piwik no script img

Israels Kriegsverbrechen in GazaDie Banalität des deutschen Nichtstuns

Pauline Jäckels
Kommentar von Pauline Jäckels

Selbst der Bundeskanzler sagt inzwischen, Israels Vorgehen in Gaza sei inakzeptabel. Warum sich der deutsche Israelkurs trotzdem nicht ändert.

Halten an ihrer Haltung zu Israel fest: Bundeskanzler Merz (CDU) und Vizekanzler und Bundesfinanzminister Klingbeil (SPD) Foto: Annegret Hilse/reuters

A lle sehen es, wissen es, die meisten sagen es sogar offen: Israels Vorgehen in Gaza – das Aushungern, das Töten, die schrittweise Umsetzung des Plans zur Zwangsumsiedlung – ist nicht zu rechtfertigen.

Unter denjenigen, die das schon lange so sehen, gab es einmal diese Hoffnung: Wenn nur genug Menschen in diesem Land verstehen würden, was in Gaza passiert – dass es Israel nicht primär um Verteidigung, sondern um Vernichtung geht – dann müsste sich selbst Deutschland mit allen Mitteln gegen die israelischen Verbrechen stellen.

Jetzt sind wir – weit über 60.000 Tote zu spät – an diesem Punkt angekommen. 80 Prozent der Bevölkerung halten Israels Kriegsführung für falsch. Selbst der Kanzler nennt sie inzwischen „inakzeptabel“. Und steht zunehmend unter Druck, mehr zu tun, als Israel mit „großem Nachdruck“ aufzufordern, sich bitte anders zu verhalten. Die SPD-Fraktion regte sich diese Woche endlich mal mit einem Statement für einen Kurswechsel. Und 130 Diplomaten aus dem Auswärtigen Amt forderten den CDU-Außenminister Johann Wadephul auf, zu handeln.

Merz betont zwar ständig, man sei einig – es stimmt nur schlichtweg nicht

Warum also tut die Bundesregierung immer noch nichts? Die Antwort ist so grotesk, wie sie angesichts der Tragweite des Nichtstuns – im Sinne Hannah Arendts – banal ist. Statt alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um einen Genozid zu verhindern, sind Lars Klingbeil und ­Friedrich Merz damit beschäftigt, einen Streit in ihrer Koalition und ihren Parteien zu verhindern.

Merz Gerede von Einigkeit ist schlichtweg falsch

Merz betont zwar ständig, man sei sich in der Sache ja einig – es stimmt nur schlichtweg nicht. Jede kritische Regung der vergangenen Monate, etwa von Wadephul, provoziert heftigen Gegenwind aus zwei Ecken: der CSU und einem Kern von CDUlern, die bis jetzt Israels Kriegsführung verteidigen. Merz müsste hier ein Machtwort sprechen, um dem Wunsch der SPD nach einem anderen Kurs nachzugehen.

Das Logo der taz: Weißer Schriftzung t a z und weiße Tatze auf rotem Grund.
taz debatte

Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.

Und selbst die SPD ist nicht so geschlossen, wie das Statement aus der Fraktion es vermuten ließe. Oder haben Sie irgendwann mal ein kritisches Wort zu Gaza aus dem Mund der Parteichefin vernommen? Bärbel Bas zählt zu den starken Ver­fech­ter*in­nen des Israelkurses ihrer Partei. Klingbeil ist zwar kritischer als Bas – bereit, aus der Sache einen offenen Konflikt mit der Union entstehen zu lassen, ist er aber auch nicht.

Warum halten so viele aus Union und sogar SPD am deutschen Israelkurs fest? Die einen tun es aus Angst vor der konzertierten Diffamierung – durch den Springer-Verlag, die is­rae­li­schen Botschaft, den Lobbyisten Volker Beck und weitere –, die garantiert kommt, wenn sie sich kritisch äußern. Die anderen argumentieren intern mit deutschen Interessen: geheimdienstliche Zusammenarbeit, Infrastrukturprojekte, Rüstungsim- und -exporte, Donald Trump nicht verärgern – um nur ein paar zu nennen.

Im kleinen Kosmos der Berliner Haupststadtpolitik mag das „Sinn“ ergeben. Im großen Ganzen, in Anbetracht des menschlichen Leids, das man so weiterhin unterstützt, ist es abgrundtief falsch.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Pauline Jäckels
Meinungsredakteurin
Redakteurin im Meinungsressort seit April 2025. Zuvor zuständig für die parlamentarische Berichterstattung und die Linkspartei beim nd. Legt sich in der Bundespressekonferenz gerne mit Regierungssprecher:innen an – und stellt manchmal auch nette Fragen. Studierte Politikwissenschaft im Bachelor und Internationale Beziehungen im Master in Berlin und London.
Mehr zum Thema

44 Kommentare

 / 
  • Die Anspielung auf das Eichmann-Buch von Fr. Arendt ist unverschämt, man sollte sich als Journalistin nicht derart von seinen Emotionen mitreißen lassen.



    Deshalb noch eine kleine hist. Anekdote: Weder die erwähnte Anspielung noch der Titel noch das Buch selbst wären in dieser Form möglich gewesen, wenn der Staat Israel sich nicht schon damals selbst das Recht genommen hätte.



    Aufgrund von Hinweisen des verehrten Frankfurter Staatsanwaltes Hr. Bauer, der seine Infos, weil er der Bundesregierung zurecht nicht traute (das war Ende der 1950er noch vor der Staatsräsion), direkt an die israel. Regierung weitergab, die dann den in Argentinien mit neuer Identität und Existenz versorgten Hr. Eichmann entgegen internat. Rechts (man erwartete damals wie heute keine Unterstützung) nach Israel entführte. Als Folge gab es neben dem Prozess in Jerusalem dies: "Auf Antrag Argentiniens befasste sich auch der Sicherheitsrat der UN mit dem Vorfall. Er stellte nach einer Anhörung Israels mit der Resolution 138 vom 23. Juni 1960 fest, dass ein Vorgehen wie das in Betracht stehende im Wiederholungsfall den intern. Frieden und die Sicherheit gefährden könnte und verlangte von Israel Wiedergutmachung."

    • @Vigoleis:

      Fritz Bauer's massiv erlebten Widerstand, aktive Feindschaften von Altnazis etc zu verharmlosen und dies mit der fehlenden Staatsräson in Klammern erklären, dass ist echt unglaublich empörend.

      Final: so viel Emotionalität wegen diesem Artikel, und außer zur Überschrift nichts?

      Toller Artikel! Sehr klug gewählte Überschrift.

    • @Vigoleis:

      "...man erwartete damals wie heute keine Unterstützung..." Damals mit Sicherheit weil Argentinien mindestens 9000 Nazi-deutsche, über die Rattenlinie aufnahm, teils sogar gefälschte Ausweispapiere aktiv zur Flucht organisiert und bezahlt hat.

    • @Vigoleis:

      "Weder die erwähnte Anspielung noch der Titel noch das Buch selbst wären in dieser Form möglich gewesen, wenn der Staat Israel sich nicht schon damals selbst das Recht genommen hätte."



      Ich denke, ohne eine Gesellschaft von Nazis und deren eifrigen "Fans", wäre dieses Buch niemals geschrieben worden.



      Der Titel des Buches ist logischerweise absichtlich gewählt worden und die Analyse, die die Phrase ausdrückt, ist unglaublich klug: um böses zu tun, muss ich nicht etwas tun, oder ich bin nicht autom. unschuldig, weil ich nur gemacht habe, was ich "musste", nichts tun, oder blinder gehorsam, kann genauso zu Bosheit im Ergebnis führen. Warum u wieso Arendt's Phrase exklusiv sei, missversteht Hannah Arendt, den sie ist nicht einfach eine Gerichtsberichterin...



      "Hr. Bauer, der seine Infos, weil er der Bundesregierung zurecht nicht traute (das war Ende der 1950er noch vor der Staatsräsion), direkt an die israel. Regierung weitergab..."

      Nicht d. fehlende Staatsräson ist der Grund d. Misstrauens, es waren Nazis, mit Persilschein oder ohne, schlicht Nazis oder "nur Nazi-Sympathisanten", d. d. Fall "vernichtet" oder sogar d. Informationen zum Schutz des Nazis Eichmann missbraucht hätten.

    • @Vigoleis:

      Wenn Frau Jäckels und andere denn Arendts Buch vielleicht (noch mal oder überhaupt) lesen würden!

      Sie werden verblüfft sein, wie differenziert sie kritisiert, u.a. Ben Gurions und Hausners Theaterinszenierung des Ganzen. Dass der Prozess nicht universal wegen Verbrechen an der Menschheit, begangen an Juden, sondern wegen "Verbrechen am jüdischen Volke" aufgebaut wurde, Etc. etc.

      Arendt kritisiert die Klischees in Eichmanns Sprache. Wir sollten mit ihrem geflügelten Wort auch nicht ins Klischee gehen.

      So kritisch wie z.B. Arendt gegenüber dem israelischen Staate können wir dabei ja dennoch sein.

  • Wer jetzt nichts tut, um dem täglichen Sterben im Gazastreifen etwas entgegen zu setzen, macht sich mitschuldig.... Punkt!

    Es ist müßig, sich endlos darüber auszulassen, was die Hamas, was die Palästinerser*innen, was Netanjahu, Trump oder wer auch immer machen müssten.

    Mein Einfluss geht ohnehin fast gegen null.... aber bei den oben genannten ein anderes Verhalten einzufordern bleibt gänzlich folgenlos.

    Forderungen kann ich bestenfalls an die deutsche Regierung richten, die in ihren Handlungen der deutschen Bevölkerung verpflichtet ist. So kann ich von unserer Regierung fordern, dass sie sich für die Einhaltung des Menschen- und Völkerrechts einsetzt



    Es ist nicht die Privatangelegenheit der Herren Merz und Klingbeil, wie sie das Verhalten der Israelischen Regierung einschätzen. Gerade als Vertreter des deutschen Volkes, dass in der Vergangenheit schwere Schuld auf sich geladen hat, ist es deren Aufgabe, die Israelische Regierung mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dazu zu bewegen, das Morden im Gazastreifen einzustellen.

    Mögliche Mittel wären u.a. Einstellung der Waffenlieferungen an Israel und auf Europäischer Ebene gemeinsam mit anderen den Druck auf Israel erhöhen.

  • Ich hab mich extra angemeldet um diesen Kommentar zu schreiben:



    Kompliment an Frau Jäckels, lese zum ersten so offen Springer Kritik in Zusammenhang mit Israel.

    "Die einen tun es aus Angst vor der konzertierten Diffamierung – durch den Springer-Verlag, die is­rae­li­schen Botschaft, den Lobbyisten Volker Beck und weitere –, die garantiert kommt,......"

    Leider ist der Verlag eben nicht unparteiisch wie sie über sich sagen, sondern so krass aus Seite Israels, dass sie das Leid der Palästinenser kaum erwähnen.



    Ganz im Gegenteil, Argumente pro Israel werden sofort reflexartig mit dem gegen Argument des Anschlags der Hamas zu schweigen gebracht.



    Nicht falsch verstehen, was die Hamas gemacht hat war schrecklich. Absolut falsch und ich verurteile die Hamas.

    Aber warum müssen kleine Kinder alte Menschen und Menschen die gegen die Hamas sind sterben? Verhungern oder zerbombt werden?

    • @Der Angsthase:

      Der Springer-Konzern ist offen parteiisch, siehe die Grundsätze.

      Ich verstehe, klar gegen Antisemitismus zu sein. Auch Jahrzehnte später lungert der noch hier herum (einige haben ihn gegen Antimuslimismus eingetauscht, was keinen Deut besser ist). Universal betrachtet, sollten wir bei Gruppenabwertungen hellhörig sein.

      Ich verstehe nicht, illegales Handeln eines Staats auf Kosten Dritter auch noch gutzuheißen. Ob der Marokko oder Israel heißt.

  • Israels Freunde sollten Israel bitte Schlimmerem bewahren. Aber schon jetzt ist der Schaden immens. Diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit werden für immer das Ansehen Israels beschmutzen.

    • @moonwatcher:

      Ja, Deutschland tut Israel und sich einen Bärendienst. Wenn schon die Berichterstattung zu den schrecklichen Verbrechen und dem Aushungern nicht zu den verantwortlichen Politikern durchdringen.. so sollte es sie doch interessieren, dass Deutschland sich sein Image in der Welt und seine Glaubwürdigkeit längst und nachhaltig beschädigt bis zerstört, mit seiner uneingeschränkten (nicht durch Menschenrechte und internationales Kriegsrecht begrenzte) Unterstützung Israels. Wenn mein Freund ein schlimmes Verbrechen verübt, sollte gerade ich als Freund ihn stoppen.

      • @la suegra:

        Es sind falsche Freunde, die sich selbst irgendwie bereits un-antisemitisch fühlen, weil sie einem bestimmten Staate eine Tatarentreue halten.

  • Die TAZ ist für ihre Titel und Überschriften bekannt.

    Der Titel zu diesem Beitrag ist nach meiner Auffassung dann doch etwas nüchtern deutsch ausgefallen.

    Ich hätte die Anspielung auf Hannah Arendts Buch dann eher so formuliert:

    "Die Banalität der deutschen Staatsräson"

    • @Wilfried Wang:

      Das würde eine Gleichsetzung von "Böse" aus den Arendt-Zitat mit " Sicherheit Israels" aus dem Scholz-Zitat bedeuten können.

      Gut, dass die taz darauf verzichtet hat.

      Manchmal ist nüchtern-deutsch nicht verkehrt.

    • @Wilfried Wang:

      Was banal wie potenziell böse in der Auswirkung ist, ist diese Denkverkürzung, dass Israel = Juden = automatisch gut.



      Natürlich nicht. Stereotyp.







      Dennoch bin ich für Arendt-Anspielungen wohl dann doch etwas weniger zu haben als Frau Jäckels.

  • Heute Nacht "hat sich offensichtlich etwas getan", dennoch erneut der Hinweis:



    "Ein gewisses Novum im humanitären Völkerrecht verkörperte die vierte Konvention, welche erstmalig „den Schutz von Zivilpersonen in Kriegszeiten“ in den Mittelpunkt eines internationalen Abkommens stellte. Sie enthält zum größten Teil Vorschriften zum Umgang mit Nicht-Kombattanten, die von einer fremden Macht interniert wurden. Die Konvention verbietet auch Angriffe auf zivile medizinische Einrichtungen und Krankentransporte.

    Seit dem 8. Juni 1977 ergänzen zwei Zusatzprotokolle die Genfer Konventionen. Das erste Protokoll enthält einige zusätzliche Vorschriften zum Schutz von Zivilisten und Verwundeten und verbietet den Einsatz von Gewaltmitteln, „die geeignet sind, überflüssige Verletzungen oder unnötige Leiden zu verursachen“. Vor allem trägt das Zusatzprotokoll aber veränderten Konfliktkonstellationen Rechnung und weitet den Geltungsbereich der Genfer Konventionen auf „internationale bewaffnete Konflikte“ aus,"



    Quelle



    sicherheitspolitik.../m7/articles/m7-05



    Eine Versorgung aus der Luft kann nur der Anfang sein, die Evakuierung der schwerstkranken Opfer ist Gebot der Humanität, jetzt!

    • @Martin Rees:

      Evakuierung - aber wohin? Der einzige Nachbarstaat (Ägypten) hat seit dem 7. Oktober seine Grenze fest verschlossen. Das ist ein permanenter Verstoß gegen den Grundsatz der Nichtzurückweisung, weil die Menschen in einem geografisch sehr eng gefassten Kampfgebiet gehalten werden, was die Hamas geschickt auszunutzen versteht.



      Bei all dem Geschrei über mutmaßliche Kriegsverbrechen durch die IDF geht dieser Fakt immer unter: ein sicherer, unbeteiligter arabischer Bruderstaat ist gleich nebenan und hält die Füße still.

    • @Martin Rees:

      "Israel gibt nun offenbar seinen Widerstand auf und genehmigt, dass wieder Lebensmittel über dem Gebiet abgeworfen werden können.



      Vor dem Hintergrund der humanitären Krise im Gazastreifen sollen in den kommenden Tagen wieder Hilfslieferungen aus der Luft für die Palästinenser in dem Gebiet abgeworfen werden. Dies sagte ein israelischer Vertreter..."



      www.n-tv.de/politi...ticle25925628.html

    • @Martin Rees:

      Eine Versorgung aus der Luft ? Damit, wie beim letzten Male, ein paar von den herabschwebenden Lasten erschlagen werden ? Das ist doch für die Kameras. 20 km von Gaza entfernt ist ein leistungsfähiger Hafen, Ashdod, WFP etc haben genügend Laster. Luftabwurf, träumt hier jemand von Dien Bien Phu ?

      • @Jo Lang:

        Zumal da für mich dann auch die Begründung der Israelis für eine Organisation wie GHF und die ganzen Blockaden wegfällt, nämlich das man Hamas daran hindern will Hilfsgüter zu stehlen. Wenn ich die aus der Luft abwerfe kann ich ja mal überhaupt gar nicht planen, wer was an Hilfen bekommt bzw. sich unter den Nagel reisst. Und wenn man noch den neusten Artikel von Reuters einbezieht, dass nämlich eine Untersuchung von USAID keinen systematischen Diebstahl von UN Hilfslieferungen durch Hamas feststellen konnte, sollte auch diejenigen, welche die Begründung geglaubt haben bzw. es immer noch tun, mal ein paar Fragen stellen: www.reuters.com/wo...za-aid-2025-07-25/



        Die Aussagen von Israelis in der New York Times vervollständigen dann das Bild.

        • @Momo Bar:

          Sie bringen ganz wesentliche Gesichtspunkte in die Diskussion. Die „Lieferung" aus der Luft entzieht die Aktion zum großen Teil der Kontrollierbarkeit, und für zu erwartende Unzulänglichkeiten sind Schuldige dann schnell ausgemacht. [/sarkasmus off]



          Trotz allem: Ich wünsche den Darbenden schnelle und ausreichende Hilfe.

      • @Jo Lang:

        So steht's auch bei tagesschau.de 2024



        "Luftbrücke?



        Vorreiter bei der Versorgung des Gazastreifens aus der Luft ist Jordanien. Bereits im November warf Israels östlicher Nachbar Hilfsgüter an Fallschirmen aus Flugzeugen ab. Ägypten schloss sich im Februar an, inzwischen beteiligen sich auch die USA, Frankreich und auch Deutschland an der Luftbrücke.Die Bewohner des Gazastreifens und Hilfsorganisationen sind sich allerdings einig, dass die Abwürfe aus der Luft bei weitem nicht ausreichen. Eine Flugzeugladung, die unter großem Aufwand und mit hohen Kosten an ihr Ziel gebracht werde, entspreche etwa der Menge, die ein Lastwagen transportieren kann."



        Wer aber was bekommen hat, fragt nicht nach den Kosten oder der Effizienz. Die israelische Regierung wird die symbolische Bedeutung schon einkalkuliert haben, aber es geht hier um das Signal und die Anerkennung der Not einschließlich der Koordination der Hilfsmaßnahmen. Es muss !alles versucht werden, denn die humanitäre Katastrophe ist nicht drohend, sondern grassierend.



        b. n-tv de



        "sagte ein israelischer Vertreter, der anonym bleiben wollte. Die Flüge würden von den Vereinigten Arabischen Emiraten und Jordanien koordiniert."



        Es geht los!

  • Nur die Palästinenser selbst können den Krieg beenden, indem sie sich von ihren muslimisch geprägten Bruderstaaten emanzipieren, anstatt von ihnen als "Fuß in der Tür" der Region missbraucht zu werden, um Israel zu schwächen. Viele würden aber durch eine Abwendung einen inneren Konflikt eingehen, der die eigene Identität in Frage stellt. Es bietet sich daher für viele an, die Existenz der Hamas hinzunehmen, die zwar viele nicht mögen, aber die Macht hat, Israel weh zu tun. So lässt sich etwas Stolz bewahren.



    Wenn Israels Existenz von muslimisch geprägten Staaten nicht anerkannt wird, wird sich an der Situation nichts ändern. Die Israelis werden wohl kaum umziehen. Israel kann deshalb nur alles zu seiner Verteidigung tun.



    Wenn in der derzeitigen Situation die Zivilbevölkerung sehr leidet, liegt es mMn daran, dass die Zielsetzung in Bezug auf Gaza für die Zeit nach dem Konflikt unklar ist, weil die israelische Gesellschaft und Politik tief gespalten ist. Hätte die Hamas keine Geiseln genommen, sähe die Lage anders aus. Sie würde jetzt nicht mehr existieren und zumindest ein kurzfristiges Kriegsziel könnte als erledigt gelten.



    Israel muss unterstützt, nicht geschwächt werden.

    • @Onkel Heinz:

      Was sind Sie denn für einer, "Onkel Heinz"? Unverhohlene Ressentiments gegen angeblich "muslimisch geprägte" "Bruderstaaten" hier einstreuen?



      Niemand darf "alles" tun. Ich empfehle Ihnen ein wenig Arendt zur Entgiftung.



      Nebenbei: dann sollte doch Palästina folglich ein Staat sein und endlich als solcher behandelt werden, oder?

      • @Janix:

        Sie verstehen aber auch Janix!



        Was soll an "muslimisch geprägte Bruderstaaten" denn wohl Ressentiment sein? Kritik daran, dass sie sich wenig für das Leid in Gaza interessieren, sondern daran interessiert sind dass sich nichts ändert, aber sehr wohl.



        Palästina kann von mir aus gerne ein Staat sein, wenn die Hamas sich zurückzieht und die Geiseln freilässt. Janix dagegen.

    • @Onkel Heinz:

      "Israel muss unterstützt, nicht geschwächt werden."

      Israel wird nur durch Menschlichkeit stark nicht durch Kriegsverbrechen. Deshalb müssen Nationalisten, Kriegsverbrecher und illegale Siedler in Israel geschwächt werden.

      • @Rudolf Fissner:

        Israel hat den Krieg nicht angefangen. Im Krieg sterben Menschen. So ist das leider.



        Ich sehe die Palästinenser genauso als Geisel der Hamas und ihrer Unterstützer wie die entführten Israelis. Nur dass zu ersteren eben enge Beziehungen und Verpflechtungen bestehen, die die Sache etwas komplizierter machen.



        Niemand wird Nationalisten, Kriegsverbrecher und illegale Siedler in Israel schwächen, indem das Land z.B. international geächtet wird, sondern es wird auf die Art seinen Feinden zum Fraß vorgeworfen. Das darf nicht passieren. Hamas muss aufgeben. Nur dann kann es weitergehen.

    • @Onkel Heinz:

      Ich halte diese Sicht für völlig falsch. Der Konflikt ist im Kern ein Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern. Israel hat ihn immer als Konflikt mit den Nachbarländern betrachtet, aber das ist falsch. Die Nachbarländer sind alle mehr als wiilig, mit Israel Frieden zu schließen. Was fehlt, ist die Bereitschaft Israels, die Palästinenser als gleichberechtigt anzuerkennen und ihnen Selbstbestimmung zuzugestehen.

  • Egal was man von Israels Kriegsführung hält, ich bin der Meinung, man sollte Hannah Arendts Formulierung über Eichmann nicht derart zweckentfremden wie die Autorin das tut. Ich finde das unanständig.

    • @a jugovic:

      Dem schließe ich mich an.

    • @a jugovic:

      Ich lese das Buch gerade. Sie sieht in Eichmann den beflissenen, gehorsamen Opportunisten mit einer verdrehten 'Moral', ohne Phantasie, ohne Denkvermögen. Böse sein kann auch einfach sein: gehorchen und sich nicht gegen die Umgebung stellen.



      Das passt auch für mich nicht ganz zum Jetzigen. Merz und Wadephul handeln massiv gegen das, was Arendt fordern würde, nämlich universale Geltung von Recht, Selbst-Denken und Verantwortung fürs Handeln. Aber das ist nicht Stromlinie, denn andere sind ja weiter. Das ist Tapsigkeit, um ja nicht "antisemitisch" zu sein - die Netanyahu-Propaganda hat da Israels Handeln offenbar erfolgreich gegen handfeste Kritik immunisiert.



      Es ist arg genug, beschreiben wir es dabei besser anders.

  • "...dann müsste sich selbst Deutschland mit allen Mitteln gegen die israelischen Verbrechen stellen."



    Das dachte ich bereits, würde nach dem ersten Beschluss des ICJ vom 26. Januar 2024 aufgrund der Klage von Südafrika passieren. Das steht u.a.: "Der Gerichtshof wies Israel an, Maßnahmen zu ergreifen, um Völkermord im Gazastreifen zu verhindern und ... humanitäre Hilfe in den Gazastreifen zuzulassen sowie generell mehr Maßnahmen zum Schutz der Palästinenser zu ergreifen."



    en.wikipedia.org/w...ase_against_Israel



    Ist 1,5 Jahre her, die Aktionen Israels vor Ort und die deutsche Haltung bis heute sind bekannt.



    "Die einen tun es aus Angst vor der konzertierten Diffamierung ..., die garantiert kommt, wenn sie sich kritisch äußern." Sehr mutig, das einmal auszusprechen. Nirgendwo wird der Anti-Antisemitismus-Feldzug so scharf geführt wie in De. Der Globale Süden, das dürften so 75% der Weltbevölkerung sein, schüttelt nur mit dem Kopf und spricht von einer ständigen Verwechslung von Judaismus und Zionismus.

    • @Wosön67:

      In Deutschland war, ist und bleibt nach dem schlimmsten Menschheitsverbrechen der nationalsozialistischen Massenmorde an 6 Millionen Juden sowie vielen anderen Menschengruppen eine harte Auseinandersetzung mit Antisemitismus vonnöten.



      Es ist historisch absolut angebracht, hier sehr scharf antisemitische Ausfälle zu bekämpfen, auch wenn es bestenfalls in der politischen Klasse passiert.



      Der "globale Süden" - was soll das sein? in der Form als Monolith gibt es den nicht - hat vielleicht andere historische Erfahrungen, Sensibilisierung für Diskriminierung wird eben niemandem in die Wiege gelegt.

      Zionismus übrigens ist für Judaismus, was Feminismus für die Frauen ist. Die Unterscheidung ist zwar theoretisch richtig, aber in der praktischen Anwendung bei Ihnen mindestens ebenso fragwürdig, wie wenn Machisten sagen, sie haben ja nichts gegen Frauen, aber die Emanzen ...

      • @a jugovic:

        DE räumt dem Antisemitismus seit Jahrzehnten eine Sonderrolle ein. In der Konsequenz bedeutet dies, dass z.B. der Völkermord an den Sinti und Roma oder der Antiziganismus zumindest ein Stück weit abgewertet wurden und werden. Zugleich spricht DE damit aber auch anderen Nationen (z.B. GB, FR oder Irland) ab, die vollständig richtigen Lehren aus dem Holocaust zu ziehen. Das ist m.E. nicht nur eine theoretische Anmaßung, sondern auch eine vermehrt real auftretende.



        Ja, in der Tat, die meisten Nationen/Staaten des Globalen Südens haben eigene historische Erfahrungen gemacht. Nämlich mit Kolonialismus und Imperialismus in der Opferrolle. Warum soll der Blick des Großteils der Menschheit auf die Situation in Palästina verkehrt sein, die "deutsche" Sicht aber die richtige?



        Es gibt auf der Welt Millionen Juden (v.a. USA), die sich klar gegen den real existierenden Zionismus aussprechen. Teils von jeher aus religiösen Gründen, teils wegen der aktuellen Kriegsführung Israels, aber eben auch oder gerade wegen des jahrzehntelangen, völkerrechtswidrigen Siedlungsbaus/Kolonialismus zum Schaden der Palästinenser.

      • @a jugovic:

        'Es ist historisch absolut angebracht, hier sehr scharf antisemitische Ausfälle zu bekämpfen...'

        Das ist zu 100% richtig. Der Punkt ist aber, dass Antisemitismus-Vorwürfe leichtfertig instrumentalisiert werden, Kritik am Vorgehen der israelischen Regierung zu ersticken, eben gerade hier in DE, aber mit ähnlichen Mustern auch in UK, USA etc. Das aber (1) entwertet mE gerade das Vorgehen gegen Antisemitismus (cry wolf...) und (2) ist auch Zeichen unheiliger Allianzen zwischen den jeweils Rechten, die vor allen deswegen Zionisten (aber eigentlich ja auch Antisemiten) sind, damit die Juden in Israel bleiben, und nicht in DE, UK und USA usw. Antiislamismus ist ein weiterea Bindeglied.

  • Heute hat ein Sprecher der IDF gesagt, das HAMAS NICHT systematisch die Hilfsmittel der UN Organisationen in Gaza gestohlen hat. Ich finde das spektakulär und natürlich entzieht das GHF alle Grundlagen. Ich hoffe, das dies eine Änderung zum Besseren ankündigt, auch wenn dieses idiotisch Argument immer noch in Leserbriefen wiederholt wird.



    www.nytimes.com/20...core-android-share

    • @Jo Lang:

      "Heute hat ein Sprecher der IDF gesagt, das HAMAS NICHT systematisch die Hilfsmittel der UN Organisationen in Gaza gestohlen hat."

      Nein, das steht in dem von Ihnen verlinkten Artikel eben nicht drin, auch wenn Sie mit dem Artikel jetzt schon triumphierend von einem Artikelforum ins nächste ziehen.

      • @Taugenichts:

        Mhm ... Warum lautet die Artikelüberschrift dann "No Proof Hamas Routinely Stole U.N. Aid, Israeli Military Officials Say"

        • @Rudolf Fissner:

          Weil es einen logischen Unterschied gibt, ob es kei e Beweise für eine Aussage A gibt oder Beweise dafür, dass die Aussage A falsch ist.

  • Auch die taz gehört(e) zu den Medien bei denen man Israel und Völkermord nicht gemeinsam erwähnen durfte. Und bis heute darf man prominente Deutsche jüdischen Glaubens nicht für ihre Verteidigung des Völkermordes in Gaza rügen.

    • @Alberta Cuon:

      Man darf Evangelische, Katholische, Atheistens, Pastafari, Muslims, Judens, Hindus dafür rügen, wenn sie universalistische Grundsätze übergehen wollen (Völkerrecht, Menschenrechte). Mündlich höre ich das übrigens durchaus auch mal. Wieso denn auch nicht?



      Bei Worten wie Völkermord oder Apartheid zucke ich zurück, sie voreilig oder ohne Begründung einzusetzen. Nicht alles muss gleich mit dem krassesten Begriff beknüppelt werden.



      Bei Gaza, bei den aktuellen Entwicklungen in Israel lässt sich da gegen und inzwischen schon auch für diese Begriffe argumentieren. Lasst uns aber genauer bleiben, als Etiketten zu patschen. Siehe frühere Posts.

  • "Selbst der Kanzler nennt sie inzwischen „inakzeptabel“."

    Wer die Bundespressekonferenz regelmäßig verfolgt (bei der Pauline Jäckels ja lange ebenfalls dabei war und die Regierung mit kritischen Fragen gepickst hat :-) ), der weiß: das ist schon zur Zeit der Ampel nicht anders gewesen. Auch dort wurde regelmäßig "das Vorgehen verurteilt", "auf die Einhaltung des Völkerrechts gepocht" etc. Das sind und waren alles Lippenbekenntnisse. Dass das unter einer cdU-Regierung nicht besser werden konnte, war klar.

    Und ich bin mir nicht sicher, ob die Analyse hier stimmt. Der Konflikt zwischen cdU/csU kann es in der Ampel nicht gewesen sein. Und sollte die Regierung wirklich Angst vor der Springerpresse haben und deswegen die offenkundig starke Meinung der Bevölkerung ignorieren? Regiert uns die Springerpresse schon? So, wie die Politik - nicht nur in Bezug auf Israel - aussieht, kann das gut sein.

  • Man hat keine Worte mehr

    In usa versucht man Abtreibungen generel zu untersagen, hier in Deutschland diskutiert man ob eine Richterin, die eine zeitgemäße Position zu Abtreibungen vertritt, die Eignung als Verfassungsrichterin hat .

    Kommentar bearbeitet. Bitte halten Sie sich an die Netiquette. Die Moderation.

    • @Oliver Wagner:

      Ja schon, Tatsachen gefallen dem einen oder anderen nicht.



      Selbstbildnis hat halt oft mit der Wirklichkeit wenig zu sein.



      Umkehr ist ein schmerzhafter Weg