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Unterstützerin von Gisèle Pelicot„Für mich sind diese Männer keine Menschen mehr“

Bei ihrem Vergewaltigungsprozess erhält Gisèle Pelicot Unterstützung von den feministischen „Amazones d’Avignon“. Die Gründerin spricht über den Fall.

Blandine Deverlanges und ihre „Amazonen“ bei einer Kundgebung für Gisèle Pelicot Foto: Christophe Agostinis/MAXPPP/imago
Valérie Catil
Interview von Valérie Catil

taz: Frau Deverlanges, erinnern Sie sich an das erste Mal, als Sie von den Vergewaltigungen von Mazan“ gehört haben?

Blandine Deverlanges: Es war bei einem Treffen meines feministischen Chors im Frühling 2021. Eine der Frauen las uns einen Zeitungsartikel darüber aus La Provence vor. Bei dem Treffen haben wir dann nicht mehr gesungen, sondern nur noch darüber gesprochen. Wir wussten, dass es sich um etwas Unsägliches handelte. Aber gleichzeitig war uns das Ausmaß von Dominique Pelicots Verbrechen überhaupt nicht klar.

taz: Er hat seine Frau mit Lorazepam betäubt, sie dann vergewaltigt und anderen zur Vergewaltigung angeboten, und das viele Male. Wurden Sie bei diesem Treffen Ihres Chors zur feministischen Aktivistin?

Deverlanges: Ich bin als Feministin geboren. Ich kann mich an keinen Moment in meinem Leben erinnern, in dem ich keine Feministin war. Allerdings war ich nicht immer Aktivistin. Mit etwa 47 oder 48 Jahren fing ich damit an. 2019 habe ich die „Amazones d’Avignon“ gegründet.

Bild: privat
Im Interview: Blandine Deverlanges

Die Frau

Blandine Deverlanges, 56, ist Lehrerin für Wirtschaft und Soziologie an einem Gymnasium in Avignon. Sie ist seit 30 Jahren verheiratet, ihre drei Kinder sind inzwischen erwachsen. Deverlanges hat im Judo den Schwarzen Gürtel.

Die Gruppe

Ende 2019 gründete Deverlanges mit anderen zusammen die feministische Gruppe „Amazones d'Avignon“. Vom ersten Tag des Prozesses an waren sie im Gerichtssaal anwesend. Derzeit gehören ungefähr dreißig Aktivistinnen zur Gruppe, etwa fünfzehn kleben regelmäßig Plakate, die auf den Prozess verweisen. Auch andere Frauen, die extra für den Prozess nach Avignon kommen, beteiligen sich an den Klebeaktionen.

taz: Was machen die „Amazones d’Avignon“?

Deverlanges: Wir sind eine radikal­feministische Gruppe, die gegen männliche Gewalt kämpft. Am Anfang lag unser Fokus auf Femiziden, nach und nach haben wir unseren Aktionsradius auf alle Formen männlicher Gewalt ausgeweitet. Wir haben gesprüht und Banner im öffentlichen Raum geklebt. Erst waren wir sehr naiv und wurden oft von der Polizei erwischt. Heute lassen sie uns meistens in Ruhe. Vor etwa einem Jahr haben wir dann erfahren, dass der Pelicot-Prozess hier in Avignon stattfinden würde.

taz: Die „Amazonen“ waren vom ersten Tag des Prozesses an im Gerichtssaal anwesend.

Deverlanges: Ja, wir sind immer da. Wir wechseln uns ab und machen Notizen, damit wir darüber, was wir gehört haben, diskutieren können. Wir sind auch oft im Gerichtsfoyer und sprechen mit den Frauen, die erschüttert aus den Anhörungen kommen, denn was dort beschrieben wird, ist äußerst gewalttätig. Wir sind auch da, um Gisèle zu applaudieren. Ich war es, die damit angefangen hat. Seitdem ist es zu einem Ritual geworden. Nachts kleben wir dann unsere Transparente. Und zwischendurch arbeiten wir, denn wir haben natürlich auch Jobs.

taz: Was machen Sie beruflich?

Deverlanges: Ich bin Lehrerin für Wirtschaft, Soziologie und Politikwissenschaft an einem Gymnasium.

taz: Reden Sie mit den Schüler_innen über den Prozess?

Deverlanges: Natürlich. Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern gehören zu meinem Fach. Außerdem leben die Schüler_innen auch in Avignon: Überall sind Journalist_innen, und auch die Täter laufen ständig in der Öffentlichkeit rum. Hier herrscht eine seltsame Atmosphäre. Für die Schüler_innen ist es wichtig zu verstehen, was passiert ist, also nehme ich mir die Zeit, es ihnen zu erklären.

taz: Sie waren knapp 15 Tage selbst im Gerichtssaal. Was war das für ein Gefühl, diese Masse der Angeklagten zu sehen?

Deverlanges: Es ist beängstigend, es ist ekelhaft, es ist abscheulich. Wenn ich diese Männer sehe, wird mir physisch schlecht. Im ersten Monat des Prozesses musste ich mich zu Hause oft übergeben. Meine Freundinnen berichteten dasselbe. Diese Männer zeigen nicht einmal Reue, außer darüber, dass sie erwischt wurden. Wenn es eine Entschuldigung gibt, ist sie erbärmlich. Sie bereuen auch nicht, Gisèle vergewaltigt zu haben. Für mich sind diese Männer keine Menschen mehr.

Die angeklagten Männer zeigen uns, dass Vergewaltigung keine Frage des Bildungsniveaus ist, keine Frage des Reichtums, nicht einmal eine Frage sexuellen ‚Mangels‘, denn die meisten von ihnen waren in Beziehungen. Es gibt kein typisches Profil.

Blandine Deverlanges

taz: Sie haben unvorstellbare Dinge getan. Aber ist es nicht trotzdem falsch, ihnen das Menschsein abzusprechen?

Deverlanges: Ich verstehe, dass dieser Satz schockierend ist. Es kommt darauf an, was man unter einem Menschen versteht. Diese Männer haben eine Frau vergewaltigt, die den Anschein machte, tot zu sein. Und sie zeigen keine Reue. Das entspricht nicht meiner Definition von Menschsein, es tut mir leid.

taz: Unter den Angeklagten befinden sich Feuerwehrmänner, Lkw-Fahrer, Krankenpfleger …

Deverlanges: Und sogar ein Journalist.

taz: In den Medien liest man oft, dass es sich um „ganz normale Männer“ handelt. Was sagt uns diese Beschreibung?

Deverlanges: Dass Vergewaltigung keine Frage des Bildungsniveaus ist, keine Frage des Reichtums, nicht einmal eine Frage sexuellen „Mangels“, denn die meisten von ihnen waren in Beziehungen. Es gibt kein typisches Profil. Wie „normal“ diese Männer sind, erzählt uns eigentlich nur von männlicher Gewalt. Das sind Männer, die durch die Gewalt, die sie Frauen zufügen können, sexuell erregt werden. Was all diese Männer gemeinsam haben, ist, dass sie Pornos konsumiert haben. Viele von ihnen zahlten auch für sexuelle Handlungen, also für Prostitution – in Frankreich ist das im Gegensatz zu Deutschland eine Straftat. Das heißt, es sind die Freier, die eine Straftat begehen, und die Frauen sind die Opfer. Und wir sind sehr stolz auf dieses Gesetz.

taz: Welche Rolle spielen Pornografie und Prostitution?

Deverlanges: Als radikale Feministin sehe ich ganz klar, dass Pornografie und Prostitution ein Kernaspekt des Prozesses sind. Wir haben den Beweis vor Augen, was sie anrichten.

taz: Sehr viele Menschen konsumieren Pornos und werden trotzdem nicht zu Vergewaltigern.

Deverlanges: Man sollte eher fragen: Wie hoch ist der Prozentsatz der Vergewaltiger, die keine Pornografie konsumieren? Verschwindend klein. Ich habe außerdem Überlebende der Pornoindustrie kennengelernt. Für mich bedeuten Pornos, sich zu Vergewaltigungen einen runterzuholen. Die Angeklagten sind nur zur Tat geschritten, das ist alles. Das ist ein blinder Fleck in der feministischen Debatte. Pornos und Prostitution beuten Frauenkörper zur sexuellen Befriedigung von Männern aus.

Dass der Prozess öffentlich gemacht wurde, verändert alles. Dass das auf ausdrücklichen Wunsch des Opfers geschah, dient dazu, Dinge sichtbar zu machen, die einige lieber verbergen würden.

Blandine Deverlanges

taz: Wobei es auch Prostituierte gibt, die sagen, sie haben diesen Beruf frei gewählt.

Deverlanges: Ich arbeite in einer Organisation, die Prostituierte begleitet. Diese Frauen sagen, dass der einzige Weg, um zu überleben, darin besteht, sich genau das einzureden. Selbst wenn es einige wenige Frauen gibt, die das freiwillig machen, würde ihre Freiheit rechtfertigen, dass die anderen alle unterdrückt sind? Leider gibt es auch in der feministischen Welt eine Reihe von Gruppierungen, die vorgeben, feministisch zu sein, aber Pornos und Prostitution für okay halten. Im Übrigen sind sie zu dem Thema im Pelicot-Prozess auffallend still.

taz: Welche Rolle spielt es, dass der Prozess öffentlich gemacht wurde?

Deverlanges: Es verändert alles. Dass das auf ausdrücklichen Wunsch des Opfers geschah, dient dazu, Dinge sichtbar zu machen, die einige lieber verbergen würden. Was soll verborgen werden? Wem nützt es, etwas zu verbergen? Den Tätern. Sexualstraftäter zum Beispiel, die Kinder missbrauchen, sagen immer den gleichen Satz: „Das bleibt unser Geheimnis.“

taz: Während des Prozesses wurde Gisèle Pelicot zu einer Ikone der feministischen Bewegung. Funktioniert diese Bewegung nur mit einer Ikone?

Deverlanges: Nein, ganz und gar nicht. Zunächst einmal lehne ich den Begriff „Ikone“ ab, weil er eine religiöse Konnotation hat. Eine Ikone verlangt Verehrung. Ich bin Gisèle unendlich dankbar und bewundere sie zutiefst. Das habe ich ihr auch gesagt. Aber ich denke, es ist keine gute Idee, sie zu einer Ikone zu machen.

taz: Warum?

Deverlanges: Es wäre eine weitere Last auf ihren Schultern. Sie hat uns bereits ein Geschenk gemacht, das sehr groß ist, nämlich das ihrer Geschichte. Sie hat es ermöglicht, dass wir uns ihre Geschichten aneignen. Aber wir werden Gisèle nicht anbeten und dann hoffen, dass sich Dinge ändern. Feminismus besteht in Wirklichkeit aus Frauen, die sich horizontal organisieren, um einen Kampf gegen Gewalt zu führen. Wir brauchen dabei keine Anführerin.

Einige der „Amazonen“ vor einem selbstgeklebten Transparent in Avignon Foto: privat

taz: Gisèle Pelicot hat sich mit einem Ihrer Transparente fotografieren lassen. Darauf stand: „Seit ich in den Gerichtssaal gekommen bin, fühle ich mich gedemütigt.“

Deverlanges: Ja, ich habe das Foto gemacht. Und das Banner geklebt.

taz: Warum haben Sie dieses Zitat gewählt?

Deverlanges: Wir haben Collagen zu verschiedenen Themen gemacht. Manche gegen die Vergewaltiger. Auf weiteren drücken wir unsere Unterstützung für Gisèle aus. Und dann haben wir eine Reihe mit Sätzen aus der Anhörung gestaltet. Eines Tages ging Gisèle aus dem Gerichtssaal und sagte diesen Satz. Versuchen Sie, sich in ihre Lage zu versetzen: Sie sitzt vier Monate lang mit ihren Vergewaltigern im selben Raum. Ich habe die Angeklagten gesehen: Sie strecken uns die Zunge raus, sie werfen uns Luftküsse zu, sie zeigen uns den Stinkefinger – sie funktionieren wie eine Meute. Und dann gibt es die Anwälte der Täter, die als Verteidigungsstrategie Opfer belästigen und verunglimpfen. Zum Beispiel Strafverteidiger wie Nadia El Bouroumi. Sie schikanierte Gisèle buchstäblich.

taz: Was hat sie gemacht?

Deverlanges: Sie verlangte, dass Fotos im Gerichtssaal gezeigt werden, die die Vergewaltigungen überhaupt nicht betrafen. Fotos aus der Privatsphäre. Sie behauptete, Frau Pelicot sei eine Exhibitionistin. Ich werde diese Argumente nicht weiter ausführen. Aber El Bouroumis Ziel war eindeutig, Gisèle Pelicot zu demütigen.

taz: Eine weitere Aggression …

Deverlanges: Und die funktioniert. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie Caroline, Gisèles Tochter, oder David, ihr Sohn, aus dem Gerichtssaal gehen mussten und im Foyer in Tränen ausgebrochen sind. Es ist unerträglich, wenn man Opfer solch schrecklicher Verbrechen ist, den Mut hat, Gerechtigkeit zu fordern, sich seinen Tätern entgegenzustellen, und dann weitere Angriffe ertragen muss. Wir finden das unmenschlich. Und deshalb haben wir den Satz, den Gisèle darüber gesagt hat, auf ein Plakat genommen.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

taz: Wie ist das Foto entstanden?

Deverlanges: Wir haben für das Banner einen Ort ausgesucht, an dem Gisèle Pelicot oft vorbeigeht. Einen Tag nachdem wir es aufgeklebt hatten, war ich wieder dort. Als ich überprüfte, ob der Klebstoff hält, kam sie vorbei. Sie las den Satz laut vor und sagte: „Aber ja, ich erinnere mich, wann ich das gesagt habe.. Sie bedankte sich bei uns und sagte: „Grâce à vous, je suis debout.“ – „Dank Ihnen stehe ich noch.“ Es sind diese Momente, in denen ich das Gefühl habe, dass die Dinge an ihrem Platz sind, dass sich all das lohnt.

taz: Sie haben die Anfeindungen im Gerichtssaal erwähnt. War Ihre Gruppe auch direkten Angriffen ausgesetzt?

Deverlanges: Einmal habe ich vorm Gerichtsgebäude mit der Presse gesprochen, als die Angeklagten herauskamen. Einer fing an, sich zu beschweren, dass es seiner Mutter wegen der Berichterstattung schlecht gehe. Jemand sagte zu ihm: „Sie hätten doch auch nicht gewollt, dass man Ihrer Mutter so etwas antut.“ Da rastete er aus. Aus zehn Meter Entfernung schrie ich rüber: „La honte!“, also: „Schäm dich!“ Er geriet vollkommen außer sich und rief zu mir: „Du wirst sehen, deine Mutter werde ich auch vergewaltigen.“ Vor der Polizei, vor den Anwälten, vor den Medien.

taz: Wie gehen Sie mit so etwas um?

Deverlanges: Natürlich macht das etwas mit mir. Ich bin autistisch. Das ist vielleicht wichtig zu wissen, auch wenn ich selbst erst seit Kurzem davon weiß. Aber vielleicht erklärt das, warum ich so sensibel für Dissonanzen und Ungerechtigkeiten bin. Ich denke, dass mein Feminismus auch daher kommt.

taz: Avignon ist nicht groß. Kannten Sie einen der Täter schon davor?

Deverlanges: Ich persönlich kenne keinen der Angeklagten, aber es gibt viele Frauen, die einen der Täter schon davor kannten oder sogar selbst Opfer waren. Eine Freundin wurde vom Vater eine der Angeklagten vergewaltigt. Sie hat nie Gerechtigkeit erfahren. Ich kenne diese Männer erst seit dem Prozess: Auf der Straße und auf dem Weg zum Gericht zum Beispiel – man ist ständig von ihnen umgeben. Und da sie mich mittlerweile erkennen, machen sie Fotos, filmen und verfolgen mich. Es gibt ständig Einschüchterungsversuche.

Eine Frau, die vergewaltigt wurde, hat ihr ganzes Leben damit zu kämpfen. Man kann nicht ent-vergewaltigt werden. 20 Jahre Haft sind dagegen lächerlich. Ob diese Männer leiden, ist uns egal.

Blandine Deverlanges

taz: Welche Erwartungen haben Sie an den Prozess?

Deverlanges: Wir erwarten, dass die Gesellschaft endlich sagt: Es reicht! Stoppt Vergewaltigungen und stoppt die Vergewaltigungskultur. Wir wollen, dass jeder der Angeklagten eine exemplarische Strafe erhält. Das Straf­gesetzbuch sieht für Vergewaltigung 15 Jahre Gefängnis vor und 5 Jahre für er­schwerende Umstände. Und es gibt mindestens zwei davon für jeden von ihnen.

taz: Welche?

Deverlanges: In manchen Fällen war es Gruppenvergewaltigung, in anderen die Verabreichung von Substanzen oder die Aufnahme von Bildern mit sexuellem Inhalt ohne das Wissen des Opfers. Bisher liegen die Anklageschriften weit unter dem, was wir erhoffen.

taz: Nämlich?

Deverlanges: Wir fordern die Höchststrafe, also 20 Jahre für jeden.

taz: So viel, wie die Staatsanwaltschaft für Dominique Pelicot fordert?

Deverlanges: Das ist doch das Minimum. 20 Jahre für Dominique Pelicot wirken sehr mild für das, was er begangen hat. Aber weil er 20 Jahre bekommt, schlagen die Staatsanwälte im Umkehrschluss niedrigere Strafen für die anderen Angeklagten vor. Es ist zwar wahr, dass das Ausmaß ihrer Verbrechen im Vergleich zu Pelicots geringer ist, aber das macht ihre Gewalttaten nicht weniger schwerwiegend. Es bleiben immer noch Vergewaltigungen.

taz: Bringen härtere Strafen denn etwas?

Deverlanges: 99,4 Prozent der Vergewaltigungen führen in Frankreich zu keiner Verurteilung. Wenn Männer wüssten, dass sie ins Gefängnis kämen, hätte das auf jeden Fall eine abschreckende Wirkung. Dass so viele Vergewaltigungen ungestraft bleiben, hat eher einen Anreizeffekt. All diese Männer gingen zu Gisèle, um sie zu ver­gewaltigen, weil sie dachten, dass sie damit davonkommen. Sie haben sich zwar geirrt – aber dass sie vor Gericht stehen, ist sehr außergewöhnlich. Eine Frau, die vergewaltigt wurde, hat ihr ganzes Leben damit zu kämpfen. Man kann nicht ent-vergewaltigt werden. 20 Jahre Haft sind dagegen lächerlich. Ob diese Männer leiden, ist uns egal. Ich hoffe, dass sie leiden. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass sie sich von mir aus umbringen können, umso besser.

taz: Puh.

Deverlanges: Es ist schrecklich, das zu sagen. Aber ich habe ein Maß an Abscheu erreicht, das mich einfach nur wünschen lässt, dass sie verschwinden. Wir Frauen wollen zu Hause, auf der Straße und bei der Arbeit sein, ohne vergewaltigt zu werden. Gisèle Pelicot zeigt uns, dass es selbst in den eigenen vier Wänden, wo man sich sicher fühlt, ein Risiko gibt: Aus weniger als zehn Kilometer Entfernung kamen mehr als 100 Männer, um sie zu vergewaltigen. Und Mazan liegt auf dem Land. Stellen Sie sich das Szenario in der Stadt vor. Dieser Prozess muss ein Prozess der Bewusstwerdung sein, dass viele Männer de facto Prädatoren sind. Wir müssen endlich anfangen, uns für die Würde der Frauen zu interessieren.

taz: Hat der Prozess Avignon bereits verändert?

Deverlanges: Er hat viel Aufsehen erregt. Es kamen immer mehr Menschen, um dem Prozess beizuwohnen. Und dazu werden die Straßen Avignons von uns geschmückt. Aber es geht nicht nur um Avignon. Es geht um Frankreich, sogar um die Welt. Es geht um die Frage der Vergewaltigungskultur. Dazu gehört auch die Vorstellung, dass Männer sexuelle Bedürfnisse haben, die befriedigt werden müssen. Das stimmt nicht. Man stirbt nicht an Sexmangel. Wir müssen die Beziehung zwischen Frauen und Männern hinterfragen. Oder vielmehr den Glauben der Männer, dass es legitim ist, Frauenkörper zu kolonisieren.

taz: Das Urteil soll spätestens am 20. Dezember verkündet werden. Wie wird die Arbeit der „Amazones d’Avignon“ danach weitergehen?

Deverlanges: Uns gibt es seit fünf Jahren und uns wird es weiterhin geben. Zum Beispiel sind wir Teil einer feministischen Koalition. Gemeinsam haben wir ein Gesetz zur Bekämpfung von Gewalt vorgeschlagen. Der zuständige Minister sagte kürzlich, es sei irrelevant. Unser letztes Wort dazu ist noch nicht gesprochen. Wir werden also weitermachen: auf der Straße, vor Gericht, aber auch gegenüber den Politikern und den Medien.

taz: Und wie geht es für Sie persönlich weiter?

Deverlanges: Ich will kein Mitleid erregen, aber dieser Prozess hat mich traumatisiert. Ich muss das alles verarbeiten. Im Laufe der Monate habe ich eine sehr starke Intoleranz gegenüber Männern entwickelt. Außer meinem Mann und meinen Söhnen ertrage ich keine anderen. Wenn bei der Arbeit ein Mann neben mir Platz nimmt, stehe ich auf und gehe. Ich hoffe, davon irgendwann geheilt zu sein. Aber momentan habe ich das Gefühl, dass sich mein Blick auf die Welt verändert hat. Ich brauche erst mal Ruhe und Distanz. Der Rest ist ­offen.

Hinweis: In einer früheren Version dieses Textes stand, dass die Urteilsverkündung am 16. Dezember stattfinden soll. Das ist falsch. Das Urteil soll spätestens am 20. Dezember verkündet werden. Das genaue Datum ist unbekannt.“

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50 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • "menschliche" Ungeheuer, die tierischer sind als tierische Ungeheuer.

  • Natürlich sind die Täter in diesem Prozeß Menschen - genauso wie Mengele, Hitler, die Hamas-Terroristen des 7.10. Man kann sogar konkreter werden: Sie sind Männer. Allesamt.

  • Das Mensch-sein kann interpretiert werden als zugewandt, empathisch, hilfsbereit usw.



    Nichts davon zeichnet diese Typen, die Mme Pelicot vergewaltigt haben, aus.



    Sie haben allesamt ihr Hirn ausgeknipst, sie haben aber gedacht - so, so, gedacht haben sie - es handele sich um ein Spiel, sie fanden es vielleicht ein bisschen strange, dass die Frau so still war und sich nicht bewegt hat, und sie haben gedacht, dass es ausreicht, wenn der Herr des Hauses seine Segen zu dieser Tat gibt (es war ja schließlich »seine« Frau).



    So zu handeln und hinterher vor Gericht in Anwesenheit des Opfers zu sagen, man sei doch kein Vergewaltiger, das ist nicht nur zutiefst verabscheuungswürdig, das ist auch entsetzlich dumm und widerlich - und so verstehe ich die Aussage von Mme Deverlanges:



    Es sind einfach entmenschlichte, sehr dumme und widerliche Männer.

    • @narkosedingsbums:

      Bei ihrem Ekel, ihrer Abscheu gerne dabei.



      Irgendwann hat jede Person dabei die Freiheit und Entscheidungsmöglichkeit (wieder), den Menschen im anderen (m/w/d) zu sehen. Und dieses halbe Spiegelbild kann auch mal kein schönes sein, ja.



      Die spinnen, die Menschlichen, um ein manchmal sehr weises Werk der französischen Hochliteratur zu zitieren.

  • Blandine Deverlanges: „Für mich sind diese Männer keine Menschen mehr.“

    Doch, solche "Männer" sind Menschen, und das ist ja gerade so peinlich für den Homo sapiens, der sich ja selbst als Krone der Schöpfung sieht. Tiere vergewaltigten nämlich keine anderen Tiere, nur der männliche felllose Trockennasenaffe (Homo sapiens = Mensch) macht so etwas und vergewaltigt Frauen.

    Ich weiß aber was Frau Deverlanges damit aussagen wollte, denn jeder 'normale Mann' will mit solchen "Männern" auch nichts zu tun haben und schon gar nicht mit solchen Kerlen in einen Topf geworfen werden. Hoffentlich bekommen diese Mistkerle die Strafe, die sie verdienen.

    • @Ricky-13:

      Zuvorderst: Diese Menschen haben mit das niederträchtigste und abscheulichste Verbrechen begangen, dass man anderen Menschen antun kann. Dafür sollen sie mit der vollen Härte des Gesetzes bestraft werden.



      Ihnen die Menschlichkeit abzusprechen halte ich ebenfalls für bedenklich - allerdings deshalb, weil das Menschenrecht jederzeit und immer bedingungslos für alle gelten muss - auch für ekelhafte Verbrecher wie Breivick, Tschäpe und die hier Angeklagten.



      Vehement widersprechen würde ich jedoch der Aussage, dass es nur beim Menschen Vergewaltigungen gibt.



      Vergewaltigungen sind bei zahlreichen Tierarten - z.B. Robben, Delphinen, Enten - belegt:



      www.planet-wissen....mtierreich100.html



      Es sind bereits Seelöwen dabei gefilmt wurden, wie sie Pinguine bis zum Tod sexuell attackiert haben. Es ist eine im Tierreich doch recht weit verbreitete Praxis.



      Das macht es allerdings keinen Deut weniger abscheulich.

  • Es ist gut , wichtig und richtig, das Frau Gisele Pelicot Unterstützung von den Amazones d' Avingnon erhält.



    Leider wird in dem Interview mit Frau Blandine Deverlanges nicht weiter explizit auf den Umfang dieser Unterstützung eingegangen.



    Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen für Frau Pelicot gegen die Täter z. B. , oder sind da " nur " die Rechtsanwälte tätig ?



    Und können sich auch andere geschädigte Frauen an diese Organisation wenden ?

  • Wer sich - völlig zu Recht, in meinen Augen - so angewidert gibt, wenn Andere einen Menschen nicht als Menschen behandeln, sollte nicht umgekehrt in Falle tappen, dasselbe zu tun, zumal wenn es mit Betonung und Bedacht geschieht. Insbesondere halte ich es für ganz dünnes Eis, "Menschsein" an moralische Grundvoraussetzungen zu binden. Niemand steht so weit über Anderen, dass es ihm zustünde, die entsprechenden Maßstäbe zu definieren.

  • Es gibt Dinge, die "macht" Mann/Frau/Diverses/Mensch "nicht".



    Danke, dass aber das Absprechen von Menschsein sofort angesprochen wurde. Denn hier wurde normativ und beschreibend verwirrt. Ein Mensch sollte das nicht tun, tut es zuweilen aber. Und bleibt doch Mensch, aus arg krummem Holze, aber Mensch.



    Was nichts entschuldigt. Ich wünsche Frau Deverlanges da die Heilung, die sie sich selbst wünscht.



    Und damit wieder zurück zur Frage, wie wir alle stärker Richtung ideales Menschentum segeln können, was Schutz von Menschenrechten beinhaltet.

    • @Janix:

      Ich ersetze den Begriff "menschlich" immer öfter durch "humanoid" oder "anthropomorph". Es ist wirklich eine Last, wenn man unter Fremdschämen leidet.

      Viele Worte verlieren im Lauf der Entwicklung ihre ursprüngliche Bedeutung.

  • Wenn persönlich (direkt oder mittelbar) Betroffene solche Aussagen aus der Wut heraus treffen, ist das menschlich nachvollziehbar. Aber wenn eine Aktivistin (Lehrerin!!) nach reiflicher Überlegung so was in einem Interview sagt, ist das mindestens bedenklich.



    Entmenschlichung von "Feinden" ist kein Instrument progressiver Kräfte sondern die Sprache des Hasses und der Gewalt. So werden Lynchmobs angestachelt.

  • Was diese Männer gemacht haben ist verabschiedungswürdig. Aber Ihnen deshalb das Menschsein abzusprechen und Männer allgemein nicht mehr ertragen zu können ist mehr als fragwürdig. Man Stelle sich einmal vor die Täter wären "Ausländer" und jemand würde solche Verallgemeinerungen machen und ihnen das Menschsein absprechen.

    • @Andrea Seifert:

      Frau Deverlanges bezeichnet sich als “radikale Feministin“, mischt bei den “Amazonen“ mit und hat den Männern schon x-mal den Krieg erklärt. So gesehen ist der Kriminalfall Pelicot für sie und ihre Truppe geradezu ein ‘Glücksfall‘, die ultimative Bestätigung all dessen, woran sie immer schon glaubten in Sachen Männer.



      Was tut sie also? Sie gibt sich jeden Prozesstag, wird paranoid, hasserfüllt und dünnhäutig. Der Preis, den sie als Ideologin zahlt.



      Ein ungesunder Zustand, von dem sie sich Genesung wünscht, wie sie zum Schluss des Interviews selbst einräumt.



      Deswegen sollte man nicht jedes Wort, wohl aber ihre Erklärungsmuster in Sachen Pelicot ernst nehmen.

  • „Für mich sind diese Männer keine Menschen mehr“, ein zugegeben fragwürdiger Satz von Frau Deverlanges.



    Aber natürlich will sie den Angeklagten nicht ihr Menschsein absprechen. Sie ist erschüttert über diese Barbarei (ich kann es auch nicht fassen), die dort stattfand und hätte besser von Unmenschen sprechen sollen.



    Das Problem bei ihr liegt woanders: Als Ideologin agiert sie dort, wo sie den Zusammenhang zwischen dem Prostitutionsverbot in Frankreich und diesem Verbrechen nicht sehen will.



    Wie gelang es Dominique Pelicot, so viele Typen für sein schäbiges Unterfangen zu gewinnen? Die wussten doch, was sie taten. Pelicot machte sogar Aufnahmen, schafft Beweismittel, waren die nur blöde? Wieso nicht einfach zur Prostituierten?



    Als Prostitutionsfeindin muss sie alle diese Fragen tabuisieren und erklärt stattdessen Prostitution und Porno per se zur Vergewaltigung.

    • @Torben Jakowski:

      "Als Ideologin agiert sie dort, wo sie den Zusammenhang zwischen dem Prostitutionsverbot in Frankreich und diesem Verbrechen nicht sehen will." Konkretiseren Sie das mal, Sie möchten doch hoffentlich nicht ausdrücken, dass Männer die keinen Sex haben, dadurch zu Vergewaltigern werden?

      • @BluesBrothers:

        In der Missbrauchsdebatte wurde genau so argumentiert: Der katholische Prieser vergreift sich am Ministranten, nicht etwa weil er pädophil ist, sondern weil er seine sexuelle Notdurft befriedigen muss. Stattdessen hätte er doch zur Prostituierten gehen können, wenn’s ihm nicht ums Kind ginge. Zumal die Prostituierte vor Gottesgericht vermutlich die kleinere Sünde wäre…



        Direkt zu Ihrer Frage: Natürlich nicht! Die Täter sind Menschen, keine Tiere, hätten sich demzufolge dagegen entscheiden können, was sie wiederum verantwortlich macht.



        „Für mich sind diese Männer keine Menschen mehr“ erklärt Frau Deverlanges und verrät, was in ihrem radikalfeministischen Kreis Konsens ist: Männer sind Menschen auf Widerruf. Sie meint es nicht wirklich, glaube ich.



        Ich behaupte die Täter wussten, dass sie sich strafbar machen, konnten sich ausrechnen, dass Pelicots Aufnahmen irgendwann in die ‘falschen Hände‘ geraten könnten. Wieso nicht zur Prostituierten? Die könnte sich, wenn es sexuell gesehen darum ginge, genauso bewusstlos stellen, wie die Domina die Gouvernante mimt.



        Pelicot hätte den ein oder anderen “Perversen“ vielleicht auch mit Prostitutionsalternative gefunden, aber so viele?

    • @Torben Jakowski:

      Ein Großteil der Prostituierten, hierzulande, sind trotz Legalität, Zwangsprostituierte.

      • @Erwin1.:

        Ach Erwin, is nochmal ein Thema für sich.

  • Es ist sind verabscheuungswürdige Kreaturen und genau wie Frau Deverlanges finde ich, dass diese allesamt für immer weggesperrt gehören. Und wie ihr wäre auch mir völlig egal, wenn einer von denen Selbstmord beginge. Es gibt zu viele Männer die Frauen als Objekte sehen. Gleichwohl ist es Stigmatisierung zu sagen, man "ertrage keine Männer mehr", außer dem eigenen Mann und den Söhnen. Was gibt sie ihren Söhnen denn damit mit auf den Weg? Dass sie quasi Geburt Scheusale sind? Oder große Ausnahmen? Trotz allem habe ich für sowas null Verständnis. Ich bin nicht schuld an meinem xy Chromosom und schon gar nicht an den Verbrechen dieser Dreckskerle. Jeder Mann hat das Recht als Individuum an seinen persönlichen Taten und Worten gemessen zu werden.

    • @Reisehank:

      Ich habe in meinem Leben Erfahrungen gemacht, die mich genauso handeln lassen. Ich gehe zu keinem männlcihen Arzt, wenn mir ein Mann auf der Straße entgene kommt, wechsle ich die Straßenseite, und ich halte mich niemals mit einem Mann alleine in einem Raum auf.



      Ob ein Mann Täter wird oder nicht, steht ihm nicht auf der Stirn geschrieben. Sorry, da bleibe ich auf der für mich sicheren Seite.

    • @Reisehank:

      Der eingeschnappte Mann? Wollen sie Frau Deverlanges zum Vorwurf machen, dass sie traumatisiert ist?



      Ihren Söhnen muss sie nichts mehr mit auf den Weg geben. Sie sind erwachsen.

      • @ecox lucius:

        Genau, "der eingeschnappte Mann". Einen anderen Grund kann es für die Kritik am Gesagten nicht geben.



        Und die Traumatisierung von Fr.Deverlanges hat mit dem Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen im übrigen nichts zu tun. Als Außenstehender sollte man schon einen Unterschied zwischen Vergewaltigern und Pornokonsumenten erkennen können. Außerdem ist der logische Widerspruch zwischen dem Fall im Verfahren und "nur dem eigenen Ehemann/Kindern zu vertrauen" wohl offensichtlich.

    • @Reisehank:

      Ich kann gut nachvollziehen, was Sie sagen. Bei mir haben diese Worte auch ein Unwohlsein ausgelöst, dabei bin ich eine Frau. Ich hoffe, dass es sich dabei um eine momentane Überreaktion (Nähe Trauma?) der Dame handelt, die sich bei ihr mit der Zeit wieder geben wird. Sie musste sich schon sehr viele unfassbare Dinge anhören.



      Anders kann ich mir das zumindest nicht erklären…

    • @Reisehank:

      Ebenso hat jede Frau das Recht, sich von denen fernzuhalten, die ihr grade Angst machen. Diese Frau sprach ja davon, dass sie die ganze Sache traumatisiert hat - und ein Trauma will erst mal verarbeitet werden. Ich bin jetzt über ihre Familiensituation nicht informiert, aber ich gehe davon aus, dass in ihrem Alter (56 Jahre) auch ihre Söhne alt genug sind, um über diese Sache nachzudenken, ihre Mutter zu verstehen und ihr Unterstützung anzubieten, wie es ihnen möglich ist.

  • Emotional nachvollziehbar, was Frau Deverlanges fühlt. Trotzdem ist es sinnvoll, Sätze wie "Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass sie sich von mir aus umbringen können, umso besser." zu reflektieren, statt "100% Solidarität" zu zeigen.



    Dem grassierenden Populismus wird man nicht Herr oder Frau, indem man einfach mitmacht.

  • "„Für mich sind diese Männer keine Menschen mehr“"

    Zuallererst sind wir Menschen Säugetiere aus der Ordnung der Primaten. Vergewaltigungen kommen auch im Tierreich vor. Manche von uns menschlichen Säugetieren haben das Ziel, sich von ihrem tierischen Erbe so weit es geht zu entfernen, andere nicht. Für mich sind die Täter, verglichen mit beispielsweise den Männern, die ich kenne, eher (mehr) Säugetier als Mensch.

    • @*Sabine*:

      Doch, die Täter sind Menschen, mit einem klaren Wissen über "gut" und "böse". Das ist es ja. Kein Tier verhält sich so.

    • @*Sabine*:

      Bitte eine Quelle wo ein Tier "sein Weibchen" unter Drogen setzt und diversen Artgenossen anbietet.



      Das ist weder natürlich, noch tierisch.



      Wenn man so weit vom Säugetier weg soll müsste man als erstes das Säugen einstellen. Damit ist kein Überleben möglich.



      Verstehen Sie mich nicht falsch, ich halte das Ganze für genauso abartig aber mit Tieren hat das nichts zu tun, auf sowas kommen nur (psychisch kranke) Menschen.



      Sie sollten dringend ihr Bild von Tieren überdenken denn diese sind genauso fühlende Lebewesen mit Emotionen.



      Nur als Anstoß.

      • @Das B:

        Danke, im Detail dieses Verbrechens haben Sie recht.

        Ihrer Meinung über unsere Lebensgefährten und Wegbegleiter, Tiere als fühlende Lebewesen mit Emotionen, stimme ich ebenso zu. Ich persönlich setze ja im Sommer auch jede Stechmücke im Haus lebend wieder nach draußen. (Meine innere Zerrissenheit besteht darin, dass ich dennoch hin und wieder Fleisch esse, was ich hoffe mittelfristig noch zu ändern. Ihr Kommentar ist eine schöne Ermunterung, das verstärkt anzugehen. Danke dafür.)

  • Eine radikal-feministische Gruppe.



    Gibt es gute Radikale? Doubt.

  • Ich stimme Frau Deverlanges Kommentar über Pornographie und Prostitution völlig zu. Fuer mich ist das quasi die "Einstiegsdroge" zur Frauenverachtung. Es gibt Männer (und Frauen), die einen mit dieser Meinung schnell als pruede abstempeln, ohne jedoch die Gefahren für Frauen und Mädchen zu sehen. In der Pornographie und in der Prostitution geht es zu 95% um die männliche sexuelle Befriedigung. Der Frauenkoerper wird nur als Objekt zur Befriedigung derselben wahrgenommen. Als Mittel zum Zweck. Genau dies geschah mit Frau Pelicots. Ihr Koerper war "nur" Mittel zum Zweck. Sie wurde benutzt wie eine Gummipuppe. Wenn das nicht inhumanes Verhalten ist, was dann?

    • @NovaBel:

      Auch wenn einem Pornografie nicht sympatisch ist, spricht wenig für die These als Einstiegsdroge für Frauenverachtung. Große Teile der Bevölkerung konsumieren schließlich Pornos, ohne dadurch frauenverachtend zu werden. Und dass es in der für heterosexuelle Männer angefertigten Pornografie zu "95% um die männliche sexuelle Befriedigung" geht, ist ja banal - dafür wurde sie ja hergestellt.



      Hier in der taz liest man immer wieder Texte über nicht-frauenverachtende Pornos - das scheint mir eher ein Weg zu sein als der Wunsch, Pornografie komplett zu verbieten.

      • @ausrufezeichen:

        Darauf hat Frau Deverlanges geantwortet: nicht jeder Pornokonsument vergewaltigt Frauen, aber jeder Vergewaltiger hat Pornos konsumiert. Das sollte zumindest als Denkanstoß dienen.

        • @Systemknecht:

          Nicht jeder der Brot isst wird zum Mörder, aber praktisch alle Mörder essen Brot - Das sollte zumindest mal als Denkanstoß dienen...

          Ich bin sofort dabei, dass die Beweggründe für Vergewaltigung schonungslos durch psychologische und soziologische Studien durchdrungen werden, damit wirksame Schutz- und Präventivmaßnahmen entwickelt werden können, um diese abscheulichen Verbrechen zu bekämpfen.



          Aber die von Ihnen dargelegte "Kausalkette" scheint mir doch sehr angreifbar zu sein.

        • @Systemknecht:

          Angesichts der ständigen Verfügbarkeit von pornografischen Inhalten (via Internet) frage ich mich, ob es überhaupt noch jemanden gibt, der noch nie Pornos konsumiert hat (bewusst ausgewählt oder zufällig auf solche Inhalte gestoßen).

        • @Systemknecht:

          Ja, korrekt. Ich stimme Ihnen zu.



          Aber: So wie nicht jeder Joint-Konsument Heroinabhängig wird, aber jeder Heroinabhängige mit Joints angefangen hat.



          Was folgt nun daraus?

  • Es sind Menschen. Sie gehören wie schuldfähige Menschen maximal bestraft.

  • Ein Mensch bleibt immer ein Mensch

    "Es ist beängstigend, es ist ekelhaft, es ist abscheulich." --> richtig.



    „Für mich sind diese Männer keine Menschen mehr“ --> falsch.



    Wer einem Menschen das Recht abspricht ein Mensch zu sein, begeht einen großen Fehler. Anderseits verstehe trotzdem ihre Wut auf die Täter.



    Den Tätern von Gisèle Pelicot wünsche ich die Höchststrafe für ihre Taten. Sie bleiben trotzdem Menschen, richtig üble Menschen, aber Menschen.

  • Ehrlich gesagt, ich kann sie verstehen. Ich habe noch nicht genug über diesen Fall gelesen, aber die Tatsache, daß an irgendeinem Ort SO VIELE Männer eine gewalttätige Sexualität haben und sogar ausleben (zwischen verbrecherischer Fantasie und Verwirklichung liegt ja noch ein Riesenschritt), sprengt meine Vorstellung.

    Ich bedaure, daß Frau Deverlanges zu dem Schluß kommt, es sei "normal", daß Männer Befriedigung aus sexueller Gewalt ziehen, aber verübeln kann ich es ihr nicht. Über hundert Mittäter, irgendwo auf dem Land?

  • Vollste Unterstütung für Frau Pelicot - keine Frage.



    Vollste Verachtung und vollste Anwendung des Strafrechts für ihre Peiniger - keine Frage.

    Die Aussage von Blandine Deverlanges „Für mich sind diese Männer keine Menschen mehr“ ist dagegen mehr als fragwürdig.



    Aus dieser Aussage spricht kein humanistisches Weltbild mehr. Hier spricht der Populismus der sich von rechter Seite beispielsweise in Figuren wie Donald Trump repräsentiert - sehr gerne bringt man dann auch schnell für den selbst auserkorenen "Teufel" die Todesstrafe ins Spiel. Da kann ich nur mahnen - wehret den Anfängen - egal aus welcher Richtung kommend.

    • @Andere Meinung:

      Über Humanismus kann man Interessantes in "Homo deus" von Yuval Noah Harari lesen.

    • @Andere Meinung:

      Keine Todesstrafe, sie sprach vom freiwilligen Suizid der Täter. Das ist schon was fundamental anderes, was Sie vermutlich gerne überlesen um Ihrer Argumentation nicht den Boden wegzugraben. Klassischer Strohmann.

    • @Andere Meinung:

      Die Begründung für diese Aussage steht im Artikel: "Ich verstehe, dass dieser Satz schockierend ist. Es kommt darauf an, was man unter einem Menschen versteht. Diese Männer haben eine Frau vergewaltigt, die den Anschein machte, tot zu sein. Und sie zeigen keine Reue. Das entspricht nicht meiner Definition von Menschsein, es tut mir leid." und wer das nicht nachvollziehen kann, tut MIR leid. Es handelt sich um eine persönliche Ansicht und ist nicht als Fatwa gemeint.

      • @Systemknecht:

        Die Begründung ist schlüssig. Doch daraus kann sich nur eine Meinung, eine Ansicht bilden.



        Eine allgemeine Aussage steht schlicht keinen Menschen zu, es bleibt die Frage: Wenn sie keine Menschen wären, was sollen sie denn dann sein?



        Auch Tiere haben Rechte und Würde (diese Subjekte darunter zu zählen ist so verwerflich wie die Forderungen die man daraus ableitet: Verdienen Tiere denn (wie diese "Männer") kein Mitleid?!)



        Wenn es keine Menschen wären dürfte man sie auch nicht nach menschlichen Maßstäben bestrafen oder verurteilen.



        Die Aussage ist einfach fragwürdig und nicht zeitgemäß.

        • @Das B:

          Wo wäre denn die allgemeine Aussage?

          • @Systemknecht:

            Eine Definition von Mensch sein.



            Sowas gibt es nicht und schon gar nicht persönlich.



            Alle Menschen SIND Menschen, das wars mit Definition.



            Alles was Menschen machen IST menschlich, man ist nicht dafür verantwortlich aber man sollte die Augen auch nicht davor verschließen indem man diesen das Menschsein abspricht, wenn man damit anfängt, wo zieht man dann die Grenze?

            Man kann mit Moral und Ethik kommen aber der Punkt an den jemand festlegt was Mensch ist und was nicht (die Frage bleibt: Was ist das Indivduum denn dann?!) ist es den ich als fragwürdig empfinde und gefährlich.

    • @Andere Meinung:

      Stimme ihnen vollumfänglich zu.

  • FLINTA* solidarisiert sich zu 100% mit Amazones d'Avignon. Wir stehen auf eurer Seite!

    • @Troll Eulenspiegel:

      Zum Glück gibt es FLINTA* und andere die sich mit ihr solidarisieren. Es sollte das Axiom von feministischen Bewegungen, eigentlich jeder*jedem, sein, dass sexualisierte Gewalt, gerade in solchen Fällen, oder als Kriegsmittel, wie am 7. Oktober, wie im Sudan durch Janjaweed, wie beim IS etc, oder im Iran.

      Danke für diese klare Kante Troll Eulenspiegel.

      • @ToSten23:

        Scheint ihr eines und einziges Thema zu sein?

        Wie die Karte mi Profil mit Showing the boundaries of the Jewish National ... " ja anzeigt. Bitte korrigieren Sie mich da, wenn die Legende eine andere wäre. Die gesamte Provinz Palästina also, interessant.



        Das wäre heftige Propaganda wie in evtl. Bezug auf Balfour inkorrekt und dann entschuldigen Sie sich bei mir bitte auch noch für Ihre Ausdrucksweise und Ihren Angriff.



        Kann auch ein Missverständnis meinerseits sein, dann klären Sie mich bitte noch auf, statt monothematisch zu attackieren.

        Und jetzt kehren Sie wie ich zu Inhalten zurück, die mit diesem Artikel zu tun haben? Hatte ich weiter oben schon.