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Urteil über antisemitisches SchandmalJudenhass bleibt Judenhass

Kommentar von Klaus Hillenbrand

Die „Judensau“ darf ohne verständlichen Kontext in Wittenberg bleiben. Das ist eine verpasste Chance mit weitreichenden Folgen.

Die umstrittene Schmähplastik an der Stadtkirche Wittenberg Foto: Annegret Hilse/reuters

V erstehen Sie das? „Gottes eigentlicher Name, der geschmähte Schem Ha Mphoras, den die Juden vor den Christen fast unsagbar heilig hielten, starb in 6 Millionen Juden unter einem Kreuzeszeichen“. Mit dieser Inschrift in einer Bodenplatte sieht der Bundesgerichtshof in Karlsruhe eine hinreichende Distanzierung, um aus einem antisemitischen Schandmal ein Mahnmal zu machen.

Das Gericht hatte darüber zu entscheiden, ob ein Sandsteinrelief aus dem 13. Jahrhundert an der Stadtkirche zu Wittenberg entfernt werden muss, weil dieses eine Beleidigung darstellt. Auf dem Relief ist eine Sau zu sehen, an deren Zitzen Juden saugen. Ein Rabbiner schaut dem Tier in den After. Es handelt sich um ein klassisches antisemitisches Stereotyp des Mittelalters.

Es ist erlaubt, dass solcherart in Stein gemeißelter Judenhass bestehen darf, wenn er in einem entsprechenden Kontext gestellt wird. Niemand verlangt einen neuen Bildersturm. Und keiner möchte den Pfarrern zu Wittenberg unterstellen, sie selbst seien deshalb eingefleischte Antisemiten, so wie Martin Luther, der hier einst predigte. Die Entscheidung aber, der verschwurbelte Spruch unter dem Relief sei eine hinreichende Erklärung, geht fehl.

Mag sein, dass die akademisch gebildeten Richter den Satz interpretieren können. Das Laufpublikum kann es sicher nicht. Es sieht den Judenhass an der Kirche und eine unverständliche Erklärung darunter. Deshalb stellt das Relief weiterhin eine Beleidigung für Jüdinnen und Juden dar.

Das Gericht hat darum eine Chance verpasst. Es hätte bei seinem Urteil bleiben können, aber in der Begründung deutlich machen müssen, dass eine Erklärung zu einem antisemitischen Machwerk so verfasst sein muss, dass sie auch verstanden werden kann. Schließlich betrifft das Relief der „Judensau“ nicht nur die Stadt Wittenberg, sondern Dutzende weitere Kirchen in Deutschland, die Ähnliches zur Schau stellen. Und Judenhass bleibt Judenhass, auch wenn er über vierhundert Jahre alt ist.

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taz-Autor
Jahrgang 1957, ist Mitarbeiter der taz und Buchautor. Seine Themenschwerpunkte sind Zeitgeschichte und der Nahe Osten. Hillenbrand ist Autor mehrerer Bücher zur NS-Geschichte und Judenverfolgung. Zuletzt erschien von ihm: "Die geschützte Insel. Das jüdische Auerbach'sche Waisenhaus in Berlin", Hentrich & Hentrich 2024
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62 Kommentare

 / 
  • 6G
    655170 (Profil gelöscht)

    Die Wittenberger "Judensau" muss bleiben.



    Sie ist ein Dokument, auf welch hirnlos-dümmliche Weise die Juden (jeder Jude / jede Jüdin!) in der Luther-Zeit, darum herum und z.T. bis heute diffamiert, beleidigt und diskriminiert wurden und werden Und auf welch perfide Weise die Gruektaten an ihnen vorbereitet und gerechtfertigt werden soll(t)en.



    Wer das durch diese und in dieser absurd-lächerlich-brunzdumme(n) Darstellung, ggf. ergänzt um die Inschrift von 1988 nicht erkennt, dem/er ist auch durch zehn weitere Erklärungen/Erläuterungen nicht zu helfen.

  • Die Wittenberger Judensau

    Die Inschrift wurde 1988 angebracht: ""Gottes eigentlicher Name / der geschmähte Schem Ha Mphoras / den die Juden vor den Christen / fast unsagbar heilig hielten / starb in sechs Millionen Juden / unter einem Kreuzeszeichen."

    Vorher wurde schon 1570 eine Inschrift angebracht: "Rabini Schem Ha Mphoras" lautet diese – ein hebräischer Verweis auf den unaussprechlichen Namen Gottes bei den Juden. Die Inschrift bezog sich auf zwei Schriften von Luther von 1543, in der er sich pauschal gegen die Juden wandte.

    Der Rentner Dietrich Düllmann verlangte von der Kirche die Entfernung der Wittenberger Judensau und ihre Verlegung in ein Museum. Er fühlte sich als einer zum Judentum Konvertierter von der Judensau beleidigt. Nach seiner Auffassung verstößt sie gegen das Grundgesetz, Artikel 1, wonach die Würde des Menschen unantastbar ist.

    Der Deutsche Bundesgerichtshof lehnt die Klage auf Entfernung des antisemitischen Schmähbildes- nach Einschätzung Düllmanns- ab. Die Kirche habe sich mit einer Erklärung ausreichend distanziert. 1290 war das Relief an der Südfassade der Wittenberger Stadtkirche angebracht worden.

    Die Begründung des Bundesgerichtshofes: "Durch die Umwandlung des Schandmals in ein Mahnmal wird im Rahmen der notwendigen Gesamtbetrachtung dem Relief der rechtsverletzende Aussagegehalt genommen."

    Mittelalterliche Skulpturen, Reliefs oder Bilder einer „Judensau“ stellen jüdische Menschen und Schweine in intimem Kontakt dar. Die menschlichen Figuren sind durch spezifisch jüdische Kleidungsstücke – Judenhut, Gelber Ring – gekennzeichnet. Oft saugen dieses Figuren an den Zitzen eines Schweines. Anderorts küssen oder umarmen Juden Schweine. Aktuell sind in Europa 48 solcher Darstellungen bekannt – in Mitteleuropa 30.



    Zum Urteil des Bundesgerichtshofs lässt sich sagen, dass die Inschrift von 1988 zu vage ist. Es müsste deutlicher ausgedrückt werden, mit welcher Verachtung der Kirchgänger bezüglich der Juden konfrontiert war.

  • Im Mittelalter wurden im Namen des christlichen Glaubens alle Juden aus Wittenberg vertrieben. In der NS-Zeit auch, in der der thüringische Landesbischof Martin Sasse mit der Publikation "Martin Luther über die Juden: Weg mit Ihnen!" übelste NS-Propaganda betrieb.



    Und heute soll ein Bodenrelief unter der "Judensau" als Eingeständnis der christlichen Schuld gegenüber den Juden und Mahnmal an den Holocaust dienen.



    Was für ein Mangel an christlicher Demut, Sensibilität gegenüber den jüdischen Mitbürgern, die gar nicht erst gefragt müssen, was sie von einem solchen Mahnmal halten.



    Iris Sipos schreibt:



    "Während wir als Nachfahren der Täter das erprobte Arsenal historisch-künstlerisch-intellektueller Distanzierungen auffahren können, bleibt den Juden, die sich durch die Skulptur verhöhnt sehen, der fragwürdige Trost, dass es uns leidtut, wir ihnen die Sauerei aber um unserer Seelenhygiene willen weiterhin zumuten. Latent schwingt dabei die Unterstellung mit, der Verbleib der Statue – und damit des „Stachels“ – sei letztlich vitales Interesse der Juden."

    Und der Bundesgerichtshof, der dem Justizmörder von Dietrich Bonhoeffer einst ein "einwandfreies Verfahren" bescheinigte, urteilt mechanisch wie ein Uhrwerk aus der Sicht "eines unvoreingenommenen und verständigen Betrachters", ohne die Perspektive der heute betroffenen Juden zentral eingenommen zu haben.



    Der Bundesgerichtshof hatte in den 50'er Jahren kein Problem, an höchst belastete NS-Richter mit einer Gedenktafel zu erinnern.



    Beseitigte der Bundesgerichtshof, wie 2018 gefordert, die aus der Zeit gefallene Gedenktafel, oder verwandelte er sie in ein Mahnmal, kompetent und unvoreingenommen, wie er ist?

    www.ojc.de/salzkor...erg-schlosskirche/

    ns-ministerien-bw....bundesgerichtshof/

  • Ich hätte es auch besser gefunden, das Schandmal abzunehmen und im Inneren der Kirche aufzubewahren. Dennoch empfehle ich allen, mal die Stellungnahme des Gemeindekirchenrats zu lesen:

    www.stadtkirchenge...e-der-mahnung.html

  • Noch mehr im Artikel fehlender Kontext

    Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland meint übrigen dazu:

    „Die antijudaistische Geschichte der Kirche lässt sich nicht ungeschehen machen. Daher ist die Anbringung einer Erklärtafel besser, als eine solche Schmähplastik einfach zu entfernen und damit zu verleugnen.“ ( www.swr.de/swr2/le...richtshof-100.html )

  • Ein einfacher Rath an den a 🥱 erwartbaren Herrn Klaus Hillenbrand*57 - mal den Schaum vom Mund Brille wechseln & Christian Rath lesen •



    Weiß zwar - wird nicht helfen - müßte aber reichen!



    (kl. Tipp - es geht um die Auslegung sine ira et studio einer Strafrechtsnorm.



    Ich weiß daß ehna sojet komplett fremd ist - Aber so & halt nicht um ein Wunschkonzert hillenbrandscher Notierung!

    kurz - Suboptimal •

  • Auch in Auschwitz wird der Satz 'Arbeit mach frei' im Kontext als Teil des Mahnmals erklaert und ausgestellt.

    • @Charlie Foxtrot:

      Eine Kirche ist - unabhängig von der Gläubigkeit eines Vorübergehenden - ein markant anderer Ort, als einer, der mit den grausamsten Verbrechen der Menschheit verbunden bleibt. ...



      Ich hätte jedoch erwartet, dass die Kirchengemeinde selbst die Initiative ergreift, mit Hammer und Meißel das beleidigende Objekt herausschlägt und die Bruchstücke als Zeichen der eigenen Läuterung und Besinnung in einer Vitrine mit entsprechendem Begleittext präsentiert.



      Dann könnte man das noch hinnehmen.



      Der Verbleib das Machwerks an der Fassade ist ekelhaft.



      Man stelle sich für den umgekehrten Fall den Aufstand der Christen vor, wenn irgendwo in Dtl. an der Fassade einer Synagoge oder Moschee eine Plastik mit Beleidigungen des Christentums gebaut würde. Dann wüssten die Herren und Damen Richter*innen auf einmal, was Sache ist.

      • 9G
        95820 (Profil gelöscht)
        @denkmalmeckermalmensch:

        „Ich hätte jedoch erwartet, dass die Kirchengemeinde selbst die Initiative ergreift, mit Hammer und Meißel das beleidigende Objekt herausschlägt und die Bruchstücke als Zeichen der eigenen Läuterung und Besinnung in einer Vitrine mit entsprechendem Begleittext präsentiert.



        [….]



        Man stelle sich für den umgekehrten Fall den Aufstand der Christen vor, wenn irgendwo in Dtl. an der Fassade einer Synagoge oder Moschee eine Plastik mit Beleidigungen des Christentums gebaut würde. Dann wüssten die Herren und Damen Richter*innen auf einmal, was Sache ist.“



        Zu ihrem ersten Einwurf: Der BGH hat ja eine Überführung „in eine[r] Vitrine mit entsprechendem Begleittext“ nicht untersagt. Das bleibt der Kirchengemeinde unbenommen. Grundsätzlich muss aber der zeitliche Kontext berücksichtigt werden, woraus sich ergibt, dass ihre folgende Fiktion zur Schmähung christlicher Religion an Stätten anderer Glaubensgemeinschaften zumindest fragwürdig, wenn nicht gar unsinnig ist.

        • @95820 (Profil gelöscht):

          "Fiktion zur Schmähung christlicher Religion" - Es geht schlicht darum, dass diese Kirchenfassade mit dem Denkmalgedöns seit Jahrhunderten Andersgläubige beleidigen soll. Daran ändert sich nichts, wenn man auf dem Bürgersteig eine "erklärend distanzierende Inschrift" platziert.

  • "interpretieren kann das Laufpublikum sicher nicht"

    Darf man Menschen so abqualifizieren?

    • @Lästige Latte:

      Das ist keine Abqualifizierung.

      Ich selbst hätte es auch nicht erkannt.

      • @rero:

        Meine Begleiter u ich hatten es sofort begriffen.



        Was auch soll daran schwer zu verstehen sein?



        Im übrigen kursierten schon immer alle paar Jahre mal, mal mehr oder weniger längere journalistische Stellungnahmen zu dem Relief.

        • @Lästige Latte:

          Die Figuren auf den Reliefs entsprechen schlicht nicht den gängigen antisemitischen Klischees der Moderne.

          Die Kappe wiederum erkennt keiner mehr.

          • @rero:

            Man soll mittelaterliche Darstellungen mit den Betrachtungs- "Klischees der Moderne" betrachten???



            Das kann doch nur schief gehen.

            • @Lästige Latte:

              Sie behaupten doch, Sie können es.

              Schließlich haben Sie und Ihre Begfleiter es angeblich sofort begriffen.

  • Leiter und Vorschlaghammer regelt

  • Zum Einen bringen die aktuellen Betrachter die Darstellung nicht ohne Weiteres mit Juden in Verbindung, zum Anderen müsste man dann auch überlegen, die Abblidung mit Jesus am Kreuz zu verbieten, da das den Umgang mit Christen im römischen Reich darstellt und zum Nachahmen animieren könnte...



    ...wie mir diese ganzen Religionen und ihr Getue darum auf den Zünder gehen...

    • @DschäiBee:

      Wenn Sie der Meinung sind, bei Antisemitismus ginge es um Religion, haben Sie nichts davon begriffen.

      • @Adam Weishaupt:

        Antisemitismus ist nichts anderes als Rassismus oder Fremdenfeindlichkeit oder jede andere Art von Ausgrenzung. Es ist Ausdruck der Angst vor der eigenen Unzulänglichkeit. Ein anderer Mensch oder eine Gruppe könnte erfolgreicher sein oder tritt in Konkurrenz in Sachen Lebensraum und -grundlage. Optische Erkennungsmerkmale machen es da natürlich noch einfacher, sich über Andere zu stellen.

  • "Die „Judensau“ darf ohne verständlichen Kontext in Wittenberg bleiben."

    Zuerst ist dieser Artikel ohne verständlichen Kontext. Er unterschlägt das davor seit 1988 vorhandene Mahnmal. Eine ziemlich große in Bronze gegossene Bodenplatte. Er berichtet nicht von der Gestaltung der Bodenplatte und den Texten auf der Bodenplatte. Er gibt auch kein Bild von dem Mahnmal wieder.

    Ist das mangelnde Recherche der taz oder Absicht?

    • @Rudolf Fissner:

      Das sollte alles in einem Museum stattfinden. Einverstanden? Platte und das Relief: „von 1290 war das antisemitische Relief an der Wittenberger Kirche befestigt. Erst im Jahr 2022 wurde es schließlich entfernt. …“

  • Die aktuelle Situation mit der Bodenplatte davor und wurde vom Gericht als Mahnmal angesehen.

    Warum sollen Mahnmale gegen Antisemitismus entfernt werden? Noch dazu in Museen. Da kann man Antisemitismus auch gleich unter den Teppich kehren.

    • @Rudolf Fissner:

      Wenn das so ist werden rechte Kreise wohl demnächst viele neue 'Mahnmale' stiften. Der propagandistische Gehalt der Darstellung verschwindet ja nicht dadurch, dass man eine verklausulierte Bodenplatte daneben stellt. Es bleibt ein fauler Kompromiss und ein Etikettenschwindel.

      • @Ingo Bernable:

        Es ist ermüdend, das jedesmal wieder erklären zu müssen: aber ein Relief aus dem Spätmittelalter ist - auch rechtlich - nicht dasselbe wie eine aktuelle antisemitische Darstellung; es geht hier nicht um "Etikettenschwindel", sondern schlichtweg um historisches Denken - das übrigens auch nötig ist, gerade um sich mit der Rolle des Antisemitismus und anderer Scheußlichkeiten in der europäischen Kultur (sic!) auseinanderzusetzen. Eiferei kann kein Reflexionsvermögen ersetzen - auch wenn man das heute allzu oft zu glauben scheint.

        • @O.F.:

          Ich hab da so meine Schwierigkeiten mit dem Argument "historische Darstellung".



          Welche Haltung sollte eingenommen werden, falls zb in Nürnberg ein Gebäude entdeckt würde, das ein kleines Relief trüge, welches ein nationalsozialistisches Symbol künstlerisch verherrlichen würde? Bestehen lassen, um sich mit "Scheußlichkeiten in der europäischen Kultur"auseinander zu setzen??



          Gleichwohl teile auch ich die Auffassung, dass das Wittenberger Relief als Mahnmahl (an dem ja schließlich auch zweimal i Jahr eine Gedenkveranstaltung der Statd zum Thema Holocaust abgehalten wird) dort wo es ist erhalten bleiben sollte.



          Komplizierte Grundsatzfragen.

          • @Lästige Latte:

            Sie rühren damit an eine spannende Frage: an wann ist etwas eigentlich historisch? Der NS ist es noch nicht; er ist so sehr mit unserer Gegenwart verwoben, daß seine Spuren einfach als Teil der Überlieferung betrachtet werden könnten.



            Bei spätmittelalterlichen Darstellungen sehe ich das aber anders (zumal auch die Kontexte des Denkbaren in dieser Zeit andere waren, aber das führt vielleicht zu weit).



            Ich sehe natürlich, um das gleich vorwegzunehmen, dass meine Antwort bis zu einem gewissen Grad unbefriedigend ist, weil ich auch keine genaue Grenze nennen kann, ab der etwas einfach der Überlieferung zuzuordnen ist. Mit dieser Unklarheit muss man aber leben, schließlich geht es ja nicht nur um dieses eine Relief: wenn wir alles aus heutiger Sicht Anstößige beseitigen, bleibt von unserem kulturellen Erbe nicht mehr viel übrig - sollen wir auch Kant nicht mehr lesen, weil er teilweise rassistisch ist? Keine Opern mehr aufführen, weil sie mit ethnischen Stereotypen spielen? Kunstsammlungen schließen, weil Sie voll von antisemitischen, rassistischen und frauenfeindlichen Darstellungen sind?



            Insofern finde ich die Wittenberger Lösung eigentlich recht erwachsen: man behält das Relief, ergänzt es aber um einen Hinweis. Das regt zumindest zum Nachdenken an.

        • @O.F.:

          Antisemitische Propaganda jetzt aktiv neu aufzuhängen oder jetzt aktiv hängen zu lassen, mag rechtlich einen Unterschied machen. Der faktische Aussagegehalt beider Handlungen differiert aber bestenfalls marginal und genau deshalb nehmen Viele es eben genau so wahr, als aktuelle antisemitische Schmähung. Man könnte also vielleicht doch Mal auf die Idee kommen statt Paragraphenreiterei und 'Kultur' abzufeiern einfach mal das Recht der Realität anzupassen.

          [...] Beitrag gekürzt. Bitte beachten Sie die Netiquette. Vielen Dank! Die Moderation

          • @Ingo Bernable:

            Die implizite Unterstellung in Ihrem letzten Satz ist eine Frechheit - Sie wissen auch aus früheren Diskussionen, dass ich mir antisemtische Positionen keineswegs zu eigen machen, sondern mir lediglich die Frage stelle, wie man mit der Kontinuität antisemitischer Motive in der europäischen Kulturgeschichte umgehen sollte - die sich ja nicht auf eine handvoll Reliefe beschränkt. Überspitzt gesagt: Wollen Sie die Uffizien niederbrennen?



            Im konkreten Fall ignorieren Sie auch konsequent, dass das Relief ja nicht unkommentiert im Raum steht, sondern sein Inhalt explizit thematisiert wird. Und das halte ich für eine erwachsenere Haltung als die Beschädigung eines spätmittelalterlichen Architekturdenkmals.



            Die Ironie in der ganzen Diskussion ist, dass diejenigen, die für die Entfernung des Reliefs plädieren (oder für die sprachliche Säuberung von Literatur, das Abhängen von Bildern, den Verzicht auf Theaterstücke und Opern) im Grunde genau in den konservativ-identitätsstiftenden Kulturbegriff zurückfallen, von dem sich die Geisteswissenschaften aus gutem Grund verabschiedet haben: Kultur ist nicht nur das, was uns gefällt und uns bestätitigt, sondern die Summe des Überlieferten. Den Blick in diesen Spiegel unserer eigenen Größe und unserer eigenen Abgründe sollte man allerdings wagen - als Akt der Aufklärung über ein historisches Selbst, das nicht verschwindet, wenn man es ignoriert.

            • @O.F.:

              [...]



              "Wollen Sie die Uffizien niederbrennen?"



              Stumpfe Unterstellungen, das habe ich nirgends gefordert.



              "als Akt der Aufklärung über ein historisches Selbst, das nicht verschwindet, wenn man es ignoriert."



              Auch das habe ich nciht gefordert, sondern lediglich, dass diese Aufklärung auch Konsequenzen zeitigt. Wenn all das Mahnen, Aufklären und Erinnern lediglich den Vorwand dazu liefert alles so bleiben zu lassen wie es schon immer war ändert sich eben auch nichts. Ein solcher Kulturbegriff der nichts weiter ist als ewige Selbstbespiegelung deren Aufklärung vordergründig und folgenlos bleibt scheint mir nicht schützenswert, schon gar nicht dann wenn sie dazu dient die Darstellung antisemitischer Propaganda in der Öffentlichkeit zu legitimieren.

              [...] Beitrag gekürzt. Bitte beachten Sie die Netiquette. Vielen Dank! Die Moderation

              • @Ingo Bernable:

                Auf diese Mischung aus bewusstem Missverstehen und übelster Diffamierung muss ich nicht weiter eingehen - manche Beiträge entlarven sich selbst.

                • @O.F.:

                  Ja, meiden sie besser die inhaltliche Befassung mit meinen Argumenten, dann kommen sie auch nicht in die Verlegenheit über die Widersprüchlichkeit zu stolpern die es bedeutet einerseits der Allgemeinheit und im Speziellen Jüd*innen im Alltag mit antisemitischer Propaganda konfrontieren zu wollen und zu fordern, dass nun mal auch die hässlichen Wahrheiten der Kultur auszuhalten seien, sich dann andererseits aber selbst auf Diffamierungsvorwürfe und Zensur zurückzuziehen wenn man sie selbst mit unschönen Wahrheiten konfrontiert und die Dinge beim Namen nennt.

                  • @Ingo Bernable:

                    Ich verstehe nicht, warum Sie sich beharlich weigern, auf meine Argumente einzugehen und stattdessen auf Diffamierungen setzen: ich habe Ihnen ausführlich erklärt, dass mein Anliegen eine anderer geschichtspädagogischer Umgang mit solchen Darstellungen (die, wie jeder weiß, der sich mit europäischer Kunst- und Kulturgeschichte befasst hat, viel zu häufig sind, um sie entfernen zu können) ist. Ihre "unschönen Wahrheiten" sind lediglich Positionen, die ich nicht vertreten habe, die Sie mir aber trotzdem in den Mund legen - was soll das bitte schön? Halten Sie das für einen erwachsenen Diskussionsstil?

                    • @O.F.:

                      Weil ich es für höchst problematisch halte die Definitionsmacht den Tätern und ihren Apologeten zu überlassen, die dann überhaupt kein Problem damit haben widerliche Hasspropaganda in schöngeistige Kunst und Kultur umzumünzen die man eben nur ein bischen kontextualisieren muss um sie als Geschichtspädagogik verkaufen zu können ohne dabei auch nur im Entferntesten zu erwägen echte Konsequenzen aus der Vergangenheit zu ziehen. Genau daran würde sich aber eine "erwachsene" Haltung manifestieren.

                      • @Ingo Bernable:

                        Da Sie offensichtlich nicht in der Lage sind, meiner Argumentation zu folgen und glauben, mit Beleidigungen und Unterstellungen antworten zu müssen, verabschiede ich mich hiermit aus einer Diskussion, die weder meinen intellektuellen Ansprüchen, noch meinen minimalen Vorstellungen von guter Kinderstube entspricht. Vielleicht denken Sie ein einem ruhigen Moment einmal darüber nach, ob es nicht auch Teil einer demokratischen Diskussionskultur sein sollte, sich über kontroverse Themen auszutauschen, ohne Andere mit Dreck zu bewerfen.

                        • @O.F.:

                          [...] Beitrag entfernt. Bitte unterlassen Sie persönliche Unterstellungen. Vielen Dank! Die Moderation

      • @Ingo Bernable:

        Was finden Sie an der seit 1988 existierenden Bodenplatte u.a. mit der Passage "... starb in sechs Millionen Juden / unter einem Kreuzeszeichen.“ "verklausuliert? www.wittenberg.de/...enberg-s06qr1.html

        Und glauben Sie wirklich, dass Björn Höcke sich auch nur irgendwann für solche Texte stark machen wird? Da ist ihr Vertrauen in die Rechte ja mächtig hoch.

        Und beside wegen "stellt". Wissen Sie überhaupt, dass das Mahnmal bereits seit 34 Jahren existiert?

  • Wenn man nichts dazu gelernt hat, oder nicht lernen will, fällt man solche Urteile.



    Es ist wie mit Straßennahmen von einstigen Nazigrößen, es hat gedauert, bis sie getilgt wurden.



    Ein deutsches Kapitel des Judenhasses abschließen, solche "Mahnmale" dürfen nicht noch weitere fünfhundert Jahre dort gezeigt werden.



    Kirche steht mit anderen monströsen Straftaten gerade im Blick der Öffentlichkeit, und windet sich.



    Warum fällt diesen "Hirten" eigentlich alles so schwer?



    Weil man sie machen lässt!

  • Allein die Diskussion um dieses Relief ist für mich ein Zeichen dafür, dass sie da bleiben soll, wo sie ist. Verschwände sie in einem Museum, würde sie niemals mehr eine solch aktive Auseinandersetzung mit so vielen Teilnehmern bewirken.

    • @Trabantus:

      Eine Auseinandersetzung ist aber kein Selbstzweck sondern sollte auch zu Ergebnissen führen. Und bei einigen Dingen sollte eine Auseinandersetzung eigentlich ohnehin überflüssig sein oder wollen sie tatsächlich beispielsweise zu Antisemitismus das Für und Wider diskutieren?

  • 4G
    47351 (Profil gelöscht)

    Der Kläger wohnt weder in Wittenberg noch wird er in sonstiger Weise aktiv mit dem Relief konfrontiert. Warum sollte das Urteil anders ausfallen, als in den Fällen der Herstellung oder des Tragens von ACAB-Shirts?

    • @47351 (Profil gelöscht):

      Wo soll da ein Zusammenhang sein?

      • 4G
        47351 (Profil gelöscht)
        @Andreas J:

        Strafrechtliche Normen sind grundsätzlich abstrakt-generell.

        • @47351 (Profil gelöscht):

          Das ist keine Antwort.

    • @47351 (Profil gelöscht):

      Weil ACAB Shirts keine 6 Millionen Polizisten umgebracht haben, oder?



      Dummheit ist eine Charakter Frage, keine von Intelligenz.

    • @47351 (Profil gelöscht):

      Der Kläger konfrontiert sich selber aktiv mit dem Relief! Das Problem mit Neu-Konvertiten ist das so einige oft 110%tig sind.Ist Teil des Einfindungsprozesses.



      Meist wird man irgendwann gelassener und nimmt nicht zu jeder Kirchenbesichtigung mehr die Leiter oder das Fernglas mit ,damit man sich auch so richtig beleidigt fühlen kann. Das Relief befindet sich in etwa vier Meter Höhe.

  • 1G
    14231 (Profil gelöscht)

    Menschen die mit dem Text der Bodenplatte nicht klar kommen, werden mit der mittelalterlichen Ikonographie eines schwer zugänglichen Objektes erst recht ihre Schwierigkeiten haben.

    Kunstobjekte sind wichtige Quellen ihrer Entstehungszeit, ohne die es sehr schwer ist, sich ein konkretes Bild über vergangene Kulturen zu machen. Der aktuelle Trend, alle möglichen Zeugnisse zu eliminieren, die nach heutigem Verständnis politisch unkorrekt sind, dürfte dazu führen, dass deren historischen Voraussetzungen irgendwann aus dem kollektiven Gedächtnis verschwinden. Vereinfacht gesagt: sobald man alles zerstört hat, was antisemitisch erscheint, wird es Antisemitismus nie gegeben zu haben scheinen.

    Die jüdische Gemeinde von Wittenberg erklärte sich übrigens schon vor Jahren mit dem Verbleib des Reliefs einverstanden. Aber vermutlich sind deren Vertreter auch gebildete Leute.

  • Holy sh..! Das Ding muss weg. Hoffentlich geht das an den europäischen Gerichtshof.

  • "Und keiner möchte den Pfarrern zu Wittenberg unterstellen, sie selbst seien deshalb eingefleischte Antisemiten"



    Wer - jeden Tag aufs Neue - die Entscheidung trifft antisemitische Propaganda in seinem Einflussbereich an prominenter Stelle in der Öffentlichkeit hängen zu lassen betätigt sich nach meinem Verständnis durchaus als antismeitischer Propagandist.

  • Kirche macht Kirchensachen.

  • Im Zeitpunkt dieses Kommentars liegt die Entscheidung noch nicht schriftlich vor. Alles was es bisher gibt, ist die Pressemitteilung des BGH. Daher ist folgende Aussage, dass das Urteil so hätte bleiben können, jedochirgendwas in der Begründung zu fordern sei, mehr als merkwürdig, den (1) die Begründung liegt ja noch nicht vor und (2) der Text einer Begründung hat überhaupt keine rechtliche Bindungswirkung.

    Wenn, wie der Autor selbst feststellt, niemand im Umfeld der heutigen Kirche sich den Beleidigungsvorsatz von damals zu eigen macht und sich von diesem distanziert, dann gibt es keinen Anspruch auf Entfernung wegen Beleidigung. Ein Schandmal wird damit zum Mahnmal. Das Urteil ist - soweit der Pressemitteilung zu entnehmen genau so klar, wie es erwartar war.

  • "Mag sein, dass die akademisch gebildeten Richter den Satz interpretieren können. Das Laufpublikum kann es sicher nicht. Es sieht den Judenhass an der Kirche"

    Ich bezweifle, dass sich Laufpublikum näher mit einem alten, unscheinbaren Relief an einer Kirche beschäftigt, dass erst bei genauerer Betrachtung eine antisemitische Beleidigung darstellt.

    Ich finde es positiv, dass so ein altes Sandsteinrelief hängen bleiben darf, genauso wie viele andere alte Kunstwerke, Statuen von Persönlichkeiten usw. - eine vernünftige Einordnung/einen aussagekräftigen Begleittext finde ich aber wichtig und sollte zwingend angebracht werden.

    • @gyakusou:

      Das Mahnmal besteht übrigens schon seit 1988.

      Die Stadt schreibt zur Bodenplatte: "Das Mahnmal unterhalb der Schmähplastik wurde im November 1988 enthüllt, fünfzig Jahre nach dem Beginn der Judenpogrome im nationalsozialistisch beherrschten Deutschland. Die in Bronze gegossene Bodenplatte zeigt vier gegeneinander verkippte Trittplatten, die aussehen, als seien sie in morastigem Untergrund verlegt. Die Fugen ergeben ein Kreuzeszeichen. Der umlaufende Text verbindet die Inschrift der Schmähplastik mit dem Holocaust: „Gottes eigentlicher Name / der geschmähte Schem Ha Mphoras / den die Juden vor den Christen / fast unsagbar heilig hielten / starb in sechs Millionen Juden / unter einem Kreuzeszeichen.“ Dazu steht in hebräischer Schrift der Beginn von Psalm 130: „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir“. Die Bronzeplatte entwarf der Bildhauer Wieland Schmiedel. Die Umschrift verfasste der Schriftsteller Jürgen Rennert." ( www.wittenberg.de/...enberg-s06qr1.html )

      So sieht sie aus: de.wikipedia.org/w...mal-Wittenberg.jpg

  • Dieses Relief ist wirklich eine echt widerliche Beleidigung. Sehr schade also, dieses Urteil, und richtig peinlich dieser verschwurbelte Spruch drunter, völlig klarer Fall.



    Das Relief in einem Museum im Kontext mit vernünftigen Erläuterungen auszustellen, wäre kein "Bildersturm", sondern im Vergleich zur derzeitigen Aussenwirkung der einzig angemessene Umgang damit.



    Aus meiner Sicht sind dem Gericht hier die Wertmasstäbe verrutscht, und das zu erkennen bedarf noch nicht einmal eines besonderen religiösen Bewußtseins. Denn die Kirchenfassade repräsentiert "Aktualität" und "Gültigkeit", das Museum die "Erinnerung".

    • @vom 3. Stern:

      Also das die Fassade eines mittelalterlichen,denkmalgeschützten Gebäudes "Aktualität" repräsentiert, ist eine gewagte Aussage.



      Wenn das Objekt der gegenwärtigen Erregung im Museum landet,kommen gleich die Nächsten, die finden das so ein Schandmal doch nicht der Erinnerung würdig sei. Wie man es macht,...



      Irgendwer fühlt sich immer auf den Schlips getreten. Bevor man also ein historisches Gebäude unnötig beschädigt,läßt man den Stein des Anstoßes doch besser gleich da ,wo er sich seit Jahrhunderten befindet.

      • @Mustardmaster:

        Angenommen, ein Gebäude wird für einen anderen Zweck umgenutzt, wird dann oft auch die Fassasde verändert. In diesem Sinne ist eine Fassade aktuell, auch wenn das Gebäude uralt sein mag.



        Ich finde, wenn eine Fassade so wie hier in diesem vergleichsweise seltenen Fall beleidigend ist, muss der Denkmalschutz hintenanstehen. Das Relief ist also im Museum besser aufgehoben.

  • Das Laufpublikum erkennt aber auch den antisemitschen Inhalt nicht, weil es die Figuren der Plastik nicht als Juden interpretiert.

  • Luther als geistiger Brandstifter

    Die Taz nannte das Judensau-Relief „Eine echte Luthersau“, damit auf den hierzulande hochverehrten Reformator als Spiritus rector des modernen Antisemitismus‘ erweisend. Zu Recht, wie ein Blick in die Quellen belegt: „Was wollen wir Christen nun mit diesem verworfenen, verdammten Volk der Juden tun? Zu ertragen ist es uns nicht, seitdem sie bei uns sind und wir solch Lügen, Lästern und Fluchen von ihnen wissen. So können wir das unlöschbare Feuer des göttlichen Zorns (wie die Propheten sagen) nicht löschen noch die Juden bekehren. Erstlich, daß man ihre Synagogen oder Schulen mit Feuer anstecke und, was nicht verbrennen will, mit Erde über-häufe und beschütte, daß kein Mensch einen Stein oder Schlacke sehe ewiglich. Und solches soll man tun unserm Herrn und der Christenheit zu Ehren, damit Gott sehe, daß wir Christen seien und solch öffentlich Lügen, Fluchen und Lästern seines Sohnes und seiner Christen wissentlich nicht geduldet noch gewilligt haben.“ („Von den Juden und ihren Lügen“)

    Mit Fug und Recht konnte also der ev.-lutherische Landesbischof aus Eisenach Martin Sasse ausgerechnet im Widerschein der brennenden Synagogen 1938 auf Luther als geistigen Brandstifter verweisen: "Am 10. November 1938, an Luthers Geburtstag, brennen in Deutschland die Synagogen. Vom deutschen Volk wird die Macht der Juden auf wirtschaftlichem Gebiet im neuen Deutschland endgültig gebrochen und damit der gottgesegnete Kampf des Führers zu völligen Befreiung unseres Volkes gekrönt. In dieser Stunde muss die Stimme des Mannes gehört werden, der als der Deutschen Prophet im 16. Jh einst als Freund der Juden begann, der getrieben von seinem Gewissen, getrieben von den Erfahrungen und der Wirklichkeit, der größte Antisemit seiner Zeit geworden ist, der Warner seines Volkes wider die Juden." ("Martin Luther und die Juden - Weg mit ihnen!", Freiburg 1938)

    Fürwahr: Die „Judensau“ ist die reinste Luthersau. Weg mit ihr!

    • @Reinhardt Gutsche:

      Wenn die Sau aber aus dem 13. Jahrhundert ist, kann sie nicht von Luther oder aus Luthers Zeit sein, auch wenn der ebenfalls Antisemit war. Der Spiritus Rector war er damit auch nicht. Pogrome gab es auch schon vor ihm

      Sie ist 732 Jahre alt. Luther liegt ~ 500 Jahre zurück

      • @ingrid werner:

        That‘s right.

      • @ingrid werner:

        Luther als Spiritus rector des modernen Antisemitismus

        Zitat @ingrid werner: „Wenn die Sau aber aus dem 13. Jahrhundert ist, kann sie nicht von Luther oder aus Luthers Zeit sein, auch wenn der ebenfalls Antisemit war. Der Spiritus Rector war er damit auch nicht. Pogrome gab es auch schon vor ihm.“

        Aber keine religiöse Begründung aus dem Munde und der Feder einer höchstamtskirchlichen Autorität vom Range eines Martin Luther, auf den sich die Hakenkreuzler erklärtermaßen hätten berufen können. Für sie war er buchstäblich der Stichwortgeber und Ahnherr für das Niederbrennen der Synagogen. Einen anderen hatten sie nicht vorzuweisen. Das macht den Unterschied zwischen der vor- und nachlutheraner Epoche der christlich-religiös motivierten Judenverfolgung. Aus genau diesem Geiste erhielt die einstige Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg zum 450. Geburtstag Martin Luthers am 10. November 1933 ihren heutigen Namen, und zwar mit ausdrücklichem Verweis auf Luther als „Ahnherren des Antisemitismus“.



        Da beißt die Maus keinen Faden ab: Martin Luther war der Spiritus rector des modernen Antisemitismus.

      • @ingrid werner:

        Tja, ohne den rabiate Judenfresser Luther in Schutz nehmen zu wollen, dies ist tatsaechlich eine auf katholischem Mist gewachsene Sau. Allerdings sind seit einem halben Jahrtausend evangelische Geistliche (und Laien) fuer diese Kirche verantwortlich. Als Protestant schwanke ich auch zwischen " Weg damit! " und "Nichts unter den Teppich kehren". Vielleicht waere die beste Loesung, die "Judensau" zu schreddern und das Mahnmal zu erhalten: "Hier befand sich von 1290 bis ... ein in seiner Gehaessigkeit kaum zu uebertreffendes judenfeindliches Relief, das jedem anständigen Christen die Schamesroete ins Gesicht treiben muesste", oder so aehnlich...