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AfD-Politikerin Alice WeidelDie neue Rechte

Sie ist lesbisch, wirtschaftsliberal, beruflich international aufgestellt – und Spitzenkandidatin der AfD. Wie passt das zusammen?

Endlich an der Spitze: Alice Weidel Foto: dpa

Leipzig/Gerolstein/Berlin taz | Die Dame in der dritten Reihe klatscht zögerlich. Vorn auf der Bühne in der Alten Börse am Leipziger Naschmarkt redet Alice Weidel, die Spitzenkandidatin der AfD für die Bundestagswahl. Weidel steht wie immer sehr gerade, unter ihrem dunkelblauem Blazer trägt sie eine hellblau-gestreifte Bluse, der Kragen ist gestärkt, die blonden Haare sind streng zusammengebunden. Weidel hakt ein Thema nach dem nächsten ab. Dreigliedriges Schulsystem? Will die AfD erhalten. Steuern und Abgaben? Will die AfD senken. EEG? Will die AfD streichen.

Davor ein bisschen Privates („Wenn Sie ein Spontanleiden haben, kommen Sie auf mich zu“, sie kenne sich mit traditioneller chinesischer Medizin aus), dazwischen ein bisschen Polemik gegen die vermeintliche „Genderisierung im Schulunterricht“ und etwas Häme für die Grünen. Die Dame in der dritten Reihe hört mit skeptischem Gesichtsausdruck zu, die meisten ZuschauerInnen sind begeistert. Applaus. Der Saal ist voll, es ist warm, einer der letzten heißen Tage Ende August. Durch die offenen Fenster hört man die Pfiffe der Gegendemonstranten.

Dann ist Weidel bei SPD und CDU. „Das sind komplett entkernte, inhaltsleere Parteien mit Politdarstellern oben drüber. Und die wollen wir nicht mehr wiederwählen.“ Da klatscht auch die Dame in der dritten Reihe. „Eine kluge Frau“, wird sie später zu ihrem Mann sagen. „Und doch nicht rechtsextrem.“

Es ist genau diese Rolle, die Alice Weidel als Spitzenkandidatin neben Alexander Gauland erfüllen soll. Er der Mann für’s Grobe vom rechten Flügel der Partei, sie die Gemäßigte mit wirtschaftsliberalem Hintergrund. Gemeinsam sollen sie das gesamte Wählerpotential der AfD für den Bundestag mobilisieren.

Kategorie Überflieger

Weidel hat einen Einser-Abschluss im Doppelstudium Betriebs- und Volkswirtschaft, ist promoviert, hat mehrere Jahre in China gelebt, spricht Mandarin. Sie hat für international aufgestellte Unternehmen gearbeitet, lebt in einer eingetragenen Partnerschaft, mit ihrer Lebensgefährtin, einer aus Sri Lanka stammenden Schweizerin, zieht sie zwei Söhne groß.

Was treibt diese Frau zur national bis völkisch gesinnten, homophoben AfD mit ihrem reaktionären Familienbild? Ist sie nicht in der falschen Partei? Das sind die Fragen, die zu Weidel häufig zu hören sind. Aber vielleicht sind sie falsch gestellt. Vielleicht ist Weidel jetzt genau da, wo sie schon immer hin wollte.

Weidel ist 38, sie ist in einem kleinen Ort im Münsterland aufgewachsen. Der Vater Handelsvertreter, die Mutter Hausfrau, zwei ältere Geschwister. Viel mehr ist nicht bekannt. Weidel hat keinen umfassenden Lebenslauf vorgelegt, auch reden will sie darüber nicht. Mehr als ein Jahr lang hat sich die taz um ein Gespräch bemüht, am Ende kam eine Ein-Satz-Mail des Pressesprechers: „Frau Weidel steht dafür nicht zur Verfügung.“ Begründung? Fehlanzeige.

„See you later, on the Karriereleiter“

1998 hat Weidel auf dem CJD Gymnasium in Versmold Abi­tur gemacht. Im Abiturbuch schreibt ein Mitschüler, Weidel sei als arrogant abgestempelt gewesen. Er bescheinigt ihr einen „sehr dominanten Charakter“ und dass sie „äußerst durchsetzungsfähig“ sei. Das mache es nicht einfach, mit ihr befreundet zu sein. Er sieht „Lille“, wie sie damals genannt wurde, schon bald „in Sydney, Melbourne, Zürich, Bern, London oder New York“ und verabschiedet sich mit: „See you later, on the Karriereleiter!“ Weidels Mitschüler lebt heute in Köln, er arbeitet in der Filmproduktion, seinen Namen will er nicht in der Zeitung lesen. Mit Weidel ist er noch immer befreundet. Sie sei schon immer eher konservativ gewesen, sagt er. „Das kritische Verhältnis zum Islam hat sie schon seit der Schulzeit, sie war eine junge, lesbische Frau und emanzipiert.“ Auch erfolgsorientiert sei Weidel von je her.

Wer mit Weggefährten von Weidel vor der AfD-Zeit spricht, hört stets eine ähnliche Beschreibung: die einer sehr intelligenten und leistungsbereiten, karriereorientierten und durchsetzungsfähigen Frau. „Kategorie Überflieger“ nennt das ein ehemaliger Studienkollege, auch er will namentlich nicht erwähnt werden. Vier Stunden Schlaf würden ihr reichen, hat Weidel jüngst selbst in einem Interview gesagt.

Am 22. Mai 2004, Weidel ist damals 25, erscheint in der FAZ eine ganzseitige Anzeige mit einem Gruppenfoto, darunter über 100 Namen. Weidels ist einer davon. Der Abschlussjahrgang der Wirtschaftswissenschaftler der Universität Bayreuth preist sich hier an. Die Bayreuther Ökonomen stehen in dem Ruf, ein kleiner, elitärer Klub mit einem Hang zur Marktradikalität zu sein. Weidel hat hier Volks- und Betriebswirtschaftslehre studiert und mit Bestnote abgeschlossen.

Ihr Doktorvater war der inzwischen verstorbene Gesundheitsökonom Peter Oberender, ein überzeugter Neoliberaler, der auch in der Wissenschaft an den Auslesewettbewerb glaubte. 2004, als Weidel ihren Abschluss machte, sorgte Oberender mit der Forderung, den Organhandel zu legalisieren und marktwirtschaftlich zu regeln, bundesweit für Empörung. Oberender hat Weidel geprägt. Und er hat die Wahlalternative 2013 unterstützt, den Vorläufer der AfD, bei der viele eurokritische Wirtschaftsprofessoren dabei waren. Als sie damals Oberenders Namen auf einer Unterstützerliste für die Wahlalternative gesehen habe, erzählt Weidel später der FAS, „wusste ich: Hier bist du richtig“.

Weidel geht mit einem Begabtenstipendium des DAAD nach China und promoviert, wieder mit Bestnote, über das dortige Rentensystem, sie arbeitet unter anderem bei der Investmentbank Goldman Sachs und bei Allianz Global Investors, heute ist sie selbstständige Unternehmensberaterin. Das klingt erfolgreich, nach steiler Karriere. Doch nirgends sind Jahresangaben zu ihren beruflichen Stationen zu finden, auch auf dem AfD-internen Bewerbungsbogen als Kandidatin für die Bundestagswahl nicht.

Selten dürften sie, das zeigen Recherchen von Wirtschaftsjournalisten, mehr als zwei Jahre angedauert haben. „Im Team war Frau Weidel nicht so angesehen“, lässt sich in der Welt am Sonntag ein Exkollege zitieren. „Die Zusammenarbeit und Vernetzung mit Kollegen bereiteten ihr Probleme. Schließlich kündigte sie.“ Ging Weidels Karriere in der Wirtschaft gar nicht so steil bergauf, wie es auf den ersten Blick scheint?

„Wo sie heute steht, hat mich sehr überrascht“, sagt der ehemalige Studienkollege, er hatte sie eher bei der FDP verortet. „Andererseits kann man in der AfD besonders schnell aufsteigen.“ Und dass sie ganz nach oben gehöre, habe Weidel schon immer ausgestrahlt.

Inhaltlich beweglich

Weidel tritt im Oktober 2013 der AfD bei, wenige Monate nach der Gründung und kurz nach dem knapp verpassten Einzug in den Bundestag. Weil sie einen Wohnsitz am Bodensee hat, gehört sie zum Landesverband Baden-Württemberg. Weidel engagiert sich im Euro-Fachausschuss, in der Partei ist sie bis Sommer 2015 weitgehend unbekannt. „Ein graues Mäuschen“, sagt einer, der dabei war.

Als Alice Weidel einer breiteren Parteiöffentlichkeit zum ersten Mal auffällt, steht sie beim Bundesparteitag auf der Bühne der Essener Grugahalle und zitiert die taz. Es ist ein heißer Sonntag Anfang Juli 2015. Am Tag zuvor hat sich die AfD in ihrem ersten großen Machtkampf für Frauke Petry entschieden – und Mitbegründer Bernd Lucke aus der Partei vertrieben. Die Stimmung in der aufgeheizten Halle war explosiv. Viele AfDler trugen Aufkleber gegen Lucke („Weckruf nein danke“) an ihren verschwitzten Klamotten, der Parteigründer wurde ausgebuht, jeder Angriff auf Flüchtlinge und Muslime begeistert beklatscht. „Der Parteitag zeigt, wie erschreckend groß die Wut der Mitglieder ist – und der Hass: auf Flüchtlinge und Muslime, die etablierten Parteien, die EU, Frauen mit Karriere“, so hatte die taz kommentiert.

taz.am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz.am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und rund um die Uhr bei Facebook und Twitter.

Jetzt also steht Alice Weidel auf der Bühne und zitiert das. Dann setzt sie zu einer Tirade gegen die Presse an. „Die FAZ geht in die gleiche Richtung. Spiegel brauchen Sie nicht mehr lesen, Zeit auch nicht. Hören Sie gar nicht mehr hin.“

Es ist Weidels Bewerbungsrede, sie will als Beisitzerin in den neuen Bundesvorstand unter Petry und ihrem Ko-Vorsitzenden Jörg Meuthen gewählt werden. Jeder Kandidat darf nur wenige Minuten sprechen. Weidel sagt noch Sätze wie: „Der Ausstieg Deutschlands aus diesem ruinösen Währungsverbund ist geradezu geboten“ und „Die Genderideologie ist totaler Schwachsinn.“ Und fügt hinzu: „Um das zu sagen, muss man nicht homophob sein, und ich weiß, wovon ich spreche.“ Den Zusatz aber registriert an diesem Sonntag kaum jemand.

Weidel hat sich gut überlegt, ob sie kandidieren soll. Kurz vor dem Parteitag hatte sie Lucke eine Mail geschrieben. „Welche Chancen habe ich aus Deiner Sicht wirklich, ganz ehrlich, in den Bundesvorstand einzuziehen?“ fragte Weidel den AfD-Gründer, der Spiegel hat aus der Mail zitiert. „Das ganze mache ich ohnehin nur, um Dich zu unterstützen und um das zu retten, was noch zu retten ist“, so Weidel weiter.

Dann aber verliert Lucke den Machtkampf gegen Petry. Der Wirtschaftsprofessor und viele seiner Anhänger ziehen sich zurück. Weidel nicht. Sie lässt sich mit den Stimmen der Lucke-Gegner in den deutlich nach rechts gerückten Bundesvorstand wählen.

Sich veränderten Situationen schnell anzupassen, ist für Unternehmensberater eine Schlüsselqualifikation. Aus dieser Perspektive mag Weidels Verhalten smart gewesen sein. Es zeigt aber auch, dass sie inhaltlich beweglich ist.

April 2017: Alice Weidel wird neben Alexander Gauland zur Spitzenkandidatin der AfD gekürt Foto: dpa

Zwei Jahre später stellt Weidel das erneut unter Beweis. April 2017, Maritim Hotel Köln, der Bundesparteitag hat sie gerade zur Spitzenkandidatin gekürt. Im Presseraum werden eilig die JournalistInnen zusammengerufen. Vor laufenden Kameras sagt Weidel, natürlich werde sie auch mit Björn Höcke Wahlkampf machen. Wenige Monate zuvor war sie gemeinsam mit Parteichefin Petry im Bundesvorstand die treibende Kraft für das Parteiausschlussverfahren gegen den AfD-Rechtsaußen aus Thüringen. Das hatte den Streit zwischen Petry und dem rechten Flügel der Partei weiter eskaliert, der sie letztlich die Spitzenkandidatur kostete.

Gegen Petry wollte Weidel nicht antreten. Doch als diese kurz vor dem Kölner Parteitag ihren Verzicht verkündet, ist Weidel bereit. Hinter den Kulissen organisiert Gauland die Mehrheiten. Aus seiner Sicht dürften drei Dinge für Weidel an seiner Seite sprechen: Sie ist eine eloquente junge Frau, ergänzt den 76-Jährigen also gut. Sie gilt als Höcke-Gegnerin, spricht in- und außerhalb der tief gespalteten Partei also andere an als der ausgewiesene Höcke-Freund.

Und sie ist nicht Frauke Petry. Die will Gauland von der Spitze der Partei vertreiben. Dass Weidel parteiintern kaum eine Machtbasis hat und im Zweifelsfall eine schwache Gegnerin sein dürfte, wird ihn kaum stören. Gauland drängt Höcke, dessen Anhänger sollen für ihn und Weidel als Spitzenkandidaten stimmen – trotz ihres Einsatzes für Höckes Ausschluss. „Frau Weidel und ich stehen nur als Team zur Verfügung“, sagt Gauland schließlich in Köln, er will ganz sicher gehen. Gegenkandidaten gibt es nicht, 64 Prozent der Delegierten stimmen zu.

Dann steht Weidel im Saal Maritim am Mikrofon, kritisiert die „völlig unkontrollierte Migrationspolitik“, fordert als Frau „noch ohne Angst die letzte S-Bahn nehmen zu können“ und ruft: „Die politische Korrektheit gehört auf den Müllhaufen der Geschichte.“ Alles Themen, die AfD-Delegierte begeistern. Weidel liest ab, sie klingt hölzern, so, als habe sie die Worte vor dem Spiegel auswendig gelernt. Doch Weidel lernt schnell, sie lässt sich – auch von Gauland – beraten, im Wahlkampf spricht sie immer häufiger frei.

Anfang August, Gerolstein, eine Kleinstadt in Rheinland-Pfalz, Wahlkampfauftakt des Landesverbands. Wenige Tage zuvor hat ein Islamist in einem Supermarkt in Hamburg-Barmbek einen Menschen getötet. „Erinnern Sie sich noch an den Tag, als man in Deutschland noch Regionalbahn fahren konnte, ohne Angst zu haben, von einer Machete getroffen zu werden?“, fragt Weidel von der Bühne herab. „Erinnern Sie sich noch an die Zeit, als man in Deutschland noch in einen Supermarkt einkaufen gehen konnte, ohne Angst zu haben, mit einem Messer abgeschlachtet zu werden?“ So geht es weiter.

Eine Mitschuldige steht für sie fest: Angela Merkel, die Weidel auch schon mal „Extremismuskanzlerin“ nennt. Dann sagt Weidel, dass der Islam nicht zu Deutschland gehöre, fordert Abschiebungen „binnen 24 Stunden“, dass Asylanträge „zwingend“ außerhalb der EU gestellt werden müssen und Deutschland die Grenzen notfalls mit einem Zaun schützen soll. „Denn nur Zäune schützen unsere Freiheit.“

Immer wieder sagt Weidel kurz und scharf „so“, dabei reckt sie ihr Kinn leicht vor. „Das muss sie sich dringend abgewöhnen“, sagt in Gerolstein ein Zuhörer, der AfD-Mitglied ist. „Das klingt männlich, hart; ja, auch elitär.“ Aus der AfD hört man mitunter, dass Weidel zickig und herrisch sein könne, im Wahlkampf ungeduldig, dass sie nicht verstehe, dass eine kleine Partei nicht so funktioniere wie eine Investmentbank.

In der AfD heißt es, Weidel verstehe nicht, dass eine ­kleine Partei nicht wie eine Investmentbank funktioniert

Sat1 hat PassantInnen gefragt, wie Weidel auf einem Foto auf sie wirkt. „Nicht so sympathisch“, „nicht der fröhlichste Mensch“, lauten die Antworten, in einer TV-Debatte spielt der Privatsender sie ein. Dazu zwei Umfragen: 88 Prozent der Deutschen wollen Weidel nicht als Nachbarin haben. 81 Prozent halten sie für humorlos. Weidel reißt die Augen auf, ihre Nasenflügel weiten sich. Die Aussagen treffen sie. „Das ist nicht gut“, sagt sie. „Daran muss ich arbeiten.“

Weidel, die Gemäßigte?

Auch in den Debatten in ARD und ZDF kann Weidel kaum punkten. Als im ZDF CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer fordert, dass sie sich von Gauland und Höcke, „einem Rechtsradikalen“ distanziert, verlässt Weidel die Sendung. Wenig später verschickt ihr Sprecher eine Presseerklärung, in der allerdings nicht Scheuer, sondern Moderatorin Marietta Slomka angegangen wird. Das sieht sehr nach einer geplanten Inszenierung als Opfer aus – was Aufmerksamkeit garantiert.

Weidel haben die Finanzkrise und die Eurokritik zur AfD gebracht, die Kredite für Griechenland hält sie für einen katastrophalen Fehler. Sie fordert eine Volksabstimmung über einen Dexit, den deutschen Austritt aus der EU. Das ist das eine Herzensthema Weidels in der AfD. Das andere: Islam, Flüchtlinge, Grenzsicherung.

Es ist im Mai 2016, als Weidel überregional als Muslimbasherin Schlagzeilen macht. Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime, hat die AfD medienwirksam zum Gespräch eingeladen, Weidel soll Parteichefin Petry begleiten. Doch Weidel sagt kurz vorher ab. Mazyeks Einladung sei scheinheilig, so die Begründung. Auch habe er sich nicht „von den Steinzeitpraktiken der Scharia distanziert“.

Seitdem hat Weidel ihren Ton gegen die Muslime weiter verschärft. In einem Gastbeitrag in der Jungen Freiheit bezeichnet sie den Islam als „archaische Kultur“, warnt vor „der Islamisierung unserer Gesellschaft“ und schreibt: „Das muslimische Gemeinwesen ist einzig und allein auf die Errichtung eines Gottesstaates ausgerichtet.“ Deshalb dürfe es für den Islam „keine prinzipielle Religionsfreiheit“ geben. In einem Interview fordert sie gar, das Kopftuch zu verbieten. Dass Religionsfreiheit ein grundgesetzlich verbrieftes Recht ist, hält sie nicht zurück. Beim Thema Islam ist es mit ihrer Liberalität vorbei.

Weidel, die gemäßigte Ergänzung zu Gauland? Das ist ein Missverständnis. Die Ökonomin spricht von „Schuldkult“, sie will Merkel vor Gericht stellen, Gaulands Äußerung, dass man Aydan Özoğuz, die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, in Anatolien „entsorgen“ solle, nennt sie eine „Geschmacksache“. Inhaltlich gibt sie Gauland recht. Erst als sich die Kritik zuspitzt, rudert Weidel zurück.

In der Alten Börse in Leipzig wird ein junger Mann, der stört, von Ordnern aus dem Saal gedrängt. „Grüßen Sie Ihre Lebensgefährtin“, ruft er Weidel auf dem Weg nach draußen zu. „Ich bin in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft“, sagt die Ökonomin später in ihrer Rede. Im Privaten stehe die AfD für Wahlfreiheit. Applaus.

Weidel weist von sich, ihr Privatleben im Wahlkampf zu instrumentalisieren. Dass sie ihr Leben mit einer Frau teile, sei in einer Fernsehsendung – für sie selbst überraschend – erstmals thematisiert worden. „Ich bin damit bestimmt nicht hausieren gegangen.“ Im Klartext heißt das: ARD-Moderatorin Sandra Maischberger, um ihre Talkshow geht es, soll Weidel geoutet haben.

Das aber stimmt nicht. Maischberger hat Weidel zwar auf mögliche Widersprüche zwischen ihrem privaten Lebensmodell und dem Leitbild der AfD („Die AfD bekennt sich zur traditionellen Familie als Leitbild“) befragt, doch zuvor hatte die Zeit in einer Reportage über Weidels Homosexualität berichtet. „Lesbisch, Lebensgefährtin, kleines Kind“, so stellte der Autor die AfD-Frau unter anderem vor, Weidel hatte ihm davon erzählt.

Die AfD profitiert davon, trotz Homophobie in der Partei und unter den AnhängerInnen. Mit einer Lesbe als Spitzenkandidatin kann die Partei nicht so engstirnig und reaktionär sein, wie stets behauptet wird, so lautet das Signal, das gesendet wird. Das ist zwar Unsinn, macht die Partei aber weniger angreifbar.

Die oft gestellte Frage, ob Weidel mit ihrem AfD-Engagement nicht gegen ihre eigene Interessen agiere, ergibt auch wenig Sinn.

Zwar fordert in Sachsen-Anhalt ein AfD-Abgeordneter Haftstrafen für Homosexualität, in Thüringen nennt einer die Rehabilitierung der Opfer des Paragraphen 175 eine „Schande“, der AfD-Sprecher vergleicht die „Ehe für alle“ mit Sodomie.

Doch selbstverständlich gehen Weidels Interessen, wie bei jedem Menschen, nicht allein auf ihre sexuelle Orientierung zurück. Wirtschaftsfreiheit, Dexit, Bekämpfung des Islams, Massenabschiebung, Schließung der Grenzen – das sind alles Herzensanliegen der AfD-Politikerin.

Wie auch ihre Karriere. Bei der AfD steht Alice Weidel endlich an der Spitze.

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72 Kommentare

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  • Man kann nun über Weidel und auch über die AfD denken was man will, es wird aber leider die Partei nicht verschwinden lassen. Das Problem ist weder Weidel noch die AfD, sondern es sind vorrangig die Leute, die denen ihre Stimme geben und anscheinend meinen, daß das unser Land irgendwie weiterbringen wird.

     

    Mich stört ehrlich gesagt, der Ansatz, den viele Zeitungen und auch die Parteien verfolgen: Nämlich den des Ignorierens und Lächerlichmachens. Jede Diskussion mit der AfD und ihren Vertretern krankt m. E. daran, daß sich eigentlich niemand ernsthaft mit den Argumenten auseinandersetzen will.

     

    Fest steht für mich aber: Ein Argument kann nur entkräftet werden, wenn man sich damit auseinandersetzt. Wenn es wirklich mit einer sachlichen Diskussion nicht entkräftet werden kann, ist es vielleicht wirklich gut... ;)

    • @Nobodys Hero:

      Naja, ich vermute mal, das war zu allgemein gehalten. Nehmen wir mal ein Beispiel heraus:

       

      Bei der Sendung die Frau Weidel verlassen hat, fragte sie vorher mehrmals deutlich: "Wollen Sie nun Illegale zu Legalen Migranten machen?"

       

      Dieser Einwand wurde komplett ignoriert und kindergartenmäßig von Scheuer "gekontert": Sie solle sich erst mal von Höcke distanzieren. Damit mag er recht haben, aber es verhindert eine Diskussion. Anstatt einfach zu entgegnen: "Ja natürlich wollen wir illegale Migranten zu wertvollen MItgliedern der Gesellschaft machen. Das ist unser Ziel!"

       

      Aber keiner aus der Runde geht darauf ein. Als ob "illegale" (wenn es sowas überhaupt gibt) Migranten eine kriminelle Vereinigung wären.

       

      Nein! Das sind sie nicht. Es sind Menschen, wie du und ich!

    • @Nobodys Hero:

      Die AfD entzieht sich selbst regelmäßig dem Sachdiskurs. Die haben fast bei jedem Thema blinde Flecken und das wissen sie sehr genau. Sie wissen auch zu gut, wie man diesen Selbstentzug medial umgekehrt verkaufen kann.

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @lions:

        "Die AfD entzieht sich selbst regelmäßig dem Sachdiskurs."

        Die bleiben vage, um auf jeden Zug aufspringen zu können. Das erspart Festlegungen und dazugehöriges Denken.

      • @lions:

        Die AfD schürft wie auch Trump in einer aus gutem Grund weitestgehend ungenutzten Resource: Den primitivsten Aufwallungen von Gefühlen, sie macht geradezu Politik für Primaten. Deshalb ist der Wettstreit unter Rechten auch immer ein Wettstreit darum, wer sich am tiefsten sinken lässt. Das ist nicht schwer, sondern sogar sehr einfach, wenn man mal alle zivilisatorischen Hemmungen verloren hat und die historischen Lehren verdrängt hat.

         

        Und wie gesagt, das war im "Westen" nach den Erfahrungen mit dem Faschismus lange Zeit verpönt, aus guten Grund. Aber es funktioniert, und deshalb wird es gemacht.

         

        Ich vermute deshalb auch, dass es offensichtlich ist, wie das weitergehen wird: Noch tiefer, noch irrationaler, noch gefühlsbetonter. Angst und Wut, Flucht oder Angriff. Wer wissen will, wie es mit der AfD weitergeht, kann das wahrscheinlich eins zu eins in der Geschichte des deutschen Faschismus nachlesen. Das ist so sicher, wie jeder geworfene Stein in derselben Parabel fliegt wie jeder andere.

         

        Faschismus ist so originell wie jeder 12jährige meint, er hätte das Onanieren erfunden.

  • Um das mal gesagt zu haben: Homosexualität wird (wie jede beliebige andere "Abweichung" auch) bei Rechten toleriert, solange die Person nützlich genug oder halt mächtig genug ist. Das ist einfach eine Machtfrage. Homophobie ist da ein Mittel, um Gefühle und Angst vor Gefährdung der Geschlechtsidentität für Machtgewinn zu benutzen, aber dafür reicht es, wenn man das bei den Massen weckt und aufrecht erhält.

     

    Das ist alles nur nützliche Mechanik für die "Bewegung" in der Masse und sicher kein Prinzip, auf das sich irgendwer festnageln ließe.

     

    War Hitler blond und blauäugig? Hat es ihm geschadet? Wenn man Faschismus einfach nur seine Widersprüche aufzeigen müsste und er löste sich in Luft auf, gäbe es ihn gar nicht.

  • Aus der AfD gab es ja angelehnt an den früheren § 175 StGB Vorschläge zur Strafbarkeit homosexueller Handlungen. Soll das auch bei Tatort in der Schweiz gelten, wo ja bekanntlich Weidel lebt und wohnt?

     

    Kann Weidel das mal gefragt werden?

    • @Celsus:

      Wenn Frau Weidel mit einer anderen Frau zusammen lebt und mit ihr zusammen Kinder groß zieht, bedeutet das nicht automatisch, dass sie eine gleichgeschlechtliche sexuelle Orientierung hat.

    • @Celsus:

      Haben Sie denn Alice Weidel bei der Ausübung einer homosexuellen Handlung beobachtet?

      • @Nikolai Nikitin:

        Igitt!

        • 5G
          571 (Profil gelöscht)
          @RPH:

          "Igitt!"

           

          Die Frage oder die Vorstellung?

          Ersterem würde ich zustimmen...

  • Was hier so lustig ist, dass die Homo/LGBT-Front irgendwie nicht richtig verdauen kann, dass es auch bei ihnen gute und böse, kluge und nicht so kluge Menschen gibt.

    Ja, dass es vielleicht sogar erlaubt sein sollte einen LGBT-ler kritisieren zu dürfen???

    • @Peter Schmidt:

      "irgendwie nicht richtig verdauen kann, dass es auch bei ihnen gute und böse, kluge und nicht so kluge Menschen gibt."

       

      Sagt hier niemand außer Ihnen, der offensichtlich den Punkt nicht kapiert hat.

       

      "Die Homo-Front"

       

      Zuviel Uniform-Schwulenpornos geschaut, Herr Schmidt?

      • @kami:

        Ausbilder Schmidt kennt halt nur die Front.

  • alles schön & gut ...

    überfliegerin, einser-abschlüsse ...

     

    doch wo hat die frau jemals fuß gefasst, außer in ihren beiden familien ... partnerschaft & afd ?

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @adagiobarber:

      Mensch sollte auch schon mal die Kirche im Dorf lassen: Einserabschlüsse sind heutzutage die Regel und nicht die Ausnahme. Und dann noch Wirtschafts"wissenschaften", die Fortsetzung mittelalterlicher Weissagung mit modern anmutenden Mitteln, das ist doch alles ebensowenig ernstzunehmen wie die Frau, die hier wegen derlei Banalitäten gehypt wird. :-)

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    "Was treibt diese Frau zur national bis völkisch gesinnten, homophoben AfD mit ihrem reaktionären Familienbild?"

     

    Es könnte ja sein, dass anderswo keine Karriereleiter mit der Aufschrift "Weidel" rumstand.

    Auch in anderen Kleinparteien tummeln sich welche, die einfach schnell was werden wollten, heute schon was sind und ihre Gesinnung dem Parteimainstream angepasst haben.

    • @571 (Profil gelöscht):

      Der Verdacht liegt nahe. Aber ich glaube Weidel ist eine Überzeugungstäterin.

       

      Was das ganze natürlich nur schlimmer macht...

  • 7G
    74450 (Profil gelöscht)

    Ich bleibe dabei. Die Frau ist eine Marionette der PARTEI!

     

    Ihren hölzernen Stil hat sie sich bei den Kolleginnen von Extra3 und heute show abgeguckt. Den kann sie schon ganz gut immitieren.

     

    Jetzt sollen zusätzlich Dokumente aufgetaucht sein, in denen sie sich satirisch (! frei nach Frau Rambertz) äußert:

     

    "Der Grund, warum wir von kulturfremden Voelkern wie Arabern, Sinti und Roma etc ueberschwemmt werden, ist die systematische Zerstoerung der buergerlichen Gesellschaft als moegliches Gegengewicht von Verfassungsfeinden, von denen wir regiert werden."

    http://www.tagesschau.de/inland/weidel-mail-101.html

    • @74450 (Profil gelöscht):

      Ist ja gut. Wie verpeilt kann man eigentlich sein?

       

      Am Beispiel Rambertz haben doch alle verstanden, dass "Satire" für Sie nicht nur "Neuland", sondern vielmehr das berühmte "Buch mit sieben Siegeln" ist.

       

      Müssen Sie da jetzt noch "extra3" und "heute show" - und dann noch auf diese erbärmliche und primitive Tour - mit reinziehen? Und warum nicht noch "Die Anstalt" und "Dieter Nuhr"?

    • @74450 (Profil gelöscht):

      Und das sagt jemand, der mit jemanden aus Sri Lanka zusammenlebt.

       

      Ich glaube auch, dass die nur ein Fake sein kann. Sonneborn könnte es selber nicht besser.

  • Ich finde ja, wir könnten auch einfach aufhören sie auf ihre sexuellen Vorlieben etc zu reduzieren und einfach zugestehen: sie ist eine widerliche Person, unabhängig von ihrer Erscheinung und ihrem Privatleben.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Neinjetztnicht:

      Also bitte! Manchmal treibt die linke Political Correctness schon komisch Blüten.

       

      Niemand reduziert hier die Weidel auf ihre sexuellen Vorlieben. Es geht um die Widersprüchlichkeit in einer Partei zu sein, die sich gegen Homosexuallität positioniert.

      • @6474 (Profil gelöscht):

        Inwiefern positioniert sich die AfD gegen Homosexualität? Versehen, Irrtum, Oberflächlichkeit oder böser Wille?

        Bitte mal Butter bei die Fische! Ich kenne selbst ein paar Homosexuelle in der AfD, und deren Motive sind absolut nachvollziehbar: nach vollendeter Islamisierung würde es ihnen bestimmt nicht besser gehen als jetzt.

        • @Eberhard Schmidt:

          Oje, das hab ich dann direkt übersehen. Aber für Homosexualität setzt sich die AfD ganz sicher nicht ein...

           

          Außerdem: es gibt keine nachvollziebaren Argumente/Motive für die AfD, es sei denn diese Menschen haben kein Problem mit Nazis, bzw. sind selbst welche (ja, soll es auch geben, homosexuelle Nazis). Die Angst vor einer "Islamisierung" ist dumm und Teil der rechten Panikkampagne...

      • @6474 (Profil gelöscht):

        Ok, sehe ich sogar ein bißchen ein... Da bin ich vielleicht etwas zu empfindlich. Ich habe nur manchmal das Gefühl, dass die Ebene einer sachlichen Argumentation in diesem Fall verlassen wird.

  • Man tue dieser merkwürdigen Dame nicht zuviel Ehre an. Ehrgeizige Frauen, die jede Anweisung zu 100% befolgen, ohne jeweils eine eigene geistige Leistung vollbracht zu haben, gibt es überall. Man denke nur an die Frau ohne Doktor Anneliese Schawan (ohne Studienabschluss). Wenn nicht dieser Betrug ans Tageslicht gekommen wäre, dann stünde Frau Schawan ebenfalls als "Überfrau" und Prädikatsstudentin wie Frau Weidel da.

     

    Wichtig ist nur der Fanatismus. Frau Weidel ist nichts anderes als die Gertrud Scholtz-Klink der AfD.

    • @achterhoeker:

      "Ehrgeizige Frauen, die jede Anweisung zu 100% befolgen, ohne jeweils eine eigene geistige Leistung vollbracht zu haben, gibt es überall."

       

      Könnte das nicht auf "Frauen und Männer" zutreffen? Dieser Makel ist meiner Ansicht nach nicht geschlechtsabhängig...

  • "Herzensanliegen der AfD-Politikerin. Wie auch ihre Karriere. Bei der AfD steht Alice Weidel endlich an der Spitze."

     

    Wo ist das Problem? Passt auf Merkel doch genauso. So dumm, dass man aus Überzeugung AFDCDUFDPGRÜNESPD-Politiker ist, kann man nicht sein - zumindest Spitzenpolitiker sind nicht so dumm.

    • @A. Müllermilch:

      LINKE bitte noch dazufügen sonst macht der Unsinn keinen Sinn.

  • Er sieht „Lille“, wie sie damals genannt wurde, schon bald „in Sydney, Melbourne, Zürich, Bern, London oder New York“ und verabschiedet sich mit: „See you later, on the Karriereleiter!“

     

    Ist das nun die "Bunte", oder Taz?

  • Das einzig Interessante an dieser Wahl ist, mit wieviel Prozenten die AFD in den Bundestag einzieht.

     

    Frau Weidel wirkt, wie sehr intelligente und gebildete Menschen häufig, manchmal etwas starr und abwesend. Insgesamt aber eine positive, angenehme Erscheinung.

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @Grmpf:

      Wie sagte doch Christian Ehring von extra 3 über Alice Weidel: Da hat sie recht die Nazischlampe...

      • @60440 (Profil gelöscht):

        Wie sagte doch Martial (40-103 n. Chr.)?

        "Es bedeutet keinen Ruhm, Esel zu überholen"

    • @Grmpf:

      Bäh, ich bekomme einen spontanen Würgereiz...

      • @Neinjetztnicht:

        Gestern zu viel getrunken?

        • @Grmpf:

          Manche Menschen empfinden ein blondes Innenleben eben als angenehm, weil es so schön einfach ist und sich mit den eigenen, archaischen Gefühlsregungen deckt...

          • @Grisch:

            "blondes Innenleben"... Sehr stigmatisierend... "Schwarzbraun ist die Haselnuss" soll man auch nimmer singen... wenn jetzt noch grüne Kinder zur Welt kämen. Marsmenschen...und "Fragen!".

        • @Grmpf:

          Nö, so gehts mir immer wenn Nazis der Hof gemacht wird...

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Auf http://mkk.afd-hessen.org/?p=6670 ist zu lesen: "Das [sic!] Dr. Weidel allerdings ein Stipendium der Konrad Adenauer Stiftung für Hochbegabte bekommen hat, und ihren Abschluss in Volkswirtschaftslehre mit „summa cum laude“ abgelegt hat, war der Presse anscheinend von weniger öffentlichem Interesse."

     

    Von Hochbegabung ist bei der Adenauer-Stiftung schon mindestens seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr die Rede, sondern von Begabung; beim Promotionsstipendium gilt diese als durch exzellenten Abschluss nachgewiesen.

     

    Dass der DAAD und das Bildungsmysterium ihren Forschungsaufenthalt in China finanziert haben, kann man auf WIKI lesen. Jedenfalls vergibt der DAAD keine Begabtenstipendien.

     

    Mich würde interessieren, worin Weidels gesellschaftliche Aktivität vor ihrer Förderungszeit bei der Adenauer-Stiftung bestand. Selbige ist nämlich Bedingung für ein Stipendium. Die Kurzbeschäftigung bei Goldmann & Sachs wirds ja wohl nicht gewesen sein.

     

    Dass Weidel eloquent sei, ist mir bisher entgangen. Für mich ist sie das genaue Gegenteil, eine Frau, die einen Stock verschluckt hat, keinerlei Charisma oder gar Esprit versprüht, hölzerne Phrasen drischt und einen nachhaltig unintelligenten Eindruck bei mir hinterlässt. Lindner oder Wagenknecht sind eloquent, aber doch nicht Weidel...!?

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @849 (Profil gelöscht):

      Bekanntlich hat auch Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Buhl-Freiherr von und zu Guttenberg in Bayreuth promoviert. Mit summa cum laude ...

    • @849 (Profil gelöscht):

      "Dass Weidel eloquent sei, ist mir bisher entgangen. Für mich ist sie das genaue Gegenteil, eine Frau, die einen Stock verschluckt hat, keinerlei Charisma oder gar Esprit versprüht, hölzerne Phrasen drischt und einen nachhaltig unintelligenten Eindruck bei mir hinterlässt. Lindner oder Wagenknecht sind eloquent, aber doch nicht Weidel...!?"

       

      Bravo, ebenfalls mein Eindruck!

      Endlich sagt es mal jemand :-)

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Sabine am Orde betreibt hier absichtlich? Begriffsverwirrung. Die Neue Rechte gibt es ja bereits und es ist nicht sicher, ob sie mit dem Vordenker dieser Richtung, dem französischen Philosophen Alain de Benoist https://de.m.wikipedia.org/wiki/Alain_de_Benoist was den Antiamerikanismus und den Antikapitalismus einverstanden wäre.

    • @82236 (Profil gelöscht):

      Du hast das Wortspiel die Doppelbedeutung, "Die neue Rechte" nicht verstanden.

  • Die Homosexualität von Frau Weigel ist ein besonders perfider Trick der AfD. Wer weiss, was die wirklich ist? Denn nein, ein Homosexueller steht immer links, hat links zu stehen. Das ist ein Naturgesetz. Nur dann passt alles zusammen.

    • @produster:

      Jens Spahn ist auch ein bekennender Homosexueller und in der CDU. Welcher Homosexuelle ist schon freiwillig in der CDU, wenn es sich nicht finanziell lohnen würde? Herr Spahn hat sich wohl gedacht: In den anderen Parteien ist es zu unsicher mit dem Berufswunsch "Berufspolitiker", also gehe ich in die CDU, denn die Partei wird von vielen Bürgern gewählt und ich habe einen sicheren Job. Vielleicht ist es ja mit Alice Weidel genauso, denn die wenigsten Politiker gehen doch noch wegen einem wirklichen Interesse an einem Gemeinwesen oder sogar für die kleinen Bürger in die Politik, sondern weil man in einer Partei ein gutes Ein- und Auskommen hat. Ich gebe zu, ein bisschen Neigung muss man schon zu dem jeweiligen Parteiprogramm mitbringen, aber eine Alice Weidel (AfD) oder ein Jens Spahn (CDU) kann ich mir ohnehin nicht in einer sozialen Partei vorstellen.

    • @produster:

      Nur so lang links, wie die Ablehnung noch präsent ist. So paradox wie es klingen mag: Sind diese Ressentiments in Auflösung begriffen, erscheinen Homosexuelle in allen Lagern; Für diese und alle ein positives, fortschrittliches Resultat.

    • @produster:

      Homo und links? War da nicht mal ein Ernst Röhm?

      • @Wolfgang Russ:

        Genauso wie Hitler, in seiner Wiener Zeit entfalteten sich seine homoerotischen Neigungen und sein Vegetarismus.

      • @Wolfgang Russ:

        Ernst Röhm war vom linken Flügel der NSDAP, und wurde ein Opfer rechter Gewalt...

  • „Sie ist LESBISCH, wirtschaftsliberal, beruflich international aufgestellt – und Spitzenkandidatin der AfD. Wie passt das zusammen?“

     

    Wieso soll das nicht zusammenpassen? Wenn sich jemand unentbehrlich gemacht hat, kann man schon mal ein Auge zudrücken, wenn es um rein ideologische Ausschließungsgründe geht.

     

    Erinnert sei an den Wehrmachtsgeneral Milch. Neider, denen er auf deren Karriereleiter im Wege stand, setzten das Gerücht im Umlauf, er sei von jüdischer Abstammung. Bewiesen oder widerlegt werden konnte das nie. Adolf H., dem dieses Gerücht zu Ohren kam, tat daraufhin den denkwürdigen Spruch: „Wer Jude ist, bestimme ich!“ – Fertig!

     

    Zurück zu Frau Weidel. Sie scheint erst mal aus dem Schneider zu sein. Aber wehe, wenn sie nicht mehr gebraucht wird oder in Ungnade fällt. Dann wird das Argument „lesbisch“ nützlich sein, um sich ihrer zu entledigen!

    • @Pfanni:

      Der Herr Hitler ist sicher für vieles verantwortlich, den Hut für die Judenprüfung aber, den hat sich der damalige Dienstvorgesetzte des Herrn Milch auch nicht verdient (wie oft kolportiert), der kommt nun wirklich vom Herrn Lueger (den Namen kann man nicht erfinden). Soviel Zeit sollte sein. Oder Sorgfalt. Oder eben schweigen, wenn man es nicht wirklich weiß, glaubt oder relativ authentisch gelesen hat.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    "Sie ist lesbisch, wirtschaftsliberal, beruflich international aufgestellt" und erinnert sehr stark an Silvana (die eine da, mit ohne Titel)...

  • Unter dem Aspekt "Die neue Rechte"

    hat die taz die "Alice Weidel" perfekt porträtiert.

    So kann man es auch komplett bei Wikipedia reinstellen, natürlich mit der Quelle, Die TAZ.

  • Das Portrait, das Sabine am Orde von Weidel zeichnet, mag ja durchaus zutreffen und dieser flexiblen Neupolitikerin angemessen sein.

     

    Dennoch ist der Umfang des Artikels (und die Hinweisschlagzeile auf S. 1) ein weiteres Beispiel dafür, dass in der deutschen Presselandschaft sich die AfD-Themen und nun auch deren Personalitiy-Stories unwiderstehlich breit machen.

     

    Die taz-Redaktion sollte sich einmal darauf hin überprüfen, ob der Bosbach-ähnliche vorsätzlich provozierte und sehr albern durchgeführte Abgang bei Slomka nicht der Anlass dafür war, taz-Kapazitäten für diese Frau zur Verfügung zu stellen, der jedes Mittel und jede Wendung recht ist, um möglichst schnell möglichst weit oben anzukommen.

  • „Die neue Rechte. Sie ist lesbisch ... Wie passt das zusammen?“

     

    Die sexuelle Orientierung spielte auch im Faschismus nur eine untergeordnete Rolle. Allenfalls wenn sie auf das „gesunde Volksempfinden“ traf, dann wurde sie hervorgeholt. Bei ihrer Verfolgung spielte aber auch die humanistische und antifaschistische Gesinnung eine entscheidende Rolle, die zur Inhaftierung, Selektion und Ermordung führte. Dabei fand die abweichende Sexualität der Frau eher eine geringe Beachtung. Die Wahrung der Heterosexualität der im Massenbewusstsein gesellschaftlich dominierenden Männlichkeit und die ideologisch-biologische Erhaltung der „erbgesunden Rasse“ lieferte die Grundlagen für die Verfolgung und Vernichtung der sexuellen Abweichung. Dieses Denken existierte auch weiterhin, nach der äußeren militärischen Befriedung, in der alt-neuen Bundesrepublik und fand sich selbst auch noch im ost-deutschen Bewusstsein, so auch noch weiterhin bei Millionen Bundesbürgern, bis heute.

     

    Die modernen modifizierten Kapitalfaschisten haben sich von der alten Sicht auf die sexuelle Neigung und Orientierung emanzipiert. Für sie steht er Erhalt der kapitalistischen Gesellschaftsordnung, die Erhaltung der Macht und Herrschaft der Kapitalisten (Bourgeoisie) im Vordergrund und nicht mehr die Sexualität ihrer Söldner*innen.

     

    Entsprechend ihres Klassenstandpunktes treibt es die Aktivist*innen der modernen europäischen kapitalfaschisten Bewegungen, so auch „zur national bis völkisch gesinnten, homophoben AfD mit ihrem reaktionären Familienbild?“ Dabei ist die ideologisch-homophobe Ausrichtung allenfalls noch ein ideologisches Zugeständnis an die geistig-intellektuell Zurückgebliebenen, der modernen, gesellschaftspolitisch modifizierten, kapitalfaschistischen und kapitalimperialistischen Bewegung.

     

    Das Kapital, die Finanz- und Monopolbourgeoisie und seine militante faschistische Reserve ist eben Lern- und Anpassungsfähig, auch im 21. Jahrhundert.

  • Tolles Portrait, gute Arbeit, hat beim Lesen meine Aufmerksamkeit gesteigert. Wundern tut mich der Satz "88 Prozent der Deutschen wollen Weidel nicht als Nachbarin haben." Vor nicht allzu langer Zeit wollten laut Gauland die Leute "Boateng nicht als Nachbarn haben. Sind wir deshalb alle weiß und homophob. Wer ist wir?

    • @Picard:

      "Wir" scheinen vor allen Dingen Fans von Funny van Dannen zu sein, der schon vor vielen Jahren wusste, dass auch schwatze, lesbische Behinderte ätzend sein können und sich fragte, was für Eltern man haben müsste, um einen Vertrag bei Bayern München zu unterschreiben.

    • @Picard:

      ob die Zahl 88 Zufall ist?

       

      Kleiner Scherz.

    • @Picard:

      Natürlich sind wir weiß und homophob wenn wir Weidel nicht als Nachbarin haben wollen.

       

      Boatengs Nachbarn in München Grünwald haben übrigens Unterschriften gegen ein Flüchtlingsheim gesammelt.

      Gibt einen schönen Artikel in der faz darüber:

      "Banlieue vom Feinsten"

  • Weidel ist die "ideale" geistige Brandstifterin. Die perfekte "Wölfin im Schafsfell".

    Mit ihr schaffen es die Nazis garantiert zum nächsten großen völkischem (Bürger)Krieg.

  • Eine interessante Vita und äußerst intelligente Frau.

    Endlich mal ein positiver Bericht über die AfD. Wenn jetzt noch vor der Wahl eine argumentative Auseinandersetzung mit den Zielen der Partei erfolgt - ohne erhobenen Zeigefinger - könnte der Wahlkampf doch noch interessant werden.

    • @Hans-Georg Breuer:

      Wie können Sie aus dem Artikel denn die Intelligenz von der erkennen?

       

      Ich habe nix gefunden, was auf Intelligenz hindeutet. Äußerst bescheidene Lebensplanung, hält es in keinem Arbeitsverhältnis lange aus. Kennt keinerlei Loyalität und lebt fortwährend in einer Bigotterie, die langfristig zu Problemen führen dürfte, da sie ja alle Menschen wegen ihrer Egozentrik vor den Kopf stößt und irgendwann mal verdammich alleine da stehen wird.

      • @Age Krüger:

        Äußerst bescheidene Lebensplanung, hält es in keinem Arbeitsverhältnis lange aus.

        -------------------

        Gehts noch spiessiger?

    • @Hans-Georg Breuer:

      Nun haben interessante Vitae sehr intelligenter Menschen nicht selten zu Resultaten geführt, die so gar nicht zu aufgeführten Attributen passten. Ich würde es als Intelligenz mit schwerer Schlagseite bezeichnen. Auf historische Beispiele aus bspw dem rechten Gesinnungsumfeld muss ich denke nicht erst verweisen.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Hans-Georg Breuer:

      "Eine interessante Vita und äußerst intelligente Frau."

       

      Alles - ist relativ...

  • „Sie hat für international aufgestellte Unternehmen gearbeitet, lebt in einer eingetragenen Partnerschaft, mit ihrer Lebensgefährtin, einer aus Sri Lanka stammenden Schweizerin, zieht sie zwei Söhne groß.“

     

    Nicht jede Frau, die mit einer anderen Frau eine Beziehung führt, ist lesbisch. Wenn eine Frau keinen sexuellen Verkehr mit Personen des anderen Geschlechts wünscht, bedeutet das ebenfalls nicht automatisch, dass sie homosexuell ist.

     

    „Weidel ist 38, sie ist in einem kleinen Ort im Münsterland aufgewachsen. Der Vater Handelsvertreter, die Mutter Hausfrau, zwei ältere Geschwister. Viel mehr ist nicht bekannt. Weidel hat keinen umfassenden Lebenslauf vorgelegt, auch reden will sie darüber nicht“

     

    Dass eine Familie als durchschnittlich beschrieben wird, heißt nicht zwangsläufig, sie sei auch normal.

  • 2G
    2097 (Profil gelöscht)

    Es ist doch erstaunlich, wie groß die Schnittmenge des Wirtschaftsliberalismus/Marktradikalismus und des Sozialdarwinismus ist. Hans-Olaf Henkel, Thilo Sarrazin und nun Alice Weidel sind nur drei erschreckende Beispiele dafür. Die Menschenrechte sind für diese Leute nur so lange interessant, wie die Eigentumsrechte gewahrt werden und den ökonomischen Interessen nicht entgegenstehen. Herr Lindner, der nur die Exzellentesten auswählen möchte unter möglichen Einwanderern und soziale Gesichtspunkte vollständig negiert, ist ein weiteres Beispiel dafür. Alle anderen Aspekte sind lästig, da unnötig Kosten verursacht werden und die schöne optimale Allokation der Ressourcen durch bspw. Menschenrechte und den daraus resultierenden Arbeitnehmerrechten nur gestört wird. Eine Forcierung der Demokratisierung der Wirtschaft ist dringend erforderlich!

  • 2G
    24636 (Profil gelöscht)

    Diese Politiken des Ressentiments wurden gründlich erarbeitet. Von CDU, SPD & FDP. Selbstverständlich finden sich auch Karrieristen, die sie vertreten und soweit zuspitzen wie nötig. Ich schrieb es schon vor einem Jahr, dass nur die SPD die ~15% der AFD im Bund verhindern könne. Gratuliere!

  • Wer den Wahlkampf verfolgt, sieht das Weidel perfekt zur AfD pass. Sie hat das völkische Gedankengut 1 zu 1 übernommen. Ob jetzt aus Opportunismus oder Überzeugung kann ich nicht beurteilen, ist aber auch egal.

    • @yeay:

      Tja, die Veröffentlichung der Mail aus 2013 hat das für mich klargemacht. Sie handelt aus Überzeugung.