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Sterben zwischen Belarus und PolenIgnoranz und Resignation

Die Lage an der polnisch-belarussischen Grenze resultiert aus der Idee, „uns“ an die Brutalität gegen „die“ zu gewöhnen. Es braucht andere Strategien.

Martialisch: Stacheldraht und Wasserwerfer am Grenzübergang zwischen Belarus und Polen Foto: Ulf Mauder/dpa

Auf Twitter und anderswo im Internet verschicken Menschen seit ein paar Tagen Bilder von anderen Menschen an Flughafenterminals in der belarussischen Hauptstadt Minsk. Sie fliegen angeblich zurück in den Irak. Diese Bilder signalisieren: Es könnte vielleicht bald wieder vorbei sein, was da an der polnisch-belarussischen Grenze seit dem Spätsommer passiert und für das die polnische Regierung, europäische Po­li­ti­ke­r:in­nen und deutsche Jour­na­lis­t:in­nen Begriffe wie „Angriff“ oder „Krieg“ verwendet haben.

Zwischen 4.000 und mehreren Zehntausend Menschen wollten in die Europäische Union. Gefördert und zumindest auf den letzten Kilometern Richtung Grenze oft getrieben von dem belarussischen Diktator Alexander Lukaschenko und seinem Polizeiapparat. Und die Re­prä­sen­tan­t:in­nen und ein großer Teil der Öffentlichkeit dieser Union, eine der reichsten Regionen dieser Welt, in der 470 Millionen Menschen leben, hat sich derart in einen Zustand der – tja, was war und ist das eigentlich? – Panik, Schockstarre, aktiven Resignation, mehr oder minder heimlichen Freude versetzen lassen, dass mindestens dreizehn Menschen im polnisch-belarussischen Grenzgebiet gestorben sind. Menschen, die in diesem Geschehen von Po­li­ti­ke­r:in­nen und Jour­na­lis­t:in­nen mal direkter, mal indirekt als „Waffen“ bezeichnet worden sind.

Eine Liste dieser Toten, die meine Kol­le­g:in­nen Kateryna Kovalenko und Christian Jakob aus in Medien vermeldeten Fällen und anderen Informationen zusammengestellt haben, liest sich so: „19. 9. Zwei Männer aus dem Irak, sollen erfroren sein […], 19. 10. Ahmed al-Hasan, 19 Jahre, ertrunken im Fluss Bug, […] 18. 11., einjähriges Kind, Syrien, Todesursache unklar.“

So martialisch die Worte für den Konflikt an der östlichen Außengrenze der Europäischen Union auch waren und sind, so wenig unabhängig geprüftes Wissen gibt es zugleich darüber. In vielen journalistischen deutschsprachigen Beiträgen findet sich dieser eine Satz oder eine Variation davon: „Polen lässt keine Medien für eine Berichterstattung aus der Grenzregion zu.“ Selbst in Kabul, im Zentrum der Taliban-Herrschaft, arbeiten in dieser Zeit Reporter:innen.

Deutsche Kom­pli­z:in­nen

Deutsche Politiker:innen, die berechtigte polnische Sicherheitsbedenken oft ignorieren, wenn es um aggressive Politik Russlands geht, oder um die Pipeline Nord Stream 2, haben sich ausgerechnet beim Umgang mit frierenden und hungernden Menschen zu einem Komplizen der gewalttätigen Politik der polnischen Regierung gemacht.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer beschwor in der Bild am Sonntag deutsche Herzenshärte: „Wir müssen diese Bilder aushalten und Polen bei der Sicherung seiner EU-Außengrenze helfen.“ 2016 hatte das der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz schon so ähnlich formuliert: „Es wird nicht ohne hässliche Bilder gehen.“ Das ist der fortgesetzte, rassistisch grundierte Versuch, „uns“ an die Brutalität der Grenze zu gewöhnen. An die Gewalt gegen „die“.

Das Weichei Westeuropa, das abgehärtet werden muss, damit es nicht untergeht – das sind Bilder und Begrifflichkeiten, die An­hän­ge­r:in­nen des Autoritären beschwören, beispielsweise Rechtsextreme und die Ver­kün­de­r:in­nen des Putinismus in Russland. Wenn man diese Vorstellungswelt übernimmt, erscheint die kühle Abwesenheit von Mitmenschlichkeit tatsächlich als Option des gesunden Menschenverstandes.

Man hätte mit einer ebenso demonstrativen Kühle die Menschen an der polnisch-belarussischen Grenze auch nach Deutschland holen können. Dafür gibt es Gründe, die auch Konservativen bedeutsam erscheinen könnten: Je länger sich Bewaffnete in Polen und Belarus an der Grenze gegenüberstehen, desto realer wird nämlich der heraufbeschworene Krieg, ein Warnschuss kann schnell mal jemanden auf der anderen Seite treffen.

Wer sich der Lösung verweigert

Selbst nach den Maßstäben des noch amtierenden deutschen Innenministers Horst Seehofer wären bis zu 200.000 Mi­gran­t:in­nen pro Jahr in Deutschland okay, es sind derzeit etwa 100.000, da wäre also noch Platz. Würden dann noch mehr Menschen kommen? Vielleicht. Aber es gäbe auch mehr Zeit, eine politische Lösung zu finden, die den angeblich so zentralen Werten der Europäischen Union eher entspricht.

Polen will eine solche Lösung nicht, die stärkste Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) ist sehr verliebt in ihre nationalistische Inszenierung eines dräuenden Einfalls von Osten. Die PiS steht wegen Vetternwirtschaft unter Druck, ihre Stärke auf dem Land ist nicht mehr so unangefochten. Aber deutscher und europäischer Wille plus Geld haben schon Autokraten ganz anderen Kalibers überzeugt. Das im Vergleich zu Polen sehr viel kleinere Litauen hat es, nach allem was bekannt ist, übrigens geschafft, mit den von Lukaschenkos Leuten an die Grenze gepressten Menschen halbwegs im Rahmen gültiger Verfahren umzugehen.

Die deutsche Koalition der alternativlosen Härte ist eine große, sie hat auch Platz für Sozialdemokraten: Der noch amtierende Außenminister Heiko Maas sagte im Fernsehen, Deutschland werde diese Menschen nicht aufnehmen. Der wahrscheinlich künftige Kanzler Olaf Scholz kritisierte die polnische Regierung nicht und sagte zu deren Plänen einer befestigten Grenze, es stehe „uns nicht an, zu sagen, sie soll es nicht machen“.

Helfende brauchen Geld und Unterstützung

Der Grünen-Spitze fiel dazu ein, man könne Mi­gran­t:in­nen ja besser über die Lage informieren, dann kämen vielleicht nicht noch mehr. Als ob Menschen auf der Flucht weder Wissen noch Netzwerk hätten. Es gibt in Deutschland derzeit keine politische Kraft in den Parlamenten, die sich einer Politik der als Vernunft zelebrierten rassistischen Abwertung geschlossen entgegenstellt. Das ist das eine.

Das andere ist die Frage, für wen die Charta der Grundrechte der Europäischen Union eigentlich noch gilt. Diese erlaubt es Geflüchteten, am Ort der Ankunft einen Asylantrag zu stellen. Aber auch da belohnt die EU ausgerechnet diejenigen, die auf ihre angeblich ureigenen Werte wie Rechtsstaatlichkeit pfeifen. Sie akzeptiert faktisch die Pushbacks, also dass polnische Uniformierte Menschen, die sie auf dem Boden der europäischen Union abfangen, wieder zurück nach Belarus schicken.

Damit verraten Po­li­ti­ke­r:in­nen in Deutschland und EU nicht nur das, was sie oft zu vertreten vorgeben, sondern auch die Organisationen in Polen, die den Menschen an der Grenze helfen und die dafür dort auch bedroht werden. Sie heißen PCPM oder Grupa Granica. Verzagen wäre spätestens an dieser Stelle des Textes verständlich, es nutzt aber niemandem. Diese Hel­fe­r:in­nen brauchen Geld und anderweitige Unterstützung.

Solidarität und Grenzen

Eine weitere Möglichkeit, politisch aktiv zu handeln, wäre mehr zivilgesellschaftlicher Druck. Für solidarische Städte, die Geflüchtete aufnehmen wollen, zum Beispiel. Die Grünen könnten daran erinnert werden, sich in den Koalitionsverhandlungen um ein Aufenthaltsgesetz zu bemühen, das den Bundesländern mehr Spielraum beim Aufnehmen von Menschen gibt. Das sind eher längerfristige Strategien, aber die sind auch notwendig. Die brutalisierte Grenzpolitik wird nämlich auch im Osten der EU nicht mit Twitterbildern vom Minsker Flughafen aufhören.

Manche wollen die Grenzen gegen Bezahlung auslagern: Gerald Knaus, einer der Ideengeber für den sogenannten Flüchtlingsdeal mit der Türkei, hat schon Lager für Geflüchtete auf dem Gebiet der Ukraine vorgeschlagen. Der SPD-Außenpolitiker Nils Schmid tat das ebenso. Die Ukraine ist ein Land im Krieg, mit je nach Quelle 730.000 bis 1,5 Millionen Binnenflüchtlingen. Es ist eine Demokratie, die durch russische Aggression bedroht wird und mit reichen Oligarchen zu kämpfen hat.

Das Talent der EU, in Libyen, anderen Staaten Afrikas und der Türkei genau den falschen Leuten Geld für den Umgang mit Geflüchteten zu geben und dabei Rechtlosigkeit und Elend zu exportieren, ist beeindruckend. Es muss verhindert werden, dass die EU dieses Talent auch noch in osteuropäischen Gesellschaften zeigen darf, die mit weniger Mitteln weit mehr Probleme zu lösen haben als sie.

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46 Kommentare

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  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    "Es braucht andere Strategien."

    Wie wäre es mit einem totalen Wirtschaftsboykott? Was momentan läuft gilt ja nur für ca. 160 Belarussen.

    Der Organgene war in Sachen Iran mit dieser Strategie ganz erfolgreich.

    • @17900 (Profil gelöscht):

      Allen Airlines und Ländern, die Weißrussland Anfliegen (lassen) zu sanktionieren würde völlig ausreichen. (siehe Nortsream 2-Sanktionen

  • PS. Besonders den letzten Paragraphen Ihres Kommentars muss man in jeder Hinsicht zustimmen. Gerald Knaus redet normalerweise keinen Unsinn, aber dieser Vorschlag bzgl der Ukraine war wirklich deplaziert. Ein Land, das seit Jahren wegen Putins permanenter low-intensity Aggressionen größte wirtschaftliche, finanzielle und militärische Herausforderungen zu meistern hat. Die sowjetische Mutter und das Muttersöhnchen vom KGB erwürgen immer noch gerne ihre Kinder, von Tschetschenien über Georgien bis zur Ukraine, und erkennen die seit 30 Jahren unabhängigen Nationen nur formal an. So befinden sich gerade rein zufällig 90.000 Soldaten (diesmal mit Abzeichen) an der ukrainischen Grenze und sehen nicht nach Winterurlaubern aus (die kleinen grünen Männchen bezeichnete Putin als Urlauber).



    Besonders die libyschen Todeslager hat die EU hingenommen, dabei gäbe es genug Möglichkeiten, das anders zu regeln. Aber wo kein Wille, da kein Weg. Trotzdem ist die Idee, dass die EU für alle Folgen der Kriege in Syrien und Irak zuständig sei, nicht akzeptabel. Großbritannien schon am ehesten, denn es hat sich im Irakkrieg an die Seite von Bush junior gestellt. Dass muslimische und Nachbarländer wie die Türkei, Jordanien oder Libanon hingegen von der EU stark unterstützt werden müssen, ist hingegen klar, trotz der korrupten Regierungen.

  • Ja, die Regierung der polnischen PiS - Partei verhält sich an der Grenze noch repressiver als die Taliban, die zur Zeit noch in der Notlage das Ausland nicht total verprellen wollen(das wird bald vorbei sein). Für die Situation im Inland hinkt der Vergleich, in Polen dürfen einheimische Journalistinnen z.B. noch arbeiten, nur eben keine Richter, die nicht nach der Pfeife der PiS tanzen.

  • Die Demografie ist sehr klar. Deutschland braucht Zuwanderung. Die Menschen nicht aufnehmen zu wollen ist reine rechts-konservative bis völkische Ideologie: "Rückgang der 20- bis 40-Jährigen nur mit Nettozuwanderung von jährlich 300 000 in diese Altersgruppe vermeidbar

    Um die Abnahme der erwerbsfähigen Bevölkerung bis 2035 zu kompensieren, bedürfte es unter Berücksichtigung des steigenden Renteneinstiegsalters jährlicher Wanderungsüberschüsse von durchschnittlich 480 000 Menschen im Erwerbsalter. Davon müssten 300 000 Personen zwischen 20 und 40 Jahren sein, wenn die Bevölkerungszahl in dieser Altersgruppe stabilisiert werden sollte." (www.destatis.de/DE...21_459_12411.html). Dass es oft genau die Menschen nicht begreifen, die in spätestens 10 Jahren von der Arbeit der Eingewanderten abhängig sein werden ist mir nicht begreiflich. Die Welt hat sich in den letzten 100 Jahren geändert und mit den Argumenten von vor 80 Jahren "Härte" und "Stärke" beweisen zu wollen wird scheitern!

    • @Lutz Montag:

      Na dann hat eben Deutschland nicht 80 Millionen Einwohner, sondern 40.... wo ist das Problem, es ist hier sowieso viel zu dicht besiedelt.

  • Wie man ausgerechnet aus deutscher Perspektive kein Verständnis für die polnischen Befindlichkeiten bezüglich einer Bedrohung von russischer Seite aufbringen kann, ist mir unerklärlich. Aus polnischer Perspektive ist jedenfalls eins klar. Im Ernstfall wird es von deutscher Seite keinerlei echte Unterstützung geben. Da muss Polen nur Richtung Ukraine schauen was passiert wenn sich jemand auf die Zusicherungen Deutschlands verlässt. Wir haben damit Polen ja schon direkt in die Arme der USA getrieben. Wir sind ja auch diesmal mit unserer indifferenten Haltung Schuld an der Lage in unserem Nachbarland. Was wollen wir denn nun? Nehmen wir die größtenteils aus dem Nordirak stammenden Kurden denn nun in Deutschland auf, obwohl Asylanträge dieser Gruppe in den letzten Jahren fast immer negativ beschieden wurden, da keine direkte Bedrohungslage besteht oder nicht?

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @Šarru-kīnu:

      "Wie man ausgerechnet aus deutscher Perspektive kein Verständnis für die polnischen Befindlichkeiten bezüglich einer Bedrohung von russischer Seite aufbringen kann, ist mir unerklärlich."

      Wie kommen Sie zu dieser merkwürdigen Theorie?

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @Šarru-kīnu:

      Solche Kommentare der Selbstgeiselung ließt man oft.



      Wir sind schuld, immer noch! Und wir müssen die Flüchtlinge aufnehmen, obwohl die Gesetze in der EU etwas ganz anderes sagen. Egal ob es Asylverfahren gibt oder nicht!

      "Da muss Polen nur Richtung Ukraine schauen was passiert wenn sich jemand auf die Zusicherungen Deutschlands verlässt."



      Wir sind schuld! Die anderen EU-Staaten halten sich schön raus! Die hätten die Urkaine selbstverständlich gerne mit Kusshand in die EU aufgenommen.

      Warum wollen die Nordiraker nicht in Polen bleiben, wo sie einen Asylantrag stellen müssten? Verständlich, weil sie dort angefeindet werden, v.a. vom Staat, denn die passen nicht nach Polen, heißt es!!!

      Trotzdem, wir sind schuldig!

    • @Šarru-kīnu:

      Endlich mal eine vernünftige Stimme bei den ansonsten sehr einlastigen Kommentaren. Von Deutschland kann Polen (leider) keine Hilfe erwarten.....

      • 1G
        17900 (Profil gelöscht)
        @Leningrad:

        Klar, Polen ist der größte Nettoempfänger in der EU, Deutschland der größte Geber!



        Kann man natürlich ignorieren!

    • @Šarru-kīnu:

      "Wie man ausgerechnet aus deutscher Perspektive kein Verständnis für die polnischen Befindlichkeiten bezüglich einer Bedrohung von russischer Seite aufbringen kann, ist mir unerklärlich."

      Weil ein paar hilfesuchende Menschen nur eine Bedrohung sind, wenn man tief in rechter Ideologie verwurzelt ist?

      Wenn die (ach so christliche) polnische Regierung sich an primitivste Gebote der Menschlichkeit halten würde, gäbe es die "Krise" nicht. L. wollte demonstrieren, dass die Reden von Menschenrechten in der EU nur leere Worte sind. Das ist ihm, dank PiS & Co., gelungen.

  • Die Kommunen dürfen gerne ermächtigt werden, selbst Leute aufzunehmen in beliebiger Zahl - sie sollten dann aber auch bereit sein, alle Kosten selbst zu tragen. Derzeit werden zumindest die Wohnkosten vom Bund erstattet, daher ist es normal, dass er sich auch ein Mitspracherecht einräumen lässt. Sich auf anderer Kosten als Wohltäter aufspielen finde ich etwas befremdlich.

    • @Dr. McSchreck:

      Nicht nur die Kommunen einbeziehen! Ich empfinde die verbale - immer sehr laute - Solidarität als Heuchlerei. Ich habe bei mir 2016 einen Syrer für ein Jahr aufgenommen (ich bin Zoni und weiß, dass man am Anfang Unterstützung bei Laufen in einer neuen Gesellschaft braucht), bis er ein einigermaßen eigenständiges Leben führen konnte. Peinlich berührt war ich, als dem Aufruf, Patenschaften für Flüchtlinge zu übernehmen, nur ca. 25 Leute folgten (von 80 Millionen). WO bitte waren die ganzen TAZ-Kommentatoren? Ich halte es lieber mit der kommunistischen Bürgermeisterin von Graz Elke Kahr, die einen großen Teil ihres Gehaltes der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. DAS nennt sich Solidarität und nicht die Kommentare in der TAZ.

      • @Leningrad:

        ja, das stört mich auch. Ich finde es toll, was Sie gemacht haben und es gab so ein Programm, wo Leute genau dafür gesucht wurden, es wurde fast nicht angenommen, so wenig, dass ich inzwischen den Namen wieder vergessen habe.



        Wenn Sie fragen, was ich tue, ich spende seit Jahren einen festen Prozentsatz meines Einkommens, das seitdem deutlich gestiegen ist, damit auch die Spendensumme. Ich gebe das Geld aber nur für Hilfe vor Ort, ob in Deutschland oder in ärmeren Ländern, nicht für Förderung der Migration, wodurch einige Organisationen ersetzt werden mussten.

    • @Dr. McSchreck:

      Das mit den "solidarischen Städten", die Geflüchtete aufnehmen wollen, habe ich nie verstanden.

      Es gibt doch keine Garantie, dass Flüchtlinge dauerhaft in der Stadt bleiben, die sie am Anfang aufnimmt. Viele werden schnell dorthin ziehen, wo es am attraktivsten für sie ist (Familienangehörige/Jobaussichten/Community).

      Und das bedeutet, dass am Ende eben doch Deutschland als ganzes die Flüchtlinge aufnimmt.

      • @gyakusou:

        Es wurde ja vom Innenminister Seehofer verhindert, dass Kommunen dies dürfen. Und nein, ein Großteil der Geflüchteten (meiner Erfahrung nach) bleibt tatsächlich in Vorort oder zumindest in in den Städten in denen Eine Bereitschaft für die Aufnahme vorrherscht.

        • 1G
          17900 (Profil gelöscht)
          @syle x:

          Es wurde ja vom Innenminister Seehofer verhindert...



          womit er absolut recht hat, denn hier kann nicht jeder machen was er will.

          Es gibt das Asylgesetz und es gibt leider kein Einwanderungsgesetz. Letzteres könnte für uns von großem Vorteil sein, denn Syrer, Iraker, Marokkaner, Tunesier sind keine Deppen. Wer was vorzuweisen hat, den kann man gebrauchen.



          Die anderen, die nichts vorzuweisen haben, gehen leer aus. Das ist so in den USA, Kanada, Australien....



          Für eine Hilfe in den Migrationsherkunftsländern bin ich sofort!

  • Sehr richtig. Sehe ich auch so. Lukaschenkos (und letzlich Putins) Kalkül liefe ins leere wenn die EU diese Flüchtlinge an der Grenze ohne viel Geräusch aufnähme. So viele sind es nicht.

    Wie es gerade läuft lässt sich die EU nicht nur vorführen, sondern auch noch destabilisieren.

    Und verrät auch noch die von ihr immer so vollmundig verkündeten Werte.

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @tomás zerolo:

      "....wenn die EU diese Flüchtlinge an der Grenze ohne viel Geräusch aufnähme. So viele sind es nicht."

      Stimmt, aber fragen Sie doch mal Polen, Ungarn, Tschechien und andere EU-Staaten, ob sie bereit sind, in gleichen Anteilen Flüchtlinge aufzunehmen.



      Das ist die Realität!!!!

      Übrigens, die Flüchtlinge haben alle Handys. Die frohe Kunde würde sich in Windeseile verbreiten und in spätestens 2 Wochen würden doppelt so viel Flüchtlinge an der Grenze stehen.

    • @tomás zerolo:

      Wenn in den Krisenregionen der Welt bekannt wird, dass eine Einwanderung in die EU (in erster Linie aber nach Deutschland, in Osteuropa will keiner bleiben) jetzt quasi problemlos möglich ist, werden sich Millionen auf den Weg machen. Machen wir uns nichts vor, dank der Perspektivlosigkeit in den Problemländern dieser Welt und der Annahme, hier gäbe es Wohlstand im Überfluss für jeden, gäbe es für die Menschen kein Halten mehr. Wären wir nicht im Paradies des Westens geboren, wir würden das gleiche tun. Eine millionenfache Migration kann aber nicht die Lösung sein. Wir müssen den Menschen vor Ort helfen, es darf aber nicht bloß bei den üblichen Lippenbekenntnissen bleiben.

      • 1G
        17900 (Profil gelöscht)
        @Bussard:

        Der erste vernünftige Kommentar, den ich zu diesem Thema hier lese.

    • @tomás zerolo:

      Ja! Es läuft auf eine Destabilisierung des Wertekonsens der humanen Haltungen in der EU Zivilgesellschaften hinaus:



      Eine art Barbarisierung der zivilen Kultur... "Die Kälte der Bourgeoisie"



      (Adorno)..

      • @vergessene Liebe:

        Flüchtlinge bei sich aufnehmen, "Wir haben Platz" in "Ich habe Platz" individualisieren.

        • @Leningrad:

          Es geht mir primär um Vermeidung von Brutalität und Dehumanisierung von Migranten. Es sind ja auch Menschen wie Du und ich! Und JA:



          Die Idee der 'willigen Städte' der



          "SEEBRÜCKE" kann ein Weg sein um



          die bedrohten Migranten aus der Hölle zwischen Belarus/Polen zu befreien...

          • 1G
            17900 (Profil gelöscht)
            @vergessene Liebe:

            Diese Leute sind freiwillig ins Flugzeug nach Minsk gestiegen und haben eine Menge Geld an Schlepper bezahlt.



            Man hat ihnen Märchen erzählt.

          • @vergessene Liebe:

            Nicht willige Städte, sondern mal endlich willige Wohnungen, Ihre zum Beispiel. So wird ein Schuh draus.

            • @Leningrad:

              Sie gehen am Thema vorbei...

    • @tomás zerolo:

      Es stimmt doch nicht, dass Lukaschenkos Kalkül dann ins Leere liefe.



      Im Gegenteil.

      Es würde bei den paar Leuten, die jetzt dort stehen, nicht bleiben.

      Für Lukaschenko wäre es ein einträgliches Geschäft, immer mehr und mehr Menschen einzufliegen und über die Grenze zu schicken.

      • @rero:

        Luftverkehr nach Weißrussland lässt sich aber mit politischem Druck von Seiten der EU unterbinden.

  • 0G
    02854 (Profil gelöscht)

    "Aber es gäbe auch mehr Zeit, eine politische Lösung zu finden, die den angeblich so zentralen Werten der Europäischen Union eher entspricht."

    Leider Nein, seit 2015 gibt es hier keine Lösung. Und eine Lösung ist nicht mal in weiter Ferne zu sehen.

    Am Ende würde nur wieder Deutschland Flüchtlinge aufnehmen. Dabei sind viele der Flüchtlinge bis heute nicht in der Lage sich selbst zu versorgen. An die 2/3 der Hartz IV Empfänger in 2020 sind Migranten (Quelle: Zeit).

    • @02854 (Profil gelöscht):

      Quelle bitte Verlinken. Arbeitslose HartzIV-Empfänger*innen oder Unterbezahlte/Ehepartner*innen? Das ist ein Unterschied. Zudem sind Migrant*innen auch häufig deutlich jünger.

      Die Verknüpfung von Arbeitslosen und Migration hat einen stark rechten Mief...Just saying

    • @02854 (Profil gelöscht):

      Recht haben Sie!

  • Durch das Recht zur Grenzsicherung definiert sich ein Staat. Und hier geht es nicht um typische Asylfälle (die Polen etwa Weißrussen gewährt), für die man die Grenzen offenhält, sondern um staatlich organisiertes Schleppertum mit dem Ziel, das Nachbarland zu destabilisieren bzw. zu erpressen. Hier muss man einfach abwägen, ob sich ein Staat seine Grenzanlagen nicht nur durch angestachelte Migranten sondern auch Soldaten des Nachbarlandes beschädig lässt, und so seine eigene Souveränität aufgibt, oder die istrumentalisierten Migranten zur Rückkehr nötigt. Es ist nicht immer moralisch alles so einwandfrei, leider. Die Diffamierung von Polen geht aber m. E. gar nicht.

    • @Alkibraut:

      Na dann kann man ja auf Menschenrechte einfach mal Verzichten...

    • @Alkibraut:

      "...Schleppertum mit dem Ziel, das Nachbarland zu destabilisieren..."

      Das ist schlicht Nonsens. Ein paar tausend Flüchtlinge destabilisieren ein Land von der Größe Polens nicht. Außerdem wollen die Menschen nach D. Und hier ist noch viel Luft zur Aufnahme. Viele Städte haben sich bereit erklärt, die Menschen aufzunehmen. Die Aufnahmebereitschaft ist sogar größer, als der Bedarf.

      Statt menschlich zu handeln, nutzt die polnische Regierung sie Situation, um von ihren inneren Problemen abzulenken. Sie benutzt Kriegsrhetorik, verhängt den Ausnahmezustand und spricht von einer gewonnenen Schlacht, wenn L die Flüchtlinge ins Hinterland bringen lässt. Das ist völlig irre und hat mit er realen Situation nichts zu tun.

      Wird aber alles auch im Artikel ausführlich erläutert.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Menschlich zu handeln heißt, den tatsächlich verfolgten Menschen einen Platz zu geben. Nicht ein "paar tausend Flüchtlinge ( Migranten )" destabilisieren ein Land, sondern die fortwährende Umdeutung von Flucht und Asyl und die dadurch zunehmend kontroverse Diskussion.

        • @Puky:

          In den Ländern, aus denen die Menschen kommen, herrscht Krieg. Übrigens nicht ganz ohne deutsches Zutun. Reicht das nicht?

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Nein, reicht nicht. Kurden aus dem Nordirak werden z.B. nicht verfolgt. Als eine einflussreiche Nation in Europa ist Deutschland in jedem Konflikt mehr oder weniger Partei. Sei es duch sein Tun oder auch Nichttun. Dieses Argument ist mir zu beliebig.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Luft zur Aufnahme? In deutschen Städten?



        Ich weiss nicht, wo Sie leben. Aber die Wohnungsnot in Berlin geht jede Woche durch die Presse, und in München leben die, die seit 2015 gekommen sind, noch in Containern, weil es keine günstigen Wohnungen gibt.

        • @Holger Steinebach:

          Die Städte, die angeboten haben, die Menschen aufzunehmen, haben offenbar Platz in ihren Aufnahmeeinrichtungen. Oder glauben Sie, Asylbewerber können einfach losziehen und sich eine Wohnung suchen?

          Wozu also die Polemik?

    • RS
      Ria Sauter
      @Alkibraut:

      Auf den Punkt gebracht. danke!