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Sächsischer BSW-Chef über seine Partei„Habe lange Grüne gewählt“

Jörg Scheibe ist BSW-Chef in Sachsen. Der Ingenieur ist neu in der Politik. Ein Gespräch über die Ziele seiner Partei und Schnittmengen mit der CDU.

Dresden, 18. Mai 2024: Jörg Scheibe übergibt auf dem sächsischen Landesparteitag Sahra Wagenknecht einen Blumenstrauß Foto: Sebastian Kahnert/dpa
Daniel Bax
Interview von Daniel Bax

taz: Herr Scheibe, Sie sind seit drei Monaten Parteichef des Bündnisses Sahra Wagenknecht in Sachsen und jetzt Spitzenkandidat für die Landtagswahl im September. Wollen Sie ein richtiger Politiker werden?

Jörg Scheibe: Ja. Als Landtagsabgeordneter werde ich ein richtiger, hauptamtlicher Politiker sein.

Im Interview: Jörg Scheibe

Jörg Scheibe, 61, ist seit Februar einer der beiden Vorsitzenden des BSW-Landesverbands in Sachsen. Der Ingenieur und Unternehmer leitet in Chemnitz eine Firma, die Klima-, Sanitär, Heizungs- und Lüftungsanlagen für große Bauprojekte in Sachsen, Berlin oder im Nordirak plant. Außerdem lehrt er an der Studienakademie im sächsischen Glauchau Versorgungs- und Umwelttechnik.

Und Ihre Firma?

In meiner Firma bin ich Gesellschafter und Geschäftsführer. Da werde ich mich dann rausziehen, das geht nicht anders. Ich habe schon einen Prokuristen, den werde ich dann zum Geschäftsführer machen. Außerdem habe ich eine Professur an der Akademie in Glauchau und bin damit im öffentlichen Dienst beschäftigt. Wenn ich als Abgeordneter ein politisches Amt übernehme, werde ich für diese Zeit freigestellt.

Politik ist ein Handwerk. Beherrschen Sie das schon?

Vor einem halben Jahr habe ich damit noch nichts zu tun gehabt. Aber ich sehe das als neue Herausforderung. Und ich habe mal gelesen, dass Noah auch ein Anfänger war, als er die Arche gezimmert hat. Die „Titanic“ dagegen wurde von Profis gebaut (lacht).

Sind beim BSW in Sachsen viele Politneulinge wie Sie mit an Bord?

Wir haben eine gute Mischung aus Leuten, die schon mal in anderen Parteien waren oder in einem Parlament gesessen haben und wissen, wie das läuft. Für mich ist das neu. Aber ich fühle mich in der Lage, mich da einzuarbeiten. Ich habe dennoch Respekt vor dieser Aufgabe: Man steht viel mehr in der Öffentlichkeit, und so viele Interviewanfragen wie in letzter Zeit hatte ich noch nie.

Waren Sie schon mal in einer Partei?

Ich war einmal, 1988, ganz kurz in der SED und bin dann kurz vor der Wende wieder ausgetreten. Seitdem habe ich mich eigentlich nicht mehr politisch engagiert.

Wo lagen bisher Ihre politischen Präferenzen?

Ich habe viele Jahre lang die Grünen gewählt, aus ökologischer Überzeugung. Mittlerweile sind sie für mich nur noch die Olivgrünen, wegen ihrer Haltung zum Militär. Und das, was sie jetzt an Regierung machen, ist eine Katastrophe.

Inwiefern?

Ich bin sehr für einen ökologischen Umbau der Wirtschaft, um den CO₂-Ausstoß drastisch zu verringern und das Klima zu schützen. Aber das muss man mit der Bevölkerung machen, nicht gegen sie. Vor der letzten Bundestagswahl hatte ich den Eindruck, dass es in der Bevölkerung einen breiten Konsens gibt, dass man mehr für den Klimaschutz tun muss. Aber für die meisten Menschen ist das jetzt ein rotes Tuch. Das geht so weit, dass manche den Klimawandel ganz anzweifeln. Bestimmte Parteien befeuern das ja.

Sie nicht?

Nein. Der Klimawandel, den wir jetzt erleben, wird ganz wesentlich durch unsere Emissionen verursacht. Als Unternehmer habe ich berufsbedingt viel mit dem Thema zu tun, und damit aber leider auch mit solchen Dingen wie dem schlecht gemachten Gebäudeenergiegesetz. Meinen Auftraggebern muss ich erklären, was geht und was nicht. Und meinen Studenten an der Akademie muss ich erklären, was gilt. Ich muss meine Vorlesungen deshalb fast jedes Jahr komplett überarbeiten.

Welche Maßnahmen wären denn Ihrer Meinung nach sinnvoll?

Es ist ganz klar, dass wir auf erneuerbare Energien umstellen müssen, um irgendwann CO₂-frei zu werden. Bis vor wenigen Jahren, also bis zum Ukrainekrieg, galt Erdgas als sinnvolle Brückentechnologie, denn von den fossilen Energieträgern ist es der sauberste. Jetzt wurde politisch entschieden: kein Gas mehr aus Russland. Aber es wird mindestens 15 bis 20 Jahre dauern, bis wir auf fossile Energiequellen verzichten können, und als Hochindustrieland können wir nicht sagen, dann sitzen wir bis dahin eben im Kalten und heizen nicht mehr. Deshalb sollten wir weiter Erdgas aus Russland beziehen.

Das sieht Sachsens CDU-Ministerpräsident Michael Kretschmer ähnlich. Könnten Sie sich eine Koalition mit ihm vorstellen?

Wir werden nicht der Steigbügelhalter für Herrn Kretschmer sein, damit er weiter regieren kann. Aber was wir an Inhalten durchsetzen können, hängt davon ab, wie gut wir abschneiden, und ob die Linke, die Grünen und die SPD in den Landtag kommen. Wenn man den Prognosen trauen kann, könnten wir drittstärkste Partei werden. Aber Prognosen sind bekanntlich schwierig – vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.

Wo sehen Sie die größten Schnittmengen mit der CDU in Sachsen?

Wir haben mehrere Schnittmengen, etwa in der Migrationspolitik, oder beim Thema Russland. Michael Kretschmer setzt sich ja für eine Verhandlungslösung mit Russland ein und ist dafür, die zerstörte Pipeline Nord Stream 1 wieder in Betrieb zu nehmen. Das fordern wir auch. Michael Kretschmer steht in seiner Partei damit aber ziemlich allein da.

Haben Sie schon mal mit ihm gesprochen?

Wir haben uns schon mal unterhalten. Ich kenne den Ministerpräsidenten aus meiner beruflichen Tätigkeit: Er hat sich für das Kälte-Kompetenz-Zentrum Reichenbach im Vogtland eingesetzt, an dem die Berufsakademie Glauchau beteiligt ist, an der ich lehre. Offizielle Gespräche gab es aber noch nicht.

Welches Thema wäre Ihnen in Koalitionsverhandlungen am wichtigsten?

Das Thema Frieden. Da sind unsere Möglichkeiten in Sachsen zwar begrenzt, aber über den Bundesrat könnten wir schon etwas anstoßen. Die Migration zu begrenzen ist ebenfalls wichtig, weil das Thema vielen Menschen auf den Nägeln brennt. Meine Heimatstadt Chemnitz ist sicher kein Hotspot der Kriminalität. Aber ich höre von vielen, dass sie Angst haben, abends in die Stadt zu gehen, weil da halt immer mal wieder etwas passiert. Man muss offen darüber reden, dass die Täter oft Flüchtlinge sind.

Wird das nicht sehr häufig gesagt?

Man kann natürlich nicht alle Flüchtlinge über einen Kamm scheren: in meiner Firma arbeitet ein Syrer, der lebt mit seiner Familie hier, hat jetzt promoviert und verdient einen ordentlichen Lohn. Aber es gibt eben auch eine große Zahl an unbegleiteten Jugendlichen, die zu uns gekommen sind. Das sind alles junge Männer, und die machen ab und zu Probleme. Das wäre auch nicht anders, wenn das eine Gruppe junger deutscher Männer in einem anderen Land wäre. Da passieren halt Dinge, die sind nicht immer schön. Darauf muss die Politik reagieren, und die Polizei muss an manchen Orten mehr Präsenz zeigen.

In Ihrem Wahlprogramm steht, dass Sie ausländische Fachkräfte gewinnen möchten. Wie kommt das?

Wir brauchen ausländische Fachkräfte. Die USA machen das ja vor: Die werben weltweit Fachkräfte ab. Nicht umsonst haben sie so viele Nobelpreisträger. Die kommen aus aller Welt, aber leben und arbeiten in den USA.

Die Bundespartei ist bei dem Thema zurückhaltender.

Das ist ja auch ein zweischneidiges Schwert: Wenn wir hier Fachkräfte anwerben, dann fehlen die in ihren Ländern. Bei uns in Sachsen kommen viele Ärzte aus Osteuropa, aus Polen oder Ungarn. Man kann es ihnen nicht verübeln, dass sie hier eine Praxis eröffnen, weil ihre Ausbildung hier sofort anerkannt wird und sie hier ein höheres Einkommen erzielen. Aber in Ungarn fehlen massenhaft Ärzte, das ist dort ein riesiges Problem. Das kann daher nicht der richtige Weg sein.

Sondern?

Diese Menschen sind ja in ihren Ländern ausgebildet worden, und so eine Ausbildung zum Mediziner kostet richtig viel Geld. Wenn man sagt, wir werben von dort Fachkräfte an, müssten wir zumindest so fair sein, diesem Land die Ausbildungskosten erstatten.

Das steht so nicht in Ihrem Programm.

Dafür würde ich mich einsetzen.

Auch in der Landesregierung? Sie könnten sogar Minister werden.

Eine Regierungsbeteiligung liegt durchaus im Bereich des Möglichen, das stimmt. Aber jetzt müssen wir erst einmal einen ordentlichen Wahlkampf machen: erst für die Kommunalwahlen, dann für die Europawahl im Juni und dann für den Landtag im Herbst. Und dann sehen wir, mit wie viel Prozent und wie vielen Abgeordneten wir in den Landtag kommen und was sich daraus ergibt. Uns kommt es auf Inhalte an.

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32 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

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  • Aus der "Titanic" speiste sich bekanntlich die "Partei".

    Es ist Landespolitik, über die abgestimmt wird, ansonsten.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Jörg Scheibe hat den Absprung von der Titanic (SED) rechtzeitig vollzogen und versucht es jetzt auf dem Hausboot (Arche BSW) 🚢 🛶 🪝 ⚓️ 🛟 ⛰️

  • Ökologisch scheint der Herr ja ein strammer Grüner zu sein! Friedensmäßig eher ein Sozi und in Punkte Migration ein CDUler. Das kann ja heiter werden. Ich frage mich allerdings, was das Markenzeichen des BSW sein soll ?

  • Wir könnten im Herbst bei uns in Sachsen ein Ergebnis bekommen in dem nur AfD, CDU und BSW noch im Parlament vertreten sind. Eine Kolaition mit der CDU ist deshalb durchaus im Bereich des Möglichen. Das wäre aber hier immer noch besser als wenn die CDU nochmal mit den Grünen koalieren müsste. Dann wäre der Sieg der AfD bei den nächsten Wahlen nicht mehr verhinderbar.



    Sonst wie meist eigentlich ganz patente Interviews der BSW-Kandidaten. Leider ist die Partei für mich wegen bestimmter Standpunkte komplett unwählbar.

  • Das Thema Ukraine wurde erschreckend auffällig ausgelassen. Wer für Gas aus Russland ist, finanziert Putins Krieg. Wer Putins Krieg finanziert ist nicht wählbar.

  • Mit dieser Aussage passt er ja ganz gut zu den Leugnern der Dringlichkeit, den Klimawandel aufzuhalten, beim BSW:

    "Aber es wird mindestens 15 bis 20 Jahre dauern, bis wir auf fossile Energiequellen verzichten können".

    Bin gespannt, wann die Promotions- und ggf. Habilitationsschrift näher überprüf wird.

    • @meerwind7:

      Ganz unrecht hat er aber nicht.

      Die Wandlungsbereitschaft der Gesellschaft (und der technische Fortschritt) passen nicht zu der globalen Klimaentwicklung.

      Nun leben wir aber nicht in China, so dass man die Energieerzeugung nicht schneller ändern kann als es die Gesellschaft zulässt.

      Und da wäre noch die Frage, ob unsere Wirtschaft konkurrenzfähig bleibt, wenn wir da schneller sind als andere. Beim Wohlstand hört der Spaß sofort auch.

  • Interview mit einem BSWler, der selbst angibt, ihm sei das Thema "Frieden" wichtig, und es kommt keine einzige Frage zu Russland? Nichts zu Russlands Krieg gegen die Ukraine und den Westen? Nichts zu Russland Atomdrohungen und seinem unbedingten Kriegswillen? Nichts dazu, dass der faktische "Friedens"-Plan des BSW ist, 40 Millionen Ukrainer unter die Herrschaft eines faschistoiden Verbrecherregimes geraten zu lassen?

    Halte ich für journalistisch sehr schwach.

  • Gazprom ist der Hauptsponsor für die russische Aufrüstung der Mord und Folter an der ukrainischen Zivilbevölkerung in dem bekannten Ausmass erst ermöglicht.

    Wenn Scheibner - im Original -- fordert: ""Deshalb sollten wir weiter Erdgas aus Russland beziehen"" outet er sich als Kriegstreiber der sich nicht zu schade ist nicht nur zu verleugnen, das die Ampel das Erdgasproblem bereits perfekt gelöst hat sondern indirekt seine Bereitschaft erklärt, Putin in seinem Vernichtungswillen unterstützen zu wollen.

    Ansonsten: Die CDU liegt nach den neusten Wahltrends in Sachsen bei 31%, BSW bei 11% und Grüene & SPD gemeinsam bei 12 % - wobei das BSW gerade in Sachsen, aber auch anderswo dabei ist leicht an Stimmen zu verlieren. Die Linke liegt bei 4,6% und fällt höchstwahrscheinlich aus dem sächsischen Landtag raus.

    Der Stimmenunterschied zwischer Kretschmer & Aäff-deh ist nach den Wahlprognosen so gering das Kretschmer zumindest gute Chancen hat die Wahl noch zu gewinnen.

    Die Mehrheit demokratischer Parteien im sächsischen Landtag wird allerdings nur zusammen mit Grünen und SPD möglich sein.

    Wenn schon Wagenknecht die Linke derart gespalten hat, das ein Teil - nämlich "Die Linke" - höchstwahrscheinlich als parlemtarische Kraft aus den Parlamenten rausfliegt sollte sich Scheibner überlegen wie weit er die Spalteritis der Linken treiben möchte.

    Bei diesem Thema wäre eine Unterstützung russischer Auslöschungsfantasien mit an 100 % grenzender Wahrscheinlichkeit eine rote Linie die mit Sicherheit eine gemeinsame Politik unmöglich machen würde.

    • @zartbitter:

      Die Ampel hat das Erdgasproblem perfekt gelöst? Im Januar 2024 hat die EU fast 20 Prozent ihres LNGs aus Russland bezogen. Die größten Abnehmer sind dabei Spanien, Frankreich und Belgien. 80 Prozent der Lieferungen aus Russland kommen dort an. Von dort gelangt das Gas jedoch ins europäische Netz – auch nach Deutschland, wie die Deutsche Umwelthilfe schätzt.

  • Der Vergleich von Arche und Titanic ist genial witzig!



    Deshalb mag ich die Menschen im Osten so.



    Nicht beleidugt sein angesichts der Frage, sondern humorvoll kontern.



    Hierzu fällt mir die Antwort der fem. Aussenministerin ein bez. Qualifikation, ihrer eigenen und der von Habeck.



    War unter jeglichem Niveau!

    • @MIA R.:

      "Deshalb mag ich die Menschen im Osten so.

      Nicht beleidugt sein angesichts der Frage, sondern humorvoll kontern."

      So humorvoll wie Galgen (unter anderem für Baerbock und Habeck) auf Demos herumzutragen oder mit Fackeln vor dem Haus einer Ministerin aufzumarschieren.

      Nein, diese immer humorvollen, nie beleidigten Ossis aber auch! Sooo drollig!

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @MIA R.:

      Archie und die Titanic ist nicht witzig sondern blödsinnig. Das Problem waren die Kapitäne, nicht die Konstrukteure. Genau wie beim BSW.

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Doch ist witzig und Ihr Kommentar dazu auch!

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Die Analogie funktioneiert trotzdem.



        Noah hatte keine Erfahrung in der Seefahrerei, Edward Smith war schon 20 Jahre Kapitän, als die Titanic sank.

        • @Sybille Bergi:

          Noah war auch auserwählt von Gott.

          Das BSW nicht.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    „Ein Gespräch über die Ziele seiner Partei und Schnittmengen mit der CDU."



    Dann können die Unionisten sich ja eine Scheibe vom BSW abschneiden. (scnr)

  • Ich habe nichts gelesen über die kriminellen Machenschaften von Putin und seiner Gang, von dem Bomben- und Raketenterror gegen die Ukraine. Das alles sind eindeutige Kriegsverbrechen. Aber wieder Gas von Putin kaufen wollen, dem größten Verbrecher unserer Zeit. Man kann es nicht glauben, aber die Ossis sind so.

    • @shitstormcowboy:

      Ich kann Ihren Standpunkt emotional gut nachvollziehen. Indessen ist Ethik in der Realität komplizierter. Ich würde es mal so sagen:



      Das bezweifelt niemand. Aber ich denke, ich kann kein Gespräch führen, wenn ich mich erstmal von allem distanzieren muss oder alles erwähnen muss, was Böses getan wird.



      Der Punkt ist hier Realpolitik. Die Welt ist komplizierter.



      KEIN Röhren-Gas zu kaufen hat den Krieg weder behindert noch verzögert. ABER: Unsere anderen Lieferanten, Katar (Jemenkrieg, zumindest am Anfang) und die USA (Drohnenkrieg, Irakkrieg, Afghanistankrieg, Libyenkrieg) sind/waren auch an Kriegen beteiligt. Biden war Pro-Irakkrieg, nebenbei. Und LNG ist naturgemäß schlechter für das CO2, weil Kühlung und Transport aufwendig. Das wiederum ist kriminell gegenüber den Menschen im Globalen Süden. Noch schlimmer wird es, wenn man Kohle verheizt als Ausgleich.



      Anders gesagt: Um Putin marginal weh zu tun, schaden wir den Menschen im globalen Süden durch verschärften Klimawandel. Aus Prinzip.

    • @shitstormcowboy:

      Ja, da muss ich leider zustimmen. Es ist ziemlich erbärmlich, aber man muss den Tatsachen ins Auge sehen. Die Menge der egozentrischen und autoritär gesinnten Menschen, ist im deutschen Osten erschreckend hoch. Das zieht sich bis hin zu Wählern von CDU und SPD.

      Die wollen ihr kleines Paradies mit Datsche und billige Energie, alles andere interessiert solche Leute nicht.

      • @Milonga:

        Dazu ein Punkt:



        Was haben Sie den Leuten für Ihr Opfer zu bieten?



        Der Krieg wird weder verhindert noch behindert. Putin hat einfach andere Abnehmer gefunden.



        Kurz gesagt: Das ist so, als ob sie aus Protest gegen Putins Einmarsch jeden Monat 500 Euro verbrennen.



        Und das soll sinnvoll sein?

        • @Kartöfellchen:

          "Der Krieg wird weder verhindert noch behindert. Putin hat einfach andere Abnehmer gefunden."



          Stimmt so natürlich auch nicht ganz. Der Absatz von Gas ist um mehr als die Hälfte eingebrochen. Insbesondere die Chinesen zeigen sich recht zurückhaltend, weshalb die angedachte Pipeline nach China auch erstmal auf Eis liegt.



          Das alles zeigt durchaus wirtschaftliche Wirkung. Leider nur langfristig.

        • @Kartöfellchen:

          Putin hat eben nicht andere Abnehmer gefunden Gazprom schreibt massiv rote zahlen.

        • @Kartöfellchen:

          Nicht vergessen, es war Putin, der 2022 zuerst Gaslieferungen an uns gestoppt hatte. Deutschland hat dann diese Krise gemeistert, durch Ersetzen mit anderen Energiequellen und Energiesparen. Uns jetzt aktiv ohne Not wieder erneut von Putin in diesem Punkt erpressbar zu machen (also einen unsicheren Lieferanten zu wählen), wäre für uns selbst nicht schlau. Dazu kommt auch: Komplett kann Putin das Gas auch nicht so einfach woanders hin verkaufen, weil Pipelines woanders hin bauen auch nicht so einfach ist (man sieht einen Einbruch beim Pipelinegas um ca 2/3 bei energyandcleanair....ancing-putins-war/ ab Herbst 2022, d.h. an der Stelle hat er sich geschadet).

  • Und ich habe mal gelesen, dass Noah auch ein Anfänger war, als er die Arche gezimmert hat. Die Titanic dagegen wurde von Profis gebaut.

    Profis durch Experten austauschen, dann passts.

  • Danke für das Interview!



    Naturgemäß kennt man/frau Wenige einer neu entstehenden Partei .



    Auch wenn ich hinter die eine oder andere Position ein Fragezeichen setzen würde, klingt das insgesamt nicht unvernünftig.



    Für verfehlt halte ich es jedenfalls, eine neue Partei, noch bevor Ihre VertreterInnen politisch arbeiten, in eine Schublade zu stecken.



    In einem anderen Artikel wurde die Geschwindigkeit kritisiert, mit der das BSW einen Landesverband aufbaut. Das ist schon interessant, da im vergangenen Jahr viel darüber geredet wurde, dass Frau Wagenknecht nicht in der Lage sei, Strukturen zu schaffen.



    Nun zeigt sich das Gegenteil, das widerum kritisiert wird.



    Das Thema Flüchtlinge ist für mich ein springender Punkt, hier ist Augenmerk gefragt.



    Ansonsten besteht eine Partei eben nicht nur aus Ihrer Vorsitzenden, auch wenn der Name ihrer bekanntesten Vertreterin das suggeriert.



    Das BSW macht jedenfalls von sich reden.



    Von der Linken hört man/frau hingegen so schlecht wie Nichts.



    Das ist bemerkenswert, da hier langjährige Strukturen vorhanden sind. Wenn sich die Linke als bessere Alternative betrachtet, wäre es langsam an der Zeit, aus der Deckung zu treten.

  • Manche Leute scheinen ein Händchen dafür zu haben, zum schlechtesten Zeitpunkt in fragwürdige Parteien einzutreten.

  • Viel Erfolg wünscht rine Ex-Grüne!

  • Endlich mal jemand, der die Gesamtsituation objektiv betrachtet.

    Egal ob Klimaschutz oder Migration: Das sonst übliche "Schwarz-Weiß-Denken" bringt uns hier nicht weiter. Jörg Scheibe beweist im Interview, dass es auch anders bzw. besser geht.

  • Welch eine klare Aussage und Sprache. Bitte mehr davon. Das sind Menschen die können nicht nur "Unternehmer", nein die können auch überzeugen. Endlich haben wir eine Partei, die nicht von Floskeln lebt, die die Friedenstaube nicht im Schrank verstecken muss, weil sie jetzt mehr auf Geoparden, Leoparden und Unmengen an Waffen setzt.

    • @Ernie:

      Die Friedenstaube nicht im Schrank verstecken - die Ukraine wird dafür geschätzt anderthalb Jahre brauchen, um sie hervor zu holen - wer weiß wer dann Bundeskanzler ist. Hat die Ukraine bis dahin nicht wenigstens symbolisch irgendwie gesiegt, wird ihre Armee bis dahin erschöpft und selbst das außenpolitisch blindeste Huhn wird dann einsehen, dass ein Frieden zu vermitteln ist, also zum Beispiel ein im Inneren auf seine neoliberale Agenda fixierter Kanzler Merz käme als etwaiges solches Huhn an dem riesigen Korne garnicht vorbei.

      Im Inneren wird er manches kaputt zu spielen trachten, nach außen kann er Frieden vermitteln, und siehe da: CDU und BSW erweisen sich am Ende tatsächlich in Friedenspolitik als Konkurrenten.

      Ich bin nicht dagegen, dass die Ukraine sich verteidigt mit den dafür nötigen Mitteln, die zu beschaffen sie nicht alleine stemmen kann - Scholzes Auffassung ist da ganz ok. Aber andererseits kann der Krieg ohne Diplomatie im Falle einer am Ende möglicherweise vorliegenden Schwäche der Ukraine nur mit deren Unterwerfung enden - was zu vermeiden wäre! Mit Putin verhandeln - Merz müsste speziell dazu in Merkels Fußstapfen treten, da müsste er buchstäblich über seinen Schatten springen ;-)

      Und die EU müsste das gleiche tun: Am Kriegsende nicht einen Tag zögern mit der Aufnahme der Ukraine in die EU.