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Problematische LeihmutterschaftDer Wille zum Kind

Kommentar von Chantalle El Helou

Leihmutterschaften sind in Italien bereits verboten, nun hat die Regierung das Gesetz verschärft. Warum das ein Vorbild auch für Deutschland ist.

Leihmutterschaft im Ausland ist ein boomender Geschäftszweig Foto: imago

I n Italien wurde das Verbot von Leihmutterschaft ausgeweitet. Fortan ist es nun nicht nur im Inland verboten, eine Leihmutter in Anspruch zu nehmen, sondern auch im Ausland. Das könnte auch ein Modell für Deutschland sein.

Verboten ist hierzulande das vertraglich vereinbarte Austragen von Kindern für Dritte. Damit einher geht das Verbot ärztlicher Leistungen, eine durch In-vitro-Fertilisation befruchtete Eizelle in die Gebärmutter einer anderen Frau zu implantieren, die Eizellenspende, sowie die Vermittlung einer Leihmutter. Nicht strafbar machen sich hingegen die „Wunscheltern“; und es ist bereits Praxis, Leihmutterschaft im Ausland, in den USA oder der Ukraine in Anspruch zu nehmen.

Durch diese Möglichkeit ist Leihmutterschaft im Ausland ein boomender Geschäftszweig. Ein Unternehmen etwa verlangt für seine „Servicepakete 60.000 Euro. Inbegriffen ist die Garantie für ein genetisch gesundes Baby, das Wunschgeschlecht sowie die gewünschteVolkszugehörigkeit“. Diese Garantien zu geben heißt für die Leihmutter den Verlust der Rechte am Kind. Was, wie und wann passiert, entscheidet das Unternehmen.

Bei einer Eizellspende bedeutet das eine intensive Hormonbehandlung bei Spenderin und Empfängerin und ist keinesfalls eine Nebensache, wie das die begriffliche Nähe zur „Samenspende“ impliziert.

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Kinderlosigkeit als nicht zu akzeptierender Zustand?

Die „Wunscheltern“ nutzen die prekäre Situation von Frauen aus. Eine strafrechtliche Verfolgung wäre nur konsequent und würde der Kommodifizierung von Geburten in anderen Länder die Kunden entziehen. Aber auch wenn Frauen aus nichtökonomischen Gründen ein Kind austragen, ist ein Konzept wie die altruistische Leihmutterschaft zurückzuweisen.

Erstens: Der Bezeichnung von Leihmutterschaft als altruistisch geht die Prämisse voraus, dass Kinderlosigkeit ein nicht zu akzeptierender Zustand ist, der vorrangig durch die „selbstlose“ Opfergabe anderer Frauen zu überwinden sei. Doch ökonomisch begründete Leihmutterschaft wird so legitimiert. Schließlich sind hier die Gründe aufseiten der „Wunscheltern“ dieselben: Ein Kind muss her.

Die bloße Möglichkeit, legal eine Leihmutter in Anspruch zu nehmen, weitet das Feld durchsetzbarer Anspruchshaltungen gegen andere Menschen aus

Anstatt also zu diskutieren, wie man die Grenzen der eigenen Möglichkeit durch die Potenz der Körper Dritter überwinden könnte, sollte die Fixierung auf die Idee, eigene Kinder seien notwendiger Bestandteil des Lebens, analysiert und kritisiert werden.

Zweitens: Die bloße Möglichkeit, legal, staatlich gebilligt, eine Leihmutter in Anspruch zu nehmen – ob altruistisch oder nicht –, weitet das Feld durchsetzbarer Anspruchshaltungen gegen andere Menschen aus. Während man vor den heutigen medizinischen Möglichkeiten einen anderen Umgang mit Kinderlosigkeit finden musste, produziert die Legalität aktiv die Haltung, den anderen Menschen als Mittel zum eigenen Zweck zu gebrauchen. Entgegen der Behauptung, Leihmutterschaft vermittle einfach zwischen bereits bestehenden Interessen, produziert die Möglichkeit zur Leihmutterschaft auch aktiv Leihmütter, weil die Unternehmen die infrastrukturellen, technischen und medizinischen Bedingungen einer Leihmutterschaft nicht nur bereit­stellen, sondern aktiv fördern und fordern.

Instrumentelles Verhältnis zum Leben

Die Merkmale der kapitalistisch Gesellschaft sind Eigenverantwortung in fremdbestimmten Verhältnissen und isolierte Handlungsfähigkeit bei gleichzeitiger Abhängigkeit vom Verkauf der eigenen Arbeitskraft. Das heißt, um zu Überleben zum Narzissten zu werden, bei stetiger narzisstischer Kränkung durch die tatsächliche Ohnmacht. Zwangsläufig entwickelt sich ein instrumentelles Verhältnis zum Leben und Körper eines anderen wie auch zum eigenen. Vom nur instrumentellen Verhältnis zum Leben eines anderen Menschen zeugt auch der unbedingte Kinderwunsch und der Wille, diesen gegen alle Widerstände und über den Körper eines anderen Menschen durchzusetzen.

Dieser Wunsch mag in der Organisation unserer Gesellschaft angelegt sein, es macht jedoch einen faktischen Unterschied im Leben von Frauen, wieweit sich die Möglichkeit ihrer potenziellen Ausbeutung staatlich legitimiert vervielfältigt, wie viele Bereiche des Lebens von Ausbeutung erfasst werden können. Nicht mehr nur die Arbeitskraft, sondern die Stofflichkeit des Körpers selbst – und das neue Leben, das ein weiblicher Körper hervorbringt – stehen potenziell zum Verkauf.

So ist die Antwort sowohl an homosexuell als auch heterosexuell unfreiwillig Kinderlose: Es gibt kein Recht auf ein Kind und keins auf die Benutzung des Körpers eines anderen Menschen. Ja, die Möglichkeiten des eigenen Körpers sind begrenzt. Es kann aber ein dieser Einsicht entsprechender Umgang gefunden werden: Get over it.

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58 Kommentare

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  • ....genetisch gesundes Baby - klingt ein wenig nach " Züchtung "...sorry



    .... hört sich dieses Leihmutterschaftsmodell nicht iwie nach Menschenhandel an ?



    Zuem ein Baby schon während der Schwangerschaft alle Emotionen der Mutter und Geschehnisse der Umwelt wahrnehmen kann. Oder sind Leihmütter frei von Emotionen ?



    Können alternativ nicht auch Pflegschaften, Patenschaften ganz Sinnbringend sein ?

  • Die äußeren Umstände, insbesondere die Übertragung der Vermittlung an ausländische Unternehmen, die bedenkliche, auch rassistische Garantien abgeben, sind überaus problematisch.



    Im Gegenzug ist aber zu bedenken, dass das deutsche Adoptionsrecht sehr hohe Hürden aufstellt und teilweise der Willkür Tür und Tor öffnet. Es gibt formale Voraussetzungen an die Annehmenden (Alter, Familienstand etc.) und an das Verfahren (öffentlich beurkundete Einwilligungserklärungen), und ein Genehmigungserfordernis durch das Familiengericht, das zudem noch Gutachten und „Zeugnisse“ von Ärzten, Polizei und Jugendämtern anfordern und beurteilen muss. Das ist ein Overkill.



    Es wäre wünschenswert, hier eine Öffnung zu erreichen und einen Teil der Gutachten des Jugendamtes (die eine psychologisch-sozial-ökonomische Beurteilung der Annehmenden durch dafür nicht ausreichend qualifizierte Personen zusätzlich zu Behördenauskünften und medizinisch-psychologischen Gutachten durch zugelassene Ärzte bedeuten) abzuschaffen. Auch ist eine notarielle Beurkundung zusätzlich zu einer gerichtlichen Antragstellung durch die Annehmenden zu viel. Nach einer entsprechenden Gesetzesänderung hier kann man weitersehen.

    • @Zangler:

      Kurz: Adoptionen in Deutschland sind als Alternative zu kompliziert.



      Das deutsche Familienrecht ist überhaupt von einer Überinterpretation der Bedeutung der Ehe und der leiblichen (statt sozialen) Elternschaft im Hinblick auf das Kindschaftsrecht geprägt. Da gälte es anzusetzen.

      • @Zangler:

        " Überinterpretation " ???



        Wenn sich liebende Paare sagen " ich liebe dich so sehr, ich möchte ein Kind von dir " ???



        Da gibt es nichts zu Überinterpretiren....



        Es ist schon ein gravierender emotionaler Unterschied dazu , wenn sich Menschen dazu entscheiden - zu sagen " ich würde gerne ein Kind mit dir Aufziehen....



        Ich bin schon für Adoptionen und Leihmutterschaften, nur der Geschäftemacherei mit Menschen sollte Einhalt geboten werden.



        Zudem würde ich einmal anregen eine Befähigung durch pädagogische Schulungen zur Aufziehung / Erziehung von Kindern, für die Elternschaft anzubieten.

        • @Alex_der_Wunderer:

          Ja, Überinterpretation!



          Die Vaterschaft ergibt sich aus der Ehe mit der Mutter, nicht aus einer langjährigen stabilen Partnerschaft, das gleiche gilt für die Erleichterung einer Stiefkindadoption, selbst bei Einwilligung von volljährigen Anzunehmenden.



          Auch kann die Anerkennung einer Vaterschaft durch den leiblichen Vater gesetzlich nicht missbräuchlich sein. Aber dass es eine Rolle spielen soll, ob der Anerkennende willens und fähig ist, sich gemeinsam mit der Mutter um das Kind von klein auf zu kümmern, musste vor dem BVerfG erstritten werden.



          Für die gerichtliche Entscheidung über eine Vaterschaft und die Genehmigung einer Annahme als Kind spielen die leibliche Abstammung und mögliche Ehen zwischen den auf Elternseite Beteiligten eine wesentliche Rolle, so dass ggf. ein leiblicher Vater, der nie etwas mit dem Kind zu tun haben wollte, einer Annahme als Kind durch den Mann, der das Kind wie ein eigenes aufgezogen hat, wirksam widersprechen kann.



          Das zu ändern, hätte Auswirkungen auf die Zahl der Adoptionen, ohne dass private Unternehmen damit Geld verdienen würden. Danach ist das Problem vielleicht sogar gar kein so arg großes mehr wie jetzt.

  • Man könnte auch über eine Altersgrenze z. B. mit 35 Jahren nachdenken. Wer in frühen Jahren kein Kind bekommen kann, darf sich Hilfe holen. Wer die eigenen fruchtbaren Jahre hat verstreichen lassen, muss mit dieser Entscheidung leben.

    • @meerwind7:

      Die Altersgrenze gab es früher – aus der Gegenrichtung. Die Adoption ist im deutschen Recht ursprünglich dazu da gewesen, Kinderlosen einen Erben zu verschaffen. Das ist erst sehr spät und in kleinen Schritten gelockert worden, aber ein älteres kinderloses Landwirtsehepaar hat es immer noch leicht, einen jüngeren, nicht erbenden Sohn vom Nachbarhof zu adoptieren, wenn beide Seiten das wollen.



      Ein Kind aus überaus problematischen Verhältnissen von langjährigen Pflegeeltern zu adoptieren oder von einem Mann, der das Kind mit der Mutter von klein auf gemeinsam aufgezogen hat, wenn die beiden nicht heiraten wollen, bleibt immer schwierig, im zweiten Fall selbst dann, wenn der leibliche Vater und Ehemann der Mutter während der Schwangerschaft verstorben ist!



      Ob das so gewollt ist, wäre zu diskutieren. Ob jemand die „fruchtbaren Jahre hat verstreichen lassen“, unabhängig von den äußeren, gesellschaftlichen Verhältnissen, sollte hingegen keine Rolle spielen. Das ist bigott und geht am Interesse der Beteiligten, besonders der Kinder, weit vorbei. Adoptionen zu erleichtern dürfte gegenüber einer weiteren Kriminalisierung von Leihmutterschaften vorzugswürdig sein.

    • @meerwind7:

      ...35 ? Wie Willkürlich gedacht - viele Frauen gebären noch über 40 hinaus ...



      Geistige Reife als Maßstab der Elternschaft wäre meines Erachtens angesagter.

  • Mein Mitgefühl gilt der Mutter und dem Kind.

    Die Auftraggeber verwechseln die Frauen mit Amazon.

    Ein bisschen mehr Respekt gegenüber Menschen wäre sicherlich angebracht. Und Mutterschaft ist kein Ding was man verleihen könnte. Mal was von Mitgefühl gehört? Mutter und Kind gegenüber.

    Kinderwunsch? Na, dann vielleicht eine Adoption? Meine Cousine und ihr Mann sind als sie merkten, dass sie keine Kinder bekommen können, nach Rumänien gefahren und haben dort ein Kind aus diesen furchtbaren Kinderheimen adoptiert.

    Und dem Kind alles geboten. Vor allem viel Liebe. Das Kind ist mittlerweile erwachsen und happy. Soweit es halt geht. Diese rumänischen Kinderheime waren schrecklich. Die meisten Kinder, die sie überlebten, haben so einige Traumen davongetragen.

    Meiner Cousine und ihrem Mann höchsten Respekt!

    Und wenn der Kinderwunsch nicht erfüllt wird?

    Wo ist da ein Problem in dieser überbevölkerten Welt?

    Im übrigen, Vorschlag, Meditation hilft wunderbar um mit dem Gefühl der inneren Leere umzugehen.

  • „Es gibt kein Recht auf ein Kind und keins auf die Benutzung des Körpers eines anderen Menschen.“

    Gilt das dann auch für Organspende. Kann man dann nicht die Positionen zur Leihmutterschaft eins zu eins darauf übertragen?

    • @Rudolf Fissner:

      Organhandel, auch ein rentierendes Geschäft ...

    • @Rudolf Fissner:

      Ein Kind ist keine Leber.

      • @shantivanille:

        Sicher. Aber um den Vergleich geht es imho nicht. Solch ein Vergleich würde auch für die Leihmutterschaft punkten.

    • @Rudolf Fissner:

      Ich gehe davon aus, Sie meinen, die "Lebendorganspende". Der Fall, dass ein Toter seine Organe gibt, ist ja nicht vergleichbar. Und soweit ich weiß, sind lebend Organspenden in Deutschland nur zwischen nahen Angehörigen gestattet, um eine Kommerzialisierung zu verhindern.

      • @Strolch:

        Man könnte die Leihmutterschaft ja auch auf nahe Angehörige eingrenzen. Es gibt aber bei der Organspende von noch lebenden Menschen natürlich auch Körperspenden wo keine Beziehung besteht: Stammzellen und der Klassiker Blutspende.

        Aber auch bei all dieses Spenden gibt es natürlich auch kein Recht darauf. Das sollte auch nicht sein.

        Ich denke auch, dass es dafür kein Entgelt geben dar. Ich frage mich, welche Grenze bei einer Leihmutterschaft überschritten wird. Ich denke es sind die monetären Untiefen , bei der eine Frau sich aus finanziellen Gründen aus eigener Entscheidung heraus zum Brutkasten für andere degradier.

  • "die Idee, eigene Kinder seien notwendiger Bestandteil des Lebens, analysiert und kritisiert werden."



    Schade, dass diese Analyse hier nicht stattfindet.

    • @Encantado:

      Siehe mein Kommentar unten: Wenn Kinder dafür da wären, dass sie "Bedürfnisse" der Eltern gefälligst zu erfüllen hätten, wären sie Mittel geworden, nicht mehr Zweck.



      Siehe Kant.



      Und das beschriebene Ausbeutungsverhältnis ebenso deutlicher Art.



      Ich sage nicht, dass man auch noch an anderen Perspektiven auflesen könnte. Doch zwei starke Argumente sind bekannt.

  • Interessante, bedenkenswerte Gedanken.

    Reproduktion und alles, was mit ihr verbunden ist, sind heikle Themen.

    Wie steht es mit Sexarbeit/Prostitution?

    Wie mit Sexualbetreuung für Menschen mit Einschränkungen?

    Ich teile diesen Rigorismus nicht, eine abstrakte Norm aufzustellen und aus ihr ein generelles Verbot abzuleiten.

    Selbsternannte Lebensschützer könnten mit demselben Recht Schwangerschaftsabbrüche verbieten wollen oder wenigstens die Finanzierung über die Krankenkasse. Das hätte natürlich die böse Folge, dass dann wieder mehr illegal und risikoreich abgetrieben werden würde.

    Wäre die generelle Zurverfügungstellung körperlichen Gewebes gegen eine materielle Gegenleistung verwerflich?

    Blut- bzw. Plasmaspenden?

    Wie steht es mit Samen spenden? Gegen Geld? Oder mit Männern, die auf diese Weise biologische Väter von über 100 Kindern geworden sind?

    Es gibt viele Fälle, wo man sich wünschen würde, dass Menschen nicht nur die Freiheit haben wollen, sondern auch die damit verbundene Verantwortung übernehmen.

    Menschliches Leben ist komplex. Verbote sind immer einfache Lösungen, mit denen man dieser Komplexität nicht immer gerecht wird.

    • @Carsten S.:

      Eine weitere interessante Frage ist die Lebendspende von Organen wie z.B einer Niere...

      • @Carsten S.:

        "Menschliches Leben ist komplex. Verbote sind immer einfache Lösungen, mit denen man dieser Komplexität nicht immer gerecht wird." .. "Ich teile diesen Rigorismus nicht, eine abstrakte Norm aufzustellen und aus ihr ein generelles Verbot abzuleiten." Dem würde ich zustimmen, wie man meinen anderen Kommentaren entnehmen kann.

        Ich würde ergänzen, dass die Mündigkeit und Autonomie den einzelnen Individuen mit Verweis auf eben jene abstrake Normen mit einer unzureichenden Begründung abgesprochen wird.



        Nur um daraus zu folgern, dass alles zum angeblichen Schutz des Inidividuums vom Staat geregelt werden muss. Das ist im Grunde der Ruf nach der starken Autorität (Über Ich), die alles ganz klar regelt und auf deren Seite (weil die richtige ) man gerne stehen möchte.

        Provokant gesagt: Spricht der Text seine geistige Nähe am Anfang mit dem Verweis auf Italien selbst an.

  • Zitat: “So ist die Antwort sowohl an homosexuell als auch heterosexuell unfreiwillig Kinderlose: Es gibt kein Recht auf ein Kind und keins auf die Benutzung des Körpers eines anderen Menschen. Ja, die Möglichkeiten des eigenen Körpers sind begrenzt. Es kann aber ein dieser Einsicht entsprechender Umgang gefunden werden: Get over it. “ Dann bitte konsequent auch Samenspenden verbieten.

    • @Bluewater:

      Der Unterschied zwischen einer Schwangerschaft und Selbstbefriedigung ist bekannt?

    • @Bluewater:

      N̈un gibt es da aber einen Unterschied in der gesundheitlichen Gefährdung der Frau bei der Leihmutterschaft und des Mannes bei der Samenspende.

      Könnte Relevanz haben.

  • Leihmutterschaft ist in meinen Augen der Gipfel der Ausbeutung einer Frau.

    Die Auftraggeber (also die Wunscheltern) unter Strafe zu stellen ist richtig, die Leihmutter muss von Strafverfolgung verschont bleiben, denn in aller Regel dürfte sie selbst erheblich Hilfe benötigen.

    • @insLot:

      Passt der Begriff Ausbeutung hier? Ausbeutung bedeutet, dass man für seine Arbeit einen unzureichenden Lohn erhält. Da kann man nur noch darüber streiten, ob die im Artikel erwähnten 60.000 Euro zu wenig Geld für die Mühen sind.

      • @Rudolf Fissner:

        Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass das Geld an die Frau geht?

        Den Löwenanteil sahnen die Geschäftemacher ringsum ab.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Glaube gehört in die Kirche. Aber scher werden alle ordentlich daran verdienen wollen

          Mir ist aber auch bekannt, dass es in anderen Ländern wie z.B. Nigeria Menschen Mit blähenden Medikamenten eine Schwangerschaft vortäuschen um auf krummen Wegen über ein Leihmutterschaft zu einem "eigenen" Kind zu kommen.Mir ist ein Fall bekannt, wo die Frau an den Medikamenten gestorben ist.

          Soll heißen: Wenn Leihmütterschaften nicht geregelt werden, kann das Ergebnis noch übler sein.

          • @Rudolf Fissner:

            Kriminelle Aktionen wird man nie ganz verhindern können.

            Aber die Regel, dass sobald Geld fließt, das Kind weg ist und vernünftigen Menschen zur Adoption gegeben wird, hilft bestimmt.

            PS: Ich kann selbst keine Kinder bekommen und habe auch über eine Adoption nachgedacht. Aber auf die Idee, mir einfach eine andere Frau zu mieten, wäre ich im Traum nicht gekommen.

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Würden Sie die Leihmutter als kriminell bezeichnen wollen?

              • @Rudolf Fissner:

                Die Geschäftemacher rundum. Und natürlich die Käufer.

  • "Die Merkmale der kapitalistisch Gesellschaft sind Eigenverantwortung in fremdbestimmten Verhältnissen und isolierte Handlungsfähigkeit bei gleichzeitiger Abhängigkeit vom Verkauf der eigenen Arbeitskraft. Das heißt, um zu Überleben zum Narzissten zu werden, bei stetiger narzisstischer Kränkung durch die tatsächliche Ohnmacht."

    In einer nichtkapitalistischen Gesellschaft gibt es also keine verzweifelten Kinderwünsche, keine Partnerschaften die am ausbleibenden Nachwuchs zerbrechen? Aha. Dabei sind Fruchtbarkeitszauber doch so alt wie die Menschheit.

    Nun gut, als Gegenargument könnte ich gelten lassen, dass nichtkapitalistische Gesellschaften wahrscheinlich gar nicht die technologischen Fähigkeiten für eine in-vitro-Befruchtung bereitstellen könnten. Oder die Menschen wären so sehr mit dem eigenen täglichen Überleben befasst, dass man an solche Gedanken keine Kraft verschwendet.

    • @Chris McZott:

      "In einer nichtkapitalistischen Gesellschaft gibt es also keine verzweifelten Kinderwünsche, keine Partnerschaften die am ausbleibenden Nachwuchs zerbrechen?"

      Nein. Aber dort sind Kinder meist keine Handelsware.

      Für verzweifelte Wünsche gibt es ein Zauberwort. Es heißt Adoption...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        "Nein. Aber dort sind Kinder meist keine Handelsware"

        Der größte Markt für Leihmutterschafen dürfte das kommunistische China sein. Dort selbst mit dem Verbot der Leihmutterschaf. www.nzz.ch/interna...agt-nzz-ld.1597842

        In nichtkapitalistischennLändern sind Kinder also sehr wohl Handelsware. Und das auch noch in völlig ungeregelten Kontexten.

        • @Rudolf Fissner:

          "...dürfte ... sein..."

          ...ist immer goldig 😁

          Allerdings ist klar, dass in einem Land mit 1,4 Milliarden Einwohnern mehr Verstöße auftreten, als in Lichtenstein.

          Dazu kommt natürlich, dass China kapitalistisch wirtschaftet...

  • Das sind nachvollziehbare Gedanken, nur bleibt anzumerken, dass die Intention der italienischen Regierung eine andere ist. Sie deckt sich nur scheinbar mit den hier geäußerten Argumenten.

    • @nutzer:

      Es ist durchaus möglich und ich halte es sogar für plausibel, dass die Intention der italienischen Regierung durchaus diese Überlegungen mit umfasst!

      • @insLot:

        nein, ich denke das sind false friends. Die Intention der italienischen Regierung ist streng rechtsnational (um nicht faschistisch zu sagen) und queerfeindlich.

  • Sehr guter Artikel, danke dafür. Für den unüberwindbaren Kinderwunsch gibt es ja auch noch Waisenhäuser.

    • @Ceridwen:

      Der Hinweis ist ebenso richtig wie gefährlich.



      Wo stehen diese Waisenhäuser?



      Was, wenn sich die Vermittlung der Waisen zum einträglichen Geschäft entwickelt? Wenn gar ein Markt entsteht? Nachfrage befriedigt werden soll?



      Da wären dann auch Frauen involviert, unter überaus prekären Bedingungen.



      Alles nicht ganz einfach.

  • Hmm. Also ich mach da keinen Unterschied, ob Impfung, Schwangerschaftsabbruch oder Leihmutterschaft. Ueber den eigenen Koerper bestimmt man selbst und nicht der Staat. Alles andere ist fuer mich nicht mit der Wuerde des Menschen vereinbar.



    Ich halte auch nichts davon, dass das in Deutschland gewaehlte Parlament Gesetze fuer andere Staaten erlaesst, ebenso wenig wie wenn das polnische Parlament Gesetze zu Abtreibungen in Deutschland erlaesst.

    • @elektrozwerg:

      Leihmütter im Ausland machen das nicht, weil sie gern schwanger sind, sondern weil sie in armen Ländern leben und das Geld brauchen. Mit Freiwilligkeit hat das wenig zu tun.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Schwierig, ich würde sagen, ich sehe es wie Sie. Auf der anderen Seite könnte man Argumentieren Sie sprechen den Frauen in anderen Ländern das Recht auf ihren eigenen Körper ab. Freiwillig ist es ja schon. Auch wenn ich, etwas zu machen aus finanzieller Not, nicht als wirkliche freiwilligkeit ansehe.

        Bei der prostitution ist es die Diskussion ja als ähnlich. Ein paar machen es gerne, viele wegen dem Geld und ein paar gegen ihren Willen.

        • @Hitchhiker:

          "Auf der anderen Seite könnte man Argumentieren Sie sprechen den Frauen in anderen Ländern das Recht auf ihren eigenen Körper ab."

          Eben gerade nicht. Aus Not heraus seinen Körper zu verkaufen, hat mit echter Freiwilligkeit nichts zu tun. Und natürlich trifft das auch auf auf Prostitution zu. Ist ja kein Zufall, dass die meisten Prostituierten in D aus den ärmsten Ländern der EU stammen.

          Übrigens könnte man auch sagen, das Verbot des Kaufs einer Niere in Lateinamerika verstößt gegen das Recht der Menschen dort auf den eigenen Körper. Bei dem Beispiel wir die Unsinnigkeit solcher "Argumentationen" besonders deutlich.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Wie gesagt, ich sehe es wie Sie. Aber je nachdem wie die Prioritäten liegen, sehen andere Menschen das anders.

            Es ist gegen meine Moralvorstellung aus verschiedenen Gründen. Wenn allerdings jemand kommt und 500, 1000 oder eine Million bietet und die Frau das macht, weil sie sich eine bessere Zukunft erhofft oder Probleme lösen kann, dann wäre das gewissermaßen eine selbstbestimmte Entscheidung.

            Ähnlich zu jemandem der einen Job macht bei dem ein hohes Risiko besteht, dass er körperlichen Schaden nimmt oder mit einem frühen Tod rechnen muss.

            Für jemanden wie mich, bei dem Geld einen untergeordneten Wert hat, käme das nicht infrage, für jemand anderen wäre es eine Option.

            Die Frage ist in weit tolerieren wir das Recht am eigenen Körper und wann verletzt es andere für uns wichtigen Werte.

            Mit 40 und gesund steht es mir nicht zu Lebenswichtiges organ zu spenden an jemanden den ich liebe, weil ich gerne hätte dass die Person weiter lebt. Das Recht auf Sterbehilfe hätte ich nicht, da kann ich noch so selbstbestimmt die Entscheidung treffen wollen.

            Unsinnig ist relativ, es kommt drauf an wie jemand seine Prioritäten setzt. Im besten Fall handelt die Gesellschaft aus was sie will.

    • @elektrozwerg:

      Wer aus finanzieller Not Leihmutter wird, agiert nicht unbedingt selbstbestimmt.

      Das Verbot könnte man auch mit der Würde des Menschen begründen.

  • Danke für diesen Beitrag. Ich denke auch dass bei der Leihmutterschaft Schluss sein muss. Andere reproduktionsmedizinische Maßnahmen bishin zur Eizellspende sollen möglich sein (letzteres allerdings nur wenn die vollständige Altruizität gewährleistet ist) . Aber ab diesem Punkt ist es besser sich damit zu arrangieren dass die Natur "Nein" sagt.

  • Ich verstehe nicht ganz, aus welchem Grund solch ein schlimmes Thema darauf umgemünzt wird, Menschen ihren Kinderwunsch abzusprechen (Zitat: "Get over it"). Kinder zu kriegen, ist etwas total natürliches und ein sehr grundlegendes Bedürfnis. Warum sollte sich irgendwer dafür rechtfertigen müssen?

    Das Problem ist doch die Leihmutterschaft, nicht der Kinderwunsch dahinter. Mit solch einer Argumentation wirkt das alles ziemlich unehrlich. Dass viele Menschen keine Kinder mehr bekommen *können*, liegt auch an der modernen kapitalistischen Welt.

  • Auf mich wirkt die Argumentation der Autorin Chantalle El Helou verstörend, Das ist den Standpunkt den radikalreligiöse Menschen in vielen Ländern vertreten.

    Was soll denn an der Erfüllung dieses Wunsches strafbar sein? Die Erlaubnis hat überhaupt nichts mit extremen Liberalismus alla FDP zu tun. Es handelt sich um einen intimen individuellen Wunsch eines Paares.

    Ich habe schon oft über die Problematik der 'Leihmutter' und deren Verhältnis zu Kind und den späteren Eltern gelesen. Aber im Ergebnis ändert sich nichts daran, dass Frau El Helou wohl ihre Moralvorstellungen mit Hilfe des Staates durchsetzen will. Durch eine Leihmutterschaft wird niemand geschadet - außer dem Anspruch von Hyperreligiösen, die ihre Ansichten für andere verbindlich machen wollen.

    • @fvaderno:

      "Was soll denn an der Erfüllung dieses Wunsches strafbar sein?"

      Nein. Aber der Kauf eines Kindes bzw. das Mieten der Gebärmutter einer Frau.

      Leihmutterschaft in der Familie oder im (wirklich) engen Freundeskreis ist ja noch nachvollziehbar. Aber wenn Geld fließt (wie auch immer getarnt), ist das nicht tolerierbar.

      Die Motive der italienischen Regierung liegen wo anders. Aber das ändert nichts an der Sache.

  • Es geht bei der Gesetzgebung in Italien nicht um den Schutz von Frauen vor Ausbeutung. Dazu wäre die radikale Frauenfeindin Meloni gar nicht in der Lage.



    Das Gesetz hat ein faschistisches Gesetz der Mussolini-Diktatur als Grundlage.



    Sogar die Meloni-Regierung sagt, dass es um den "Erhalt der natürlichen Familie" gehe. Zur Erhaltung des italienischen Volkes soll nur beitragen, wen die Faschisten als würdig erachten. Daher ist dieses Gesetz vor allem dazu gedacht, homosexuelle Paare und Paare, die aus körperlichen Gründen nicht in der Lage sind, Kinder zu bekommen, sogar international zu verfolgen.

    Als nächstes hat der "Duce" übrigens die Zwangskastration all derjenigen, die er als unwürdig erachtet hatte, sich zu vermehren, angeordnet.



    Würde die taz so ein Gesetz der Meloni-Administration auch verteidigen?

    • @ixodida:

      Gab es eine Zwangskastration oder Zwangssterilisationen??

    • @ixodida:

      Zur Zeit Mussolinis gab es keine Leihmutterschaft und daher auch kein Gesetz dagegen.

  • DANKE! für die deutlichen Worte und die Kontextualisierung.



    Es gibt kein Recht auf ein Kind!

    • @susonne:

      Stimmt es gibt schließlich kein Recht auf ein glückliches, selbstbestimmtes Leben, sobald dies Moralvorstellungen seiner Mitmenschen widerspricht.

  • "Anstatt also zu diskutieren, wie man die Grenzen der eigenen Möglichkeit durch die Potenz der Körper Dritter überwinden könnte, sollte die Fixierung auf die Idee, eigene Kinder seien notwendiger Bestandteil des Lebens, analysiert und kritisiert werden." Mehr moralische Überheblichkeit und Anmaßung in den Formulierungen ist bei diesen Thema wohl kaum möglich.

    "Aber auch wenn Frauen aus nichtökonomischen Gründen ein Kind austragen, ist ein Konzept wie die altruistische Leihmutterschaft zurückzuweisen" Zurückzuweisen ist in diesen Fall eher das bloße schwarz weiß denken, was zur Grundlage zum handeln aller werden soll. Wer sich meint so über das Thema echauffieren zu müssen lässt sich wunderbar das Schlusstatement des Textes entgegen halten. Es gibt altruistische Leihmutterschaft und in einer liberalen Gesellschaft dürfen Menschen sich dazu entschieden diese in Anspruch zu nehmen und wem dies nicht passt bleibt nur zu entgegen "Get over it."

    • @Rabenbote:

      Ja, altruistische leihmutterschaften gibt es. Es hat sich jedoch auch gezeigt, dass in Ländern in denen sie altruistisch wurden massiv die leihmutterschaften zurückgingen. Ich finde es, ohne tief in der Materie zu sein, auf den ersten Blick ein gangbarer Weg.



      Ob ich eine Diskussion mit einem "get over it" beenden würde ist jedoch fraglich. Das kann nämlich jeder sagen, der auch nicht Ihrer Meinung ist.



      Ja, Gesellschaft Diskussionen führen zu Grundlagen die unser zusammenleben ermöglichen. Manche davon finden wir gut andere schlecht. Der Nachbar sieht es umgekehrt.



      Zu guter letzt gehört auch zu einer Leihmutterschaft zum Schluss ein Kind. Da fängt die nächste Diskussion an, welche Rechte an der leiblichen Mutter hat das Kind oder soll die leibliche Mutter noch Rechte haben. Es ist nämlich nicht schwarz weiß, da gibt's ganz viele bunte Farben dazwischen und das muss ausgehandelt werden, sonst wird es total chaotisch.



      Oder wollen sie jede altruistische Leihmutterschaft individuell aushandeln lassen und das Kind muss einfach mit der Abmachung der Erwachsenen leben?

  • Es gibt keine Pflicht zu einem Kind, es gibt kein Recht auf ein Kind. Ein Kind ist als Mensch nicht Mittel, nur Zweck. Sollte es zumindest sein.

    Es gibt bereits über 8 Mrd. Menschen, die einander fast genetisch identisch sind. Das ist doch schon eine beachtliche Anzahl, oder?

    • @Janix:

      Könnten Sie das kurz (oder lang) genauer erläutern? Ist das Kind nicht immer Mittel zur Bedürfnissbefriedigung ein Kind zu haben? Oder Missverstehe ich hier Mittel & Zweck?