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SPD-Kandidatin fürs VerfassungsgerichtBrosius-Gersdorf hält sich Verzicht auf Nominierung offen

Wenn Schaden für das Gericht drohe, will sich die Richterin zurückziehen. Die SPD hält an ihr als Kandidatin für das Bundesverfassungsgericht fest.

„Ich möchte auch nicht verantwortlich sein für eine Regierungskrise“: Frauke Brosius-Gersdorf in der Talk-Sendung „Markus Lanz“ Foto: Markus Hertrich/ZDF/dpa

Berlin dpa/taz | Die Staatsrechtlerin Frauke Brosius-Gersdorf hält sich nach der Kritik aus CDU und CSU sowie in Medien an ihren Positionen einen Rückzug von ihrer Kandidatur zur Richterin am Bundesverfassungsgericht offen. Auf die Frage, ob die am vergangenen Freitag im Bundestag geplatzte Richterwahl und der Streit um ihre Person nicht dem Bundesverfassungsgericht schade, antwortete sie in der Sendung „Markus Lanz“ im ZDF: „Sobald das auch nur droht, würde ich an meiner Nominierung nicht festhalten.“

Brosius-Gersdorf betonte: „Das ist ein Schaden, den kann ich gar nicht verantworten. Ich möchte auch nicht verantwortlich sein für eine Regierungskrise in diesem Land.“ Es gehe nicht mehr nur um sie. „Es geht auch darum, was passiert, wenn sich solche Kampagnen, und es war in Teilen eine Kampagne, durchsetzen, was das mit uns macht, was das mit dem Land macht, mit unserer Demokratie.“ Dies müsse sie wägen.

„Ich muss natürlich auch berücksichtigen, wie kann das Bundesverfassungsgericht weiter in Ruhe arbeiten, funktionsfähig bleiben.“ Sie habe Tausende von Zuschriften und Anrufen aus der Bevölkerung, aus der Politik, von Pfarrern, von Kolleginnen und Kollegen aus der Rechtswissenschaft und anderen Disziplinen erhalten, die sie nachhaltig aufgefordert hätten, jetzt nicht zurückzustecken, weil sich dann so eine Kampagne durchsetze.

Am Freitag war die Wahl zweier neuer Richterinnen und eines Richters für Karlsruhe kurzfristig von der Tagesordnung des Bundestags abgesetzt worden. Der Druck gegen die von der SPD vorgeschlagenen Juristin Brosius-Gersdorf war nach einer Kampagne rechter Fundamentalisten in der Union zu groß geworden. Die Fraktionsführung konnte die mit dem Koalitionspartner verabredete Unterstützung nicht mehr garantieren.

Kritik an einzelnen Medienberichten

Brosius-Gersdorf hatte am Dienstag in einer Stellungnahme, die sie über eine Anwaltskanzlei veröffentlichte, die gegen sie erhobene Vorwürfe zurückgewiesen. „Die Bezeichnung meiner Person als „ultralinks“ oder „linksradikal“ ist diffamierend und realitätsfern“, heißt es in dem Schreiben.

Im ZDF erneuerte sie auch ihre Kritik an der Berichterstattung mancher Medien. So sei über ihre Position zum Schwangerschaftsabbruch „schlicht falsch berichtet worden“. Sie spreche aber nur von einzelnen Medien, es habe auch viele gute Berichte über sie gegeben. Brosius-Gersdorf betonte: „Ich vertrete absolut gemäßigte Positionen aus der Mitte unserer Gesellschaft.“ Dies könne jeder nachlesen.

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47 Kommentare

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  • taz: *Sie habe Tausende von Zuschriften und Anrufen aus der Bevölkerung, aus der Politik, von Pfarrern, von Kolleginnen und Kollegen aus der Rechtswissenschaft und anderen Disziplinen erhalten, die sie nachhaltig aufgefordert hätten, jetzt nicht zurückzustecken, weil sich dann so eine Kampagne durchsetze.*

    Richtig, denn darauf läuft es dann nämlich hinaus. Viele regen sich über die AfD auf (und das vollkommen zu Recht), aber dass wir in der Union auch immer mehr rechte Fundamentalisten haben, das sieht man nicht oder man möchte es nicht sehen.

    Frauke Brosius-Gersdorf: „Ich muss natürlich auch berücksichtigen, wie kann das Bundesverfassungsgericht weiter in Ruhe arbeiten, funktionsfähig bleiben.“

    Sicherlich nicht dadurch, dass man "klein bei gibt" und kampflos "das Feld räumt", damit die Rechten jubeln und sie dann bald alles frech an sich reißen können.

    • @Ricky-13:

      Besonderes Augenmerk sollte auch auf die " Neue Rechte " mit ihrer Zeitschrift " Junge Freiheit " gelegt werden. Hier verschmelzen AfD, CDU / CSU Ideologien undifferenziert, was eine große Gefährdung für unseren Staat darstellt.



      https:// www.campact.de

  • Frau B.-G. muss nicht die Bild-Zeitung oder sonstige Medien von sich überzeugen, sondern die sog. Abweichler in der CDU/CSU. Dafür spricht man mit der Fraktion und nicht mit Markus Lanz. Ich finde, durch ihren Auftritt in einer Talkshow hat sie, unabhängig von ihren Positionen, sich disqualifiziert.

    • @Emsch:

      Das sehe ich komplett anders, sie wird öffentlich diffamiert, ihre wissenschaftliche Reputation wird diskreditiert und vielleicht wird eine vielversprechende Karriere nicht nur storniert, sondern proaktiv aus ... Beweggründen ruiniert. Sie muss sich offensichtlich öffentlich verteidigen, es geht um ihre Person, ihre Ehre und nicht das Amt.



      Da würde ich jetzt auch dennoch spekulieren, dass die Hardliner der Union wenig Kompromisse eingehen werden und auf Crash-Kurs bleiben.



      Aber: Man trifft sich angeblich im Leben immer zweimal...

  • Ein Blick ins Archiv d. taz:



    "Insbesondere gegen die Bild-Zeitung und deren Chefredakteur Kai Diekmann wendet er sich: Das Boulevardblatt habe mit seinem Fall eine Botschaft an andere Prominente in Deutschlands geschickt, schreibt er in seinem Buch: "Seht her, so machen wir es mit jedem, der die Ausnahmestellung von Bild nicht anerkennt, er geht unter."



    (....)



    ...nennt Wulff zwei Gründe: einmal habe er als Präsident nicht so mit dem Blatt kooperiert, wie man es sich dort erhofft hatte. Zum anderen hätten seine Bekenntnise zu einer „bunten Republik“ und zum Islam in Deutschland die konservative Blattlinie des Springer-Verlags gestört. Die Bild-Zeitung habe Thilo Sarrazin als Volkshelden gefeiert und gegen ihn in Stellung gebracht, und der Springer-Vorsitzende Mathias Döpfner befinde sich auf einem ideologischen Kriegspfad, weil er den „freien Westen“ durch radikale Muslime bedroht sehe.



    Wulff ist auch davon überzeugt, dass die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Hannover gegen ihn politisch motiviert gewesen seien."



    Immer dieselben Mittel u. derselbe Machtmissbrauch aus derselben Ecke.



    Es soll irgendwas hängen bleiben, die Kandidatin wurde schon als Präsidentin in spe bezeichnet!

  • Na ja, im Endeffekt müsste Sie von sich aus zurückziehen. Denn man kann drehen und wenden wie man will, wird Sie durchgesetzt ist die CDU der Verlierer. Besteht die SPD auf die Kandidatin, und kommt nicht damit durch, ist die SPD der Verlierer. Egal wie, einer der Koalitionspartner verliert und das belastet. Dabei muss die Koalition, trotz aller Gegensätze, um jeden Preis funktionieren. Sonst wird die AfD das nächste Mal Wahlsieger. Scheinbar ist das immer noch nicht angekommen. Mit graut es vor so viel Ignoranz.

  • Die Diskussion bei Lanz zeigt auf, dass der Chefredakteur der NZZ unfähig ist Meinungen aufzunehmen und zu argumentieren. Wer sich hinter anonymen Aussagen verschanzen muss, kann durch KI ersetzt werden. Wir brauchen Verteidiger der Demokratie.

    Julia Klöckner spricht davon „Autoritäres Denken findet in Deutschland wieder Anschluss.“ Die Worthülse reicht nicht.



    Werden die drei vorgeschlagenen Richter nicht gewählt, ist die Demokratie, das Bundesverfassungsgericht beschädigt.

    Die SPD muss an dem Vorschlag festhalten, will sie nicht untergehen.



    - Wir alle müssen Frau Brosius-Gersdorf stärken.



    - Der Aufschrei im Bundestag darf nicht ungehört bleiben.

    Wenn die Kampagne der "Ewig Gestriegen" erfolg hat, läßt Weimar grüßen, die MACHT hat gewonnen. Später will es keiner gewesen sein.

    • @altenheim:

      Können Sie bitte etwas weiter ausführen, warum die Ablehnung von Frau B-G durch die ihrem Gewissen verpflichteten Abgeordneten die Demokratie gefährdet? Wie kommen Sie zu der Überlegung, dass die Demokratie rechts der Mitte der SPD endet? Falls Frau B-G wider erwarten über den Bundesrat noch Richterin am Bundesverfassungsgericht werden sollte, dann ist das BVG tatsächlich geschädigt. Denn man müsste sich die Frage stellen, wie das gegen den Willen des Parlaments möglich war.

    • @altenheim:

      "Werden die drei vorgeschlagenen Richter nicht gewählt, ist die Demokratie, das Bundesverfassungsgericht beschädigt."



      Nein. Die Demokratie wird dadurch beschädigt, dass nur das genehme Wahlergebnis akzeptiert wird.

  • „Ich vertrete absolut gemäßigte Positionen aus der Mitte unserer Gesellschaft.“ Das ist sicher nicht falsch, aber auch nicht ganz richtig. Für CDUler (Hinweis 28,5%) ist sie deswegen noch lange nicht akzeptabel. Die Fehler sind im Vorfeld geschehen, falls es denn Fehler waren. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Frau B-G in einem AFD Verbotsverfahren möglicherweise eine gewisse Tendenz hätte. Den Herren Spahn und Merz dürfte das ebenfalls bekannt sein und so ganz falsch finden die beiden das wohl nicht. Dafür waren sie scheinbar bereit die eigenen Abgeordneten bei den weiteren und für sie kritischen Themen zu übergehen. Dumm nur, dass die alternativen Medien nicht mitgespielt haben. Daran werden wir uns wohl gewöhnen müssen.

  • Es geht nur um die Option, die AfD verbieten zu können. Alles andere interessiert doch niemanden.

  • Wußte ich doch, daß die SPD meine Pressemitteilung gut gebrauchen kann: "Leider konnte Frau Frauke Brosius-Gersdorf die CDU/CSU Fraktion nicht überzeugen. Frau Frauke Brosius-Gersdorf hat sich daher entschlossen für das Amt nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Wir zollen Frau Frauke Brosius-Gersdorf für ihren Schritt großen Respekt und werden einen neuen Kandidaten vorschlagen."

    • @Alberta Cuon:

      Die integere, kompetente Richterin Frau Brosius-Gersdorf braucht doch die CDU / CSU Regierung nicht überzeugen. Jens Spahn hat den Wahlterim mit den drei zur Rede stehenden Richtern für unser Bundesverfassungsgericht, gesetzt gehabt. Den Skandal der Nichtwahl hat Jens Spahn zu verantworten ! Unser Bundesverfassungsgericht wurde durch die Inkompetenz von Jens Spahn dermaßen geschädigt, es bleibt nur eine Abberufung aus seinem Amt durch unseren Bundespräsidenten Steinmeier. Friedrich Merz muss nun diesbezüglich einen Vorschlag gegenüber Steinmeier in die Wege leiten.

      • @Alex_der_Wunderer:

        》Die integere, kompetente Richterin Frau Brosius-Gersdorf 《



        .



        Steht zwar in der Überschrift auch - "Wenn Schaden für das Gericht drohe, will sich die Richterin zurückziehen", ist sie aber trotzdem nicht (Richterin)



        .



        Und 》Unser Bundesverfassungsgericht wurde durch die Inkompetenz von Jens Spahn dermaßen geschädigt, es bleibt nur eine Abberufung aus seinem Amt durch unseren Bundespräsidenten Steinmeier.《 stimmt so auch nicht: Spahn hat kein Amt, aus dem ihn der BP entlassen könnte. Vielleicht haben Sie das von Frau Haßelmann, die ihm im Bundestag den Bruch seines Amtseids vorgeworfen hat - den er als Abgeordneter aber weder in der aktuellen noch der vorherigen Legislaturperiode überhaupt abgelegt hat taz.de/Wahl-der-Bu...bb_message_5050753



        .



        Mit "Inkompetenz" meinen Sie wahrscheinlich, dass er die "Abweichler" von der Union nicht 'auf Linie' gebracht hat.



        .



        Das war und ist zwar immer mal wieder gängige Praxis - da werden dann Abgeordnete zur Strafe aus Ausschüssen abberufen, u.U. sogar Beziehungen in die Landesverbände spielen gelassen, so dass die Kandidatur nicht mehr sicher ist - ist aber ein Unding, im Kern verfassungswidrig.

        • @ke1ner:

          Jens Sphan hätte den Termin für die Wahl auf keinen Fall unter diesen unklaren Verhältnissen innerhalb der CDU , anberaumen sollen. Nicht nur unser Bundesverfassungsgericht hat großen Schaden genommen [ hätte schon gedacht, dass unser Bundespräsident da nicht " tatenlos " zuschaut ] auch unsere Regierung hat Schaden genommen und viel Vertrauen der Bevölkerung in unser Bundesverfassungsgericht ist verloren gegangen.

  • Die eigentliche Frage ist doch: wie altbacken rechtskonservativ müssen die anderen zwei Kandidaten sein, wenn sie anstandslos angenommen werden würden?

    • @TV:

      Die Kampagne gegen die zweite läuft doch schon. Und der Dritte ... warten wirs ab.

    • @TV:

      Die Frage könnte auch lauten, was für eine unfähige Fraktion hat Jens Spahn in der CDU ...

    • @TV:

      Keine besonders differenzierte Frage. Die anderen beiden Kandidaten sind schlicht nicht politisch (so) profiliert und polarisieren entsprechend weniger. Es ist auch gar nicht Sinn der Vorschlagsrechte der einzelen Parteien, möglichst kampfstarke Ideologen ins Gericht zu schicken, sondern sie sollen die ohnehin gebotetene politische Neutralität der Richter um das Element der Ausgewogenheit ergänzen, damit das BVerfG eben NICHT - wie derzeit in den USA der Supreme Court - zum politischen Machtinstrument verkommt.

  • Auch wenn sie hier zur Heldin linker Positionen aufgebaut werden soll: Sie wird never ever gewählt. Miersch will mit dem Kopf durch die Wand. Sorry - Zitat von Einstein über die Irren und den Kopf und die Wand.

    • @GregTheCrack:

      Sie ist keine Linke. Wer ein liberaleres Abtreibungsrecht befürwortet, ist deswegen noch lange nicht links. Ich verweise auf ihre sozialpolitischen Positionen, die Sie hier finden: www.uni-potsdam.de...t_im_Lebensweg.pdf

      Und im Zusammenhang mit der Befürwortung der sog. Leihmutterschaft hat sogar ihr Einsatz für ein liberaleres Abtreibungsrecht ein Geschmäckle: Wenn die "Auftraggeber" der Leihmutter die bestellte "Ware" nicht oder nicht mehr abnehmen wollen, z. B. weil sich das Paar zwischenzeitlich getrennt hat und doch kein Kind mehr will oder weil die Pränataldiagnostik ergeben hat, dass das Kind voraussichtlich behindert sein wird, ist es für die Beteiligten nützlich, wenn die Möglichkeiten einer legalen Abtreibung erweitert worden sind.

    • @GregTheCrack:

      Eigentlich wäre Spahns Vorschlag - der vom Widerstand in seiner Fraktion offenbar überrascht wurde www.fr.de/politik/...n-zr-93831162.html - der beste gewesen, um die Möglichkeit einer Wahl der Kandidatin vielleicht doch noch zu ermöglichen: die Plagiatsvorwürfe zum Anlass nehmen, etwa dergestalt 'an den Vorwürfen ist sicher nichts dran, aber um auch nur den Schatten eines Verdachts vom Amt abzuwenden (womöglich von Brosius-G. selbst vorgetragen) wir die Wahl'



      .



      Das hätte Zeit gebracht, u. U. die Bedenken der "Abweichler" in der Union sachlich zu entkräften - Brosius-G. nimmt eine Abwägung der Grundrechte von Mutter und Embryo/Fötus vor, wobei die Persönlichkeitsrechte der Mutter mit Dauer der Schwangerschaft immer weiter zurücktreten, sich daraus "Abtreibung bis zum 9. Monat" gar nicht ableiten lässt.



      .



      www.bundestag.de/r...osius-Gersdorf.pdf



      .



      Statt (vor allem die Grünen) auf Skandalisierung mit Skandalisierung zu reagieren, vielleicht sogar darüber Spahn zum Rücktritt bewegen zu wollen.

  • > was passiert, wenn sich solche Kampagnen, und es war in Teilen eine Kampagne, durchsetzen

    Genau das.

    Wenn sie zurückzieht droht Schaden für das Gericht.

    Wie beim SCOTUS in den USA. Da sehen wir, was dadurch passieren kann.

  • Zweifellos würde es unserer Demokratie schaden, wenn sich solch eine Hetze, solch eine widerliche Kampagne durchsetzen würde. Bleibt nur zu hoffen, dass die damit keinen Erfolg haben. Ich wünsche Frau Brosius-Gersdorf viel Erfolg und würde mich freuen, solch eine Persönlichkeit beim BVG in Karlsruhe zu haben.

  • Wie schon an anderer Stelle bemerkt, wage ichzu prophezeien, dass Brosius-Gersdorf wahrscheinlich zurückzieht. Im anschließenden Gespräch von Lanz, Anna Lehmann und Marc Serrao von der NZZ merkte man bei Letzterem, dass die buzz words und Diffamierungen einfach zu stark verfangen haben. Obwohl im Gespräch davor ja sehr klar die juristischen Positionen erklärt worden waren.

    Dazu kommt, dass Brosius-Gersdorf dann an den Koalitionsvertrag erinnert hat, in dem die Übernahme der Schwangerschaftsabbrüche durch Krankenkassen anvisiert ist. Das wird der CDU, in deren Richtung ist ein positives Signal sein sollte, wohl eher nicht schmecken. Sollte Brosius-Gersdorf zurückziehen, könnte die SPD eine wirklich linke und lieber Juristin als Kandidatin aufstellen, die vielleicht öffentlich nicht ganz so exponiert ist, und angesichts all der politischen Spielchen fände ich es durchaus auch in Ordnung, wenn die SPD als Gegenleistung den Rücktritt Spahns von der CDU einfordert.

    • @Karla Columna:

      Jens Spahn hat unser Bundesverfassungsgericht dermaßen nachhaltig geschädigt, es bleibt eigentlich nur eine Abberufung vom Amt, auf Empfehlung des Kanzlers dem Bundespräsidenten gegenüber, übrig. Herr Steinmeier muss handeln !

      • @Alex_der_Wunderer:

        Was hat Herr Steinmeier damit zu tun? Die Wahl des Fraktionschefs obliegt den Abgeordneten der Fraktion. Und die scheinen ausgesprochen zufrieden mit einem Mann, der ihnen keinen Streß macht.

  • Ich empfehle Frau Brosius-Gersdorf gegen die Kampagnenführer juristisch vorzugehen, ebenso der SPD, die die Kandidatin aufgestellt haben. Es geht nicht an den rechten Intriganten das politische Feld zu überlassen. Einen Rückzug würde ich sehr bedauern, denn dann hätten die Kampagnenführer gewonnen, wie Bild und Welt.

    • @shitstormcowboy:

      Kampagnen sind jetzt nicht ganz ungewöhnlich in der Politik und stehen oft für Meinungsfreiheit. Wogegen soll daher rechtlich vorgegangen werden?

      • @Strolch:

        Wie wäre es mit übler Nachrede? Oder wie anders würden Sie die Plagiatsvorwürfe von Herrn Weber und die Lügen und Halbwahrheiten bezüglich Frau Brosius-Gersdorfs Haltung zum Abtreibungsrecht nennen, die von interessierten Plattformen verbreitet wurden? Das hat mit Meinungsfreiheit nichts zu tun.

      • @Strolch:

        Hier geht es eben nicht um 'Politiker' sondern um professionelle Juristen, die sich im Gegensatz zu Politikern an Regeln halten (müssen) und eben nicht nach Gutdünken und persönlichen Vorlieben Urteile fällen können und dürfen. Da haben offenbar viele CDU/CSUler von sich auf andere geschlossen.

      • @Strolch:

        Lügen und Verleumdungen haben mit Meinung nichts zu tun!



        Dagegen muss auf jeden Fall vorgegangen werden.

        • @Life is Life:

          Echten Verleumdungen und üblen Nachreden schon. Aber wenn man Jedem strafrechtlich nachsteigen würde, der irgendwen Anderes Menschen übertreibend als "x-radikal" oder "ultra-x" bezeichnet, dann würde die Luft aber auch links der Mitte für erstaunlich viele Lautsprecher ganz schön dünn.

          Immer vorsichtig sein, was man sich wünscht. Es könnte in Erfüllung gehen...

    • @shitstormcowboy:

      und mit welcher juristischen Begründung? Dass Bild und Welt sonst gewonnen hätten?

      Und eine Randbemerkung sei mir gestattet: Wenn die Kandidatin die juristische Qualifikation für das höchste Gericht Deutschlands erfüllt, meinen Sie, dass sie auf Empfehlungen eines "shitstormcowboys" angewiesen ist? ;)

  • Es wäre schade wenn Frau Brosius-Gersdorf auf ihre Nominierung verzichten würde.



    Ich finde es wichtig das die Zusammensetzung eines Bundesverfassungsgerichts auch in inhaltlichen Positionen vielschichtig ist. Eine Nominierung in Frage zu stellen, weil es Teilen der Konservativen nicht in den Kram passt finde ich mehr als fraglich.



    Ein "Einheitsbrei" an Rechtsverständnis wird dem Amt nicht gerecht. Wir brauchen genau das Gegenteil für das BVG. Nur so kann es zu einer "Gerechten" Abwägung kommen, die viele Perspektiven einbezieht.

    • @Tom Lehner:

      Die Vielschichtigkeit sehen Sie dann auch in alle Richtungen als richtig an? Frau Gersorf - ganz nebenbei - sieht sich selbst in der Mitte, da würde die Vielschichtigkeit dann eher fehlen.

    • @Tom Lehner:

      Prinzipiell sehe ich das genauso, dann sollen aber die Grünen auch nicht Herrn Seegmüller blockieren, weil ihnen dessen Position zum Thema Grenzkontrollen nicht passt.

  • Bemerkenswert kluge Frau. Für mich hat sie sich sehr überzeugend verteidigt. Ich befürchte allerdings, dass ihre Argumente bei ihren Gegnern auf taube Ohren stoßen.

  • Dieser peinliche Auftritt bei Lanz hat die Frau nun endgültig für diesen Job disqualifiziert. Der Schaden ist schon entstanden, jetzt sollte sie zu ihrem Wort stehen und ihre Kandidatur zurückzuziehen!

    • @Peter Wenzel:

      Richterin Frau Brosius-Gersdorf hat den Schaden an unserem Bundesverfassungsgericht nicht zu verantworten. Die Verantwortung liegt bei Jens Spahn und seiner Fraktion aus der CDU.

    • @Peter Wenzel:

      Sie war bei Lanz total sachlich. Was bitte war ihrer Ansicht denn peinlich?

    • @Peter Wenzel:

      Was waren denn in ihren Augen peinlich, werden sie doch mal konkret. Immer dieses hinschmeißen von Begriffen wie „peinlich“, das ist doch substanzlos.

  • Teile der CxU wollen nicht mit der SPD sondern zusammen mit der radikalen AfD regieren. Die Vergangenheit hat uns gelehrt, dass diesen Unbelehrbaren jedes Mittel willkommen ist, egal wie widerlich und abscheulich. Bauern protestieren wenigstens nur mit echtem Mist. Rechtsradikale erfinden diesen Mist.

    • @Bauer Gerry:

      "Teile der CxU" sind Saskia Ludwig und wer noch??

      Es stimmt zwar, dass es in der Union Abweichler gibt, wie in allen anderen Parteien auch - sei es Stegner in Sachen Putinverständnis, Kretschmann zur Autorepublik, Ramelow in Sachen Realismus, oder Wolf zur Frage, ob Sahra ALLES bestimmen darf...). Aber der breite Grundkonsens der Union ist, dass eine Koalition mit der AfD sowohl machtpolitisch alsauch ideologisch-moralisch ein Offenbarungseid wäre. So denken selbst "Normalisierer" wie Kretschmer oder Spahn. Die wollen nur der AfD den Opfer-Habitus erschweren.

    • @Bauer Gerry:

      Das wollen die nicht. Der Aufstieg der AfD ist auch den etwas linkeren Parteien zu verdanken. Wollen die zwar nicht wahrhaben, ist aber so.

  • „Ich vertrete absolut gemäßigte Positionen aus der Mitte unserer Gesellschaft.“ Ja diese "Mitte der Gesellschaft" ist halt immer wieder der Ankerpunkt gegen notwendige Revolte. Widersprechen ist ok, aber dann immer wieder die "Mitte" bemühen, die es aus meiner Sicht immer jeder und jedem recht machen will. "Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom".

  • nachlesen und verstehen.



    Und die Frage der Einordnung und des Lagerdenkens.

    Eine kluge Frau im reaktionären Umfeld.

    Und spinnen wir einmal weiter in diesen Denkmustern, in der im besonderen Maße neben der CDU auch die AFD verharrt.



    Würde diese AFD sich jetzt erheben, über ihren radikalen Tellerrand schauen, das drohende Parteiverbot vor Augen überparteilich Partei ergreifen für Brosius-Gersdorf...



    es geht ja schließlich um den Schutz der Demokratie.

    Aber so strategisch denken die ja Gottseidank nicht.



    Und wir wären wieder bei meinen ersten beiden Sätzen.