Rekordzulassungen von Autos: Sie stehen meist nur herum
Es gibt immer mehr Autos in Deutschland, aber es wird nicht mehr gefahren – gut so. Allerdings sind auch parkende Fahrgeräte eine Plage.
N och nie waren so viele Autos in Deutschland zugelassen wie jetzt – und trotzdem hat der Verkehr einer aktuellen Studie zufolge auf den Fernstraßen nicht zugenommen, sondern ist weniger als vor der Pandemie. Der Grund: Vor allem dank dem in der Coronakrise zum Standard gewordenen Homeoffice sind weniger Menschen unterwegs. Das ist ein Fortschritt, aber nur ein kleiner.
Sicher: Jeder nicht mit dem Auto gefahrene Kilometer ist gut fürs Klima, das zeigen die aktuellen Zahlen zur Erderhitzung. Im Juni hat die Temperatur global gesehen zum zwölften Mal in Folge die 1,5-Grad-Schwelle des Pariser Klimaabkommens erreicht oder sogar überschritten. Dafür ist auch der Straßenverkehr verantwortlich. Ein stehendes Auto ist schon deshalb besser als ein fahrendes – aber gut ist es nicht. Auch E-Autos lösen das Problem nicht.
Derzeit sind hierzulande mehr als 49 Millionen Pkws zugelassen; so viel wie nie zuvor. Sie verstopfen auch parkend öffentliche Räume, die viel besser genutzt werden könnten. Das ist nicht nur in Großstädten ein Problem, sondern gerade auch in kleineren und mittleren Gemeinden. In vielen Wohngebieten verengen Autos an beiden Seiten die Straßen bis ins Absurde. Auch stehend können Pkws großen Schaden anrichten. Sie versperren etwa die Sicht, was gerade für Kinder gefährlich ist.
Zu viele Autos sind zu viele Autos – das gilt für fahrende wie für parkende. Da hilft nur eines: abschaffen. Dazu sind viele Menschen nicht bereit, weil sie glauben, dann nicht mehr mobil zu sein. Der massive Ausbau des öffentlichen Verkehrs ist eine Voraussetzung dafür, das zu ändern. Das ständige Gezerre um das 49-Euro-Ticket schafft aber kein Vertrauen in einen auf Dauer erschwinglichen ÖPNV. Und die Krise der Deutschen Bahn erst recht nicht.
Die meisten Autos stehen die meiste Zeit nur herum. Kollektive Lösungen sind gefragt, um die Zahl der Pkws zu reduzieren. Dazu muss das Autoteilen attraktiver werden, etwa indem Autofahr-Kollektive ab einer bestimmten Personenzahl steuerlich begünstigt werden. Und: Wer sein Auto abschafft, sollte kräftig belohnt werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen