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Abgeschwächte EU-VorgabenGlaubwürdigkeit der Klimaziele in Gefahr

Die EU-Kommission will Autobauern weniger Klimaschutz vorschreiben. Das werde der Industrie kaum helfen und schade dem Klima, kritisieren Ökonom*innen.

Öko­no­m*in­nen kritisieren das Aus vom Verbrenner-Aus scharf Foto: Marjian Murat/dpa

Öko­no­m*in­nen und Kli­ma­schüt­ze­r*in­nen kritisieren die abgeschwächten Klimaschutzvorgaben für Autos, die die EU-Kommission am Dienstag vorstellte. „Am Ende wird sich die effizientere Technologie durchsetzen“, sagte Maximilian Paleschke von der Denkfabrik Dezernat Zukunft der taz. „Und das ist das E-Auto. Veraltete Technik wird uns nicht das neue Wachstum bringen.“

Die EU-Kommission schlägt vor, dass die Auto-Industrie die CO₂-Emissionen ihrer neu zugelassenen Fahrzeuge bis 2035 nur noch um 90 Prozent reduzieren muss, Verbrenner sowie Plug-in-Hybride bleiben also erlaubt. Den aktuellen Regeln zufolge dürfen ab 2035 keine neuen Verbrenner zugelassen werden. Ein neues Ausstiegsdatum soll es nicht geben. Das EU-Parlament muss dem Vorschlag noch zustimmen.

Will ein Autohersteller in seiner Flotte weiter Verbrenner verkaufen, muss er dem Willen der Kommission nach die dadurch entstehenden CO₂-Emissionen ausgleichen. 30 Prozent der Kompensation sollen über CO₂-neutral produzierte Kraftstoffe wie E-Fuels oder Biogas erfolgen, 70 Prozent über den Einsatz von klimaneutral hergestelltem Stahl. Außerdem sollen kleinere, billigere E-Autos stärker gefördert werden und es gibt strengere Vorgaben zur Elektrifizierung der Dienstwagenflotten von Unternehmen, die in der EU 60 Prozent der Neuzulassungen ausmachen.

Kemfert: Kompromiss verzögert Innovationen

Am Ende wird sich die effizientere Technologie durchsetzen

Maximilian Paleschke, Dezernat Zukunft

Der Ökonom und Physiker Paleschke hält es für „befremdlich, inwieweit die Frage des Verbrenner-Aus mit der Zukunftsfähigkeit der europäischen Auto-Industrie verknüpft wurde“. Wie ein langfristig profitables Geschäftsmodell aussehen kann, werde vom Vorschlag der Kommission nicht adressiert. Stattdessen verliere die Industrie Planungssicherheit.

„Neue Investitionen in die Herstellung von Verbrennern und Hybriden bringen die Gefahr mit sich, dass die Regeln in den 2030er Jahren weiter aufgeweicht werden“, fürchtet Paleschke. Die zusätzlichen CO₂-Emissionen mit grünem Stahl auszugleichen, sei vor dem Hintergrund des politischen Drucks aber der vernünftigste Kompromiss.

Die Ökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung kritisiert den Vorschlag schärfer: E-Fuels, Bio- oder Hybridlösungen seien ineffizient, teuer und in viel zu geringen Mengen verfügbar. „Sie verlängern den Verbrenner künstlich, verzögern Innovationen und gefährden Klimaziele“, sagte sie.

Ähnlich sieht das Pauline Schur, Teamleiterin Klima & Verkehr beim Nabu: „Der neue alte Fokus auf Verbrenner soll die glorreichen Zeiten des Autoexportweltmeisters Deutschland wieder heraufbeschwören“, sagte sie. „Doch der technologische Fortschritt kann ebenso wenig aufgehalten werden wie die Klimakrise: Ohne den schnellen Hochlauf der Elektromobilität wird die europäische Automobilindustrie immer mehr zum Statisten im internationalen Wettbewerb.“

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club ADFC hält den Vorschlag der Kommission für einen klimapolitischen Rückschritt. „Der Verkehrssektor verfehlt Jahr für Jahr seine Emissionsziele und gehört damit zu den größten Baustellen beim Klimaschutz“, sagte der ADFC-Vorsitzende Frank Masurat. Die geplanten Ausnahmen stellten die Glaubwürdigkeit der europäischen Klimaziele infrage. „Wir brauchen keine neue Debatte, sondern Planbarkeit und Verlässlichkeit für eine gute, gerechte Mobilität für alle.“

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44 Kommentare

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  • Mir erscheint die Diskussion zunehmend elitär und abgehoben. In meinem Umfeld werden überwiegend ältere Verbrenner mit Kaufpreisen bis 2000 € gefahren. Das hängt mit der Bezahlung von Krankenschwestern, Erzieherinnen, Kassiererinnen und anderen "ganz normalen" Jobs zusammen. Diese Frauen wohnen ländlich, um auch die Mietkosten niedrig zu halten und fahren häufig um die 30 km zu ihrem Arbeitsplatz; aufgrund ihrer Arbeitszeiten und der ÖPNV-Taktung immer mit dem Auto. Sie leiden jetzt schon extrem unter den Spritpreisen.

    Für viele von uns macht das Verbrenner-Aus Arbeit unmöglich. Es GIBT kein "billiges E-Auto" wie zB meinen 21 Jahre alten Ford Mondeo Kombi, der zuverlässig und reparaturarm fährt. Es wird auch in 15 Jahren keins geben, das so lange hält und dessen Akkus noch funktionieren. Und vor allem nicht für die 1500 €, die er vor 4 Jahren gekostet hat.

    Gehen wir dann alle zum Amt und lassen uns dafür sanktionieren, daß wir nicht arbeiten "wollen"?

    Zu behaupten, daß niemand den Individualverkehr einschränken will, verkennt entweder die Realität oder ist ein mehr als dreister Versuch, die Leute ruhig zu halten.

  • Unabhängig vom Thema ein Weltklasse Artikel.



    Ich nehme eine headline die suggeriert, dass eine Gruppe(Ökonomen) aus allen lagern etwas kritisiert. Suche mir dann nur Personen aus einem Spektrum und niemanden der etwas positives daran findet.



    So ermöglicht man Meinungsbildung.

    Sollte es wirklich niemanden geben der eine andere Einordnung davon hat, dann wundert mich dass da überhaupt etwas geändert wird.

  • Die Automobilindustrie hat schon vor Jahren die Entwicklungsabteilungen für Motoren und den entsprechenden Getrieben geschlossen und die Kapazität in die Entwicklung von E- Autos gesteckt.



    Mit dieser Lobbypolitik geht es nur darum, den Käufern auch nach 2035 noch Fahrzeuge zu verkaufen mit 20 Jahren alter Technik im gesamten Antriebsstrang um so die Renditen zu maximieren auf Kosten der Umwelt und der Menschen.

  • Die Entscheidung wird die Verschiebung zu E Autos letztendlich kaum beeinflussen und war daher völlig überflüssig.



    Die Entwicklung von Verbrenner-Motoren läuft schon lange auf Sparflamme. Komponenten wie Getriebe oder Kettentriebe werden gar keine neuen mehr entwickelt - weil der aktuelle Stand der Technik auch völlig ausreicht.



    Der hocheffiziente Verbrenner existiert nur bei CDU / CSU - nicht auf den Reisbrettern der Industrie.



    Die Akku Kapazität wird sich erhöhen, die Lade Geschwindigkeit genauso. Der Verbrenner ist durch.



    Und wenn die tollen überbezahlten CEOs der deutschen Automobil Industrie einen A… in der Hose hätten, dann würden sie dazu stehen.

    • @M_Kli:

      Die Selbstgewissheit, mit der hier das Ende des Verbrenners verkündet wird, ersetzt leider keine Analyse. Dass aktuell weniger investiert wird, ist nicht Ausdruck technischer Ausgereiztheit, sondern politischer Vorfestlegung. Wer Regulierung und Verbote setzt, darf sich nicht wundern, wenn Industrieentwicklung folgt – das ist kein Naturgesetz, sondern Rahmenpolitik.

      Der „hocheffiziente Verbrenner“ ist kein CDU-Märchen, sondern Realität in Bereichen wie synthetischen Kraftstoffen, Hybridisierung und Effizienzsteigerung, die bewusst kleingeredet werden, weil sie nicht ins E-Auto-Narrativ passen. Gleichzeitig werden reale Probleme der Elektromobilität – Rohstoffabhängigkeiten, Netzausbau, Ladeinfrastruktur, Kosten – mit Glaubenssätzen über künftige Akkus weggewischt.

      Technologieoffenheit bedeutet nicht Stillstand, sondern Optionen. Wer sie als Feigheit von CEOs diffamiert, verwechselt Management mit Aktivismus. Fortschritt entsteht nicht durch Durchhalteparolen, sondern durch Wettbewerb der Lösungen – und der ist längst politisch verzerrt.

    • @M_Kli:

      Schöner aktivistischer Beitrag. Hat zwar mit der Realität wenig bis nichts zu tun, aber ist halt sehr Feel Good.



      Abgesehen von den 1. Welt Ländern wird es absehbar auf dutzende Jahre gesehen eine Vorherrschaft des Verbrenners geben.



      Und die Realität auch hier zeigt anderes, andernfalls gäbe es nicht die Probleme bei den europäischen Autobauern.

  • Mal die ganz große Perspektive:



    Glaubt wirklich jemand, dass die EU ihre Klimaziele erreicht?

    Oder sie im Laufe der nächsten zehn Jahre überhaupt weiter verfolgt?



    Ich glaube das kaum. Und es würde auch wenig nützen, wenn sie es täte:



    Wie das Klima in zehn Jahren aussehen wird, dafür sind zum überwiegenden Teil Länder verantwortlich, die sich ganz explizit von festen Vorgaben, teilweise auch vom Klimaschutz überhaupt verabschiedet haben.



    Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wann und wie sich das wieder ändern wird. Vermutlich braucht es dafür eine richtig große Katastrophe, die ziemlich eng mit der Klimaerwärmung zusammenhängt, in den USA. Ein paar schlimme Hurricans reichen dafür offensichtlich nicht.



    Vorher sehe ich keine sinnvolle Chance, die Erwärmung aufzuhalten. Das heißt auch für Europa, dass man sich bereithalten, weiterentwickeln, auch ein Stück vorangehen kann. Nur Klimaneutralität lohnt sich in dieser Welt kein bisschen.

  • Die Aufregung erscheint mir doch etwas übertrieben. Der große Befreiungsschlag für Verbrenner ist es nicht.



    Das Konzept krankt immer noch daran, dass ausschließlich (bzw. jetzt nur noch zu 90 %) die Emissionen auf der Straße betrachtet und die externen Emissionen vernachlässigt werden. Wodurch Konzepte wie z.B. Vollhybriden, die (a) echte CO2-Einsparungen bringen könnten und (b) auch in "klein und (relativ) leicht" machbar wären, auf der Strecke bleiben.



    Was bleibt, ist, dass Autofahrern nach wie vor mehr Geld für weniger Auto aus den Taschen gezogen werden soll. Aber sie bekommen für den Aufpreis ja ein gutes Ökogewissen :-)

  • Die Glaubwürdigkeit der Klimaziele ist in Gefahr. Durch Friedensangst und Kriegstreiber.

  • Letztendlich versenkt sich damit die Automobillobby in Deutschland selbst zugunsten vielleicht kurzer Gewinne durch den Verkauf von Hybrid/Benzin SUV Monstern. Die Autokonzernlenker mit "Benzin" im Blut werden damit den technologischen Umstieg weiter verzögern und ihre Chancen auf dem Weltmarkt immer weiter verringern, wie in den Letzten Jahren zugunsten kurzfristig eingefahrener Rekordgewinne geschehen. Selber schuld ...

  • Heute noch gelesen: „VW bringt mit dem id.Polo ein E-Auto unter 25 t€“.



    Interessierte mich, weil ich demnächst in Rente gehe und dann keinen pöhsen Dienstwagen mehr habe. E wäre dann schon schön, aber bitte bezahlbar.



    Also Artikel weiter gelesen.



    Es kam, wie es kommen musste: Reichweite des TOP-Modells mit weit über 200PS rund 450km, Schnellladung geht auch. Leider aber DEUTLICH teurer.



    Die kleinen Modelle ab 116PS, deren Leistung mir eigentlich reichen würde, können allerdings nicht schnellgeladen werden und schaffen nur Normreichweite rund 300km. Im Winter also im besten Fall und bei völligem Komfortverzicht höchstens 200km. Das dann für 25k€.

    Dazu kämen noch die Kosten für ne Wallbox, etc.. Wenig praxisgerecht, wenn man auf dem Land lebt. Mal eben Verwandte im Ruhrpott besuchen, spontan? Ja, mit Leihwagen!

    Fazit: nee, danke. Da kaufe ich mir dann doch lieber den kleinen Verbrenner-SUV für unter 20k€, den ich nutzen kann.

    DAS müsste sich verändern, nicht die Zwänge aus Brüssel und Berlin. Dann klappt‘s auch mit der E-Mobilität. Es wohnen halt nicht alle im Großstadtkiez.

    • @Hungerboomer:

      Genau so schauts aus. Mein Diesel schafft 1300km mit einer Tankfüllung. Im Winter 1200km, ohne Komfortverlust, mollig beheizt und 'schnellgeladen' ist er in 90 Sekunden an der Tanke - Sommer wie Winter.



      Passat TDI. Neupreis war unter 30.000€. Mit allen technischen Schikanen damals.



      Mittlerweile 320.000 Kilometer auf der Uhr. Erster Motor, erstes Getriebe.



      Das ist die Benchmark für Stromer und Batterien - preislich wie was die Haltbarkeit angeht.



      Dann werden Stromer von der Masse akzeptiert.



      25000€ und 200 Kilometer😂



      Irre

  • In spätestens 10 Jahre wird das jetzt schon dominierende China den E-Auotmarkt komplett beherrschen. Der Markt für Vebrenner wird zusammenbrechen, egal, was die EU beschließt oder was Söder/Merz für richtig halten. Dann wird unsere Abhängigkeit von China nocheinmal zunehmen.



    Die Brüsseler Entscheidung ist vor diesem Hintergrund kompletter Unsinn.

    • @FCK:AfDNZSTrmpPtn:

      Kann ja sein, daß die Chinesen den E-Auto-Markt dann komplett beherrschen. Aber wen soll das stören?



      Dann sind sie eben Marktführer bei einem Nischenprodukt. Mazda war auch Marktführer bei Wankelmotorantrieben.

      Auch in 10 Jahren werden die Leute zu 90% Verbrenner kaufen, wenn sie es dürfen. E-Autos haben so viele Nachteile, daß sie sich nur durch massive Förderung oder Zwang verkaufen, z.B. die E-Auto-Pflicht bei Dienstwagen.

  • Wenn die E-Mobilität - wie hier oft propagiert wird - nicht nur ökologisch sondern auch ökonomisch der bessere Weg ist, dann werden keine Verbrenner mehr gebaut werden in 10 Jahren. Einfach weil es keine Kunden mehr geben wird. Von daher ist die ganze Aufregung hier umsonst.

  • Und wieder eine höchst bürokratische Regelung.



    Warum lässt man es nicht einfach den Markt regeln?



    Ich dachte es gibt schon CO2 Abgaben, die jählrich steigen, und damit Fahren mit viel CO2 Ausstoss teurer machen. Meinetwegen kann man zusätzlich noch Innenstädte für Verbrenner sperren.

  • Es wurde weder eine Kehrtwende, noch wurden die Klimaziele aufgegeben.



    Es wurde nachjustiert. So banal ist das.



    Statt 100% nun also 90%. Dafür wurden die Grenzen bei Dienstwägen und Miet/Leasingflotten enger gestellt. Das wird hier aber komplett ignoriert. Klar, sonst könnte man sich auch nicht so gut aufregen.



    Es ist ein völlig normaler Vorgang, dass Projekte die eine so lange Zeitspanne umfassen, nachjustiert werden.



    Beim BER oder Stuttgart 21 hat sich das geplante Datum um Jahrzehnte verschoben - und das waren/sind Regionalbaustellen, kein kontinentaler Eingriff.



    Letztlich ist es egal wann der letzte Verbrenner zugelassen wird. Die CO2-Ziele sollten planmäßig erfüllt werden und da liegt die EU als auch Deutschland nach wie vor recht gut im Plan.



    Spoiler-Alarm: es wird noch öfter Nachjustierungen geben auf dem Weg in die Klimaneutralität - Krieg, Corona, keiner weiß welche Überraschungen auf dem Weg noch warten.

  • taz: *„Am Ende wird sich die effizientere Technologie durchsetzen“, sagte Maximilian Paleschke von der Denkfabrik Dezernat Zukunft der taz.*

    Darum geht es der CDU/CSU aber gar nicht. Die wirtschaftsnahe Union hält sich nur an die Wünsche der deutschen Automobilkonzerne und die wollen weiterhin auf klimaschädliche CO2-Autos setzen.

    ***Die Lobbywelt der CDU*** lobbypedia.de/wiki/CDU

  • „befremdlich, inwieweit die Frage des Verbrenner-Aus mit der Zukunftsfähigkeit der europäischen Auto-Industrie verknüpft wurde“

    ein genialer Satz, der es auf den Punkt bringt.

    Durch das Verbrenner-Aus-Aus werden E-Autos zu 0,0% günstiger oder schneller verfügbar sein. Es wird kein Euro zusätzlich in Innovation fließen.

    Es wird lediglich aus bestehenden Investition nochmal das Maximum an Ertrag rausgepresst, damit auch 2035 noch ein paar Menschen Ferrari fahren können, auf Kosten der Allgemeinheit und ohne Zukunftswirkung

  • Es ist faszinierend wie diese kleine Korrektur die Gemüter aufbringt, klimatechnisch bedeutet es nichts und es greift erst in 10 Jahren.



    Bei dieser Justage geht es ausschließlich darum, dass man die Supersportwagen von Porsche, Lamborghini, AMG und Ferrari mit 8 bzw. 10 Zylinder auch noch nach 2035 neu zulassen kann, d.h dass für ein ca. 500 g/Km 250k Auto ca. 130 0g Stromer zugelassen werden müssen.

    Kurzum Diesel-Dieter und Benzin-Gabi werden Kein neues Verbrennerauto mehr kaufen, weil Sie einfach den Sprit nicht mehr bezahlen können bzw es gar nicht mehr gibt.

    Richtig ist allerdings, dass der Wechsel zur E Mobilität den Fahrzeugbestand deutlich reduzieren wird. Grund hierfür ist die Notwendigkeit ein Stellplatz/Garage zu haben mit Stromanschluss und dies haben mehrheitlich Wohneigentümer. Weiterhin ist zukünftig die PV Fläche des Wohnbereiches wichtig, da die über die KM Kosten des E Autos entscheiden.

    Kurzum, wer auf Miete in großen Mehrfamilienhäusern wohnt und ohne eigenen Stellplatz ist wird wohl auf die Öffis umsteigen müssen!

    Aber das ist ja Mainstream auch im Linken progressivem Lager.

    Also bleibt locker!

    • @AuchNeMeinung:

      Der letzte Absatz gefällt mir nicht. Sie beschreiben hier die Situation eines Mieters, der immer Neuwagen kauft und damit täglich 200km zur Arbeit fährt und dann jeden Abend unbedingt laden muss.



      Die Realität sieht so aus: Die durchschnittliche Autofahrerin in Deutschland hat ein 10 Jahre altes Auto. Der typische Gebrauchtwagen wird in zehn Jahren genau das sein, was heute vom Band rollt: Spritfressende SUV-Karosse, überzüchteter Turbomotor, fehleranfällige oder schon ab Werk defekte Abgasreinigungsanlage und der restliche Platz voller Hybrid-Elektrik. So was möchte ich nicht in die Werkstatt bringen müssen.



      Das ist die Realität, die heute geschaffen wird. Nicht das, was Sie sich da ausdenken.

      • @Jörg Schubert:

        "Spritfressende SUV-Karosse"

        Das stimmt so nicht. Ein heute vom Band rollender großer SUV (mit normaler Leistung, also 150-300 PS) verbraucht im Normalfall dank Zylinderabschaltung, Start-Stopp-Automatik, Rekuperation usw. weniger als das erwähnte 10 Jahre alte Auto - und emittiert damit weniger Kohlendioxid.

  • Das Aus vom Verbrenner Aus ist in 1.Linie eine Vertrauensbruch gegenüber allen die innerhalb des gesetzten Rahmens agieren. Wenns ernst wird und weh tut rudert die Politik zurück. Das ist ein Bärendienst am Klimaschutz und



    am Zusammenhalt des deutschen Volkes. Nichtsdestotrotz hängen an der Industrie viele Arbeitsplätze. Wenn ein Kind Mist baut sucht man trotzdem Wege es wieder auf Spur zu bekommen. Aber es hätte bessere Wege gegeben. Z.B ein Tempolimit nur für Verbrenner.

    • @mwinkl02:

      oder die Betriebe und das Personal umzulenken auf die Energiewende der Gebäude. Da fehlt es hinten und vorne an Leuten.

  • Hier geht es doch nicht darum, eine rational-wissensbasierte und wirtschaftlich durchdachte Entscheidung zu treffen. Es geht darum, den rechts-populistischen Neigungen in der eigenen Anhängerschaft Genüge zu tun. Und es geht um die Abwanderung der eigenen Klientel zum rechts-populistischen und rechtsradikalen Rand. Das Ergebnis dieser Strategie ist schon jetzt absehbar: Natürlich wird niemand in der Autoindustrie, der bei Verstand ist, nun wieder auf die alte Verbrennertechnologie setzten. Die Fahrzeughersteller würden im internationalen Wettbewerb vollständig zurückfallen und schließlich nur noch ein Nischendasein fristen. Auch den kleinen Autozulieferern, die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben, wird die Rolle rückwärts der EU nicht helfen. Sie werden trotzdem sterben, weil die Zukunft nicht im Gestern liegt und ein guter Unternehmer nicht nur Buchhalter, sondern vielmehr ein Visionär sein sollte.



    Und zu guter Letzt werden auch die Rechtspopulisten von der EU-Entscheidung profitieren, denn die zum Scheitern verurteilte Politik ihrer konservativen Konkurrenz spielt niemanden so sehr in die Hände wie gerade ihnen.

    • @NormalNull:

      Ohnen sind anscheinend die neusten Verbrenner-Emtwicklungen von Mazda nicht bekannt. Die arbeiten mit Hochdruck an der Entwicklung neuer Verbrenner-Motoren während wir in D das Ganze abwürgen.

  • Das sind jetzt populistische, von der Lobby getrieben Rückschritte, die Industrie ist aber auch nicht zufrieden und es könnte am Ende klimamässig viel schlimmer kommen. Der ganze Abstimmungsprozess hat erst begonnen und ein Aus von Verbrenneraus ist das ja noch lange nicht.

    Verbrenner werden für andere Märkte eh noch länger weiter produziert, aber vielleicht werden es einige Autohersteller bei dem hin und her und der großen Konkurrenz bei engen E-Automarkt nicht überstehen. Oder doch weiter an den großen und gewinnbringenden Fahrzeugen festhalten, die man in den USA dann zollfrei für den Weltmarkt baut?

    Und was hier bleibt, darf dann vom Steuerzahler gerettet werden? Bzw. über teure Gegen-Zölle von anderen, dann leidenden Industrien quersubventioniert werden. Denn die Zölle für chinesischen Autos werden gerade so beantwortet.

    Ich hoffe, dass die Vernunft einer Mehrheit der EU Länder am Ende doch noch siegt. Und das man sich auf Lösung noch bestehender Fragen wie Ladestationen, Tarife, kleinere und bezahlbare Fahrzeuge focussiert, dass ist kein Hexenwerk. Und man muss auch nicht jedes Quartal einen Rekordgewinn melden.

  • Ich denke, die EU und allen voran auch Deutschland haben hier klar gemacht, dass Klimapolitik nicht mit ihnen zu machen ist.



    Dass jetzt die ohnehin unzureichenden Klimaziele wieder einkassiert werden, zeigt, wie es läuft, wenn es drauf ankommt.



    Da werden dann kurzerhand die leichten Absichten einfach aufgegeben.



    Das Verbrenneraus wird nicht die letzte Klimapolitische Maßnahme sein, die so wieder zurückgenommen wird.

  • Die Agonie der deutschen Autoindustrie oder: Spiel die Kohlezeche noch einmal, Sam!



    Nur noch mit Lobby, die im Falle der CDU und FDP aber auch nur zu gerne in solche Nebenschauplätze ausweicht, weil ja die eigentliche Politik auch nicht funktioniert.



    Das wird alles irgendwann dennoch absterben, nur kostet es uns bis dahin schmerzvoll viele Ressourcen für Wichtigeres.

  • Ich hätte mir das eher so vorgestellt:



    2022 Entscheidung



    2025 Ende der Neuzulassung von Verbrennern



    2030 Ende des Betriebs von Verbrennern



    da sind wir weit weg.

    • @Brombeertee:

      Wenn 2030 der Betrieb von Verbrennern verboten würde, hätten wir 2029 eine absolute Mehrheit der AfD im Bundestag. Und zwar eine komfortable, keine knappe. Und die Rücknahme dieses Gesetzes wäre deren erste Amtshandlung.

    • @Brombeertee:

      "2030 Ende des Betriebs von Verbrennern"

      Und die Durchführung ist dann welche? Zwangsstilllegung von Gebrauchtfahrzeugen, sofern sie Verbrenner sind? Das schau ich mir an :D

    • @Brombeertee:

      Da fehlt noch was

      2022 Kurz nach der ersten Vorlage für das Verbrennen Aus 2022 einstimmige Ablehnung des Rot/Grünen niedersächsischen Landtages.

      2022 Volkswagen entschließt sich die Produktion von Golf, Tiguan und Passat nach Polen zu verlagern.

      2023 Die stark steigenden Arbeitslosenzahlen bei der Argentur für Arbeit über trifft sämtliche Erwartungen, vor allem da es bisher ja nur Ankündigungen seien.

      2023 Bundestagswahl Die Bündnisgrünen sind nicht mehr im Bundestag. Die SPD einstellig und die Union mit dem schlechtesten Ergebnis

      2023 Vorstellung der neuen alternativen Regierung mit absoluter Mehrheit

      • @AuchNeMeinung:

        Danke für die Ergänzung.



        Und selbst ein Ende des Verbrenner-Betriebs 2030 wäre für das 1,5°-Ziel noch zu spät, eher 2027 oder stufenweise. Ist aber alles Theorie.

        • @Brombeertee:

          Nein, das Gegenteil ist der Fall. Ob in Deutschland Verbrenner betrieben werden oder nicht, hat nicht den geringsten Einfluß auf die Entwicklung oder die Geschwindigkeit des Klimawandels.

          Das einzige, was helfen würde, wäre eine internationale, bindende und strafbewehrte Übereinkunft ALLER Staaten der Welt, und zwar inklusive der großen Player, die ihren CO2-Ausstoß zur Zeit immer noch weiter steigern.

  • "„Am Ende wird sich die effizientere Technologie durchsetzen“, sagte Maximilian Paleschke von der Denkfabrik Dezernat Zukunft der taz."



    Das wird sie, zweifellos - nur hilft da kein scheinheiliges Datum, sondern gelöste Probleme.



    Serien-E-Mobilität gibt es mittlerweile über ein Jahrzehnt. Trotzdem gibt es noch null-komma-null realistische politische Antworten darauf, wie man beispielsweise für die 1,5 Millionen PKW in Berlin ausreichende Ladestationen schaffen will.



    Ein Jahrzehnt und immer noch kann man die e-Säulen an Autobahnen, Großparkplätzen, etc an einer Hand abzählen.



    Die Politik hat exakt NICHTS getan um e-Mobilität für die breite Masse attraktiv zu machen - nur Reiche wurden gepampert. Wer ein Haus hat und sich PV Anlage samt Wallbox leisten konnte wurde fürstlich bezuschusst.



    Mieter? Mehrfamilienhausbewohner? Pech gehabt.



    Dazu kosten e-Kisten immer noch das doppelte wie vergleichbare Verbrenner.



    So werden wir auch noch 2070 fossil fahren🤷



    Wenn die Politik wirklich eine Antriebswende will, muss sie endlich dafür spürbar etwas tun. Bisher kam von egal wem - GroKo, Ampel und jetzt der minimal-GroKo - nichts. Gar nichts. Ich sehe da keinen politischen Willen.



    Bei niemandem.

    • @Saskia Brehn:

      e-Kisten kosten also das Doppelte wie vergleichbare Verbrenner?



      Ok, allein die Formulierung zeigt, dass sie an einer sachlichen Bewertung nicht interessiert sind.



      Vergleicht man die Fahrzeuge auf Basis von Größe, Ausstattung oder Leistung liegt die Differenz bei 0 bis 15 Prozent. Aber sie vergleichen wahrscheinlich auf Basis der Reichweite - kann man machen, sollte man dann aber dazu schreiben.

    • @Saskia Brehn:

      "Ein Jahrzehnt und immer noch kann man die e-Säulen an Autobahnen, Großparkplätzen, etc. an einer Hand abzählen."

      Mit so viel Fingern an der Hand sind sie sicher im Guinness Buch der Rekorde. (-;

      Ich empfehle einen Blick auf eine Ladeapp mal zu werfen oder auch einfach Google Maps.

      Bin selbst erstaunt gewesen, als ich es das erste Mal genutzt habe, es waren deutlich mehr Ladepunkte als ich vermutet hatte. Es fällt halt nicht auf, wenn man es nicht braucht.

      Rund 20-30km liegen zwischen den Ladepunkten auf der Autobahn.

      • @sociajizzm:

        Mit den Finger an einer Hand wars eher metaphorisch gemeint, aber bitte, ich konkretisiere. Bleiben wir mal bei der von Ihnen erwähnten Autobahn. Ja, da hat jede Tanke e-Ladesäulen mittlerweile. Aber meisten 3 bis 5 was ich so sehe. Gleichzeitig im Schnitt aber 16 oder mehr Tankplätze für Verbrenner - und das, obwohl tanken 2 Minuten dauert (für vollgetankt) und Strom ziehen 20-30 Minuten (für nicht vollgetankt).



        Das Verhältnis passt hinten und vorne nicht. Wenn ein Umstieg der Masse auf e-Autos politisch gewollt wäre, müssten da 30 e-Säulen und 4 Zapfsäulen stehen...🤷



        Und das an jeder Tanke.

    • @Saskia Brehn:

      Das Problem ist etwas anders gelagert. Die Schnellader, die in den letzten 5 Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, sind unsichtbar. Allerdings nur für Leute, die sei nicht sehen wollen.

      • @Jörg Schubert:

        Ich sehe die Lösung vor allem in einem Weg vom Auto. Hin zu ÖPNV, Fahrrad, zu-Fuß, auch auf dem Land. Auch Lastentransport mit Bahnen und Lastenrädern. Und den PKW-Bestand in den nächsten 10 Jahren auf unter 5% des heutigen reduzieren.

        • @Brombeertee:

          Diese 'Lösung' habe ich ausschließlich in diesem Forum bisher gehört.



          Keine Regierung weltweit plant den Individualverkehr auch nur einzuschränken, geschweige quasi komplett zu verbieten - was Ihrer Idee, den Pkw Bestand auf 5% zu drücken gleich käme.



          Es geht um realistische Lösungen, um Lösungen die gesellschaftlich akzeptiert und mitgetragen werden.

  • Wenn die Putins und Trumps dieser Welt die Macht vollends übernehmen, gehen Umwelt und Klima bachab.



    Daher ist es wichtig, dass wir Europäer wirtschaftlich und militärisch stark bleiben.



    Ist leider so...

    • @Carsten S.:

      Wenn wir glauben, die Putins und Trumps sind größere Sorgen als das Klima gehen Umwelt und Klima bachab.

      Die weltweiten jährlichen Militärausgaben würden laut Wissenschaftler:innen für den Umbau zur Klimaneutralität reichen.

      Durch die Aufrüstung gewinnen am Ende Petrol Schurkenstaaten wie Russland, die dann auch noch neue Handelsrouten bekommen.