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Ein Tag am Jobcenter NeuköllnNur mit Termin

Anfang 2022 soll der Hartz-IV-Regelsatz um 3 Euro steigen. Was fängt man damit an? Hartz-IV-Empfänger:innen berichten.

Halbe Treppe. Stillleben, Jobcenter Berlin-Mitte, 2016 Foto: Heinrich Holtgreve/Ostkreuz

Es ist kurz nach 8 Uhr morgens vor dem Eingang des Jobcenters Neukölln. Eine Frau wedelt mit Unterlagen vor einem Sicherheitsmann. Neben ihr steht ein junger Mann, der in sein Handy tippt. Es ist noch ziemlich leer.

„Haben Sie einen Termin?“

„Nein, ich muss Unterlagen abgeben.“

„Im Moment nur mit Termin. Sonst nur Anruf oder Briefkasten.“

Er zeigt auf die drei silbernen Metallkästen draußen vor dem Eingang. Corona hat auch das Jobcenter zu neuen Regeln gezwungen.

08.20 Uhr.

Eine junge Mutter schiebt ihren zwei Kindern geschnittene Apfelstücke in den Mund. Der kleine Sohn schreit im Kinderwagen. Sie wartet auf ihren Termin. „8.30 Uhr, Etage 4“, steht auf ihrem Brief. Sie hält ihn wie eine Eintrittskarte zwischen ihren langen Fingernägeln. Der Termin ist mit pinkem Textmarker markiert. Schon gehört? Hartz IV wird zum Jahreswechsel um drei Euro erhöht.

„Nö. Aber drei Euro. Das ist doch nichts. Und bestimmt muss man davon dann auch noch wieder was abdrücken.“

Das Jobcenter Neukölln: Viel Grau und viel Glas. Drinnen im Erdgeschoss ein Netto, eine Mietschuldnerberatung. Friseur. Sicherheitsdienst. Thai Imbiss. Vaporizer Shop. Deutsch- und Integrationskurse.

Eine Frau in Cordjacke stellt kreuz und quer schwarze Putzeimer auf den Gängen zwischen den Schaufenstern auf. „WEIL ES HIER TROPFT“, schreit sie durch ihre Kopfhörer. Das gesammelte Wasser aus den Eimern kippt sie in zwei Blumenkübel. Wer einen Termin beim Jobcenter hat, läuft Slalom.

09.24 Uhr

Ein junger Typ um die 25 entwirrt das Kabel seiner Kopfhörer. Sein Handy klingelt, seit er aus dem Aufzug vom Jobcenter gestiegen ist, er geht aber nicht ran.

Neuer Regelsatz. Drei Euro mehr. Schon mitbekommen?

„Nein, ich habe keinen Brief bekommen. Scheiße, sollte ich einen Brief bekommen haben? Gilt das für alle?“

„Ja für alle. Neuer Regelsatz.

„Krass.“

„Warum krass?

„Ja drei Euro sind drei Euro.“

„Und was machst du mit drei Euro mehr, wenn ich fragen darf?

„Ey, keine Ahnung. Aber ich hatte schon Monate, da hab ich von drei Euro die ganze letzte Woche des Monats gelebt.“

Seit zwei Jahren ist er arbeitslos. Sein letzter Vertrag war befristet. Eigentlich waren alle Jobs seit seiner Ausbildung befristet. Er arbeite, seit er 17 ist, sagt er. Jetzt findet er einfach nichts Neues. „Nur hier und da mal was schwarz. Darf ja nichts verdienen offiziell.“

Blick in das gemeinsame Sondierungspapier von SPD, Grünen und FDP vom Freitag. Ein „Bürgergeld“ soll eingeführt werden. Zuverdienstmöglichkeiten sollen verbessert, Anträge digitalisiert werden. An den „Mitwirkungspflichten“ aber wolle man festhalten.

09.49 Uhr

Der Eingangsbereich füllt sich wieder. Der nächste Schub wartet, zum Termin gehen zu dürfen. „Alle mit 10-Uhr-Termin bitte hier warten“, delegiert der Sicherheitsmann.

Eine Frau steht etwas abseits. Blonder langer Zopf, pinke Fleecejacke. Sie ist in ihre Unterlagen vertieft.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

„Drei Euro mehr?“ Sie lacht etwas hysterisch. „Ja Glückwunsch, davon kann ich mir drei Gurken kaufen. Preise werden ja immer teurer. Strom, Einkäufe, alles. Was will ich da mit drei Euro?“

Eigentlich will sie einen Bildungsgutschein. Sie will an die Supermarktkasse, eine Fortbildung zur Kassiererin machen. Vorher habe sie jahrelang Gastro gemacht, aber da musste sie ständig nachts arbeiten.

Dann musste ihre Mutter auf ihre Tochter aufpassen, 9 Jahre alt. Sie sei alleinerziehend. Dann noch die drei Bandscheibenvorfälle. Das sei irgendwann einfach zu viel gewesen. Deshalb will sie an die Kasse, aber das Jobcenter wolle ihr den Bildungsgutschein nicht bewilligen. „An der Kasse bin ich nicht vielseitig genug einsetzbar, sagen sie.“ Sie solle Einzelhandel oder Erzieherin lernen.

„Aber mit meinem Rücken kann ich halt nichts heben. Bin gespannt, was sie heute von mir wollen. Weiß man ja vorher nie.“

Der Security-Typ ruft: „Alle mit 10-Uhr-Termin bitte jetzt hoch.“

„Sorry, muss jetzt los.“

Bei Netto nebenan suchen sie Aushilfskräfte. „Heute im Angebot: Karriere machen“, steht auf dem Schild am Eingang. Im Kühlregal mit den Sonderangeboten steht frische Heumilch (1,29 Euro), Butter (2,19 Euro), Kinder Pingui (8 Stück für 1,88 Euro). Eine Salatgurke kostet hier 39 Cent.

Im September stiegen die Verbraucherpreise um 4,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. In den Hartz-IV-Regelsatz wird das erst im Folgejahr eingerechnet. So schreibt es das Gesetz vor. Drei Euro mehr, damit steigt der Regelsatz für Erwachsene um 0,76 Prozent.

10.14 Uhr

Was sagt eigentlich der Sicherheitsmann? Haben Sie schon gehört, dass der Regelsatz um drei Euro erhöht wurde?

„Das weiß doch hier eh niemand. Die Leute gucken auf ihren Bescheid und nehmen das, was sie kriegen können. Als könnte hier jemand durchblicken, was ihm zusteht.“

Anruf bei der Kundenhotline des Jobcenters. In der Warteschleife läuft John Legend. „Cause all of meeeee, loves aaaaall of you“. 10 Minuten ohne Erfolg. Zweiter Anruf. Bei der Pressestelle der Arbeitsagentur hebt schnell jemand ab.

„Wie werden die Emp­fän­ge­r:in­nen über die Erhöhung informiert?“

Neben der vielen medialen Berichterstattung bekommen alle einen Bescheid.“

„Wann?“

Das ist sehr individuell, aber alle bekommen Bescheid.“

„Dieses Jahr noch?“

Ja, das sollte so sein.“

10.57 Uhr

Ein junger Typ kommt an. Beige Kappe, runde Brille, verwaschene Levis-Jeans und Hoodie. Er entschuldigt sich in fließendem Deutsch, dass sein Deutsch sehr schlecht sei. „English is okay.“

„Drei Euro mehr ist doch gut. Besser als wenns weniger wird. Hör ich nämlich auch oft, dass Leuten das Geld gekürzt wird. Ist Gott sei Dank bei mir noch nie passiert.“

Er ist vor 10 Jahren nach seinem Erasmus-Semester in Deutschland geblieben, hat für ein amerikanisches IT-Unternehmen gearbeitet, dann die Stelle gewechselt. Befristeter Vertrag. Jetzt ist er seit eineinhalb Jahren arbeitslos.

„Hartz IV ist okay. Ich bekomme 430 Euro, 100 gehen für Strom und Internet drauf. Bleiben noch 330. Für mich reicht das. Diesen Monat hatte ich sogar ein paar Euro am Ende des Monats übrig. Ich finds okay gerade, aber natürlich hätte ich Bock auf einen neuen Job.“

Es ist sein erster Termin beim Jobcenter. Warum er eingeladen wurde? „No idea.“

Parallel diskutiert eine Frau um die 50 mit dem Sicherheitspersonal.

„Sie sind verpflichtet, den Brief mit der Termineinladung mitzubringen.“

„Aber woher soll ich das wissen?“

„Naja, ich geh doch auch nicht ohne Ball zum Fußballspielen.“

„Wenn ich den Termin verpasse, kriege ich nächsten Monat kein Geld, das wissen Sie genau.“

„Sie brauchen den Brief. So sind die Regeln. Das entscheide nicht ich, sondern die da oben.“

„Scheiß Jobcenter-Kacke.“

11.16 Uhr

Eine junge Frau hetzt zum Eingang. Schwarzer Hoodie, Kapuze. Ihre Augen tränen vom Fahrradfahren. Aus ihren Kopfhörern um den Hals läuft noch Musik. Drei Euro mehr, ob sie es schon weiß?

„Nein, aber ich bin im Moment froh um jede scheiß drei Euro. Ich habe als DJ gearbeitet, die Pandemie hat mich komplett gefickt.“

Anruf bei der Pressestelle des Bundesverfassungsgerichts. Sind drei Euro mehr Hartz IV trotz steigender Verbraucherpreise verfassungsgemäß?

Am anderen Ende erklärt ein Mann: Die gesetzliche Grundlage sei in der Vergangenheit mehrfach geprüft und für verfassungsgemäß befunden worden. Für eine erneute Prüfung der aktuellen Erhöhung müsse erst mal eine Verfassungsbeschwerde eingehen. Noch liege kein Verfahren vor.

12.03 Uhr

Die alleinerziehende Mutter kommt aus dem Fahrstuhl. Und? Darf sie jetzt an die Supermarktkasse?

„Nee, ging nur um Unterlagen. Kram halt.“

Kurz vor Schluss um 12.30 Uhr kommt auch der junge Typ mit runder Brille von seinem Termin zurück. Worum es ging?

„Actually I have no Idea.“

Sie hätten seinen Ausweis und seine Papiere kontrolliert. Er verabschiedet sich:

„Weird place.“

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64 Kommentare

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  • G
    Gast

    3 Euro Erhöhung, das ist die niedrigste Erhöhung, die es je gab,m und, DAS bei dieser Teuerungs Rate!!! Unfassbar!! Eigentlich mü0ten Wir Hartz 4 Empfönger endlich mal wieder auf die Strasse gehen gegen solche eine katastrophale Erhphung!!!

    • @Gast:

      "... mal wieder auf die Strasse gehen gegen solche ..."

      Der Deutsche geht nur auf die Straße wenn er eine Schutzmaske gegen eine tödliche Seuche tragen soll und er sich darin in seiner "Freiheit" bedroht fühlt. Wenn es aber um soziale Ungerechtigkeiten geht, dann bleibt der Deutsche lethargisch auf seinem Sofa liegen. Wir haben ca. 5 Millionen Hartz IV Bezieher in Deutschland (die Dunkelziffer wird wohl noch größer sein) und ca. 10 Millionen Niedriglohnempfänger. Allein in Berlin leben 10 Prozent aller Hartz IV Bezieher, also ca. 500.000. Hätten davon wiederum nur 10 Prozent mal ihren Arsch in all den Jahren hoch bekommen und sich eine Woche vor das Reichstagsgebäude gestellt und gegen das unmenschliche und unsoziale Hartz-System protestiert, dann wäre Hartz IV schon lange vom Tisch.

      Ehrlich gesagt warte ich schon lange darauf, dass Hartz IV in Frankreich eingeführt wird. Etwas besseres könnte doch den deutschen Hartz-IV-Empfängern gar nicht passieren, wenn in Frankreich Hartz eingeführt wird. Das wird sicherlich lustig, wenn in Paris die französischen Arbeitslosen ihrem Präsidenten zeigen, das in ihnen immer noch das Blut ihrer Vorfahren vom 14. Juli 1789 fließt. So etwas wird in Deutschland aber natürlich nicht passieren, denn der Deutsche ist und war immer ein Duckmäuser. Der Deutsche sagt sich: "Man kann eben nichts an der sozialen Ungerechtigkeit in diesem Land ändern” und dann geht er am nächsten Tag für ein paar Euro zur Arbeit, damit sein Chef sich den neuesten Aston Martin bestellen kann oder er lässt sich als Hartz IV Empfänger noch das mickrige Existenzminimum von einer "Behörde" sanktionieren. Vielleicht sollte man die Jobcenter endlich einmal abschaffen, denn Jobcenter verwalten ohnehin nur noch die steigende Arbeitslosigkeit und die Armut in Deutschland. Die BA/Jobcenter, die einen unglaublichen Bürokratismus ohne Sinn und Verstand betreiben, kosten dem Steuerzahler nämlich jährlich einige Milliarden Euro an Gehältern und an Kosten für die Jobcenter.

  • Nach 18 Monaten Pandemie wurden einmalig 150,- € "Corona Prämie" gezahlt. 18 Monate Pandemie, heißt Masken, Desinfektionsmittel etc.! Das System hinkt.... andererseits wird in Griechenland anscheinend überhaupt nichts als Sozialhilfe bezahlt...

    • @Guruji:

      Hartz IV Empfänger hätten eben Aktionäre von Lufthansa und TUI sein müssen, dann wäre jetzt mehr als 3 Euro "Gewinn" dabei herausgekommen.

      Die Lufthansa wurde mit 9 Milliarden Euro Steuergelder gerettet und der weltgrößte Tourismuskonzern TUI bekam 3 Milliarden Euro Staatshilfe (und das obwohl die großen Firmen selbst in der Corona-Krise noch Dividenden für ihre Aktionäre ausschütten), damit diese beiden Unternehmen den CO2-Gehalt auch in den nächsten Jahren in der Atmosphäre kräftig ankurbeln können (momentan 420 ppm CO2). Der arme Bürger bekommt aber nicht einmal kostenlose Schutzmasken vom Staat.

      Die soziale Ungerechtigkeit in Deutschland ist mit der Reform-Agenda-2010 der SPD gekommen und diese "Reform" (auch das menschenverachtende Hartz IV) wurde von etwa 90 Prozent der Grünen im Jahr 2003 "mitgetragen". Die Grünen werden die "nächsten" sozialen Ungerechtigkeiten wohl auch wieder brav mitmachen, wenn sie jetzt mit der SPD und der FDP in der Regierung sitzen, denn als die SPD sich damals die soziale Ungerechtigkeit in Deutschland mit der Reform-Agenda-2010 ausgedacht hatte (inklusive Hartz IV), haben die Grünen da ja auch mitgemacht. Dass die SPD weiterhin an Hartz IV festhalten will (vielleicht aber mit einem anderen Namen), ist wohl jedem klar, denn die Arbeitgeber wollen das Hartz-IV-Sanktionssystem auf jeden Fall behalten, weil Hartz IV sich nämlich seit Jahren als gutes Zwangsmittel bewährt hat, um Betroffene in den Billiglohn zu treiben. Die Ausweitung des Niedriglohnsektors wird also weitergehen - und der Mindestlohn wird mit allen Tricks umgangen - damit die deutsche Wirtschaft innerhalb Europas ihre Stellung als Exportweltmeister halten kann; was die übrigen europäischen Länder natürlich wirtschaftlich extrem unter Druck setzt. Hartz IV = FORDERN UND Gewinne der Wirtschaft FÖRDERN. Gefördert wurde mit Hartz IV aber nur die prekäre Beschäftigung samt Leiharbeit und Werkverträgen in Deutschland. Gefördert wurden Hungerlöhne und Armut.

    • @Guruji:

      Nicht nur in Griechenland, auch in anderen EU-Ländern.

      • @rero:

        In Griechenland hat das der IWF gefordert. Wer sich über die Machenschaften des IWF informieren möchte, dem empfehle ich das Buch - 'Weltmacht IWF: Chronik eines Raubzugs' von Ernst Wolff.

  • Ich weiß ehrlich nicht warum ich mir solche Artikel immer wieder durchlese. Nahezu immer steigt in mir die Trauer und die Wut über die Ignoranz der Politik und der Gesellschaft gegenüber den Ärmsten. Ich bin SGB XII und für mich ist der 1. Arbeitsmarkt erledigt. Dennoch bin ich der Meinung, dass ich noch ein wertvolles Mitglied dieser Gesellschaft sein könnte, wenn man mich dahingehend Fördern würde und mich dann auch lassen würde. Mit dem Regelsatz ist es nicht möglich ein halbwegs würdiges Leben zu führen, erst recht nicht wenn man darauf länger angewiesen ist und einem vorher auch noch alles weg genommen wurde. H4 macht krank! Eine Mangelerscheinung jagd die nächste, bis sich Organschäden manifestieren und man schon nicht mehr weiß welchen Arzt man als nächstes aufsuchen sollte. Von psychischen Folgen fang ich garnicht erst an. Wenn man sein Sauerstoffgerät Nachts nicht mehr einschaltet, weil man Angst vor der nächsten Stromabrechnung hat. Wenn man anfängt eine weitere Krebsdiagnose als positives Ereignis zu sehen, weil dann hoffentlich dieser unwürdige Kampf bald ein Ende hat. Wenn man so gebrochen wurde, das einem jeder Tag nur noch Qual ist. Wa ist das denn für ein Leben?



    Ich hoffe das jeder der das zu verantworten hat, wie mit unschuldig in Armut gerutschten Menschen in diesem Land umgegangen wird, irgendwann dafür die Rechnung bekommt.

    • 9G
      97760 (Profil gelöscht)
      @Sylvia G.:

      Vor allem führen auch einige Falchinformationen zu Mangelerscheinungen. Gibt Leute, die wollen ihren Kalziummangel mit Globulikügelchen homöopatisieren. Klappt leider nicht mit den 3 Atomen, die da drin sind.

  • Schöner Kommentar.



    Zumindest in Bezug auf die Familienkasse habe ich mir aufgrund der von Ihnen beschriebenen Zustände, die ich somit bestätige, einen Trick einfallen gelassen:



    Widerspruch schreiben. Thema egal. Auf dem Antwortschreiben, die man* dann erhält steht die Nummer einer sachbearbeiter*in. Diese anrufen und alle Fragen klären. Unbedingt nach der Mailadresse fragen, um es schriftlich zu machen. I. d. Regel scheinen die kompetenten MA dort zu sitzen. Leider wahrscheinlich um im Dinge abzuschmettern....



    Naja. Ich arbeite selber im ÖD. An der Pflegebasis. Und die im Kommentar treffend dargestellte Ansammlung unkompetenter MA ist die größte Erschwernis unserer täglichen Arbeit. Von daher scheint es ein Symptom des ÖD zu sein.

    • @tom meq:

      Ja, wenn man, wie Sie und ich, selber im ÖD ist, geht das alles besser.

      Vor ein paar Jahren (lange vor Corona) musste ich eine Kontenklärung bei der Rentenversicherung machen, dazu hatte die Rentenversicherung mich aufgefordert. Ich kam mit den nötigen Unterlagen zu den im Internet veröffentlichten Öffnungszeiten bei der zuständigen Filiale der Rentenversicherung an.

      Die Frau am Empfang: "Haben Sie einen Termin?"



      Ich: "Nein. Brauche ich auch nicht. Sie haben ja geöffnet. Und ich soll laut Ihrem Schreiben hier eine Kontenklärung machen."



      Sie: "Sie brauchen aber einen Termin."



      Ich: "Auf Ihrer Website steht davon aber nichts. Im Schreiben auch nicht."



      Sie: "Ist aber so."



      Ich: "Nein, ist nicht so."



      So ging das noch etwas hin und her, und dann schien sie den Eindruck zu gewinnen, dass ich mich wohl ein bisschen auskenne und ihr eine Menge Arbeit machen kann. (In der Tat wäre ich bei Verweigerung des Zugangs zum Sozialgericht weitergegangen und hätte bei der Rechtsantragsstelle einen Eilantrag auf Zugang zur Behörde und Bearbeitung meiner Angelegenheit zu den allgemeinen Öffnungszeiten aufnehmen lassen. Kostet nix und kann den Laden richtig zum Tanzen bringen.) Sie bat mich zu warten. Einige Minuten später führte sie mich zu einer fröhlichen, tiefenentspannten, sicher nicht überlasteten Sachbearbeiterin, die sich sichtlich freute, dass sie Besuch bekam, und dann wurde in sehr netter Atmosphäre die Kontenklärung durchgeführt.

  • taz: "Anfang 2022 soll der Hartz-IV-Regelsatz um 3 Euro steigen. Was fängt man damit an? Hartz-IV-Empfänger:innen berichten."

    3 Euro? - Das sind also 3 Tafeln Schokolade (Nervennahrung), damit der Hartz-IV-Empfänger die Schikanen des Hartzsystems etwas besser erträgt.

    Die eigentliche Frage ist aber, weshalb man dieses unwürdige System überhaupt "ins Leben" gerufen hat?

    Hartz IV = FORDERN UND Gewinne der Wirtschaft FÖRDERN. Das war/ist der wahre Grund, weshalb man die Hartz-Reformen damals unter Schröder (SPD) eingeführt hat. Und natürlich kann man mit Hartz IV die Arbeitslosenquote auch noch sehr gut "schönen". Die Arbeitslosigkeit steigt aber trotzdem seit Jahren in diesem Land, auch schon vor Covid-19, und nur durch statistische Tricksereien der BA schaut es so aus, als ob die Arbeitslosenzahl gleich bleibt. Gleichzeitig ist der Niedriglohnsektor immer mehr ausgebaut worden. Wir haben jetzt schon ca. 10 Millionen Niedriglohnempfänger in Deutschland. Viele Milliarden Euro werden jährlich aus Steuermitteln aufgewendet, um nicht existenzsichernde Arbeit aufzustocken. Die Gesellschaft "subventioniert" also schon seit vielen Jahren Arbeitgeber die ihren Angestellten nur Niedriglöhne zahlen. Wir haben trotz Ausweitung des Niedriglohnsektors - was ziemlich offensichtlich der wahre Grund für das menschenverachtende Hartz-IV-System war - aber nach wie vor die selbe Arbeitslosenzahl wie Ende des vorigen Jahrhunderts. Das bedeutet, dass wir ohne die durch Hartz IV ermöglichte Ausweitung des Niedriglohnsektors jetzt sogar wesentlich mehr Arbeitslose hätten. Ob das nun ein "Erfolg" von Hartz IV ist, darüber kann sich ja jeder mal seine eigenen Gedanken machen.

    Die taz hatte schon 2005 darüber berichtet, wie menschenverachtend das Hartzsystem aufgebaut ist, aber anscheinend soll das System weiterhin am Leben gehalten werden, damit das klimaschädliche Monopolyspiel der Mächtigen weitergehen kann.

    ***Bericht aus den Eingeweiden der Arbeitsagentur*** taz.de/!553963/

    • G
      Gast
      @Ricky-13:

      Fragen Sie doch mal Herrn Hartz und Herrn Schröder, die diese Einfphrung damals gefeiert haben, als hätten Sie einen 6er im Lotto gewonnen!! Und, in den ganzen 4 Jahren Regierung hat sich Herr Heil nicht mal ansatzweise um eine Reform gekümmert!!!! Dass Herr Heil anscheindnd die Hartz 4 Emofänger fast egal sind, könnte man echt meinen!! Ich meine, genauso war es doch auch mit diesen ominösen Corona Hilfen für Solo Selbständige, wo manche Monate drauf warten mußten und Herr Heil war sich wohl keiner Schuld bewußt!!!

  • 3 Euro mehr sind 0,7%. Für den Harzer.



    3 Im Monat mehr, für ihn.

    Ein anderer bekommt etwa 3% mehr.



    Das sind 180 Euro. Für den Manager.



    180 Im Monat mehr, für den.

    • G
      Gast
      @Heinrich Peter Maria Radojewski Schäfer Leverkusen:

      Ich verstehe Ihren Post null!! Sorry, aber, WAS wollen Sie uns damit Sagen??

    • @Heinrich Peter Maria Radojewski Schäfer Leverkusen:

      ... und wenn Ihr Unternehmen von Benco oder ähnlichen Verbr.chern geschluckt wird, werden die Tarifverträge für unglüdig erklärt und man wird dann Untertarif bezahlt.



      Geht in Österreich nicht, aber in Deutschland Praxis.... interessiert nur niemand ! Keinen Journalisten keinen Politiker....

  • Das Jobcenter ist ja noch ein Musterknabe verglichen mit BaFöG-Amt und Familienkasse. Bei letzterem kann man so gut wie nicht anrufen und wird nach 5 Minuten Warteschleife einfach wieder rausgeschmissen weil angeblich ein hohes Anrufaufkommen herrscht. Das ist aber ziemlich unabhängig von Wochentag und Zeitpunkt an dem man anruft. Sowohl um 8 Uhr morgens am Montag wie auch um 25 Uhr am Freitag hat Deutschland laut Familienkasse nichts besseres zu tun, als dort anzurufen. Ein bereits seit fünf Jahren ausgezahltes Kindergeld, können sie nun nach einem einfachen Wechsel der Kontonummer seit über drei Monaten nicht auf das neue Konto überweisen. Es musste nichts neu geprüft werden, sondern nur wieder eine regelmäßige Überweisung eingestellt werden, auf ein Konto, auf das schon einmal Kindergeld gezahlt wurde. Es war nötig beim Bundesministerium für Familie anzurufen, um dort mit extrem viel Stunk, an Nummern einer Reklamationsabteilung innerhalb der Familienkasse zu kommen. Das hat zumindest zu einem freundlicheren Ton und ein begrenztes Zugeben der eigenen Unfähigkeit geführt. Wie lange muss man suchen, um eine so große Gruppe von so inkompententen Menschen zuversammeln? Wie kann das nicht Absicht sein; die Verteilung an Inkomptenez ist eindeutig konzetrieter als es durch zufälliges Ziehen irgendwelcher Menschen zustande kommen würde. Amtliche Inkompetenz ist und war politisches Kalkül, um tolle Maßnahmen anzupreisen, für die man dann in der Realität aber möglichst wenig zahlen möchte. Dann erfindet man noch ein Wirr-Warr an Regeln, sodass auch die wenigen normal intelligenten Mitarbeiter nicht in der Lage sind diese zu durchschauen. So erschafft man eine Bürokratie des Bösen bei gleichzeitiger Verantwortungsdiffusion, da ja niemand "persönlich was dafür kann." Würde Poltiker und Ämter ihre eigene exorbitante Unfähigkeit wenigstens eingestehen, so könnte die Allgemeinheit entscheiden, ob die kognitive Limitation ein gutesEinstellungkriterium für öffentliche Ämter ist.

    • G
      Gast
      @HerrvonSinope:

      Also, ich bin im Jobcenter Pankpw, was wohl Berlin oder sogar Deutschlandweit, berechtigterweise sogar (!!) einen sehr miesen Ruf hat, aber, WAS das EINZIGE positive an diesem Jobcenter ist, dass man da an der Hotline meisst nicht lange warten muß!

  • Jeder der in H4 rutscht sollte sich als Erstes an eine Beratungsstelle wenden. Dort sind Ehrenamtliche wie ich als Berater tätig. Wir informieren über die Ansprüche und erklären auch, worauf man achten muss um Kürzungen zu vermeiden oder in eine der vielen anderen H4-Fallen zu geraten.



    Wir erklären aber auch die Pflichten damit es später nicht heißt "Habe ich nicht gewusst".

    Bei Bedarf begleiten wir auch zu einem Termin als Zeuge (was jetzt in Corona häufig vom Jobcenter versucht wird zu verweigern).

    Zudem werden bei uns auch mehrere Sprachen gesprochen und wir können auch mal bei Bedarf ein Amtsschreiben übersetzen.

    Viele Wissen gar nicht, was ihnen in H4 wirklich zusteht. Die Jobcenter sagen das zu gefühlten 99% auch nicht.

    Zudem sind viele der ausgesprochenen Kürzungen nicht in Ordnung und man kann der Kürzung Widersprechen.

    Wir beraten auch bzgl. Antrag auf Prozesskostenbeihilfe falls es mal nur über den Rechtsweg geht.

    Wie dieser "Wachmann" hier schon sagte: "Als könnte hier jemand durchblicken, was ihm zusteht".

    Hier findet man z.B. einige Beratungsstellen im Raum Berlin:

    www.beratungsstell...erlin/hartz-4.html

    • G
      Gast
      @Thorsten Kluge:

      Sorry, aber ich hatte schon einige Sanktionen und bin praktisch mit dem Szialgericht in Berlin Mitte auf "du und du", nur, bei diesem Sozialgericht habe zumindest null Chancen bis jetzt gehabt!! Ich habe das Gefühl, dass dieses Sozialgericht sooo derart erbarmungslos und gnadenlos hart gegen Hartz 4 Empfönger vor geht!!!!

    • @Thorsten Kluge:

      Danke für Kommentar, LINK und Eure ehrenamtliche Arbeit. Solche hat mir oft geholfen, manchmal habe ich selbst mitgemacht - Man ist nicht nur ausgeliefert.

    • @Thorsten Kluge:

      Prima, der Post könnte von mir sein.

  • Was für ein harter Job für Mitarbeiter im öffentlichen Dienst. Die kriegen auch nur drei Prozent oder so mehr. Also ein bisschen Mitleid für jc... Mitarbeiter, die müssen wie hartzler auch



    H Homeoffice machen

    • @StefanMaria:

      Drei Prozent sind nicht drei Euro!

    • @StefanMaria:

      Jeder Mensch der dieses System unterstützt bekommt von mir keinen Cent Mitleid. Ich finde das allerhöchstens verachtenswert. Ich kann verstehen, daß wir uns alle einen Job wünschen, aber es gibt Grenzen und es gibt grundlegende Werte, für die man auch einstehen sollte.

      • G
        Gast
        @t-mos:

        Sehr guter Post, das sollten Sie mal dem Sozial Ministerium schreiben!

      • @t-mos:

        Nein, so schön ist der Job als Arbeitsvermittler auch nicht. Viel haben sonst keine Stelle bekommen. Geldbriefträger wäre natürlich ideal.



        Während der halbjährlichen Ausbildung werden die Mitarbeiter natürlich ideologisch geschult. Verbale Auseinandersetzungen mit den Kunden bleiben nicht aus.

      • @t-mos:

        Nein, so schön ist der Job als Arbeitsvermittler auch nicht. Viel haben sonst keine Stelle bekommen. Geldbriefträger wäre natürlich ideal.



        Während der halbjährlichen Ausbildung werden die Mitarbeiter natürlich ideologisch geschult. Verbale Auseinandersetzungen mit den Kunden bleiben nicht aus.

      • 8G
        86548 (Profil gelöscht)
        @t-mos:

        Und wer überweist die Kohle an die h4 Leute, wenn diese verachtenswerten Menschen da nicht mehr arbeiten?

        • @86548 (Profil gelöscht):

          Das geschieht automatisiert.

      • @t-mos:

        Nicht nur eingestehen. Was dafür löhnen gehört mit dazu. Von warmen Worten wird man nicht satt.

        • @Rudolf Fissner:

          Was geschieht mit den Menschen, die in den Jobcentern arbeiten - und was geschieht mit denen, die sie als Kunden vor sich haben?

          Bettina Grimmer

          Folgsamkeit herstellen - Eine Ethnographie der Arbeitsverwaltung im Jobcenter.

          Aus dem Klappentext:

          *Die >Aktivierung< von Arbeitslosen ist das vorrangige Ziel des deutschen Jobcenter-Systems. In einer Ethnographischen Studie geht Bettina Grimmer dem Prozess der Arbeitsvermittlung auf den Grund und zeigt, dass die Gespräche zwischen Vermittlern und ihren Klienten eine erstaunliche Eigenlogik besitzen, die sich weder mit der Logik der Gesetze noch mit den subjektiven Deutungen der Teilnehmenden vollständig deckt. Das Ziel ist nämlich weniger die Aktivierung der Kienten als vielmehr die interaktive Herstellung von Folgsamkeit: Durch symbolische Gewalt werden die Klienten der symbolischen Ordnung des Jobcenter unterworfen. Das Jobcenter erscheint in diesem Licht als - wenn auch unvollendetes - neoliberales Projekt.*

          Da sitzen keine Bösen auf der einen Seite des Schreibtischen und andere Böse auf der anderen Seite.

          Niemand muss das hier zitierte glauben. Aber vorher nach lesen lohnt sehr!

          SO. Das kann ich Ihrem Kommentar gern bescheinigen:

          Er aktiviert mich ungemein erfrischend.

        • @Rudolf Fissner:

          Erstmal: Nein, nicht Verachtung, kein Mitleid für die Beschäftigten der Jobcenter. Und schon gar keinen Hass. Von denen waren so einige vorher auch arbeitslos. Natürlich kommt da manchmal Zorn auf. Genauso wie bei den Beschäftigten auf die Arbeitslosen, ob gerechtfertigt oder nicht..

          Aber das hilft kein Stück weiter. Schon persönlich nicht, weil einen das, wenn man sich darin verliert, nur auffrist!

          O.k.:

          *Was dafür löhnen gehört mit dazu.*

          Wissen Sie, welche sehr hohen Summen Haushaltsjahr für Haushaltsjahr der BA offen oder mehr oder weniger "versteckt" von den Mitteln der Förderung umgeleitet werden in den Haushaltstitel der Verwaltung? Und das dürfen die, weil gesetzl. gedeckt, wie sonst selten in Verwaltungen.

          Soviel zum "Löhnen".

          Kann man nachlesen z. B. unter www.aktuelle-sozialpolitik.de Dort gute Suchfunktion unter Stichworten.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @StefanMaria:

      Ne, ich muss mich mit ungeimpften Studenten rumschlagen...

  • Fundsache via Hernn Prof. Sells twitter:

    www.br.de/mediathe...tellosen-1/1839228

  • Wie wir jetzt durch die taz wissen, kann man sich von 3 Euro also durchaus mehr kaufen als drei Gurken. Nämlich 7,692 Gurken.

    Wenn man die größten Gurken nimmt, sind das so in etwa 492 Kalorien, also 25,89% des Tagesbedarfs einer alleinerziehenden Mutter.

    • @kditd:

      Sie vergessen, dass der Gurkenpreis sehr jahreszeitenabhängig ist. In der Saison reicht das H4 vielleicht für eine gesunde Gurkendiät, aber im Winter, wenn der Kalorienbedarf besonders hoch ist, sind auch die Gurken teurer, weil aus dem beheizten Gewächshaus oder aus dem Süden importiert.

      Ich würde ja das H4-Geld lieber in Billigwurst von Tönnies umrechnen, da bekommt man mehr Nährwert pro Euro. Und die "Spitzenqualität"-Schlachtabfälle in Kunstpelle sind auch preisstabiler.

    • @kditd:

      Danke für Ihre aufschlussreiche Rechnung, genau so argumentiert nämlich das Jobcenter.

      Allerdings: Gurken bei Netto für 0,39 sind eher nicht bio. Und Kalorien allein halten eine alleinerziehende Mutter nicht gesund. Sonst täten ja auch Pommes reichen.

    • @kditd:

      Hab ich auch gedacht!

  • Also, dass man den Brief mit dem Termin mitbringen MUSS, ist völliger Blödsinn. Das macht es den Jobcenter-Mitarbeitern ein wenig einfacher, aber das ist auch schon alles. Wenn die Frau vernünftig wäre, hätte sie sich diese Aussage schriftlich bestätigen lassen, mit Datum und Uhrzeit, und dann fröhlich wieder gehen, wenn sie nicht reindarf. Hätte der Sicherheitsmitarbeiter natürlich nicht gemacht, der hätte sie dann einfach reingelassen. Da muss man ganz ruhig bleiben und auf 100% preußisch umschalten.

    Dieses "besser immer alles schriftlich machen oder mit Zeugen" ist eine Pest dort. Dürfen die sich aber nicht drüber wundern, wenn das so läuft.

    • @Mustardman:

      Wie bereits SCHUEMLI geschrieben hat, ist der Brief mitzubringen. Der Grund:



      Damit "Sicherheits"-Mensch auch weiß, das die Person vor ihm einen Termin bei der jeweiligen Stelle hat.



      Dazu kommt noch ein Nachweis für die Kontaktaufnahme bei evtl. Infizierung.

      • @Waldo:

        Aber wenn eine Person, die sagt, dass sie einen Termin hat, den Brief nicht mitgebracht hat, dann kann der Sicherheits-Man doch einfach bei der betreffenden Stelle Bescheid sagen, dass die Person jetzt da ist, und die kann dann nachgucken, was in dem Brief steht, wenn sie nicht sowieso weiß, wen sie zu welchem Termin eingeladen hat. Die Briefe, die eine Behörde verschickt, hat diese ja auch selbst in Kopie in ihren Akten.

    • @Mustardman:

      Nein, das ist kein Blödsinn. Habe ich selbst auch schon erlebt, als selbständige Hartzerin in NRW. Steht auch auf den Schreiben drauf.

    • @Mustardman:

      So ist es!

    • @Mustardman:

      Ich finde das eine weitere, absolute Frechheit von Jobcenter und Senat. Ein willkommener Vorwand, um Zahlungen zu kürzen. Alle, die dort arbeiten, sind geimpft oder sollten es sein, trotzdem arbeitet man auf Sparflamme und erfindet neue bürokratische Hürden, wie auch in den Bürgerämter.

      Eltern von Flüchtlingskinder warten teilweise seit vier Monaten auf einen Termin zur polizeilichen Anmeldung und die Kinder können daher auch nicht für die Schule angemeldet werden, die Berliner Bürgerämter torpedieren also die Schulpflicht. Und immer wieder Corona als Ausrede. Bei der Digitalisierung passiert weiterhin nichts.

      • @Dorian Müller:

        Ja, das ist wirklich eine Frechheit.

        Sie erinnern sich, welche Parteien in der letzten Legislaturperiode regiert haben und voraussichtlich dieses auch in der kommenden tun werden?

        Der Senat wird doch gewählt, warum sollte sich da also was ändern?

      • @Dorian Müller:

        Das ist halt Berlin. Und die Endstufe von dem was jahrzehntelang toleriert wurde.

        In Berlin leben über 50 Prozent der Bevölkerung ganz oder teilweise von staatlichen Zahlungen wie Hartz IV, Arbeitslosengeld I, Rente, BAföG oder anderen Förderungen und Unterstützungen. Deutschland ist in Europa so ziemlich das einzige Land, dessen wirtschaftliche Stärke pro Kopf steigt, wenn man die Hauptstadt rausrechnet.

        Die perönliche Einstellung, dass es nicht so schlimm ist, wenn man etwas verbockt, dass irgendwie viel mehr egal ist, als man im Rest des Landes glaubt – die färbt irgendwie auf alle in Berlin ab, nein es wird sogar seit Generationen weiter getragen.

        Wo fängt man da am Besten an? Ja es geht darum welche Werte in den Schulen vermittelt werden. Und das mag durch und durch spießig, ja konservativ sein. Aber wenn wir berlin verbessern wollen, dann täte ein wenig Spießigkeit, ausgedrückt im Verantwortungsbewusstsein, Übereinstimmung im Handeln und Sprechen, Termintreue, etc. der Verwaltung ganz gut. Und das würde sich dann auch wieder auf die Bürger abfärben. Derzeit aber erleben wir quasi spätrömische Dekanddenz kombiniert mit einem irrwitzigen Verwaltungsapparat, ohne dass jemand zuständig wäre, ja noch verantwortlich ist oder sich gar für die Zustände schämen würde obwohl ganz Deutschland sieht, dass sich dringend was ändern muss.

    • @Mustardman:

      die meisten Betroffenen haben keine Energie mehr für sowas.

      • @kditd:

        Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Ja, die sind dann wirklich "sozial schwach" und nicht nur arm. Kenne ich.

        Ich könnte Ihnen da übrigens Geschichten aus der Zeit erzählen, in der ich mal (vor H4) eine Zeitlang die alte Sozialhilfe bekommen habe. Da war das noch viel katastrophaler. Der Standardsatz war minimal, man musste Beihilfe für jede Unterhose einzeln beantragen und die Standardantwort bei persönlicher Vorsprache beim Sozialamt war immer "NEIN!!!".

        Wer damit zufrieden war, hat nix gekriegt. Wer alles einzeln nach allen Regeln der Kunst schriftlich beantragt hat, dem hat es ständig Geld auf das Konto geregnet, weil das in der Akte gelandet ist und deshalb nicht ablehnbar war. Ich konnte gar nicht fassen, wie sehr sich das Briefeschreiben lohnte, aber ich habe auch ständig gesehen, wie wenig viele Bedürftige dazu in der Lage waren.

        Die Pauschalierung von H4 war da schon ein echter Fortschritt, denn für diesen Kleinkrieg um jede Mark hatten auch damals schon viele Bedürftige einfach keine Energie mehr (von denen, die mangels Sprachkenntnissen oder ähnlichen Einschränkungen da gar nicht weiterkamen, erst gar nicht anzufangen).

        Ich bin von daher gar kein H4-Hasser. Das war schonmal viel schlimmer und für so manche war H4 ein echter Fortschritt. Vieles liegt natürlich immer noch im Argen, aber es könnte echt schlimmer sein und war auch schon mal schlimmer.

        • 8G
          86548 (Profil gelöscht)
          @Mustardman:

          Gute Analyse, ist auch meine Erfahrung mit deutschen Behörden.

        • @Mustardman:

          Ich stimme ihnen zum Teil zu. Ich musste damals nach dem Studium (spätstudierend) z. B. erstmal meine Lebensversicherung aufbrauchen. Die ist heute meines Wissens geschützt.

        • @Mustardman:

          Man mußte die bewilligten Sachen aber auch nicht als Darlehen nehmen und zurück zahlen von der Sozialhilfe. Sie sollten sich mal informieren bevor Sie das Hartz-System so über den grünen Klee loben. Ich zahle heute Sachen zurück bei denen das Jobcenter selbst nicht mal mehr weiß wofür.

          • 8G
            86548 (Profil gelöscht)
            @Sozialdemokratie:

            Schriftlich Widerspruch einlegen

  • Es iritiert etwas die Ahnungslosigkeit der Betroffenen, was die Kosten einfacher Grundbedürfnisse angeht. Man bekommt im Artikel den Eindruck, als sei der Druck, als Langzeitarbeitsloser sparsam zu leben, nicht mehr so gross, wie er in manchen Fällen wegen Arbeits-Anreizen sein sollte.

    Der Preis von Grundnahrungsmitteln war mir damals, als ich noch Hartz IV bezog, bestens bekannt. Mein Müsli und Gemüse habe ich immer beim günstigsten Anbieter gekauft. Für Sonderangebote bin ich zu Fuss auch mal ein paar Kilometer weiter gelaufen. Die örtlichen Prospekte der Discounter bekommt man ja mit der Fernsehzeitung ins Haus.

    100 Euro für Strom und Internet sind ebenfalls sehr hoch gegriffen. 50 Euro sollten bereits reichen, selbst wenn Laptop und LED-Lampe den ganzen Tag laufen. Wer sparsam lebt, kann sich auch mal etwas leisten!

    • @VanessaH:

      Aha, Harz4-Bezieher müssen nur sparsam leben um sich was leisten zu können. Hat was von Sarrazin der mal meinte das Harz4-Bezieher im Winter auch mit 15 oder 16 Grad Zimmertemperatur vernünftig leben können, wenn sie sich einen Pulli überziehen.

    • @VanessaH:

      Das müsst ihr alles so dem Jobcenter vortragen oder noch besser den Politikern von der CDU, sollten die in 4 Jahren wieder Regieren, werden sie das sicher berücksichtigen und es gibt dann wieder nur 356 Euro ALGII! Da reichen dann 35 Gurken die ganze Woche zum Ernähren.

      Ich weiß nicht ob jemand noch den Ablauf der Hartz IV Beratungen seinerzeit im Bundestag und Bundesrat noch im Gedächtnis hat, für alle anderen heir mal die geschehnisse; im Bundestag wurde HartzIV mit einem Satz von 420 Euro (also so viel wie es heute gibt) mit der Mehrheit von damals SPD und Grünen verabschiedet. Dieses wurde dann im Bundesrat (damals hatte dort die CDU die Mehrheit) abgelehnt und an den Vermitlungsausschuß weitergeleitet, dort hat die CDU dann den Satz auf 356 Euro runter gehandelt, jeder (eventuelle Sozialhilfe Empfänger) also der CDU gewählt hat, hat sich ins eigene Knie geschossen.



      Dafür abgestraft wurde aber die SPD, erst jetzt nach 30 Jahren hat endlich die CDU die Quittung dafür bekommen.

    • @VanessaH:

      Ja, die 100 Euro haben mich auch irritiert. Ich komme im Home-Office auf 45 Euro. Leider wird das für Selbständige nicht als Betriebsausgabe anerkannt, angeblich weil es zur privaten Nutzung nicht abgrenzbar ist.

      • @Schuemli:

        Das wird Momentan nicht mehr reichen, bei 0,35 Cent Arbeitspreis, kommt man als 1 Personen Haushalt schon auf ca. 45 Euro, darin ist aber noch keine Grundgebühr enthalten.

        Diese Milchmädchen Rechnungen bringen nichts.

  • 3€ mehr pro Tag?

    • @kommentomat:

      Das wäre ein echter Fortschritt.

  • WEIRD PLACE

    Ein hervorragender Bericht. Kreative Herangehensweise. Bewusste Wahrnehmung. Das alles dann durch Aufbau/Struktur des Artikels gekonnt reflektiert. Ehrliche Annerkennung dafür. Da stimmt eigentlich alles.

    So kann Berichterstattung über die Jobcenter/Grundsicherung eben auch aussehen:

    -A WEIRD PLACE-

    Wer Hartz IV nicht kennt und hier im Artikel aufpasst, der lernst schneller verstehen, warum das so ist.

  • Mit 3€ kann man drei Kugeln Eis kaufen, oder die voraussichtlichen Mehrkosten beim Strom zum kleinen Teil bezahlen. Aber es ist ja noch immer so, die billigste Kilowattstunde ist ja die, die man erst garnicht verbraucht. Man sollte die 3€ also vorzugsweise in die gestiegen Kosten für Gemüse investieren und das dann ungekocht essen. So hat man der Umwelt geholfen und Rohkost ist ja auch noch sehr gesund. Gut, die Kinder werden es hassen, aber man kann ja mit der Erziehung hin zum guten grünen Leben garnicht früh genug anfangen. Die 3€ sind so gesehen also nur gut. Da sag mal noch einer unsere Politiker täten nichts für die Leute1!11

    • @Nafets Rehcsif:

      Wenn es witzig sein sollte, ist das nur zu einen geringen Teil gelungen.

    • @Nafets Rehcsif:

      Mit 3 Euro kann man sich auch drei Kugeln kaufen, erschießen kann man sich damit leider nicht, dazu fehlt noch die Waffe.

      • @Detlef Fingerling:

        Für 3 ,-€ gibts noch keine 3 Kugeln / Patronen.