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ReligionsunterrichtDeutschlands heilige Kuh

Gastkommentar von Stefan Kühl

Lehrpläne werden oft heiß diskutiert, nur an einem Fach wird nicht gerüttelt: am Religionsunterricht. Dabei könnten die Kirchen ihn sogar selbst übernehmen.

Deutschlands wichtigstes Schulfach, zumindest wenn es nach dem Grundgesetz geht: Reli-Unterricht Foto: Friso Gentsch/dpa

A ls Reaktion auf das schlechte Abschneiden bayerischer Schulen beim internationalen Vergleichstest für Schulleistungen hat das dortige Kultusministerium eine neue Stundentafel für staatliche Grundschulen durchgedrückt. Um mehr Unterrichtszeit für Deutsch und Mathematik zu schaffen, wurde der Umfang von Fächern wie Englisch, Kunst, Musik, Werken und Gestaltung empfindlich gekürzt. Während in der Grundschule die Konzentration auf Kernkompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen nachvollziehbar ist, fällt auf, welches Unterrichtsfach bei den Kürzungen nicht angefasst wurde – der Religionsunterricht.

Die Prominenz des Religionsunterrichts in Schulen ist historisch erklärbar. Der Staat hat zunehmend die Verantwortung für schulische Ausbildung von den Kirchen übernommen, die früher der naheliegende Träger einer organisierten Erziehung von Schülerinnen und Schülern gewesen sind. Die Einrichtung von Religionsunterricht mit von den Kirchen ausgebildetem, teilweise auch von ihnen kontrolliertem Lehrpersonal war das Zugeständnis für die Verlagerung der Erziehungskompetenz auf den Staat.

Die Kirchen haben sich den Zugang zu den Schulen gesetzlich absichern lassen. Im Grundgesetz ist der Religionsunterricht als einziges Lehrfach explizit ausgewiesen. Die Väter und Mütter des Grundgesetzes haben dort ausdrücklich festgeschrieben, dass dieser nur in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaft erteilt werden darf. Rechtlich wäre es also einfacher, den Unterricht in Deutsch, Mathematik oder Physik abzuschaffen, als den in katholischer oder evangelischer Religionskunde.

Als einziges Lehrfach ist der Religionsunterricht im Grundgesetz explizit ausgewiesen

Aus heutiger Sicht kann man sich fragen, weswegen Religion über ein eigenes Schulfach eine so wichtige Rolle in Schulen spielen sollte. Es spricht nichts dagegen, auch gesellschaftliche Felder im Unterricht zu behandeln. Man kann wirtschaftliche Phänomene ansprechen, politische Entwicklungen diskutieren, rechtliche Themen adressieren, massenmediale Produkte analysieren oder religiöse Praktiken erörtern. Aber die allgemeinbildenden Schulen sind bisher gut damit gefahren, den regelmäßig vorgebrachten Forderungen nach eigenen Schulfächern für Wirtschaft, Politik, Recht oder Medienkunde zu widerstehen. Lediglich für Religion gibt es dagegen ein eigenes Schulfach, an dessen Bedeutung kaum jemand zu rütteln wagt.

Stefan Kühl

ist Professor für Organisationssoziologie in Bielefeld und forscht derzeit zur Soziologie der Schule. Er war selbst lange Jahre in der evangelischen Jugendarbeit aktiv und hat zwei Jahre für die evangelische Jugend in München gearbeitet.

Kirchen können pädagogische Aufgaben selbst übernehmen

Das fällt insofern auf, als es – anders als in Wirtschaft, Politik, Recht oder Medien – mit den Kirchen Organisationen gibt, die Erziehungsfunk­tio­nen gegenüber Kindern übernehmen könnten. Unternehmen, Parteien, Gerichte oder Zeitungen haben wichtige Funktionen in der modernen Gesellschaft – aber sie haben weder das Personal noch die Ressourcen, um Kinder in Fragen von Wirtschaft, Politik, Recht oder Medien zu erziehen. Kirchen dagegen zeigen beim Unterricht zur Vorbereitung der Konfirmation oder Kommunion, dass sie zur religiösen Erziehung selbst in der Lage sind.

Trotz einer zunehmenden Säkularisierung in der Gesellschaft würde der Protest gegen eine Abschaffung des Religionsunterrichts erheblich sein. Selbst Parteien, die regelmäßig beklagen, dass sich der Staat in viel zu viele Lebensbereiche seiner Bürger einmischt, werden auffällig schmallippig, wenn es um Kritik am Religionsunterricht geht. Es scheint einfacher zu sein, über zu viele Beamte in Ministerien, Landesbehörden oder Kommunalverwaltungen zu klagen, als die Frage zu beantworten, warum aus Steuergeldern mehrere Zehntausend verbeamtete Religionslehrer in staatlichen Schulen finanziert werden.

Persönlichkeitsbildung nur in Reli?

Vermutlich wird unter den Protestierenden gegen eine Abschaffung des Religionsunterrichts auch das eine oder andere Elternteil sein, das seit Jahren nicht mehr in der Kirche gewesen ist und noch nie ein Tischgebet mit seinem Kind gesprochen hat. Sie mögen sich vielleicht die Frage stellen, warum, wenn immer mehr Erziehungsaufgaben auf die Schule abgewälzt werden, diese nicht auch die religiöse Bildung für das eigene Kind übernehmen soll.

Als Begründung für den evangelischen oder katholischen Religionsunterricht und den für Andersgläubige vorgesehenen Ethikunterricht wird die wichtige Rolle des Faches bei der Persönlichkeitsbildung des Kindes hervorgehoben. Aber hier stellt sich zwangsläufig die Frage, weswegen die Persönlichkeitsbildung in einem einzigen Schulfach verankert sein sollte. Diskutiert man nicht auch im Deutschunterricht bei der Interpretation eines Gedichts über den Sinn des Lebens? Findet in der Auseinandersetzung zwischen Lehrern und Schülern im Sachunterricht keine Persönlichkeitsbildung statt?

Hoffnung auf Zufallstreffer

Gegen den Widerstand der Kirchen wird eine Abschaffung des Religionsunterrichts nicht gelingen. Aufgrund des nachlassenden Interesses an religiösen Fragen und fehlenden Fachpersonals denken die evangelische und katholische Kirche über eine stärkere Kooperation beim Unterricht nach, aber die Sinnhaftigkeit eines Religionsunterrichts an den staatlichen Schulen wird nicht infrage gestellt. Zu groß ist die Hoffnung, dass durch die Zwangsbeschulung mit religiösen Inhalten doch vielleicht der eine oder andere Gläubige hängen bleibt.

Aber die Frage ist, ob sich die Kirchen mit dem verpflichtenden Religionsunterricht einen Gefallen tun. Es müsste untersucht werden, ob jemals ein Schulkind durch einen in ein 45-Minuten-Korsett gezwängten Pflichtunterricht mit anschließender Leistungsbenotung zu Gott gefunden hat.

Der Effekt des Religionsunterrichts ist vermutlich eher kontraproduktiv. Der Glaube wird über den Religionsunterricht mit dem verbunden, was bei vielen Kindern Schule vorrangig ausmacht: Lernen unter Druck. Die religiöse Erziehung sollte in der Organisation stattfinden, die dafür am besten geeignet ist – der Kirche.

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65 Kommentare

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  • Wie den Kommentaren hier zu entnehmen ist, scheint es in erster Linie an Einheitlichkeit was den Unterricht angeht zu mangeln. Ich selbst bin gottloser Heide, ungetauft, etc. und war aber mit meinen 13 Jahren evangelischer Religionslehre in Bayern echt zufrieden. Klar, in der Grundschule ist viel gemalt und gesungen worden, das war aber in Ethik anscheinend auch nicht anders. Aber im Gymnasium ging es durchaus um einen breiten Überblick über gängige andere religiöse Strömungen, philosophische und ethische Fragen, Geschichte, Vereinbarkeit von Wissenschaft und Religion etc. Hat mich jetzt im Nachhinein nicht gläubiger gemacht, aber ich weiß in manchen Fällen besser Bescheid, als praktizierende Katholiken. Und so eine Art von Religionsunterricht finde ich wirklich ausgesprochen sinnvoll.

  • Der Leistungsdruck im Religionsunterricht war eher gering; die Leistungen wichen von den anderen kultur-/geisteswissenschaftlichen Fächern auch nicht allzu sehr ab.



    Was ich mitgenommen habe ist, wie schwach die Religionslehrer bei philosophischen Fragen aufgestellt waren. Argumente für die christlichen Standpunkte zu allen möglichen Fragen kamen da nicht, nur die Berufung auf ein uraltes Buch, das man natürlich kritisch hinterfragen sollte, also Rosinenpickerei betrieb.



    Glücklicherweise gibt es Ethik/Philosophie in den allermeisten Bundesländern als Alternative. Da werden die Lehrer:innen auch nicht unter kirchlicher Oberaufsicht ausgebildet.

  • Einige der Kommentare hier lassen nur den Schluss zu, dass die Verfasser niemals Religionsunterricht hatten.

    Schon und selbst im Bayern in den 1980ern war Religionsunterricht KEINE Indoktrination von Kindern, sondern hauptsächlich Unterricht ÜBER Religion, eingeschlossen nichtchristliche Religionen. Niemand wurde für die Stärke seines Glaubens benotet.

    Waren die entsprechenden Kommentatoren alle in Bremen auf der Schule oder in der DDR?

  • Das ist völliger Unsinn. Die Kirchen werden niemals eine saubere Information darüber liefern, was Religion eigentlich ist - schon gar nicht im Schulunterricht. Da besteht ein Interessenkonflikt.

  • Die Lehrpläne des Schulfachs evangelische Religion in Sachsen oder Sachsen-Anhalt wären als Quelle für Prof. Kühl und für einen tatsächlichen Debattenbeitrag eine Empfehlung.



    Es gibt offensichtliche Unterschiede zwischen Religions- und Konfirmandenunterricht. Ich wünsche mir für mein schulpflichtiges Kind eine umfassende Bildung. Da gehört im Hinblick auf die geistige Entwicklung der Menschheit in den letzten 10000 Jahren die Religion ohne Zweifel dazu und ist eine wesentliche Grundlage für unsere aktuellen Werte (z. Bsp. für die Toleranz, gegenüber Menschen anderer Kulturen).



    Dazu muss kein Schüler dieses Faches an die Existenz eines Gottes glauben.



    Dass unsere Gesellschaft mehr über Inhalte und Form von Schule diskutieren sollte, ist unbenommen - aber gerne ohne Missionierung.

    • @Holger Sparr:

      Toleranz ist nun gerade keine Erfindung aus religiösen Kreisen. Zwar ist Inquisition nicht mehr üblich, weil die christlichen Kirchen eingehegt wurden durch mutige Menschen, doch es gibt genügend Feindschaft zwischen Anhängern verschiedener Religionen. Ich nehme an, dass Sie islamistische Anschläge oder die Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten in Irland nicht für ein Kennzeichen religiöser Toleranz halten.



      Zur umfassenden Bildung gehört auch die Aufklärung darüber, dass Götter und Religionen menschliche Erfindungen sind. Das kann ein Religionsunterricht nicht leisten, Seine Aufgabe ist, die Glaubenssätze der jeweiligen Religion als bestehende Wahrheiten zu vermitteln. Dass solch archaischer Unfug immer noch in den Schulen verbreiten werden darf, ist ein Anachronismus.

  • "Um mehr Unterrichtszeit für Deutsch und Mathematik zu schaffen, wurde der Umfang von Fächern wie Englisch, Kunst, Musik, Werken und Gestaltung empfindlich gekürzt."

    Großer Fehler.

    In der Schule war ich noch absoluter Fan von Mathe und Physik. Heute denke ich: Die wichtigsten Fächer sind Englisch und Geschichte. Englisch, um in dieser Welt Gespräche führen zu können, und Geschichte, damit diese Gespräche sinnvoll sind.

    Der Rest sind Fachgebiete, die einem beim Broterwerb helfen. Musik und Kunst sind wichtig, aber wenn jemand wirklich begabt ist, braucht er individuellen Unterricht in Fachschulen.

    Religion ist auch wichtig, aber hier sollte Wert auf das Verstehen der Religionen gelegt werden, nicht nur, wie bei uns in den 70ern, die unkritische Einführung in die eigene Religion.

  • "Aber die allgemeinbildenden Schulen sind bisher gut damit gefahren, den regelmäßig vorgebrachten Forderungen nach eigenen Schulfächern für Wirtschaft, Politik, Recht oder Medienkunde zu widerstehen" >> Ist das so? Die Schulen vielleicht, die Schüler/Gesellschaft auch? Es fehlt doch an den geringsten Grundkenntnissen! Siehe auch Zuspruch zu Parteien, die "für Deutschland wirtschaftlich den Selbstmord" propagieren udn dennoch Zuspruch finden...



    Kultusministerien und Schulen sind bisher nicht dadurch aufgefallen, dass sie Lehrpläne "entrümpeln" oder hohe Medienkompetenz (siehe nicht erfolgter Abruf Bundesgelder) besitzen!



    Die Lösung, Ethikunterrricht als Alternative anzubieten, wäre mit der Abschaffung dann auch dahin!



    Nein, der Kompass durch die Inhalte, auf denen unser Grundgesetzt ja ruht, sollten jedem bekannt sein. Ob er/sie gläubig sind/werden oder nicht!

  • "Deutschlands wichtigstes Schulfach" kann ich nicht so richtig nachvollziehen.



    Ich hatte in 12 Jahren Schulzeit nicht eine Stunde Religionsunterricht. Wir hatten nur Ethik oder freiwillig Religion. Oder ist das nach Bundesland verschieden?

  • Wer die Werke der klassisch-deutschen Kultur begreifen will, ist mit einmal Bibel und Legenda Aurea schon gut beraten (die Griechen und Lateiner gerne gleich auch).



    Ein Unterricht sollte aber daneben auch andere Religionen vorstellen und zum Selbstdenken locken, das kann auch eins ohne Spaghettimonster sein.

    Andere Länder haben Freistunden, wo die jeweiligen Religionsgemeinschaften Unterricht abhalten. Ein offener Religionsunterricht dürfte es bei uns sein, der zwar Position beziehen, aber nicht erzwingen darf.

  • Religion gehört nicht an Schulen. Die Autorinnen des Grundgesetzes lagen hier falsch. Wenn im Religionsunterricht behauptet wird, da sei einer drei Tage nach seinem Tod wieder rumgelaufen ist das, das genaue Gegenteil von Bildung. Die Schule ist nicht dazu da evident falsche Aussagen zu verbreiten: Keine Schöpfung, kein Nachtodleben.

    Religion an Schulen trennt Schüler voneinander die während ihrer Lebensspanne miteinander auskommen müssen.

    "Gegen den Widerstand der Kirchen wird eine Abschaffung des Religionsunterrichts nicht gelingen" Ja und ? Auch die Pflicht zum Schleiertragen wird mit den Mullahs nicht zu machen sein und dennoch gehört das weg.

    • @Friedensgrenze:

      Die Kirchen sind die größte, reichste und stärkste Lobbyorganisation, die wir in Deutschland haben. Sie müssen keine Politiker bestechen, sondern entsenden ihre Lobyyisten ins Parlament. Das war bei der Verabschiedung des Grundgesetzes so (ohne die Verankerung des Religionsunterichts hätten sie dem Grundgesetz nicht zugestimmt), und das ist auch heute noch so. Deshalb blieben den Kirchen umfangreiche Privilegien erhalten, und deshalb dürfen sie in allen politischen Fragen mitmischen. Da bleibt nur zu hoffen, dass sich eines Tages genügend säkular eingestellte Menschen im Bundestag finden, die der Bevormundung durch Kirchen ein Ende bereiten.

    • @Friedensgrenze:

      Wo und wann hatten Sie Religionsunterricht?

  • Je besser die schulisch-wissenschaftliche Bildung, um so kritischer wird die Betrachtung der Bibelverse, die die Schöpfung der Welt durch einen allmächtigen Gott als Lichtgestalt am Ende eines Schwarzen Loches und eines Gott-Sohnes suggeriert, der zugleich Mensch und Gott verkörpert, damit der Mensch sich als Ebenbild Gottes begreifen muss.



    Solche unglaubliche biblische narrative GeschichtenErzählung kann nur bei Kindern fruchtbaren Nährboden finden, wenn dieser noch nicht von naturwissenschaftlicher Schulbildung "verseucht" ist.



    Das wissen die kirchlichen Weisen ganz genau und zu nutzen mit dem Religionsunterricht



    Mit unglaublichen Glaubensgeschichten können Kinderhirne besser beeindruckt werden als durch das Pauken von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen.

    • @Michael Balser:

      Wo und wann hatten Sie Religionsunterricht?

      Ich war an mehreren Schulen und garantiert kein Religionslehrer hat je die Evolution in Frage gestellt und Kreationismus gelehrt. Das widerspräche auch komplett den Lehrplänen.

      Woher stammen Ihre falschen Vorstellungen?

  • Da nunmal unsere gesamte Kultur inklusive Humanismus und Menschenbild in Mitteleuropa auf dem Christentum basiert, egal ob wir es mögen oder nicht, kann eine Basisausbildung in diesem Thema nicht verkehrt sein.



    Ob der Religionsunterricht, wie ich ihn erleiden musste dafür geeignet ist, lass ich mal dahingestellt sein.

    • @Dromedar:In:

      Wer war humanistischer im Mittelalter Christliche Gottesstaatem oder weitgwgend Säkularisierte Muslime?



      Die Humanistische Tradition ist nicht das Produkt der Religionen sie ist ihre Antithese

      • @Kaninchen sind keine Nagetiere:

        Wer die christliche Heilslehre auf die verweltlichte Handhabung der Religion durch den mittlealterlichen Klerus reduziert, hat sie nicht verstanden. Lesen Sie mal die Bergpredigt, und überlegen Sie, ob es physikalisch möglich ist, dass Jesus von den Humanisten abgeschrieben hat...

      • @Kaninchen sind keine Nagetiere:

        Also, wenn sie gerne genauer hinschauen, ohne die Terra X Brille, werden sie feststellen, dass die muslimisch-arabischen Staaten weder nach innen noch nach aussen toleranter und humaner waren als ihre zeitgenössischen Pendants. Lokale Highlights der Toleranz gab es immer und überall aber eine Rangfolge würde ich nicht aufstellen wollen.

    • @Dromedar:In:

      Steile These! Die alten Griechen und Römer hat es dann wohl nicht gegeben.

      • @TV:

        Wir müssen auch an die Germanen und Neanderthaler noch denken.

      • @TV:

        Das ist keine steile These, sondern eine triviale Feststellung einer Tatsache.

  • In einer Welt, in der Kommerz und Gewalt alltäglich ist, sollte eine vom demokratischen Staat gelenkte Ethik Ausbildung ihren Platz haben. Die verbreiteten Lehren der Weltreligionen sollten genauso ihren Platz haben wie die Gedanken der großen Philosophen. Gerechtigkeit und Fairness erwachsen nicht allein durch die Paragraphen der Gesetzestexte.

    • @ValueFreak:

      Nur: Welches dieser "Genauso"-Fächer wird durchgängig von der ersten Klasse an unterrichtet?

  • Kinder und Jugendliche begreifen oft gar nicht, was es mit "Religion" auf sich hat. Ob die Lehrer und Lehrerinnen den Unterricht unvoreingenommen abhalten können - man weiß es nicht.

  • Den Kirchen den Religionsunterricht überlassen hieße, deren Idiologien freien Lauf zu lassen.



    Was wir brauchen ist Ethikunterricht. Und zwar durch neutrales Personal.



    Alles Andere wäre jeweils eine Werbeveranstaltung für die Kathelen und Evangolen

    • @ Christoph:

      Haben die meisten Bundesländer doch.

    • @ Christoph:

      Es gibt aber noch eine weitere Option zwischen »Werbeveranstaltung« der/für Kirchen auf der einen und weltanschaulich neutraler Ethikunterricht auf der anderen Seite: Ein Religionsunterricht, dessen Ziel in religiöser Bildung (!) u.a. als Mündig- und Sprachfähigwerden, was die eigene Religiosität betrifft, liegt. Ich finde die Polemik gegen Religiosität besonders deshalb so problematisch, weil sie zwischen »der bösen Kirche« und der »der guten säkularen Gesellschaft« auf eine Weise trennt, dass kein Platz mehr für die individuelle Religiosität ist, die für viele Menschen einfach lebensprägend ist (und global auf dem Vormarsch ist). Dem Staat sollte gerade daran gelegen sein, Religiosität als Grundmoment menschlichen Lebens in einem staatlich kontrollierten und auf wissenschaftlichem Fundament stehendem Religionsunterricht zu kultivieren, d.h. in kritischer Reflexionsfähigkeit zu bilden. Moderner Religionsunterricht, wie er aktuell an Unis unterrichtet wird, hat auch genau das im Blick. Und wir sollten das nicht mit (mal mehr, mal weniger berechtigten) Vorurteilen über die Glaubensgemeinschaften verwechseln. Das gilt auch für nicht-christlichen Religionsunterricht.

      • @Æthrø:

        "... die für viele Menschen einfach lebensprägend ist (und global auf dem Vormarsch ist)."

        Mein Eindruck ist, je schlechter es Menschen geht, desto stärker verbarrikadieren sie sich in ihrer Phantasiewelt und/oder lassen sich in dieser Phantasiewelt sedieren. Grundsätzlich finde ich das falsch und kontraproduktiv, aber im Fall der afghanischen Mädchen/Frauen hoffe ich sogar, dass es ihnen gelingt.

        Was den globalen Vormarsch angeht, finde ich es entsetzlich, dass sogar in Deutschland/Europa wieder aus religiösen Gründen gemordet wird. Ich war mir so sicher, dass diese Zeiten hinter uns liegen und habe mich getäuscht.

    • @ Christoph:

      Weder noch.

    • @ Christoph:

      Richtig. Und an vielen Schulen ist er ja bereits möglich, das ist allerdings auch ein Ding der Nachfrage. Eine Strategie könnte also sein, die Nichtteilnahme am Religionsunterricht aus weltanschaulichen Gründen zu fördern bzw. für viele überhaupt erst die Möglichkeit in den Raum zu stellen.

  • Aberglaube als wichtiges Schulfach. Welche Persönlichkeitsbildung soll das bitte fördern?

  • Als strenggläubiger Atheist finde ich Religionsunterricht enorm wichtig. Den Kindern muss rechtzeitig beigebracht werden, woher diese geistige Instabilität kommt, die Fakten und Logik ablehnt, oft mit anderen gleichartigen Idiotien einhergeht (Impfgegner, Verschwörungstheoretiker etc.), und vor allem, was sie für unsagbares Leid angerichtet hat und noch tut.

    Der real-existierende "Religionsunterricht" allerdings gehört nicht abgeschafft, sondern verboten. Denn das ist Propaganda an Minderjährigen, die mittels Gehirnwäsche auf die Seite dieser postfaktischen Sekten gezogen werden sollen. Da kann man ja gleich ein Unterrichtsfach für die "Höcke-Jugend" an der Schule einrichten. Bei Rechtsextremen werden ja die gleichen postfaktischen Gehirnwäschemethoden benutzt, wie bei Religion.

    • @Jalella:

      Wo ist die AfD noch mal super erfolgreich und wird als ganz normale Partei verstanden?

      In Ostdeutschland, der unreligiösesten Gegend der Welt.

      Und Puff, fällt ihr ganzer Kommentar in sich zusammen.

    • @Jalella:

      Ostdeutschland ist die unreligiöseste Gegend der Welt und beweist, dass die Abwesenheit von Religion nichts mit Aufklärung zu tun hat.

      Siehe Impfquoten in Sachsen.

    • @Jalella:

      Ich denke Sie kennen keinen aktuellen Religionsunterricht an deutschen Schulen.

    • @Jalella:

      Die Kurve von Religionsunterricht zur Höcke-Jugend haben Sie ja fein hingekriegt.



      Sie werfen einfach alle Ihre Feindbilder zusammen und stellen so eine Beziehung her, die es wohl nur in Ihrem Weltbild gibt. Mit dem real existierenden Religionsunterricht hat das aber nun gar nichts zu tun.

    • @Jalella:

      So sehe ich es auch, Geschichtsunterricht mit unter anderem dem Thema "Religion".

      • @Erfahrungssammler:

        Das Thema sollte dann "Religionen", Plural, sein (ein paar gezählte Erbsen ;-) ).

        Noch lieber wäre mir "Glaubensgemeinschaften", damit deutlich wird, es geht nicht darum etwas zu "wissen", sondern etwas zu "glauben". Das wird meiner Meinung nach von den entsprechenden Werbeträgern und ihren Anhängern viel zu oft vergessen.

        Außerdem müsste ein Fach "Glaubensgemeinschaften" inklusiver sein.

        • @*Sabine*:

          Ist schon ok.



          Mir wird öfter vorgehalten, im Eifer des Gefechts nicht genau genug zu sein.



          Die allgemeine Entwicklung überfordert mich einfach, weil "es" so einfach sein könnte.



          "Was Sinn macht ist einfach,



          Sinnloses ist komplex!"



          Harald Welzer

  • "Aber die allgemeinbildenden Schulen sind bisher gut damit gefahren, den regelmäßig vorgebrachten Forderungen nach eigenen Schulfächern für [...] Medienkunde zu widerstehen."

    Ja klar, voll gut dass die AfD auf Tiktok abräumt...

    "Die religiöse Erziehung sollte in der Organisation stattfinden, die dafür am besten geeignet ist – der Kirche."

    Ist der Autor evangelisch - oder evangelikal? Kenner*innen der Materie wissen sehr gut, aus welchen Kreisen die Forderungen nach einer "Verkirchlichung" des Religionsunterrichts kommen.

  • Ach, ich mag Reli. So lange wir den Quatsch noch durchziehen, kann ich den Leuten, die sich über Islam und Unterdrückung von Frauen echauffieren, noch den Spiegel vorhalten.

    Wenn wir aber nun den Religionsunterricht streichen, würde mir ja GAR nicht keine Heuchelei mehr einfallen, die ich an uns kritisieren könnte.

  • Der Beitrag weist ein paar Unsauberkeiten auf, die aber sehr relevant sind:



    – Es geht beim modernen Religionsunterricht, dessen Lehrer:innen an der Uni und an der Schule (nicht hauptsächlich von der Kirche!) nach wissenschaftlichen Standards ausgebildet werden, um religiöse Bildung (!), aber nicht um religiöse Erziehung! An Bildung muss dem Staat gelegen sein. Die Kirchen mögen mit dem Religionsunterricht eigene Ziele verbinden und leider auch stark reinregieren, aber das Ziel bleibt Bildung, ohne intendierte Religiosität.



    – Dass die anderen Fächer gerne gesellschaftliche Fragen und solche der Persönlichkeitsentwicklung an den Reli-Unterricht abgeben, lässt sich nicht dem Reli-Unterricht anlasten. Wir bräuchten generell weniger mathematisch-naturwissenschaftliche und mehr gesellschaftliche Fächer.



    – Den Reli-Unterricht an die Kirchen abzugeben wäre fatal. Denn dem Staat muss die Qualität und Güte der religiösen Bildung zu seinem eigenen Schutz und der Mündigkeit von Bürger:innen wichtig sein. Dabei geht es v.a. um eine mündige und rationale Reflexion auf religiöse Themen und den eigenen (Nicht-)Glauben. Deswegen wäre auch nicht-christlicher Reli-Unterricht an Schulen wichtig.

  • Ein merkwürdiger Artikel, der den Unterricht anpackt und zeitgleich die Fahne der Religionen weiter hochhält. Ich nahm vor über einem Jahrzehnt per Zufall an einem 'Ketzer'stammtisch teil, deren Analyse war schon deutlich weiter als dies hier, nur leider marginalisiert.

    Erstens findet Persönlichkeitsbildung mitnichten ausreichend in anderen Stunden statt. Ein dezidierter Unterricht dafür ist durchaus wichtig. In einer Zeitung in der regelmässig eine Kolumne gegen die Waldorf'sekte' wettert, wäre es auch passend die Fanatiker der verschiedenen(aller!) Religionen zu erwähnen, die auch in solchen Beamtenpositionen landen.

    Zweitens wäre es wichtig, daß dieser Unterricht sakulär stattfindet, da das die notwendige Grundvorraussetzung ist, unvoreingenommen zu sein gegenüber all den Weltanschauungen die im Umlauf sind. Den Sinn des Lebens nebenbei in anderen Fächern zu diskutieren, zeigt da eher die mangelnde Wertschätzung sich überhaupt tiefgehend damit zu beschäftigen. Philosoph ist auch darum schon fast ein Schimpfwort.

    Die Kirche ist nun wahrlich der schlechteste Ort für Erziehung, oder sind die Massen an Kinderschänderberichten schon vergessen worden?

  • Ich habe sehr gute Erfahrungen mit meinem Religionsunterricht gemacht, der mit Lernen unter Druck oder dumpfem Händefalten nichts zu tun hatte. In der Unter- und Mittelstufe ging es um die poetische Gestalt der Bibel, die noch Thomas Mann fasziniert hat. In der Oberstufe wurden unter anderem religionsphilosophische Zweifel und Fragen behandelt. Mein Abitur habe ich über philosophische Gottesbeweise und deren Kritik bei Anselm, Thomas und Kant bestritten. So ein Curriculum ist außerschulisch nicht leistbar. Der schulische Religionsunterricht sollte daher erhalten gerade für Schüler aus atheistischem und agnostischem Elternhaus, die einen riesigen Bildungsschatz für sich erwerben können.

    • @Dobby:

      Zustimmung.

      Ich frage mich immer, welchen Religionsunterricht die Gegner eigentlich gehabt haben.

  • Gähn, alle Jahre wieder das übliche Religionsbashing. Lasst Euch mal was Neues einfallen.

    • @vieldenker:

      Bitte wo ist denn hier ein Religionsbashing? Es wird die Praxis des sakrosankten Religionsunterrichts und dessen Finanzierung kritisiert, nicht Religion an sich.

      • @Systemknecht:

        Wer sich mit dem Thema tiefer beschäftigt hat, kennt die Komplexität jenseits aller einfach klingenden Forderungen. Es geht eben nicht darum, „dass die Kirchen das selber könnten, oder müssten“, sondern um ein Regelwerk, dass die verschiedenen Interessen im Zeitpunkt seiner Entstehung in eine praktikable Form gebracht hat. Wenn man da grundsätzlich etwas ändern möchte, muss man an sehr vielen Stellen gleichzeitig Stellschrauben bewegen. Das wurde und wird immer mal wieder versucht und angepasst, aber vor einer kompletten Neufassung schrecken insbesondere die staatlichen Stellen zurück. Wohl wissend, dass es kaum möglich sein wird, eine wirklich bessere und / oder günstigere verfassungsgemäße Lösung zu finden.

  • Was waren die Widerstandskräfte 1933-45, dass sich Menschen sogar gegen ein übermächtiges Regime stellten?



    Sozialismus, Humanismus, Religion.



    Daher hatten trotz teilweiser Kollaboration 1945ff. die Kirchen einen guten Stand, kann sich auch 2025 eine "christlich"-demokratische Partei wieder gute Chancen ausrechnen.



    Wer Religionsunterricht gehabt hat, hat nicht nur eine zentrale Kulturbasis erworben, sondern versteht auch, wo die Union so gar nicht christlich unterwegs ist.

    Ein offen gestalteter Unterricht, der verschiedene Ethik- und religiöse Ansätze vermittelt und zu eigenen Werten hilft, wäre mir aber auch lieber. Jede Pastfaritruppe kann mittwochs nach der Schule ja selbst etwas dazu extra anbieten.

    • @Janix:

      Der Widerstand speiste sich aus Menschlichkeit. Richtig ist andersherum, dass man teilweise auch in den Kirchen menschliches Verhalten gefunden hat.

      • @Christian Clauser:

        Schauen Sie mal genauer, aus welchen Quellen diese Vorstellung von "Menschlichkeit" kulturgeschichtlich stammt (und bedenken dabei, dass die Kulturgeschichte nicht erst mit der Aufklärung begann). Da kommen Sie nur dann an religiösen, insbesondere christlichen, Quellen vorbei, wenn Sie das Konzept als direkt vom Himmel gefallen interpretieren. Das wäre aber auch nicht gerade unreligiös...

        • @Normalo:

          Wenn es so wäre, was würde das beweisen? Wenn irgendein Hempel vor 80 Jahren mal viele Arbeitsplätze geschaffen hat, muss ich dem in 2000 Jahren dankbar dafür sein? Ein für damalige Verhältnisse teilweise funktionales Konzept macht noch kein ethisch angemessenes Gesamtkonzept.

          Und das Ganze an "insbesondere christlichen Quellen" festzumachen, ist schon sehr ... christozentrisch? "Gott" sei dank wurde das Christentum erfunden, sonst wären die Menschen alle gemein? Die Konzepte von Rücksicht, Nächstenliebe, Vergebung etc. sind aus unterschiedlichen Gründen überall auf der Welt "erfunden" worden - unter anderem deshalb, weil die Empathie mit Spiegelneuronen evolutionäre Vorteile geboten hat. Dafür mag man einen göttlichen Grund in Erwägung ziehen, aber es gibt drölfunddrölfzig andere Erklärungen, also können sich die Gläubigen mal schön einreihen in die argumentative Warteschlange und ihren imaginären Freunden - an die ganz zufällig auch noch Tradition und Macht geknüpft sind - zu Hause huldigen, statt zur Verdummung beizutragen.

      • @Christian Clauser:

        "menschlich" scheint mir ein unterkomplexes Wort hier.



        Menschlich ist jede und jeder.



        Ich meine schon eine gefestigte andere Haltung, ein Verweigern der weltlichen Macht gegenüber. Das kann aus Liebe, Tradition, Transzendenzglauben, ... gespeist sein. Gottes Gebote zu befolgen, nicht die der Menschen, um die Bibel zu paraphrasieren, kann ein Weg sein.

        Muss nicht, es gab schließlich auch die "Deutschen Christen".



        Es gab und gibt nicht nur "die Kirche", nebenbei, sondern mindestens zwei große.

        • @Janix:

          Ich hoffte, "menschlich" wäre leicht verständlich. Wie wäre stattdessen "empathisch"?

          Wir müssen ja nicht eine riesige Definitionsdebatte starten, wenn wir im Kern wissen, was gemeint ist. Als Antwort auf den Ursprungskommentar war lediglich wichtig, dass es ein säkularer Begriff ist.

    • @Janix:

      Die Kirche hatte mit Hitler einen Burgfrieden geschlossen. Bedeutet: sie hat zum Holocaust - von dem sie von Anfang an wusste - geschwiegen! Und die sogenannte Christlich-demokratische CDU benutzt ihre "Werte" dazu, alle Menschen, die ihrem Weltbild nicht entsprechen, zu diskriminieren. Religion bedeutet Machtmissbrauch. Schlimm genug, dass wir politische Ideologien haben, die das praktizieren. Da braucht's nicht auch abergläubischen Mist. Säkularisation sollte genau das sein: Religion hat nichts in Politik und öffentlichen Schulen zu suchen.

      • @Minelle:

        Religion bedeutet nicht per se Machtmissbrauch, aber sie ist natürlich aufgrund der existentiellen Thematik sehr anfällig dafür, dass bestimmte Tätertypen aktiv werden und die geeigneten ideologischen Mittel anwenden können und dass bei einem starken Wahrheitsbegriff absolute und zum Teil totalitäre Konzepte vertreten werden, die unterdrückerisch sind. Aber gerade zur Verhinderung von »abgergläubischem Mist«, wie hier polemisch eine echte Gefahr beschrieben wird, ist eine wissenschaftliche Theologie und eine auf wissenschaftlicher Theologie aufbauende Religionslehrer:innenausbildung so wichtig. Besonders deshalb muss dem Staat und der Gesellschaft der staatlich kontrollierte (Qualitätssicherung!) Religionsunterricht an der Schule so wichtig sein. Das dürfen wir nicht ausschließlich den weltanschaulichen Institutionen überlassen. Gerade auf katholischer Seite ist das besonders prekär, da der Vatikan(staat) quasi als Dachorganisation der deutschen katholischen Kirche meines Wissens die Menschenrechtscharta der UNO bis heute nicht unterschrieben hat.

  • Ich verstehe bis heute nicht, was Religionsunterricht überhaupt in der Schule zu suchen hat. Religion ist privatsache und sollte in öffentlichen Schulen - außer vielleicht im Ethik-, Geschichts- oder Politikunterricht - keinen Raum haben. Es gäbe so viel Wichtigeres für unsere Kinder zu lernen!

    • @RosaProsa:

      Ich habe einen großen Teil meines Grundwissens über das Judentum, den Islam und den Hinduismus im evangelischen Religionsunterricht erworben.

      Von der Tatsache, dass man Kunst, Kultur und Geschichte nicht nur des Westens nur durch Kenntnis des Christentums versteht, mal ganz abgesehen.

      Etwas, was so fundamental prägend für unsere Kultur ist, kann nicht einfach nur Privatsache sein.

      Sie würden ja wohl auch nicht erwarten, Indiens Kultur ohne Kenntnis von Hinduismus und Islam zu verstehen.

    • @RosaProsa:

      Prinzipiell richtig, durch konfessions-übergreifenden Religionsunterricht soll aber verhindert werden, dass Kinder zuhause mit falschen Religionsbildern indoktriniert werden. Der (neutrale) Religionsunterricht an den Schulen stellt verschiedene Religionen nebeneinander und lehrt ihre Grundlagen, die Gemeinsamkeiten aber auch die Unterschiede, ohne dabei eine bestimmte Gemeinschaft auf- und die anderen abzuwerten.

  • Der Erfolg des Religionsunterrichts besteht unter anderem darin, dass die, die ihn genossen haben, zum großen Teil später aus der Kirche austreten. Jedes Unternehmen, das so arbeiten würde, wäre schon längst bankrott. Aber dank der staatlichen Subventionen, die jeder andersgläubige Steuerzahler mitfinanzieren muss, bleibt der Betrieb am Laufen ...

  • Wer Kirchenasyl gut findet, kann Religionsunterricht nicht schlecht finden.

    • @Suryo:

      Ist das so?



      Ich finde Asyl generell gut und schade, dass eine solche Regelung den Kirchen vorbehalten ist. In einer Notsituation würde ich aber auch was zu Essen von _Bernd_ Höcke annehmen, ohne dass ich mir gleich Doppelmoral vorwerfen lassen müsste.

      • @Christian Clauser:

        Kirchenasyl ist rein religiös begründet. Die Kirche als sakraler Ort, der nicht vom Staat entweiht werden darf.

        Wenn’s darum geht, verteidigen Leute, denen beim Thema Tanzverbot der Kragen platzt, plötzlich eindeutig vormoderne, voraufklärerische Institutionen. Das Kirchenasyl ist ja nicht mal speziell christlich, sondern geht auf die Antike zurück. Ein Straftäter stellt sich unter den Schutz einer Gottheit und bleibt dem Zugriff säkularer Autoritäten entzogen.

        • @Suryo:

          Wie gesagt, in existentieller Not kooperiere ich selbstverständlich auch mit Leuten, die unterkomplexe Erklärungen für die Existenz bieten. Wenn sie Macht haben - aus welchen dummen Gründen auch immer - bin ich bereit, diese für mich oder andere zu nutzen, wenn dadurch großes Leid verhindert werden kann.

          Ist das optimal? Nein.