Thüringer Rechtsrockband Weimar: Die Masken sind gefallen
Die Band Weimar wurde von Universal mit derbem Deutschrock bis in die Charts gebracht. Nun wird klar: Dahinter stecken Rechtsextreme.
Zuvor hatte der Spiegel berichtet, dass hinter den vier Musikern, die bisher nur mit schwarz-weißen Masken und falschen Namen auftraten, zum Teil Männer stecken, die zumindest vor Jahren in der rechtsextremen Musikszene Thüringens aktiv waren. Einer von ihnen sei Konstantin P., der in den Neunzigern Mitglied der Thüringer Neonazi-Band „Dragoner“ gewesen sei, die in Liedtexten den Holocaust leugnete. Ein anderer sei Christian P., der zum „Nationalen Widerstand Weimar“ gehört habe, die dem verbotenen „Blood&Honour“-Netzwerk nahestand. Mit Konstantin P. soll er bereits vor Jahren die Band „Uncore United“ gebildet haben.
Auch die Thüringer Linkenpolitikerin und Rechtsextremismuskennerin Katharina König-Preuss sprach von bekannten Neonazis. Ein Bandmitglied sei etwa 1999 bei der Hochzeit des Thüringer NPD-Manns Torsten Heise zu Gast gewesen, der Kontakte in die militante Neonaziszene hält.
Universal hält Vorwürfe für „absolut inakzeptabel“
Die Band selbst äußerte sich bisher nicht zu den Vorwürfen, auch auf Anfrage nicht. Die Musiker, die sich selbst als „Spasten mit Masken“ titulierten, wurden wegen ihrer Liedtexte aber schon länger misstrauisch beäugt. So sang die Band, „dass man uns hier schon seit Jahren umfangreich indoktriniert“. An anderer Stelle hieß es, Medien seien „allesamt manipuliert und gekaufte Marionetten“. Ihnen sei „jedes Mittel recht“, „um euch zu kontrollieren“. Deutschland fahre „mit voller Wucht an die Wand“.
Das Heikle: Das Album der Band war 2022 durch Universal prominent vertrieben worden und brachte es so bis auf Platz 5 der deutschen Albumcharts. Offenbar aber prüfte die Plattenfirma nicht oder nicht ausreichend, mit wem sie da kooperierte. Nach der Spiegel-Enthüllung zog Universal die Reißleine. Die Situation sei „absolut inakzeptabel“ und widerspreche den Werten des Unternehmens, teilte eine Sprecherin dem Medium mit. Man habe die Zusammenarbeit mit der Band deshalb sofort beendet und den Vertrieb des Albums eingestellt. Mit dem heutigen Wissensstand hätte man das Album niemals veröffentlicht.
Kritik richtet sich aber auch an den Thüringer Verfassungsschutz. Denn dieser hatte bisher weder von der Band noch von jüngsten Konzerten berichtet, die auch in Thüringen stattfanden. Die Linken-Politikerin König-Preuss kritisierte, es sei „schon ein starkes Stück“, wenn dem Landesamt „durch die Lappen gegangen ist, dass langjährig bekannte Thüringer Neonazis offenbar unter einem neuen Bandnamen demokratiefeindliche, gewaltaffine und antisemitische Texte in Umlauf bringen“. Der Verfassungsschutz habe als Frühwarninstrument erneut „versagt“. Dass die Rechtsextremen auch noch bei einem Großlabel und in den Charts landeten, sei ein erneuter Erfolg für die Szene.
Verfassungsschutz verteidigt sich
Thüringens Verfassungsschutzchef Stephan Kramer verteidigte sein Amt. „Wir haben den Medienbericht zur Kenntnis genommen und werden den Sachverhalt sehr genau prüfen“, sagte Kramer der taz. Er verwies aber auch auf das „Recht des Vergessens“, wonach der Verfassungsschutz erhobene Daten nach spätestens 10 Jahren zu löschen habe, wenn keine relevanten Informationen zu Bestrebungen mehr festgestellt werden können. „Wenn also Betroffene nicht mehr für uns erkennbar extremistisch in Erscheinung treten, müssen wir die Beobachtung einstellen und vorhandene Daten löschen. Daran haben wir uns aus guten Gründen zu halten, denn wir haben eben keinen Überwachungsstaat.“
König-Preuss nannte es auch „erschreckend, wie sehr sich Neonazi-Ideologie in den vergangenen Jahren normalisieren konnte“, wenn eine Band wie Weimar mit ihren Texten hunderttausende Klicks erziele. „Das sollte uns alle aufschrecken.“
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