Pro-palästina Demos an der FU: „Free, free, free FU“
Propalästinensische Student*innen demonstrieren gegen die FU. Sie fühlen sich von der Universität unterdrückt.
Ziel sei es, die „Heuchelei“ der Institutionen, einschließlich der „sogenannten ‚Freien‘ Universität“, hinsichtlich des Kriegs in Gaza offenzulegen, sagt die Sprecherin des Kollektivs. Seit Monaten unterstütze die Bundesregierung die israelischen Militärschläge. „Die Situation in Gaza ist unmenschlich, der Krieg ist genozidal und völkerrechtswidrig, und das wird von Politiker*innen und von der Universität verschwiegen“, sagt sie.
Immer wieder wird die Parole „Free, free Palestine“ von Gegendemonstrant*innen mit dem Ruf „from Hamas“ ergänzt. Rund 20 Student*innen haben sich einige Meter entfernt hinter einer israelischen Flagge versammelt. Viele würden nicht mehr in die Universität kommen, weil sie sich unsicher fühlten, erzählt die 19-jährige, jüdische Studentin Daria. Sie findet vor allem nach dem Vorfall vergangene Woche, müsse man sich mit Jüd*innen solidarisieren.
Am Freitagabend war ein jüdischer FU-Student in Mitte von einem 23-jährigen Mitstudenten krankenhausreif geprügelt worden. Den Vorfall verurteilt auch das „FU Palästina Komitee“. Man stehe gegen jede Form von Diskriminierung, ob Islamophobie oder Antisemitismus.
Der Zwischenfall hatte auch eine Debatte um die Haltung der Hochschule entfacht. „Von der Universität gibt es ausschließlich Solidaritätsstatements mit Israel, nicht mit Gaza“, kritisiert die Sprecherin. Seit dem 7. Oktober erlebten Palästinenser*innen an der FU Repressionen, Gewalt und Drohungen, sagt sie. Die Universität versuche propalästinensische Stimmen zu unterdrücken, Zitate und Symbole umzudrehen, sodass diese als antisemitisch dargestellt werden könnten.
Kritik am Umgang der FU mit pro-palästinensischen Student*innen
Die Sprecherin kritisiert zudem, dass die FU gegen das Recht auf Versammlungs- und Meinungsfreiheit verstoße. Im November war die Besetzung eines Hörsaals von Polizist*innen beendet worden. Dass den Student*innen von der FU Konsequenzen angedroht würden, sei ein „besorgniserregender Versuch der Einschüchterung und der Zensur“. Auch für die Demo am Donnerstag hätte die Uni Strafanzeige angekündigt. „Der FU reicht es wohl nicht, die Polizei auf die eigenen Student*innen zu hetzen“, sagt eine Rednerin, „jetzt will sie angemeldete Demonstrationen kriminalisieren.“
Das Kollektiv kritisierte, dass die FU propalästinensische Stimmen mit Antisemitismusvorwürfen bezichtige. „Antizionismus ist kein Antisemitismus“, sagt ein Mitglied. Auf die Frage, ob Israel ein Existenzrecht habe, ob die Hamas eine Terrororganisation sei und wie man zum 7. Oktober stehe, wollte sich die Sprecherin nicht klar äußern.
Für Freitag ruft die Initiative „Fridays for Israel“, die sich für die Sicherheit jüdischer Studierender einsetzt, zu einem stillen Protest vor der Mensa der FU auf.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku