auf die Schlussfolgerung zu kommen, dass seine Forderung, ihm jedes Mal maßgeschneiderte, gesonderte Mails und Dateien zu senden, für ein Unternehmen nicht zu bewältigen ist – niemand glaubt an die Durchsetzbarkeit einer so üppigen Forderung. Da könnte man auch gleich sagen: Die Welt dreht sich um mich.

Insofern liegt der Verdacht nahe, dass es dem Kläger in erster Linie gar nicht darum geht, sich gegen seine eigene vermeintliche Diskriminierung zu wehren. Es ist vielmehr ein Versuch, das Unternehmen dazu zu bringen, korrektes Gendern ganz zu unterlassen. Sollte der Kläger seine Forderung nämlich durchsetzen, würde genau das passieren: Audi hätte keine Wahl und müsste in allen ­Schreiben ganz auf korrekt gegenderte Sprache verzichten.

Damit wäre der Zustand, den der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch im Gespräch mit dem Deutschlandfunk als die „sprachliche Vorherrschaft der Männer“ beschreibt, wiederhergestellt: Schon wieder wären nur noch Männer gemeint, und am Ende geht es auch genau darum. Es geht darum, dass alle anderen, die in korrekt gegenderten Formulierungen wie „Expert_in“ mitgenannt werden – Frauen und nichtbinäre Menschen – totgeschwiegen werden sollen, als bestünde die ganze Gesellschaft nur aus Männern.

Mit welchen politischen Organisationen sich ein Mensch gemein macht, um seine eigenen politischen Ziele zu erreichen, spricht auch für die eigenen Absichten. So lässt sich der Kläger von dem Verein Deutsche Sprache unterstützen. Der Verein Deutsche Sprache e. V. vertritt Ansichten, die man gut im antifeministischen Lager der Maskulinisten verorten könnte.

Weiterhin im Mittelpunkt stehen

Auf seiner Website bezeichnet der Verein gendersensible Sprache als „ideologische Sondersprache“, spricht von einer „Umerziehung der Bürger“ und beklagt, dass Gendern gegen geltende Sprachregeln verstoße. Wie viel Wert der Verein wirklich auf deutsche Sprachregeln legt, wird allerdings erst beim zweiten Blick klar: Er führt die Vereinssprecherin Sabine Mertens fälschlicherweise als „Sprecher“ ein. Ein Vereinsmitglied, der Student Torben Hundsdörfer, sagte in der ZDF-Sendung „Auf der Couch“ dieses Jahr im Januar: „Sprache sollte frei sein, ohne irgendwelche Begrenzungen oder Regeln.“ Welches nun? Geht es hier darum, sprachliche Regeln zu beachten oder sie zu missachten?

Ich würde sagen, dass es sowohl dem Verein Deutsche Sprache als auch dem Kläger Alexander B. vielmehr darum geht, dass Männer weiterhin im Mittelpunkt der deutschen Sprache stehen sollen. Wer im Mittelpunkt unserer Sprache steht, steht nämlich auch im Mittelpunkt unserer Welt. Eine ziemlich düstere Vorstellung, alle marginalisierten Gruppen, die so lange um ein bisschen Sichtbarkeit kämpfen mussten, so wieder in die Dunkelheit zu drängen, und damit auch ihre Bedürfnisse und Anliegen. Dazu noch zynisch, das als Gerechtigkeit zu präsentieren.

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55 Kommentare

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  • Moderation , Moderator

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  • Nicht die Männder werden durch die Sternchen-Sprache beleidigt, sondern die Sprache als solche.

  • Wo geht's hier zum Altweißmannrecyclinghof?!

  • Es sollte für alles nur noch eins geben. Ob Umkleideräume, Sportveranstaltungen, WCs. Dann hat sich diese Debatte ein für allemal erledigt.

    • @Kirsten Tomsen:

      Mensch ist alles und nichts. Ein Begriff.

  • Die männliche Frm ist Experte, nicht Expert.



    Außerdem geht es wohl darum, dass Audi die Verwendung seiner Formulierungen anderen vorschreiben will, diese sollen sie auch verwenden.

  • "dass seine Forderung, ihm jedes Mal maßgeschneiderte, gesonderte Mails und Dateien zu senden, für ein Unternehmen nicht zu bewältigen ist"

    Nicht, dass der Mann nicht deutlich eine zwanghafte Neigung zum Stänkern hätte, aber: natürlich ist es in den Zeiten der IT kein technisches Problem, eine personalisierte Email zu versenden. Schon wenn sich bei Amazon, T-Online, irgendeiner Bank oder sonstwas eine Vereinbarung ändert, bekommt jeder eine personalisierte Mail "Sehr geehrter Herr XY ..." oder "Sehr geehrte Frau UVW ..."

    Gehen tut das schon, und zwar einfach. Man will es bloß nicht.

  • Es geht nicht um im Mittelpunkt zu stehen. Angenommen, der



    Experte wäre weiblich und Expertin männlich, dann sollte im Plural nur die weibliche Form Verwendung finden. Da ein Wort mehrere Bedeutung haben kann,



    ist jeder angesprochen und Diverse inbegriffen, denn Wörter können mehrere Bedeutungen haben, ohne dass es ein Sonderzeichen oder Buchstaben Bedarf.

    An Autor*in Schick: "Expert" ist nicht der männliche Begriff (laut Duden.de), aber das könnte mir vielleicht auch passieren.

  • Es gibt ein Überschuss an beleidigten Leberwürstchen in Deutschland, die Unternehmen verklagen, sobald diese exklusiv gendern.

  • Es gab schon viele Artikel in der Taz, in denen es um Klagen bezüglich korrekter Ansprachen ging.



    Aber bisher wurde noch nie eine der klageführenden Personen als beleidigte Leberwurst diffamiert.



    Liegt es daran, daß es bisher immer Frauen oder Transpersonen waren ?

  • Schon spannend, wenn sich ein Mann gegen irgendwas wehrt, ist er eine beleidigte Leberwurst und die Welt dreht sich nur um ihn.

    Das sind doch genau die Argumente, die man Transpersonen entgegen hält, wenn darum gestritten wird, auf welche Toilette sie gehen sollen… Dort sind diese nicht opportun, bei einem Mann auf einmal schon?!

    Mir ist das völlig Wurst. Wenn man (ob Mann, Frau oder Transperson) sonst nichts zu tun hat, sollen sie klagen und wir warten ab, was passiert.

    • @Strolch:

      Defacto dreht sich die Welt in den meisten Fällen nunmal um die Bedürfnisse und Ansichten von meist alten, weißen Cis-Heterotypen. Und sobald das mal irgendwo nicht der Fall ist stimmen sie lautes Wehklagen an. Für mich trifft das schon ziemlich exakt die Definition von beleidigter Leberwurst.

  • Wenn ich Herrn B. recht verstanden habe, will er Problembewusstsein für einen von ihm als kritikwürdig empfundenen Sachverhalt schaffen, indem er diesen auf die Spitze treibt. „Beleidigtes Leberwürstchen“ ist keine Antwort darauf, sondern lenkt nur ab.



    So weit wie er gehe ich nicht, aber muss es Aufgabe z. B. jedes Rundschreibens sein, zusätzlich zum eigentlichen Inhalt die Gleichberechtigung von Mann und Frau ein weiteres Mal zu bestätigen, indem Mann und Frau separat angesprochen werden?



    Wenn schon, dann müsste man eigentlich noch einen Schritt weiter gehen: Indem auch Personen angesprochen werden, die in Fragebögen mit der Geschlechtsbezeichnung „divers“ vermerkt sind!

  • Letztendlich ist er genauso albern, wie die Befürworter des Genderns. Aber wer lässt sich schon gerne den Spiegel vorhalten?

  • Ist die männliche Form nicht Experte? Also mit einem E am Ende?



    Meiner Meinung nach ist die deutsche Gendersprache eh viel zu kompliziert bzw. zu lang und kann nur ein Zweischenschritt sein.

  • Die männliche Form von "Expertin" ist "Experte", nicht "Expert". "Expert" wäre eine neugeschaffene geschlechtsneutrale Form, die es bisher so in der deutschen Sprache nicht gibt. Verwendet man diese geschlechtsneutrale Variante "Expert", dann braucht man die Anhängsel in dem Ausdruck "Expert_in" nicht, da "Expert" als neutraler Ausdruck alle Geschlechter bereits umfasst. Ansonsten wäre "Expert_e_in" oder "Expert*e*in" eine Möglichkeit, um sowohl der männlichen wie auch der weiblichen Form gleichermaßen gerecht zu werden und gleichzeitig der dritten Geschlechtskategorie eine kümmerliche (Un-)Sichtbarkeit als Unterstrich oder Sternchen zu verschaffen.

    • 6G
      657022 (Profil gelöscht)
      @vulkansturm:

      Das klingt dann wie im Englischen ("You're an expert", "She's an expert", "He's an expert", "I'm an expert"). Bin gespannt, wie es sich entwickeln wird. Allerdings wird dies ein langer Prozess...

  • Es gibt "ein Überschuss" an beleidigten Leberwürsten auch anderswo. Und an beleidigenden! Sonst würden sie den Unsinn bemerken in der Behauptung, "dass der männlich gegenderte Begriff Expert in dem Wort Expert...in inbegriffen (ist)." Nun ist "Expert" kein Wort, sondern nur das Lexem, an dem die Endungen für Genus (und Numerus, Kasus) angefügt werden. In der Form "Expert...in" ist lediglich das Femininum angefügt, denn die maskuline Endung "e" (Experte!) fehlt. Um das zu merken, muss man/frau/usw. frelich gendersensibel sein. Und wer gendersensibel wie VW ist, muss dann auch eine entsprechend lange Sprech- und Lesepause beim Genderzeichen machen, um alle Varianten erst mal vors geistige Auge zu holen. Sonst wäre das nur eine Methode, um so tun tun als ob, während in Wahrheit alles, was nicht weiblich ist, ignoriert wird.

  • "korrekt gegenderte Formulierungen"



    Widerspruch in sich oder auch ein Oxymoron. Es gibt keine allgemeingültige Regel, welche das Gendern vorschreibt. Also gibt es auch kein korrektes Gendern. Es ist eine subjektiv als notwendig (Mainstream) empfundene Sprachveränderung. Nichts weiter.

  • Offen gestanden, mich nerven die Konsonantsterninnen- und Konsonantdoppelpunktinnen-Formen auch. Oft höre ich dann auf weiterzulesen.



    Ich denke



    1. Wo (wirklich) Menschen gemeint sind, gehören diese korrekt angesprochen. Alles andere wäre respektlos.



    2. Wo es um Funktionen geht, die von Menschen besetzt werden, sollten diese als Einzelperson korrekt angesprochen werden.



    3. Wo Funktionsbezeichnungen Platzhalter sind, könnte ich gut damit leben, wenn die Formen konsequent neutralisiert werden, etwa nach Phettberg durch anhängen eines y und ggf. eines Plural-s, oder durch weglassen der geschlechtsspezifischen Endungen. Warum nicht "das Minist" und "die Ministen"? Oder "Bürgmeistkand" statt "Bürger*innenmeister*innenkandidat*in"? Schliesslich geht es bei solchen Funktionen um die Köpfe und nicht um die Penisse oder Vaginen. Oder eben Doppelnennungen, und zur Abkürzung gerne auch abwechselnd, wenn der Text sonst zu lang oder unleserlich wird.

    • @Carsten S.:

      Die Endung "-er"ist eben keine geschlechtsspezifische. Zum Beispiel drückt die Endung in "Maurer" aus, dass es um jemanden geht, der etwas tut (nämlich mauern). Wenn man die Endung weglässt, dann geht diese Bedeutung verloren.

  • Ausgerechnet die taz, die so dafür kämpft, das jeder so genannt/angesprochen wird wie er/sie es will, spricht jetzt jemandem sein Recht ab, sich deswegen diskriminiert zu fühlen?

    • @Vincent Braun:

      Der gute Herr fühlt sich auf die Füße getreten weil Weiblichkeit jetzt plötzlich sichtbar gemacht wird. In welchen Universum ist das denn bitte ''Diskriminierung''??



      Wenn es seine Gefühle verletzt dass sich Dinge Gott sei Dank weg von männlichen Normativen bewegen ist das mal schön sein eigenes Problem.

  • "Durch das Gendern mit Sternchen oder Unterstrich werden alle Identitäten abgebildet"

    Durch das generische Maskulinum werden auch alle Geschlechter abgebildet. Man muss es nur lesen wollen.

    Ich bin auf den Ausgang des Verfahrens gespannt. Weigere mich selbst im Beruf das Gendern anzuwenden und hoffe nun durch ein Urteil Rechtssicherheit.

    • @Hennes:

      ''Durch das generische Maskulinum werden auch alle Geschlechter abgebildet''

      Das ist hinreichend widerlegt. Das generische Maskulin ohne Kontext weckt männliche Assoziationen. Wer eine Geschichte über '5 Ärzte und 3 Politiker treffen sich in der Kneipe' hört denkt an Männer.

    • @Hennes:

      "Durch das generische Maskulinum werden auch alle Geschlechter abgebildet. Man muss es nur lesen wollen."

      Das generische Maskulinum ist eben zunächst das: ein Maskulinum. Es ist eben nicht in jedem Fall generisch. Ob es nur männliche oder alle Personen bezeichnen soll, muss der Leser sich in jedem Einzelfall erst überlegen bzw. herausfinden.

  • Uns geht`s zu gut, zu wenig Probleme! Da schafft man sich selbst welch.



    Deutschland dürfte in der Diskussion zur gendergerechten Sprache am "militantesten" sein.

    Hier ein Überblick:



    www.jetzt.de/haupt...n-anderen-laendern

  • Der Herr Dr. Alexander B. darf sich gerne diskriminiert fühlen. Damit macht er eine neue Erfahrung, die ein grosser Teil der weiblichen Bevölkerung im Alltag und Berufsleben seit Jahrzehnten macht: Sich nicht wahrgenommen und angesprochen fühlen. Keiner nimmt dich ernst, wenn du dich wehrst, denn du bist eine überempfindliche, beleidigte Leberwurst bzw. Leberwürstin.

    • @ecox lucius:

      Zum Einen würde das bedeuten dass das Anliegen des Klägers im gleichen Maße berechtigt ist wie das der Frauen und dass das Geldern keine Lösung ist. "Jetzt diskriminieren wir mal anders herum ist in keinster Weise eine Form der Gleichstellung.

      Zum anderen nimmt die taz dann hier sie Position der Leute ein die die Frauen in ihrem Anliegen nicht ernst genommen haben. Auch nicht sehe rühmlich

      • @Questor:

        Die gegenderte Form diskriminiert überhaupt nicht, weil die männliche Form mit eingeschlossen ist. Das ist im Artikel ja hinreichend erklärt. So zu tun als ob ob ist völlig albern, es geht hier nur darum dass der Typ sich auf die Füße getreten fühlt weil Weiblichkeit sichtbar gemacht wird. Ich weiß nicht in welchem Universum diese Befindlichkeit als ''Diskriminierung'' durchgeht.

    • @ecox lucius:

      Also ist hier - weil politisch unangenehm und nicht passend? - Diskriminierung in Ordnung? Und warum darf hier die taz das als annehmbar und nicht-Diskriminierung definieren, wo es doch sonst immer heißt, dass das nur die Betroffenen selbst können? Nur weil ein bestimmter Teil der Gesellschaft beschlossen hat, dass gendern per se nicht diskriminierend ist, wird es dann dazu? Wenn ja, dann gab es wahrscheinlich noch nie diskriminierung auf der Welt, weil dieDiskriminierenden es sicher immer ok fanden…



      Dass die Klage schwachsinnig und unnötig ist, ist trotzdem klar, aber löst das die Grundsatzfrage?

  • Jetzt mal die Frage: Ist 'the' professor nun männlich oder weiblich? Die Mauer weiblich und der Zaun männlich? Warum also, sollte ich mich ständig als Professor_*:IN anreden lassen müssen? Was hat ein wie immer geartetes Geschlechtsorgan mit einem Amt zu tun und warum werde ich darauf reduziert? Übt eine Professor_*:IN das Amt anders aus als ein Professor? Sind weibliche professors im englischen Sprachraum nun 'sichtbarer', einflussreicher? Frauen werden dadurch 'sichtbarer' (?), dass mehr Frauen dieses Amt bekleiden und nicht dadurch, dass sie durch alberne Postfixe ständig vergeschlechtlicht werden. Und das auch noch - was dem (!) Ganzen die (!) Krone aufsetzt: nach heteronormativen.... (sprachliches 'Geschlecht' tatsächlich zu 'biologischem' wird)

  • @HERMA HUHN



    Das lag mir ja auch auf der Zunge, wobei ich eher dazu neigte, dem armen Mann einen eigenen Mailfilter überzuhelfen.

    Heutige Sprachverarbeitungssoftware kann das locker.

    Auf der anderen seite sagen wir Computernerds, mensch solle nicht versuchen, soziale Probleme mit technischen Mitteln zu lösen.

    Denken wir unseren Gedanken zu Ende, so führt das zu einer extremen Balkanisierung der Wahrnehmung: davon haben wir, so meine ich, bereits mehr als genug.

    Soll sich der beleidigte Herr an der Gesellschaft (und umgekehrt) reiben. Und die Richter*innen wundern.

  • Der Mitarbeiter wird sich halt denken: Ihr habt mit dem Mist angefangen, ich springe auf den Zug auf.

  • Leberwürstchen gegen Leberwürstchen!

  • Mir ist nach diesem Artikel nicht ganz klar geworden, ob das beleidigte Leberwürstchen den Artikel verfasst hat oder die Klage eingereicht hat. Zumindest finde ich in diesem Artikel keine objektiven Argumente, warum die Klage nicht angebracht wäre. Ob der Kläger genug Argumente hat wird das Gericht entscheiden. Ich persönlich fühle mich als Expert nicht angesprochen. Oder führen wir Anglizismen durch die Hintertür ein? Wäre insofern gut, dass Beleidigte Leberwürstchen an beiden Enden des Tisches ausbleiben würden.

  • Bleibt die Frage wo in "Expert_in" nun der Experte auftaucht. Jedenfalls ist es bei uns auf der Arbeit so, dass es inzwischen bereits Key-Userin heißt. Man(n) finde den Fehler.

  • Die verlogene Doppelmoral solcher Typen wird schnell entlarvt, indem man einfach vorschlägt: OK, wir verzichten aufs Gendern und verwenden statt dem Generischen Maskulinum (bei dem man sich die Frau "dazudenkt") einfach das Generisches Femininum (bei dem man sich den Mann "dazudenkt"). Kein Gendern mehr, Problem gelöst...

    Eigentlich sollte kein Mann der das Dazudenken eines anderen Geschlechts für ok hält, etwas dagegen haben, dass man sich umgekehrt einfach das männliche Geschlecht dazudenkt. Aber lustigerweise entdeckt dann der Mann, dass er sich dadurch ausgeschlossen und nicht mehr angesprochen fühlt....womit man die Ungerechtigkeit des Generischen Maskulinums sehr schön belegt!

    Und in dieser Klage sieht man noch eine weitere Doppelmoral der Rechten und Konservativen: Sie jammern immer gerne über angebliche Cancel-Culture, sind dann aber selber die ersten, die alles was nicht ihrem Weltbild entspricht sofort verbieten und verklagen.



    DAS ist RECHTE CANCEL-CULTURE!

  • Spezifikateur oder Autor sind richtige Beispiele. Der Anwendung ihrer These auf Expert fehlt ein e.

  • Tatsächlich ist es total einfach, Massenmails in drei verschiedenen Ansprachen zu verfassen und jedem Empfänger die zu ihm persönlich passende Variante zu schicken.



    Dann muss sich auch niemand von "Expert" angesprochen fühlen.



    So unterirdisch wie die Klage auch sein mag, in diesem Artikel gab es keine sinnvollen Gegenargumente.



    Bärinnen wären erfreut.

  • Herr Präsident - die WOOSCH!



    Genehm so, Herr Dr. Alexander B. ?

    • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

      Klar ist die Klage reaktionärer Bockmist.

      Ich muss aber gestehen, seit bei mir im Unternehmen angefangen wurde zu gendern und ich es selbst benutzen muss, bin ich da auch kein wahnsinniger Freund von.

      Dazu muss ich sagen, bei uns wird nur auf Französisch und Englisch kommuniziert, im Englischen ist es sehr selten nötig, es geht nur ums Französische.

      Sie arbeiten ja auch für Schweizer und wohnen sogar in Frankreich, Sie kennen die Probleme in der französischen Grammatik beim gendern, wenn nicht mehr "le masculin l’emporte sur le féminin" gilt.

      Am Anfang gab es die Variante mit (), wo man den weiblichen Zusatz reinschrieb, das war dann diskriminierend und man sollte es lassen. Inzwischen geistern die verschiedensten Formen durch unsere Schriftstücke, mit point médian, mit point bas, mit Schrägstrich, mit Bindestrich oder mit Beidem.

      Die Académie française hat sich offiziell gegen das Gendern ausgesprochen, also keine einheitliche Regelung, aber die Romands planen 2023 wenigstens eine eigene Reform.

      Meine Taktik besteht inzwischen darin, praktisch nur die weibliche und männliche Form zusammen zu nutzen oder geschlechtsneutrale Begriffe, weil ich da weiß wie man sie schreibt und ich nicht ständig Wörter für Mails nachschauen kann oder ständig Rechtschreibfehler in geschäftliche Mails hauen kann. Gendern ist für nicht Muttersprachler ist eine zusätzliche Hürde.

      • @Sven Günther:

        Zum Redefluss/Lesefluss ist gendern nicht unbedingt hilfreich und noch weniger elegant.



        Man(n), Mensch, Maus sollte sich nur überlegen an wen man seine "Rede" adressiert.



        Franz_ö_sinnen sind da eher RETRO. Siehe auch Académie française.



        Gendern ist nicht nur für Nicht Muttersprachler eine zusätzliche Hürde.



        Aber wir haben ja jetzt immerhin La Première Ministre, auch wenn ich noch kein Bild hab von der Frau Borne, abgesehen von der Frage, ob sie es nach der 2. Runde Législatives noch lange sein wird.



        Derer Beispiele fallen mir jetzt zu viele und zu wenige.



        Eins nur für die Lacher aus der 3. Bank:



        Was halten Sie denn von



        ZiegInnenkäse?

        • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

          ZiegInnenkäse - als spontane Übersetzung für eine deutsche Freundin, zu Besuch in Paris...

          • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

            spontane Übersetzung von "fromage de chêvre"

            • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

              Sorry, aber der Groschen fällt heute nur in Pfennigen.



              Das war in den Neunzigern und entweder war es nur ein Lapsus,



              oder ich war meiner Zeit voraus?



              Auf jeden Fall -



              Herzlich gelacht !

            • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

              Schonn - Willi - es ja allgemein bekannt - daß du - wiewohl im Münstertal wohnhaft - nicht nur den Münster (was olfaktorisch ja noch hinnehmbar wäre) - aber Käse insgesamt nicht goutierst.



              ts ts ts - 🙀🥳 - ganz genderneutral 🧐 -

      • @Sven Günther:

        Bon soir - Bon soir - Er ist wieder da



        & wonderbra ala long et caise



        La Comedie Francaise - rintintin - 🍷-



        "le masculin l’emporte sur le féminin"



        🎶 sur le pont d‘avignon 🎶 - fein -



        m.youtube.com/watch?v=0A-aVcC97aQ - Naschaugmermal =>



        Genderneutral Normal - Schonn - 🙀🥳 -



        & 💤 💤💤 😴

    • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

      Mit Jöhtens letzten Worten!

      “Mehr Licht 💡 …“



      Leider Fragment geblieben! Gelle. But!



      Rest “… de ahle Worscht so im Maare!“

      Na Mahlzeit

  • Das gewählte Beispiel, das belegen soll, dass gendersensible Sprache das männliche Geschlecht sprachlich integriert ist, nun ja, schlicht falsch, genaugenommen wahrheitswidrig.

    "Expert" ist mitnichten die männlich gegenderte Wortvariante. Es ist überhaupt kein Wort der deutschen Sprache sondern lediglich eine Wortwurzel, der die Merkmale des grammatischen Geschlechts (d.h. nach moderner Lesart die Genderidentität) überhaupt noch fehlt.

    Ich unterstelle der Autor*in das auch ganz genau gewusst zu haben, denn die Fähigkeit den obigen Text zu verfassen, gepaart mit dem Unwissen, dass "Expert" kein männliches Nomen ist, halte ich für unplausibel.

    Die Autor*in argumentiert also (wenn sie denn überhaupt argumentiert und nicht eigentlich polemisiert; das ist für mich nicht klar erkennbar, deutet sich im mehrfachen Gebrauch abschätziger Begriffe allerdings an) letzthin dafür, dass "Expert_e" gegenüber "Expert_in" verzichtbar geworden ist.

    Das finde ich eine ausgesprochen gültige Position im Diskurs. Es wäre jedoch aufrichtig gewesen, den Austausch von "Experte" (gelesen, geschrieben) durch "Expertin" (gelesen, von mir aus auch mit Knacklaut als "Expert'in") auch als diesen zu benennen.

    Es ist ein Tausch von einer sprachlichen Form durch eine andere. Und beide beanspruchen für sich eine gewisse Exklusivität. In diese Form etwas Inklusives (ggü. der alten männlichen Form) hineinzulesen, ist schlicht unaufrichtig.

    Ist die neue Form inklusiv ggü. Genderidentitäten die weder männlich noch weiblich sind? Mag sein. Ist aber weder Gegenstand des Artikels noch der Klage gegen Audi.

  • Über das gendern mit einem überzeugten Täter diskutieren zu wollen, ist wie mit einer Taube Schach zu spielen.



    Das war Mal anders, in den 80ern und 90ern war das noch etwas anders. Was hat man sich damals teilweise nach ein paar Bier heftig gestritten und war am Ende des Abends doch wieder dicke Freunde. Heute läuft man permanent auf Eierschalen, und jeder, jeglicher Couleur, jeglichen Geschlechts, fühlt sich als beleidigte Leberwurst. Das schlimme ist, dass die Medien mitspielen.



    Ach, übrigens liebe Taz, ihr solltet euch Mal mit mehr Ostdeutschen Frauen unterhalten.



    Sie fühlten, waren gleichberechtigt auch ohne den aufgesetzten gendersch...ß



    Aber das wollen Wessis bis heute nicht wissen. Woran liegt das?

    • @Thomas Derrek:

      "Sie fühlten, waren gleichberechtigt auch ohne den aufgesetzten gendersch...ß"



      Da sitzen Sie aber auch den immer wieder gern erzählten Mythos der gleichberechtigten DDR-Frauen auf. Natürlich hatten diese auf dem ersten Blick wesentlich mehr Rechte als die damaligen Westbürgerinnen: vom Kontoeröffnung angefangen über Arbeitsmöglichkeiten, Abtreibungsgesetzen bis Kinderkrippen und -gartenplätzen. Nebbich wird dabei versäumt mitzuerzählen, dass Kindererziehi8ung und Hausarbeit aber trotz Berufstätigkeit bei ihnen blieben, es einen Gendergap bei Lohn und Rente gab, dafür plichtschuldigst den Präsentkorb zum 8.März nebst Blumenstrauß. Unds Einfluss gab es nicht - mayn gern die Kombnatsdirektorinnen, Ministerinnen und weiblichen Mitglieder des Politbüros durchzählen. Eine der besten DDR-Karikaturen mit dem Titel "Frauen an der Macht" zeigte diese an der Seite ihrer ordensgeschmückten Männer auf der Ehrentribüne zum 1. Mai.

  • Man kann davon ausgehen, dass ein Mensch, der in der Lage ist E-Mails zu öffnen oder seinen Arbeitgeber zu verklagen, genauso in der Lage sein könnte, eins und eins zusammenzuzählen und selber auf die Schlussfolgerung zu kommen, dass seine Forderung, ihm jedes Mal maßgeschneiderte, gesonderte Mails und Dateien zu senden, für ein Unternehmen nicht zu bewältigen ist

    +++++

    Das ist in Zeiten der digitalisierten Welt nun wirklich kein Problem. Selbst in einem Newsletter mit mehreren Millionen Empfängern, können diese jeweils mit persönlicher Anrede angeschrieben werden

  • "Expert" ist doch keine männliche Form. Das wäre Experte.

    Genausowenig findet sich die männliche Form in "Ärzt:innen" und in vielen anderen Beispielen.