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Schule im BrennpunktMahmouds Startchancen

Die Ampel feiert den Durchbruch für mehr Bildungsgleichheit. Ein Lehrer kennt die Probleme. Er schreibt, wie eine gute Schule aussähe:

Schnell rein da, um ja nicht zu spät zu kommen! Schü­le­r:in­nen steigen in einen Bus am Hermannplatz in Berlin-Neukölln Foto: Jürgen Held/imago

Berlin taz | Mahmoud ist zu Beginn dieser Geschichte 13 Jahre alt und geht in die 7. Klasse einer Gemeinschaftsschule in Neukölln. Er ist in Berlin geboren, allerdings besitzt er lediglich einen Duldungsstatus, genau wie der Rest seiner Familie, die vor 16 Jahren aus dem Libanon nach Deutschland geflohen ist. Mahmoud hat fünf Geschwister, er ist das dritte Kind der Familie. Sie wohnt in einer 85-Quadratmeter-Wohnung auf der Sonnenallee, einer der lautesten Straßen der Stadt.

Mahmoud teilt sich ein Zimmer mit seinen drei Brüdern. Zum Lernen oder für Hausaufgaben findet er zu Hause weder Platz noch Ruhe. Eines Tages ist er auf Klassenfahrt in Stralsund. Ein Passant ruft ihm hinterher, er solle sich in „sein Land verpissen“. Als ich mit ihm darüber spreche, erschreckt mich, dass er mir sagt: „Herr Nolte, das ist doch normal.“ Mahmoud ist eine fiktive Figur, die sich aber aus typischen Erfahrungen mit Schülerinnen und Schülern meiner ehemaligen Klasse zusammensetzt.

Gerade haben die 16 Kultusministerinnen und Kultusminister einer Vereinbarung zwischen Bund und Ländern zugestimmt, dem sogenannten Startchancen-Programm. Es sei das „größte Bildungsprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik“, betont Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) und ein „Aufstiegsversprechen“.

Das ominöse „Aufstiegsversprechen“ im deutschen Bildungssystem einzulösen, ist ein großes Vorhaben, bedenkt man, dass diverse Studien es seit Jahrzehnten für mausetot erklären. Immer wieder wurde darauf hingewiesen, wie stark der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg in Deutschland ist. Und wie sehr es zur Ballung dieser Problemlage an Schulen in bestimmten Sozialräumen kommt, den sogenannten Brennpunktschulen. Nun sollen 4.000 dieser Schulen vom Startchancen-Programm profitieren.

Tobias Nolte

, 39 Jahre, ist seit zehn Jahren Lehrer. Er engagiert sich bei „Related“, einer Initiative, die sich für Bildungsgerechtigkeit in der Migrationsgesellschaft einsetzt.

Modaladverbiale bestimmen die Zukunft eines Kindes

Mit 16 schafft Mahmoud in der 10. Klasse seinen Mittleren Schulabschluss mit der Note 3,1. Er hat eine Fünf in Mathe, eine Vier in Deutsch und eine Drei in Englisch. In Deutsch fehlen ihm drei Punkte für eine Drei. In der Prüfung verwechselt er Kausal- und Modaladverbiale und versteht eine Aufgabe nicht, in der er einen Satz aus Umgangs- in Standardsprache übersetzen soll. Am Oberstufenzentrum, an dem er danach sein Abitur machen will, hat er Schwierigkeiten mit seinem neuen Klassenlehrer. Irgendwann geht er einfach nicht mehr hin.

2 Milliarden für Schulen

Das Startchancen-Programm ist das zentrale Bildungsversprechen der Ampelkoalition. 4.000 Schulen in sogenannten sozialen Brennpunkten sollen zehn Jahre lang finanziell und personell unterstützt werden. Starten soll es zum Schuljahr 2024/25. Pro Jahr stehen zwei Milliarden Euro zur Verfügung. Erstmals wird bei einem Bund-Länder-Programm ein Teil der Mittel nach sozialen Kriterien verteilt. Anfang Februar wurden letzte Details vereinbart. (taz)

Bevor er mit 13 auf unsere Schule wechselte, lag sein Notenschnitt bei 3,8. Dazu haben wir eine Akte bekommen, deren Dicke auf die Menge der Probleme aus seiner bisherigen Schullaufbahn hindeutet. In der Grundschule war er oft in Streitigkeiten verwickelt gewesen, Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen hatten wenig Wirkung gezeigt.

Seine Klassenlehrerin beschrieb ihn im Übergabegespräch als „sehr schwierig“. Persönlich erlebte ich ihn oft als aufbrausend, ungeduldig, direkt, aber auch als schlagfertig und sehr neugierig, vor allem bei politischen und gesellschaftlichen Themen. Für Mahmoud war es selbstverständlich, seine zwei kleinen Geschwister zur Kita zu bringen und nach der Schule wieder abzuholen. Häufig kam er deswegen morgens zu spät.

Als Mahmoud 10 war, hatte sich seine Mutter von seinem Vater getrennt. Es wurde nie eindeutig ausgesprochen, aber es gibt viele Hinweise darauf, dass der Grund dessen Gewalttätigkeit war. Seine Mutter brachte die fünf kleinen Kinder seitdem alleine durch, indem sie bei drei unterschiedlichen Firmen putzen ging. Für die Kinder blieb wenig Zeit, aber sie war bei jedem Elterngespräch und man merkte, wie sehr sie sich bemühte, dass Mahmoud die Erwartungen der Schule erfüllte.

Schulweg: 1 Stunde

Da sie nicht gut Deutsch sprach, musste Mahmoud immer wieder übersetzen, wenn Termine bei Ämtern anstanden. Auch das Kündigungsschreiben der Hausverwaltung für ihre Wohnung übersetzte er ihr und brachte es am nächsten Tag mit in die Schule. Er fragte, ob die das dürften. In der 9. Klasse zog Mahmoud mit seiner Familie von Neukölln nach Marzahn. Er blieb auf unserer Schule und hatte fortan einen Schulweg von einer Stunde.

Jugendlichen wie Mahmoud haben SPD, Grüne und FDP im Koalitionsvertrag versprochen, „Menschen unabhängig von ihrer Herkunft beste Bildungschancen zu bieten“. Ein Instrument hierfür soll das Startchancen-Programm sein. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn zweifelhaft ist, ob das zur Verfügung gestellte Geld ausreicht. Was aber fehlt, ist ein tieferes Verständnis, wie komplex und facettenreich das Problem der Bildungsungerechtigkeit ist. Und wie ungerecht die Selektion durch die Schulen ist, die wie eine Jury darüber bestimmen, welche Lebenschancen ein junger Mensch erhält.

Die spannende Frage wird sein, wie es den einzelnen Schulen gelingt, mit dem Geld ernsthaft Einfluss auf die Bildung all der Mahmouds in diesem Land zu nehmen. Wer Bildungsgerechtigkeit will, muss massiv in frühkindliche Förderung und Grundschulen investieren. Denn das sind die Orte, an denen noch alle Kinder zusammen lernen und an denen frühzeitig und präventiv Benachteiligungen ausgeglichen werden können.

Wer es ernst meint mit der Gerechtigkeit, muss auch weiterführende Schulen mit Förderangeboten sowie ruhigen Arbeitsplätzen ausstatten, über die benachteiligte Schülerinnen und Schüler außerhalb der Schule nicht verfügen. Wir brauchen eine Schule, die nicht selektiert, sondern willkommen heißt.

Manche Kinder sollten in der Schule bevorzugt werden

Eine Schule, die richtig gut ausgestattet ist. Die modern ist, sowohl was das Gebäude als auch was den Unterricht angeht. Die Schülerinnen und Schüler wie Mahmoud besonders gut unterstützt, ja ihn sogar bevorzugt behandelt. Die Idee einer Bevorzugung lässt zunächst vielleicht stutzen, ist aber eine rein logische, ja zwingende Schlussfolgerung: Werden Kinder außerhalb der Schule massiv benachteiligt, müssen sie innerhalb der Institution massiv bevorteilt werden. Nur so entsteht hinsichtlich ihrer Chancen wieder eine Balance.

Allzu oft tun wir so, als kämen alle Schülerinnen und Schüler morgens mit dem Taxi aus dem Wellnesshotel angefahren

Damit das gelingt, muss sich der pädagogische und institutionelle Blick auf benachteiligte Schülerinnen und Schüler ändern. Der Bildungsforscher Aladin El Mafaalani schreibt in seinem Buch „Mythos Bildung“ davon, dass es gute Gründe für die Annahme gebe, scheinbar durchschnittliche Schülerinnen und Schüler wie Mahmoud verfügten eigentlich über ein überdurchschnittliches Potenzial. Schließlich bewerkstelligen sie all die Anforderungen, die in ihrer Bildungsbiografie an sie gestellt wurden, trotz der oft extrem schwierigen familiären und sozialen Rahmenbedingungen.

Das Problem ist, dass wir in der Schule bis heute allzu oft so tun, als kämen alle Schülerinnen und Schüler morgens mit dem Taxi aus dem Wellnesshotel angefahren und hätten mental nichts anderes zu verarbeiten als binomische Formeln, Fotosynthese, die Französische Revolution oder eben den Unterschied zwischen Kausal- und Modaladverbialen. Genau diesen bildungsbürgerlichen Wissensbestand prüfen wir am Ende ab und verteilen daraufhin Lebenschancen-Zertifikate an diejenigen, die ihn besonders gut reproduzieren können.

Für mehr Chancengerechtigkeit braucht es das genaue Gegenteil: Nicht die Kinder und Jugendlichen sollten sich in die Bedürfnisse des Systems Schule einfügen, sondern das System Schule muss sich an deren Bedürfnissen, Interessen und Ressourcen orientieren. Das setzt voraus, dass wir bildungsbenachteiligte Schülerinnen und Schüler nicht als Problem ansehen, sondern all die versteckten Leistungen und Ressourcen wertschätzen.

Rap statt Goethe analysieren

Das setzt auch voraus, dass wir bürgerliche Bildungsnormen hinterfragen. Das kann konkret bedeuten: Rap im Deutschunterricht als Zugang zu Lyrik – zum Beispiel mal die Songtexte des deutsch-sudanesischen Rappers OG Keemo statt nur Goethe und Eichendorff zu besprechen. Unterricht zu Fragen, die für die Identität von vielen wichtig sind: Nahostkonflikt, Diskriminierung, Rassismus, Religion, Geschlechterrollen. Aber auch zu Verschwörungstheorien, dem Einfluss sozialer Medien, Fake News. Unterricht also, der an die Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen wie Mahmoud anknüpft und gezielt darauf reagiert.

Auch die Struktur des Schultages, den Schülerinnen und Schüler wie Mahmoud durchlaufen, muss sich verändern. Stellen wir uns etwa einen idealen Schultag im Leben seiner kleinen Schwester Tasnim vor, die in drei Jahren auf die weiterführende Schule wechseln wird. Ihr Tag beginnt um 8.30 Uhr mit einem gemeinsamen Frühstück, das von der Schule gestellt wird. Es endet mit einem „Check-In“, bei dem alle gemeinsam reflektieren, wie sie sich fühlen, welche Ziele sie sich für den Tag setzen und was sie brauchen, um diese zu erreichen.

In der ersten Stunde ist jeden Tag freie Lesezeit mit Büchern und Texten, die an den Interessen der Kinder und Jugendlichen ausgerichtet sind. In der zweiten Stunde hat Tasnim Mathe-Förderung mit zwei Mitschülern. In der dritten und vierten Stunde ist Projektunterricht.

Am Dienstag und Donnerstag geht es um den Konflikt zwischen Israel und Palästina, für den sich Tasnim aufgrund ihrer Familiengeschichte sehr interessiert. Während des Unterrichts wird sie von der Sozialarbeiterin für eine halbe Stunde aus dem Raum geholt, um einen Streit mit Mina und Dilan vom Vortag zeitnah zu besprechen und beizulegen. Danach ist große Pause, sodass Tasnim sich ein wenig erholen und in einem der vier Entspannungsräume Musik hören kann.

So könnte selbst Physik ein angenehmes Fach sein

In der fünften Stunde hat sie Physik, ein Fach, das ihr schwerfällt. Die Lehrerin geht mit der Klasse, die aus 15 Kindern besteht, nach draußen, um mit Lupen zu erproben, was ein Brennpunkt ist. In der sechsten Stunde hat Tasnim Arabisch. Das macht ihr besonders Spaß, nicht nur weil sie sich ihre Muttersprache als zweite Fremdsprache anrechnen lassen kann, sondern auch, weil sie stolz darauf ist, dadurch das Schreiben und die Grammatik ihrer Muttersprache zu beherrschen.

In der zweiten großen Pause gibt es viele Bewegungsangebote, Tasnim geht zum Kickboxen. Der letzte Block besteht wieder aus interessengeleiteten Lernangeboten, die auf Partizipation und Empowerment ausgelegt sind. In ihrem Projekt Climate Justice produzieren die Kinder einen Beitrag für das Schulradio. Darin geht es um die Auswirkungen des Klimawandels auf den Libanon.

Den Abschluss des Tages bildet der „Check-Out“ mit einer der vier Schulpsychologinnen, die zusammen mit Tasnim ihren Tag reflektieren. Als sie nach Hause kommt, erzählt sie Mahmoud von ihrem Tag.

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50 Kommentare

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  • Ein fiktiver „idealer“ Tagesablauf in



    der Schule : Beginn mit einer „Zielvereinbarung der Schüler für den Tag“. Ist das Ernst gemeint, das gabs bei uns im Unternehmen sogar nur einmal



    im Jahr und das war „Schattenboxen“.

  • Rap statt Goethe, Klimawandel im Libanon, der Nahostkonflikt, Geschlechterrollen, Fake News - was steht an dieser 'idealen Schule' eigentlich im Vordergrund - die Vermittlung von Bildung oder Ideologie?

  • Es ist schön, dass jemand von einer besseren Schule träumt.

    Neue Lehrer braucht das Land, ein Buch von einem Pädagogikprofessor aus den 1990ern.

    2024: Die Lehrer sind die gleichen wie damals, die Schulen sind gleich, oder aber schlimmer wie in Hamburg, die Stadtteilschule ist inzwischen eine Ruine der Gesamtschule geworden.

    Es hat in Deutschland viele Ideen und viele Vorstellungen von Bildung gegeben. Durchsetzen tut sich das höhere Bürgertum und das will eine möglichst rasche und vollständige Trennung von niederen Schichten auf eine Gymnasium, das fortlaufend selektiert, also rausschmeisst. Es gibt kaum Bundesländer, die nicht so eine Struktur haben und wo es nicht Schullaufbahnen gibt, die geschrottete und aussortierte Kinder abbilden.

    Der Berliner Senat würde sein Schulsystem verteidigen, und zwar vollständig. Dafür ziehen die Bürokraten irgendwelche Akten und Statistiken raus und erklären durchaus plausibel, warum das gut geht, warum es ein Recht auf Bildung gibt, warum selbst die ärmsten Kinder an einer Klassenreise teilnehmen können und und und.

    Dass in Deutschland Familien oft mit Trennung, Scheidung, Sorgerecht zusammen hängen, dass viele Kinder seelische Belastung bei ihren Eltern in der einen oder anderen Form haben, all das würde diese Bildungspolitiker nicht anfechten.

    Und das ist auch so, dass die Rückschrittlichkeit im Bildungswesen interessante Allianzen hervorbringen kann, in Hamburg zum Beispiel Ole von Beust und Christa Götsch, also CDU und Grüne. Nun kacken sich SPD-Politiker in Hamburg sofort in die Hose, wenn jemand eine echte Schulreform machen will, nicht so bei CDU und Grünen, die haben das teilweise vorbildliche Gesamtschulsystem direkt geschrottet und durch ein Chaos-System ersetzt. Dieses Schulsystem finden bis heute CDU, FDP, Grüne & SPD in HH total gut, nur ihre eigenen Kinder schicken sie nicht auf Stadtteilschulen, die gehen aufs Gymnasium und soll Karriere machen, möglichst ohne dabei Mahmud zu treffen. Ich habe Alpträume.

  • "werden Kinder außerhalb der Schule massiv benachteiligt, müssen sie innerhalb der Institution massiv bevorteilt werden."

    Eine doch interessante Auffassung.



    Wie wird das definiert und festgestellt.? Gibt es eine soziologische Untersuchung jeder Familie, oder kann die Lehra nach Gutdünken entscheiden?

    Wie soll eine massive Bevorzugung aussehen?



    Eine süssigkeit mehr am Tag?



    Einfach bessere Noten?

    Ich kann mir kaum vorstellen, dass diese Maßnahmen wirklich von einer echten Lehra kommen

  • "Nicht die Kinder und Jugendlichen sollten sich in die Bedürfnisse des Systems Schule einfügen, sondern das System Schule muss sich an deren Bedürfnissen, Interessen und Ressourcen orientieren. "

    Das wäre ein großer Schritt in die falsche Richtung. Wenn es in den Schulen nicht mehr um universelles Wissen und deren Vermittlung geht, sondern darum persönliche Bedürfnisse - die bei jedem Kind anders sind - zu befriedigen, können wir internationale Standards komplett vergessen. Stattdessen würden als Ergebnis Jugendliche die Schule verlassen, die die Anspruchshaltung haben dass sich die Welt nur um sie zu drehen hat. Spätestens am Arbeitsmarkt käme dann die nächste Baustelle auf die Gesellschaft zu.

    Zielführender ist es, ein gesellschaftliches Umfeld zu schaffen dass Kinder die gleichen Chancen bietet vom ersten Tag an ohne Einschränkungen eine "normale" Schule zu besuchen, die sich auf ihre Kernkompetenz konzentriert: Wissen zu vermitteln. Das es dazu moderne Schulen und deren Ausstattung geht bleibt unbenommen.

  • Das Umzusetzen hieße, deutsche Schulen zuerst an den Interessen von Einwanderern auszurichten und nicht an den Interessen der Deutschen. Das können Sie ja mal an den Schulen des Bildungsbürgertums probieren.

    Wenn Integration in die deutsche Gesellschaft inkl. dessen Bildungskanon nicht der Anspruch sein soll, wäre es da nicht einfacher und zielführender, die deutsche Sprache abzuschaffen? Diese stellt mit enormen Abstand das größte Hemmnis dar.

    Im Ernst: Ich finde man sollte mal den Anspruch hinterfragen, dass das deutsche Schulsystem mit all seinen Problemen in der Lage sein sollte, (alle) Zuwanderkinder, die ja aufgrund der fehlenden Einwanderungspolitik stark überproportional aus schwierigen sozialen Lagen stammen, zu einer erfolgreichen Bildungbiografie zu verhelfen.



    Das kann nicht funktionieren, tut es schon bei Einheimischen nicht. Hier wirkt massiv das Pareto-Prinzip.

    Dieser Anspruch scheint mir auf chauvinistischer Arroganz zu gründen - "Wir überlegenen Deutschen können alles und schaffen es sogar, die Bildungsfernen anderer Völker 'auf Vordermann' zu bringen, was sonst kein Staat der Welt schafft".

    Ich finde, wir sollten lieber bei der Zuwanderung von einer Negativ- auf eine Positivselektion wechseln, so wie die klassischen Einwanderungsstaaten es machen.

  • Bildungsversprechen? Da haben sie sich sicher nur versprochen.

    Ein Versprechen, bei dem der Bruch keine Konsequenzen hat, ist keins, Und eine Stark-Watzinger wird nichts in Sachen Chancengleichheit bewegen. Sie kümmert sich ja nicht mal um die Inhalte des Koallitionsvertrags.

  • Ich kann mit vielem mitgehen, aber nicht mit dem Ansatz, als benachteiligt (welch stigmatisierende Bezeichnung, ich finde sie furchtbar) wahrgenommene Kinder in irgendeiner Weise zu bevorzugen. Fördern, sehr gut hinschauen, Stärken wahrnehmen, sehr emphatisch sein...ja, auf jeden Fall. Aber das sollte für ALLE Kinder gelten, jedes trägt sein Päckchen. Wenn wir uns in Utopien verlieren können wir die Realität nicht verändern. Und das finde ich, auch wenn es kleine Ansätze sind,viel wichtiger.

  • So eine von Ihnen beschriebene Schule wäre wunderbar und würde nicht nur den migrantischen Kindern, sondern auch den deutschen helfen! Das müßte doch zu schaffen sein! wer kann hier Entscheidungen voranbringen?

    • @emmicam:

      Zeigen Sie mir eine einzige Demo, wo Eltern sich zusammengeschlossen haben und Forderungen an die Schulbehörde formuliert haben? Ich kenne das leider nicht. Gerade mirgantische und links-liberale Eltern machen das gar nicht, jeder kämpft für sich alleine, das heißt mit den Bedingungen für die eigenen Kinder. Und alle, die ein Kind haben, das mit 19 oder 20 Abi hat, atmen tief durch. Das ist die bittere Wahrheit. Eine solche Reform bedürfte einer starken, nachhaltigen politischen Bewegung und das sogar über Jahre. Die letzte durchdachte Agitation und Aktion, an die ich mich erinnere, waren reiche Hamburger Bürger die das Gymnasium erfolgreich verteidigen konnten und dafür gesorgt haben, das alle anderen Kinder Nachteile bekommen. Mir ist eigentlich auch nur die Linke als Partei bekannt, die überhaupt da rangehen würde. Selbst die FDP und die linke SPD drückt sich um das Thema herum, was einiges über die FDP aussagt, wenn man von Aufstieg und Leistung ständig redet, aber Bildungssysteme hat, die vor allem die soziale Struktur reproduzieren. Und die Grünen sind bildungsmäßig eine Erfolgspartei, die Probleme drücken deren Mitglieder und Wähler überhaupt nicht. Die können mit dem Status-Quo prima leben, bzw. sie sind der Beweis für die Möglichkeiten dieses Systems.

    • @emmicam:

      Ernsthaft? Das ist doch alles eher vollkommen utopisch. Die Umsetzung wäre zunächst mit einem sehr viel höheren Platz- und Personalbedarf verbunden. Die sozialen Probleme des Umfeldes und der Elternschaft kann die Schule nicht auffangen. Bei so einem Bildungsmodell ist an die Festlegung von Lernzielen nicht zu denken. Der Schulalltag kann nicht vollständig aus Projektarbeiten bestehen.

      • @DiMa:

        Frage 1: Wer soll es dann auffangen? Wenn Sie zusätzliche Institutionen hierfür anlegen, wird der Personalbedarf noch größer, als wenn Sie die Schulen hierfür ermächtigen.



        Frage2: Was exakt fehlt Ihnen an der Beschreibung? Grammatikunterricht wurde erwähnt. Das Projekt mit dem Brennpunkt wird auch die entsprechenden Berechnungen enthalten. Und die Wahlpflichtfächer können exakt dem entsprechen, was Sie kennen, nur thematisch ist es an die Wünsche der Kinder angepasst.

        • @Herma Huhn:

          Zu Frage 1: Aus meiner Sicht gehört es zur Realität dazu, dass das niemand auffangen kann. Wir sind alle unterschiedliche Persönlichkeiten und damit kann es keine Gerechtigkeit geben.

          Zu Frage 2: Es ist unmöglich ein fest gelegtes Bildungsziel durch die thematische Wünsche der Kinder zu erreichen.

          Projektaufgaben sind ein sinnvoller Bestandteil der Bildung, nicht jedoch die gesamt Bildungsstruktur.

      • @DiMa:

        "...wäre zunächst mit einem sehr viel höheren Platz- und Personalbedarf verbunden. ". Ja, genau. Die Frage stellt sich, warum Deutschland für Bildung so wenig Geld in die Hand nimmt. Es ist ja nicht so, dass nicht jetzt schon Schulen verrotten (auch Gymnasien) und der Lehrer- und Schulsozialarbeitermangel eklatant ist.

      • @DiMa:

        Also lieber weiter mit 1 Lehrer pro 40 Schüler. Eingepfercht in einen Schulraum für 25 Schüler.

        Mir fehlt noch das Thema Geld in ihrer Aufzählung...wo wir am Ende genau bei unseren gesellschaftlichen Problemen sind. Die privilegierten erhalten all das, der Rest soll bitte sehen wo sie bleiben und bitte auch nur jene Arbeit annehmen damit es den privilegierten vereinfacht wird ihr ganz schwierigen und "leistungsorientierten" Aktivitäten zu vollziehen.



        Nichts verstanden würde ich sagen.

  • Meiner Meinung nach würde es schon helfen, bei weiterführenden Schulen zuerst die schlechten Schüler gleichmäßig auf die Schuelen der Umgebung zu verteilen, dann die Restplätze für die besseren Schüler. So würden "Brennpunktschulen" mit Konzentration unterdurchschnittlicher Schüler vermieden, zudem kommen die besseren Schüler an jeder Schule zurecht.

    • @Max Weber:

      Sie haben das Problem nicht verstanden - wir müssen nicht zwischen besseren und schlechteren Schülern unterscheiden (weil diese Unterscheidung in der Regel ohnehin auf fehlerhaften Annahmen beruht und deshalb zu Ungerechtigkeit führt). Wir brauchen bessere Schulen. Das fängt halt bei der Haltung der Lehrkräfte an - und die ändern wir nicht einfach mit Geldtöpfen.

      • @Freundlicher:

        Max Weber hat Recht! Genau das ist das Problem hier in Neukölln! Die deutschen so neoliberalen und linken Akademiker-Eltern, die zwar seltsamerweise gerne hier wohnen wollen, aber ihre Kinder nicht in die Einzugsschulen schicken, weil da zu viele Araber sind, sondern in Schulen, in denen Kinder ihresgleichen sind, wie z. B. die Peter Petersen Schule.



        Diese Schulen können sich ihre Schüler selbst ausuchen und stellen sich entsprechend ihrer Sympathien und elitären Abgrenzungsansprüche, ihr eigenes gesellschaftliches Wunschbild in mini zusammen, ohne Araber und Türken, soweit es sich im Rahmen des Unverfänglichem vermeiden lässt. Spanische, französische, lateinamerikanische, ukrainische, Kinder hingegen sind willkommen, ihre Herkunftssprache wird anerkannt, wertgeschätzt, sie werden ermutigt, sie einzubringen. Lehrer sind ihnen wohlgesonnen. Im Gegensatz zu Kindern mit türkischer/arabischer Herkunftsprache, müssen sie nicht über rassistische Feindseligkeiten frusten, über Sprachverbote in Pausen und Strafarbeiten wegen Nutzung verbotener Sprachen, mit der Begründung, alle müssen deutsch sprechen, weil wir in Deutschland seien. Früh wird diesen Kindern Ablehnung und Diskriminierung vermittelt. Dass das, was Teil ihrer Identität ist, etwas Schlechtes ist, keine Akzeptanz hier hat und durch Verbote abgewöhnt werden muss. Das macht Stress und Wut und Lernen Qual. Und die Kinder reagieren entsprechend ihren Ressourcen und kindlichen Strategien. Manche schaffen es dennoch, ohne in Stress zu geraten, das sind dann aber Kinder mit einer besonderen Resilienz. Dem deutschen Bildungssystems ist der Erfolg dieser Kindernicht zuzuschreiben!



        Die Durchmischung fehlt in den Einzugsschulen! Die Kinder sind isoliert in ihrer sozialen Blase, die deutsche Mehrheit begehrt keine Berührungspunkte zu ihnen, nicht mal im Verein.



        SO entstehen „Parallelgesellschaften“, die dann deutsche leitkulturelle Menschen gerne als islamische Integrationsverweigerung anprangern!

        Fix it 🇩🇪

      • @Freundlicher:

        Sie lassen in ihrer Position weg, wie viel Kinder von ihren Klassenkameraden lernen.

        Daist die Zusammensetzung der Lerngruppe wirklich wichtig.

      • @Freundlicher:

        Die Haltung der Lehrkräfte hängt aber mit den Geldtöpfen zusammen - eine Bildungspolitik, die Lehrkräfte zusammenspart und Klassen stetig vergrößert anstatt sie zu verkleinern, steigert die Belastung der Lehrkräfte und mindert das Potential mehr Zeit für die SchülerInnen zu haben als weniger. Eine bessere Schule ist daher durchaus an Geld gebunden. Dazu kommt noch die katastrophale Referandarszeit mit Referendarsleitern, deren Denken von gestern ist, und die den jungen Lehrern nicht das Handwerkszeug geben, das man heute benötigt. Schule hat ein großes Problem - nicht nur in den hier beschriebenen.

  • Ich habe Tränen in den Augen.



    Die Utopie einer gerechten Welt.



    Danke.

  • Unterwerfen wir diesen angeblich idealen Schultag einer 13jährigen einem reality check, basierend auf den Angaben im Text:

    08.30-09.00 Frühstück & Check-in



    09.00-09.45 1.Stunde



    09.50-10.35 2.Stunde



    10.40-11.25 3. Stunde



    11.30-12.15 4.Stunde



    12.15-12.45 1. große Pause (Mittagessen?)



    12.45-13.30 5.Stunde



    13.35-14.20 6. Stunde



    14.20-14.50 2. große Pause



    14.50-15.35 7. Stunde



    15.40-16.35 8.Stunde



    16.40-16.50 Check-out & Schulpsychologin

    (1) Dieser "ideale Schultag" müßte 30 Minuten länger dauern, da zwischen der ersten und der vierten Stunde keine große Pause eingeplant ist. Große Pausen habe ich mit 30 Minuten veranschlagt, da diese lang genug sein müssen, um "sich ein wenig zu erholen und in einem der vier Entspannungsräume Musik zu hören" bzw. die "vielen Bewegungsangebote" wie etwas Kickboxen (Umziehen, Aufwärmen, Kickboxen, Umziehen - da sind 30 Minuten echt sportlich!). Er würde also erst um 17.20 h enden - damit würde sich eine 13jährige von 08.30 h bis 16.50 h bzw. 17.20 h, also weit über acht Stunden, kontinuierlich in der Schule aufhalten! Das ist deutlich länger als der normale Arbeitstag eines Erwachsenen mit 9 to 5 job!



    (2) Hausaufgaben/Vor-/Nachbereitung des Unterrichts müßten in dieser Schule abgeschafft sein, weil dafür keine Zeit mehr bleibt, wenn die 13jährige zwischen 17.30 h und 18.00 h wieder zuhause ankommt - knapp zehn Stunden, nachdem sie es am Morgen verlassen hat.



    (3) Die Idee des "Check-outs mit einer der vier Schulpsychologinnen" geht auch an der Realität vorbei: wenn vier Schulpsychologinnen täglich nur 10% (!) meines Gymnasiums (700 Schüler) im Rahmen eines solchen Reflektionsgesprächs (10 Minuten Dauer, keine Pausen) betreut hätten, hätten sie mit einem täglichen Zeitaufwand von knapp drei Stunden planen müssen. Der letzte Schüler würde die Schule also gegen 20.00 h verlassen; ein solches Gespräch wäre auch nicht Teil eines "idealen Schultages", sondern würde nur alle zwei Wochen stattfinden.



    (4) Sport? Hobbies? Freunde? Familie?

    • @KatholischerVerbindungsstudent:

      Ganztagsschulen sind tatsächlich ohne Hausaufgaben geplant, alles, was die Kinder lernen sollen, findet in der Schule statt.



      Wann die Pausen hier stattfinden, hat die Autorin so genau nicht beschrieben, aber ja, die Stundenanzahl würde in einem echten Schulalltag etwas geringer ausfallen müssen. Zum Beispiel wurde nach der zweiten Pause nur noch ein Block erwähnt, und keine zwei, wie von Ihnen aufgelistet.



      Wie lang die einzelnen Blöcke sind, steht auch nicht im Text. Sie gehen von 45 Minuten aus, weil das zur Zeit die üblichen Schulstunden sind. Es gibt inzwischen aber auch Schulen mit Zeitstunden als Taktgeber und es könnte auch Schulen mit Halbstunden als Taktgeber geben.

      • @Herma Huhn:

        Ich habe nach der zweiten großen Pause zwei Stunden geplant, weil "ein Block" aus einer Mehrzahl von Einzelstunden, d.h. mindestens einer Doppelstunde, besteht.

      • @Herma Huhn:

        Das Problem ist, daß bei der im Text vorgestellten Struktur während der acht genannten Schulstunden keine Zeit für Lerntechniken wie Wiederholen oder Üben vorgesehen ist. Wenn man nun aber davon ausgehen muß, daß diese anekdotische 13jährige sich alleine mit drei Sprachen (Deutsch, Englisch, Arabisch) auseinandersetzen muß, eine davon zudem noch mit einer fremden Schrift, dann ist diese Entwurf eines idealen Schultages schlicht unrealistisch.

    • @KatholischerVerbindungsstudent:

      (4) Sport? Hobbies? Freunde? Familie?

      Bin ganz bei dir, dass bei einem langen Schulalltag diese Dinge einfach "ausfallen". Man muss ehrlicherweise sagen, dass dies durch die Ganztagsbeschulung bereits häufig der Fall ist. Ganztagsschule ist aber notwendig, wenn die Wirtschaft es Eltern nicht erlaubt, beispielsweise in Teilzeit zu arbeiten, weil dann nicht genug Geld vorhanden ist. Nicht zu vergessen auch die vielen Alleinerziehenden. Sie benötigen eine Ganztagsbetreuung. Schule müsste aber eben nicht immer "Schule" sein - sie könnte einfach ein Ort sein, an dem man auch seine Hobbies pflegen, Sport machen und mit seinen Freunden zusammen sein könnte. Dann aber müsste Schule endlich mehr sein als nur Klassenzimmer und Mensa.

    • @KatholischerVerbindungsstudent:

      1. Steht da nichts von Kickboxen jeden Tag. Sportliche Aktivitäten sind jetzt doch auch schon bei Kindern dabei oder nicht? Also wäre das kein Zusatz.



      2. Naja in diesem Zusammenhang muss man dann auch sehen das die familie wohl eher statt einem eher 3 Jobs hat. Somit wäre es sogar wohl förderlich wenn das Kind lieber in einem Bereich ist wo es gefördert ist als Zuhause wo nur das nächste Tablet, Fernseher oder eben schlechter Einfluß wartet.



      3. Dann werden es eben mehr Psychologinnen sein, oder nur einmal bis zweimal wöchentlich pro Kind



      4. Kickboxen ist drin, politisches Engagement ist schon drin, andere Hobbies/Interessen ist schon benannt. Freunde sind zu 90% eh Schüler, sind schon drin.



      Familie...wie geschrieben, jene Familien haben eher keine 1-Job-for-all, sondern eher mehrere Jobs...

      Vielleicht wäre ein Reality-Check ihrer "Vorstellung" nicht ganz so verkehrt.

  • Bei allem gilt



    *Kita für alle ab spätestens 3. Möglichst ganztägig mit Opt-out bei Begründung



    * Kleine Gruppen/Klassen - nicht mehr als 15 Kinder



    * Ganztagsschule als Standard - das beschriebene Programm setzt sie implizit voraus



    * Gemeinsames Lernen bis zur 10. Klasse



    * Keine Privatschulen

    Kostet Geld und braucht Lehrer, Sozialpädagogen, etc.



    Dafür wäre ein Sondervermögen angebracht.

    • @J_CGN:

      Kleine Gruppen/Klassen von nicht mehr als 15 Kindern - wo wollen sie bitte die notwendigen Räumlichkeiten und das Personal herbekommen? Das hätte an meiner Schule den Raum- und Personalbedarf in der Unterstufe (Sexta, Quinta, Quarta) alleine in meinem Jahrgang verdoppelt, wir wären sechs- statt dreizügig gewesen.

    • @J_CGN:

      Schon Punkt 1 bekommt Deutschland zur Zeit nicht geregelt.



      Ein Kollege versucht seit einem Jahr verzweifelt, seine Tochter in den Kindergarten zu bringen. Es ist einfach kein Platz frei.



      Ich habe ihm erklärt, er braucht einen Anwalt und muss bereit sein zu klagen, sonst wird das nichts.

      • @Herma Huhn:

        Auch Punkt 2 und 3 bekommt Deutschland nicht geregelt.

        Fehlende Lehrer sind keine Frage des Geldes.

      • @Herma Huhn:

        Und wenn er mit der Klage durch ist, ist die Tochter wie alt? Es wird halt leider vergessen, daß Erziehung das Recht, aber eben auch die Pflicht der Eltern ist - das kann man eben nicht immer aus der Familie auslagern.

    • @J_CGN:

      Leider bringt das kein Geld, wie bei Pharma, Rüstung oder nun auch womöglich Wirtschaft...somit gibt es auch keine Unterstützung von anderen wie z.B. Politiker.

  • Also fast nur noch Erziehung und kaum noch Bildung bis zum Schulabschluss? Kann man ja in Berlin mal erproben!

    • @Wurstprofessor:

      Bitte nicht!

      Es gibt so viele schöne Städte.

      Da könnte man es genauso gut ausprobieren.

      Einfach mal nicht Berlin.

      Es gibt in Berlin inzwischen Schulen mit allen möglichen pädagogischen Konzepten und deren Mischformen

      Wenn Sie Ihre Kinder drauf haben, merken Sie, dass es nicht läuft und die Versprechen der Schule leer waren.

      Trotzdem gewinnen diese Schulen Preise für ihre angeblich tollen Konzepte.

  • Niemand würde sein Kind auf eine Schule schicken, die das Ziel hat, es zu benachteiligen. Was ist das für eine praxisferne Idee?

    • @Odradek:

      Benachteiligen? Da steht nichts von benachteiligen, sondern nur das andere bevorteilt/gefördert werden. Ja da merken die privilegierten auf einmal das sie selbst mal betroffen wären oder?

  • Nun ja, ob das wirklich was helfen würde? Sicher bei einigen, aber der alte linke Traum, dass Gleichheit und Gerechtigkeit immer am Besten durch staatliche Maßnahmen und Möglichkeiten verwirklicht werden können, wage ich auch aufgrund der eigenen Biografie massiv in Frage zu stellen. Man kann auch ohne eigenes Zimmer, ohne Goethe im Haus und einem Theaterabo weiterkommen, manchmal sogar weiter als die Freunde aus gutbürgerlichem Haus. Wichtig ist, dass der Wert des Wissens geschätzt wird, idealerweise in der Familie, oder zumindest irgendwo in der erreichbaren Umgebung. Sei es ein Verein, eine Kirche, eine Moschee, oder auch ein staatlicher Treffpunkt. Gerade Menschen aus eher bildungsbürgerlichfernen Schichten brauchen vor allem verlässliche Vorbilder, viel mehr als staatlichen Aktionismus.

    • @vieldenker:

      Was Sie staatlichen Aktionismus nennen, ist doch genau der Versuch, deen Kindern, die zu Hause eben keine haben, diese Vorbilder zu liefern.



      Die Utopie aus dem Text wird vor allem durch mehr Personal, also durch mehr Menschen, die Zeit haben, eine persönliche Beziehung zu den Kindern einzugehen, erreicht.

  • „Unterricht, der für die Identität von vielen wichtig ist“ - wie soll eine Schule das leisten, wenn, wie neulich von einer



    sog. Brennpunktschule berichtet, Kinder aus 40



    Nationalitäten unterrichtet werden,



    spielt da der Nahostkrieg als Thema eine



    zentrale Rolle, warum Religion?

  • Die Erfüllung der Forderung nach einer Anpassung der Schule auf die Lebenswirklichkeiten der Kinder hätte zur Folge, dass wir letzten Endes vollkommen unterschiedliche Schulen hätten. Das sollte meines Erachtens nicht das Ziel sein.

    Wichtiger wäre es, bei einem einheitlichen Leistungsziel, benachteiligte Schüler zu fördern, damit auch diese das Ziel erreichen können. Die Schule sollte dabei kein Kind bevorzugen.

    • @DiMa:

      Das einheitliche Leistungsziel ist die Utopie der Industrialisierung - und geht leider völlig an der menschlichen Realität vorbei. Wir sind keine Maschinen. Zensuren sind erwiesenermaßen Bullshit und sollten, gemeinsam mit einheitlichen Leistungszielen, endlich abgeschafft werden.



      Seit Ewigkeiten wird, auch in Lehrplänen, von Kompetenzunterricht geschwafelt - und trotzdem erfordern die Prüfungen immer noch Bulimie-Lernen.



      Unter dem Schulsystem leiden übrigens nicht nur offensichtlich benachteiligte Kinder. Unter den "schlechten Schülern" sind oft auch unerkannt hochbegabte, die aufgrund von Unterforderung am System scheitern. Auch für diese wäre die beschriebene Schule hilfreich.

      • @Freundlicher:

        Sie haben recht, es wird von "Kompetenzunterricht" geschwafelt - um meine Kompetenz zu beweisen, brauche ich dann nämlich doch einmal wieder das öde auswendig gelernte Wissen aus Personennamen, Jahreszahlen, herausragenden Ereignissen. Ohne Faktenwissen nützen einem die besten Kompetenzen nichts!

    • @DiMa:

      Dann lautet meiner Ansicht nach die Frage, was wir die letzten Jahrzehnte in Deutschland gemacht haben? Wir haben immer einheitliche Leistungsziele gesetzt. Und ja, auch versuchen wir Schüler*innen zu fördern. Doch hierbei sind folgende Erkentnisse aus der Gescheiterten Bildungspolitik entscheident:

      1. Schulen sind immer unterschiedlich. Die Sozialstruktur in den Bezirken unterscheidet sich innerhalb der selben Stadt sehr stark - es gäbe nur einheitliche Schulen, wenn es einheitliche Stadtbezirke gäbe.

      2. Die Ignoranz der Lebenswirklichkeit der Schüler*innen fördert das, was wir als "Probleme" oder "Störungen" an Schulen bezeichnen.

      3. Es existiert bereits eine Bevorzugung von gewissen Schüler*innen in der Schule. Wer aus einem akademischen, bürgerlichen, "deutschen" Umfeld kommt, hat es einfacher, als Schüler*innen aus bildungsfernen Schichten - und das bei gleicher Intelligenz. Auch werden die reproduktiven Typen den kreativen vorgezogen. Wer besser auditiv lernt und sich mündlich eloquenter ausdrückt hat in der Schule leider Pech, denn Prüfungen finden fast nur schriftlich statt.

      4. Es gibt nicht "EINE REALITÄT" so individuell wie die Schüler*innen selbst muss ihre Schule sein. Denn wer, wenn nicht Sie und ihre Lehrkräfte prägt die Schule sonst?

      • @Marios Vafiadis:

        Strukturell ist die Kompetenz der Länder ein Problem, da die Bildung seit Generationen entweder vollkommen liegen bleibt oder mit irgendwelchen ideologisch überfrachteten Pseudoreformen verschlimmbessert wird. Die Bildung fällt dabei leider auch zu häufig der Genderquote bei der Postenverteilung zum Opfer.

        Daher muss erst mal die Grundausstattung der Schulen (einschl. Kitas) neu aufgestellt werden, was vor allem Personal, Räumlichkeiten und Förderkapazitäten betrifft.

        Einheitliche Leistungsziele bleiben ungeachtet dessen dringend notwendig da wir in einem Land leben. Minimalziel muss wieder sein, dass jeder Schüler mit einer vollständigen Schullaufbahn wieder angemessen Lesen, Schreiben und Rechnen kann. Weitere Zielunterscheidungen je nach Sekundarstufe.

        Irgendwelche Utopien sind dagegen nicht hilfreich. Die Entwicklungen der letzte Jahrzehnte haben leider dazu geführt, dass sich der Lernfortschritt einer Klasse stets an den jeweils schlechtesten Schülern orientiert und damit insgesamt stark abgenommen hat. Diesem Trend muss begegnet werden.

      • @Marios Vafiadis:

        Vielen Dank für Ihre Worte. So nötig.

    • @DiMa:

      Ihrem Kommentar schließe ich mich an.



      Der Artikel noch dazu mit der fiktiven Geschichte, ist völlig lebensfern . Er hinterlässt, jedenfalls bei.mir, einen schalen Geschmack.

      • @MIA R.:

        Wieso lebensfern? Weil Privilegierte mal nicht überall nur die Vorzüge hätten? Ja böse oder?