Schweinefleisch-Pflicht in Dänemark: Zur Frikadelle verdammt
In der Gemeinde Randers ist Schweinefleisch auf Speiseplänen von Kitas bald Pflichtprogramm. Die rechte Volkspartei feiert das als Erfolg.
Mit dem Antrag hat selbst die gegen Muslime wetternde DF neue Maßstäbe gesetzt. Denn mit dem Erlass in Randers ist den kommunalen Küchen erstmals vorgeschrieben, was auf den Speiseplan gehört. Oder besser gesagt: Was nicht fehlen darf. Ab sofort sind die Kinder in Randers sozusagen zur Frikadelle verdammt.
Die Dänische Volkspartei freut sich über den Erfolg, spielt ihn jedoch bewusst herunter. Der Vorschlag richte sich nicht gegen Muslime, sondern er sei zur Rettung der dänischen Esskultur gedacht.
Der integrations- und ausländerpolitische Sprecher der DF im Parlament, Martin Henriksen, sagte dem dänischen Nachrichtendienst Ritzau: „Das Problem ist, dass man einige Dinge, wie Schweinefleisch, aufgrund einer falsch verstandenen Rücksichtnahme auf islamische Regeln weglässt.“ Es gehe nicht an, dass mancherorts Teile der dänischen Esskultur nicht willkommen seien, so Martin Henriksen. Und diese dänische Esskultur beinhaltet nun mal Schweinefleisch. Wer das nicht will, kann es stehen lassen, so der Tenor.
Die Leiterein der betroffenen Kita
Stein des Anstoßes in Randers war die Entscheidung einer Kindertagesstätte vom vergangenen Herbst, Schweinefleisch ganz vom Speiseplan zu verbannen, da die meisten Kinder in der Einrichtung kein Schweinefleisch essen würden. Stattdessen wurde halal geschlachtetes Fleisch angeboten.
Die Leiterin der Kindertagesstätte, Bente Gråkjær, verbat sich damals in der Zeitung Jyllands-Posten eine Einmischung seitens des Gemeinderats: „Es gibt keinen Grund, hier unnötige Probleme zu schaffen. Die Kinder bekommen dänisches Obst und Gemüse. Darüber hinaus ist dänisches Vollkornbrot ein wesentlicher Bestandteil der Ernährung. Es muss nicht unbedingt Schweinefleisch sein, um dänisch zu sein.“
Der Entschluss des Stadtrates von Randers brachte es am Dienstag auf die Titelseiten der dänischen Tageszeitungen. „Die Sache mit den Frikadellen“, wie sie scherzhaft genannt wird, ist bisher einmalig in Dänemark.
Noch. Denn die Dänische Volkspartei hat nun ihre Stadt- und Gemeinderäte in anderen Kommunen aufgefordert, dem Beispiel von Randers zu folgen. Martin Henriksen ließ schon mal verlauten: „Ich finde es gut, dass unsere Vertrauensleute in den Gemeinden das auf ihrer Agenda haben. Sollten Institutionen beschließen, die dänische Esskultur von ihrem Speiseplan zu verbannen, sind wir der Garant dafür, dass das nicht passiert“. Seine Parteifreundin Pernille Bendixen aus Odense ist als Erste dabei. Auch viele andere wollen nachziehen.
Entsetzen bei Venstre
Währenddessen ist die Fraktion der liberalen Venstre in Kopenhagen entsetzt über das Abstimmungsverhalten ihrer Stadträte in Randers. „Ich trete für Freiheit ein – und nicht für Zwang. Es soll den Institutionen überlassen sein, was die Kinder zu essen bekommen“, meldete sich die liberale Bildungssprecherin Anni Matthiesen zu Wort. Auf das, was ihre Parteifreunde in den Gemeinderäten täten, habe sie jedoch keinen Einfluss.
Unterdessen betont der Initiator des Vorschlages, Stadtrat Frank Nørgaard, dass sich „Die Sache mit den Frikadellen“ nicht gegen die Selbstbestimmung der Institutionen und Elternräte wende. „Aber die, die Schweinefleisch wollen, sollen es auch bekommen. Es geht hier nicht um ein allgemeines Misstrauen gegen Elternräte oder Institutionen. Aber überall im Land wird gerade durch die Hintertür versucht, Schweinefleisch vom Speiseplan zu nehmen“, sagte Frank Nørgaard der Lokalzeitung Randers Amtsavis.
Was dänische Willkommenskultur ist, zeigt die DF übrigens beim jährlichen Empfang für neu eingebürgerte Einwanderer im Parlament. Bei der Volkspartei gibt es Schweinebraten mit Rotkohl, Kartoffeln und brauner Soße.
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