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Zehn Vorschläge zur Rettung der SPDRedet verständlich!

Stefan Reinecke
Kommentar von Stefan Reinecke

Sozialdemokraten schreien ihr Publikum zu oft an und halten die Agenda 2010 als Schlossgespenst. So wird das nichts mit den Wählerstimmen.

Ob Nahles wie eine Oppositionsführerin poltert oder auf staatstragend macht, ist eigentlich egal Foto: dpa

D ie SPD ist unter den Parteien das, was Zeitungen innerhalb der Medien sind. Ziemlich alt, für die Zukunft vielleicht nicht mehr unbedingt erforderlich. Aber alle wären sehr bestürzt, wenn sie wirklich verschwindet. Was die SPD vielleicht retten kann.

1. Redet verständlich! Sozialdemokraten schreien ihr Publikum zu oft an. Mit sich überschlagender Stimme im Wahlkampf die eigenen Reihen zu schließen und andere Parteien zu beschimpfen, ist ein Relikt aus der alten Bundesrepublik. Gleichzeitig regiert die SPD seit Jahren geräuschlos mit der Union, die ihr inhaltlich oft zum Verwechseln ähnelt, doch in Wahlkämpfen rituell beschimpft werden muss.

Der andere SPD-Sprachmodus ist: Verwaltungsjargon, ohne Verben, mit Substantivketten. Das Brüllen ist leeres Ritual, das andere blutarme Administration. Die gebildeten WählerInnen (also die Mehrheit) wollen 2018 aber als Einzelne und als denkende Subjekte ernst genommen werden. Robert Habeck hat verstanden, wie man in der Gesellschaft der Singularitäten reden muss: plastisch, originell, reflexiv. Klar in den Zielen, freundlich im Ton. Bei der SPD ist es oft andersherum.

2. Nichts ist gut, wenn Die Welt nette Kommentare über euch schreibt. Die SPD ist eine Partei des sozialen Aufstiegs. Ihre historische Mission war die Verwandlung von Arbeitern in Kleinbürger. Die ist geglückt. Tief in fast jedem Sozialdemokraten, dessen Eltern oder Großeltern noch zu den bildungsfernen Schichten gehörten, gibt es das nagende Gefühl, noch immer nicht dazuzugehören. Und noch immer nicht so selbstverständlich wie Union, Liberale und neuerdings Grüne das Bürgertum der Bundesrepublik zu verkörpern. Man möchte aber doch so gerne auch endlich ganz und gar ankommen. Deshalb heiratet Schröder im Adlon, und die SPD-Spitze lächelt still und glücklich, wenn FAZ oder Die Welt ihr jovial auf die Schultern klopfen. Falsch! Wenn das passiert, ist Gefahr im Verzug. Es gilt: Sofort eine gepfefferte Erbschaftssteuer beschließen.

3. Beerdigt die Agenda 2010! Die Agenda 2010 ist das Schlossgespenst der Sozialdemokratie. Nicht tot, nicht lebendig, und immer noch schreckenerregend. Die SPD ist eine Partei der Arbeit. Sie muss garantieren, dass, wer Jahrzehnte gearbeitet hat, weich fällt und nicht knallhart in Hartz IV aufschlägt. Das ist finanzierbar und man muss auch nicht (wie es euer Arbeitslosengeld Q vorsah) 61-jährige ehemalige Metallarbeiter oder die ausgebrannte Krankenschwester mit Zwangsumschulungen malträtieren. Gebt Euch einen Ruck und beerdigt das Gespenst. Und verkündet das am besten zusammen mit forschen Plänen für Arbeit in der digitalen Zukunft.

4. Werdet höflicher! Kürzlich im Willy-Brandt-Haus: die wöchentliche Pressekonferenz des Generalsekretärs. Aber er kommt nicht. Auch eine halbe Stunde später ist kein Klingbeil zu sehen. Der Korrespondent einer Regionalzeitung mit wenig Neigung zum Aufsässigen fordert alle Journalisten auf, zu gehen. Dann kommt der Generalsekretär doch noch. Entschuldigung oder Erklärung für die Verspätung? Fehlanzeige. Das ist kein Einzelfall. Mit der Pressestelle der SPD zu telefonieren erinnert an Gespräche mit Callcentern, wenn die Stromgesellschaft ein paar Hundert Euro zu viel abgebucht hat. Außergewöhnlich dünnhäutig und pampig regieren indes SPD-PolitikerInnen auf kritische Kommentare. (Die schreibt derzeit niemand mehr – das ist wirklich beunruhigend.)

Es gibt viele zugewandte, offenherzige und souveräne SozialdemokratInnen. Und es gibt eine strukturelle Unhöflichkeit, die man weder bei CDU noch bei der Linkspartei, weder bei Grünen noch FDP findet. Und die hat zwei Gründe: Erstens neigen soziale Aufsteiger zu einer Hemdsärmeligkeit, die, wenn es gut läuft, locker wirkt, aber schnell in ungebremste Wurschtigkeit umschlägt. Und zweitens ist die Mixtur aus Arroganz und Dünnhäutigkeit typisch für Großorganisationen, die verdrießlich ihren eigenen Abstieg managen. Aber Gründe gibt es immer. Man kann auch mit Stil untergehen. JournalistInnen ärgern macht nichts besser.

5. Räumt Willy Brandt in die Ecke! Im fünften Stock des Willy-Brandt-Hauses hängen Fotos der beeindruckenden Ahnengalerie der Partei – Marx und Lassalle, Heinemann und Brandt. Groß und heroisch war der Kampf gegen den Kaiser und die Nazis, für Demokratie, Frieden, Bürgerrechte. Nur die SPD musste nie ihren Namen ändern, heißt es stolz. „Die Tradition aller toten Geschlechter lastet wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden“ schrieb Marx im „18. Brumaire“. Das trifft auf die SPD zu.

Groß ist die bronzene Statue von Willy Brandt im Atrium der Parteizentrale. Klein, graugesichtig und technokratisch verzagt wirken daneben der Klingbeil, die Nahles, der Schäfer-Gümbel und all die andern. Die Historische Kommission zu streichen, war dumm. Aber aus dem übermächtigen Schatten der Geschichte zu treten, das strahlende Gestern und Willy Brandt etwas in die Ecke zu rücken – vielleicht würde es die Köpfe freier machen. Leicht wird das nicht. Die Statue wiegt eine halbe Tonne

6. Lest Nils Heisterhagen – und folgt ihm nicht! Heisterhagen ist ein sendungsbewusster junger Sozialdemokrat und hat eine Idee. Schon das ist derzeit ein Alleinstellungsmerkmal in der SPD. Die Partei soll innenpolitisch rechts und sozialpolitisch links werden, und sich von Multikulti und libertärem Klimbim befreien. Das klingt besser als es ist. Die SPD hat noch vor ein paar Jahren einen komplett biodeutschen 50-köpfigen Parteivorstand gewählt und ist erst kürzlich auf die Idee gekommen, dass Podiumsdiskussionen ganz ohne Frauen nicht so toll sind. Damit soll jetzt schon wieder Schluss sein? Lieber nicht. Ja, die SPD braucht mal wieder einen wie Schily, der Gesetzestreue als sozialdemokratische Politik verkauft. Und nein, reißt bloß das zarte Diversity-Pflänzchen nicht wieder aus. Damit jagt ihr die letzten Wohlmeinenden zu den Grünen.

7. Mehr Machtbewusstsein! Die SPD hat sich zu lange geweigert, die Linkspartei mit der Aussicht auf Machtbeteiligung zu locken und zu bändigen. Aus Scheu vor dem Risiko, aus Bequemlichkeit und Widerwillen gegen Lafontaine. Irgendeinen Grund gab es immer. In Bayern bekamen SPD und Linkspartei zusammen nur ein bisschen mehr als die AfD. Außer in Hessen gibt es für linke Mehrheiten derzeit nicht allzu viele Chancen. Will sie eine haben, muss die SPD beherzt Rot-Rot-Grün forcieren. Wenn sie es vorzieht, nach den blendenden Erfahrungen mit den Großen Koalitionen, Juniorpartner der CDU in Wiesbaden zu werden, ist ihr nicht mehr zu helfen.

8. Schafft linke Symbole! Olaf Scholz hatte mal eine echt gute Idee: 12 Euro Mindestlohn. Leider kam ihm diese Idee sechs Wochen nach dem Wahlkampf 2017, den die SPD mit einem Dutzend kleinerer, meist komplizierter Reformvorschläge bestritten hatte. Der Renner war die „Wiedereinführung der paritätischen Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung“. Für Zeiten, in denen mit Twitter-Botschaften Politik gemacht wird, vielleicht ein bisschen lang. Man musste eine gewisse Liebhaberei für Wahlprogramme haben, um zu verstehen, was die SPD mit Gerechtigkeit meinte.

Andrea Nahles hatte eine andere prima Idee und auch noch während des Wahlkampfs: ArbeiternehmerInnen, die der digitale Wandel zu flexiblen neuen Jobs zwingt, sollten ein paar Tausend Euro bekommen, finanziert aus der Erbschaftsteuer. Supervorschlag! Die Bild streute das Gerücht, dieses Chancenkonto koste 100 Milliarden Euro. Das war zwar Unfug, reichte aber, um das ohnehin nur halbherzig vorgetragene Konzept in die Schublade zu verbannen.

9. Legt Euch mit den Eliten an! Wenn ihr nur das Bestehende erhalten wollt, werdet ihr untergehen. Wenn ihr es ernst meint mit Gerechtigkeit und Umverteilung, müsst ihr es so sagen, dass die Leute es verstehen. Nicht nuschelnd im Hinterzimmer bei Verhandlungen über die Erbschaftsteuer. Sondern selbstbewusst und laut. Dafür müsst ihr euch auch mal mit den Eliten anlegen. Das habt ihr verlernt. War die Idee lebenslangen Lernens nicht von euch?

10. Raus aus der Großen Koalition! Die Befürworter der GroKo machten Anfang des Jahres ein verführerisches Versprechen: Es gibt kein „Weiter so!“. Bei der dritten GroKo wird alles besser als bei den ersten beiden, die der SPD schlimme Wahlergebnisse zwischen 20 und 24 Prozent beschert hatten. Merkel, die stets schamlos das SPD-Programm geplündert hatte, sei nun schwach. Bald werde das Publikum die verlässliche SPD wieder ins Herz schließen. Aber so ist es nicht. Es ist viel, viel schlimmer, sagen hinter vorgehaltener Hand auch SPD-SpitzenpolitikerInnen. Ob Nahles wie eine Oppositionsführerin poltert oder auf staatstragend macht, die SPD kann derzeit tun, was sie will, es nutzt nichts.

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Kein Name ist so belastet wie dieser. Wer heißt heute noch „Adolf“? Wir haben vier Männer unterschiedlichen Alters gefragt, wie dieser Vorname ihr Leben prägt – in der taz am wochenende vom 20./21. Oktober. Außerdem: Ein Regisseur will mit Theater heilen und probiert das jetzt in Sachsen. Eine Pomologin erklärt, wie sich alte und neue Apfelsorten unterscheiden. Und Neneh Cherry spricht über ihr neues Album. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Beim ersten Auftritt von Horst Seehofer als Dramaqueen sagte die SPD gar nichts – gebracht hat es ihr nichts. Im Fall des Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen hat sie eskaliert – ohne davon zu profitieren. Es ist wie in einem Slapstickfilm: Erst versucht man den tropfenden Wasserhahn zu reparieren, dann steht die Wohnung unter Wasser und am Ende bricht scheppernd das ganze Haus zusammen. Dieser aus der Not geborenen Regierung wird niemand eine Träne nachweinen. Auch wenn die SPD kreuzbrav bleibt, wird sie kaum drei Jahre halten. Das Risiko eines Koalitionsbruchs ist überschaubar. Deswegen ist früher raus besser als später raus. Besser ein Ende mit Schrecken. Danach beginnt die Arbeit.

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Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.
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57 Kommentare

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  • 6G
    64984 (Profil gelöscht)

    Vieles stimmt, aber der Punkt 10 sollte ersetzt werden durch: Die SPD sollte der CDU sagen, dass Sie nur noch zu einer Koalition aus CDU, SPD und Grünen ohne CSU bereit ist.



    Denn die Probleme der SPD liegen vor allem an der CSU. Wenn die SapD sich eindeutig gegen die CSU positionieren würde, würde ihr das sogar eine Ganze Menge Stimmen bringen.



    Und selbst die CDU würde davon profitieren, denn das die CDU so abstürzt, liegt zum guten Teil an dem Streit mit der CSU.



    Aber selbst wenn die CDU nein dazu sagt und es dann Neuwahlen gibt, würde die SPD stimmenmässig viel besser abschneiden, als wenn Sie einfach aus der Groko ausscheidet.

  • Wegen Brandt bin ich (Jahrgang 50) eingetreten, mit Schmidt begann meine schleichende Entfremdung zur Karteileiche, Schröder weckte mich - und ich trat aus!

  • Die SPD, die Partei, die mit Agenda 2010 die oberen und vermögenden Einkommensschichten entlastet und die mittleren und unteren Einkommensschichten belastet hat. Die Partei, die mitverantwortlich für die Deregulierung des Finanzsektors ist, die auch nach Jahrzehnten nur noch eine suboptimale Mietpreisbremse hinbekommt und nur noch eine suboptimal regulierte Marktwirtschaft! Dadurch bleibt leider wirklich nur noch als Punkt 11, wie unten bereits erwähnt von WARUM_DENKT_KEINER_NACH?, "11. Ersetzt die derzeitige Parteiführung durch Sozialdemokraten." Das ist natürlich in der Tat als erstes zu erledigen, ansonsten werden die anderen Punkte ganz sicherlich nicht umgesetzt!

    • @Frederik Andersen:

      In der Verkürzung ist der Fehler schon immanent! So stimmt es einfach nicht. So kann eine echte Mietpreisbremse mit der CDU nicht durchgesetzt werden. Die SPD hat eine härtere Gangart vorgeschlagen. der verschärfte Gesetzentwurf verrottete damals aber im Kanzleramt! Schon mal daran gedacht, was Koalition bedeutet, insbesondere Große Koalition? Mal bedacht, warum es die Agenda gab? auch die Agenda war so falsch nicht, man muss nur wissen, wann es genug ist und für welche Fälle man sie nicht anwenden kann.

  • Die momentane SPD-Elite würde nicht einen einzigen Punkt dieser Liste unterschreiben. Vielleicht haben sie auch Recht damit, denn die Arbeitnehmer, die Normalos sind lange weg - übriggeblieben sind wenige, wohl eher die Beamten und Angestellten des Öffentlichen Dienstes.

    Das Überhebliche, was jetzt immer wieder bei der SPD so herumkommt, ist wohl lauch kein Zufall, sondern gegenwärtig der Zustand der SPD-Seele. Wer nicht gewinnen kann, muss wenigstens eine dicke Lippe risikieren können. Die SPD ist durch Gerd Schröder ausgehölt worden - sie war schon 2005 ein Sanierungsfall - nur keiner wollte sanieren oder konnte die SPD wieder flott machen. Stattdessen kamen Konkursverwalter hoch, Leute wie Gabriel, Steinmeier, Scholz oder Nahles. Anführer, die glücklich sind, dass sie keine Anhänger haben, weil sie mit Widerspruch und Debatte nicht gut auskommen können.

    • @Andreas_2020:

      Es klingt Alles so sinnig - und dann kommt das:

      "Die SPD ist durch Gerd Schröder ausgehölt worden..."

      Da macht es sich aber Jemand GANZ gewaltig zu einfach (und ich meine nicht den großzügigen Verzicht auf das lästige Dehnungs-h).

      Denn wie kann Einer allein DAS schaffen? Wieviel tote Masse muss Schröder schon vorgefunden, haben, dass er und wenige Getreue die älteste und größte demokratische Partei, die es je auf deutschem Boden gab, mal eben SO umkrempeln konnten, dass sie dem nicht nur nicht widerstand, sondern sich davon auf Jahre nicht erholt?







      Als Schröder zuckte, den Schritt von Hannover nach Berlin zu tun, war er schon der Messias der Partei - der Mann, der besiegen konnte, woran so viele gescheitert waren (obwohl es doch "nur" eine Birne aus Oggersheim war, Gespött der progressiven Menschheit). Schon vergessen? Wer hat ihm DA gesagt, dass er es nicht zu weit treiben soll mit seiner rückwärts gewandten Macho-Tour, seiner Seeheimer-Mentalität, den Brioni-Anzügen und seiner FoG-Truppe?? Die SPD etwa?? Der Lafontaine hat's nac hder Wahl versucht - und schwupps war er weg.

      Ich erinnere mich an Schröders "Pump-Fake" kurz vor dem Überrumpelungsangriff von Lafontaine auf Scharping, als er auf dem Mannheimer Parteitag zum Schluss seiner Rede meinte "Ihr werdet Euch entscheiden müssen. Ich kandidiere nämlich..."

      - Pause, Schockstarre, Scharping fällt das komplette Gesicht auf den Tisch, Alle wissen: Jetzt ist es passiert -

      "...für den Parteivorstand." Und setzt sich grienend.

      Da war's doch um die alte Tante längst geschehen! Die hat doch mit dieser Reaktion spätestens gezeigt, dass sie längst alle Kraft verloren hatte, sich selbst zu ermächtigen und eine aktive Rolle in der Politik zu spielen. Ab da galt: Wer SPD-Chef ist, IST die SPD - und wenn er nichts taugt, kann die SPD leider nicht nachlegen.

      Analyze that!

      • @Normalo:

        Das permanente "Sedieren" der Partei mit Seeheimer KO-Tröpfchen hat ja schon unter Helmut Schmidt begonnen. Schröder brauchte dann nur noch die Agenda für den KO-Schlag.

      • @Normalo:

        Schröder hat den 'Modernisierungskurs' Agenda 2010 durchgepeitscht, die innere Opposition unterdrückt, die SPD auf neoliberalen Kurs gebracht - sie haben zumindest an einem Punkt recht: Viele wollten in der ersten Reihe dabei sein, wie Wolfgang Clement, Frank-Walter Steinmeier, Franz Müntefering oder Olaf Scholz. Dennoch kann man Gerd Schröder klar als den Antreiber ausmachen.

    • 9G
      97088 (Profil gelöscht)
      @Andreas_2020:

      Wow - exakt so ist es!

  • Haha..! Ich bin strikt gegen die `Verschrottung´ Willy Brandt´schen Erbes ! Er war schliesslich einer der wesentlichen Wegbereiter für die Annäherung an die ExDDR.. und für die darauffolgende DDR/BRD friedliche Wiedervereinigung.. und so obendrein wichtig für das Ende des Kalten Krieges ! ..und wichtig für den INF Vertrag 1987 , zwischen Gorbi und Reagan ! Das die SPD nach ihm in dummen neoliberalen Denken versank, ist nicht seine Schuld !

    • @vergessene Liebe:

      So ist es - wenn es überhaupt jemals einen „Kanzler der Einheit“ gab, dann hieß er Willy Brandt.

  • 9G
    97088 (Profil gelöscht)

    Holla die Waldfee! Die TAZ gibt Politologie für Einsteiger und Fortgeschrittene? Und die TAZ kann aus ihrer vormals linken Vergangenheit einer vormals sozial-demokratischen Partei HEUTE erklären, was zu tun ist, um das Wählerherz zu gewinnen? Ich staune nicht schlecht.



    Die 10 Gebote des medialen Auftritts werden es nicht richten. 10 Gebote - das klappt seit alttestamentarischen Zeiten nicht.



    Wie wäre es, wenn die SPD es schafft, sozial-demokratisch zu überzeugen?

    • @97088 (Profil gelöscht):

      Das würde doch Arbeitsplätze in der SPD gefährden.

  • Den wichtigsten Tipp habt ihr vergessen:



    Jetzt die 5% Hürde abschaffen. Und zwar ersatzlos. In spätestens 6 Jahren zerschellt die SPD sonst an der 5% Hürde. Falls die 5% durch z.B. 3% ersetzt werden dauerts halt 4 Jahre länger. Darum das ersatzlose Streichen.



    Oder: Die SPD verabschiedet sich vom Neolieberalen. Ach nee, eher wird eine vierspurige Autobahn auf Äquatorhöhe um den Erdball gebaut.

  • Also dieser ehemalige SPD- (und Grünen-) Wähler findet schon, daß die Sozialdemokraten sich auf Sarrazin (also Punkt 6 dieser Liste) berufen sollte.

    Dazu wurden aber so viele Chancen verpasst, daß es jetzt sehr schwer glaubwürdig rübergebracht zu werden wäre.

  • Ein Olaf Scholz z.B. kann ja noch so verständlich sprechen, seine Lügen werden aber dadurch auch nicht besser.

  • Punkt 9 ist afd Sprech.

    • @Demokrat:

      Entschuldigung, darauf kommt man nur, wenn man nicht die gängige definitiin von Elite anwendet, die die Elite als die herrschenden und einflussreichen Kreise, z.B. in Politik und Wirtschaft , ansieht.

      Ja, wenn sich die SPD selbst als Elite begreift, wobei sie evtl. herrschend aber ohne großen Einfluss ist, ansieht, wird ihr eine Auseinandereetzung mit der entsprechenden Elite schwerfallen. Daher war der Schritt in die erneute Groko strategisch Selbstmord auf Raten.

    • @Demokrat:

      Also wenn Linke, Sozialdemokraten usw. nicht mehr Eliten kritisieren dürfen, nicht mehr das, was einst zu ihrer DNA gehörte und sie groß machte, weil die AFD dies ihrerseits tue, braucht sich niemand über entsprechende Wahlergebnisse wundern.

      Das ist wie: "ich gehe nicht Scheißen, weil Adolf geschissen hat.".

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Motz Christian:

        Auch wenn das Beispiel ein wenig müffelt, haben Sie den Kern des Ganzen getroffen. Den harten Kern.

    • @Demokrat:

      Aber nur für jemanden, der weder Herrn Reinecke noch die AfD verstanden hat.

      Da ist weder in der Form noch im Inhalt eine Übereinstimmung.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Leider gibt es hierzu keinen Inhalt.



        Es wird auch hier in Punkt 9 generell von Eliten gesprochen . Damit verstösst der Autor gegen sein eigenes Gebot nr1 (verständlich reden). Wen meint er damit? Die sportelite. Die wissentschaftselite?



        Wer ist gemeint?

        • @Demokrat:

          "Es wird auch hier in Punkt 9 generell von Eliten gesprochen . "

          Einfach noch mal den Punkt bis zu Ende durchlesen.

    • @Demokrat:

      Keine Kritik an den Herrschenden? Keine Angst. Der deutsche Michel ist doch schon untertänigst.

      • @Rolf B.:

        Sag ich doch. Afd Sprech halt.

    • @Demokrat:

      Es ist Bullshit den auch die AfD sagt. Aber dadurch das man das man in einem Punkt mit er AfD übereinstimmt infiziert man sich nicht gleich mit deren Denke.

      • @Januß:

        Ja klar. Es sind bestimmt anderen Eliten gemeint

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Demokrat:

      Selbst wenn dem so wäre: wäre es etwa dadurch falsch?

      Der Wahrheitsgehalt einer Aussage zeigt sich an vielem. Sicherlich zuletzt daran, w e r sie getätigt hat.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Ich weiss nicht ob sie es bereits mitbekommen haben, aber die SPD ist Teil der Regierung und hat danit anteil an den höchsten Positionen in Deutschland.



        Soll sich also die spd mit sich selbst anlegen?



        Halt. Da bin ich jetzt falsch. Das macht die ja schon.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Demokrat:

          Sie wissen schon noch, was Ihre ursprüngliche Aussage war, auf die ich mich bezog? Heute um 15:12 Uhr ließen Sie verlauten: "Punkt 9 ist AfD Sprech." So schnell schon vergessen?

          Was hat dies damit zu tun, ob die SPD Teil der Regierung ist? Und was ich mitbekommen habe? Eine Menge übrigens.

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Ok. Taz und Afd stimmen dann eben in diesem Punkt überein.



            Kommt ja nicht so drauf.



            Sie haben wie immervtecht.

  • Es gibt viele zugewandte, offene und souveräne Sozialdemokrat*en. Stimmt. Leider auch dieses Aufsteigersyndrom. Die Mentalität von Aufsteigern ist die von Spießern. Neid und Karrierismus ist die Folge.



    Das muss ersetzt werden durch die Solidarität der Arbeitenden.



    Vorher müssen die Spießer weg. Die Menschen mögen keine Karrierist*en, sondern Leute mit Charakter.

    Die Frage, ob man besser abschneidet in oder außerhalb der GroKo, war schon völlig falsch gestellt. Sie müsste heißen: Wozu sind wir eigentlich in dieser Gesellschaft da?



    Nee, die SPD ist seit Jahrzehnten zu zahm, viel Taktik, keine Strategie, Die SPD mauert viel ein, was scharf und kritisch ist, zu der dick aufgetragenen Kümmerer-Mentalität nicht passt.



    Dass sie ihre Sprache ändert, ist so wahrscheinlich wie das Aufhalten des Klimawandels bis nächsten Freitag. Auch Worte wie "Enteignung" (von Heuschrecken) oder "freiheitlicher Sozialismus" sollten wieder benutzt werden.



    Die meisten sind furchtbar nett und akademisch. Keiner kann mehr wie ein Koschnick oder ein Rudolf Dressler reden, oder auch ein Gabriel (der wohl im Umgang etwas zu intelligent wirkte).



    Auch exzellente Sacharbeit (Hubi Heil) nimmt noch nicht die Sehnsucht der Menschen nach großen Veränderungen auf, das muss man als Problem der Zeit erkennen, nicht als Krittelei an Personen.



    Eine Runderneuerung wird erst stattfinden, wenn die Strukturen übersichtlicher werden, Privilegien eines kleinen Rangs, wie sie Spießer auszeichnet, abgegeben werden. Gerade die Jüngeren in den großen Städten z.B. habe ich als kompetent und anspruchsvoll erlebt. Mehr Frauen vor allem nach vorne.

    Die SPD befindet sich in der Wüste. Es ist noch nicht gesagt, dass sie dort eine Oase findet.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Ataraxia:

      Vier kurze Anmerkungen.

      Erstens: das Bild mit der Wüste finde ich ebenso schön wie passend.

      Zweitens: warum müssen die 'Spießer' weg?

      Drittens: wer entscheidet, was 'Spießer'tum ausmacht? Die Gesinnungspolizei?

      Viertens: wieso mehr Frauen nach vorn? Wieso nicht mehr Qualität? Die kann bei Frauen vorkommen ... UND bei Männern.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Gilt auch für Tazti: Es gibt in vielen Parteien gute Leute; Malu Dreyer zum Beispiel finde ich absolut authentisch. Wir brauchen sie alle dringend, manche müssen sicher die richtige Stelle/Gruppe noch finden, gerade jetzt im beschleunigten Niedergang traditioneller Organisationen.



        Spießer: Sind so konform, dass sie nicht die nötige Fantasie für die richtige Politik aufbringen und wählen eher CDU.



        Die SPD ist ja nicht von Spießern, sondern von Revolutionären gegründet worden. Willy Brandt wirkte während der Nazizeit aus dem Untergrund. Kurt Schumacher verbrachte die gesamte Nazizeit im KZ und war in den 40ern bedeutender als Adenauer.



        Ich glaube, die krassen Zeiten, in denen wir leben, werden schon bald die Spreu vom Weizen trennen.



        Frauen: Gerade im verkopften Deutschland brauchen wir mehr einfühlsame und bodenständige Frauen in der Politik.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Ataraxia:

          Bei Dreyer bin ich bei Ihnen. Sie verkörpert (wie Torsten Schäfer-Gümbel) aufrechte und aufrichtige Sozialdemokratie.

          Ihr Schlusssatz hingegen ist ein guter Gag. Deutschland wird seit 2005 von einer Frau regiert. Sie mag bodenständig sein. Aber ihre Einfühlsamkeit hält sich sichtbar und spürbar in sehr engen Grenzen.

          Ich kenne einige Männer, die gegen ihre kalte, nüchterne Effizienz nicht die geringste Chance haben. So what?

  • Die SPD wird von der Generation Erben beherrscht. Mit wenig Leistung zu viel Macht und Einfluss gekommen. Jetzt schwindet das (ererbte) politische Kapital und das Jammern ist groß. Statt Mitleid zu heucheln sollten potentielle Wähler lieber auf die echte Linke und grün setzen. Die SPD brauchen nur noch ein paar Mandats- und Postenträger. Die Menschen und das Land können auch ohne Schwesig, Nahles und Barley auskommen. Und Schäfer-Gümpel kann sich wieder jungen Parteigängerinnen widmen, statt den Staatsmann zu mimen. Scholz und Oppermann dürfen in die Wirtschaft wechseln und Stegner geht aufs Altenteil. Die Jungen und Wilden (wer war das noch?) werden woanders unterkommen ...

    • @TazTiz:

      Wieso auf Grün?

      Die Grünen mögen zwar innenpolitisch links sein, sozialpolitisch sind sie aber so dermaßen rechts das die FDP vor Neid blass wird.

  • Zehn rettende Vorschläge der taz soll die SPD befolgen ?

    Das ist zu viel für ein ganzes Willy-Brndt-Haus voller Fachkräfte, die seit Monaten mit Hochdruck an eben dieser Rettung unermüdlich arbeiten.

    Am ehesten wird sich das Gebäudemanagement angesprochen fühlen und alle Vorbereitungen treffen für eine dezentere Platzierung von "uns' Willy".

  • 11. Ersetzt die derzeitige Parteiführung durch Sozialdemokraten.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Der war jetzt gut. Esprit

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Das würde ich eher auf Platz 1 setzen.

      • @Sven S:

        Richtig. Das ist ja Voraussetzung für die anderen Punkte.

  • Ob die Vorschläge zur Rettung richtig sind, will ich nicht beurteilen. Sicher bin ich allerdings, dass eine Neupositionierung in Richtung friedenspolitischer Ausrichtung die Mehrheit der Bevölkerung ansprechen würde. Da wären aber Leute wie Maas oder Scholz völlig fehl am Platz. Ganz abgesehen davon, dass der große Einfluss der Seeheimer die SPD überflüssig macht.

  • Die SPD sollte sich mit der Merkel-CDU zusammenschließen, der konservative Teil der CDU und die CSU können ja mit der AFD marschieren.

  • "Beerdigt die Agenda 2010" - Das wäre nur Glaubwürdig wenn das komplette Spitzenpersonal geschlossen zurücktritt,... Nahles, Steinmeier, Oppertunistenmann, Scholz, Maas,... diese ganzen Versager die von Schröders Brust genuckelt haben.

  • "...aber ALLE wären bestürzt wenn...." das stimmt nicht - viele wäre es egal. Historische Mission erfüllt. Die SPD braucht man nicht mehr weil das "S" in ihrer Agenda gestrichen wurde. Man bleibt stabil auf niedrigem Niveau wie die Vinyl-Platte. Hartz 4 wurde auch nicht in den letzten 8 Boom-Jahren einkassiert, warum sollte man das jetzt demnächst tun wenn die Wirtschaft wieder schwächelt. Im Übrigen das Bild das die SPD anlässlich der verlorenen Wahl in Bayern bot war nur noch grotesk.

  • "Mea culpa. Wir machen es jetzt besser."



    .... klappt ja schon bei der Bewältigung der Agenda 2010 ganz toll.....

    Wie wäre es einfach mit: "Alles hatte seine Zeit, und jetzt ists soweit das es etwas neues braucht."



    Dazu gehört natürlich auch ein losslassen, vor allem Frau Nahles sollte von allen und sie sich selbst loslassen. Sie ist keine Lösung, sie ist ein Problem.



    Niemand, der ein wenig Bildung und Selbstachtung für sich reklamiert, kann Frau Nahles unterstützen wollen. Sie ist schlichtweg zum Fremdschämen.

  • Eigentlich reicht nur ein Vorschlag: macht Politik, die diese Entwicklung korrigiert:

    pbs.twimg.com/media/DRQiza1WsAE0Ntl.jpg

    Leider ist die Entwicklung zu weit gegangen - gesellschaftlich, wirtschaftlich, legislativ. Allein schon die Umverteilung auf die Kohl-Ära zurückzudrehen würden die Medien, Wirtschaft und große teile der Politik für Sakrileg halten und aufs Schärfste bekämpfen. Sieht man doch beispielhaft hier mit der Kamapgne gegen Sahra Wagenknecht. Bennent man die Umverteilung als dringendstes Problem wird man von "Linkslliberalen) als rechts (Wagenknecht), nationalisitsch (Melenchon), antisemitisch (Corbyn) oder frauenfeindlich (Sanders) abgestempelt.

    • @agerwiese:

      Ja, so ist es.

  • Aber bitte schön auch die von Politikern unterschätzte Umverteilungsmaschine Medien (Free-TV - Werbung - Werbefinanzierung und Sponsoring) klar benennen und ihre Abschaffung fordern. Hier wird eine Überversorgung und Verblödung finanziert, die sich keine Gesellschaft erlauben sollte, die sich die Menschenrechte in die Verfassung schreibt. Hier ist eine der Ursachen der letzten Jahrzehnte, warum die Reichen immer reicher werden. Auch wenn die SPD an der Einführung dieser geistigen Umweltverschmutzung mitgewirkt hat, sollte sie langsam zu der Erkenntnis kommen, dass das ein Fehler war und sagen: Mea culpa. Wir machen es jetzt besser.

  • Diese SPD ist nicht mehr zu retten. Wozu auch?

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Spitzbube:

      Das kann und darf man auch anders sehen.

      Als Hesse halte ich eine SPD unter Torsten Schäfer-Gümbel für eine andere Marke als etwa unter Olaf Scholz und anderen Seeheimer Freunden. Eine solche SPD wird durchaus gebraucht. Etwa als Juniorpartner bei GRR (GrünRotRot).

      Glückauf!

      P.s.: Vorschlag eins von Stefan Reinecke gefällt mir am Allerbesten. 'Singularitäten' heißt das Zauberwort. (Weiß jeder soziologisch angehauchte Mensch jenseits von Heinz Bude.)

    • @Spitzbube:

      weil ich nicht rechtskonservativ regiert werden möchte und auch die Linke und die Grünen Dinge vertreten die dringend ein korrektives Gegenüber brauchen

  • Ich will noch etwas hinzufügen: Baut Medien auf! Die SPD besaß mal ein wahres Zeitungsimperium und war nicht auf die Welt angewiesen. Dann kamen die Nuller. Die Auseinandersetzung mit den Eliten fällt schwer, wenn man kaum ein Sprachrohr findet

  • Entschuldigung, auch der Autor hat es nicht verstanden. Es ist ein gemeinsames gesellschaftliches Umdenken erforderlich.



    Ihre Kollegin Frau Ulrike Herrmann hat es zu dem Thema Transformation der Lebensweise zutreffend formuliert: ...niemand erforscht den Bremsweg...