piwik no script img

Debatte über RassismusGefährliche Wendung

Kommentar von Levent Tezcan

Selbst Liberale und Linke sind nicht mehr davor gefeit, als Rassisten gebrandmarkt zu werden. Das ist eine neuartige Maßlosigkeit.

Seit einiger Zeit wird in Deutschland und der Welt heftig über Rassismus diskutiert Foto: Christophe Gateau/dpa

M enschen mit Migrationshintergrund melden sich zu Wort. Sie sind gebildet, wortgewandt. Sie wollen den Rassismus anprangern, nicht mehr nur den Rassismus, der von faschistischen Parteien unverblümt propagiert wird; auch nicht den, der noch in den Gesetzen und Institutionen steckt. Sie wollen ihn aus den entlegensten Ecken der Sprache, Kultur, Erinnerung herauszerren. Sie initiieren #MeTwo-Debatten.

Seit einiger Zeit wird in Deutschland und der Welt heftig über Rassismus diskutiert. Die Debatte kann dabei, wie einige Indizien andeuten, auch eine gefährliche Wendung nehmen. Die Rassismuskritik führt dann nicht mehr zu neuer Solidarität, sondern dient dem Zelebrieren eines affirmierten Opferstatus und droht zur Selbstbestätigung auszuarten.

Einige Entwicklungen deuten durchaus auf diese Richtung, wenn auch nicht klar ist, wie wirksam sie sind. Mit einem quasireli­giö­sen Furor will eine neue Generation People of ­Color jede auch noch so verborgene rassistische Regung in der Seele ausrotten. Selbst die Liberalen, gar die Linken, die immer schon ein sicherer Hafen für die Fremden im Lande waren, sind nicht mehr davor gefeit, als Rassisten gebrandmarkt zu werden.

Kürzlich sagte in einem Spiegel-Interview die Erziehungswissenschaftlerin DiAngelo, dass sich „mit Liberalen am schwersten reden“ lasse. Sie würden nicht akzeptieren, dass sie rassistisch sind. Rassismus habe nichts mit Intentionen zu tun, heißt es. Er sei bereits in die Strukturen eingebaut. Wer nicht Schwarz/PoC ist (und also automatisch „weiß“), ist demnach unvermeidlich ein Rassist aufgrund seiner privilegierten Geburt.

privat
Levent Tezcan

Levent Tezcan ist geboren in Havza, einer anatolischen Kleinstadt. Er kam 1988 als politischer Flüchtling nach Deutschland. Er ist Professor am Institut für Soziologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Zuvor studierte er Politikwissenschaft in Ankara und Sozialwissenschaft in Bremen.

Gewappnet mit dem moralischen Panzer des Minderheitenstatus, sind diese neuen Minderheitsvertreter immer schon im Recht, sprechen sie doch aus Diskriminierungserfahrung. Diskriminierungswahrnehmung, diese scheinbar unbestreitbare Erfahrung, stattet ihre Sprecher gleich mit dem moralischen Anspruch aus, bereits dadurch im Besitz der Wahrheit zu sein. Unablässig prangern sie das rassistische Ressentiment an, sind aber selbst voll Ressentiments gegenüber denjenigen, die sie für die Dominanten halten.

Im postchristlichen Zeitalter wird wohl niemand die altbekannte kirchliche Lehre von der Ursünde gelten lassen wollen. Selbst die Kirchen sprechen kaum mehr darüber. Die neue Ursünde Rassismus schlägt hingegen voll ein, jedenfalls in liberalen Kreisen. Wer weiß, vielleicht ist die neue Ursündenlehre so mächtig wie ihre christliche Vorgängerin.

Vermeintliche Privilegien

Der Autor dieser Zeilen hat das ihm qua Geburt bescherte Glück (!), von dieser Ursünde nicht betroffen zu sein. Als Hochschullehrer genieße ich zweifellos viele Privilegien, die die große Mehrheit der Gesellschaft (ob schwarz, weiß oder türkisch) nicht besitzt. Nach der Logik der neuen Rassismuskritiker kann ich aber meinem germanischen Kollegen, einem beschlagenen Soziologen, der sich von einem Drittmittelantrag zum nächsten bis zur Rente durchschlagen muss, jederzeit seine „Privilegien“ vorwerfen und, bei Bedarf, daraus Rassismus ableiten.

Schon die erste Regel, die Ausweisung der maßlos skandalisierten Frage: Woher kommst du eigentlich? als rassistisch, belegt hinreichend die Maßlosigkeit

Man muss sich die perverse Logik genau vor Augen führen, die hier am Werke ist: Selbst wenn ich wollte, könnte ich mich dem neuen kulturellen Paradigma „Gestehe, wie rassistisch du bist“ nicht unterziehen. Während „Weiße“ nicht keine Rassisten sein können, kann ich gar nicht rassistisch sein. Welch ein Glück? Ich fühle mich ganz und gar diskriminiert, wenn mir die Möglichkeit genommen wird, rassistisch sein zu können. Rassistisch sein zu dürfen, ist und bleibt ein „weißes Privileg“. Der Guru der Microaggressionsthese, Derhard Wing Sue, wollte es etwa nicht gelten lassen, dass ein „weißer“ Lehrer ebenfalls Opfer von Micro­aggressionen gewesen sein wollte.

Wie die Soziologen Campbell und Manning in ihrer Studie „The Rise of Victimhood Culture. Microaggressions, Safe Spaces, and the New Culture Wars“ angeben, sah er darin einen Missbrauch seines Konzepts.

Werden also politische Positionen nach Herkunft verteilt? Bewegen wir uns dann nicht in gefährlicher Nähe eines zwar nicht rassistischen, wohl aber eines rassischen Denkens?

Geschichte der Ursünde

Liberale Europäer haben also eine neue Ursünde, an der sie sich abarbeiten können. Die westliche Zivilisation ist wohl die erste, deren Selbstverständnis es nicht nur zulässt, sondern geradezu vorschreibt, dass die Schwachen den Mächtigen vorwerfen dürfen, dass diese eben die Mächtigen sind. Als Nachfahre von Osmanen, deren Eroberungssinn dem der Europäer lange in nichts nachstand, kann ich mir schwer vorstellen, dass so etwas dort, aber auch bei den Römern, antiken Griechen, Mongolen, in den Hindureichen, um vom Reich der Mitte ganz zu schweigen, je denkbar gewesen wäre.

Für viele People of Color beginnt aber die Geschichte mit dem westlichen Kolonialismus und sie wird auch, darin belehren uns täglich die Postkolonialen, nie enden. Umso absurder wird das Bild, wenn immer mehr Nachfahren von Osmanen und Arabern ins Outfit von People of Color schlüpfen und den Kolonialismus als nie enden werdenden Beginn der Geschichte der Ursünde anprangern. Was für eine Allianz!

Dieser Allianz genügt der brutale, menschenverachtende Rassismus der Rassisten nationalsozialistischer Art nicht für einen antirassistischen Kampf. Schon die erste Regel, die Ausweisung der inzwischen maßlos skandalisierten Frage: „Woher kommst du eigentlich?“ als rassistisch, belegt hinreichend die Maßlosigkeit.

Führt von der Frage nach dem Woher ein direkter oder indirekter Weg zur öffentlichen Ermordung eines Menschen? Lässt sich ein rassistischer Mord, lässt sich der mörderische Rassismus überhaupt auf derartige Fragen zurückführen?

Im Falle des Rassen-Rassismus ist der Ausgang der Lage ganz klar: mörderisch. Im Falle der Frage nach Herkunft im „alltäglichen Rassismus“ sind Möglichkeiten für einen Ausgang aus der Situation nahezu unendlich. Meine Frau hatte mich auch gleich gefragt, woher ich komme. Zum Glück.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

81 Kommentare

 / 
  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Dass Liberale rassistisch sind, ist doch so etwas wie eine Tautologie. Irgendwoher kommen schließlich die Profite und die Neokolonialwaren, das Kobalt, die seltenen Erden etc. Liberalismus heißt nunmal, deutschen Firmen zu erlauben, Nicht-Deutsche, insbesondere solche in Nicht-EU-Ländern überauszubeuten, wie es mit Deutschen so nicht ginge.



    Überall in der Welt sorgt der liberale Kapitalismus für Fluchtursachen und dann klopfen sich Liberale auf die Schulter, weil sie für die Aufnahme von ein paar Geflüchteten sind und weil sie die qualifiziertesten Menschen aus den ohnehin vom Kapitalismus gebeutelten Ländern abwerben um damit Probleme zu überwinden, die sie hier selbst geschaffen haben.



    Aber wie soll man denn mit Narzisten und Egozentrikern diskutieren, die sich selbst nicht einfach nur für moralisch unnahbar betrachten, sondern die jede Moral als solche schon für eine Zumutung halten, zumindest, wenn sie von ihnen selbst eingefordert wird?

    Ich glaub, ich bin jetzt so langsam aber sicher raus bei der taz. Für Maul-Halten-Ansagen auch noch zu bezahlen, ist dann doch zu viel des Guten.

  • Bei allem Respekt vor Ihnen, Levent Tezcan - es ist wichtig über die Phänomene rund um Rassismus und strukturellen Rassismus zu sprechen - Ihr Artikel basiert auf einem Denkfehler, der Ihre Argumentation ermöglicht. Niemand behauptet das POC und Menschen mit so genanntem Migrationshintergrund, die von vielen Privilegien der autochthonen Menschen in einer Gesellschaft ausgeschlossen sind, deshalb frei von Rassismus sind. Intersektional betrachtet kann jeder in der rassistischen Struktur von Rasissmus betroffen sein und rassistische sein. Das ist auch abhängig von den vorherrschenden Machtverhältnissen, welche Zugang und Ausschluss von Privilegien bestimmen. Ich finde es sehr schade, dass Sie in einer so prekären und wichtigen Debatte so banal argumentieren, die Verhältnisse sind doch viel komplexer, als das dualistische Bild, was sie zeichnen.

    • @Veronika Gerhard:

      Ist das ein Scherz? Machen Sie Witze? "Niemand behauptet das POC und Menschen mit so genanntem Migrationshintergrund[...]frei von Rassismus sind." - das Gegenteil ist der Fall: Dass Nicht-Weiße Menschen nicht rassisstisch sein können, ist eine der Kernüberzeugungen, die gegenwärtig von Antirassismusbewegungen propagiert werden.

      Hier ist eine Kritik zum Buch "White Fragility" der im Artikel erwähnten Erziehungswissenschaftlerin DiAngelo, die in ihrem BUch explizit das Konzept "only whites can be considered racist" ausführt.



      www.abqjournal.com...idered-racist.html

      Hier ist ein akademischer Artikel, in welchem zwei Autoren an der Universität von New South Wales argumentieren und aufzeigen, wie der gegenwärtige reuktionistische Ansatz in der Betrachtung von Rassismus auf die so einfache wie unzureichende Formel ‘Racism = White supremacy’ eingeschränkt wird.



      pdfs.semanticschol...baf7ba355288a0.pdf

      Hier ist ein Artikel, der diskutiert und aufzeigt, wie der slogan "Black People can't be racist" schon seit mindestens den 1980er Jahren in der amerikanischen Black Power Bewegung verwendet wurde.



      www.nas.org/blogs/...ople_can_be_racist

      Hier ist ein Artikel der ausführt, dass schwarze Menschen nicht rassistisch sein können:



      medium.com/an-inju...acist-2838a404e14c

      Und so weiter, und so fort, ad nauseam. Das ist nur ein kleiner Auszug nach wenigen Minuten Internetsuche.

      • @MusterMax:

        Innerhalb von Rassismus gibt es jedoch Machtverhältnisse, die dazu führen können, dass ein und dieselbe Person einerseits rassistisch diskriminiert wird und andererseits rassistische Diskriminierung reproduziert oder sogar ausübt. Und ja, richtig, weiße Menschen können nicht rassistisch diskriminiert werden. Das Schwarz-weiß-System ist jedoch komplex. Das Konzept der Intersektionalität kann dabei helfen, diese Komplexität aufzuschlüsseln, um unterschiedliche Diskriminierungsmuster offenzulegen. Diskriminierungen entlang rassistischer Strukturen zwischen PoCs werden z.B. als Colorism bezeichnet und benannt. Dies ist übrigens nur ein weiterer Beweis dafür, dass wir ALLE und völlig unabhängig von unserer Intention in rassistische Strukturen eingebunden sind. Und damit ist es an mir, mich in diesem System zu verorten und zu hinterfragen, an welcher Stelle ich als weißer Mensch Privilegien genieße, und an welcher Stelle ich rassistische Strukturen unwissentlich oder auch absichtlich reproduziere oder nutze. Und ja, das ist unangenehm und oft auch schmerzhaft. Und sehr, sehr notwendig. Eine gute Lektüre dazu ist übrigens Exit racism von Tupoka Odette.

  • Vielen Dank für diesen Beitrag an Professor Levent Teczan. Mein bester Grundschulkamerad hieß Toni und war in Jugoslawien geboren.



    Mein bester Kumpel auf dem Gymnasium hieß Göksel, seine Eltern waren- sie könne es sich denken- aus der Türkei. Ich habe fünf Jahrzehnte meines Lebens jeden Menschen für seine Taten und seine Worte beurteilt. Wenn ich Streß mit einem Menschen anderer Abstammung hatte, dann garantiert nicht wegen seiner Abstammung. Wenn ich mit Menschen offensichtlich anderer Herkunft ins Gespräch komme, so kann doch nicht die Frage nach der Herkunft direkt ein Angriff sein.



    Ich hatte früher beruflich viel mit Afrikanern zu tun, und die freuen sich sogar häufig wenn man sie interessiert auf ihre Heimat anspricht, sie evtl. sogar auf der Karte einordnen kann. Ein Äthiopier oder Sudanese freut sich meiner Erfahrung nach wenn man ihm seine Abstammung ansieht, und er nicht einfach nur ein "Farbiger" ist.



    Koreaner, wie auch Japaner sind meist erfreut wenn man jemandem namens Watanabe oder Kim nicht mit chinesischem Essen kommt, auch wenn es nett gemeint ist.



    Die Attitüde des Fragestellers zählt, wer mit offenen Armen und Worten, und ein wenig Feingefühl ob die Frage genehm ist vorgeht wird schneller das Eis mit Migranten brechen, als jemand der sich aus ideologischen Gründen an jeden ranschleimt.



    Ihr Artikel spricht mir aus der Seele.



    Es scheint heutzutage wichtiger zu sein seinen vermeintlichen Antirassismus lautstark rauszuposaunen, anstatt ihn einfach nur alltäglich zu leben.

    • @Bärt:

      ES kotzt mich SO dermaßen an, dass wir nicht mehr normal miteinander umgehen können! Mir geht es genau so, wie Ihnen. Trifft man z.B. einen "asiatisch" aussehenden Menschen, der deutsch spricht und fragt aus Interesse, wo er herkommt, sagt er ganz normal: "In Düsseldorf geboren, aber meine Eltern sind Japaner." Aha, okay, das ist es, was ich wissen wollte, weil der MENSCH mich interessiert und ich einfach wissen wollte, ob er koreanisch, chinesisch, japanische Wurzeln hat, oder vietnamesische, mongolische ... was auch immer. Einfach so. Wie auch frage, wo jemand gern in Urlaub hinfährt oder ob er einen Beruf gelernt hat, studiert, Künstler ist, gar nichts macht ... so wie man sich eben für Menschen interessiert. Auch Menschen, deren Eltern aus dem Libanon, Persien, Bahrain etc. kommen, können normal antworten. Bei Schwarzen habe ich es oft erlebt, dass man schon unsicher gemacht wird, ob man jetzt Schwarzer, Farbiger, person of color oder was weiss ich sagt. In China würde man auch immer sagen: "The white girl over there." Auch wenn ich als Kind deutscher Eltern in China geboren bin, behalte ich doch meinen kulturellen Ursprung. Ich BIN ja keine Chinesin und werde nie eine. WARUM kämpfen die Schwarzen immer so dagegen an, schwarz zu sein? Heilige Scheisse, ICH kann nichts für die Kolonialisierung vor sooooo vielen Jahrhunderten. Ich knalle auch nicht jedem aus der ehemaligen BRD an den Kopf, dass SEIN böser Kohl meine schöne DDR kaputt gemacht hat. WAS nervt, ist, wenn ich gefragt werde, woher ich komme und Dresden sage dann die Antwort kommt: "Merkt man gar nicht so, dass Du ein Ossi bist."

      Wir gehen in letzter Zeit komisch miteinander um. Scheinen nicht wirklich interessiert am Gegenüber sondern sind bei allem und jedem in "Lauerstellung". Ich war immer herrlich naiv und offen ... und trau mich tatsächlich nicht mehr raus. SO viele Menschen, die etwas zu verbergen haben, sich schämen und aggressiv reagieren ... ist man interessiert und fragt, wo derjenige

  • Es wäre schon ein Fortschritt, wenn die Rassismusdiskussion ohne diese elende Selbstvergötzung geführt würde, die den Verdacht nahe legt, dass die "Rassismusfinder" und "Rassismusmelder" gute Menschlichkeit mit Denunziation gleichsetzen.

    Die wirksamste Bekämpfung von Rassismus ist der Kampf gegen jegliche Diskriminierung. Und das bedeutet letztendlich, die Grundlagen unseres Konkurrenzsystems zu beseitigen. Hier setzen sich Egoismus, Individualismus und die Unterscheidung in schwarz und weiß, besser oder schlechter usw. durch. Und das stets als vermeintliches Qualitätsmerkmal. Solange es Menschen gibt, die Begriffe wie POC für wichtig halten und diese auch ständig benutzen, wird sich nichts ändern.



    Menschen sind Menschen und immer gleichwertig. Dann können auch Unterschiede spannend und bereichernd sein.

    • @Rolf B.:

      Anmerkungen:



      "Solange es Menschen gibt, die Begriffe wie POC für wichtig halten und diese auch ständig benutzen, wird sich nichts ändern."



      Heißt es, wir sollten die Bezeichnungen der Mehrheit übernehmen (Ausländer, Fremde, N*, Z*....?

      "Menschen sind Menschen und immer gleichwertig". Ja, das ist ein typischer Spruch wie "ich behandle alle gleich".



      Menschen haben aber unterschiedliche Erfahrungen. Und diese geht es anzuerkennen.



      Und: warum will man Bereicherung und Spannung? Für wen ist das gut? In erster Linie für die Mehrheitsangehörigen.....Ich als Kanake will definitiv keine Bereicherung sein und auch nicht spannend.

      • @edelkanake:

        "Ja, das ist ein typischer Spruch wie "ich behandle alle gleich".

        Menschen haben aber unterschiedliche Erfahrungen. Und diese geht es anzuerkennen. "

        Natürlich haben viele Menschen unterschiedliche, schlechtestenfalls überwiegend negative Erfahrungen.

        Nur kann es nicht besser werden wenn man den Sockel in der Gesellschaft, der das normale Zusammenleben ohne viel blabla auslebt und ernst meint jetzt falsche Absichten unterstellt oder kleinste Fehler im interkulturellen Miteinander aufbläst.



        Ich stamme aus einer Stadt mit extrem hohem Ausländer-Anteil, viel Schwerindustrie, und wir haben hier minimale Schwierigkeiten im Zusammenleben.



        AfD und pro Irgendwas kaum messbar.



        Als wir einfach nur zusammengelebt haben, inklusive spontaner italienischer Sangesgruppe in der Altstadt oder türkischem Basar im Norden, ohne jedes Wort dreimal zu überlegen, bevor alles ausdiskutiert wurde war es besser.



        Und der Horst wußte daß der barsche, rauhe Ton vom türkischen Kollegen nicht sein normaler privater Umgangston war, sondern die einzige Art Deutsch die er kannte, nämlich gebrüllt in der Werkhalle.

        • @Bärt:

          ....ja die guten alten Zeiten, als die Welt noch in Ordnung war. Als man noch Schwulen-Witze machen durfte, als man noch als Mann ein "Anrecht auf den ehelichen Beischlaf" hatte, als die Backpfeife bei Kindern eine pädagogische Wirkung hatte....



          Bitte Bärt: Verstehen Sie mich nicht falsch, ich glaube nicht, dass Sie ein Anhänger dieser oben skizzierten diskriminierenden Praktiken sind.



          Aber der Verweis auf die alten Zeiten ist doch sehr von Nostalgie getrübt und ist meines Erachtens stets ein Ausdruck von Unsicherheit in der neuen Zeit. Und wenn man sich die alten Zeiten mal genauer anschaut, dann kommt doch einiges zutage, was eigentlich Brechzreiz hervorruft.

      • @edelkanake:

        Schauen Sie sich bitte meine Antwort an KARL KRAUS an. Dann wird es Ihnen vielleicht nicht so leicht fallen, mich missverstehen zu wollen.

  • Naja, die Frage nach der Herkunft wird ja nicht einmal alle 10 Jahre gestellt, sondern den Betroffenen alle naselang. Das ist mindestens sehr taktlos, weil man inzwischen wissen kann, dass man mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht der erste und auch nicht nur der Zehnte ist, der das fragt. Der Befragte wird dabei gewissermaßen exotisiert, wegen seiner "Andersartigkeit" "interessant". Ich denke, dass Menschen grundsätzlich einfach in ein Gespräch mit anderen einsteigen und schauen wollen, worüber man sich so austauschen könnte. Und nicht regelmäßig selbst zum Gesprächsanlass für den anderen werden. Insofern ist diese Frage mindestens sehr schwierig; ich finde sogar, dass sie rassistisch ist, weil sie das Kriterium erfüllt, den/die andere/n quasi imaginär-geografisch im Irgendwoanders zu verorten, für das man sich dann interessiert und worüber er/sie dann Auskunft zu geben hat (weil man Fragen ja bitte höflich beantworten muss). Diese Hürde wird durch das Aussehen der Person ausgelöst. Insofern: Ein unpassendes Beispiel, das wieder mal total ignoriert, dass das Interesse für Herkunft und Kultur anderer Menschen etwas ganz anderes ist, als die sofortige, schon tausendfach gesendete, aufdringliche Botschaft, man habe bemerkt, dass die andere Person so ganz anders aussieht als die, die "hier" leben, und dass man nun irre weltoffen eine Erweiterung des eigenen kulturellen Horizonts begehrt.

    • @Karl Kraus:

      Bist du getroffen mit dieser Frage? Ich schon ich ich finfe es nicht schlimm.

    • @Karl Kraus:

      Sie tappen m.E. in die Rassismusfalle, die Sie sich selbst gestellt haben. Das "Irgendwoanders", das Sie hier aufführen, ist doch womöglich eine spannende Geschichte, die neugierig machen könnte.



      "Irgendwoanders" klingt nach Bereicherung und nicht -wie Sie denken- als Ausgrenzung.



      Merken Sie den Unterschied?

      Auch wenn alle Menschen gleich sind, so ist doch die Vielfalt interessant.



      Und ein Mensch, der asiatisch aussieht, hat womöglich andere kulturelle Hintergründe, die ich nicht kenne und die mich neugierig machen. Wie soll ich mit meiner Neugierde umgehen, damit ich in Ihren Augen kein Rassist bin?

      [...]

      Beitrag wurde gekürzt.



      Die Moderation

    • @Karl Kraus:

      Was bitte ist an "Andersartigkeit" schlimm? Anders ist erst mal anders, das ist weder schlechter noch besser.



      Das Problem besteht doch nur weil man uns einreden will, dass wir durch die Wahrnehmung der Andersartigkeit eine Wertung vornehmen. Daher darf man die Andersartigkeit nicht mehr thematisieren. Sie wird als Rassismus tabuisiert. Ein Mensch mit schwarzer Haut ist nun mal anders als ich es bin. Daran ändert auch keine groteske Theorie oder Sprechverbote etwas.



      Wir können gerne dann weiter diskutieren wenn man aus dem "anders" eine Wertung ableitet...

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Die Kommentare erinnern an eine schlechte Paartherapie. Wo soll es denn hingehen? Vollkommene Erniedrigung des Einen oder Trennung?



    Die Schuld steht ja schon fest.



    Aber wer bekommt die Kinder?

  • (2) .....Warum haben wir keine Kultur der Anerkennung, die erstmal von der Legitimität anderer Sichtweisen ausgeht, die man nicht gleich bekämpfen muss? Warum begegnen Sie dem Nachfahren des Osmanen nicht erstmal mit Anerkennung? Warum erkennen Sie nicht an, dass sein erlebter Rassismus ihm nicht gut tut? Warum erkennen Sie nicht an, dass es Menschen gibt, die das „Woher kommst du?“ als ausgrenzend erleben und diese Erfahrungen ihre Beziehung zur deutschen Gesellschaft prägt? Diese Anerkennung wäre der beste Ausgangspunkt für eine konstruktive Auseinandersetzung?

    Ja, ich glaube, dass es unter den Migrant*innen, PoCs etc. viele gibt, die gerne die „antirassistische Keule“ schwingen. Aber es ist nicht die gesamte Generation, wie sie das suggerieren. Und außerdem siehe meine Ausführungen.

  • (1) Sehr geehrter Herr Tezcan,



    ich unterstelle, dass Sie das Phänomen Rassimus sehr eindimensional betrachten. Es gibt keine Achse (z.B. -10 bis +10), auf der jemand sich positioniert oder positioniert wird und der Wert der Position etwas darüber aussagt, wie rassistisch oder nicht rassistisch jemand ist. Der gleiche Mensch kann in unterschiedlichen Kontexten andere Rollen haben.



    Beispiel: Der „Nachfahre des Osmanen“ hat sicherlich Rassismuserfahrungen in Deutschland erlebt und fühlt sich daher zurecht als das Opfer der rassistischen Strukturen hier. Er wird höchstwahrscheinlich die Deutschen nicht mögen. Der gleiche Mensch wird in der Türkei (derzeit, eigentlich aber schon immer) in seiner „Identität“ als Nachfahre des Osmanen durch die Mehrheit oder zumindest einer sehr großen Gruppe (die sich auch als Nachfahren der Osmanen sieht) bestätigt fühlen. In diesen Kontexten ist er genauso ein Rassist, wie ein deutscher Nachfahre der Germanen) – weil die Perspektive der Kurd*innen, Griech*innen, die Alevit*innen, Linken etc. aus seiner Sicht „falsch“ sind, diese lügen oder das türkisch-osmanische Dominanzwesen in Frage stellen. Im schlimmsten Falle sind die Minderheiten Verräter! Dies alles ist rassistisch, unabhängig davon, ob der Nachfahre des Osmanen jemanden beleidigt, schlägt, einfach seine Meinung kundtut oder die andere Perspektive leugnet. Das Leugnen der anderen Perspektive, das Nichtzulassen anderer „Wahrheiten“, die die eigenen Wahrheiten und Überzeugungen in Frage stellen, den eigenen privilegierten Status problematisieren, ist ein gängiges Muster in allen Gesellschaften, in allen „Differenzkategorien“, in denen es um Machterhalt geht.

    Die Frage ist: Warum reagieren die meisten Mehrheitsangehörigen immer mit Abwehr und Angriff, Polemik, Selbstherrlichkeit, Beleidigtsein, Empörung, usw.? Egal ob das Deutsche, Männer, Heteros oder was auch immer sind. .........

  • Vielen Dank, lieber Prof. Tezcan, für diese hervorragende Analyse. Auch ich lasse mch immer wieder von den unausrottbaren Beckmesser(inne)n beschimpfen für den harmlosen Hinweis, dass man Rassismus nicht durch das Kacken immer kleinerer Korinthen ausrottet, sondern durch unbefangenen Umgang miteinander. (Ich ertrage das mit großer Gelassenheit bis hin zur Amüsiertheit.)

    • @Bitbändiger:

      Das ist ja genau der Casus Knaxus: Rassismus ist nicht 'ausrottenbar' wie eine Krankheit mit hochwirksamem Impfstoff. Weil es keine Krankheit ist, sondern ein - unter Umständen natürlicher und evolutionär vorteilbehafteter, aber auf den schmalen Pfad wage ich mich nicht ohne weitere Informationen - Instinkt der Sorte 'Oh anders, ich stärke mal meine Sinne'. Nach allem was die Forschung dazu bisher sagen kann, hat das jede - die eine mehr, die andere weniger.

      Demnach wäre Rassismus nicht 'ausrottenbar', sondern nur für und durch jede Einzelne zu handhaben. So wie Ängste durch manche besser und andere weniger gut. Letztere benötigen dann Unterstützung bei dieser Aufgabe.



      Ich kann mir anders keinen gesellschaftlichen Fortschritt vorstellen.

      • @H.P. LoveCarroll:

        Liebe @H.P., Sie haben recht: Rassismus lässt sich genausowenig "ausrotten" wie "Dummheit", insofern war meine Formulierung etwas zu flapsig für Ihre hohen Ansprüche, die ich aus Ihrem umfänglichen Aufsatz weiter unten erschließe. [...]

        Beitrag wurde gekürzt.



        Die Moderation

        • @Bitbändiger:

          Beitrag wurde entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.



          Die Moderation

          • @Bitbändiger:

            Beitrag wurde entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.



            Die Moderation

            • @H.P. LoveCarroll:

              @Moderation

              Ich widerspreche Ihnen nicht in der Anwendung Ihres Hausrechts, lege aber Wert auf die Feststellung:

              Weder BITBÄNDIGER noch ich haben meiner Meinung nach in irgendeiner Weise gegen die Netiquette verstoßen und ich bin daher verwundert. In der Tat fand ich den Austausch sehr angenehm und trotz Dissenz in einigen Details sehr interessant.

  • Eine interessante Besprechung des Buches "White Fragility" von Robin DiAngelo ist in "The Atlantic" erschienen. Der Author vertitt ähnliche Ideen wie in diesem Artilel.

    www.theatlantic.co...-fragility/614146/

    Der Author kann sich diese Ansichten leisten, weil er nicht weiß ist. Er ist der Meinung, dass diese Art von Antirassismus zutiefst paternalistisch und herablassend ist, und eigentlich für PoC erniedrigend.



    Unsereiner, vom Typ Alter Weißer Mann, muss sich drei mal täglich an die Brust schlagen und "Mea Culpa" rufen. Das wird aber nichts daran ändern, dass wir als Rassisten sterben werden.

  • (3/3)



    So, nach all diesen anscheinend notwendigen Erklärungen kann ich jetzt zu dem kommen, was ich eigentlich dem Autor sagen möchte. Dazu nochmal ein Zitat aus dem Interview:



    'SPIEGEL: Jeder Weiße muss sich also zunächst seines eigenen Rassismus bewusst werden?

    DiAngelo: Ja, und das ist nicht einfach. Vor allem bei linksliberalen Weißen. Mit Ihnen lässt sich am schwersten über Rassismus reden.

    SPIEGEL: Warum?

    DiAngelo: Diese Leute würden nie bewusst etwas Rassistisches sagen oder rassistisch handeln. Aber wenn man sie darauf anspricht, dass sie genau das getan haben, ohne es zu wollen, dann reagieren sie verletzt oder ärgerlich.'

    Nota bene: Das sagt sie, *nachdem* sie bereits beschrieben hat, wie 'etwas Rassistisches sagen oder rassistisch handeln' in diesem Kontext gemeint ist. Und der Autor tritt mit seiner Entgegnung den Beweis an, dass sie hier Recht hat. Er befasst sich nicht mit den vielen im restlichen Interview angesprochenen wichtigen Problemen und ihren Punkten - über die man in der Tat inhaltlich trefflich streiten kann und sollte - sondern schreibt einen ganzen Kommentar nur dazu, sich von der Feststellung, jeder Mensch habe rassistische 'Stereotype, Vorurteile und Voreingenommenheiten', 'verletzt und verärgert' zu zeigen.

  • (2/3)



    Ein Problem an dieser Stelle und in der Kommunikation ist, dass die Begriffe 'Rassismus und Fremdenfeindlichkeit' ein so gewaltiges Spektrum abdecken wie eben 'Angst'. 'Angst' fasst schließlich vielleicht gerechtfertigte Befürchtungen den Arbeitsplatz zu verlieren, Angst vor Weltverschwörungen und alles dazwischen, davor, daneben und darunter. Analog sind auch mit 'Rassismus und Fremdenfeindlichkeit' sämtliche unterbewussten und bewussten Denk- und Verhaltensweisen subsumiert, die in irgendeiner Form auf Stammesdenken (Wir vs. Die; Wir sind die Guten, die anderen die Bösen; wer nicht mit uns ist, ist gegen uns; usw.) zurückführbar sind und durch Andersartigkeit ausgelöst werden. Wenn jemand anders aussieht oder einen für mich ungewöhnlichen Namen trägt und ich deswegen auch nur aus Neugier nochmal genauer hingucke, ist das natürlich etwas ganz anderes als auf Ausländer-Raus-Demos mitzumarschieren oder noch weit Schlimmeres zu sagen und zu tun. Aber es liegen dieselben Mechanismen zugrunde (Soziologen, Psychologen und Biologen können das sicher sehr viel besser erklären) und deshalb fällt es unter dieselben Oberbegriffe.



    So sind die Aussagen von Frau DiAngelo im beanstandeten Interview 'Jede(r) (Weiße) ist ein Rassist', usw. gedacht und zu verstehen. Damit will sie nicht sagen, dass alle Menschen mit weißer Hautfarbe (oder auch ohne) Ausländer anzünden wollen, sondern wörtliches Zitat: 'Ich persönlich bin davon überzeugt, dass alle Menschen gleich sind. In diesem Sinne bin ich keine Rassistin. Aber auch ich habe Stereotype, ich habe Vorurteile und bin in bestimmten Situationen voreingenommen. Ich bin geprägt von einer Gesellschaft, die rassistische Ideen in mir eingepflanzt hat und von der ich profitiere. Das ist ein wichtiger Unterschied.'

  • (1/3)



    Ich möchte den Autor nicht inhaltlich und schon gar nicht persönlich angreifen. Allerdings begeht er in dieser Stellungnahme zur Botschaft dieselben Irrtümer und Falschannahmen, auf die die Botschaft der Betroffenen hinweisen will - aufgrund derer es dieser Botschaft überhaupt bedarf.



    Ein Versuch es mit simplen, eigenen Worten zu formulieren:

    Rassismus und Fremdenfeindlichkeit wird häufig falsch als eine Art Krankheit angesehen und behandelt, gegen die man aufgrund von politischer und/oder sozialer Herkunft oder einfach auch der eigenen Hautfarbe wegen immun sein, und die in der Regel durch geschickte Therapie geheilt werden könnte.

    Tatsächlich sind Rassismus und Fremdenfeindlichkeit viel eher mit natürlichen Instinkten wie etwa der Angst vergleichbar und entsprechend zu behandeln. So wie es eher albern klingt zu erklären 'Ich habe keine Angst, noch nie gehabt und werde nie welche haben' und niemand im Grundsatz für seine Ängste verurteilt wird; so wie es Menschen mit sehr verschiedenen Ausprägungen von Angstempfinden gibt, aber jeder unabhängig von politischer und/oder sozialer Herkunft oder einfach auch der eigenen Hautfarbe von Ängsten betroffen ist und bewusst mit seinen eventuell lediglich unterbewussten Ängsten umgehen und sie eventuell unterdrücken muss, weil ihm deren Irrationalität und die Erforderlichkeit einer entsprechenden, ständig neu erkämpften Bewusstseinskorrektur klar sind; so wie man nicht immun gegen oder geheilt von Angst sein kann, kann man es auch von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit nicht sein.

  • Moralische Schuld zuweisen wirkt leider auch als Kanal für die Verlagerung anderer Konflikte z.B. Gewaltkultur innerhalb einer Community. Hat die deutsche Mehrheitsgesellschaft im Antisemitismus vorgemacht. Siehe u.a. Alice Miller 1980 - 1985, Anja Meulenbelt 1979.

  • Nachdenkenswert. Rassismus wird schon deutlich schwächer gezeigt, wenn es um den vermögenden Arzt oder die Millionärstochter geht. Vorhanden ist er, wie immer, auch. Das dürfte auch die realistische Forderung an uns alle Menschen sein: seinen Rassismus eben möglichst nicht auszuleben. Solidarisch und gemeinsam gegen die unverschämt Reichen zu kämpfen.



    Eine Kleinigkeit gleichwohl zum Text:



    "dass die Schwachen den Mächtigen vorwerfen dürfen, dass diese eben die Mächtigen sind." sei nicht türkisch oder abendländisch. Das ist nicht ganz geschichtsbewusst. Der Koran, die Bibel und die griechische Philosophie haben einige Stellen und Gedanken, die genau in diese Richtung zielen. Und das ist auch gut so.

  • Deniz Yücel beschreibt es noch prägnanter: taz.de/Kolumne-Besser/!5068913/

    • @Rudolf Fissner:

      Der Artikel ist super und an den peinlichen Aktionen seiner "Gegener" sieht man, dass er absolut Recht hatte

    • @Rudolf Fissner:

      Ob er es prägnanter beschreibt, bezweifle ich etwas ;) Lesenswert ist der Artikel auf alle Fälle. Danke für den Link

    • @Rudolf Fissner:

      Vielen Dank für diesen Link, den hervorragenden Yücel-Artikel kannte ich noch nicht.

  • selten einen so klaren, richtigen und guten kommentar zur aktuellen wahnsinnsdebatte gelesen!!

    vielen dank für die worte!

  • Ich bin Migrant und mag es trotzdem nicht, von Türken über Rassismus belehrt zu werden, obwohl sie selbst zu 60% Erdogan wählen. Was sie geflissentlich immer unerwähnt lassen. Wie auch hier in diesem Anklagetext.

    Zu deutsch:



    Die Migrantenkiste, die der Autor hier zimmert, ist nicht meine. Damit habe ich nichts zu tun.

    • @el presidente:

      Den Wert der Aussageeines Menschen messen Sie also daran, wie die Menschen in dem Land wählen, aus dem er irgendwann vor langer Zeit einmal hergekommen ist? Herkunftsschuld? Kontaktschuld? Damit belegen Sie unbeabsichtigterweise nur die Meinung des Autors.

  • Werter Herr Teczan,



    ihre osmanisch geprägte Anti-Anti-Rassismus-Polemik strotzt vor Ignoranz - einerseits bezüglich eklatanter Fehlinterpretationen und zweckdienlicher theoretischer Verkürzungen - anderseits mit Blick auf unhaltbare Statements wie dieses hier:



    "Selbst die Liberalen, gar die Linken, die immer schon ein sicherer Hafen für die Fremden im Lande waren, sind nicht mehr davor gefeit, als Rassisten gebrandmarkt zu werden."



    Wollen Sie damit etwa behaupten, dass Parteien wie Die LINKE oder B90/Grüne oder gar die FDP für rassistismusfreie Politik in den jeweils (mit)regierten Bundesländern stehen?`Oder fehlt Ihnen da einfach die Perspektive oder Erfahrungen als Privilegierter?

    Rassismus als biologistische Ideologie und ökonomische Machtstruktur Weißer Überlegenheit wurde trotz Ihrer Infragestellung wann genau entwickelt und verschriftlicht? Und warum genau nochmal? Und wo stehen die Osmanen in dieser Hierarchie?



    Und über die Breite rassistischer Handlungsweisen und der Notwendigkeit deren Verleugnung haben Sie offensichtlich auch noch nicht reflektieren müssen - Rassisten sind keineswegs nur mordende Faschisten und nicht jeder Rassist ein Mörder.



    Und noch ein letzter Hinweis speziell an Sie: rassistische Machtverhältnisse werden übrigens auch von Betroffenen internalisiert.

    • 9G
      97287 (Profil gelöscht)
      @blinde kuh:

      Rassismus als biologistische Ideologie und ökonomischer Machtstruktur Weißer Überlegenheit wurde, trotz Ihrer Infragestellung, wann genau entwickelt und verschriftlicht? Und wo stehen die Osmanen in dieser Hierarchie?



      Nun die Antwort ist einfach: Ca 500 Jahre, bevor die Weißen mitbekamen, dass Sklaverei ein einträgliches Geschäft ist. Nur haben die Osmanen den männlichen Sklaven noch die Eier abgeschnitten. Und kommen Sie mir nun nicht mit den Römern, das sind eindeutig PoC.



      Ich würde schon sagen man soll über den Rassismus reden und zwar vor allem mit Rassisten. Immer nach dem Motto: Jeder von uns ist rassistisch , auch Nichtweiße, mit allen Rassisten.



      Ich denke Prof. Teczan hat in den meisten Punkten recht , zumindest sollte man darüber diskutieren können ohne gleich die Betroffenheitkeule rauszuholen.

    • @blinde kuh:

      Ihr Kommentar trieft vor Rassismus.

      Der Autor ist MoC. Das heißt, er kann aufgrund seiner race gar nicht privilegiert sein. Zudem kam er als Flüchtling nach Deutschland. Im Privilegien vorzuwerfen, ist rassistisch.

      Aufgrund seiner race und der damit verbundenen Erfahrungen ist er natürlich Experte für Rassismus. Ihm dies abzusprechen, ist rassistisch.

      Wollen Sie im Ernst behaupten, sie könnten osmanische Geschichte besser beurteilen als der Autor?

    • @blinde kuh:

      Na, da haben Sie es ihm aber gegeben....

    • @blinde kuh:

      "Anti-Anti-Rassismus-Polemik strotzt vor Ignoranz"

      Bullshit!

      Machen wir doch mal einen Ausflug.

      Hier können Sie Mr. Farrakhan sehen, Anführer der Nation of Islam ausschließen Afroamerikaner, wie er über Leute wie mich spricht.



      youtu.be/7O5eL2MzNtA

      Was der Mann sonst so erzählt, finden Sie selbst raus, da gibt es unzählige weitere Beispiele.

      "Rassismus habe nichts mit Intentionen zu tun, heißt es."

      Und hier ist für mich der wichtigste Punkt, ich habe bestimmt dumme Dinge gesagt oder getan und mir ist das auch ungekehrt passiert. Aber ich habe das niemanden krumm genommen, wo ich zumindest hoffte, das es nicht negativ gemeint war und ich verrate Ihnen ein Geheimnis, mit den Leuten zu sprechen hilft nicht in vielen Fällen, aber alles ist ein Weg der kleinen Schritte.

      PS: Steuersenkungen und Deregulierung zu fordern macht noch lange keine liberale Partei.

  • "Selbst wenn ich wollte, könnte ich mich dem neuen kulturellen Paradigma „Gestehe, wie rassistisch du bist“ nicht unterziehen. Während „Weiße“ nicht keine Rassisten sein können, kann ich gar nicht rassistisch sein."



    Wobei ich hierzu erwähnen möchte, dass das nicht ausschließt, nicht rassifizierend diskriminieren zu können bspw. als hier lebende*r Inder*in gegenüber hier lebende Pakistani. Rassismus, als Herrschaftssystem verstanden, wäre das allerdings nicht.

    • @Uranus:

      schwurbel, schwurbel

      • @Amandas:

        Okay, ich "schwurbel" mal weiter - Rechte versuchen den Diskurs für sich zu vereinnahmen, indem sie sagen, sie wären von einem "anti-weißen Rassismus" betroffen. Selbst für das Beispiel, dass eine Beleidigung eine*r weißen Deutschen durch eine* Deutsche*n of Color als "Kartoffel" eine rassifizierende Diskriminierung wäre, ist das ebenso k e i n Rassismus. Die Hervorhebung von Machtverhältnissen und struktureller Unterdrückung macht ebenso durchaus Sinn wie die Auseinandersetzung in einem größerem Rahmen zu betrachten.

        • @Uranus:

          "Die Hervorhebung von Machtverhältnissen und struktureller Unterdrückung ..."

          Na gut ich schwurübel jetzt auch mal:



          Machtverhältnisse und strukturelle Unterdrückung sind nicht notwendigerweise deckungsgleich. Letztere existieren natürlich, sind aber im Diskurs klar zu benennen. Immer nur raunend auf "strukturellem Rassismus" hinzuweisen, ohne die Strukturen im Einzelfall klar zu identifizieren, ist – sorry – Geschwurbel.



          Machtverhältnisse dagegen sind etwas ausgesprochen dynamisches. Sie können sich von Situation zu Situation, von Minute zu Minute ändern. Das einzige biodeutsche Kind in einer, sagen wir mal "nicht-weißen" Schulklasse, für das "Kartoffel" manchmal noch das freundlichste Schimpfwort ("deutsche Schlampe" ist ein Wort, dass mir gut in Erinnerung ist) ist, erleidet ganz konkrete Macht, und ob Sie das nun Rassismus oder rassifiziertes blablabla nennen ist eher von akademischen Interesse.

          • @Amandas:

            Es macht einen Unterschied aus, ob damit gerechnet werden muss, dass Mitmenschen und Institutionen bei Rassismus nicht einschreiten bzw. ihn selbst befördern/ausüben.



            Rassismus heißt in Deutschland bspw. in einer Zelle zu verbrennen, weil die Betroffene eine dunkle Hautfarbe hat, kein*e Polizist*in einschreitet und keine* Polizist*in es gewesen sein will. Oury Jalloh. #Saytheirnames



            Hingegen wird solches Szenario aufgrund rassistischer Motivation und Deckung weiße Deutsche in Deutschland nicht treffen.

  • Vielen Dank für diesen wunderbaren Beitrag. Sie haben damit allen einen großen Dienst erwiesen.

    Vielleicht fangen nach seiner Lektüre ein paar Leute an, darüber nachzudenken, was dieser fast religiöse Eifer in unserer Gesellschaft anrichtet.

  • Für dich ist eine andere Hautfarbe zu besitzen offensichtlich ein Makel und 'die Fremde' offensichtlich etwas schlechtes. Deswegen spricht du Minderheiten nicht auf ihre Andersartigkeit an-weil für dich Andersartig zu sein, offensichtlich etwas unangenehmes ist-und nicht etwas neutrales oder sogar positives, Du hast Angst Minderheiten könnten ihre Herkunft genauso unangenehm empfinden wie du es unangenehm findest eine Minderheit zu sein. Und Minderheiten empfinden es als Unangenehm weil sie den Rassismus der von deiner Art zu denken ausgeht internalisiert haben. Vieles spielt sich im Unterbewussten ab und du bist offensichtlich ein Rassist-und natürlich ist das ein Vorwurf und es ist bestimmt nicht wertfrei, denn es ist wirklich nicht 'ok' ein Rassist zu sein.

  • Der Wahnsinn an der ganzen Geschichte ist doch, dass es nicht darum was jemand sagt, oder denkt, oder fühlt, sondern ausschließlich darum, was jemand ist.

    Also eine Zuschreibung nach Gruppenzugehörigkeit. Das hört sich für mich nicht nach emanzipatorischem Tun an. Sondern klingt eher reaktionär.

    • @Jim Hawkins:

      "nicht darum was jemand sagt, oder denkt, oder fühlt, sondern ausschließlich darum, was jemand ist"

      Liest sich wie das Prinzip gruppenbezogener Diskriminierung. Merkwürdig, nicht? Nur dass das Thema nicht die Erfahrung von und der Umgang mit eben diesen ist, die hier ausgeschlossen werden, sondern von jenen, die hier ausschließen.

    • @Jim Hawkins:

      Identitätspolitik ist schon paradox. Eine Art Ethnopluralismus der Minderheiten. Individualität wird durch die Gruppenidentität ersetzt. Wer nicht mitmacht, ist offensichtlich von Selbsthass betroffen oder von der feindlichen Idenität vereinnahmt. Da wird dann z. B. von einer schwarzen Kultur gesprochen; etwas was ich früher nur aus der rechten Ecke erwartet hätte.

      • @Devil's Advocate:

        "Individualität wird durch die Gruppenidentität ersetzt."

        Abgesehen davon, dass es in gesellschaftspolitischen Positionen vorkommt, wie äußert sich diese Ersetzung Ihrer Meinung nach im Alltag? Wird schwarz eingekauft? Wird jüdisch Rad gefahren? Wird großvölkisch der Schreibtisch leer gearbeitet?

      • @Devil's Advocate:

        Wohl wahr. Und teilweise auch grotesk.

        Es gab linke Veranstaltungen oder Camps in diesem Milieu, in denen PoC ohne weitere Begründung Weiße aus Debatte und Veranstaltung ausschließen konnten, weil sie sich rassistisch diskriminiert fühlten.

        Wie eine Art Joker.

        Und: Die tun sich mit Antisemitismus schwer. Gut, das tun viele Linke. Aber hier ist es so, dass Juden als "weiß" verortet werden und somit keiner Diskriminierung unterliegen können.

        Was wohl Juden aus Äthiopien dazu sagen?

  • Quasi wie die Methodik des Feminismus, der "weißen Männern" auch gerne Privilegien unterstellt.

  • Ganz im Ernst, einfach überflüssig. Klar sind Türken zu Rassismus in der Lage. Manche machen daraus regelrecht ein identitätsstiftenden Teil ihres Türkisch-sein.



    Die Frage nach der Herkunft ist nicht per se rassistisch. Aber eine gewisse Überempfindlichkeit ist wohl notwendig, um Jahrhunderte alte Muster zu überwinden.

  • 0G
    06227 (Profil gelöscht)

    Eine Absurdität ist es doch, Begriffe wie 'Rassismus' automatisch als anprangendernden Vorwurf zu interpretieren/ sich 'in die Rechte gestellt fühlen' oder Ähnliches.



    Ohne wertungsfreie! Aufarbeitung von potentiell verletzenden Denkmustern klappt gar nichts.



    Wenn ich Feedback bekomme dass meine Worte/Taten diskriminierende Denkmuster aufzeigen (passiert), bedanke ich mich, versuche meine Denkmuster aufzuarbeiten und ev. was zu ändern.



    Sich auf die Füße getreten zu fühlen weil Rassismus=böse und Rechts und in die Defensive zu gehen hilft der Sache nicht im geringsten

    • @06227 (Profil gelöscht):

      Lieber Blaubärmitsosse,

      sie sagen da einen wichtigen Punkt. "Potentiell verletzenden Denkmustern". Wenn mir jemand sagt "Die Frage, wo kommst Du her, verletzt mich". Dann würde ich mich entschuldigen und das nicht mehr fragen. Warum sagt nicht: Werdet sensibler für die Gefühle anderer Menschen!



      Ich würde eher sagen: Jemandem Rassismus vorzuwerfen anstatt zu sagen "Das verletzt mich" hilft der Sache nicht im Geringsten.

      • 0G
        06227 (Profil gelöscht)
        @Kartöfellchen:

        Da gebe ich Ihnen zu einem gewissen Grad Recht mit.



        Trotzdem sollte durch eine 'Individualisierung' nicht die Tatsache verschleiert werden dass es sich um eine Verletzungserfahrung im Zusammenhang mit der Hautfarbe handelt - wie auch immer das dann sprachlich gelöst wird.

  • Danke, Herr Tezcan, danke!



    Normales mitmenschliches Interesse "Woher kommst du?" in Rassismus umzudeuten, ist schon ziemlich übergriffig!

    • 0G
      06227 (Profil gelöscht)
      @eWolf:

      Wie oft müssen sich denn weiße Personen aus ganz mitmenschlichem Interesse nach der Herkunft fragen lassen?



      Es ist sehr gut nachvollziehbar wie die Frage der Herkunft für hier aufgewachsene Personen zutiefst verletzend sein kann, weil ja implizit die Idee transportiert wird die gefragte Person sei irgendwo 'aus der Fremde' - Rassismus pur weil nur auf Basis der Hautfarbe eine Annahme getroffen wird. Kontext ist da sehr wichtig.



      GANZ WICHTIG: was verletzend ankommen kann muss nicht verletzend gemeint sein. Man kann ziemlich viel Rassismus verzapfen ohne bewusst abzuwerten/ zu hassen. Das ganze wertfrei aufzuarbeiten ohne die Begrifflichkeit 'Rassismus' als Beleidigend/Vorworfsvoll zu verstehen sollte dafür Vorraussetzung sein.



      Siehe auch meinen Kommentar weiter oben.

      • 0G
        00677 (Profil gelöscht)
        @06227 (Profil gelöscht):

        "Wie oft müssen sich denn weiße Personen aus ganz mitmenschlichem Interesse nach der Herkunft frage n lassen?"

        Eigentlich recht oft, wenn man wie ich als Deutscher im Ausland lebt.

        • 0G
          06227 (Profil gelöscht)
          @00677 (Profil gelöscht):

          Stellen Sie sich vor Sie assimilieren sich gründlich, haben Familie, und Ihre Enkel müssen sich in Zukunft fragen lassen 'woher kommst du?' ohne dass sie jemals DE besucht hätten oder die Sprache sprechen etc.



          Es ist ja nicht so als hätte ich nicht auf Kontext *hier aufgewachsen* hingewiesen.....

      • @06227 (Profil gelöscht):

        "Das ganze wertfrei aufzuarbeiten ohne die Begrifflichkeit 'Rassismus' als Beleidigend/Vorworfsvoll zu verstehen sollte dafür Vorraussetzung sein."

        Sorry, aber es gibt im Moment wenige Begriffe, die so aufgeladen sind wie der des Rassismus. Man kann da nicht 'wertfrei' aufarbeiten, wenn der Vorwurf schon ausreicht, berufliche Existenzen beenden.



        Darüber hinaus sind in der Taz und anderswo in den letzten Wochen mehrere Artikel erschienen, die Rassismus ganz eindeutig als "Ideologie" erklären, die "erfunden" wurde, um weiße Dominanz zu legitimieren.



        Dass diese (korrekte) Definition keinesfalls ausreicht, um alle denkbaren Alltagsrassismen mit einzuschließen (wie eben zum Beispiel die Frage nach der Herkunft), ist wahrscheinlich auch den Autoren klar. Darum werden ja andere Begriffe wie "Othering" und "Colorism" erfunden. Das allerdings, ohne jemals eine präzise, und allgemeinverbindliche definitorische Unterscheidung zustande zu bringen.



        Das aber wäre nötig, um etwaigen "Aufarbeitungen" die psychologische Dynamik von maximalem Vorwurf und reflexhafter Verteidigung/Abwehr zu nehmen.



        Nur so zu Beispiel: Sie könnten in Ihrem post das "zutiefst verletzend" durch ein "verletzend" oder, besser noch, "auf die Dauer" oder "in der Häufung verletzend" ersetzen, das würde dann nämlich noch ein bisschen Raum nach oben lassen.

        • 0G
          06227 (Profil gelöscht)
          @Amandas:

          Ja da gebe ich Ihnen Recht.

      • @06227 (Profil gelöscht):

        "Wie oft müssen sich denn weiße Personen aus ganz mitmenschlichem Interesse nach der Herkunft fragen lassen? " (Blaubärmitsosse)



        Was mich betrifft: Jedesmal dann wenn ich mich soweit von meiner Heimatregion entferne, dass ich auf Grund meines Dialektes als Fremder erkannt werde. Und zwar überall in Deutschland und auch im Ausland, soweit ich es bislang bereist habe. Völlig normal, würde ich mal sagen und zumindest für mich überhaupt kein Problem. - Who cares?!



        Und: Diese Frage impliziert im normalen Erleben überhaupt keine rassischen oder rassistischen Assoziationen. So neurotisch, wie Sie unterstellen, sind die Menschen in der Regel eigentlich gar nicht.

        • 0G
          06227 (Profil gelöscht)
          @LittleRedRooster:

          Vielleicht hätte ich noch spezifizieren sollen: .....von Menschen in der direkten Nachbarschaft, die nur noch nicht mitbekommen haben, dass man seit 30 Jahren im gleichen Ort lebt....(oder vergleichbare Kontext), und das ganze immer und immer wieder, um dann in breiten schwäbisch (o.Ä.) erklären zu müssen dass man seit 30 Jahren 3 Straßen weiter lebt und aufgewachsen ist....



          Das ist mit Alltagsrassismus gemeint, und ich sehe keinen Grund dazu sich bei Feedback auf die Füße getreten zu fühlen.

          nur weil viele? die Mehrheit? der Menschen weniger Sensibilität an der Tag legt gibt es keinen Grund die Gefühle von wenigen sensibleren Menschen zu ignorieren. Das hat einfach was mit dem Respekt zu tun den alle Menschen verdienen.



          SMARAGD fasst das weiter unten ganz gut zusammen.

          • @06227 (Profil gelöscht):

            Jemanden aus der Nachbarschaft nach 30 Jahren erstmals fragen, woher er denn kommt, das nenne ich doch mal einen Fortschritt im menschlichen Miteinander. Wahrscheinlich wurde 30 Jahre kein einziges Wort gewechselt.

            • 0G
              06227 (Profil gelöscht)
              @Rudolf Fissner:

              vllcht hätte ich noch weiter spezifizieren sollen: ...in der Nachbarschaft geboren und in Selbstdefinition schon immer Teil der Gemeinschaft...

              wirklich nicht so schwer zu sehen wie aus der implizit projizierten Fremdartigkeit in bestimmten Kontext Verletzung entstehen kann.

      • 9G
        90564 (Profil gelöscht)
        @06227 (Profil gelöscht):

        kontext matters, nicht alles, was als rassistisch empfunden wird, ist auch rassistisch gemeint und genau diesen kontext gilt es zu reflektieren.



        denn "natürlich" gibt es rassistische linke/liberale, antisemitische linke/liberale, sexistische linke/liberale usw, genauso wie es übrigens auch rassistische "nichtweisse", sexistische frauen und antisemitische jüd!nnen gibt.



        eine "ethnische herkunft" macht eineN weder zum besseren menschen, noch zuM/R spezialist!n oder immun gegen internalisierte gewaltverhältnisse

  • Leider kann ich aus eigener Erfahrung den Kommentar nur bestätigen.

  • 9G
    90564 (Profil gelöscht)

    ja und nein, siehe die debatte zum thema antisemitismus. natürlich sind auch “linke&liberale” rassistische geprägt, dass muss man kritisieren, kritisieren können und die angemessene reaktion darauf ist reflektion und ein offener umgang, eine OFFENER umgang, mit argumenten und nicht einfach nur wahrnehmungen, und ja, von einigen wird das ganze auch instrumentalisiert (siehe antisemitismus-debatte;).



    für die erfahrungsebene ist betroffenheit und damit auch die eigene position innerhalb der rassifizierenden gesellschaft wichtig, für das inhaltliche argument nicht!

  • Wenn ich Herrn Tezcan richtig verstehe müssen sich Rassisten nun nur noch als Liberale oder Linke bezeichnen und sind damit nicht mehr rassistisch. Oder sind umgekehrt alle "linken" oder "liberalen" Bewegungen/Parteien, die rassistische Politik machen keine liberalen oder linken mehr? Herr Lafontaine fällt mir da ein und der "Asylkompromiss"

    • @LesMankov:

      Nein, Sie haben alles falsch verstanden. Sechs, setzen.

  • 1. Es gibt Frauen, die eisern zu Donald Trump halten. Das heißt aber nicht, dass Trump nicht frauenfeindlich wäre. Wenn also ein Flüchtling aus einer anatolischen Kleinstadt weißen Alltagsrassismus nicht erkennen kann, heißt das nicht, dass es ihn nicht gäbe.

    2. Es gibt viele verschiedene Formen der Benachteiligung. Menschen können prekär beschäftigt sein, of Color, Frauen, nicht heterosexuell, arm, behindert oder was auch immer. Fast jeder Mensch gehört zu irgendeiner privilegierten Gruppe. Das heißt aber nicht, dass wir nicht an anderen Stellen auch von Benachteiligung betroffen sein könnten.

    3. Nicht jeder Mensch, der wütend ist über irgendeine Form der Benachteiligung, hängt in einer Opferrolle fest. Wut zu entwickeln und sie konstruktiv äußern zu lernen ist im Gegenteil ein wesentlicher Schritt aus der Opferrolle heraus.

    Niemand behauptet, Opfer von Gewalt und Benachteiligung hätten automatisch die Wahrheit für sich gepachtet. Das Ziel des Fokus‘ auf die Opfer von Gewalt und Benachteiligung liegt darin, darauf hinzuarbeiten, dass immer weniger Menschen zum Opfer werden. Menschen verdienen nicht nur, nicht vergewaltigt zu werden; sie verdienen auch, sich respektiert zu fühlen.

    Muss ich jetzt noch detailliert argumentieren, warum ich glaube, dass alle Menschen gleich viel wert sind? Oder reicht die Behauptung?

    4. Menschen sind unterschiedlich sensibel. Unsensible Menschen, die einer benachteiligten Gruppe angehören, werden Mikroaggressionen gegen sich selbst vielleicht gar nicht bemerken. Das heißt aber nicht, dass diese für sensible Menschen nicht doch belastend wären. Klar, dass es die Sensiblen sind, die gegen Benachteiligung kämpfen.

    5. Personen of Color unterscheiden klar zwischen gewalttätigem Rassismus und Alltagsrassismus. Nicht jede „Woher kommst du?“-Frage ist rassistisch. Es kommt auf den Kontext an, in dem sie gestellt wird, und der ist oft subtil (!) rassistisch. Zugehörigkeit zu einer Gruppe ist ein tiefes menschliches Bedürfnis. Wenn die gen

    • @Smaragd:

      Da hat das System leider den Rest meiner Antwort abgeschnitten.

      Wenn die genannte Frage den Menschen aber signalisiert, nicht dazuzugehören, verletzt sie ihre Würde.

      Es ist also ein Unterschied, ob BPoC mir als weißer Person Alltagsrassismus vorwerfen, oder ob sie mich für rechtsradikal bzw. -extrem halten.

      6. Und was die Ursünde betrifft: Das Böse ist ein sehr realer Teil dieser Welt. Hauptsächlich besteht es in Gedankenlosigkeit. Wer sich viele Gedanken darüber macht, wie das eigene Handeln auf andere wirken könnte, ist durchaus nicht dagegen gefeit, unmoralisch zu handeln. Vermutlich wird diese Person aber weniger Böses tun als eine, die einfach nur vor sich hinlebt.

  • "Rassismus habe nichts mit Intentionen zu tun" - hier liegt das Grundproblem für jede Person, die wissenschaftlich in der Tradition der verstehenden Soziologie ausgebildet wurde. Handlungsabsichten stehen darüber hinaus im Zentrum des philosophischen Nachdenkens über Ethik und des juristischen Nachdenkens über Schuld. Auch aus der ethnologischen Betrachtung der Welt sind Intentionen nicht wegzudenken, da ansonsten nur Strukturausführungspersonal übrig bleibt (kulturell programmierte, agency-lose Zombies), mit dem besonderen Twist, dass es sich dabei lange um Marginalisierte, Minderheiten, "Primitive", Praktiker*innen der asiatischen Produktionsweise usw. gehandelt hat, kurz: die, die heute BlIPoC heißen.

    • @My Sharona:

      Sagen wir’s mal so: Intentionen sind immer in zeitlich und sozialräumlich begrenzte Wahrnehmungsweisen und Normensysteme eingebunden. Wer gesellschaftliche Vorgänge und Veränderungen allein über agency, also die ungebundene Wirkungsmacht des Individuums erklären will, greift analytisch schnell ins Leere.

      Die intellektuelle Mauschelei der im Artikel Gescholtenen besteht doch darin, dass sie die systemische Verankerung rassistischer Ungleichheit in unser aller Fühlen und Denken zwar gut erkennen, gerne auch maßlos übertreiben, die moralische Schuld denn aber ungerührt dem Individuum aufbürden wollen. Das geht nicht zusammen, zur Schuld gehört immer Denk- und Handlungsfreiheit. Entweder systemische Zwangsläufigkeit oder individuelle Schuld.

      In der Realität ist es natürlich meist eine Mischung aus persönlicher Prägung und Entscheidung.

  • Wohin das führt, ist eigentlich ziemlich klar, es führt in die Sprachlosigkeit! Und wenn Menschen nicht miteinander reden, sondern übereinander, dann kann man sich schon mal warm anziehen.

  • RS
    Ria Sauter

    Wunderbarer Beitrag!DANKE für diese Worte.



    Der Vergleich mit der relig. Erbsünde ist genial zutreffend.