Messerangriff in ICE in Bayern: Angreifer wohl schuldunfähig
Ein Geflüchteter, der in einem ICE Mitfahrende angriff, ist offenbar psychisch krank. Für erkrankte Geflüchtete gibt es bis heute kaum Hilfe.
Was war geschehen? Am Samstagmorgen hatte ein 27-Jähriger in einem ICE zwischen Regensburg und Nürnberg mehrere Mitfahrende plötzlich mit einem Messer attackiert. Vier Männer im Alter von 26, 39 und zwei von 60 Jahren wurden teils schwer verletzt, mit Stichwunden an Kopf oder Oberkörpern. Der Zug hielt schließlich im kleinen Bahnhof Seubersdorf in der Oberpfalz, der Tatverdächtige wurde festgenommen. Was die politischen Wogen auslöste: Er war ein Geflüchteter aus Syrien.
Am Sonntagnachmittag stellten Polizei und Staatsanwaltschaft auf einer Pressekonferenz klar: Es gebe bisher keine Hinweise auf ein terroristisches Motiv oder eine Tatplanung im Vorfeld. Ein Sachverständiger habe dem Festgenommenen vielmehr eine paranoide Schizophronie attestiert, er sei bei der Tat wohl schuldunfähig gewesen. Gegen den 27-Jährigen wurde noch am Sonntag eine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus verhängt.
Der Festgenommene litt offenbar unter Verfolgungswahn
Der Verdächtige soll laut Ermittlern bei seiner Festnahme gesagt haben: „Ich bin krank. Ich brauche Hilfe.“ Dem Sachverständigen habe er geschildert, dass er sich seit Längerem von Polizisten verfolgt fühle, die ihn „verrückt machen“. Die Staatsanwaltschaft sagte, dies entbehre jeder Grundlage: Es habe keinerlei aktuelle Ermittlungen gegen den Mann gegeben. Zum Auslöser für die Tat im Zug soll der 27-Jährige gesagt habe, er habe bei dem ersten Opfer den Eindruck gehabt, dieser habe ihn töten wollen. Laut Polizei verlief die Festnahme nach dem Zughalt schnell und widerstandslos.
Der Tatverdächtige kam nach Behördenangaben 2014 nach Deutschland. Seit 2016 war er als Geflüchteter anerkannt und lebte zuletzt in Passau. Laut Polizei fiel er bisher nur mit einem kleineren Betrugsdelikt auf. Einen Tag vor der Tat hatte er seinen Job verloren.
Norbert Zink, Präsident der Polizei Oberpfalz, sagte, der Angriff „beeinträchtigt unser alle Sicherheitsempfinden in ganz besonderem Ausmaß“. Auch deshalb sorgte die Tat für Aufsehen. Und sie weckt Erinnerungen an einen Messerangriff eines 24-jährigen Somaliers im Juni in Würzburg: Dieser hatte drei Frauen erstochen, soll dabei „Allahu Akbar“ gerufen haben. Auch er wurde zuletzt von zwei Gutachtern als schuldunfähig eingestuft und soll dauerhaft in der Psychiatrie untergebracht werden.
Fehlende Therapieangebote für kranke Geflüchtete
Das Bundeskriminalamt hält in einem Lagebild für 2020 fest, dass es bei der Kriminalität von Zuwanderern einen „deutlich rückläufigen Trend“ gebe. So sei deren Anteil unter den Tatverdächtigen bei der Allgemeinkriminalität um 9,5 Prozent zurückgegangen. Bei Straftaten „gegen das Leben“ gab es zwar einen leichten Anstieg um 3,6 Prozent – hier machten Zuwanderer einen Anteil von 12,6 Prozent aller Tatverdächtigen aus. Vielfach waren die Opfer aber auch hier Zuwanderer: Dies betraf zum Beispiel 51 der 84 vollendeten Tötungsdelikte im vergangenen Jahr, bei denen Zuwanderer Tatverdächtige waren.
Psychotherapeut:innen warnen schon lange, dass es eine bessere Betreuung von Geflüchteten brauche. Ein großer Anteil von ihnen leide unter psychischen Erkrankungen, Therapieplätze für sie aber gebe es kaum.
Die Bundesweite Arbeitsgemeinschaft Psychosoziale Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer (BafF) forderte zuletzt die künftige Ampel-Regierung auf, die Finanzierung von psychosozialen Zentren für Geflüchtete im Koalitionsvertrag zu verankern. Schon heute arbeiteten diese „über die Kapazitätsgrenzen hinaus“, die Anfragen stiegen immer weiter. BafF-Geschäftsführer Lukas Welz betonte: „Ein Bündnis der Mitte, das für eine umfassende Erneuerung einsteht, muss den eigenen humanitären Verpflichtungen Deutschlands nachkommen.“
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