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Linke-Forderungen an die BundesregierungRassismus wirkungsvoller bekämpfen

Die Linkspartei legt einen 6-Punkte-Plan „für Teilhabe und Diskriminierungsschutz“ vor. Menschen dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden.

Demonstration gegen den AfD-Parteitag in Essen: Protest ist gut, reicht aber alleine nicht, meint die Linkspartei Foto: AdoraPress/M. Golejewski

Berlin taz | Als eine Antwort auf die Zunahme rassistischer Übergriffe hat die Linke am Montag einen Maßnahmenplan mit Forderungen an die Bundesregierung vorgelegt. Die Partei fordert unter anderem, den Diskriminierungsschutz durch eine Reform des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) zu stärken, ein Bundespartizipationsgesetz und ein effektives Demokratiefördergesetz.

Die Linkspartei weist darauf hin, dass der Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt allein für den Bereich rassistisch motivierter Gewalt knapp 1.500 Fälle im Jahr 2023 gezählt hat. Die Übergriffe seien damit gegenüber dem Vorjahr um ein Drittel gestiegen. Die Straftaten gegen Asylsuchende seien laut Bundeskriminal­amt um 75 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 2.488 Taten angestiegen. Aber statt dagegen effektiv vorzugehen, bestimmten rassistische Migrationsdebatten den öffentlichen Diskurs, kritisiert die Partei. Dem setzt sie jetzt „6 Punkte für Teilhabe und Diskriminierungsschutz“ entgegen.

„Obwohl rassistische Übergriffe, gerade auf Geflüchtete, aktuell auf dem Höchststand sind, hat die Bundesregierung keinen Plan, was sie dem zunehmenden Rassismus entgegensetzen kann“, sagte die Berliner Landtagsabgeordnete Elif Eralp der taz. Weil die Ampelkoalition im Kampf gegen Rassismus versage, mache ihre Partei „nun einen Vorschlag für mehr Teilhabe von Geflüchteten und Menschen mit Migrationsgeschichte sowie für den Kampf gegen Rassismus auf allen Ebenen“, so Eralp, die im Berliner Abgeordnetenhaus Sprecherin für Migration und Partizipation sowie Antidiskriminierung der Linksfraktion ist.

Wie von der Ampelkoalition versprochen, müsse endlich das AGG reformiert werden, fordert die Linkspartei. „Das AGG weist etliche Lücken im Diskriminierungsschutz auf, da Klagefristen zu kurz sind, es kein Verbandsklagerecht enthält, Diskriminierungsdimensionen fehlen, zu viele Ausnahmen eine Entschädigungspflicht ausschließen und vor allem öffentliches Handeln nicht umfasst ist“, heißt es in dem Papier, das der taz vorliegt.

Gegen „Racial profiling“

Als „wesentliche Form von strukturellem Rassismus“ bezeichnet die Linke anlasslose Polizeikontrollen, die vor allem migrantische und rassistisch markierte Menschen treffen würden. Daher müssten die Befugnisse zu anlasslosen Polizeikontrollen aus dem Bundespolizeigesetz und allen Landespolizeigesetzen gestrichen werden. Auch müssten Beschäftigte des öffentlichen Dienstes zu Antidiskriminierungs­schulungen verpflichtet werden, vor allem auf der Führungsebene, wie es das Berliner Landes­antidiskriminierungsgesetz beispielsweise schon vorsähe.

Als weiteren Punkt fordert die Linke ein Bundespartizipationsgesetz. „Damit sollen Fördermaßnahmen geregelt werden, die sicherstellen, dass auf allen Verwaltungsebenen Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung entsprechend ihres Anteils an der Bevölkerung vertreten sind“, heißt es zur Begründung.

Außerdem solle die Arbeit von Beratungseinrichtungen, Menschenrechts- und Hilfsorganisationen, Antidiskriminierungsverbänden und Mi­gran­t:in­nen­selbst­or­ga­ni­sa­tio­nen durch ein effektives Demokratiefördergesetz besser abgesichert werden. Denn bislang müssten sie oft unter prekären Bedingungen arbeiten und um ihre Finanzierung bangen, da eine Strukturförderung nicht gewährleistet sei.

Darüber hinaus tritt die Linkspartei für die Möglichkeit von Einbürgerungen „unabhängig vom Einkommen, ohne Sprachtests und zu Recht als Schikane empfundene Einbürgerungstests“ ein. Auch plädiert sie für „ein Wahlrecht auf allen Ebenen für alle Menschen, die langfristig in Deutschland leben, unabhängig vom deutschen Pass“.

Menschen nicht gegeneinander ausspielen

Zudem sollten alle Arbeitsverbote für Geflüchtete abgeschafft werden, um prekäre und illegalisierte Beschäftigung zurückzudrängen. Die Anerkennung von ausländischen Bildungs- und Berufsabschlüssen müsse erleichtert werden. Für einen besseren Zugang im Gesundheitssektor müsse der Krankenversicherungsschutz allen Geflüchteten ab dem ersten Tag gewährt werden.

„Wir wollen Teilhabe, Schutz vor Diskriminierung und gute Lebensbedingungen für alle Menschen“, sagte die Linken-Parteivorsitzende Janine Wissler der taz. Wer Menschen gegeneinander ausspiele, um von politisch verursachten Missständen abzulenken, der bereite den Nährboden für das Erstarken rechter Kräfte. Es mache sie daher „sprachlos, dass die Reaktion von Union und Ampel auf den Rechtsruck bei der Europawahl weitere verbale und reale Zugeständnisse nach rechts sind“, so Wissler.

Proteste, wie am Wochenende gegen den AfD-Parteitag, an denen sie auch selbst teilgenommen hatte, seien zwar wichtig, um ein Zeichen gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit zu setzen. „Aber Protest reicht nicht, alltäglicher und struktureller Rassismus müssen Tag für Tag und systematisch bekämpft werden“, sagte Wissler.

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42 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, die Kommentarfunktion ist nun geschlossen.

  • Na, da hat die Linke ja endlich einen Kracher für die kommenden Landtagswahlen gefunden - viel Erfolg.

  • Das BSW setzt zumindest exakt das Gegenteil um. Geboren aus der Linken.

  • Programm zur Festigung der Bedeutungslosigkeit

    • @Hans Hermann Kindervater:

      soll heißen, die Linke wäre besser wählbar, wenn Sie nicht gegen Diskriminierung wäre? Für eine rechte Partei, die man als pseudo-linker mit gutem gewissen wählen kann gibt es doch BSW?

      • @Alfons Geigenmacher:

        Die Linke wäre für mehr Menschen wählbar, wenn ihre Haltung gegen Diskriminierung sich nicht in einem Pamphlet irrwitziger Maximalforderungen manifestieren würde, das ein reines eitles Posieren für den Applaus ihrer schwindend kleinen Blase darstellt.

        • @Wurstprofessor:

          Gut auf den Punkt gebracht.

        • @Wurstprofessor:

          Ich hätte es vermutlich weniger scharf formuliert, damit aber dann auch nicht so treffsicher. Chapeau.

          Politik ist die Kunst des Möglichen. DIE LINKE fordert mit dieser Art Papier die gekünstelte Unmöglichkeit.

          Und das weiß eigentlich auch jeder. Deshalb ist die politische Linke ja auch so gut darin, sich selbst gegenseitig zu zerlegen. Wie das Känguruh sagt: "Cool, dann können wir Freunde sein. Bis zur Revolution. Danach wird's natürlich schwierig."

          Meistens schon davor.

      • @Alfons Geigenmacher:

        Die Forderungen sind halt kein Alleinstellungsmerkmal.

  • "Darüber hinaus tritt die Linkspartei für die Möglichkeit von Einbürgerungen „unabhängig vom Einkommen, ohne Sprachtests und zu Recht als Schikane empfundene Einbürgerungstests“ ein. Auch plädiert sie für „ein Wahlrecht auf allen Ebenen für alle Menschen, die langfristig in Deutschland leben, unabhängig vom deutschen Pass“.



    Genau das wird die Massen begeistern und mitreißen.



    Wie fern vom Alltag und den darin lebenden Menschen muss man sein, um solche Forderungen aufzustellen.

    • @Trabantus:

      Was ist denn das Problem mit diesen beiden Forderungen? Vielleicht stehe ich auf dem Schlauch, aber dass Menschen die hier leben auch alle politischen Rechte haben sollten ist doch nicht extrem, eher bürgerlich-humanistisch.

    • @Trabantus:

      Genau diese Forderungen sind so an der Realität vorbei und lassen die Afdeppen noch wachsen.



      Unglaublich naiv

      • @D. MEIN:

        Man könnte fast meinen, die LINKE brauche und wolle die AfD. Und sei es als Feindbild.

        • @Metallkopf:

          Aus wahltaktischen Gründen ist die Existenz der AfD für alle linken Parteien inzwischen alternativlos. Ohne AfD mit einem geeinten brügerlich-rechtskonservativem Spektrum hätte die CDU absolute Mehrheiten und könnte durchregieren.



          Die Grünen zum Beispiel, der Einfachheit halber mal als linke Partei geführt, haben aktuell nur dann noch eine Regierungsperspektive, wenn sie als Mehrheitsbeschaffer für die CDU benötigt werden. Böse Zungen munkeln das ganze Gerede über Brandmauern und der generelle Unwillen irgendetwas praktisch an der Migrationspolitik zu ändern, liegt im wahltaktischen Streben der Grünen, sich selbst unverzichtbar zu machen und das funktioniert eben nur mit einer möglichst starken AfD.

  • "Als „wesentliche Form von strukturellem Rassismus“ bezeichnet die Linke anlasslose Polizeikontrollen, die vor allem migrantische und rassistisch markierte Menschen treffen würden."



    Das ist falsch.



    Polizisten kontrollieren anhand ihrer kriminalistischen Erfahrungen Personen, deren Beteiligung an einer verfolgbaren Straftat ihnen als möglich erscheint.



    Rassistisch ist es zu denken oder davon auszugehen, dass Schwarze kriminell sind nur weil sie schwarz sind.



    Das tatsächliche Problem ist, dass vielen gar keine andere Möglichkeit bleibt, da sie 'Dank' Duldung oder Schengenvisum keiner legalen Arbeit nachgehen können - da bleibt quasi nur Schwarzarbeit oder Kriminalität übrig.



    Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass sie überproportional häufig als Straftäter in Erscheinung treten.



    Das Problem ist also nicht die Polizei, sondern die staatlichen Vorgaben, die Zuwanderern nur den Weg in die Illegalität lässt.

    • @Farang:

      nachprüfbare belege für überproportionales auftreten als straftäter?

    • @Farang:

      Sehr richtig.

      Eine klare Sachverhaltsermittlung kann eigentlich per definition nicht diskriminierend sein. Wenn ein Straftäter Migrationshintergrund hat, dann hat er den nun einmal. Und wenn einer keinen hat, dann hat er eben keinen.

      Es wird erst richtig schlimm, wenn man vom einen (Straftäter) auf das andere (Migrant) schließt, bevor man alle Fakten hat, oder das eine (Migrant) voreilig als Indiz für das andere (Straftäter) wertet.

      Was im Übrigen bei anderen Sachverhalten gerade von sich als linksfeministisch definierenden Personen munter betrieben wird, wenn es um Geschlechter und Gewalt geht.

      Da ist "Mann" schon mal sehr schnell "potenzieller Gewalttäter" oder es wird bei Gewalt in Beziehungen pauschal erst einmal vermutet, dass die Gewalt vom Mann ausgegangen sein muss.

      Müsste man eigentlich, wenn man es logisch durchdenkt, selbst merken.

      Aber Aristoteles als Begründer der Logik war ja schließlich auch ein "alter weißer Mann". /sarc

      • @Metallkopf:

        Aristoteles war Südländer ;)

  • Das BSW setzt zumindest exakt das Gegenteil um. Geboren aus der Linken.

  • Einbürgerung ohne Sprachtest? Den Punkt raffe ich überhaupt nicht. Ok es gibt Menschen denen es sehr schwer fällt eine neue Sprache zu lernen (geht mir auch so) aber trotzdem ist Sprache wohl einer der wichtigsten Integrationsbestandteile. Deutschland bietet und gibt den Menschen so viel und darf dann im Gegenzug nicht einmal einen kleinen Beitrag zur Integration des Einbürgerungswilligen einfordern?

    • @Klaus Gissing:

      Im Grunde bin ich froh wenn die Linkspartei endlich Geschichte ist. Sie verschärft alle Probleme und Konflikte und steuert rein gar nichts konstruktives bei.

      Hab sie sehr lange gewählt aber das waren auch Zeiten in denen man dort nicht an den Menschen vorbei geredet hat oder noch schlimmer: Sie bevormundet.

    • @Klaus Gissing:

      Darum liegt Die Linke doch bei 3 %.

      Das sind migrationspolitische Fehler aus den 90ern.

  • Es ist im Interesse der Wähler, daß Parteien vor den Wahlen unterscheidbare Positionen beziehen.

    Hier veröffentlicht die Linke sehr konkrete Forderungen, die die Partei von dem BSW und deutlich von der AfD abgrenzen.

    Rechtzeitig vor den Landtagswahlen dieses Jahres sowie der Bundestagswahl im nächsten Jahr, kann die Linke nun Wähler mit gleichen Präferenzen an sich binden.

    • @Donald Duck:

      Fein auf den Punkt gebracht. Die Zahl der Wähler, die die Linkspartei mit diesen Forderungen an sich binden wird, dürfte nicht einmal ausreichen, um den für eine Wahlkampfkostenerstattung erforderlichen Stimmenanteil zu erreichen. Die alten Leute aus der Linkspartei-Stammwählerschaft, die ihre DDR wiederhaben möchten, dürften angesichts der Migrationspolitik der DDR andere Präferenzen haben.

  • Inzwischen ist man schon links wenn man das Grundgesetz nicht den Bach runter gehen lassen will.



    Wenn die Linke mal nicht mehr im Parlament ist, ist es damitganzvorbei.

  • Die nächste Person, die behauptet, BSW sei links, sollte sich dies hier durchlesen. Das ist links, und die beste Antwort auf das Erstarken der Rechten.

    • @Patricia Winter:

      Und natürlich ist das BSW links.

      Klassisch alt- links.

      Real-Scotsmen-Argumentationen helfen der Linkspartei nicht.

    • @Patricia Winter:

      Da ist sowas von keine Antwort auf das Erstarken der Rechten drin.

      Im Gegenteil.

      Das ist Wahlkampf für rechts.

      So wird die Linke nicht ernstgenommen.

      Problemlösungen im Bereich Migrationspolitik etwa traut ihr niemand zu.

    • @Patricia Winter:

      Nein, dieses Programm wird AfD und BSW weiter befeuern.

      Es ist ein Programm für jene 2-3% die die Linke noch wählen wollen.

    • @Patricia Winter:

      Links vielleicht, aber eine Antwort auf das Erstarken der Rechten? Wohl eher nicht; im Gegenteil: solche Forderungen wie Einbürgerung für alle und am besten voraussetzungslos werden den Rechten eher noch Wähler zu treiben.

  • Gut, das war jetzt die komplette Pressemitteilung der Partei Die Linke. Ist das die Partei, die nichts aber auch garnichts umsetzen kann?

    • @GregTheCrack:

      Ja, die Partei die schon eine so starke ideologische Brille aufhat, dass ein abwägender Diskurs in sozialpolitischen Themen über das "Für und Wider" keine Chance hat. Gruselig sowas.

      • @Pittmitd:

        Die anderen Parteien haben keine Starke ideologischen Brillen? Antirassismus ist weder ideologisch noch sozialpolitisch.

    • @GregTheCrack:

      Ja, das sind die, mit der sehr kleinen Prozentzahl bei der Wahl.

      • @M. S.:

        Natürlich haben die jetzt sehr kleine Prozentzahlen.

        Als sie registriert haben, haben sie es ja nicht gebracht.

        Nicht mal den Rassismus haben sie als Regierungspartei wirksam bekämpft.

        In Berlin sind die ehemaligen PDS- und Linke-Hochburgen heute in blauer Hand.

        Nach der letzten Regierung mit der Linkspartei in fast paritätischer Beteiligung gewann die CDU.

        Aus welcher Partei ist noch mal der Ministerpräsident Thüringens?

        • @rero:

          "regiert", nicht "registriert "

    • @GregTheCrack:

      Ist schon erstaunlich, wo eine Partei, der der Untergang droht, ihre Prioritäten setzt.



      Dank Sarah wird die Linke bald Geschichte sein.

    • @GregTheCrack:

      Wie Herr Reincke mal in einem Artikel der taz sinngemäß schrieb:

      Verspricht die SPD einen Mindestlohn von 12 Euro und die Linke einen von 15 Euro, wähle ich die SPD, weil ich weiß, da kommt vielleicht was bei raus.

      Man kann sich in Thüringen ja ansehen, wie gut die Linke es selbst umsetzt und wieweit dort Rassismus abgeschafft ist.

    • @GregTheCrack:

      Richtig, das ist diese Partei, die bei der nächsten Wahl unter "Sonstige" läuft.

    • @GregTheCrack:

      Richtig, die können im Bundestag nichts durchsetzen weil sie dort milde ausgedrückt keine Mehrheit haben.

      Dass aber die Parteien mit Mehrheit nichts umsetzen, scheint Sie nicht so zu stören.

      Offenbar ist es inzwischen nicht mehr normal, dass man sich gegen Rassismus einsetzt, oder gegen Mietwucher etc.

      • @Jalella:

        Warum lassen Sie die Beteiligung an Landesregierungen weg?

    • @GregTheCrack:

      Mach das ihr Anliegen bedeutungslos?