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Die Energiewende voranbringenDie Mühlen der Ebene

Klima- und Umweltminister Robert Habeck hat seine Pläne vorgestellt. Was es bedeutet, wenn die Ampel ernst macht mit der Energiewende.

Kraniche vor Windrädern in Mecklenburg-Vorpommern Foto: Paul Hahn/laif

Fünf Wochen ist Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck nun im Amt, und sein Signal in dieser Woche war deutlich: Mit dem Klimaschutz und der Energiewende soll es jetzt endlich richtig losgehen. Mit einer umfangreichen „Eröffnungsbilanz Klimaschutz“ stellte der grüne Vizekanzler seine ehrgeizigen Pläne vor, wie Deutschland bis 2030 die CO2-Emissonen von jetzt minus 38 auf minus 65 Prozent (im Vergleich zu 1990) in nur acht Jahren senken will – und wie der Anteil beim Grünstrom in derselben kurzen Zeit von derzeit 42 auf 80 Prozent praktisch verdoppelt werden soll. Aber was heißt das konkret?

Turbo-Ausbau Wind und Solar

In nur acht Jahren will Habeck den Zubau von Wind- und Solaranlagen in Deutschland etwa vervier- bis verfünffachen. Ende der 2020er Jahre sollen pro Jahr Anlagen für 15 Gigawatt Windstrom an Land und auf See und für 20 Gigawatt Solarstrom gebaut werden. „Das entspricht etwa der Leistung von 35 Atomkraftwerken“, sagt Simon Müller, Deutschlandchef des Thinktanks Agora Energiewende.

„Dieser beispiellose Zubau von erneuerbaren Kapazitäten ist machbar“, sagt Müller. „aber dafür müssen wir jetzt alle Hebel in Bewegung setzen.“ Eine Herausforderung: Stromnetze müssen vorausschauend geplant und gebaut werden. Bei viel mehr Photovoltaik drückt an sonnereichen Tagen sehr viel Solarstrom ins Netz. „Dann müssen flexible Lasten und Speicher wie Elektroautos, Batterien oder Wasserstoffhersteller bereitstehen, damit das Netz nicht überlastet wird und die Energie nicht verlorengeht“, so Müller.

Bisher koordiniert eine Behörde die Netzplanung: Die Bundesnetzagentur. Möglicherweise wäre eine neue Bundesgesellschaft für diesen „Planungssprint“ nötig. Insgesamt müssten Verfahren schneller und einfacher werden, fordert auch der Dachverband der Strom- und Wasserwirtschaft BDEW und listet 25 Maßnahmen auf: Etwa einheitliche Kriterien beim Artenschutz oder Vorrang für die Windkraft in der Planung. Auch seien alte Regeln von Flugsicherung und Bundeswehr zu reformieren und die Antragstellung digital zu organisieren. Außerdem solle es laut BDEW keine pauschale Abstandsregel zu Häusern, aber verbindliche Flächenziele geben.

taz am wochenende

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Nötig sei aber auch eine neue Ordnung des Strommarktes, sagt Simon Müller: „Strom muss besonders günstig sein, wenn viel Wind- und Sonnenstrom verfügbar ist, dafür müssen wir Steuern, Abgaben und Umlagen auf Strom reformieren.“ Für flexible Lasten und Speicher braucht es ausreichend neue regelbare Gaskraftwerke.

Wichtig: Das Geld. Laut Müller brauchen die Kommunen bis 2030 insgesamt etwa 120 Milliarden Euro für Wärmenetze oder öffentlichen Verkehr. Auf Bundesebene ist mit den 60 Milliarden des Nachtragshaushalts wohl genügend Geld da, bei den Kommunen sind sich Ex­per­t*in­nen da unsicher.

Überhaupt werde die Bedeutung der Wärmeversorgung in den Kommunen für das Gelingen der Klimapolitik oft übersehen, sagt Müller. „Eine gute kommunale Wärmeplanung muss verpflichtend werden“, fordert er.

Kompromisse beim Naturschutz

Bisher bremst auch der Vogelschutz den Ausbau der Windkraft an Land. Oder besser: die unklaren Regeln dazu. Die Ampel will die Umsetzungsregeln im Naturschutz einheitlich in einem Bundesgesetz oder einer Verordnung festlegen. „Das wäre schon mal ein großer Schritt für eine Lösung der Konflikte zwischen Windausbau und Naturschutz“, sagt Silke Christiansen vom Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende, das mit Umwelt- und Energieverbänden sowie Ministerien aus Bund und Ländern an der Lösung dieser Probleme arbeiten. Bisher ging nicht viel voran.

So könnte jetzt eine Lösung aussehen: In einem je nach Vogelart definierten „Nahbereich“ von zum Beispiel 500 Metern rund um einen Vogelhorst wären Windräder tabu. Darüber hinaus würde ab etwa 1000 Metern Abstand davon ausgegangen, dass es generell keine Konflikte mit dem Artenschutz gibt. Damit fielen aufwändige und zeitraubende Gutachten weg, die immer stark umstritten sind. In Zukunft müssten dann auch Behörden und Vo­gel­schüt­ze­r*in­nen nachweisen, dass ein Vogel bedroht ist – und nicht mehr, wie jetzt, die Windradplaner*innen.

Liegt der Abstand aber bei weniger als 1000 Metern, werden „Vermeidungsmaßnahmen“ wie Abschalten der Rotoren geprüft. Sind sie nicht möglich, kann es Ausnahmen geben – etwa indem ein verbessertes Umfeld hilft, die Population als Ganze zu erhalten und nicht mehr nur auf das individuelle Tier zu schauen.

Die Koalitionsvereinbarung der Ampel sieht für solche „Artenhilfsprogramme“ immerhin eine Milliarde Euro vor. In der politischen Debatte könnte es dabei helfen, dass der Rotmilan, einer der umstrittensten Vögel beim Kampf um die Windmühlenflügel, seit letzten Jahr nicht mehr auf der Roten Liste gefährdeter Arten steht.

Beteiligung und Akzeptanz

Er werde alle Bundesländer besuchen, um mit ihnen über die Pläne zu sprechen, hat Robert Habeck angekündigt. Was er nicht will, ist dagegen eine Kommission, die lange über das Thema redet und nichts entscheidet. Ein „einseitiges Verständnis von Teilhabe“ nennt das Kai Niebert, Präsident des Deutschen Naturschutzrings. Habeck solle „die Wege mit den Beteiligten entwerfen“ statt sie vorzuschreiben.

Es spreche nichts gegen eine „kurze, knackige Beteiligung“, etwa eine Klausur mit Ver­tre­te­r*in­nen von Industrie, Umweltverbänden, Kommunen und Politik. „Die Zukunftskommission Landwirtschaft hat vorgeschlagen, zehn Prozent der Agrarfläche aus der Nutzung zu nehmen. Macht man das, hat man Raum für Naturschutz und kann anderswo Windräder errichten“, so Niebert. Das werde 600 Millionen bis 1 Milliarde Euro kosten. Aber so erreiche das Umweltministerium seine Ziele, das Agrarministerium könne Land­wir­t*in­nen Naturschutz als Geschäftsmodell präsentieren, das Wirtschaftsministerium bekomme Flächen – „und die Naturschutzverbände können zeigen, dass sich der Zustand der Natur verbessert und nicht jedes Infrastrukturprojekt beklagt werden muss.“

Hand­wer­ke­r*in­nen dringend gesucht

Um den Zubau von Wind- und Solaranlagen zu steigern, sind viele Fachkräfte nötig – und die sind mancherorts schon jetzt knapp. „Unsere Betriebsräte berichten seit Jahren über teils erhebliche Probleme bei der Besetzung von freien Stellen“, sagte der Leiter des IG-Metall-Bezirks Küste im vergangenen Herbst auf der Fachmesse Husum Wind.

Wer soll das alles bezahlen?

Aus Sicht der Strom­kun­d*in­nen ist der schnellere Ausbau dagegen – anders als in der Vergangenheit – kein Problem mehr. Die Vergütung, die für den Strom aus neuen Wind- und Solaranlagen gezahlt wird, liegt nur noch geringfügig höher als die Preise, die an der Strombörse bezahlt werden; im vergangenen Jahr waren sie sogar oft günstiger und trugen damit eher zur Senkung der Preise bei.

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35 Kommentare

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  • Mühen der Ebene bedeutet hier, Habeck schafft vielleicht eine Ebene (= konstante CO2-Emissionen), aber er strengt sich nicht genügend an, um eine baldige Reduzierung hinzubekommen.



    Erstes Zwischenziel sollten zusätzliche Ausschreibungen für 35 GW Solar-Realisierung in 2023 sein. Bitte nicht: Ausschreibungen in 2023 für 35 MW Solar-Realisierung (die 2 Jahre später stattfinden würde).

    Die nächsten 35 oder in zwei Jahren 70 GW sind leichter im Netz zu integrieren als das 200ste Gigawatt in 2030. Also mach es besser gleich und ohne unnötigen Aufschub.

    35 GW Solar erzeugt so viel Strom wie die drei KKW, die gerade abgeschaltet wurden. Nochmal 35 GW Solar erzeugen so viel Strom, wie die drei KKW, die Ende 2022 abgeschaltet werden.

    North Stream 2 kann rund 63 GW Heizleistung liefern, das aber 24/365. Also muss Habeck noch deutlich mehr wuppen, um auch einen Beitrag zur Friedenssicherung zu liefern.

    Plus 35 GW wären rund 15% zusätzlicher Anteil am Solarmarkt, also machbar.

  • Leider werden mit Blick auf die Energiewende immer wieder sehr wesentliche Punkte "vergessen" und zwar :



    !!Akzeptanz durch Beteiligung (!) der Bürger!!!

    Die Bürgerbeteiligung-/ Teilhabe wurde im Wesentlichen durch die Lobbyarbeit der Makt-beherrschenden Energieerzeuger erfolgreich minimiert bis eliminiert.

    Nur einige Beispiele:



    - Solarstrom zu günstgen Preisen an Mieter in Mehrfamilienhaus weitergeben = nahezu unmöglich durch Bürokratie-Totschlag



    - Keine Zuschüsse für Nachrüstung von Batteriespeichern für zigtausende "alter" PV-Anlagen (wird im RWE-Land NRW nur bei Neuanlagen gefördert !)



    - Bürgerbeteiligung an z.B. Windparks



    = annähernd NULL ;



    - Bürgerbeteiligung an Netz-/ Trassenausbau = NULL, lieber wird garantierte Dividende von 8 oder mehr Prozent an die großen Netzbetreiber gezahlt, die trotzdem nicht vorankommen !!



    - weitere Beispiele möglich

  • Und wieder lese ich nur Wind und Solar.

    Sicherlich, die Risiken bei Windkraft sind bekannt. Vogelschlag, Fledermäuse verlieren die Orientierung, und das ganze. Manche hochwertige Solarzellen benutzen auch Arsen, Cadmium und Blei. Das Argument benutzen auch Öl- und Kohlelobbyisten.

    Aber um auch solchen Menschen Wind aus den Segeln zu nehmen, kann man ja folgendes versuchen, was Habeck entweder nicht auf den Schirm hatte, oder ich übersehen habe, weil nur von Solar und Wind gesprochen wird:

    Mehr alternative Alternativen, wie Geothermie, Wasserkraft, Gezeitenkraft, Bioenergie! Zum minimalsten Risiko. Damit kein Depp mehr ein Argument "dagegen" hat.

    Mit der sinnvollen Verteilung von erneuerbaren Energien in Abwägung von Machbarkeit und Risiken ist es möglich, dass man auch mit weniger Windparks auskommen kann, was dann zu weniger Belastungen für die Tierwelt bedeutet, weil man z.B. an Küsten Meeres- und Wasserkraftwerke gebaut hat.



    Oder bei sehr regenreichen Gebieten, welche unsinnig für Solaranlagen sind, Geothermieanlagen aufstellen.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Ich will ja kein Spielverderber sein, aber von den von Ihnen genannten Alternativen hat nur die Geothermie so gut wie keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt (außer dem Flächenverbrauch für die oberirdischen Anlagen). Im Vgl. zu Wind und Sonne ist Geothermie aber recht teuer. Bei den anderen sieht es leider wie folgt aus:

      - Wasserkraft: Verbauung / Kanalisierung der Wasserläufe, „Schredder“ der Fische bei Wanderung stromabwärts. Abgesehen davon gibt es in Deutschland kein wirkliches Wasserkraftpotenzial mehr - ist alles schon ausgeschöpft.

      - Gezeitenkraftwerke: ähnlich der „normalen“ Wasserkraftwerke.

      - Biogas: siehe die Diskussionen bzgl. Maismonokulturen. Wenn andere biologische Materialien (z.B. Abfälle) verwendet werden, sieht die Sache vielleicht anders aus - ist aber wieder teurer

      - Andere Bioenergie, z.B. Holz: unser Energieverbrauch ist so dermaßen hoch, dass es in kürzester Zeit sicher keine brennbare Pflanze mehr geben würde. In einem „normalen“ thermischen Kraftwerk werden Tonnen an Brennstoff verfeuert, Tag für Tag. Außerdem: Biomasse ist im Vgl. zu Wind und Sonne teurer.

  • Ein massiver Ausbau der Windkraft könnte erhebliche Auswirkungen auf die Artenvielfalt haben, dazu sollte man die Studie des DLR zu Windkraftanlagen und Insekten lesen: www.dlr.de/tt/fluginsekten

    Wie hier an anderer Stelle schon gesagt, Windkraft wirkt sich aus ökologischer Sicht negativ aus. Es ist eine Abwägung. Ich würde nur darauf plädieren, nicht genauso stumpf dem eingeschlagenen Weg zu folgen, wie das lange bei der Atomkraft geschah. Es gibt viele Wege, Energie zu erzeugen und einzusparen, da sollte ein Wettbewerb stattfinden können. Und ja, Atomreaktoren der 4. Generation gehören definitiv zu den Möglichkeiten, weil sie auch das Atommüll-Problem signifikant reduzieren können.

  • Festgestellt wurde in einer Studie, dass Vögel Probleme haben die weißen Flügel der Windräder zu erkennen. Daraufhin wurden schwarze Flügel ausprobiert. Die Wirkung war nachweisbar. Viel weniger Vögel näherten sich den Windrädern.

  • Jeder der schlau ist mach sich seinen Strom selber. Und wenn es nur ein Balkon-PV-Anlage ist. Je nach Größe der Wohnung oder des Hauses werden Tag und Nacht 200 bis 400 Watt verbraucht.



    2. Sollte man auf die Suche nach den kleien Verbrauchern gehen die zwar ständig laufen aber dabei keinen Nutzen haben.



    z.B. Elektrogeräte in Stand-by.



    Eine Tischsteckdose mit einem Ausschalter kann schon einiges von der Grundlast wegnehmen.



    Braucht man wirklich ein Smart Home, Philips Hue oder andere kleine Helferlein? Reicht nicht auch ein normaler Lichtschalter, ein mechanischer Thermostat oder kann man die Heizung im Sommer nicht ganz ausstecken?

  • Ein Smartmeter oder Smartmeter Gateway spart keinen Strom.



    Der verschafft den Netzbetreibern oder Kraftwerken nur Daten die über KI eine Verbrauchsprognose errechnen können. Da wird schon jetzt gemacht. Da jetzt aber vermehrt regenerativer "Zappelstrom" im Netz ist reicht die derzeitige Datenmenge für eine Verausberechnung nicht mehr aus. Da diese Smartmeter aber nur den Netzbetreibern nützen sehe ich es nicht ein das ich, 1. nach Verbrauch höhere Kosten zahlen soll, 2. der Preis auch viel zu hoch ist. Diese Kosten sollten ähnlich einer Pauschale in der Höhe der bisherigen Kosten für einen Zähler liegen. Vermutlich werden wieder Firmen mit Abrechnungssystemen als "Vermittler" zwischen Kunde und Netzbetreiber stehen. Das verteuert den Strom zusätzlich.



    Wie ist es zu erklären, dass der Strom im Schnitt an der Strombörse für 6 €Cent gehandelt wird und beim Kunden für 30 bis 33 €Cent ankommt?



    Kraftwerk - Strombörse - Netzbetreiber - Stromanbieter - Gemeindenetzte - Smartmeterverleiher - Mehrwertsteuer - EEG-Umlage - CO2 Steuer. Da brauch man sich nicht wundern, dass bei so vielen Zwischenhändlern der Strompreis so hoch ist.

  • Das hört sich doch schon mal gut an.



    Deutschland ist nun mal so dicht besiedelt, dass es immer Konflicktpotential gibt zwischen verschiedenen Interessen.



    Doch allen Windrad- und Photovoltaikgegnern will ich hier nochmal sagen, dass der Strom den diese Menschen konsumieren wollen auch irgendwo herkommen muss. Die Meissten die jetzt jammern haben nie ein AKW oder Kohlekraftwerk vor ihrer Nase gehabt. Und jetzt die Frage, was ist besser, ein Windrad oder ein Atomkraftwerk in der Nachbarschaft?



    Wer dann noch gegen den Netzausbau ist würde ich mal kurzfristig den Stecker ziehen. Mal sehen wie das den Nimbys gefällt.

  • Im Artikel steht alles Wesentliche, und es ist alles richtig.

    Die 60 Mrd. im Klimafonds werden hoffentlich in diesem Jahr komplett abgerufen, vielleicht auch durch klamme Kommunen. Woher im nächsten Jahr 60 Mrd. kommen, wenn die Schuldenbremse wieder greift, ist mir noch nicht bekannt, ich kann es aber abwarten.

    Mustererkennende Abregelungs-Mechanismen, falls eine Gruppe Vögel im Anflug ist, sind bereits in der Entwicklung. Ein lustiger Vogelschwarm könnte sich auf ein paar Windrädern niederlassen, während um sie her sich alles weiterdreht. Ich könnte mir auch vorstellen, dass in so einem Fall eine Ultraschall-Abschreckung funktioniert. Das sollte dem Vogelschutz sehr entgegen kommen.

    @danny schneider: Ein intelligent programmierter Stromzähler sollte den aktuell gültigen Strompreis in Echtzeit kennen, und kann so neben der Strommenge auch gleich die Kosten aufsummieren, ohne Ihre ganze Lebensgeschichte aufzeichnen oder übertragen zu müssen. Solches sähe ich ebenfalls sehr kritisch. Ein groß angelegte Vebraucher-Täuschung – über das (datenschutz-)technisch tatsächlich Machbare – wäre zu bekämpfen (im Konjunktiv).

    Sie werden auch in Zukunft noch die Wahl des Anbieters und verschiedener Tarife haben. Und vielleicht bekommen Sie ja doch noch Lust, Ihren Verbrauch wo möglich dem Angebot anzupassen, um Kosten zu senken. Vielleicht sogar automatisiert, überwacht an Ihrem Rechner.

  • "Strom muss besonders günstig sein, wenn viel Wind- und Sonnenstrom verfügbar ist..."



    Was natürlich umgekehrt bedeutet, dass der Strom besonders teuer wird, wenn wenig Strom verfügbar ist. Das wird die Wärmepumpenheizer aber freuen...

    • @sollndas:

      Für Dauerverbraucher macht es keinen Unterschied ob die Preise dem Angebot folgen, also in günstigen und teuren Phasen gleichermaßen Strom beziehen oder einen fixen Durchschnittspreis zahlen der für die Stromerzeuger ja ebenfalls mindestens kostendeckend sein muss. Gleichzeitig werden variable Preise aber notwendig sein um die Nachfrage dort zu steuern wo sie beeinflussbar ist.

  • Gut, dass jetzt Tempo gemacht wird bei den Erneuerbaren. Wenn das trotz niedriger Einspeisevergütungen geht, ist es auch sozialverträglicher als bisher. Die Zubauzahlen von 35GW Nennleistung pro Jahr sind sehr ambitioniert (das ist sechsmal so viel wie in den letzte Jahren), aber selbst wenn es nur zur Hälfte klappt, wäre es ein großer Schritt.

    „Das entspricht etwa der Leistung von 35 Atomkraftwerken“

    Das mit der Nennleistung ist ziemlich irreführend: Deutsche Kernkraftwerke haben einen Jahresnutzungsgrad von 90%, Onshore-Wind hat in Zukunft um die 25%, Offshore-Wind 40%, PV 11%, wegen Wetter und Nacht. Damit bleiben von den 35GW Nennleistung noch 6GW im Mittel erbrachte Leistung übrig, die dann auch noch ein Gas-Backup braucht. Das entspräche einem Kraftwerk mit 4-5 EPR Blöcken. Was natürlich, wenn das mit dem Backup klappt, als jährlicher Zubau immer noch extrem beeindruckend wäre und um Größenordnungen schneller als gerade irgendwo die Kernenergie ausgebaut wird.

    • @grüzi:

      Deshalb steht da ja "gleiche Leistung" und nicht "gleiche Stromproduktion".

      Herr Habeck muss aber erklären, warum er nicht schon nächstes Jahr 35 GW zubauen lassen will, was zwangsläufig v.a. bei Solarenergie stattfinden würde.

      • @meerwind7:

        Deshalb hab ich auch "irreführend" und nicht "falsch" geschrieben. Zumal es ja nicht mal von der Nennleistung her hinhaut. Es wird halt suggeriert, man könne pro Jahr 35 Kernkraftwerke ersetzen und das ist natürlich Unsinn.

        Ja, ich frage mich auch, wieso das erst Ende der 2020er Jahre gehen soll. Wo ist da das Bottleneck?

  • Der prognostizierte Anstieg des Energiebedarfs, von heute 560 Terawattstunden auf 700 bis 800 Terawattstunden im Jahr 2030, gibt offensichtlich niemandem zu denken. Nach 2030 wird er weiter ansteigen. Es kann keine Grenzen des Wachstums geben, weil es sie nicht geben darf. Jedenfalls nicht in unserem Wirtschaftssystem.



    Die Liste der knappen und kritischen Rohstoffe wird immer länger, die für unsere Hochtechnologien zwingend erforderlich sind. Kobalt könnte, laut Institut der deutschen Wirtschaft (IW), noch für 11 Jahre reichen. Also etwa bis 2030; und niemanden scheint das zu interessieren.



    "Grünstrom" ist nicht die Eierlegendewollmilchsau, die unbegrenztes Wachstum auf einem begrenzten Planeten möglich macht. Er soll nur die Illusion davon am Leben erhalten. Diese Illusion macht das Leben und die politischen Diskussionen viel leichter, denn niemand muss zusammen denken, was zusammen gehört!

  • Der Verweis auf "aufwändige und zeitraubende Gutachten" ist nach meiner Erfahrung eher unsinnig; wenn man als Betreiber von vornherein nicht an solchen Dingen sparen würde (es wurde doch oft genug versucht, bei den Untersuchungen zur Fauna einen Minimalumfang zu fahren, um ein paar Euro zu sparen, was sich dann oft als Eigentor erwies), gäbe es in der Regel auch keine gravierenden Verzögerungen. Gemessen an den 4 Millionen Euro Investitionskosten pro WEA sind die Gutachten zudem kostengünstig und können, wenn die Regeln vernünftig und nachvollziehbar gestaltet werden, zur Befriedung des Konfliktes zwischen Arten- und Naturschutz beitragen. Der Populationsansatz hört sich auf den ersten Blick gut an, ist aber wenn überhaupt, nur unter sehr großem Aufwand umsetzbar. Damit das nicht weiter stört ist ja die Umkehr der Beweislast beim Artenschutz ein hilfreiches Instrument. Richtig ist, dass die Windkraft schneller ausgebaut werden muss. Richtig ist aber auch, dass man den Konflikt zwischen Artenschutz und Windkraft (nicht zwischen Artenschutz und Klimaschutz) hätte wesentlich konkreter und besser gestalten können.

    • @Axel Donning:

      Gibt es denn jetzt auch noch einen Konflikt "zwischen Arten- und Naturschutz"?

      "Richtig ist aber auch, dass man den Konflikt zwischen Artenschutz und Windkraft (nicht zwischen Artenschutz und Klimaschutz) hätte wesentlich konkreter und besser gestalten können." - Natürlich gibt es (vermutlich unauflösbare) Konflikte zwischen "Artenschutz und Klimaschutz", die nicht nur Windkraft betreffen, Wärmedämmung z.B.

      • @Manuel Bonik:

        In der Tat - da ist mir ein Flüchtigkeitsfehler unterlaufen, danke für den Hinweis.

    • @Axel Donning:

      Man könnte auch viel entschärfen mit kleinen Vertikalrotoren in Städten.

      Der Gesamtwirkungsgrad ist zwar geringer, aber man sollte den Strom dort produzieren wo er verbraucht wird, und nicht die Natur missbrauchen.

      PS: bei WEA sollte man auch den Rückbau der Fundamente vorschreiben. Die machen in der Menge auch massive Umweltschäden.

      • @danny schneider:

        Natürlich steht der Rückbau der Fundamente bereits heute in jeder Genehmigung. Abgesichert durch eine saftige Bürgschaft. Wollen Sie etwa suggerieren, es sei nicht so?



        Und Vertikalrotoren in Städten? Ach bitte, wie viele Häuse müsste ich da Bebauen um eine 6MW-Anlage zu ersetzen? Lächerlich.

  • Jährlich 15 GW Installation, dass sind bei 3MW / WKA jährlich 5000 WKAs (ein Sechstel des jetzigen onshore Bestandes der in X Jahren entstanden ist).



    Sowas geht nur mit Blitz-Planungsverfahren, wo der Einzelne nicht zählt, sondern nur das Volk. Sorry, falsch zitiert: das Individuum nichts, sondern die Population. Aber gut, dass der Rotmilan nicht mehr auf der Roten Liste steht und die Naturschutzverbände für das Große und Ganze nicht mehr alles beklagen sollen.



    Und ja, die Energiewende ist notwendig.

    • @fly:

      Ihr Sarkasmus ist für mich nicht nachvollziehbar. 5000 Anlagen bedeuten effektiv, dass in jedem Bundesland werktäglich etwa 1,2 WKA errichtet werden müssen. Einigermaßen klug organisiert sollte das doch locker zu schaffen sein.



      Fensterscheiben, Hauskatzen und Verkehr sind für den Vogelbestand weitaus bedrohlicher als Windräder. Eigenartigerweise ist vom Vogelschutz aber immer nur dann zu hören wenn es gegen den Ausbau der Windenergie geht. Wenn mit gleichem Einsatz für den vermehrten Einsatz von Greifvogelaufklebern auf Fenstern, Hausarrest/Glöckchenpflicht für Katzen oder weniger MIV gekämpft würde wäre dem Vogelbestand sehr viel mehr geholfen.

      • @Ingo Bernable:

        Am Installationstempo hat sich wohl noch niemand gestört, manche aber an der kumulierten Anzahl.

      • @Ingo Bernable:

        Fensterscheiben, Hauskatzen und Verkehr sind für andere Tierarten ein Problem; Greifvögel werden eher selten von Katzen erbeutet und Straßen stellen natürlich ein Problem dar, wenn auch ein anderes. Deshalb sollten wir ja auch den massiven Zubau von WEA (mit dem Preis, dass Fledermäuse und Vögel getötet werden) nicht für einen elektrifizierten aber weiter wachsenden Verkehr (mit dem Preis, dass noch mehr Tiere getötet werden und zudem auch noch die Habitate zerschnitten werden) durchführen, sondern ganz dringend mal unsere Verkehrsprojekte auf den Prüfstand stellen.

    • @fly:

      Das die Population erhalten werden soll, ist ja richtig, aber so lange man die Population nicht kennt, wie bei den Fledermäusen, bringt das nicht viel. Der individuenbezogene Artenschutz ist eine Krücke, aber eben die einzige Methode, die wir derzeit für einen effektiven Schutz haben. Der Rote -Liste- Status von Arten hat dagegen kaum eine Bedeutung, weil er unzureichend das Risiko einer Dezimierung der Populationsgröße durch Wirkfaktoren wie der Windkraft berücksichtigt.

  • "„Strom muss besonders günstig sein, wenn viel Wind- und Sonnenstrom verfügbar ist"

    Dieses Mantra ist Schwachsinn. Nehme ich mein Haus: Strom kann ich quasi nur noch sparen wenn ich Kühlschrank und Heizung ausschalte. Ich habe schon überall minimiert wo es wirtschaftlich sinnvoll ist.



    Und auch die Zeiten wann ich Strom nutze kann ich nicht sinnvoll verschieben.

    Strom MUSS da sein wenn ich ihn brauche - was meistens dann ist, wenn ich zuhause bin. Vornehmlich morgens, abends und nachts. und sollte immer das gleiche kosten - sonst spielt man jedes Jahr neu Lotto.

    Und nein, ich wasche nicht nachts Wäsche und hänge die dann um 3 Uhr auf.

    PS: schätzungsweise dürfen sich normale Leute schon auf Smartmeter freuen: a.) kann man die erhöhten Mietkosten (technisch durch nichts zu erklären! die Hardware ist billig wie Dreck!) nie niemals nicht wieder reinholen - egal wie man "spart" (verzichtet), außerdem wird man dann schön ständig überwacht. Nutzen Null, bei max. eingriff in die Privatsphäre.

    • @danny schneider:

      Nein. Strom muss nicht immer da sein, wenn Sie ihn brauchen. So wäre es schön, aber so haben wir unseren Planeten eben ruiniert.

    • @danny schneider:

      Wenn sie Ihren Verbrauch schon auf das Minimum reduziert haben, dann sollten Sie sich demnächst, sobald Sie auch Zuschüsse dafür bekommen, einen Batteriespeicher zulegen. Damit können Sie dann den zukünftig billigen Mittagsstrom speichern und bei Dunkelheit günstiger Strom verbrauchen als derzeit möglich, oder wieder zurück einspeisen.



      Die Smartmeterkosten werden demnächst ebenfalls günstiger werden, andernfalls der Ausbau gehemmt wird - wetten!

      • @Sonnenhaus:

        das würde sich erst rechnen wenn ich ein eAuto hätte und ich hoffe mein Verbrenner hält noch seher lange - derzeit ist er noch sehr gesund. Jedes Jahr das er länger hält spare ich Geld und umweltfreundlich ist das auch.

        Wahrscheinlich hole ich mir ein Plugin Solarpanel - gerade im Homeoffice könnte ich das gut nutzen und der Invest ist überschaubar.

  • „Die Zukunftskommission Landwirtschaft hat vorgeschlagen, zehn Prozent der Agrarfläche aus der Nutzung zu nehmen. Macht man das, hat man Raum für Naturschutz und kann anderswo Windräder errichten“



    Jo..., und gleichzeitig soll die Produktion extensiviert werden, damit auf der Produktionsfläche weniger ökologische Schäden angerichtet werden. Wie soll das gehen? Was steckt dahinter? Wir hatten schon einmal die Einteilung in Schutzgebiete (auch Stilllegungen und aus der Produktion genommene Flächen) und Schmutzgebiete (intensive Produktion). davon haben sich Natirschutzverbände mehrheitlich verabschiedet. Jetzt eine Renaissance?

    Wird das obige Model durchgezogen wird es sehr wahrscheinlich zu einer Verlagerung der Nahrungsmittelproduktion ins Ausland kommen und nur Gutbetuchte werden sich die Lebensmittel aus dem Regionalladen leisten können. denn ein Ausgleich ist sicher nicht vorgesehen.

    Ich mache mal einen anderen richtig blöden Vorschlag: die Lichtverschmutzung in den Kommunen reduzieren durch reduzierte Luxzahl, Umstellung auf andere Wellenlängen und festen Dunkelzeiten. Dann würde das Insektensterben reduziert, was wieder Ernährung und den Ansprüchen vieler Vogelarten entgegenkommen würde.

    • @Heiner Petersen:

      aber die Hauptnahrungsmittelproduktion unserer Bürger in Form von Fleisch findet doch schon lange im Ausland statt. Schließlich wird dort das Futtermittel angebaut dass unsere Schnitzel zu fressen bekommen. Traditionell gefüttert ist das Schnitzel doch wieder zu klein für den Ertrag bei EDEKA & Co. Der Bauer hat von der Größe eh keinen wirtschaftlichen Vorteil.



      Und keine Angst die Lichtverschmutzung kommt von ganz allein, um den Stromverbrauch zu reduzieren, das muss und bringt allein schon zwei Kraftwerke und der Nachwuchs wird dann auch wieder stimmiger.

      • @Sonnenhaus:

        auch@ Rudolf Fissner

        ja, wenn man den Zahlen des BUND glauben kann haben wir neben den 16,7 Mio ha hier noch einmal 11 Mio ha Anbaufläche ausserhalb Deutschlands (plus Importgemüse)



        www.bund.net/theme...umwelt-im-ausland/



        Daher nervt mich das wenn ein Zukunftskommission mal eben sagt: wir legen 10 % brach....

        Zur Lichtverschmutzung: so rational würde ich das nicht sehen. Nicht alles was rational und logisch ist wird gemacht. Da wird es Bürger geben die darauf bestehen, dass ihr Weg "immer erleuchtet" ist....

      • @Sonnenhaus:

        Nicht nur die Futtermittel für die Schnitzel. Auch die Hälfte des Obsts und Gemüse.

        • @Rudolf Fissner:

          Ungefähr die Hälfte aller in Deutschland produzierten Lebensmittel wird aktuell WEGGEWORFEN.



          Wenn wir damit aufhören, ist ihr vermeintliches Problem schon gar keines mehr :-)