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Nicht verimpftes AstraZeneca-VakzinEin politisches Versagen

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

1,3 Millionen Impfdosen liegen ungenutzt in den Lagern. Die Politik ist aufgefordert, den wirksamen Schutz schleunigst unter die Menschen zu bringen.

Immerhin vorhanden: Ein Helfer bereitet den Impfstoff von Biontech/Pfizer vor Foto: Robert Michael/dpa

W as in Deutschland derzeit mit dem Corona-Impfstoff von AstraZeneca passiert, ist ein Skandal. Obwohl er hoch wirksam ist, die Geimpften also zuverlässig gegen schwere Krankheitsverläufe und den Tod schützt, wird er derzeit kaum genutzt: Von rund 1,5 Millionen gelieferten Dosen liegen 1,3 Millionen ungenutzt auf Halde. Die Politik schiebt die Verantwortung für diesen untragbaren Zustand den zu impfenden Menschen zu:

Viele von ihnen lehnten es demnach ab, sich mit AstraZeneca impfen zu lassen, weil sie lieber das noch etwas wirksamere Mittel von Biontech haben wollen. Eine solche Haltung, einen sehr guten Schutz zum jetzigen Zeitpunkt abzulehnen, um dann deutlich später einen noch etwas besseren Schutz zu erhalten, ist tatsächlich sehr kritikwürdig. Doch die Impfzahlen zeigen, dass das Hauptproblem ein anderes ist.

Gemäß den Empfehlungen der Impfkommission werden mit AstraZeneca in Deutschland nur Menschen im Alter bis zu 65 geimpft. In der ersten Prioritätsgruppe macht diese Altersgruppe aber nur einen kleinen Teil aus. Es sind die Angestellten von Pflegeheimen und der besonders gefährdete Teil des medizinischen Personals. Und die sind zum größten Teil bereits geimpft.

Schuld am ungenutzten Impfstoff ist also nicht primär die Unwilligkeit der Menschen, sondern vor allem die fehlende Flexibilität der Politik. Das heißt nicht, dass sie den Impfstoff für alle freigeben sollte, wie es jetzt schon teilweise gefordert wird. Grundsätzlich ist eine Priorisierung schon sinnvoll. Was jedoch längst hätte passieren müssen, ist, dass die Länder anfangen, auch Menschen aus der nächsten Prio­ritätsgruppe eine Impfung mit AstraZeneca zu ermöglichen.

Teilweise ist noch nicht mal geklärt, wie diese, etwa als Kontaktperson von Pflegebedürftigen, ihre Berechtigung nachweisen sollen. Solche Verzögerungen sind nicht mehr hinnehmbar. Denn jeder Tag, an dem Impfstoff ungenutzt bleibt, kostet Menschenleben, die man hätte retten können.

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27 Kommentare

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  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Schaut euch die Sendung "Kontraste" vom 25.02.2001 an. Darin wird überdeutlich was für eine Versagertruppe diese Bundesregierung ist.

    Es wird morgen, Samstag 27.02. um 17:30 bis 18:00 wiederholt - Tagesschau 24

    Man möchte vor so viel Dummheit aus dem Fenster springen.

  • Ich fass´ es nicht. Die Priorisierung nach der Coronavirus-Impfverordnung hat den Sinn, dem Mangel an Impfstoffen Rechnung zu tragen. Wenn nun bei dem Astra-Zeneca-Impfstoff kein Mangel besteht, weil die Berechtigten ihn nicht wollen, muss kurzfristig die Verordnung für diesen Impfstoff so geändert werden, dass für ihn die Priorisierung nicht gilt. Und schon kann alles verimpft werden, weil sich in der Gesamtbevölkerung schon genügend Personen bereitfinden werden, sich mit dem AZ-Impfstoff impfen zu lassen. Ich (Angehöriger der 3. Prioritätengruppe) würde mich sofort damit impfen lassen. Und was macht das Bundesgesundheitsministerium, das ständig neue Regelungen raushaut? Nichts! Dieselben Politiker, die bei den Lockdown-Maßnahmen jede noch so unsinnige Kontaktbeschränkung damit rechtfertigen, dass man damit Menschenleben retten könne, gucken tatenlos zu, wie eine 7stellige Anzahl von Impfdosen vor sich hingammelt.

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @Budzylein:

      Heillos überfordert - mit allem so scheint es!

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch wendet ein:

    “ Verungl - impft -

    taz.de/Nicht-verim...a-Vakzin/!5750526/ Kein krasser Fall von Ver(ungl)impfung.“

    kurz - Scheint’s eine besonders absurde Variante von “De Fischer un sin Fru!“🧐



    Frage bleibt aber: “Wer is düttmal wer?“



    Normal.

  • Dass der AZ Impfstoff häufig ziemlich heftige Reaktionen erzeugt, ist bekannt. In der Schweizer Ärztezeitung stand einmal ein sehr kritischer Bericht über AZ. Dieser Impfstoff ist auch dort (noch) nicht zugelassen.

    Dass das Zeugs jetzt mehr als geplant abgelehnt wird und nicht verimpft wird durch eine planlose Impstragegie, ist eine andere Sache.



    Wie sollen sich z.B. Lehrerinnen und Lehrer fühlen, die infolge des schlechten Rufes von AZ jetzt plötzlich freundlich zum Impfen mit AZ eingeladen werden? Resterampe?

  • "Schuld am ungenutzten Impfstoff ist also nicht primär die Unwilligkeit der Menschen, sondern vor allem die fehlende Flexibilität der Politik."

    Na sicher sowohl alös auch. Natürlich trägt die Politik die Hauptverantwortung für eine erfolgreiche Impfstrategie.

    Aber ein kritischer Blick auf die Berichterstattung quer durch verschiedenste Medien, die da vor ein paar Wochen geführt wurde, als die Lieferschwierigkeiten von Astraeneca bekannt wurden, würde das Bild bestimmt ganz gut ergänzen.

    Da konnte man schon den Eindruck gewinnen, dass deren Impfstoff nur zweitklassig ist.

  • Es ist wirklich ein Trauerspiel. In anderen Ländern wird im Supermarkt, Schulen oder Fußballstadien geimpft. Warum gibt man nicht zumindest einen Teil der Impfungen für alle frei, wenn gerade zu viel da ist. Es gibt kaum ein Missbrauchsrisiko, denn wer lässt sich 10x impfen? Freiimpfung ist nicht gleich Freibier.

    Dieses starre Bürokratendenken, bloß alles ganz genau nach Vorschrift abzuhandeln, verhindern wie richtig gesagt flexible Lösungen.

    Stattdessen beschließt man jetzt Bußgelder für Impfdrängler. Klar, wenn es darum geht Geld einzusacken, dann ist der Gesetzgeber wieder ganz schnell bei der Sache.



    Eine völlig kontraproduktive Vorgehensweise.

  • Man kann sich wirklich des Eindrucks kaum erwehren die Politik wisse nicht genau was die Stunde geschlagen hat ... angesichts der landauf, landab "verschärften" Polizeigesetze ...

  • Viel interessanter als ein paar Impfdosen, die vielleicht eine Woche länger im Kühlschrank liegen, ist die Frage, wie gut eigentlich die Risikogruppen schon geschützt sind.

    Aktuell scheint es nur noch darum zu gehen, ob Polizistenpräsidenten, Schuldirektoren oder Bürgermeister zuerst geimpft werden. Oder Beamte, die sind ja "systemkritisch".

    Hatten wir nicht gerade noch über 1000 Todesfälle pro Tag? Haben wir nicht einen Lockdown, weil wir eine Überlastung des Gesundheitssystems verhindern müssen?

    Wie ist das jetzt gedacht mit den Lehrern? Werden die Geimpft, weil irgendwelche Idioten die Schulen mit dem Argument öffnen wollen, da stecke sich eh niemand an - und gleichzeitig halten wir das Land im Lockdown, "weil es ja leider keine Möglichkeit gibt, die alten Menschen zu schützen?"

  • 1G
    15833 (Profil gelöscht)

    Ich weiß nicht ob ich weinen oder lachen soll, wir reden von der dritten Welle und der Impfstoff gammelt vor sich hin.



    Wir sollten ernsthaft über die Impfung nachdenken und alle impfen die wollen, die zentren sollten rund um die Uhr arbeiten, dann geht auch was.

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @15833 (Profil gelöscht):

      rund um die Uhr arbeiten?????

      Wir sind hier in Deutschland!



      Land der Ideenlosen!

  • Da kann sich aber die mediale Berichtserstattung über AstraZeneca an die eigene Nase fassen. Ich habe auch echt keinen Bock auf so einen Impfstoff der zwar schon irgendwie wirksam ist, aber, hmmm, naja ..... . Das stimmt doch was da so geschrieben wurde, oder? Ich kann mich doch als mündiger Leser darauf verlassen, dass Journalisten das besser wissen als ich, oder? Früher hat der Pfarrer die Wahrheit von der Kanzel verkündet, jetzt sind es die Medien. Das tun sie doch, oder?



    Und was auch echt abtörnt ist der politische Aspekt bei AstraZeneca. Die haben, zumindest laut Medien, den Impfstoff eher an ihre britischen Brüder*innen geliefert als an ihre ungeliebte Verwandtschaft in der EU. Ja, diese angelsächsische Affinität der Skandinavier. Also, ein 2'te Wahl Impfstoff an 2'te Wahl Bürger. Das setzen wit mathematisch korrekt im Quadrat, also 2 x 2 = 4, und teilen die von AstraZeneka angegebene prozentuale Wirksamkeit durch diesen Betrag. Das Ergebnis ist dann die gefühlte Wirksamkeit, also so in Neudeutsch ausgedrückt.

    • @chinamen:

      Es stimmt, die Medienberichterstattung über die Wirksamkeit des AstraZenica Impfstoffs war wirklich z.T. irreführend und einfach falsch.



      Allerdings ist die Taz da eine rühmliche Ausnahme, in dem Artikel von Felix Lee wird sehr genau erläutert, was unter Wirksamkeit zu verstehen ist und wie man welche Zahlen einordnen muss:



      taz.de/!5747396/

  • JE nun, da ich mit meinen 43 Jahren und eigentl. ein Mitglied von Risikogruppen,



    Mann, Übergewicht AD2, leicht erhöhter Blutdruck keine teguläre Impfung wohl vor dem Herbst kriege; wo kann ich mich anmelden ? ? Finde bestimmt noch 4 oder 5 weitere für eine Dosis.

  • > Schuld am ungenutzten Impfstoff ist also nicht primär die Unwilligkeit der Menschen, sondern vor allem die fehlende Flexibilität der Politik.

    Naja, das würde ich so nicht unterschreiben. Nichtsdestotrotz bin ich schockiert über meine Mitmenschen. Vielleicht können wir den Lockdown noch um ein Jahr verlängern, dann könnte man die 3 Impfstoffe noch einmal in Ruhe durchtesten.

    • @hey87654676:

      Es gibt definitiv genügend Menschen, die den Impfstoff gerne hätten. Die mangelnde Flexibilität der Politik, die verhindert, dass diese Menschen den Impfstoff bekommen ist also tatsächlich ein Problem.



      Ich bin auch nicht schockiert, dass Menschen das Recht, über ihren Körper zu entscheiden, wahrnehmen. Ich kann die Bedenken bezüglich des AstraZeneca-Impfstoff schon nachvollziehen - gerade bei jungen, gesunden Menschen, die ist ohnehin keinen schweren Verlauf haben (und zu Dingen wie Infektiosität und Long-Covid bei geimpften fehlen derzeit noch gesicherte Daten). In Übrigen sind die Mitmenschen, die derzeit den Impfstoff angeboten bekommen medizinisch deutlich qualifizierter als die meisten Internet-gebildeten Experten, die die Entscheidung jetzt verurteilen.

      • @Iguana:

        "...gerade bei jungen, gesunden Menschen, die ist ohnehin keinen schweren Verlauf haben..."

        Das steht nicht fest. Auch in dieser Gruppe gibt es schwere Verläufe und Tote. Die Wahrscheinlichkeit ist nur geringer.

  • Ein alter Freund ist Hausarzt, über sechzig, hat viele alte und vorerkrankte Patienten und noch kein Impfangebot. Das schlimme, es gibt auch keinen Weg, sich irgendwo für die freien Plätze zu melden.

  • Eigentlich wurde der Astra Zeneca Impfstoff durch die wirklich Qualitativ grottenschlechte und sensationsfixierte Berichterstattung in vielen Medien schlechtgeschrieben. Das hat viele Menschen verunsichert. Das ist der eigentliche Skandal würde ich mal meinen.

  • Vor ein paar Wochen hat Söder noch groß getönt wieviele Menschen täglich an Corona sterben, und dass jedes Leben gerettet werden muss. Hat eigentlich schonmal jemand ausgerechnet wieviele Menschen gestorben sind weil die Bundesregierung die Impfkampagne so dermaßen versiebt hat?

  • Warum geben sie nicht einfach den ungenutzten AstraZeneca-Impfstoff an Hausarztpraxen? Die können zumindest wissen, wer aufgrund von Vorerkrankungen zu den Prioritätsgruppen zwei und drei gehört. Und sie können den Stoff auch verimpfen, weil er nicht stark gekühlt werden muss.

    • @Smaragd:

      Das ist zu einfach. In D muss alles kompliziert gemacht werden.

  • Es ist schlichtweg nicht wahr, dass die unter 65jährigen der ersten Prioritätsgruppe größtenteils schon geimpft sind. Ein großer Teil der ambulanten Pflegedienste soll in diesen Wochen sich Impftermine geben lassen. Aber das passiert nicht.Die Impfzentren sind gähnend leer. Weil sehr viele diesen britischen Impfstoff nicht wollen. Die Berichterstattung über das Impfstoff-Race in Deutschland war so lächerlich nationalistisch, dass dieses Land jetzt den Preis dafür zahlen wird.

    • @Ignaz Wrobel:

      Es ist nicht wahr dass die Zentren leer sind. Ich war bereits 2x dort und es war jedesmal voll.. Sogar als hier ein absolutes Sxhneeproblem war, Davon waren 90 hochbetagt, der Rest, wie ich, war jünger und beruflich berechtigt.

    • @Ignaz Wrobel:

      Ich habe ja viele Argumente gegen AstraZeneca gelesen (die ich sicher nicht besser bewerten kann als das medizinisches Personal, das sich jetzt für oder gegen den Impfstoff entscheidet), aber die Herkunft kam mir bisher nicht unter. Ich finde es ehrlich gesagt auch etwas herablassend zu implizieren, Ärzt*innen und Pflegekräfte würden sich lieber dem Risiko, sich mit Corona zu infizieren aussetzen als einen Impfstoff zu nehmen, dessen einziger "Fehler" ist, aus Großbritannien zu sein. Ich glaube, die meisten haben sich da doch mehr damit auseinander gesetzt.



      Und das Land würde den Preis nicht bezahlen, wenn der Impfstoff einfach für mehr Menschen zugänglich wäre. Wenn die Ärzt*innen und Pflegekräfte ihn nicht wollen, dann bietet man ihn eben anderen an.

    • @Ignaz Wrobel:

      2017 gab es laut Destatis ca. 390.000 Beschäftigte in der ambulanten Pflege - also genug für ein Drittel der Impfdosen.

    • @Ignaz Wrobel:

      "Die Impfzentren sind gähnend leer. Weil sehr viele diesen britischen Impfstoff nicht wollen."



      Darauf hebt der Artikel doch ab und fordert, dass man Menschen aus Prioritätsgruppe 2 und 3 die Möglichkeit gibt sich mit dem Astra Zeneca Impstoff impfen zu lassen wenn diejenigen die in Prioritätsgruppe 1 noch nicht geimpft sind diesen Impfstoff nicht wollen.

      Es ist aber auch bezeichnend, dass wieder nur das allerbeste gerade gut genug für viele Deutsche ist, Egoismus, Individualismus und Narzissmus lassen grüßen.

      Ich würde mich mit dem Astra Zeneca Impstoff impfen lassen, aber ich bin noch nicht an der Reihe und warte daher bis die vor mir dran sind damit geimpft wurden oder diesen Impfstoff abgelehnt haben.