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Regierungskrise in Sachsen-AnhaltDie AfD lacht sich ins Fäustchen

Die Krise der Keniakoalition in Sachsen-Anhalt gefällt den radikal Rechten. Die CDU ist jetzt dort, wo die AfD sie am liebsten hat: in der Klemme.

Ministerpräsident Reiner Haseloff (l.) und AfD-Fraktionsvorsitzender Oliver Kirchner (r.) Foto: Christian Schroedter/imago

Berlin taz | Oliver Kirchner macht keinen Hehl daraus, dass ihm die aktuelle Situation gefällt. „Wir haben der CDU angeboten, gemeinsam mit ihr die Gebührenerhöhung zu verhindern“, sagt der AfD-Fraktionschef im sachsen-anhaltischen Landtag am Telefon. Und natürlich erwarte man von der CDU, dass sie zu ihren Aussagen stehe.

Kirchners Angebot an die Christdemokraten ist toxisch. Denn natürlich weiß er um die problematische Lage der CDU. Wenn sie gemeinsam mit der AfD gegen einen höheren Rundfunkbeitrag stimmt, blockiert sie diesen nicht nur.

Die CDU würde der AfD damit auch zu einem symbolträchtigen Erfolg bei einem ihrer Kernthemen verhelfen: der Schwächung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Die Brandmauer zu den radikal Rechten würde weiter zerbröseln. Und die Kenia-Koalition vermutlich platzen. Doch um der Gebührenerhöhung zuzustimmen, dafür hat sich die CDU seit Langem zu sehr festgelegt.

Die CDU steckt also in der Klemme – genau dort, wo die AfD sie haben will. Deren Ziel ist es, die Christdemokraten weichzukochen. „Wir wären die letzten, die eine Minderheitsregierung ablehnen“, sagt denn auch Kirchner am Telefon. Natürlich müssten die Bedingungen für eine Tolerierung stimmen. Aber dann könne er sich auch vorstellen, zunächst bis zur regulären Landtagswahl im kommenden Juni eine Minderheitsregierung der CDU zu tolerieren.

Vielleicht muss man das Ganze als verzweifelten Vorwahlkampf der CDU verbuchen

Die Kenia-Koalition, die einst als Bollwerk gegen rechts zusammenfand, war von Beginn an fragil, die Unzufriedenheit in der CDU ist groß. Ein Teil der Christdemokraten ist durchaus anfällig für die autoritäre Versuchung: Im August 2017 stimmten Teile der CDU-Fraktion für einen AfD-Antrag, eine Enquete-Kommission zum Thema Linksextremismus einzusetzen.

Im Sommer 2019 forderten die beiden stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden, „das Soziale mit dem Nationalen zu versöhnen“ und Koalitionen mit der AfD nicht grundsätzlich auszuschließen. Ende 2019 versuchte CDU-Innenminister Holger Stahlknecht, den Populisten Rainer Wendt, einen extrem umstrittenen Polizeigewerkschafter, zum Staatssekretär zu machen.

Kein Wunder also, dass die strategischen Köpfe in der AfD Sachsen-Anhalt schon lange im Blick haben. Wenn es irgendwo mit einer Regierungsbeteiligung klappen könnte, dann am ehesten in Magdeburg, hatte Bundestagsfraktionschef Alexander Gauland schon vor Monaten gesagt, als die ganze Republik noch auf Thüringen starrte.

Anders als dort hat die AfD in Sachsen-Anhalt ihren bundesweit bekannten, extrem rechten Frontmann 2018 abgeräumt: André Poggenburg, der die Landespartei im März 2016 zu einem Wahlerfolg mit 24,3 Prozent geführt hatte. Das Zerwürfnis aber lag nicht an inhaltlichen Differenzen. Als seinen Nachfolger als Fraktionschef schlug Poggenburg damals Kirchner vor, wie er ein „Flügel“-Mann. Nach wie vor ist die Magdeburger Fraktion fest in der Hand jener offiziell aufgelösten Strömung, die der Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft hat. Auch gilt die Fraktion als eine der radikalsten bundesweit.

Das liegt an Kirchner, der in den Gutachten des Verfassungsschutzes erwähnt wird, aber auch an Abgeordneten wie Jan Wenzel Schmidt, Chef der AfD-Nachwuchsorganisation Junge Alternative im Land, der mit der rechtsextremen Identitären Bewegung (IB) verbandelt ist und sich nicht scheute, einen Ex-NPDler zu beschäftigen.

Die Radikalsten der Radikalen

Oder Hans-Thomas Tillschneider, Islamwissenschaftler von der Uni Bayreuth, einer der Schlüsselfiguren des „Flügels“ und Strippenzieher der Neuen Rechten. Tillschneider, der im ehemaligen Haus der IB in Halle ein Büro betrieb, hat auch gute Kontakte zum Institut für Staatspolitik und zur Bewegung „Ein Prozent“. Er ist einer der Abgeordneten, die auch persönlich vom Verfassungsschutz beobachtet werden.

Für die AfD im Landtag sitztauch Robert Fahrle, der Parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion. Fahrle kommt aus dem Ruhrgebiet, 17 Jahre war er in der DKP, er hat hauptamtlich für die Partei gearbeitet. Von Erneuerung soll er nicht viel gehalten haben. Im Landtag sorgte er zuletzt mit einer Rede für Wirbel, in der er Corona als eine Art weltweiter Verschwörungsplan darstellte. Corona sei erfunden worden, um US-Präsident Trump loszuwerden, rief Farle in den Saal. Und in Sachsen-Anhalt werde in der Krise mit Hilfe einer Pflicht zur Briefwahl ein großer „Wahlbetrug“ vorbereitet.

Am Freitag wird man einen Teil der Herren in der Altmark im Norden Sachsen-Anhalts antreffen. Die Partei mobilisiert dort unter dem Motto „Die Coronadiktatur beenden!“ zu einer Demonstration. Als Redner sind neben dem Landeschef Martin Reichardt, der auch Bundestagsabgeordneter ist, unter anderem Kirchner und Tillschneider angekündigt.

Die beiden gingen auch auf dem Bundesparteitag der AfD am vergangenen Wochenende Bundesparteichef Jörg Meuthen hart an, nachdem dieser unter anderem den Ausdruck „Coronadiktatur“ kritisiert hatte, und auch, dass Teile der Partei zu wenig Distanz zu der Querdenker-Bewegunghätten. Meuthen betreibe ein „Zerstörungswerk“, kritisierte Tillschneider lautstark und warf dem AfD-Chef vor, an den schlechten Umfragewerten Schuld zu sein.

Dass die CDU mit dieser Truppe wirklich zusammengeht, kann man sich kaum vorstellen. Vielleicht also muss man das Ganze als verzweifelten Vorwahlkampf verbuchen, in dem die CDU einen Teil der Stimmen, die sie 2016 an die AfD verlor, im kommenden Jahr zurückholen will. Ob dieser Plan aufgeht? Umfragen deuten darauf hin, dass die Lage nach der Landtagswahl genauso vertrackt sein könnte wie jetzt.

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52 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • 8G
    82286 (Profil gelöscht)

    Warum eigentlich erklärt die TAZ der Afd, daß sie sich ins Fäustchen lassen darf? Oder haben wir es bei denen wirklich nur mit total ausgebufften Strategen zu tun?



    Der Bundesparteitag hat uns doch gezeigt: das sind keine Strategen. Ich schätze mal 90% von denen sind mehr oder weniger nur auf Krawall gebürstet.

  • Warum tun sich die Abgeordneten des Landtags so schwer?



    Eine Auftragsstudie der ARD hat doch ergeben, dass die Gebührenzahler mehrheitlich mehr zahlen möchten.

    "In Sachsen-Anhalt ist eine knappe Mehrheit der Menschen dafür, dass der Landtag einer Anpassung des Rundfunkbeitrags zustimmt. Das zeigt eine repräsentative Studie des Meinungsforschungsinstituts dimap, die die ARD in Auftrag gegeben hat. Demnach sagen 54 Prozent, der Landtag solle der Erhöhung des Rundfunkbeitrags um 86 Cent auf monatlich 18,36 Euro zustimmen. 44 Prozent lehnen das ab."

    "www.mdr.de/sachsen...nkbeitrag-100.html"

    • @Müller Ursula:

      Ja, schon echt schlimm, dass die Politik so wenig auf die Experten hört. So ergab etwa eine Studie der Stiftung Marktwirtschaft schon 2004, dass der derzeitige Kündigungsschutz dringend reformbedürftig ist und 'abbedingbar' sein sollte, ist ja schließlich ein Eingriff in die Vertragsfreiheit. Und das ifo-Institut fand heraus, dass E-Autos klimaschädlicher sind als Dieselfahrzeuge und die Emissionsvorgaben der EU sowieso „ingenieurtechnisch unrealistisch“ seien.



      Nur zwei traurige Beispiele dafür wie die Politik immer wieder 'wissenschaftliche' Ergebnisse ignoriert.



      www.stiftung-markt...ngsschutz_2004.pdf



      www.heise.de/autos...stoss-4401639.html

  • Immer dieses Ausspielen von öffentlich-rechtlichen gegen das private Fernseher und ihrer Zuschauer. Dabei geht vollkommen unter, dass es eine wachsende Zahl von Leuten gibt, die überhaupt kein Fernsehen mehr gucken. Ich habe seit 2011 keinen TV-Anschluss mehr und ich gucke es auch nicht online. Und wie ich bei den Kids im Bekanntenkreis so beobachte, ist das Phänomen unter jungen Leuten noch sehr viel verbreiteter als in meiner Generation. Nur noch Netflix und Amazon. Und da können se alle einpacken, egal ob privat oder ör.

  • Achso und das übrigens zum Kontext - "Was ist der öffentlich rechtliche Rundfunk wert"

    Das erfolgreichste YouTube-Video in Deutschland 2020 ist eine Produktion des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

    Von einer Wissenschaftlerin produziert und moderiert, die so aussieht das manche sie nicht für eine Deutsche halten. Bevorzugt in dem Milieu welches von "Staatsfunk" und "Zwangsgebühren" schwadroniert.



    www.tagesspiegel.d...itze/26684182.html

  • Allen die gegen die Öffentlich Rechtlichen wettern, würde ich mal empfehlen, dieselbigen einfach mal zu ansehen. Solch eine Vielfalt an Themen, Meinungen, Wissen und Unterhaltung ist wohl ziemlich einzigartig in der Welt. Wer die ÖR für Staatsrundfunk hält, der kennt sie entweder nicht oder sieht nur das, was er sehen will...

    • @Nobodys Hero:

      Ich schaue gerne Öffis aber der Beitrag ist definitiv nicht gerechtfertigt. Wenn alles nur für Nachrichten, Dokus, Reportagen und meinetwegen Polit-Talk ausgegeben wird sehr gerne... aber Olympia, WM, Tatort, etc. fressen doch mehr als 90% der Einnahmen.

      • @Blobby Volley:

        Ausser Tatort schau ich von dem von dir aufgezählten auch nichts. Aber Geschmäcker sind halt verschieden...

  • Eine schöne Beschreibung der politischen Akteure am rechten Rand.



    Aber was hat das mit dem ÖRR zu tun? Richtig, nichts.

  • 6G
    65522 (Profil gelöscht)

    Warum der Rundfunk Beitragszahler für Renten und Pensionen gegenwärtiger und ehemaliger Personen im Propagandawesen aufkommen soll, die dann gegebenenfalls unter fast sozialistichen Arbeitsbedingungen die Speerspitze der Demokratie öffentlich abbilden erschließt sich mir nicht.

    • @65522 (Profil gelöscht):

      Ach Gottchen D.H. - "Sozialismus" - den Sie wie in Ihrem Milieu üblich als Synonym für "Verbrechen", "Kriminalität" benutzen, ist nun wirklich etwas anders, als das Pensionssystem des ÖRR.



      Sie sollten ehrlich sein oder sich entscheiden: Wollen Sie an einer konstruktiven Kritik des ÖRR teilnehmen, oder im Interesse von rechtsautoritären, wirtschaftsliberalen Antidemokraten dafür sorgen, das kein Medium überhaupt noch fragen kann, wie ein Mann wie Victor Orban mit dem vergleichsweise bescheidenen Gehalt eines Ministerpräsidenten Millionär werden konnte.



      Wäre ich Orban, würde ich auch dafür sorgen das keine Presse, noch ein Verbreitungsmedium die Frage überhaupt noch aufwerfen kann.

      Also sagen Sie mal an D.H. - was haben Sie denn anzubieten was erstrebens- oder lebenswert wäre.



      Ich erkenne da bei Ihnen null, nada, nothing, nichts.

      Da ist mir der reformbedürftige ÖRR noch tausendmal lieber.

      • 6G
        65522 (Profil gelöscht)
        @Martinxyz:

        siehe



        de.wikipedia.org/wiki/Propaganda :



        Propaganda in der Bundesrepublik Deutschland während des Kalten Kriegs

        Wer Pensionen bezieht hat ziemlich lange durchgehalten. Es soll Jobs geben da ist das nicht so und Rentenbeiträge zahlt eigentlich jeder Arbeitnehmer, übrigens auch private Rentenversicherungen selbst.

    • @65522 (Profil gelöscht):

      Sie werden im Netz gute und leicht verständliche Quellen finden die den Unterschied zwischen Staatsfunk und einem öffentlich-rechtlichem System erklären. Informieren sie sich, dann werden sie auch verstehen warum ihr Propagandavorwurf nicht im Geringsten substantiiert ist.

      • 6G
        65522 (Profil gelöscht)
        @Ingo Bernable:

        Wie haben Sie vor dem Einloggen die Hürde ich bin kein Roboter überwunden ?



        Wenn ja, wissen Sie, sozialistische Bedingungen meinten nicht den ÖRR sondern Menschen die in einer Blase ein schönes Arbeitsleben mit Vollversorgung führen können, und das nicht schlecht. Sozialistisch ist daran höchstens, jeder zahlt das gleiche, unabhängig vom Einkommen.



        Da ist der Preis je nach Einkommen entweder sozialistisch oder kapitalistisch.



        Wenn Sie hier über Staatsfunk schwadronieren haben Sie in mir die falsche Zielgruppe erwischt.

        • @65522 (Profil gelöscht):

          "Also sagen Sie mal an D.H. - was haben Sie denn anzubieten was erstrebens- oder lebenswert wäre."

          Ihr Gepoltere kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Sie die Frage nicht beantwortet haben.

  • "Dass die CDU mit dieser Truppe wirklich zusammengeht, kann man sich kaum vorstellen. Vielleicht also muss man das Ganze als verzweifelten Vorwahlkampf verbuchen, "

    Ach so keine Zusammenarbeit, nur Wahlkampf.



    Ironie off.



    Das deprimierende ist das wir glaube ich wirklich so denken.

  • „Wer zuletzt lacht, lacht am besten.“ (Oma)

  • Bin mal gespannt was die CDU tut wenn im Januar wieder die Krankenkassen die Beiträge erhöhen... also ich kann mich nicht erinnern wo das mal unter 200€ p.a. war.

    Ist ja nicht so das unsere Medikamente nicht die teuersten sind (wie sagte Rösler mal: muss so sein, die Pharmaindustrie braucht einen Leitmarkt mit hohen Preisen...) oder unsere MRSA bekämpfung: teuer und ineffektiv. Andere machen Quarantänestationen: sinkende Fallzahlen, stabile Kosten

    Aber nein! bei einem Euro - EINEM! - für den ÖR, der wirklich gut ist, Da machen die Rechten (including CxU) ein Geschiß. Realversager!

    • @danny schneider:

      Der ÖR ist alles andere als "gut" und jetzt schon viel zu teuer.

  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    Das Problem ist doch ganz eindeutig: die CDU ist in Sachsen-Anhalt inhaltlich nah an der AfD dran, war es vermutlich schon immer. Jetzt ist die AfD im Parlament und man merkt es auch.

    • @970 (Profil gelöscht):

      Stimmt.

  • "Die CDU würde der AfD damit auch zu einem symbolträchtigen Erfolg bei einem ihrer Kernthemen verhelfen: der Schwächung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks." Diese Behauptung ist schon einmal falsch. Man sollte sich einmal vor Augen führen, dass 65 Prozent der eingenommenen Zwangsgebühren für Personalkosten und Pensionszusagen aufgewendet werden...und die sind recht üppig. Das wird vom ÖR in der Öffentlichkeit jedoch nicht thematisiert. Selbst wenn man diese Posten unangetastet liesse, gibt es Einsparpotential an vielen Stellen. Das sollte bei objektiver Betrachtung doch fast allen bewusst sein.

    • @Winfried Arwers:

      Das ist falsch Herr Arwers. Die von Ihnen aufgeworfenen Fragen werden sehr wohl seit genau genommen Jahrzehnten diskutiert. Nur werden sie mit einer politischen Agenda vermischt, die in Wahrheit den öffentlich-rechtlichen Rundfunk letztlich im Sinne von Berlusconi-, Murdoch- Orban-Medien zerschlagen wollen: Wer bezahlt bestimmt Nachrichtenwert, Bewertung, Interpretation und letztlich wessen Interessen kommuniziert werden.



      Richtig: Es sind Pensionsansprüche zu diskutieren, wie in anderen Bereichen öffentlich-rechtlicher oder öffentlicher Berufsstände - also Beamten - auch.



      Hier zeigt sich nämlich die Vorstellung einer fairen Rente, wie sie dann oftmals für den Rest der Bevölkerung als überhöht und anmassend kommuniziert und quasi von diesen Leuten durchgesetzt werden. Oder als Normalität der Durchschnittsbevölkerung angenommen wird. Obwohl es eben gar nicht so ist. Der Durchschnitt erlöst nicht 3000 Euro netto im Monat. Das aber ist seit Jahrzehnten in allem vorherrschende Politik.



      Das hat aber mit der Rolle, Funktion, Notwendig- und Richtigkeit eines öffentlich-rechtlichen Rundfunk nichts zu tun.



      Was man nun in Sachsen-Anhalt sehr gut sehen kann: Verlass dich niemals auf konservativ-wirtschaftsliberale, tendenziell autoritär disponierte Kreise. Kommt es darauf an, verraten sie die Demokratie und ihre Institutionen im Zweifelsfall für ein paar Cent.



      Der CDU Sachsen-Anahlt steht es frei eine seriöse, fundierte, sachliche und auch scharfe Kritik am ÖRR zu üben.



      Tatsächlich ist sie aber in der Folge nun an der wichtigsten Agenda antidemokratischer Kräfte im Land beteiligt: Die destruktiv-unsachliche Delegitimierung seriöser öffentlicher Medien. Diese Folge steht nicht zur freien Interpretation des einzelnen CDU-Abgeordneten im Dorf Sachsen-Anhalt.



      Er kann nicht das eine tun, für das andere aber nicht verantwortlich sein wollen. Nennt man Politik. Das ist eben nicht mal sone Meinung, ohne deren Folgen verantworten zu wollen.

  • Keine demokratische Partei sollte ihr Abstimmungsverhalten davon abhängig machen, wie die AFD stimmen wird. Ein solches Verhalten wäre toxisch für die Demokratie.

    Die Koalitionäre haben sich bei Eintritt der Koalition festgelegt und es ist kein Grund ersichtlich, jetzt davon abzuweichen.

    Standhafte Demokraten sollten sich von der AFD nicht treiben lassen, selbst wenn es dabei nur um 86 Cent geht.

  • Und das alles wegen 86 Cent. Man fasst sich an den Kopf.

    • @snowgoose:

      Naja, oder einer Erhöhung um 5% bzw. 400 Millionen pro Jahr! Macht auch 4 Mrd. In dem nächsten 10 Jahren.

      Würden SPD und Grüne sich auch an den Koalitionsvertrag halten und eine Beitragserhöhung ablehnen, wäre die Optik auch nicht so gestört und die AfD würde nicht die Agenda bestimmen.

      • @Clara Kreuzer:

        Hmm. Wenn ich in Supermarkt gehe, oder etwas bei einer größeren Kette einkaufe, oder Auto oder Computer, dann bezahle ich die zum Teil völlig sinnbefreiten dummen Prollsendungen und die schlechten „Journalisten“ der Privatsender mit. Ha und ich wette, dieser ungefragte Werbeoverhead kostet mich mehr als 60 Euro im Quartal. Und diese schlechten Sender werden immer mehr. Ohne dass ich gefragt werde.

        • @sachmah:

          Aber die ÖRR nehmen ja auch etwa eine Milliarde mit Werbung ein. Und nu ? Da zahle ich ja dann sogar doppelt! Kurioserweise muss ich die Gebühr für meine Erst- und meine Zweitwohnung sowie meine Arbeitstätte bezahlen, obwohl ich ja immer nur an einem Ort Fernsehen könnte (habe an keinem der Orte einen Fernseher). Jetzt zahle ich sogar vierfach!

          • @Clara Kreuzer:

            Fahre ich mit einem Mietwagen, zahlt der Vermieter übrigens für jedes Auto auch nochmal!

        • @sachmah:

          Schon wieder diese Behauptung.. zum einen zwingt Sie niemand dazu beworbene Produkte zu kaufen, zum anderen garantierte ich Ihnen, dass die"schlechten" Sender effizienter mit ihren (wesentlich schmaleren) Mitteln umgehen als die öffentlich-rechtlichen.

          • @Silvestris:

            Ach. Durch was fallen die privaten auf? Sicher nicht durch fundierten investigativen Journalismus, durch ein Reporternetz weltweit, auch nicht durch gute Wissenschaftssendungen. Ja früher war Galileo nicht schlecht mit Aiman Abdallah. Aber lange ist her. Heute kommen die größten Trucks der Welt, Hitler und die Hunde, Panzer und Benzbaracke. Dazu noch Bachelor(ette).



            Sorry falls es elitär klingt, aber die Leute, die das nicht nur schauen um sich nach langer Arbeit abends wegzudröhnen, - naja lassen wir das.

    • @snowgoose:

      ich bin überzeugte große anhängerin des ÖRR!!! es gibt tolle programme (z.B. deutschlandfunk und die 3. programme, auch ard und zdf). allerdings: die auswüchse der bezahlung im ÖRR und auch einiger angebote (wie immer die gleichen pappnasen in talk shows etc.) sind nicht mehr zu rechtfertigen und auch nicht zeitgemäß. das muss dringend reformiert werden, so dass es mehr vielfalt gibt und auch junge menschen wieder ÖRR schätzen lernen.

      ich bin sehr froh, dass die CDU das thema kosten in die medien gebracht hat. NUR: warum wird eig. nur über das problem mit der AFD diskutiert??? es geht m.E. um mehr als 86 Cent.

      mir fehlt hier der andere teil der diskussion!

  • Es geht um 86 Cent. 86!



    Wenn ein Bürger droht, deswegen die AfD zu wählen, nur deswegen, dann ist er so jenseits von gut und böse dass er nicht wählen sollte. CDU, AfD, Sachsen (-Anhalt), ich will nichts mehr von denen hören.

  • Warum die CDU gegen eine Gebührenerhöhung stimmen möchte, finde ich in diesem Artikel leider nicht. Vielleicht gibt es ja dafür gute Gründe, die denen, die die Gebühren erhöhen möchten, nicht gefallen und deshalb wird das Ganze als Pakt mit der AfD aufgebauscht. Nur so ein Gedanke.

    • @Ludowig:

      Wer gegen den Vorschlag der unabhängigen Kommission zur Festlegung der Gebühren (KEF) stimmt, möchte selbst entscheiden, wieviel Geld der ÖR bekommt und was gesendet wird. Das ist aber ein Holzweg, ich will weiter einen unabhängigen Rundfunk, keinen von Gnaden der Politik!

    • @Ludowig:

      "Warum die CDU gegen eine Gebührenerhöhung stimmen möchte, finde ich in diesem Artikel leider nicht"

      Im Prinzip Symbolpolitik. Man hat eine willkürliche, sinnfreie rote Linie definiert (keine Erhöhung nirgendwo, nicht mal Inflations/Teuerungsausgleich) und will das jetzt am Thema ÖR Medienwirksam demonstrieren.

    • @Ludowig:

      Der Grund, der auf Nachfragen immer wieder genannt wird, ist ein eher unlustiger Beitrag, dessen Inhalt eben die Leute ganz furchtbar kränkt, die nicht müde werden zu behaupten Nazichatgruppen mit ganz anderen Inhalten wären in der Polizei so selten, dass es gar nicht lohnt sich mit ihnen zu beschäftigen. Da diese Begründung nicht zulässig ist, da sie einer Zensur gleich käme, schiebt man stets noch ein „und viele andere Gründe“ hinterher, ohne diese je zu nennen. Ausserdem steht noch irgendwas dazu im Koalitionsvertrag. Nun ist es so, dass sich in Magdeburg zwei getroffen haben, die in einer derartigen Disziplinierung der Öffentlich rechtlichen keinesfalls ein Problem sehen. Die AFD, die nicht müde wird ihr altes Lied von der Meinungsfreiheit zu jammern, um damit Zensur zu rechtfertigen, und die CDU, die glaubt, Nazis werden weniger, wenn man sich nur genug an sie heranwanzt.

  • Warum kann man sich das von der CDU Sachsen-Anhalt kaum vorstellen?



    Michael Kretschmer CDU Sachsen hat sich nicht öffentlich mit "Corona-Rebellen" getroffen. Sämtliche Behörden haben Mitarbeiter, die dem Rechtsextremismus aktiv zuarbeiten.

  • Die Logik, daß Demokraten immer für das stimmen müssen, wofür die AFD nicht stimmt, und umgekehrt, ist unhaltbar. Damit würde man der AFD ja die Möglichkeit in die Hand geben, die ganze Demokratie vor sich herzutreiben.

    Was, wenn die AFD für die Zulassung des Corona-Impfstoffs ist? Muß ich als Demokrat dann automatisch dagegen sein? Das ist Unsinn. Man hätte das Thema niemals so aufbauschen dürfen. Die Medien sind es, die damit PR für die AFD machen. Jeder Abgeordnete soll nach seinem Gewissen entscheiden - und gut ist.

    Die Frage, wie man zum Rundfunkbeitrag steht, ist kein Lackmustest für Demokraten. Die Medien machen sie dazu - aus durchsichtigem Eigeninteresse. Jeder dieser Artikel ist Munition für die AFD.

    • @kditd:

      Politik übersteigt die Fähigkeiten eines Twittwertextes, eines Auftritts bei YouTube, Facebook und Instagram - kurz und oldschool ausgedrückt - sie übersteigt, was blosse Marketingparolen ja gezielt wollen: Das man nicht drüber nachdenkt keine "Erfrischung" oder gar ein "Lebensgefühl" zu erhalten. Sondern bloss ziemlich viel Wasser, ziemlich viel Zucker, etwas Aroma und Farbstoff und dazu Kohlensäure. Genannt Cola.

      Meint: Wie sehr sich der Dorfpolitiker der CDU im Lande Sachsen-Anhalt auch bemüht. Er entscheidet gerade eben über mehr, als bloß über ein paar Cent Gebührenerhöhung. Da kann er sich auf den Kopf stellen, mit den Füsschen aufstampfen, oder auf den Boden werfen und mit den Fäustchen trommeln: Er allein bestimmt die politisch-gesellschaftliche Diskussion nicht. Er hat nicht die absolute Macht über die Folgen seiner Dorfplatz-Entscheidungen. Er kann nicht verhindern aktuell in einer Reihe mit denjenigen zu stehen, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk keineswegs verbessern, gemeinsinniger, wertvoller und leistungsfähiger machen wollen. Sie wollen ihn zerstören, weil das Grundlage, Basis ihres Machtanspruches und der angezielten Machtausübung ist.



      Ich wundere mich immer über die Vermessenheit - um es nicht Bösartigkeit zu nennen - mit der sich Kreise der bürgerlich-konservativ-wirtschaftsliberalen Milieus weigern, die Folgen ihrer Haltungen in anderen Ländern der Welt zu Kenntnis zu nehmen. Sie haben keinerlei Vorschlag noch gar einen Beweis vorzuweisen, der ihre Agenda eines zusammen gesparten ÖRR als die bessere Grundlage beschriebe. Wohlweislich sprechen diese Kreise nicht wirklich über die Reformierung der gesellschaftlichen Kontrolle, Transparenz und kritischen Begleitung, also zum Beispiel über das System "Rundfunkrat" Denn das brächte ihr Proporz- und Deutungshoheit-denken in Gefahr. Die Positionen die sie darin und derzeit besetzen können.

    • @kditd:

      "Die Logik, daß Demokraten immer für das stimmen müssen, wofür die AFD nicht stimmt, und umgekehrt, ist unhaltbar."

      Nein, aber Demokraten stimmen nicht mit der AFD wenn diese nur so andere Demokraten blockieren können. So lange man eine Demokratische Mehrheit hat kann man ruhig mit der AFD stimmen wenn die zufällig der gleichen Meinung sein sollten.

      • @danny schneider:

        Diese Einstellung ist doch Nonsens. Es geht doch darum das eine Partei zu ihren Wahlaussagen bzw. beschlossenem Programm stehen muss, auch dann, wenn diese zufällig in einzelnen Punkten mit denen der AfD deckungsgleich ist. Sich deswegen einer solchen Abstimmung zu entziehen bzw. gegen die eigenen Positionen zu stimmen, nur um der AfD keine Machtposition zuzugestehen, hat mit Demokratie und Wählerwillen nichts mehr zu tun.

        • @Tom Tailor:

          Es wurde schon mehrfach in den Medien klar gestellt das die CDU in Sachsen-Anhalt bei anderen Themen nicht so penibel war...

          Und müssen muss man nur sterben und - wie jedem Wähler klar ist - in einer Demokratie in einer Koalition Kompromisse eingehen.Und die Rechten haben doch schon gewonnen. Die GEZ Erhöhung ist schon weit unter dem empfohlenen, weit unter dem Benötigten. Die CDU in Sachsen-Anhalt entscheidet doch nur zw. großem Schaden und maximalen Schaden. Das ist doch nicht demokratisch? So agieren nur Staatsfeinde.

          "hat mit Demokratie und Wählerwillen nichts mehr zu tun" --> Schon gemerkt das die CDU keine Mehrheit hat?

          • @danny schneider:

            Selbst wenn eine Partei keine Mehrheit hat, so wurde sie doch aufgrund bestimmter Inhalte gewählt. Diese Wählerstimmen gilt es weiterhin zu vertreten, auch wenn dafür mit "alternativen" Parteien abgestimmt werden muss. Zum Thema GEZ-Erhöhung: diese ist nicht nur überflüssig, der Beitrag ist auch jetzt schon viel zu hoch. Anstatt immer neuen Vorschlägen bzgl. eines "Finanzierungsbedarfs" Folge zu leisten, sollte das Konzept ÖR als Ganzes auf den Prüfstand gestellt werden. Einsparmöglichkeiten gibt es dort nämlich mehr als genug.

  • "Ein Teil der Christdemokraten ist durchaus anfällig für die autoritäre Versuchung: Im August 2017 stimmten Teile der CDU-Fraktion für einen AfD-Antrag, eine Enquete-Kommission zum Thema Linksextremismus einzusetzen."

    Nun, im Gegensatz zur Linksfraktion, die stimmt mitunter geschlossen mit der AfD. Da wurde hier nicht eine Silbe zu verloren.



    Funfact: Die Linke war ursprünglich auch gegen eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags, jetzt will man davon augenscheinlich nichts mehr wissen.

    www.mdr.de/sachsen...koalition-100.html

    • @Phili:

      Ja das ist Richtig. Und Politik ist eben nicht immer so vordergründig wie Sie glauben, oder glauben machen wollen.

      Als Linker sollte man und muss man konstruktiv und durchaus scharf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk im Ist-Zustand kritisieren.



      Dazu gehört selbstverständlich auch die Gebührenfrage, die viel zu wenig gerecht und sozial beantwortet ist.



      Zum Beispiel sollten finanziell prekäre Menschen nicht nur dann von den Rundfunkgebühren befreit sein, wenn ihnen die richtige Stelle diese Armut bestätigt. Was zum Beispiel Studierende ausschliesst, die so gerade kein Bafög erhalten. Denn die Wahrheit, die Realität ist: Es gibt keine Ausbildung die ohne Internet geht. Zusammen mit den Rundfunkgebühren entstehen so jeden Monat schon mal ca. 50 Euro Fixkosten zusätzlich zur Miete, Wohnbetriebskosten etc.



      Hier wäre darüber nachzudenken, ob die Rundfunkgebühren an die jeweilige Steuerlast angebunden wird. Zahlt jemand sowieso keine Steuern, ist er amtlich zu arm. Es brauchte keine weitere Bürokratie.



      Ich halte es für möglich die Rundfunk- oder meinetwegen Kultur- und Informationsgebühr über die Finanzämter einzuziehen. Das tun sie ja auch für die Kirchen, ohne die Kirche zu sein. Gesetzlich und Transparent sollt es möglich sein, dieses Budget durch die vorhandene Struktur der Finanzämter laufen zu lassen, ohne das dem Amt, oder gar der Regierung darüber ein Zugriff auf dieses Budget zusteht und schon gar nicht ihre Verwendung im eigentlichen Programm zu bestimmen.

      Das mal juristisch-rechtsstaatlich für eine republikanische Demokratie durchzuformulieren wäre ein schöner Wahlprüfstein für mich.

      Ansonsten kann man eben manchmal nicht für einen Jugendclub sein, weil es im selben Moment kommunalpolitische Agenda des parlamentarischen Arms des Rechtsterrorismus AfD ist, einen Fuss in die Jugendarbeit der Stadt zu bekommen. Das ist im kleinen manchmal sehr bitter. Wird von Demokraten und Transparent kommuniziert aber verstanden.

  • 9G
    90118 (Profil gelöscht)

    welche rolle öffentlich-rechtliche medien spielen zeigt der vergleich zu den usa recht anschaulich.



    daher drückt auch mancher nicht schlager- oder fußballaffine bürger den öffentlich-rechtlichen die daumen.



    denn die privaten machen es hier nicht ansatzweise besser, im gegenteil.

    • @90118 (Profil gelöscht):

      Richtig. Und die privaten Sender finanzieren wir ja auch alle gemeinsam: immer beim Einkaufen!

      • @sachmah:

        Falsch, niemand (im Gegensatz zum Rundfunk Beitrag) ist gezwungen teure, beworbene Markenprodukte zu kaufen.

        • 9G
          90118 (Profil gelöscht)
          @Silvestris:

          wieso ist der rundfunkbeitrag gezwungen, markenprodukte zu kaufen?

  • 9G
    92293 (Profil gelöscht)

    na hoffentlich werden jetzt gleich mehrere AfD ler ausgebootet. Warum nur läßt man zu, dass solche Leute sich bis ins Parlament rotten, die sind doch inzwischen teurer zu bezahlen als V Leute

    • @92293 (Profil gelöscht):

      ???



      Die Leute sind für vier Jahre gewählt.



      Wie stellen Sie sich das "Ausbooten" konkret vor?