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Urlaub zwischen Pandemie und KriegEhe die Welt untergeht

Immer häufiger stellt sich die Frage: Wer kann sich eigentlich noch einen Urlaub leisten? Und was macht fehlende Erholung mit einer Gesellschaft?

Noch einen Cocktail vor dem Weltuntergang? Foto: Josef Müllek/Panthermedia/imago

N eulich traf ich diesen Freund aus den USA, der seine Sommer immer in Berlin verbringt. Außer in den letzten beiden Jahren natürlich, die Reisebeschränkungen in der Anfangsphase der Pandemie zwangen ihn, zu Hause zu bleiben. Nun freute er sich, endlich wieder da zu sein, erinnerte sich, wie sehr ihn seine allererste Reise nach Europa geprägt hatte.

Und dann stellte er eine gewagte, aber letztlich doch recht weit verbreitete These auf: „Die meisten Amerikaner waren nie im Ausland, weil sie es sich nicht leisten können. Das ist sehr fruchtbarer Boden für die Behauptung, die uns früh schon eingetrichtert wird: dass wir im besten Land der Welt leben.“

Reisen wird ja oft als eine wegweisende Erfahrung wahrgenommen, die den Blick für andere Perspektiven weitet. Nicht im Sinne von weißen Hippie-Touris auf Bali, die bei Locals betteln, um die Kreditkarte nicht zücken zu müssen. Ich meine, im Sinne von ehrlichen Begegnungen.

Ich musste an die Autorin Maya Angelou, ebenfalls US-Amerikanerin, denken, die schrieb mal: „Reisen hilft dem Individuum, sich von der eigenen Ignoranz zu befreien. Manchmal glauben Menschen, Ignoranz sei das Ausbleiben von Lernen […]. [Ignoranz] ist aber ein Mangel an Kontakt, nicht, weil die Person nichts lernen möchte. [Der Kontakt] wurde ihr lediglich verwehrt.“

Durch Urlaub tritt man in Kontakt mit sich selbst

Nun lässt sich darüber streiten, wie viel Kontakt mit anderen Lebens- und Sichtweisen eigentlich ein All-inclusive-Urlaub in einer Resort-Anlage bedeutet. Doch ist es auch ziemlich snobby, einer überarbeiteten Mutter oder einer Vollzeitpflegekraft die Woche Auszeit und den Cocktail an der Strandbar madig zu machen. Sie sollten sich den gönnen können, nicht nur für eine Woche im Jahr.

Vielleicht ist das ja auch bloß eine andere Form des Kontakts, sich ein paar Tage lang der Außenwelt komplett zu entziehen. Wenn die Verantwortung für Wäsche, Einkauf und die Mitmenschen entfallen, tritt man dann nicht automatisch in Kontakt mit sich selbst und den eigenen Bedürfnissen?

Als diese Woche das Lufthansa-Bodenpersonal streikte und mehrere Hundert Flüge gestrichen wurden, liefen die Menschen trotzdem in Scharen durch die Abflughallen. Die meisten wussten vom Streik, trotzdem hatten sie ihre Koffer gepackt, waren zum Flughafen gefahren und warteten, wie auf ein Wunder. Dabei waren es sehr irdische Forderungen, die zu dem Warnstreik führten: 9,5 Prozent Lohnerhöhung angesichts der hohen Inflation, der Überbelastung des Personals und dessen Lohnverzicht über die letzten drei Jahre, in denen der Flugverkehr stark eingeschränkt war.

Wann wird Reisen unmöglich werden?

Ich denke, die gestrandeten Reisenden mit ihren langen Gesichtern können diese Forderungen durchaus nachvollziehen – und sind dennoch frustriert. Denn noch gehören sie nicht zu den 22,4 Prozent der Deutschen, die sich einen einwöchigen Urlaub pro Jahr gar nicht leisten können. Fragt sich nur, wie lange. Oder wann die nächste Pandemie oder die sich von Jahr zu Jahr verschärfende Klimakatastrophe das Reisen an ferne Orte endgültig verunmöglichen wird?

Ich stelle mir vor, wie es wäre, hier zu leben, wenn die Deutschen nicht einmal mehr reisen und wenigstens ein paar Tage lang über den Tellerrand schauen würden. Das wäre dann wohl die Apokalypse.

„Ich habe so Angst, dass ich nicht rechtzeitig vorm Weltuntergang aufhöre Miete zu zahlen“, schrieb Twitter-Ikone Commie diese Woche und ich fühlte das. Wenn die wilde Mischung aus Krieg, Klima, Pandemie und Kapitalismus in die Luft geht, will niemand diejenige sein, die mit zerzausten Haaren im Homeoffice sitzt und den Vorgesetzten lieb bittet, schnell noch die Kids aus der Kita holen zu dürfen. Dann doch lieber mit einem guten Buch und einem starken Drink auf der Strandliege untergehen.

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Fatma Aydemir
Redakteurin
ehem. Redakteurin im Ressort taz2/Medien. Autorin der Romane "Ellbogen" (Hanser, 2017) und "Dschinns" (Hanser, 2022). Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift "Delfi" und des Essaybands "Eure Heimat ist unser Albtraum" (Ullstein, 2019).
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35 Kommentare

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  • Wenn es um weltweite Gerechtigkeit geht, auch für zukünftige Generationen, dann müsste man alles einstellen, was Spaß macht und nicht lebensnotwendig ist. Selbst LED-Lampen zerstören durch ihre zur Herstellung benötigten Seltenden Erden die Umwelt.

  • Um über den Tellerrand zu schauen, muss man nicht reisen. Da reicht es schon, mal den Kiez zu wechseln und mit Leuten zu reden die andere Lebenserfahrungen, andere Wertevorstellungen, andere Ansichten haben. Die kulturellen Unterschiede, die man zu Fuß erfahren kann sind manchmal größer (und wertvoller zu erfahren) als diejenigen, die man mit Easyjet erlebt.

    Und das ein Großteil der Amerikaner noch nie ihr Heimatland verlassen haben? Na und? Das bedeutet nicht, dass sie keine Erfahrungen mit kulturellen Unterschieden gemacht haben. Denn der kulturelle Unterschied zwischen Ney York und Backwater Idaho ist größer als derjenige zwischen New York und Berlin.

  • Ich reise seit 30 Jahren, meist als Backpacker, durch die Welt, auch mit dem Flugzeug. Natürlich ist das nicht umweltfreundlich. Aber ich werde es mir von Leuten, die es sich tatsächlich oder angeblich nicht leisten können, oder einfach keine Lust dazu haben, nicht madig machen lassen.



    Jeder kann sich mal bitte selbst an seine Nase fassen, was er dieser Welt hinterlassen wird.

    • @AusBerlin:

      Sie schrieben mal, dass Sie ausschließlich (?) Fahrrad führen, was ich sehr sympatisch finde. Aber Ihre Bilanz kenne ich ja nicht wirklich. Wie auch immer, ein Urteil über Sie in Gänze liegt mir fern. Ich fand da, wie gesagt, Ihre ursprüngliche Aussage schräg.



      Ich denke, bezüglich Urlaub/Reisen lässt sich Fliegen gut vermeiden, ohne dass dies einschränken würde. Ich selbst bin seit 13 Jahren nicht mehr geflogen und die wenigen Male davor hing es großteils mit Studium und Familie zusammen. Für gewöhnlich reise ich mit Bus und Bahn, mit teils Fährüberfahrten - und das quer durch Europa. Mensch muss eben entsprechend Zeit einplanen. :-)

  • Urlaub und Reisen (was, wie hier schon mehrfach erwähnt wurde, nicht dasselbe ist und schon gar nicht deckungsgleich sein muss) sind ein Privileg eines nur sehr kleinen Teils des Menschheit.

    Der weitaus größte Teil der Weltbevölkerung kennt Urlaubsreisen im Grund gar nicht bzw. hat weder die Möglichkeiten oder das Geld dafür.



    Nicht zu vergessen, dass sehr viele Länder gar keine offenen Grenzen für alle haben!



    Selbst zu flüchten ist oft nur mit nicht unerheblichem Finanzeinsatz möglich, etwas wegen der Summen, die Schleuser bezahlt werden müssen.



    Wobei Flucht mit den hier zur Debatte stehenden Begriffen von Urlaub und Reisen absolut rein gar nichts zu tun hat.

    Um zur Diskussion hier zurück zu kommen: Gegen "Tapetenwechsel" ist erst mal nichts einzuwenden, Erholung ist eine gute und wichtige Sache. Aber die "Wechseltapete" muss nicht tausende Kilometer entfernt sein.



    Gerade auf Fernreisen zu bestehen, finde ich zynisch und dekadent. Es gibt kein Menschenrecht auf Fernreisen. Klimaschädliches Reisen sollte langsam tabu sein.



    Unter dem Strich geht das das wieder nur auf Kosten der oben erwähnten Armen, die nicht reisen können.

    Außerdem: Weltbürger wird man im Kopf und nicht mit dem Hintern, indem man mit diesem nur lange genug auf einem Auto- oder Flugzeugsitz ausharrt.



    Das bringt einen zwar weit weg, aber keineswegs perse weiter.

  • Urlaub an sich ist keinen Menschen madig zu machen. Die Form des Urlaubs schon bspw. Flugreisen, Krezufahrten. Es ginge um sozialökologischen Urlaub für Alle. Sprich ausreichendes Einkommen für einen Urlaub und eine Urlaubsform, die vertretbar ist - bspw. mit Fahrrad, Kanu, Bahn, zu Fuß ...



    Apropos "Urlaub zwischen Pandemie und Krieg: Ehe die Welt untergeht" - Wie verreisen eigentlich Eltern mit ihren Kindern oder was erzählen die Eltern eigentlich ihren Kindern, ob der Klimakrise? Heißt es bald Urlaubsreise und dann Suizid, oder wie? Klingt schon sehr zynisch ...

  • "Nun lässt sich darüber streiten, wie viel Kontakt mit anderen Lebens- und Sichtweisen eigentlich ein All-inclusive-Urlaub in einer Resort-Anlage bedeutet."



    Konkretisierend und ergänzend: Definitiv lässt sich darüber streiten. Auch Nazis und Rassist*innen bleiben zumeist selbige, auch wenn sie in den Urlaub fliegen. Zum einen ist ihre Wahrnehmung stark durch ihre Ideologiebrille geprägt, zum anderen mögen einige tatsächlich "andere" Kulturen interessant finden. Allerdings besagt der "neue" Rassismus, der "Ethnopluralismus"[1] quasi, dass Alle - zumindest die People of Color - da bleiben sollten, wo sie aufgewachsen wären. Sprich: Urlaub ist schick, Migration (der People of Color) nicht. Entsprechend passt Urlaub im Ausland auch für Nazis mit geschlossenen Grenzen, Abschiebungen, Abschaffung von Asyl etc. zusammen. Zumal Authentizität, Kulturerfahrungen im Ausland wunderbar mit Exotismus[1] zusammenpasst. Nazis können bspw. von nahöstlicher Architektur schwärmen, wollen aber deren Bewohner*innen lieber in deren Länder wissen als hierzulande.



    [1] de.wikipedia.org/w...sismus_ohne_Rassen



    [2] de.wikipedia.org/wiki/Exotismus

  • Ich fahre nie in den Urlaub und bin erst zwei mal in meinem Leben geflogen: jeweils Reisen zu bestimmten Treffen mit Grassrootsgruppen vor vielen Jahren.



    Begegnung, Austausch ja,



    aber Tourismus ist furchtbar für alle.

    • @nzuli sana:

      Für mich ist Tourismus nicht furchtbar. Und für die, bei denen ich dabei mein Geld lasse, auch nicht.

      • @AusBerlin:

        - Da Sie sich auf Nzuli Sana beziehen, gehe ich davon aus, dass Sie ebenfalls Flugreisen meinen, wenn Sie von Tourismus schreiben. Wenn nicht folgenden Kommentar bitte gedanklich streichen -



        Das kommt darauf an, wie alt Sie sind und wie Sie entsprechend von der Klimaerhitzung und dessen sozialökologische und ökonomischen dramatische Folgen betroffen sein werden und so sie Urlaub bspw. auf Inseln und an Küstengebiet machen sollten, wird das den Leuten definitiv schaden - durch treibhauseffektbefeuerten Meeresspiegelanstieg.



        Und naja, im Zuge des Erwachsenenwerdens gibt es durchaus die Chance, kindlichen Egozentrismus zu überwinden. Allerdings wirkt diesem Potenzial die kapitalistische Prägung für mehr Egoismus entgegen. ;-)



        - Im Gegensatz dazu wären Urlaubsreisen mit Bahn oder Fahrrad vergleichsweise harmlos. Wobei sich Tourismus schon negativ vor Ort auswirken kann und zu Preissteigerungen, Gentrifizierung usw. führt. -

        • @Uranus:

          Was hat das damit zu tun, wie alt ich bin. Ist das der Egoismus der Jugend, den Sie jetzt hier versuchen auf ältere Semester zu transferieren? Ich habe Kinder und Enkel, glauben Sie, deren Zukunft wäre mir egal?



           

          Kommentar gekürzt. Bitte halten Sie sich an unsere Netiquette.

          Die Moderation

          • @AusBerlin:

            Sie machten die Aussage: "Für mich ist Tourismus nicht furchtbar". Wie ich schrieb, gehe ich davon aus, dass Sie damit Flugreisen meinen. Und dem haben Sie nicht widersprochen. Definitiv sind Ihre individuellen Flugreisen hinsichtlich der Klimaerhitzung nicht ausschlaggebend. Ein Problembewusstsein zeigen Sie anhand des Fliegens allerdings kaum. Ebenso wenig drücken Sie damit ein Handeln aus, dass Problemminderung bzw. -verlangsamung bedeutete. Mensch könnte ja auf Luxus wie Flugreisen verzichten. Mit Alter meinte ich den Sachverhalt, dass, je jünger Sie sind, desto stärker/länger Sie auch von den Folgen der Klimaerhitzung betroffen sein werden. Die Problematik der Belastung durch Hitze im Alter trifft jedenfalls ältere Menschen hierzulande bereits und das wird sich noch verschlimmern[1], wie auch die Bedrohung des Wohnortes, so Sie Küsten- und Inselbewohner*in sind.[2] Naja, und das sind eben nur zwei der direkten Folgen. Ihre Kinder und Enkelkinder werden da noch ganz anders betroffen sein ... Wie auch immer - Ihre rein positive Darstellung finde ich einfach falsch.



            [1] green-planet-energ...sche-klimazukunft/



            [2] ab 44:38 Minute " "Time is Up!" - Mark Benecke im EU-Parlament":



            www.youtube.com/watch?v=Z_p9yYXZuCI

  • Flughafenstaus lassen mich völlig kalt. Mich nerven vielmehr alle die, die es für selbstverständlich halten, nicht nur einmal im Jahr in den Urlaub fliegen zu müssen, oder mit dem Auto tausende Kilometer irgendwohin brettern zu müssen. Kann man sich nicht anders erholen?

  • 0G
    04405 (Profil gelöscht)

    Da die Autorin mich ja gefragt hat: Ich konnte mir zwischen 1991 und 2008 keinen Urlaub leisten. Danach nur sporadisch und erst seit zwei Jahren regelmäßig.

    Ausserhalb der Medienblase hat es sich wohl nicht rumgesprochen: Man muss keine alleinerziehende Mutter sein, um als "armutsgefährdet" zu gelten.

  • Was will uns die Autorin mit dieser Kolumne sagen? 🤔

    • @Elena Levi:

      ... dass der Kapitalismus schuldig ist und wir also weiter auf dem Oberdeck "Deutschland" in der Strandliege mit geradezu pandemischer Bräsigkeit unseren Cocktail Three World with hot Spice schlürfen können.

    • @Elena Levi:

      Einfach noch einmal und noch einmal und und und...



      Es kann sich Ihnen erschließen, hoffe ich

  • Puh, Anspruchsdenken! Buch, Getränk und Strandliege? Und Mutter and der Strandbar? Wer schaut nach den Kindern, packt ein und aus? Und bezahlt den überziehungszins hinterher, weil die Drinks doch nicht so günstig waren wie es ein campari-O Zuhause gewesen wäre? Kommen bei solchen Reisen neue Inspirationen? Einblicke in die Lebensumstände woanders? Tatsächlich sind wir in den letzten 40 Jahren dreimal geflogen, ohne unsere 4 Kinder. Einmal mit Familienanschluss, das war schön und interessant. Zweimal pauschal: schöne Gegend, ja Kultur geschaut, aber sonst nicht viel erfahren vom Alltag dort. Und das Buch, das lese ich lieber in Ruhe ohne Sonnencreme und ohne nervösen Blick auf die Kinder am überfüllten Strand.

  • Vielleicht ist nicht der fehlende Urlaub die/eine Ursache von Ignoranz (Ausbleiben von Kontakten und Lernen). Möglicherweise sind es die zu langen Arbeitszeiten und Überstunden, die diese Ignoranz befördern. Z.B. um sich überhaupt einen (dringend erforderlichen) Erholungsurlaub leisten zu können, um die Akkus wieder auf zu laden, damit man bis zur nächsten Urlaubsreise durchhalten kann. Thema ist hier ja nicht die Bildungsreise, die durchaus erholsam und kontaktreich sein kann.



    Wer 16 von 24 Stunden damit beschäftigt ist, seinen Arbeitsplatz, Lebensstandart, Familienglück und sein Ansehen in der Nachbarschaft zu verteidigen, dem fehlt nicht die Flugreise, die Kreuzfahrt oder der Autobahnstau.

  • Wir sollten uns Flugreisen nicht mehr leisten!



    Mal abgesehen von Schiffsreisen.



    So viel Bio kann man frau gar nicht voressen, dass das wieder ausgeglichen wird.



    Nach 1995 bin ich nicht mehr geflogen, da ist meine CO2 Bilanz besser als die einiger Jugendlicher, die vor ein paar Jahren schon Freitags frei nahmen und vom nächsten Urlaub träumten. Dennoch habe ich " über den Tellerrand blicken" können.



    "Sich Urlaub nicht leisten können"- da würde mich mal die Definition interessieren.



    Leasing ist normal, heißt das, eigentlich kann sich KeineR mehr ein Auto leisten?



    Das 9€ Ticket wurde im Anhang bereits erwähnt.



    Ansonsten grenzt unser Land an 2 Meere und eine ganze Menge Nachbarländer...



    Ohne Kreditaufnahme, die Menschen heutzutage ja schon für Nichtigkeiten nutzen, ist es durchaus möglich günstig zu reisen.



    Camping funktioniert auch ohne 100.000 € Bus.



    Wer CO2 frei reisen will, kann das auch zu Fuß oder mit dem Rad ( ja, das läuft auch ohne Strom!).



    Manchmal gibt es schon hinter der nächsten Ecke was zu entdecken...



    Das deutsche Gejammer grenzt an Lächerlichkeit.



    Da fürchten Andere um Ihr Leben und wir, ob wir den Flieger verpassen.



    Mit der Einstellung ist der Klimazug bereits abgefahren...

  • Urlaub muss ja nicht die teure Flugreise sein. Dieses Jahr war für viele mit dem 9-EURO-Ticket endlich mal wieder eine Reise möglich. Übernachten bei Verwandten, in der Jugendherberge oder auf dem Campingplatz. Jedem seien ein paar Tage Tapetenwechsel gegönnt.

  • Ich habe gerade eine neue Urlaubsidee:



    Ich packe meine Koffer und fahre zum Fluhafen. Zwei Tage Schlange stehen, Picknick zwischen wildfrmden genervten Leuten und dann zum Entspannen nach Hause und sich über das gemütliche Bett freuen.



    Kostet viel weniger Geld und Nerven, wenn man den gecancelten Flug garnicht erst bucht.

  • Derzeit passiert etwas, dass zum Verlust von Wohlstand führt. Klar, viele verreisen in diesem Sommer, aber sie erleben allenorten, dass die Preise massiv gestiegen. Da wird Urlaub zum Luxus.

    • @Taztui:

      Denken Sie nicht, dass Urlaub schon immer Luxus war?

      Die 7 restlichen 7 Milliarden aus dem Unterdeck durften nie die Sonne sehen.

  • Ja, es braucht wohl schon die Apokalypse um endlich mal zu einem guten Buch zu greifen. Natürlich aber nicht um des Lesens willen, sondern nur, um nicht den Moment zu verpassen, an dem sich die normale Tretmühle nicht mehr lohnt. Aber ob dann noch Zeit bleibt für den Kontakt mit den eigenen Bedürfnissen? Wer kennt denn noch seine eigenen Bedürfnisse und wer will das überhaupt? Es wäre ja identisch mit dem Eingeständnis zuvor falsch gelebt zu haben. Das hieße doch, das Unglück zu spüren. Und scheinbar sind wir ja alle ganz schrecklich unglücklich in unserem Leben und müssen uns unbedingt dafür belohnen und weg davon, in Form eines Urlaubs. Mit "über den Tellerrand schauen" hat das aber nichts zu tun, eher mit Knasturlaub. Wie wäre es für den Anfang denn damit, einfach auch mal im normalen Leben ein gutes Buch zu lesen? Oder entspricht das auch gar nicht den eigenen Bedürfnissen? Wollen wir in Wirklichkeit den normalen Trott und sind gerade nur etwas verunsichert, ob der sich auch wirklich lohnt?

  • Sorry so ein Bullshit!

    Erstens >

    „Die meisten Amerikaner waren nie im Ausland, weil sie es sich nicht leisten können.....

    Das wird in Deutschland ähnlich sein!

    Zweitens >

    Die USA sind so groß das für einen " normalen" Urlaub so ziemlich alle Klimazonen zurVerfügung stehen. Anders beim Bildungsurlaub! Und da sehe ich viele Amerikaner in good old Germany.

    Und für meinen Teil der viele Teilen der Welt gesehen hat der Benefit des Gedankenaustausch ist im Ausland nicht wirklich höher als im Inland. Es geht um Gespräche - Meinungen - Lachen und Diskussionen.

    Wenn man z.B. in Mainz, Bielefeld oder Kiel Taxi fährt kann man das multikulturelle Leben in allen Facetten erleben - inklusive intelligenter Gespräche.

    Abgesehen davon - Flugreisen sind wie Schiffskreuzfahrten ökologischer Wahnsinn.

  • Jeder Urlaub im Inland, der einem neue Horizonte eröffnet, kann eine Bereicherung sein. Viellcht hat es sich so eingebürgert, Urlaube die nicht mindestens ans Mittelmeer gehen, nicht als solche zu bezeichnen. Dann wirds eh mal wieder Zeit für einen "Reset". Seid dankbar, wenns halt mal "nur" der Schwarzwald oder das Allgäu ist!

  • Hier wird Urlaub ja fast gleich gesetzt mit Flugreise. Die Kultur in Asien ist uns fremder als die Frankreichs, so dass man vielleicht aus Asien mit anderen Eindrücken heimkommt als aus Frankreich. Aber bereits in jedem Land um Deutschland herum, habe ich eine Erholung und entdecke vieles, was anders (besser wie schlechter )ist, entdecke freundliche und (selten) unfreundliche Menschen. Und ja, selbst wenn ich "nur" in die Berge ins Allgäu oder den Schwarzwald oder an einen See fahre, habe ich das Gefühl raus zu kommen, mich zu erholen und was anderes zu sehen. Von daher: Auch Urlaub in Deutschland und Europa bildet und verändert den Blickwinkel. Es muss nicht gleich Bali, Thailand, Südafrika oder Australien sein. Zudem ist der lokalere Urlaub gut für den Geldbeutel und das Klima.

    • @Strolch:

      Das sieht Taz-Reisen aber anders.

  • "Denn noch gehören sie nicht zu den 22,4 Prozent der Deutschen, die sich einen einwöchigen Urlaub pro Jahr gar nicht leisten können."



    Und genau da liegt der grundsätzliche Irrtum, begründet im Anspruchsdenken.



    Jeder angestellte Deutsche hat ein Recht auf Urlaub. Oft sogar auf dreißig Tage im Jahr. Was jedoch keiner hat, ist ein grundsätzliches Recht auf Urlaubsreisen, egal wohin. D.h. 22,4 Prozent der ober erwähnten Deutschen haben zwar ein Recht auf Urlaub (auch mehrwöchig) jedoch können sie sich eine Reise nicht leisten. Das ist eine Schande, zumal es voraussichtlich noch mehr werden.

  • Warum sind all die alten Kulturen untergegangen? Weil sie sich keinen Urlaub gegönnt haben. Ist doch klar, oder?



    Urlaub ist evolutionsbiologisch, aber auch soziologisch gesehen, doch ein recht neues Konzept in der Menschheitsgeschichte. Und es ist kein Wunder, dass das Konzept immer erst mit Leben gefüllt wird, wenn die eigenen Lebensumstände es gestatten, sprich genug Geld da ist. Es hat sich in Europa, in den USA und dann später in China breit gemacht. Woher kommt dieses "genug Geld"? Wie steht es mit denen, die im Urlaub der anderen schaffen müssen?



    Das Urlaubskonzept verändert vielleicht (mit vielen Fragezeichen) Gesellschaften, es beruht aber sicher auf veränderten Gesellschaften und zeigt einen gewissen Überfluss an (auch wenn das Bild der alleinerziehenden Krankenpflegerin verwendet wird, die natürlich Erholung nötig hat).

    • @fly:

      Nennen sie es nicht Urlaub sondern Reise und schon sind ab Bronzezeit viele weit gereist.



      Reisen bildete schon vor 5000 Jahren.

      • @WeisNich:

        Dann sollten "Nomaden" vielleicht besser "Dauer-Reisende" heißen. Und haben die dann auch Dauer-Urlaub?



        Mobilität an sich ist eben nicht mit Reisen oder gar Urlaub gleich zu setzen.

        • @jlMG:

          Nomaden hab ich ja ausgenommen, deshalb Bronzezeit.

          de.m.wikipedia.org/wiki/Urlaub

          Da ist Urlaub als Erlaubnis zu reisen definiert, nicht faul am Strand zu liegen.

      • @WeisNich:

        Aber dann bitte auch original mit Esel, Kamel, Pferd oder per pedes, wahlweise auch mit einem Segelschiff. 😁