piwik no script img

Kulturelle AneignungKultur als modisches Accessoires

Auf TikTok wehren sich Schwarze Use­r*in­nen gegen den Klau ihrer Ideen und Stile. Gleiches passiert im Alltag ständig, schon seit Jahrzehnten.

Die Jogginghose: Seit ein paar Jahren plötzlich salonfähig Foto: Martin Wagner/imago

M it ihrem Streik unter dem Hashtag #BlackTikTokStrike fordern Schwarze Use­r*in­nen, für ihre künstlerische Arbeit gewürdigt zu werden. Schwarze Tik­to­ke­r*in­nen denken sich Tänze aus, die dann von weißen Menschen geklaut werden, um Aufmerksamkeit zu bekommen und damit Geld zu verdienen. Der bekannteste Fall ist der von Charli D’Amelio. Sie ist die berühmteste Tiktokerin der Welt, seit sie ein Video online stellte, auf dem sie den „Renegade“-Tanz ausführt, der eigentlich von der 15-jährigen Jalaiah Harmon erfunden wurde. Obwohl Jalaiah den Tanz kreiert hat, hat Charli Markenverträge und Ruhm bekommen.

Tiktok-Tänze stehen nur exemplarisch für Kulturtechniken, die Schwarze Menschen, People of Color und Menschen mit Migrationsgeschichte schon lange praktizieren, teilweise dafür geächtet wurden und erst, als sie weiße Menschen ohne Migrationsgeschichte für sich entdeckten, cool wurden (Yoga!!).

Mein persönlichstes Beispiel ist die Trainingshose. Ich habe bosnischen Migrationshintergrund, die „trenerka“ gehört zu unserer Kultur. Während vor allem auf „unsere“ Männer herabgeblickt wurde, sie als primitiv galten, haben junge Hipster ohne Migrationshintergrund die Jogginghose vor ein paar Jahren salonfähig gemacht. Mittlerweile tragen Models am Catwalk Jogger – ein Trend, den jugoslawische Gastarbeiter und jene aus Osteuropa einst mitgebracht haben und nicht Powi-Student Niels.

Doppelmoral und Schulterklopfer

Dasselbe gilt für „ausländisches“ Essen. Während Kinder mit Migrationshintergrund für jede Jause, die nicht aus Käsebrot bestand, ausgelacht wurden, ist es mittlerweile die liebste Freizeitbeschäftigung weißer autochthoner Menschen, sich in ihrer Stadt durch alle Küchen zu kosten, für die sie ihren Mit­schü­le­r*in­nen früher „Igitt, das stinkt“ zugerufen haben. Der Pandemie sei dank, ist Feiern im Park jetzt cool, während bei türkischen Familien die Polizei gerufen wurde.

Meine Klas­sen­kol­le­g*in­nen hatten Mitleid mit mir, weil ich jedes Jahr in den Heimaturlaub nach Bosnien gefahren bin, während sie all-inclusive in Fuerteventura waren – heute sind Individualreisen nach Bosnien ein „Geheimtipp“, seit Anna und Lars einmal dort waren. Um beim Sommer zu bleiben: Weiße Menschen, die Skin-Care für sich entdeckt haben, gehen jetzt plötzlich im Burkini an den Strand, um ihre Haut zu schützen, während Hijabis dafür verjagt werden. Und während Mus­li­m*in­nen im Ramadan vorgeworfen wird, es sei ungesund zu fasten, fliegen Weiße auf „Retreats“, wo sie genau dasselbe machen, und alle klopfen ihnen dafür auf die Schulter. Mus­li­m*in­nen werden übrigens auch schief angeschaut, wenn sie beten, aber wenn In­flu­en­ce­r*in­nen plötzlich „manifesten“, trendet der Hashtag dazu.

Ich warte ja nur auf den Moment, in dem sie fordern, wir sollen ihnen dankbar dafür sein, diese Praktiken aufgewertet zu haben, anstatt die Doppelmoral dahinter zu erkennen.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Melisa Erkurt
Autorin "Generation haram", Journalistin, ehemalige Lehrerin, lebt in Wien
Mehr zum Thema

32 Kommentare

 / 
  • Die Autorin wirft 2 Dinge in einen Topf.

    1. Wer die Idee eines anderen klaut, begeht eine Urheberrechtsverletzung. Das hat mit "kultureller Aneignung" wenig bis nichts zu tun. Plagiate gibt es auch zur Genüge unter Leuten, die derselben Kultur frönen - die Musikgeschichte z. B. ist voll davon.

    2. Kultur ist niemandem angeboren. Jegliche Kultur kann nur existieren, wenn Menschen sie sich "aneignen". Es gibt daher z. B. auch keine "weiße" oder "schwarze" Kultur. Es gibt allenfalls Kulturen oder Kulturtechniken, die von der Mehrheit bestimmter Menschengruppen tatsächlich praktiziert bzw. konsumiert werden, und dies setzt voraus, dass die Mehrheit der betreffenden Gruppe dazu bereit ist, sich die betreffende Kultur(-technik) zu eigen zu machen. Welche Kultur jemand hat bzw. ausübt, hängt von der Entscheidung jedes Individuums ab oder sollte zumindest von dessen freier Entscheidung abhängen. Die exklusive Zuordnung von Kulturtechniken zu Personengruppen, die durch ihre Herkunft oder ihre ethnische Zugehörigkeit definiert werden, ist schlicht rassistisch, auch wenn sie heutzutage oft im progressiven Mäntelchen publiziert wird.

    Und wenn man näher hinguckt, stellt sich meistens heraus, dass Menschengruppen, denen eine bestimmte Kultur zugeschrieben wird, sich dieselbe von anderen Gruppen "angeeignet" haben. In den bisherigen Kommentaren zu diesem Artikel wurde schon genug dazu gesagt. Mir fällt noch das bekannte Beispiel der Rastalocken (oder "Dreadlocks") ein, die mitnichten von den Rastafari "erfunden" wurden, sondern auf ein Gebot aus dem alten Testament (4. Buch Mose, Kapitel 6, Vers 5) zurückgehen, sich während der Laufzeit eines Gelübdes nicht die Haare zu schneiden, sondern sie frei wachsen zu lassen. Niemand käme auf die Idee, den Rastafari deswegen "kulturelle Aneignung" vorzuwerfen - und das ist auch gut so.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Budzylein:

      "Wer die Idee eines anderen klaut, begeht eine Urheberrechtsverletzung. "

      Nur, wenn der Andere die Idee hat schützen lassen.



      Kunst ist was anderes.



      Ich glaube allerdings nicht, dass man Tiktok Quark schützen kann. Jogginghosen auch nicht.

      • @4813 (Profil gelöscht):

        Ja, ich hätte ein "allenfalls" oder ein ähnliches einschränkendes Wort einschieben sollen. Und ob man jede Marotte gleich zur Kultur aufblasen sollte, lässt sich füglich bezweifeln. Aber mir geht es vor allem darum, dass das gesamte Konzept der "kulturellen Aneignung" ein Holzweg ist, der schleunigst verlassen werden sollte.

  • Ich habe es nicht verstanden. Wer war es nun, der als erster mit Jogginghose darum lief. Ich dachte immer es war Fidel Castro: cdn.prod.www.spieg...fpx63.92_fpy50.jpg

  • "Obwohl Jalaiah den Tanz kreiert hat, hat Charli Markenverträge und Ruhm bekommen"



    Tja, dumm gelaufen. Sowas nennt man Patentrecht.

  • Mode ist auch Kultur. Teilhabe ist ungleich Aneignung

  • Also das mit den salonfähigen Jogginghosen ist dann soch etwas übertrieben. Wenn man so eine Jogginghose in einer Oper trägt oder der Bankkaufmann am Schalter trägt eine, dann ja. Dann ist die Jogginghose salonfähig geworden. Aber jetzt noch nicht. :3

  • "Die ersten Trainingshosen wurden in den 1920er Jahren von Émile Camuset produziert.[1] Er war der Gründer des französischen Sportartikelherstellers Le Coq Sportif. Die Jogginghosen waren einfach gestrickte graue Jerseyhosen, die es Athleten erlaubten, sich bequem zu strecken und zu laufen.[1]"

    Quelle: Wikipedia

    • @UNKE:

      Na endlich bemerkt es einer! Ich habe nirgendwo mehr komplett unsportive Männer in Trainingshosen im Alltag rumlaufen gesehen wie in Frankreich. Und dies bereits zu Beginn der 70er-Jahre.



      Ich habe aber auch nie einen Franzosen drüber jammern hören dass Bosnier ihnen einen Teil ihrer kulturellen Identität geklaut hätten.



      Außerdem frage ich mich ob es wirklich ratsam ist seine Identität an solch labberigen hässlichen Klamotten festzumachen. Die Dinger sind ja noch schlimmer als Lederhosen - und das will was heißen.

  • 9G
    91751 (Profil gelöscht)

    Eigentlich beziehen sich die Kommentare doch darauf, was Theorien wie die "kulturelle Aneignung" doch für krude Schlussfolgerungen zulassen (siehe Artikel) und in letzter Konsequenz auf eine permanente Unterscheidung zwischen Menschen verschiedener ethnischer Hintergründe hinauslaufen und damit dezent an Ethnopluralismus erinnert. Nicht gerade eine fortschrittliche Anschauung.



    Im Übrigen ist es auch keine Doppelmoral, wenn die Autorin in ihrer Schulzeit beleidigt wird und vollkommen andere Menschen aus einer anderen Generation jetzt Jogginghosen tragen oder neues Essen ausprobieren. Das funktioniert nur, wenn man alle "weißen autochthonen Menschen" als homogene Gruppe wahrnimmt, was ja an sich schon wieder eine rassistische Argumentation ist.



    Aber erstmal von Strohmanargumenten quasseln und fehlendes Leseverständniss unterstellen, gutes Argument.

    • 9G
      91751 (Profil gelöscht)
      @91751 (Profil gelöscht):

      sollte eine Antwort auf ARMOS sein

  • Faszinierend, wie sich die Leute in den Kommentaren wieder bemüssigt fühlen, sich an ihren eigenen Strohmännern abzuarbeiten.



    Dass der Text schon herausarbeitet, dass der problematische Aspekt an kultureller Aneignung die häufig damit einhergehende Doppelmoral ist und nicht die Frage, ob man noch Gin Tonic trinken darf, scheint leider zu viel Leseverständnis zu verlangen. XD

  • 9G
    91751 (Profil gelöscht)

    Tik-Tok Videos? Jogginghosen? Das ist mal wieder so ein Kommentar aus der identitären Ecke, bei dem ich mich frage, wieso die Taz so einen chauvinistischen Müll verbreitet. Und dann auch noch diese Menschen, welche im Laufe ihres Lebens eine geistige Entwicklung durchlaufen und sich NICHT mehr wie Kinder verhalten. Diese üblen Rassisten!



    Fast so gut wie dieser Artikel, warum man rassistisch ist, wenn man Leute mit einer anderen Hautfarbe attraktiv findet oder Hödls Behauptung, dass sie wegen ihrer Hautfarbe keine Rassistin sein kann, aber andere Leute wegen ihrer Hautfarbe definitiv welche sein müssen.



    Ich schätze die Taz ja für die meisten ihrer Artikel, aber diese Kolumnenschreiber, die vollkommen Fakten- und Recherchefrei ihren chauvinistischen Grabenkampf aufmachen, gehen mir wirklich auf die Nerven. Und egal wie oft sie auch ihre eigene Fortschrittlichkeit beweiräuchern: Diese ständigen Rassismusvorwürfe bei immer absurder werdenen Themen behindern den Kampf gegen tatsächliche Probleme.

    • @91751 (Profil gelöscht):

      Wunderbar auf den Punkt gebracht.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Hat es Patent- oder Markenschutz. Ist es ein künstlerisches Werk?



    Wenn nein, dann kann es jeder nachmachen.

  • Wer wurde in Deutschland denn dafür geächtet, "Yoga (!!)" zu machen, und wann war Yoga jemals "cool"?

    Darf ich jetzt noch Gin Tonic trinken, oder muss ich den jetzt den BritInnen überlassen? Und Ayran, ist das okay? Sollte ich also, bevor ich irgendetwas zu mir nehme oder tue, erst einmal eine weltpolitische und geschichtliche Analyse vornehmen, ob die Kultur, aus der das stammt, denn von völkisch oder christlich-fundamentalistisch Orientierten als über oder unter meiner stehend bewertet wurde oder wird, damit ich weiß, ob ich das als Weiße anziehen/tun/essen/trinken darf?

    Oder reicht es, dass ich mit Zeugen nachweisen kann, als Kind zwar keine Spiegeleier gemocht zu haben, aber niemals, niemals "Bäh" zum Essen eines anderen Kindes gesagt habe?

    Darf ich heute Spiegeleier essen, wo ich sie früher nicht mochte, oder ist das zu inkonsistent?

    Fragen über Fragen.

    Ich trink jetzt mal einen Gin Tonic. Ich denke, das kann ich gerade noch vertreten.

    • @V. Ohneland:

      Jede vernunftbegabte Spezies hat irgendwann ein ein Getränk, das Jynnan Tonix oder so ähnlich heißt, erfunden, wenn man Douglas Adams glauben will.

  • Es gibt keine "kulturelle Aneignung" da es keine für sich abgeschlossene Kultur gibt.

    Und die Jogginghose gab es schon lange vor der massenhaften Einwanderung aus Jugoslawien.

    Eine Jogginghose ist allenfalls bequem, doch niemals salogfähig.

  • Niemand kam auf die Idee, „kulturelle Aneignung“ zu rufen, als Jessye die Sieglinde in der Walküre gesungen hat. Man hat ihr zu recht zugejubelt. Jeder freut sich an den wunderbaren Aufnahmen der Bachkantaten des Bach-Kollegiums Japan unter Mazaaki Suzuki. Die Ablehnung seiner Arbeit mit seiner kulturellen Herkunft zu begründen, müsste zu Recht als rassistisch eingeordnet werden. Welch Verarmung, wenn jeder in seiner Kultur bliebe. Übrigens: Die Nationalsozialisten haben die Musik Felix Mendelssohns nicht aufgeführt, weil sie ihm vorgeworfen haben, dass er als „Jude“ deutsche Kultur nicht „im Blut“ habe, sondern sie sich lediglich „angeeignet“ habe. Grusel! Daraus sollten wir gelernt haben. Mein Fazit: Nehmt das Gute, das die Kulturen dieser Welt hervorbringen und eignet es Euch an! Kultur ist für alle da!

    • @fraesdorff:

      Danke!

  • Verdammt! Da hatte ich als Weiße doch auch den Impuls, auf eine Weise zu reagieren, die PoC im Sinne des letzten Absatzes hätten interpretieren können...

    Also: Danke für die schwierigen ersten Schritte im Populärmachen der Jogginghose! Die sind echt bequem.

  • Da Trainingshosen eine westliche Erfindung sind, haben bosnische Männer also schon diese Hosen kulturell appropriiert?

    Und dem Bild zufolge appropriiert Melisa Erkurt Blazer und vielleicht gar westliche Hosen.

    Und jetzt?

    Konsequent zuende gedacht, hat jede/r gefälligst in der hergebrachten Tracht/Nahrung/Kultur der ihm/r zugeschriebenen Herkunft zu bleiben und bitte niemals auch nur daran zu denken, etwas daran zu ändern.

    Kommt mir aus anderer politischer Richtung unangenehm bekannt vor.

  • Sind viele der genannten Beispiele nicht eher der Beweis dafür, dass wünschenswerter kultureller Austausch funktioniert? Ich kann mir Deutschland jedenfalls ohne Pizza und Döner nicht mehr vorstellen. Auch bei anderen Köstlichkeiten habe ich kein schlechtes Gewissen dabei, alles mögliche zu probieren und gut zu finden. Ist das dann kulturelle Aneignung? - oder einfach nur echte Wertschätzung?

    Das Beten und Fasten haben die Muslim*innen übrigens nicht selbst erfunden, sondern im 7. Jahrhundert von den Christ*innen abgeschaut (und die wiederum von den Jüd*innen im 1. Jh.).

    Ich bin stets dankbar dafür, wenn diese Praktik generell aufgewertet wird, egal von wem.

  • Darf ich Sie bitten den Blazer abzulegen und wieder den Trainingsanzug ihrer Vorfahren anzuziehen?

    Für das erste Beispiel habe ich durchaus Verständnis. Aber im zweiten Teil des Textes wird es mit Verlaub wirklich grotesk! Man könnte meinen Sie wünschen sich die frühere unentspannte Gesellschaft zurück. Opfer von Polizei rufenden Anwohnern waren früher aber nicht nur Türken, sondern auch Jugendliche die irgendwo zusammen kamen.

    Nichtsdestotrotz ist das Konzept hinter kultureller Aneignung wirklich wackelig.

  • Das Menschen verschiedener Kulturen Gedankengut austauschen ist ja mal wirklich eine unerhoerte Frechheit!!!

    Was die Autorin halt mal gar nicht begreift ist das die Jogginghose schon immer in der Sport und Freizeitmode vorhanden war. So zu tun als ob das tragen einer Jogginghose abseits ner Sportveranstaltung Suedslavisches Unesco World Heritige ist ja mal sowas von traurig 🤣

    Suchen sie sich mal bessere Beispiele wie das Palistinensertuch in der Mode Anfang der 2000er...

    • @DerOedeBloede:

      Palästinensertücher waren schon Ende der 80er aus der Mode. Die Turnhose gab es schon in den 70ern. Das kommt davon, wenn man sich nie für Familienfotos interessiert hat.

  • Ach ja.

    Elvis hat den Schwarzen ihre Musik geklaut, Madonna war immer vorne mit dabei, wenn es darum ging, den heißesten Scheiß von der Straße in ihre Videos einzubauen. Nehmen wir nur das Krumping.

    Sollten die Kartoffeln nur Kartoffeln essen und die Jogging-Hose zerknirscht an die ehemaligen Gastarbeiten aus Jugoslawien zurückgeben?

    • @Jim Hawkins:

      Kartoffeln?! Haben wir den Chilen*innen und Peruaner*innen geklaut, und die müssen jetzt verhungern... ; )



      Jogginghosen wurden laut Wikipedia in Frankreich (ausgerechnet!) erfunden, und hier waren sie - leider - schon populaer als Melisa Erkurt noch nicht geboren war - übrigens wuerde ich lieber mit nacktem Hintern rumlaufen, als so etwas anzuziehen.



      Was "auslaendisches" Essen angeht, gibt es halt Leute, die etwas aufgeschlossener sind und solche, die das Motto beherzigen: "Wat de Buur nich kennt, dat fret he nich." Ich erinnere mich in dem Zusammenhang noch an eine "Habibitus"-Kolumne, in der Hengameh Yaghoobifarah naserümpfend ihre Verachtung fuer Leute aeusserte, die Suelze essen.



      Hier hat Melisa Erkurt, die ich sonst sehr schaetze, zum grösseren Teil, wie ich finde, Bloedsinn geschrieben.

      • @Volker Scheunert:

        Ich lese die Texte von Melisa Erkurt auch gern, keine Frage.

        Nur hat dieses Konzept der "kulturellen Aneignung" im Kern etwas Reaktionäres.

        Manches erinnert an den von der neuen Rechten propagierten Ethnopluralismus.

        Jedem Tierchen sein Pläsierchen.

        Die Rechten sagen dann: Natürlich, aber jeder in seinem eigenen Land.

        Und die Kritiker der kulturellen Aneignung sagen: Natürlich, aber jeder in seiner eigenen Gruppe.

    • @Jim Hawkins:

      Wer kennt sie nicht, die traditionellen tik-tok Tänze aus indigenen Kulturen? Den Gangnam-Style zum Beispiel. Achnee, das war ja vor TikTok. Apropos TikTok. Ist der Name nicht beim katalonischen Fußball geklaut?

      Mal im Ernst:

      Artikel, die Jogginghosen und SocialMedia Trends zum schützensswerten Kulturgut erklären und behaupten, Fasten wäre eine explizit muslimische Tradition, sehen unter der Rubrik "Wahrheit" wirklich besser aus.

      • @Deep South:

        Mir ist das auch fremd.

        Man stelle sich mal eine kulturelle Entwicklung vor, in der keinerlei kultureller Austausch, keinerlei kulturelle Übernahme stattgefunden hätte.

        Was liefe dann heute wohl in den Charts?

        • @Jim Hawkins:

          Heino, mein Kerl, Heino liefe dann - und es wäre die gerechte Strafe für unseren angeborenen strukturellen Rassismus!