Pressesprecher in der Kritik: Ziemlich weit rechts

Sprecher der Hamburger AfD-Fraktion hat Bezüge zu rechtsextremen Organisationen – darunter zur der Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland, was er nicht kommentieren möchte.

„Kein Platz für Nazis“? Die AfD hat ein Abgrenzungsproblem Foto: Axel Heimken/dpa

HAMBURG taz | Der Hamburger AfD-Bürgerschaftsfraktion droht ein Problem mit ihrem Pressesprecher Robert Offermann. Es spricht einiges dafür, dass Offermann sehr weit rechts steht. Am gravierendsten ist der Verdacht, dass er der „Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland“ (JLO) angehört oder angehört hat.

Auf die Frage nach der Mitgliedschaft in dieser vom Verfassungsschutz beobachteten Organisation reagiert Offermann freundlich – aber wortkarg. „Über Mitgliedschaften sehe ich keinen Anlass, mich zu äußern“, sagte Offermann der taz. Die rechtsextreme JLO ist eine der Organisationen auf der „Bremer Liste“ der AfD, bei denen eine Mitgliedschaft mit der Parteimitgliedschaft in der AfD unvereinbar ist.

In einer E-Mail vom 13. November 2012 wurde Offermann zu einem „Wintersonnenwendtreffen“ der JLO eingeladen. „Liebe Gefährten“ beginnt die E-Mail, die der taz vorliegt, und sie endet mit „Reicht diese bitte nur an vertrauenswürdige Personen weiter!“. Zu den vertrauenswürdigen Eingeladenen gehören der den Holocaust verharmlosende und gegenwärtige Leiter der „Europäischen Aktion“ Rigolf Hennig. Die Europäische Aktion vereint europaweit Rechtsextreme und Holocaustleugner. Ein weiterer Vertrauenswürdiger: der ehemalige sächsische Landtagsabgeordnete Jürgen Gansel, der für die NPD im Kreisrat in Meißen und im Stadtrat in Riesa sitzt.

Die JLO gehörte einst zur Landsmannschaft Ostpreußen, die sich aber im Jahr 2000 wegen deren Ausrichtung von der Jugendorganisation trennte. Über Jahre richtete die JLO in Dresden einen der europaweit größten rechtsextremen Aufmärsche anlässlich der Bombardierung der Stadt im Zweiten Weltkrieg aus. Bis zu 9.000 Rechte, alte und neue, gingen auf die Straße. Unter ihnen war auch der jetzige AfD-Fraktionschef aus Thüringen Björn Höcke und der Mitgründer des „Instituts für Staatspolitik“ Götz Kubitschek, eines rechtsextremen Thinktanks.

Laut einem Wikipedia-Eintrag von 2006 könnten die Beziehungen Offermanns zur JLO über das bloße Eingeladenwerden hinausgehen: Als Stellvertreter des JLO-Landesverbandes Südwest wird dort ein Robert Offermann angeführt.

Die E-Mailadresse Offermanns, an welche die Einladungs-Mail ging, besteht bis heute. In offiziellen Unterlagen der AfD, die 2016 während des Bundesparteitages in Stuttgart an die Öffentlichkeit gelangten, findet sich der private Mail­account als elektronische Postadresse. Sie ist zudem in dem Internetforum „Tradition mit Zukunft“ aufgelistet – einem Forum deutscher Verbindungsstudenten, das bis zum Jahr 2011 betrieben wurde und das bis zu 15.000 Mitglieder zählte.

Nach eigener Aussage ist Offermann Alter Herr der Burschenschaft „Germania Marburg“. Die schlagende Verbindung gehört dem Dachverband Deutsche Burschenschaft (DB) an, die durch eine Debatte, ob ein Deutscher mit chinesischen Eltern Mitglied sein könne, in die Schlagzeilen kam.

robert offerman, AFd-pressesprecher

„Über Mitgliedschaften habe ich keinen Anlass, mich zu äußern“

Auch der Kurznachrichtendienst Twitter liefert Hinweise auf Offermanns politische Verortung: Am 10. Februar 2016 „liked“ er ein Buch des Franzosen Dominique Venner, das in dem neu-rechten Dresdener „Jungeuropa Verlag“ erschienen ist. Der Autor war in seiner Jugend Mitglied der rechtsterroristischen Terrororganisation „Organisation de l armée secrète“ (OAS) und erschoss sich im Mai 2013 in der Kathedrale Notre Dame aus Protest gegen die vermeintliche Islamisierung.

In einem Internetblog hatte er zuvor geschrieben, dass „Worte durch Taten bekräftigt werden müssen“. Die Rechte sei zu zahm und zu ideenlos, beklagt Venner in dem Buch. Im Geleitwort werden seine Gedankengänge als wesentliche Impulse für die „Identitäre Bewegung“ bezeichnet. Der Buchtipp dürfte keine zufällige Entdeckung gewesen sein. Den Verlag betreibt Philip Stein, Chef des rassistischen Netzwerks „Ein Prozent für unser Land“. Er ist in der selben Burschenschaft wie Offermann.

Seine Diplomarbeit schrieb Offermann über die „Rezeption der ‚Konservativen Revolution‘ in der Bundesrepublik Deutschland“. Diese Vordenker des deutschen Faschismus werden heute durch die neue Rechte positiv rezipiert.

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