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Putins Überfall auf die UkraineStartschuss zum Weltkrieg

Putins Krieg ist weit mehr als ein Versuch der Wiederherstellung des russischen Imperiums. Deutschland aber verweigert seine Verantwortung.

Die Zeit, den Westen zu verteidigen, wird knapp Illustration: Katja gendikova

E s begann auf dem Maidan. Tausende demonstrierten für eine Ukraine in der EU – darauf intervenierte Putin militärisch. Der Kampf auf dem Maidan war bereits vor einem Jahrzehnt auch ein Kampf um die europäische Ordnung. In der Ukraine wurde und wird um die Zukunft der europäischen Ordnung gerungen. Die fundamentalen Fragen lauten seitdem: Sind wir bereit ein Europa souveräner Nationalstaaten zu verteidigen? Oder bricht imperiale Macht wieder internationales Recht?

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Trotz dieser Herausforderung durch den Kreml hat die deutsche Politik in den vergangenen zehn Jahren die russische Aggression immer wieder heruntergespielt oder ignoriert. Obwohl die Ukrai­ne angegriffen wurde, sahen Berliner Regierungen in zwei Phasen – nach 2014 und nach 2022 – keine Dringlichkeit zu handeln. Zwar stellten sich sowohl Angela Merkel als auch Olaf Scholz rhetorisch gern an die Seite der Ukraine und betonten, dass in Europa das Völkerrecht verteidigt werden müsse.

Doch in der praktischen Politik zögerte Berlin und setzte statt auf Abschreckung gegenüber Russland und Unterstützung der Ukrai­ne auf eine Einigung mit dem Regime Putins. Das galt insbesondere bei Merkels Minsker Abkommen von 2014/15, die den Kreml zu weiteren Aggressionen ermutigten. Doch trotz des Scheiterns dieser Russlandpolitik ist dieses Denken immer noch salonfähig.

Nur wenige Tage vor der Münchner Sicherheitskonferenz brachte ihr Chef, Christoph Heusgen, zum Entsetzen der Ukraine und unserer ostmitteleuropäischen Nachbarn ein „Minsk III“ ins Spiel. Der Bundesfinanzminister erklärte derweil, Sicherheitspolitik würde auch weiterhin nach Haushaltslage entschieden. Dabei zeigen sich gerade jetzt die Konsequenzen deutscher Zögerlichkeit erneut auf dramatische Weise.

Solidaritätsbekundungen zählen nichts im Krieg

Die unmittelbaren Folgen der Berliner Russlandpolitik trug stets die Ukraine. Das galt 2014 mit dem Verlust der Krim und dem acht Jahre andauernden Krieg im Donbass. In den Minsker Abkommen wurde Russland nicht als Aggressor benannt und so für seinen Angriffskrieg belohnt. Das gilt jedoch auch in der Gegenwart, in der sich die militärische Lage seit Monaten verschlechtert, weil der Westen – auch Deutschland – nur halbherzig Waffen und Munition liefern. Die Schwäche der ukrainischen Armee und der Fall von Awdijiwka Mitte Februar sind die Konsequenz einer Zeitenwende, die mehr im Bundestag und in den Talkshows stattfand als in der Sicherheitspolitik.

Im Krieg, so bitter das ist, zählen nicht die Solidaritätsbekundungen und vorgezogenen Wiederaufbaukonferenzen. Was zählt sind die Ausrüstung und die Munition und an denen mangelt es der Ukraine. Russland schafft es hingegen, seine Defizite mit der Hilfe von Iran, Nordkorea und Chinas auszugleichen. Die Solidarität der Diktaturen schlägt die Solidarität der Demokratien. Wir, die westlichen Demokratien, müssen verstehen: Wem die Unterstützung Kyjiws jetzt zu teuer ist, der wird nach einem Sieg Moskaus einen noch viel höheren Preis zahlen.

Nach dem Scheitern des russischen Angriffs auf Kyjiw im Frühjahr 2022 hat sich der Kreml auf einen langen Krieg eingestellt. Dies bedeutete die Mobilisierung der Reservisten und der Wirtschaft sowie die Verschärfung der Repressionen, die immer mehr an die sowjetische Epoche erinnern. Russland ist jetzt Putins persönliche Diktatur. Es hat kein Interesse, zum Status quo ante zurückzukehren oder einen Kompromiss zu suchen. Im Gegenteil: Der Krieg ist nun russische Staatsräson. Wirtschaftliche Rationalität tritt in den Hintergrund, die Wohlstandsverluste spielen keine Rolle.

Ein Sieg Russlands in der Ukraine hätte dramatische Folgen

Russland 2024 ist eine revisionistische Macht, die auf die Eroberung fremden Territoriums fixiert ist. Putin weiß, dass er keine Schwäche zeigen darf. Solange er an der Macht bleibt, wird es deshalb in Europa keinen Frieden geben. Nur ein Sieg der Ukraine würde Chancen auf Veränderung in Russland eröffnen. Historisch gerieten die Dinge in Russland stets ins Rutschen, wenn das Land militärisch in die Schranken gewiesen wurde. Das galt im 19. Jahrhundert nach dem Krimkrieg, nach der Niederlage gegen Japan 1905 und auch 1989, als sich die UdSSR aus Afghanistan zurückzog. Siege hingegen wie 1945 oder auch 2008 gegen Georgien und 2014 auf der Krim bestärken stets die imperialen Ambitionen Moskaus.

Ein Sieg Russland Sieg in der Ukraine hätte dramatische Folgen für Deutschland und Europa. Millionen von Ukrainern würden ihr Zuhause verlieren, und unsere Sicherheitslage würde sich ein weiteres Mal dramatisch verschlechtern. Der kommende Sommer wird zeigen, wie hoch der Preis ist, den die Ukraine und letztlich Europa für die verschleppte Zeitenwende zu zahlen hat.

Selbst wenn es der Ukraine gelingt, sich erfolgreich zu behaupten, bliebe auf lange Sicht die globale Dimension des Konflikts bestehen. Längst hat sich der Kreml mit Beijing, Teheran und Pjöngjang verbunden. Der 7. Oktober hat gezeigt, dass die Stellvertreter Irans im Nahen Osten jederzeit zuschlagen können. Weiter östlich beobachten Xi und Kim die Reaktionen des Westens auf den russischen Angriffskrieg.

Xi und Kim sind unbeeindruckt vom Westen

Was sie im vergangenen Jahr gesehen haben, dürfte sie nicht unbedingt beeindrucken. Der Westen zauderte. Es gilt zu verstehen, dass dieser Krieg längst mehr ist als ein Versuch der Wiederherstellung des russischen Imperiums. Putin gab 2022 den Startschuss zu einem Weltkrieg gegen den Westen und seine regelbasierte Ordnung, und viele Mächte, nah und fern, verfolgen, wer hier die Oberhand gewinnt. Wenn der Westen nachgibt, werden Diktatur und Krieg sich weiterverbreiten.

Was können wir in Deutschland tun, um das Blatt wieder zu wenden? Die Bundesregierung sollte endlich dasselbe Rückgrat zeigen wie große Teile der Zivilgesellschaft, die weiterhin die Ukrai­ne beeindruckend unterstützt. Es verdichtet sich der Eindruck, dass die Gesellschaft der Politik oft weit voraus ist. Insbesondere der Bundeskanzler muss endlich aus dem Schatten seiner Vorgängerin heraustreten. Es ist noch zu viel Merkel in Scholz. Den Krieg gegen die Ukrai­ne darf er nicht seinem Verteidigungsminister überlassen. Weniger Zögern, mehr Härte ist das Gebot der Stunde.

Im Jahr 2024 sollte sich die Bundesregierung nicht weiter am Koalitionsvertrag und der Schuldenbremse abarbeiten. Zu viel steht auf dem Spiel. Die Priorität muss unsere Sicherheit sein. Es geht um die Frage, ob auch die junge Generation noch in einem freien Europa leben wird. Dazu müssen wir in Verteidigung und Zivilverteidigung investieren und auch zu unorthodoxen Maßnahmen greifen. So haben die Europäer und die USA zu Kriegsbeginn bis zu 300 Milliarden Euro an russischen Werten beschlagnahmt. Es wird höchste Zeit, dass diese Gelder genutzt werden, um die Ukrai­ne zu unterstützen. Aufgrund der Kriegsverbrechen in der Ukraine ist es unstrittig, dass Kyjiw Recht auf Reparationen hat. Jetzt ist der Zeitpunkt mit der Auszahlung zu beginnen. Das wäre historisch gerecht, politisch klug und würde auch noch unsere Haushalte entlasten.

Deutschland rühmt sich gern für die Auf­ar­beitung seiner brutalen Vergangenheit. Ob zu Recht, kann hier nicht entschieden werden. Doch die Aufarbeitung von Fehlern und Verbrechen darf sich nicht auf die deutschen Diktaturen beschränken.

Es ist schon jetzt deutlich, dass die Bundesrepublik nach 1989 ihre Verantwortung für Frieden und Freiheit in Europa verdrängt hat. Seit 2003 hat die deutsche Außenpolitik immer wieder die Nähe zu autoritären Regimen gesucht – von Russland über die Türkei zu China. Sie glaubte, enge Partnerschaften, ja sogar Freundschaften mit diesen Ländern aufbauen zu können. Mit den NordStream-Pipelines wurde Deutschland ein Teil von Putins negativer Ukrainepolitik. Mit unseren Gasrechnungen finanzierten wir dauerhaft seine Aufrüstung und sein Regime.

Als Putins Russland den Krieg gegen die Ukraine begann, überdeckten Phrasen („Frieden ist nur mit Russland möglich“) und Floskeln („alle Seiten müssen deeskalieren“) die Leere unseres strategischen Denkens. Eine ganze Generation von Politikern und ­Diplomaten hatte vergessen, dass gegenüber Diktatoren Eindämmung und Abschreckung angezeigt sind. Eine Außenpolitik, die auf Illusionen gebaut ist, musste scheitern. Sie aufzuarbeiten ist eine Frage der Glaubwürdigkeit und würde in Osteuropa Vertrauen wiederaufbauen.

Rückzug der Demokratie

Deutschlands Politik muss beginnen, die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts anzunehmen. Bisher ist unser Zeitalter vom Rückzug der Demokratie und vom Siegeszug autoritärer Regime und Diktatoren geprägt. Diesen historischen Trend gilt es zu stoppen.

Dazu werden in der neuen ­Legislatur­periode an vielen Stellen auch Personalwechsel nötig sein. Diese Aufgabe liegt nun vor allen ­demokratischen Parteien. Mit den Gewissheiten von gestern lassen sich Deutschland und Europa nicht durch die Gefahren der Gegenwart steuern.

Ich bin allerdings zuversichtlich, dass gerade in der jüngeren Generation diejenigen zu finden sind, die einerseits die Zeitenwende vorantreiben und andererseits die Aufarbeitung des deutschen Russlandkomplexes im 21. Jahrhundert angehen werden. Auf beiden Feldern ist noch viel zu tun. Hoffen wir nun, dass der Wechsel nicht zu spät kommen wird.

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30 Kommentare

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  • Das Phänomen ist altbekannt: Demokratien brauchen eine deutlich längere Zeit, um sich auf neue Bedrohungen einzustellen als Diktaturen; sie halten letztlich aber länger durch, weil sie von Überzeugung angetrieben werden und nicht von Angst. (Vielleicht muss man aber westeuropäische Geschichte studiert haben, um das zu wissen.)



    Zu hoffen, dass ein reaktionärer, nationalistischer Politiker vielleicht doch keinen offenen Krieg beginnt und stattdessen die Illusion von Wahlen aufrechterhält und sich bemüht, den wirtschaftlichen Schaden, den ein Krieg mit sich bringt zu vermeiden, ist zwar „Appeasement“, aber nicht verwerflich, sondern notwendig, um den Bürger:innen in den Demokratien die Überzeugung zu vermitteln, dass der Diktator den Krieg unbedingt wollte. So bitter das scheinen mag: Nur so sind Mehrheiten dafür, das zu tun, was notwendig ist, um ihn aufzuhalten.

  • Dummerweise kann man eine autokratische Kolonialmacht wie Russland nicht mit Geld und gutem Willen beeindrucken, sondern nur mit gradliniger Grenzziehung. Die Russen hatten ihre Chance in die Zukunft zu investieren, haben aber unvernünftigerweise lieber die Vergangenheit gewählt.

  • 300 Mrd. für die Ukraine jetzt wären wahrscheinlich der Gamechanger und sind gut begründbar.



    Wenn sich die EU Komission darauf einigen könnte, wäre die Ukraine sofort wieder handlungsfähig. Zudem wäre das ein schwerer Schlag gegen den rechten Populismus in Europa und den USA, die ja bekanntermaßen auch die Umwelt abschaffen wollen.

  • Auf den Punkt gebracht. Der vom Autor bezeichnete "Weltkrieg gegen den Westen" muss noch nicht einmal zwingend militärisch geführt werden. So wie die Dinge sich derzeit entwickeln, brauchen die Herren in Beijing, Teheran und Pjöngjang nur noch einige Zeit abzuwarten bis sich die Big Player des Westens, allen voran die USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschland, selbst zerlegt haben. Dann haben sie freie Bahn. Dem Westen fehlt einfach ein übergeordnetes Ziel, eine Vision für die Zukunft. Stattdessen wird inneres "klein, klein" Geplänkel betrieben, mit verherrenden Folgen für die Demokratie.

    Aber das die Gesellschaft weiter ist als die Politik wage ich zu bezweifeln. Die weiss doch teilweise gar nicht mehr wo ihr "der Kopf steht". Erst Corona, dann Ukraine, Inflation, Nahost, Extremismus und über allem die drohende Klimakatastrophe. Und diese Aufzählung liesse sich um etliche Punkte ergänzen.

  • sehe ich auch so. man sollte auch schnell, wie ulrike herrmann beschreibt, eine kriegswirtschaft in deutschland starten. schnelles hochfahren von rustungsindustrie, steuererhoehungen, unseren wohlstand reduzieren auf kosten unserer sicherheit und zukunft als freie demokratie in europa.



    das sage ich als ex-pazifist und zivildienstleistender. militaerische staerke ist jetzt das gebot der stunde.



    dass wir hier in der wellnessoase deutschland die krise kriegen, wenn man mal keinen parkplatz in der innenstadt findet waehrend in der ukraine bomben fallen und menschen sterben, sollten wir uns endlich prioritaeten setzen und uns eins mit dem ukrainischen volk fuehlen.

  • Eine signifikante Steigerung der Militärausgaben ist leider unvermeidbar. Entweder jetzt zur Unterstützung der Ukraine oder später wenn der Aggressor nach der Eroberung weiter nach Westen rückt.



    Es gelten die neuen (teils alten) Spielregeln.

  • Sie haben die Sachlage hervorragend dargestellt, Herr Behrends. Dem ist nichts hinzuzufügen.

  • 8G
    80580 (Profil gelöscht)

    "weil der Westen – auch Deutschland – nur halbherzig Waffen und Munition liefern. " Es ist schon lange bekannt, daß der "Westen" Waffen und Munition gar nicht erst bestellt, dann kann er sie auch nicht liefern. Das ist jedenfalls die Aussage der Produzenten.

  • Bravo. Völlig richtig. Deutschland ist ein Trickser. Seit Jahrzehnten schon. Das betrifft auch die EU.

  • Und nicht zu vergessen: Der Krieg der Menschheit gegen die Natur im Namen von Fortschritt und Wohlstand, der durch Kriege unter den Nationen noch verschäft wird und den die Menschen nicht gewinnen können. Egal, ob die bösen Dikaturen oder die guten Demokratien "gewinnen". Der Planet wird für das menschliche Leben nicht mehr geeignet sein. Vielleicht können sich ein paar von uns ja "digitalisieren".

  • Minsk III, Sicherheutspolitik nach Haushaltslage und nach Abstimmung mit den Bauernverbänden. Na dann gute Nacht Europa!

  • Respekt!

    Dieses Statement nenne ich eine Zeitenwende.

    Vielen Dank

  • wärmepumpen die durch wind und solar(60% unseres strom ist aus erneuerbaren)statt gasheizungen die mit russengas und ölheizungen die mit russenöl betrieben werden.ausserdem e-autos statt verbrenner die wiederum mit russenöl(über indien importiert)betrieben werden.konsequent und schnell umstellen und putin wird das geld ausgehn ganz zu schweigen von dem klimaeffekt

  • Man übersieht gerne dass Putin an der "Cyberfront" schon sehr lange einen sehr erfolgreichen Krieg gegen uns führt und seine Marionettenparteien die Social-Media Früchte seiner Trollarmeen bei allen anstehenden Wahlen in der EU einfahren wird. Dazu der mögliche Wahlsieg Trumps mit allen Konsequenzen für die NATO.



    Vielleicht ist "der Westen" in zwei Jahren Geschichte. Wer denkt mit der russischen Mafia im Kreml wäre ein Verhandlungsfrieden möglich könnte sich noch wundern.

  • Genau wie damals bei Hitler wird bzw. wurde zu lange auf Appeasement-Politik gesetzt.

    Frieden durch wirtschaftliche Verflechtungen greifen bei Diktaturen wie Russland nicht, das hat uns die Vergangenheit gezeigt. Der große Fehler wurde 2014. nach der völkerrechtswidrigen Krim Annektierung begangen. Putin fühlte sich durch Merkels Verhalten damals eher noch bestätigt in seiner imperialistischen Politik und in dem Sie Putin danach noch durch mehrere Treffen umschmeichelte.

    Ich bin für Verhandlungen und Diplomatie, aber bei Putin hat die Vergangenheit oft genug gezeigt, dass sein Wort nichts taugt und er sogar kurz vorm Einmarsch in die Ukraine zig westlichen Politikern an seinem langen Tisch dreist ins Gesicht gelogen hat.

    Pazifismus funktioniert leider nicht in einer Welt in der es Diktatoren wie Putin gibt, die Nachbarländer einverleiben. Russland macht es nicht nur in der Ukraine.

    Wir in Deutschland haben nicht das Recht der Ukraine vorzuschreiben sich von Russland unterdrücken zu lassen. Deswegen sind Aussagen wie die von Wagenknecht oder der AFD und anderen Russlandromantikern eine Unverschämtheit.

    • @DocSnyder:

      Und die Ukrainer haben kein Recht auf Waffen und Unterstützung durch Sanktionen.



      Von daher: Wenn die Ukraine etwas von uns will, dann können wir im Gegensatz etwas verlangen.

  • Behrends ist das Paradebeispiel für einen dieser heute hofierten Osteuropafachleute, die sich so sehr mit ihrem Untersuchungsgegenstand ("unsere ostmitteleuropäischen Nachbarn") überidentifizieren, dass sie sich deren Sichtweise völlig unkritisch zu Eigen machent. Sogar die haltlosen Schuldzuweisungen werden kritiklos übernommen. Nein, die Ukrainer verlieren den Krieg nicht, "weil der Westen (...) nur halbherzig Waffen und Munition liefert", sondern weil sie trotz der massiven Unterstützung aus dem Westen (der praktisch alles liefert, was er kann, mehr geht halt nicht) selber nicht genug Kraft und Menschen haben, um Russlands Kriegsmaschine langfristig und nachhaltig aufzuhalten. Das ist tragisch, aber nicht zu ändern, schon gar nicht ohne die Amerikaner. Deshalb hätte man sie in ihrem Siegesrausch stoppen und zu Zugeständnissen an den Feind anhalten müssen, als noch Zeit dafür war. Jetzt ist es im Grunde zu spät dafür.



    Dass das nicht passiert ist, verdanken wir auch Osteuropaexperten wie Behrends, die Diplomatie schlechtreden und auf die "Entscheidung auf dem Schlachtfeld" setzen. Sie vergessen dabei, dass eine "Entscheidung auf dem Schlachtfeld" eben notwendigerweise zugunsten Russlands ausfallen muss und der vollständige "Sieg" verzweifeltes Wunschdenken war und bleibt.



    Nicht dass wir uns falsch verstehen: Behrends' Russlandanalysen sind brilliant und hellsichtig und er hat vielen erkannt und benannt, lange bevor andere es sahen. Nur seine Handlungsmaximen, die er daraus ableitet, sind fachfremd (Historiker bleib bei denen Leisten) und naiv.



    Dass so eine Person in einer linken Tageszeitung eine Plattform erhält, ist m.E. bedenklich.

    • @Günter Picart:

      Soweit ich weiß ist Herr Behrends kein Faschist, Nazi oder AFD Politiker. Wieso sollte man ihm in der TAZ keinen Artikel zugestehen?

      Also sollte die TAZ vorher aussortieren und nur „linke“ Meinungen u d Lösungsansätze zulassen?

      Pluralistisch ist das ganz bestimmt nicht was Sie da indirekt fordern.

    • @Günter Picart:

      "Dass so eine Person in einer linken Tageszeitung eine Plattform erhält, ist m.E. bedenklich."

      Wie eng hätten Sie den Meinungskorridor denn gern?

      Wenn Sie eine Zeitung lesen möchten, in der eher selten verschiedene Positionen zu einem Thema publiziert werden, würde ich Ihnen die Junge Welt ans Herz legen.

      • @Jim Hawkins:

        Schonn. But.

        Hab mal die Spuren im Schnee des Autors zum Betrag dazugekehrt und da scheinen mir die Einwände dagegen aber eher zutreffend.



        Schon so ein Metapher wie Weltkrieg - läßt doch “dicker Stift“ aufhorchen.

        unterm——Beifang



        russlandverstehen....d-ukraine-behrens/

        • @Lowandorder:

          Freilich, freilich.

          Aber mit anderen Positionen sollte man sich doch auseinandersetzen können, ohne von "so einer Person" reden zu müssen.

          Argument gegen Argument, aber immer oberhalb der Gürtellinie.

          (Ich weiß, ich weiß, das sagt der richtige)

    • @Günter Picart:

      "Nein, die Ukrainer verlieren den Krieg nicht, "weil der Westen (...) nur halbherzig Waffen und Munition liefert", sondern weil sie trotz der massiven Unterstützung aus dem Westen (der praktisch alles liefert, was er kann, mehr geht halt nicht)"

      Es wurde bisher nicht ein einziges Flugzeug an die Ukraine geliefert. Sie führt diesen Krieg defacto komplett ohne Luftwaffe. Die NATO würde ohne Luftunterstützung nicht mal in Legoland intervenieren. Alle Raketen und Marschflugkörper, die bisher geliefert wurden haben nur eine kurze Reichweite. Von den Taurus, Atacams ebenso wie etwa den US und Britischen Tomahawk-Marschflugkorpern mit bis zu 2000 Kilometer Reichweite würde noch nicht ein Exemplar geliefert. Vin den letzt genannten befinden sich TAUSENDE! in US-Beständen.

    • @Günter Picart:

      Vielen Dank!

    • @Günter Picart:

      Danke...

  • Eins kann man absolut sicher konstatieren:

    Scholz ist in keiner Hinsicht jemand, der jenseits von Ministerposten Verantwortung tragen kann und will. Nun rächt sich die Ausrichtung des Daseins als postenbewusste Sprechblase und vor allem die Wahl der Deutschen von Scholz als Verlegenheitskanzler.

    Das gilt übrigens nicht nur für sein Lavieren und Vermeiden in Sachen Ukraine. Insgesamt ist er richtungs- und konturlos.



    Dummerweise ist es ihm bzw. der SPD und der FDP gelungen, für das großflächige Versagen der gesamten Regierung die Grünen als DEN großen Sündenbock dastehen zu lassen.

    • @Heideblüte:

      Kurioserweise halten aber ausgerechnet die Grünen ihren Wähleranteil. ;)

    • @Heideblüte:

      ...es rächt sich wohl eher die Unfähigkeit von Kohl & Merkel in Bezug auf die Souveränität Deutschlands.



      Was hätte die Alternative zu Scholz bei der letzten Bundestagswahl sein sollen - da war nix - nur ein großes schwarzes Loch...



      & in die Zukunft schauen kann auch der informierteste Wähler nicht.



      Wer hätte vor zwei drei Jahren so eine katastrophale, politische Entwicklung Vorhersagen können...

    • @Heideblüte:

      Ja, leider waren die Grünen so doof, diese knapp 15%! als " Regierungsauftrag zu interpretieren und in diese Koaltion zu gehen. Lindner hatte doch klar gemacht, daß mit seiner FDP keine ernsthafte Klimapolitik zu machen ist.



      So konnte sich die AfD als alleinige Alternative für Deutschland erfolgreich aufspielen!

    • @Heideblüte:

      Besonnnenheit und der Wille zur Diplomatie sind die einzigen Dinge, die hier als "verantwortungsvoll" zu bezeichnen wären.



      Da hat Scholz zu wenig von gezeigt, gehetzt allerdings von unserer "ranghöchsten Diplomatin" die jedoch keine Diplomatie betreibt, sondern die kriegerischen Ambitionen eher befeuert.