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Starke Börsen-SchwankungenArroganz ist nicht links

Anastasia Zejneli
Kommentar von Anastasia Zejneli

An der Börse geht es gerade schnell auf und ab. Viele ignorieren sie. Dabei steht sie in Verbindung mit sozialen und wirtschaftlichen Problemen.

Er weiß, wo der Laden hinschwimmt Foto: Heinrich Holtgreve/ostkreuz

D rama pur am Finanzmarkt. US-Präsident Donald Trump sorgt mit seinem Zollchaos für weltweite Ratlosigkeit. Nachdem die Börsen die Welt am Montag mit Kursstürzen begrüßten, teilte man sich in mehrere Gruppen auf: die Panikmacher („finanzielles Blutbad“), die Optimisten („­ruhig bleiben und abwarten“) und die Linken („Was juckt mich die Börse?“).

Wenige Tage nach dem Kurssturz beschloss Trump dann, die Zölle wieder auszusetzen. Bisher blieb der erwartete Crash aus. Die Optimisten scheinen recht gehabt zu haben.

Und doch hat die Woche eines gezeigt: Bitte, liebe Linke, Unwissenheit und Arroganz bringen uns nicht weiter. Fast verboten fühlte es sich an, als eine Kollegin am Montagmorgen ihr Aktiendepot auf der Arbeit rumzeigte. Offen über Geld reden? Und sich dann noch als peinliche Wertpapierbesitzerin ­outen?

Ist die Haltung, entschuldigend bis stolz zu verkünden, keinen Plan zu haben, nicht eigentlich ganz weit weg von allem, was streitlustige und scharfsinnige Linke ausmacht? Und doch schämt sich niemand, „keine Ahnung von Wirtschaft“ zu haben. Dabei sind die Entwicklungen am Finanzmarkt eng verbunden mit sozialen und wirtschaftlichen Problemen.

Geld vermehrt sich nicht

Ein Problem ist, dass die Entwicklung der Finanzmärkte sich in großen Teilen von der realen Wirtschaft abgekoppelt hat, etwa in der Coronakrise, als Menschen, die an der Börse aktiv waren, profitierten, obwohl es einen massiven Einbruch der Wirtschaft gab. Denn wer Aktien kauft, macht nur Gewinn, wenn jemand anderes später teurer kauft. Das Geld „vermehrt“ sich nicht wirklich, sondern wird nur umverteilt, es fließt nicht als Investition in das Unternehmen.

Die stets steigenden Aktienkurse der vergangenen 40 Jahre sind auch Ergebnis unserer Sozialpolitik. Altersvorsorgesysteme haben dafür gesorgt, dass immer mehr Geld an die Börse fließt – vor allem, weil der So­zial­staat geschwächt wurde. Deshalb versuchen immer mehr Menschen ihre Altersvorsorge über Aktiensparpläne zu sichern. Bleibt damit arm, wer links und gegen die Börse ist? Oder kann man auch antikapitalistisch an der Börse handeln? Den richtigen Weg gibt es nicht, nur wer sein Geld spendet, koppelt sich von den Finanzmärkten ab. Selbst die 3 Euro auf dem Sparbuch bei der Sparkasse in der Heimat sind Teil der Geldmenge, die angelegt wird.

Besonders jüngere Leute in Deutschland suchen inzwischen nach Alternativen. Seit 2018 ist die Zahl der 18- bis 24-Jährigen, die erstmals in Aktien investiert haben, um mehr 22 Prozentpunkte gestiegen. Bei den Aussichten auf ihre Rentenzahlungen kann man es ihnen kaum verübeln. Und aus dieser linken, individualistischen Konsumkritik sind wir doch eigentlich auch rausgewachsen. Einzelne private Anleger sind kleine Fische in einem Becken voller großer Haie.

Doch auch das Märchen des sozialen und nachhaltigen Investierens ist leider auserzählt. Mit ESG-konformen Sparplänen – ESG steht für Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung) – sollten bestimmte Wirtschaftszweige wie Rüstungs- oder Tabakunternehmen ausgeschlossen werden. Die aktuellen geopolitischen Entwicklungen sorgen dafür, dass die EU diese Kriterien aufweicht. Rüstungsunternehmen sind bald nicht mehr per se ausgeschlossen. Diese Verschiebung von Kriterien kann aber kein Freifahrtschein sein, jegliche Moral beim Investieren zu vergessen. Am Ende ist jeder frei und verpflichtet, selbst zu entscheiden, wo die persönliche Verantwortung anfängt. Und wer auf fallende und steigende Kurse für Lebensmittel wie Weizen oder Kaffee setzt, dem geht es eben nicht um finanzielle Sicherheit, sondern um die Lust am Zocken.

Marx und Engels

Hoffnung machen Gruppen wie der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Ak­tio­näre, die sich aktiv in die Hauptversammlungen von AGs einbringen, indem Aktienbesitzer, die nicht teilnehmen wollen oder können, ihnen ihr Stimmrecht übertragen. Wie auch sonst gilt, dass sich überall Räume für Solidarität öffnen – auch auf Versammlungen von Siemens, Thyssenkrupp und Co.

Daher ist es wichtig, sich zu informieren. Nur so können wir die Zustände am Finanzmarkt kritisieren und uns dazu positionieren. Und dieses Wissen fehlt in der Bevölkerung massiv. Finanzbildung findet an Schulen kaum statt, Scam-Telegram-Gruppen und unseriöse Finanz­influencer profitieren von dem Schweigen, das wir über Jahrzehnte etabliert haben.

Selbst Marx und Engels sprachen offen von ihren Aktiengeschäften. Für Engels stand fest: „Die Börse ändert nur die Verteilung des von den Arbeitern bereits gestohlenen Mehrwerts.“ Und nutzte das Argument dafür, Wertpapiere im Wert von 22.600 Pfund, heute etwa 2,7 Millionen Euro, anzuhäufen. Auch er machte nicht alle Probleme des Kapitalismus zu seinen eigenen.

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Anastasia Zejneli
Redakteurin
Jahrgang 1999, studierte Wirtschaftspolitischen Journalismus in Dortmund und gründete ein Kulturmagazin für das Ruhrgebiet. War Taz-Volontärin und arbeitet aktuell im Europateam. Schreibt in der Kolumne "Economy, bitch" über Popkultur und Wirtschaft.
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34 Kommentare

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  • In der Finanzwirtschaft, so stark wie in kaum einem anderen Feld, gibt es auch kaum einen Konsens darüber, was eigentlich los ist mit den Märkten. Jeder argumentiert für seine eigene Position. Allein schon die Frage, was Inflation auslöst, lässt sich scheinbar überhaupt nicht beantworten, wenn man denn allen glaubt.



    Ja, wer weiß denn nun überhaupt, wie der Markt läuft und was für Auswirkungen er hat b.z.w. wer davon profitiert? Kann jemand der in dieses Thema einsteigt überhaupt irgendwem noch glauben, wenn alle etwas anderes sagen?



    Dass keine echten Wertgewinne existieren, wie hier erwähnt wird, ist ja auch schon ein großes Streitthema.

  • Einige sehr schöne Beispiele für die üblichen und im Artikel prophezeiten Reaktionen hier in den Kommentaren.

    Für Leute, bei denen Schulabschluss und Rentenalter zumindest etwa gleich weit weg sind vom aktuellen Punkt im Leben, ist das Thema in der Tat. „Wir“ sind vollkommen desillusioniert was das große Märchen namens „Rente“ angeht. Niemand von uns geht davon aus, davon noch profitieren zu können, Die Renten-Debatten quittieren wir mit Zynismus. Für „uns“ gibt es keine realistische Alternative dazu, in irgendeiner Form am Finanzmarkt zu investieren, wenn wir Altersarmut für eine nicht so geile Perspektive halten. Also neben den RV-Abgaben auch schön noch einen monatlichen Sparplan, wird ja auch sonst Nix teurer im Leben. Außer die ignoranten Kommentare der Alten, die noch von der Rentenversicherung profitieren. Die sind umsonst.

    • @Kawabunga:

      Zumal der monatliche Sparplan einem absolut nichts bringt, wenn man mit der Rente knapp unter dem Bürgergeld landet, denn dann muss man seine Ersparnisse erstmal aufbrauchen, bis man dann doch nur Grundsicherung bekommt.

      Man muss schlicht sagen: Wenn die Ersparnisse für Wohneigentum gereicht haben, super. Das darf man nämlich behalten. Wenn es dafür nicht gereicht hat und man nur genug Geld gespart oder angelegt hat, damit man im Alter nicht nur völlig hart auf Kante genäht ist, dann muss man das erstmal für Miete, Krankenversicherung und Essen ausgeben bis es alle ist.

      Kurz: Wenn man keine Wohnung oder ein Haus kaufen kann, ist man besser dran, wenn man sein Geld einfach schnell ausgibt, solange man noch kann. Geht mir gerade auch so: Ich habe Ersparnisse "für später", aber damit werde ich nur die Staatsfinanzen für eine gewisse Zeit entlasten, wenn ich sparsam lebe... Selber werde ich davon im Alter keinen Euro mehr haben.

  • "Und doch schämt sich niemand, „keine Ahnung von Wirtschaft“ zu haben." Ich möchte sogar behaupten, dass das unabdingbare Voraussetzung für ein stramm linkes Weltbild ist.

  • Geld vermehrt sich nicht? Doch, natürlich tut es das! Anders ist es bei Bitcoins: Damit sollte eine staatlich nicht kontrollierte Währung entstehen, für die eine maximale Menge festgelegt ist. Die Geldmenge ist jedoch in der realen Welt nicht begrenzt. Sie kann sozusagen beliebig vermehrt werden.



    Um an den Börsen zu investieren, braucht man vor allem zwei Dinge: Geld und Mut. Angst um sein mühsam Erspartes und Pessimismus sind für Investitionen in Wertpapiere im statistischen Mittel ein schlechter Ratgeber, denn bisher gilt die Formel: Nach dem Allzeithoch ist vor dem Allzeithoch! Die Frage ist lediglich, wie weit das nächste Allzeithoch entfernt ist. Es gibt dabei einen guten Rat, den jeder Investor beherzigen sollte: Nicht alle Eier in einen Korb legen! Man sollte also möglichst breit über Regionen und Branchen streuen.



    Die Börse ist auch nicht grundsätzlich böse, denn Aktiengesellschaften sind die demokratischste Form von Kapitalgesellschaften: Jede(r) kann Anteilseigner werden.



    Natürlich sollte jede(r) Aktionär(in) einmal bei einer Aktionärsversammlung dabei gewesen sein.



    Private Aktionäre sind in ihrer Gesamtheit durchaus eine große Macht und können etwas bewegen, siehe Tesla.

    • @Aurego:

      Entschuldigne Sie, aber man weiß nicht, wo man anfangen soll:



      "Geld vermehrt sich nicht? Doch, natürlich tut es das! "



      >>bspw. durch Zinsen, ja.

      "Anders ist es bei Bitcoins: Damit sollte eine staatlich nicht kontrollierte Währung entstehen, für die eine maximale Menge festgelegt ist."



      >>Der Bitcoin wurde auf 21 Mio. Einheiten begrenzt, um ein knappes Gut (digitaler Goldstandard) zu sein und eben genau der ungebremsten Volumenserhöhung entgegen zu stehen.

      "Die Geldmenge ist jedoch in der realen Welt nicht begrenzt. Sie kann sozusagen beliebig vermehrt werden."



      >> Die Geldmenge in einer Währung ist an die Leistung der eigenen Volkswirtschaft gebunden. Wenn man das Volumen unbegrenzt erhöht entseht > Inflation bis zur Hyperinflation! (>Immobilienpreise durch Null-Zins-Politik EZB nach Finanzkrise)

      >>An Börsen gilt: man sollte sich mit den Unternehmen beschäftigen, in die man investieren möchte. Den Schmarrn mit dem Allzeithoch und den Eiern bitte streichen! Aktuell anschauen, welche Branchend durch die Zölle Probleme bekommen. Also lesen, lesen zB Buffets Portfolio anschauen und möglichst keinem unseriösen Dampfplauderer auf den Leim gehen.



      Max 10% Aktien für ältere Semester!

    • @Aurego:

      Gut argumentiert!

  • "Denn wer Aktien kauft, macht nur Gewinn, wenn jemand anderes später teurer kauft. Das Geld „vermehrt“ sich nicht wirklich, sondern wird nur umverteilt, es fließt nicht als Investition in das Unternehmen."



    ???



    Nein, der Aktionär=Teileigentümer des Unternehmens macht Gewinn, wenn das Unternehmen erfolgreich ist. Das nennt man Dividende. Wird einmal jährlich ausgeschüttet, wenn Gewinn vorhanden ist.



    Ein Aktionär der seinen Unternehmensanteil verkauft, glaubt nicht mehr an weiteren Erfolg des Unternehmens, es gibt aber eine andersdenkende Person, die den Preis bezahlt. Jeder kann recht behalten...

    Aktien (in Teilen immer auch im Eigentum des Unternehmens) werden gerne als Sicherheit für Kredite des Unternehmens > Investitionen in die Zukunft, hergenommen. Insofern können sie der Investition als Sicherheit dienlich sein. Das können sie aber auch sein, wenn das Unternehmen durch sie Eigenkapital mittels einer Kapitalerhöhung (Ausgabe weiterer Aktien) einsammelt.

    Kein Sparbuch sondern Unternehmertum, aber langfristig eine Chance.

    • @Ansu:

      Das mit der Dividende wird international sehr unterschiedlich gehandhabt. Das kann man nicht unbedingt verallgemeinern. Generell sind Gewinnausschüttungen (auf die Steuern zu zahlen sind) für die Gesamtperformanz nicht unbedingt förderlich, weil man bei Unternehmen, die den kompletten Gewinn reinvestieren und praktisch keine Dividende ausschütten wie viele US-amerikanische Tech-Firmen über den "Steuerstundungseffekt" am Ende mehr herausholen kann.

      • @Aurego:

        Danke für die steueroptimierte Version, das wird die Investitionsbereitschaft in u.a. US-Techfirmen wieder etwas erhöhen ;-)

  • "in der Coronakrise, als Menschen, die an der Börse aktiv waren, profitierten"



    Nach dem Ausbruch der Pandemie 2020 passierte erst mal nichts, dann gab es erst einen deutlichen Einbruch der Kurse, dann sind sie wieder auf das Ausgangsniveau zurück gestiegen. Die von einem gekaufte Aktien wird von einem anderen verkauft, und somit halten sich die Kursgewinne und -Verluste der aktiven die Waage. Wer Aktien hatte, aber nicht "aktiv" war, hat auch nicht viel davon mitbekommen.

  • Nein, es geht nicht um Geldvermehrung an der Börse. Es geht bei AGs einzig um die Bewertung. Diese Bewertung ändert sich ständig und erst wenn ich eine Aktie tatsächlich verkauft habe, erst dann habe ich das (ggf. vermehrte) Geld in den Händen.



    Ein gewichtiger Unterschied!



    Oder anders: Wenn morgen niemand mehr eine Aktie kauft.... wieviel sind die dann wert? Genau: Null!



    Und ja, Finanzbildung in den Schulen wäre hilfreich, genau wie auch:



    Verstehen der Stromrechnung



    Woher kommt die Steuer und welche Sreuerarten gibt es.



    Wo bekomme ich einen Gewerbeschein und warum?



    Was ist eine GmbH oder AG?



    So Alltagszeugs halt.

    • @Tom Farmer:

      "... Und ja, Finanzbildung in den Schulen wäre hilfreich, genau wie auch: …" Und als nächstes kommt die Autolobby um die Ecke und fordert, dass die Schule den Reifenwechsel in den Lehrplan aufnimmt.



      Nein, genau dafür ist eine allgemeinbildende Schule nicht da! Die Schule gibt ihnen Werkzeuge an die Hand sich mit Frage- und Problemstellungen, Widersprüchen etc. auseinanderzusetzen, um kritisch hinterfragen, beurteilen und einordnen zu können. Wenn die Schule damit erfolgreich war, dann sind sie auch in der Lage sich mit einer Stromrechnung auseinanderzusetzen!

      • @Demokratischer Segler:

        Genau davon schrieb die Autorin, nur eben zu einem anderen Thema, der Aussage nämlich: Arroganz ist nicht links!



        Können Sie ja mal reflektieren, wer dann alles Pech hat, wegen Schule nicht aufgepasst, also Methoden nicht kapiert.



        Neulich kam ein Bericht im DLF wegen Abifeiern und Fahrten und wie über die Stränge geschlagen wird, "einmal" in der Schulzeit. Man kriegt die Krätze bei dieser selbtsverliebten Arroganz. Sorry, nicht jetzt auf Ihren Beitrag gemünzt, eher auf den Journalismus, der mal eben stark die Hälfte der Bevölkerung vergisst.

    • @Tom Farmer:

      „Wenn morgen niemand mehr eine Aktie kauft.... wieviel sind sie dann wert? Genau: Null!"



      So bleibt dann wohl am Ende nur die Dividende.



      „So Alltagszeugs halt."

      • @starsheep:

        Kann mensch von so Alltagszeugs leben?



        Womöglich gut?



        Was habe ich falsch gemacht?

        • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

          Hier hätte ich mich nicht gewundert, einen kompetenten und oder bissigen Kommentar von Starsheep zu finden.



          Vielleicht ist er ja auch noch in der Pipeline?

  • Dem Artikel stimme ich sehr zu. Man kann sich die Realität in der man lebt nicht aussuchen, und unsere Realität ist nuneinmal das Geld nicht gerade unwichtig ist. Das Geld nicht glücklich macht stimmt zwar, aber es ist ein recht umfangreiches Werkzeug. Es macht oft den Unterschied aus ob einen zugehört wird oder eher nicht so. Und es ist ein multipler Problemlöser.

    Wenn dieses multiple umfangreiche Werkzeug auch in Händen von Linken liegt, kann ich daran eigentlich nichts schlechtes sehen. Ich wüsste auch kein Grund warum man das Geld verdienen nur den Egoisten überlassen sollte.

    Und wenn man mal überlegt was manchmal so "zufällig" bei Vereinen, Tierheimen usw an dicken spenden rein kommt oder was jeder bestimmt schonmal gesehen hat, wenn bei dieser einen Spenden Website für persönliche Schicksale steht "höchste spende 10.000 von anonym", -welche Art von Mensch wird wohl (vermutlich) häufiger mal dahinter stecken?

    • @Rikard Dobos:

      "Ich wüsste auch kein Grund warum man das Geld verdienen nur den Egoisten überlassen sollte."

      Aha, sie arbeiten aus reinem Egoismus, nicht weil sie müssen (Essen, Wohnen etc.)?

      Ohne Finanzinstrumente würden wir unsere Wirtschaft wie befähigen sich weiter zu entwickeln? Wir sparen, bis wir das Geld zusammen haben und 20 Jahre später auch einen Quantencomputer bauen können? Ah, schon veraltet. Mei, dann halt weitersparen...

  • Nachdem ich mit Bestürzen feststellen musste, wieviel Raum der regelmäßige Börsenbericht schon in der Tagesschau einnimmt, kann ich als Antikapitalist weder den Artikel noch den Exkurs zu Engels nachvollziehen. Die Mehrheit der Menschen kann nicht mal daran denken irgendwo zu investieren. Da braucht es keinen weiteren Essay über diesen am Ende immer noch surrealen Teil der Finanzwelt

    • @TV:

      Nur weil Sie es nicht wollen, sollen es andere auch nicht wollen. Seltsame Einstellung.



      Kleiner Tipp, es gibt mehr Menschen die in Aktien, Aktienfonds investierten, als Sie sich, als redlicher Antikapitalist vorstellen können, bzw. wollen.

    • @TV:

      Ja, aber solange Sie nicht in Fellen und Beeren bezahlt werden möchten, müssen Sie Ihren Antikapitalismus eben etwas relativieren.



      Ich finde es gut, dass besonders die jüngere Generation endlich selbst vorsorgen kann, ohne von irgendwelche Großbanken abhängig zu sein.

      Aktien sind nicht mehr nur etwas für die Reichen.

      *Sorry, das mit den Beeren war fies :)

  • "Das Geld „vermehrt“ sich nicht wirklich, sondern wird nur umverteilt, es fließt nicht als Investition in das Unternehmen."

    Das stimmt so nicht. Sehr viele größere Unternehmen haben eigene Aktien im "treasury", und / oder kaufen Aktien zurück. Die Logik dabei ist, dass 1. durch den Rückkauf an sich die Menge der Aktien verknappt wird und der Preis steigt und (wichtiger) 2. dass, wenn das Unternehmen wertvoller geworden ist (vereinfacht: dadurch, dass es Gewinne anhäuft), einige Aktien aus dem treasury verkauft werden können, um z.B. Liquidität für Investitionen zu bekommen.

    Gut, dass dieser Artikel am Ende Engels bemüht: denn das hier wiedergegebene Verständnis der Aktienmärkte steht fest mit beiden Beinen im 19. Jahrhundert.

  • Ich finde es auch etwas verwunderlich, dass da nicht mehr Interesse an AGs gibt. Bzw., wenn man also über eine Vorstellung redet, dass z.B. eine Fabrik der Arbeiterschaft gehört, AG ermöglicht sowas, mit also Anteilen an der Fabrik, und Dividenden.

    In der Hardcore-Fassung natürlich, dass mit der Vorstellung gemeint ist, dass alles der Arbeiter-Partei gehört. Aber naja, ich bin nicht Fan davon, vom Parteibüro schimmelige Wohnung zugewiesen zu bekommen, ohne Möglichkeit anders zu leben, usw.

  • "Finanzbildung findet an Schulen kaum statt"

    Es gibt leider vieles was nicht in der Schule gelehrt wird und sinnig währe.

    Aber wenn ich hier z.B. den Bericht (www.unicef.de/info...fuer-kinder/276448, ich weiß 2012... aber war einer der ersten die ich gefunden habe)



    sehe stelle ich mir die Frage, wie viel wir den Kindern in der wenigen Zeit noch aufbürden sollen, wenn diese teilweiße auch um die 40 Stunden für Schule arbeiten.

    Vielleicht wird es Zeit, das die wenn sowieso die Menschen immer älter werden und später in Rente gehen, einfach ein Jahr noch mehr zu geben in der Schule, um all das zu lernen, was unsere Gesellschaft heutzutage so komplex macht.

    • @Wayko:

      Finanzbildung ist durchaus wichtig genug, um in Mathematik und den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern einen höheren Stellenwert zu erhalten. Die Fächer dafür gibt es schon. Sie heißen Mathematik, Geschichte, Sozialkunde, Erdkunde, Wirtschaft und Recht.

    • @Wayko:

      Man könnte auch mal damit anfangen manchen Stuss aus dem Lehrplan zu streichen und nicht x-fach Gedichtsanalysen, zig Bücher von Schiller und Goethe zu lesen (ich hatte alleine 4x das Buch Andorra von Max Frisch lesen müssen zwischen 8-11 Klasse) oder in Geschichte nicht immer die gleichen 3 Themen abhandeln (im Kreislauf sind franz. Revolution, WW II und der Mauerfall). Geschichte hat so viel mehr zu bieten.

      Um es kurz zu machen. Die Lehrpläne geben so viele Möglichkeiten zu Kürzung her, wegen Doppelungen, dass wirtschafliche Bildung Platz haben kann.



      Zum anderen ist eine gute wirtschaftliche Bildung nahezu das A und O im Leben, weshalb dies eigentlich ähnlich wie Deutsch, Mathe, Englisch ein Hauptfach sein sollte.

      • @Walterismus:

        Was gibt es an Andorra oder an den Physikern auszusetzen? Natürlich sollten wir ein bisschen Schiller und Goethe kennen, aber auch Kant, Friedrich den Großen und Einstein. Das Nibelungenlied, Walter von der Vogelweide und die griechischen Sagen halte ich ebenfalls für Literatur, die alle im Ansatz kennen sollten, ebenso wie ein paar wichtige Werke aus anderen europäischen Ländern und den USA.



        Es sind schließlich Literatur, Musik und die Naturwissenschaften, die Europa seit dem Zusammenbruch des römischen Reiches als Kulturraum zusammengehalten haben.

        • @Aurego:

          Ja, ein fundiertes Basiswissen in alle Richtungen ist sicher notwendig. Aber die Exzesse in den einzelnen Fächern, von denen jedes sich selbst als das wichtigste ansieht, verbauen die Sicht und die Konzentration auf das Wesentliche. Grundlagenmathe (damit meine ich natürlich nicht nur die Grundrechenarten) für alle, so dass es sitzt. Darauf aufbauen kann dann jeder, der ein Faible oder Talent für das Fach hat. Und wer den Jambus spannend findet, bitte schön, heutzutage kann sich jeder bei youtube solch mittelnützliches Wissen selbst aneignen.

          Wenn wir für "das Leben und nicht für die Schule" lernen sollen, sollten die Lehrinhalte weniger hochakademischen Kram beinhalten, sondern auch auf das, was nach dem Abschluss wirklich kommt, vorbereiten.

          Ich will jetzt kein Schulfach herabwürdigen, aber beispielsweise vor die Wahl gestellt zwischen den Fächern Musik oder einem nicht existenten Fach "allgemeine Lebenskunde", beinhaltend Themen wie Finanzbildung, Gesundheit, Navigation in Bürokratie und Gesellschaft u.ä., hätte ich auf Musik verzichtet und wäre nach der Schule bestimmt orientierter, kompetenter und selbstbewusster in die "Erwachsenenwelt" eingetreten.

        • @Aurego:

          An den Büchern selber gibt es nichts auszusetzen und ich gebe dir auch Recht das die auf den Lehrplan gehören.



          Was ich kritisiere ist, dass Sie mehrfach im Unterricht Thema sind. Wie gesagt das Buch Andorra hatte Ich 4x in der Schule.



          Einmal reicht. Genauso muss man nicht 5x Schiller und Goethe in der Schule durcharbeiten.

          Die Lehrpläne sind vollkommen unstrukturiert und sich wiederholend, während andere Grundlagen Themen und Wissen kaum bis gar nicht dran kommt.

  • Wer Aktien besitzt kann sich auch am Gewinn des Unternehmens beteiligen mittels der Dividende und nimmt gleichzeitg Teil an der gesamtwirtschaflichen Entwicklung. Aktien sind mitnichten nur des einen Freud, wenn sie des anderen Leid sind. Langfristig sind Aktien naturgemäß immer besser als Festzinsanlagen. Und welche Aktien man kauft, darf man sich in der Tat selbst überlegen. Aber klar, wenn man Aktien nur als Zockerei und Abschöpfung der Gewinne durch die Eigentümer sieht, dann kommt das natürlich nicht in Frage. Unabhängig davon kann ich jedem nur empfehlen eine Teil des ersparten in Aktien anzulegen, da gibt es auch sehr stabile Werte.

    • @Nachtsonne:

      Ok und was halten Sie von crowdfunding, und sonstigen Unternehmensbeteiligungen?



      Die „Abscheu“ gegen Aktien kommt bei vielen Linken, leider durch viel Marx und wenig Wissen zustande.

  • Für mich sind Aktien und Börsen das moderne Raubrittertum. Mit dieser Grundeinstellung lässt sich auch in unserem kapitalistischen System noch ein Weg finden, mit dem selbst verdienten Geld nicht zum Raubritter zu werden. Zum Beispiel mittels der GLS Bank.

    • @Reinhard Muth:

      Auch die GLS-Bank bietet Aktienfonds an, natürlich mit einem nachhaltigen Aspekt.



      Mit Ihrer Argumentation gehört aber die GLS-Bank auch zu den Raubrittern und die Aktien, in denen die GLS-Bank investiert sind ebenfalls Raubritter.