Arbeitskampf bei Luftfahrtkonzern: Lufthansa in Turbulenzen

Der Warnstreik des Bodenpersonals ist beendet, nun liebäugeln die Pi­lo­t:in­nen mit dem nächsten Ausstand. An den Flughäfen droht Chaos.

Gestrichene Flüge während der Streiks des Bodenpersonals – nun könnten Streiks der Piloten folgen Foto: Michaela Rehle/reuters

BERLIN taz | Nachdem sich der Flugverkehr nach dem am Donnerstagmorgen zu Ende gegangenen Verdi-Warnstreik des Lufthansa-Bodenpersonal wieder weitgehend normalisiert hat, blickt nun der Luftfahrtkonzern mit Sorge auf die Pilot:innen. Mit ihrer noch bis Sonntag laufenden Urabstimmung stellt die Ver­eini­gung Cockpit (VC) derzeit die Weichen für die nächsten streikbedingten Flugausfälle.

Wenn mindestens 70 Prozent der bei der bei ihr organisierten Lufthansa-Pilot:innen die Zustimmung geben, kann die VC ihre Streikvorbereitungen fortsetzen. Es bestehen keine Zweifel, dass dieses Quorum erreicht wird. Das heißt allerdings noch nicht zwangsläufig, dass es dann tatsächlich unmittelbar danach zum Ausstand kommen würde.

„Wenn sich die Mehrheit der Piloten dafür ausspricht, bedeutet das nicht, dass gleich gestreikt wird“, sagte VC-Tarifvorstand Marcel Gröls dem Spiegel in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview. Aber es sei „ein Warnsignal“. Und Gröls fügte hinzu: „Wir bluffen nicht.“

Seit Monaten verhandeln die Lufthansa und die Vereinigung Cockpit über einen neuen Gehaltstarifvertrag. In den bislang sechs Verhandlungsrunden habe das Management der Fluggesellschaft kein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt, beklagt die Pi­lo­t:in­nen­ge­werk­schaft. „Wir sind redebereit“, so Gröls. „Aber unsere Geduld ist begrenzt.“

Warnstreik betraf rund 134.000 Passagiere

Die VC fordert 5,5 Prozent mehr Gehalt für 2022 und danach einen automatischen Inflationsausgleich. Außerdem will sie die Rückkehr zu einer einheitlichen Tarifstruktur für alle Flug­zeug­füh­re­r:in­nen erreichen, also dass nicht weiter durch Auslagerungen der Konzerntarifvertrag unterlaufen wird.

Der letzte große Pi­lo­t:in­nen­streik bei der Lufthansa liegt mittlerweile sechs Jahre zurück. Damals legten sie den Flugverkehr der Airline für sechs Tage lahm. Die mehrtägige Streikwelle betraf mehr als eine halbe Million Passagiere, rund 4.500 Flüge fielen aus.

Falls es diesmal zu einem Streik der Pi­lo­t:in­nen kommen sollte, könnten sich die Auswirkungen auf ähnlichem Niveau bewegen. Der eintägige Warnstreik des Bodenpersonals könnte somit nur ein kleiner Vorgeschmack gewesen sein auf das, was den Ur­lau­be­r:in­nen noch droht, falls sich der Lufthansa-Vorstand nicht kompromissfähiger als bislang zeigt.

Dabei hat schon der Verdi-Warnstreik am Mittwoch für massive Flugausfälle gesorgt, vor allem an den Drehkreuzen Frankfurt am Main und München. Auch am Donnerstag mussten noch vereinzelt kurze Flüge gestrichen werden, teilte die Lufthansa mit. Nach ihren Angaben waren von den von den insgesamt mehr als 1.000 Flugausfällen rund 134.000 Passagiere betroffen.

Die Tarifverhandlungen für die rund 20.000 Beschäftigten am Boden werden am kommenden Mittwoch fortgesetzt. Die zwei Verhandlungsrunden zuvor waren ergebnislos geblieben. Verdi fordert eine Gehaltserhöhung von 9,5 Prozent, mindestens aber 350 Euro monatlich. Darüber hinaus sollen künftig nirgendwo bei der Lufthansa Beschäftigte mehr für unter 13 Euro arbeiten müssen.

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