Straßeninterview zum Thema Sex: Nur der eigene Orgasmus zählt

Das Online-Magazin „Babe“ führt ein Straßeninterview mit Männern. Die Frage: Hatte deine letzte Sexpartnerin einen Orgasmus?

Ein Mann läuft als Penis verkleidet und mit Bier in der Hand auf der Straße.

Wenn der Penis nur der einen Partei Spaß macht. Foto: dpa

„Wann hattest du das letzte Mal Sex? Bist du gekommen? Ist sie gekommen?“ Diese Fragen stellt das US-amerikanische Jugendmagazin „Babe“ hetero cis-Männern auf den Straßen von New York. In dem Video sind immer die gleichen Antworten zu hören: „Ich bin mir ziemlich sicher“, „Ich weiß es nicht“, oder einfach ein klares „nein“.

Vögelt ihr Frauen heterosexuelle cis-Männer? Und wie läuft das so, kommt ihr auf eure Kosten? Etliche Studien beweisen, dass es für Frauen schwieriger ist, einen Orgasmus während des Sex zu erleben. Zum einen liegt es daran, dass wir lange keine Ahnung hatten, wie es überhaupt gehen soll, weil der männliche Blick lange die Wissenschaft dominiert hat. Über Jahrhunderte waren es die Männer, die über den weiblichen Orgasmus gesprochen und geschrieben haben. Zum anderen aber liegt das daran, dass die weibliche Sexualität heute noch ein Tabu ist, und deshalb es vielen Frauen schwer fällt, ihre Bedürfnisse zu artikulieren.

In einer Welt, die von heterosexuellen cis-Männern dominiert ist, zählen für sie in der Regel nur ihre eigenen Bedürfnisse. Im Bett ist es nicht anders: Viele heterosexuelle Frauen wissen genau, dass sie nicht unbedingt auf den Höhepunkt kommen müssen. Manchmal liegt es an der Dynamik der Beziehung, der Sex endet gewöhnlicherweise, sobald der Mann kommt. Es wird nicht darüber geredet, es ist halt so.

Manchmal liegt es auch daran, dass der Mann einfach nicht weiß, dass Frauen mehrheitlich auch eine äußere klitorale Stimulation für den Orgasmus benötigen, oder wie es funktionieren soll. Laut der Studie von Anja Lehmann von 2004 haben 90 Prozent der Frauen schon mal einen Orgasmus vorgetäuscht. Wofür? Damit sich der Mann kompetent fühlt.

Das Straßeninterview von „Babe“ macht noch einmal deutlich, wie heterosexueller Sex in der Regel funktioniert. Und wie akut es ist, dass wir anfangen, öffentlich das Thema zu diskutieren. So wie vieles im Leben geht es auch beim Sex um Macht, und das muss sich ändern. Der Machtkampf muss aus dem Schlafzimmer getrieben werden – wenn dort die Gleichberechtigung erreicht wird, führt das zu einer Revolution in anderen Bereichen des Lebens.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.