Oberwasser für Wladimir Putin: Die neue Weltordnung
Erst Trump in den USA und nun reihenweise Staaten in Europa: Aus allen Ecken fliegen Putin Sympathien zu. Daran sind auch die Eliten schuld.
Die völkerrechtswidrige Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim im März 2014, ein hybrider Krieg im Osten der Ukraine mit bislang knapp 10.000 Toten. War da mal was? Dessen ungeachtet könnte es für Russlands Präsidenten Wladimir Putin derzeit gar nicht besser laufen.
Im kommenden Januar wird mit dem neuen US-Präsidenten Donald Trump ein Mann ins Weiße Haus einziehen, dem eine gewisse Geistesverwandtschaft mit dem Kremlchef – zumindest bis zum Beweis des Gegenteils – nicht abzusprechen ist. Und in Europa fallen dem „lupenreinen Demokraten“ Putin reihenweise Staaten wie reife Birnen in den Schoß, ohne dass es dieses Mal der dafür sonst in Russland gebräuchlichen Methoden bedürfte: Wirtschaftsembargos, Gaskriege und, so die ehemaligen Bruderstaaten weiter auf westlichen Abwegen wandeln, eben auch einmal ein bisschen Nachhilfe auf militärische Art.
In der Republik Moldau wird künftig der Sozialist Igor Dodon an der Spitze des Staates stehen. Er sucht sein Heil und das seines Landes in einer Wiederannäherung an Russland. Das könnte in letzter Konsequenz bedeuten, dass das 2014 mit der Europäischen Union abgeschlossene Assoziierungsabkommen wieder aufgekündigt wird.
Seine unterlegene proeuropäische Konkurrentin Maia Sandu – und auch das ist symptomatisch – musste sich im Wahlkampf plumpester Angriffe der moldauischen orthodoxen Kirche erwehren. Deren Oberhaupt Bischof Marchel diagnostizierte ein von normalen Prinzipien abweichendes Verhältnis zur christlichen Moral, da Sandu nicht verheiratet ist und keine Kinder hat.
Ein Sozialist für die 16. Sowjetrepublik
Auch in dem Balkanstaat Bulgarien, zu kommunistischen Zeiten als 16. Sowjetrepublik bezeichnet, wurde am vergangenen Wochenende auf dem Ticket der Sozialisten ein neuer Präsident gewählt. Er setzt ebenfalls auf bessere Beziehungen zu Russland. Der ehemalige Luftwaffenkommandeur Rumen Radew will sich für eine Aufhebung der EU-Sanktionen gegen Russland stark machen, was Putin besonders freuen dürfte.
Einmal abgesehen davon, dass die russische Propagandamaschine wie geschmiert läuft, und das auch im Westen, müssen diese Wahlergebnisse zu denken geben. Was ist passiert? Ist eine Mehrheit der WählerInnen in der Republik Moldau und Bulgarien zu überzeugten Putin-Anhängern mutiert?
Putin, das bedeutet zuallererst eine Kampfansage an die offene Gesellschaft. Wollen wir deren Zerstörung wirklich zulassen?
Mitnichten. Vielmehr ist das Votum Ausdruck einer maßlosen Enttäuschung vieler Menschen, für die sich die vermeintlich so verheißungsvolle europäische Perspektive in nichts aufgelöst hat. Verantwortung dafür tragen in erster Linie die sogenannten politischen Eliten in diesen Ländern. Sie finden nichts dabei, sich schamlos zu bereichern. Und sie sind nicht willens oder in der Lage, trotz gegenteiliger Beteuerungen, der grassierenden Korruption Herr zu werden.
Eine Mitschuld an den jüngsten Entwicklungen trifft aber auch die Europäische Union selbst. Im Falle der Republik Moldau wie auch gegenüber den anderen östlichen Nachbarstaaten fehlt bislang ein stringentes Konzept. Das Beispiel Bulgariens zeigt, dass die Mitgliedschaft in europäischen Strukturen allein noch kein probates Mittel ist, um eine demokratische Entwicklung und Reformen sicherzustellen.
Was also tun, wie schon Wladimir Lenin fragte? Vielleicht endlich einmal die eigenen Postulate und Werte ernst nehmen und offensiv (und das nicht nur mit Worten) für sie eintreten. Alles andere würde bedeuten, Politikern wie Wladimir Putin einfach das Feld zu überlassen. Putin, das bedeutet zuallererst eine Kampfansage an die offene Gesellschaft. Wollen wir deren Zerstörung wirklich zulassen?
Leser*innenkommentare
Waage69
Ich frag mich wirklich warum ich überhaupt noch die taz lese: Veganer*innenbefindlichleiten, Hipsterbasching und anti Russland Propaganda. Mein Gott - was für eine lauwarme Zeitgeistsuppe.
Bei der von mir abonnierten Wochenendtaz lese ich auch nur noch die Gurke des Tages und schau mir das manchmal witzige Touche Comic an.
ich glaub ich sollte wirklich mal einen Schlusstrich ziehen.
Struppi
"Einmal abgesehen davon, dass die russische Propagandamaschine wie geschmiert läuft, .. "
Das ist der Beste Satz in dem Propagandaartikel oder was soll das darstellen?
Ab wann gibt es wieder Berichte, die die Bezeichnung verdienen?
Solche, wo wir informiert werden? Vielleicht auch mal Hintergründe erfahren?
Oder Berichte die erkennen lassen, dass es fast immer zwei Sichtweise auf Dinge gibt und das am Schluss eine Lösung gefunden werden muss.
Es gibt sicher viel in Russland, was man kritisieren kann und der Präsident dort hat vermutlich auch zuviel Macht für eine Demokratie. Aber auf der anderen Seite gibt es auch positive Entwicklungen. Aber vor allem betreibt Russland keine aggressive Aussenpolitik, im gegensatz zu manchen NATO Partnern.
Von einer Zeitung deren Wurzel auch in der Friedensbewegung waren, sollte es nicht entgangen sein, dass die Kriege die "wir" anzetteln nicht zu mehr Frieden und Freiheit geführt haben, sondern fast überall zum gegenteil.
Z.b. könnte ein Blick auf Tschetschenien sichtbar machen, dass es durchaus möglich ist, ein zerstörtes Land voller Terroristen wieder zu befrieden. Vielleicht sollte man dort mal schauen, was man in Afghanistan besser machen könnte (oder eben nicht).
Wie gesagt, einfach Berichte, nicht ständig pure Meinungsmache, das wäre schön.
nzuli sana
ganz genau: durch Massenmord in Tschetschenien.
Russland ist so friedlich, dass es nur ständig Krieg führt.
Das ist auch der allgemeine Konsens jetzt:
FOCUS 27.03.2016 Zweiter Tschetschenienkrieg: Wie Russland lernte, nie mit Islamisten zu verhandeln
Toll: jetzt den Krieg im Endsieg über die Muslime gewinnen!
Da Hias
*seufz*
Es wäre so schön, wenn Medien und Meinungsmacher (und *an die Nase faß* die vielfältigen Daseinsformen in den einschlägigen Kommentarspalten hier und anderswo) einfach mal auf KEINEM Auge blind wären...
Aber vielleicht ist das, was man dann sieht, zu verstörend? Schwarzweiß ist halt einfach "einfacher"...
nzuli sana
Ja, ich finde Demokratie und Menschenrechte schützenswert und lebenswichtig und sie sollten noch egalitärer und noch sozialer weltweit praktiziert werden und ich möchte jede Art ihrer Einschränkung bekämpfen.
Das ist doch selbstverständlich oder?
Wäre ich Moldawier, Bulgare, Mazedonier oder Ukrainer, würde ich mich selbstverständlich von den Geldwäsche-Geschäften des gerade gewählten Kumpel Dodon ab- und den Versammlungsformen wie in Tuzla 2014 zuwenden.
Und ich würde mich freuen, wenn dort Medien und RechtsanwältInnen so relativ ungestört arbeiten könnten wie in den meisten OECD-Ländern.
Regime Sturz - ja hoffentlich, immer und überall. Alles andere ist nur im Interesse der Oligarchen. Oder wie war das mit Somoza?
Sandor Krasna
@nzuli sana Ja, aber in Moldawien sind doch gerade die so genannten Korrupten abgewählt worden. Das Problem der Korruption der Pro-Europäischen Regierung war das bestimmte Thema dort. Im Übrigen hat die OECD die Wahlen in Moldawien beobachtet und nichts beanstandet, außerdem wurden die Wahlen von der nach wie vor sich im Amt befinden Pro-Europäischen Regierung ausgerichtet und organisiert. Ein bisschen Gaga ist Ihre Argumentation schon.
APOKALYPTIKER
"
Regime Sturz - ja hoffentlich, immer und überall."
Genau ! Nach dem Muster Ukraine : Keine Oligarchen mehr, keine Korruption mehr , wunderbar funktionierende Demokratie und blühende Landschaften wohin das Auge blickt !
Lowandorder
mens sana in corpore sano -
SIT -
APOKALYPTIKER
@Lowandorder "SIT"... ach , jetzt hab' ich's (Schnellmerker ;-) ) . Sie wünschen mir langes gesundes Leben bei frisch-frechen Geisteskräften !(?) Danke danke ! Dito .
APOKALYPTIKER
Och , mit dem corpus sanum ist das schon so eine Sache bei mir , und mit der mens , na ja , es immer gehen mir mehr Wörter & Namen flöten .
Aber - was wollten Sie mir eigentlich verklickern ? Ironie versteht der Leser nie , oder was ?
nzuli sana
Schön wieder Freunde des MafiaBosses vom Kreml zu treffen.
Wir bekommen ja von ihm alle was geschenkt.
Zumindest die russischen völkischen Nationalisten dürfen in Russland alle möglichen Leute straflos umbringen.
Und Deutschlands Industrieabsatz nach Russland muss natürlich auch laufen.
Ich habe da nichts von. Not in my name.
Gewaltherrscher, Fausrecht, völkische Propaganda, willkürliche Inhaftierungen, Tyrannenstaaten - weg damit.
Thomas_Ba_Wü
Deutschland hat glaube ich Sanktionen gegen Russland verhängt - da ist das mit ihren "Industrieabsätzen" leicht dümmlich.
Aber beim dümmlichen Populismus stören Tatsachen nur :)
nzuli sana
Die Sanktionen werden unterlaufen und Minsk II ist Papier.
Der Ostausschuss der deutschen Wirtschaft fordert wiederholt die Aufhebung dieser Sanktionen.
Waage69
@nzuli sana Ja, aus guten Gründen.
Justin Teim
Trump und Putin - und was macht Erdogan und der nahe Osten?
Wird der klamm heimlich aufgeteilt?
APOKALYPTIKER
"Die neue Weltordnung
Erst Trump in den USA und nun reihenweise Staaten in Europa: Aus allen Ecken fliegen Putin Sympathien zu. "
Alptraum im Paralleluniversum der "Guten" ?
Ihre Diagnose :
"Daran sind auch die Eliten schuld." - kombiniert gleich mit der Kombi-Therapie :
"Vielleicht endlich einmal die eigenen Postulate und Werte ernst nehmen und offensiv (und das nicht(!) nur mit Worten(!) ) für sie eintreten."
Sprich : Knüppel aus dem Sack ! Sanktionen , notfalls regime change à la Ukraine .
Es geht doch nichts über die Werte !
Besonders angenehm , wenn die sich in Euro und Dollar ausdrücken lassen .
Gabriel Renoir
@APOKALYPTIKER Aus allen Ecken fliegen Putin Sympathien zu. Man nehme die direkten Nachbarn: Baltikum, Polen, Ukraine, Georgien ...
jhwh
Da haben Sie alles gesagt.
Putins Erfolg kann einen nur verwundern, wenn man die letzten zwei Jahre in der MSM-Filterblase verbracht hat: http://europe.newsweek.com/russias-putin-leaps-worlds-most-admired-men-top-ten-457333?rm=eu
571 (Profil gelöscht)
Gast
Wäre ich Moldawier, Bulgare, Grieche, ..., würde ich mich genauso von einem Europa abwenden, in dem deutsche Spitzenpolitiker unter den europäischen Spitzenpolitikern das Sagen haben.
Brüssels und Berlins Macht eindampfen - dann möglichst von vorne beginnen und Europa für die Europäer gestalten...
Lowandorder
Geht ja ab hier!
Backpfeifenkonzert!
Zur Bulgarienkiste - Frau Oertel -
A-gähn ~> den EU-Fehlstart -
Bitte auf dem Schirm haben! Mein:
"Seid ihr denn wahnsinnig - jetzt schon - das wird doch nie was!"
Konterte meine us-Uni-gestählte -
Für die Jur-Seite zuständige Kollegin -
"Waschkörbeweise hab ich genau das -wg alter Kader etc geschrieben!"
Normal.Da mähtste nix!
Lowandorder
& - übern Zaun ? -
A-gähn ~> Ukraine!
Ossiland - Richterakedemie Wustrau -
(früher für DDR-Richter - kein Scheiß -
Der Vorbesitzer - der olle Wrangel - hätte sich auf die
Ledernen Breeches gekloppt!;)
Gut. Fortbildungstagung für - Richter Ukraine ~>
1. Beschwerde wg unbotmäßig-undevoten Verhaltens - des übrigen jungen Gemüses!:()
Die übergeleitete gute Hausseele stieß gekonnt -;))
Realsozialistisch Bescheid!;)
1.Angesichts der anzugsprengenden Barockschränke -
Äußerte ich beim Frühstück gegenüber dem einzigen -
"Schmal" dieser Ansammlung von - öh Richtern -
"Alles vormals KGB?! -wa!" - " Ja - bis auf mich!"
So geht das. & das -
Entsprach meinen Eindrücken auf Tagungen - ala -
"Zugang zu den Gerichten in Europa" ~> & zwar -
Von den Tagungsteilnehmer der damals noch lediglich assoziierten Staaten - bis auf Polen!
Selbst serviert - dieser Scherbenhaufen einer
Verfehlten Erweiterungs- & - ja Einkreisungspolitik!
Das Echo - hat ja auch nicht lange auf sich warten lassen.
kurz - Frau Oertel - Lamentieren über verschütte Milch
Ist sowas von - wohlfeil!
(& zur Krim nur soviel - daß der damalige gerade -
ex-US-Botschafter Moskau - im taz-Interview anmerkte -
"Jeder andere russische Politiker hätte genauso gehandelt!
Seinen Kollegen Kornblum Berlin - bitte selber nachlesen.
Danke.
hanuman
"Einmal abgesehen davon, dass die russische Propagandamaschine wie geschmiert läuft, und das auch im Westen..." - merken sie eigentlich, liebe frau oertel, dass sie selbst teil der westlichen propagandamaschine sind, wenn sie wieder einmal die sau durchs dorf treiben und sich am bashing des präsident putin beteiligen. lesen sie doch einfach jeden morgen mal die rede des präsidenten putin vor dem deutschen bundestag am 25.09.2001 - und folgern sie, welche angebote seit dieser zeit im verhältnis zu russland liegen gelassen worden sind von den "guten" propagan-disten des westens. dieser tage fand ich einen satz, der dem russischen philosophen nikolai bucharin zugeschrieben wird: "ein bürgertum ohne angst wählt die demokratie, ein bürgertum unter angst den faschismus" - merken sie daran, welche folgen ihre angstmacherei zeitigt. als dürre antwort reicht nicht der verweis auf "westliche werte", weil die längst insolvenz angemeldet haben.
Pfanni
„Im kommenden Januar wird … ein Mann ins Weiße Haus einziehen, dem eine gewisse Geistesverwandtschaft mit dem Kremlchef … nicht abzusprechen ist“
Das mit der Geistesverwandtschaft mag ja sein, nach dem Motto „Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich!“. Trotzdem werden sich beide nie auf Augenhöhe begegnen!
Putin ist wirklich schlau, geht eiskalt berechnend vor und fährt jetzt, wie Frau Oertel richtig bemerkt, die Ernte ein.
Bei Trump kann ich nur eine gewisse Bauernschläue erkennen, die ihm als Immobilienhai geholfen hat, aber in der Politik einfach nicht ausreicht. Indem er vollmundige Versprechungen macht und sie nach der Wahl genauso lautstark wieder einkassiert, bekommt er bei seinen Anhängern Minuspunkte und bei den Gegnern keine Pluspunkte. Einem Putin würde das nicht passieren!
Was wird sein, wenn Mr. Trump bemerkt (oder von seinen Beratern mit der Nase darauf gestoßen wird), dass ihn sein neuer „Freund“ Putin eiskalt austrickst? Vermutlich wird er dann mal wieder ins Gegenteil verfallen; die Männerfreundschaft ist beendet und der kalte Krieg ist wieder da. Hoffentlich kommt er dann nicht wieder auf die Idee, dass man A-Waffen auch einsetzen kann, wenn man sie schon besitzt!
Reinhold Schramm
„ ... eine gewisse Geistesverwandtschaft mit dem Kremlchef ...“
Wir sollten nicht die Geschäftsinteressen der amerikanischen und deutschen Rüstungsindustrien besorgen und uns hierbei auch kein Beispiel an der verkannten Lobbyistin und bundesdeutschen Aufrüstungsministerin Frau von der Leyen nehmen.
Es gilt die gemeinsame Zukunft mit Russland und China zu gestalten! Bei der Schaffung eines zwischen den Völkern gleichberechtigten, sozialen, ökologischen und ökonomischen Wirtschafts- und Gesellschaftsraums, Europas und Asiens. Hier liegt ein gewaltiges ökonomisches, soziales und ökologisches Potenzial für eine gemeinsame Zukunft.
Es bedarf keiner weiteren materiellen militärischen Aufrüstung zwischen den Staaten. Das vorhandene nukleare Potenzial reicht für die vielhundertfache Vernichtung der Welt -der Menschen, Tier- und Pflanzenwelt- bereits aus.
Diese finanziell-materiellen Mittel – für eine weitere von der Politik und den Lobbyist_innen der Rüstungsindustrie vorgesehene Aufrüstung – sollten wir in die kostenfreie Bildung, Erziehung und Ausbildung unserer Kinder investieren. Darüber hinaus in bezahlbaren Wohnraum und auskömmliche Altersrenten für die Armen in der -europäischen- Gesellschaft!
74450 (Profil gelöscht)
Gast
"Bei der Schaffung eines zwischen den Völkern gleichberechtigten, sozialen, ökologischen und ökonomischen Wirtschafts- und Gesellschaftsraums, Europas und Asiens. Hier liegt ein gewaltiges ökonomisches, soziales und ökologisches Potenzial für eine gemeinsame Zukunft."
Haha, Ihre Beiträge sind wieder mal 1a Komödie!
Sie möchten die das ökologische Potenzial einer Zusammenarbeit mit China heben? Sehr gut! Dann kann die Großindustrie endlich wieder ungeklärt ihr Gift in unsere Flüsse laufen lassen.
Ökonomischer Wirtschafts- und Gesellschaftsraum gemeinsam mit Russland und China? Die ökonomische Ungleichheit in Russland und China ist mit den Verhältnissen in den USA vergelichbar. Die wollen Sie nach Europa importieren.
Nein Danke!
Normalo
Wenn man sich seine Verhandlungspartner backen könnte...
"Es gilt die gemeinsame Zukunft mit Russland und China zu gestalten! Bei der Schaffung eines zwischen den Völkern gleichberechtigten, sozialen, ökologischen und ökonomischen Wirtschafts- und Gesellschaftsraums, Europas und Asiens."
Was Sie da skizzieren, klingt natürlich total zukunftsweisend. Die derzetigen Querelen vor allem mit Russland, aber auch mit China, haben aber nunmal leider ihren Grund vor allem darin, dass beide von Gleichberechtigung unter den Völkern (bzw. Menschen), aber auch sozialer oder gar ökologischer Politik nicht das Geringste wissen wollen - und das arglose Streben danach für ein Zeichen von Schwäche halten, die es auszunutzen gilt.
So jemand bekommt man eher zu einem produktiven Dialog motiviert, wenn man es mit Teddy Roosevelt hält: "Sprich sanft und trage einen großen Knüppel...“ Einfach NUR sanft sprechen - ohne Knüppel - klingt zwar unheimlich löblich, führt aber im Zweifel zum Gegenteil der beabsichtigten Annäherung. Es gibt einfach zu viele Leute auf der Welt, die, wenn sie die zweite Wange hingehalten bekommen, einfach nur ein lohnendes Ziel für eine zweite Klatsche sehen - und entsprechend zulangen.
Reinhold Schramm
@Normalo Sie wollen sich doch wohl nicht für einen Nuklearkrieg entscheiden?
Normalo
Wüsste nicht, inwieweit ich das suggeriert hätte. Ich hoffe und meine, dass es unter halbwegs rationalen Menschen IMMER einen Weg gibt, Konflikte beizulegen, ohne dabei auf die gänzliche sinnlose Option der totalen gegenseitigen Vernichtung zurückzugreifen. Insofern gehe ich nicht davon aus, dass irgendwer - nicht mal Trump - wirklich eine nukleare Erstschlagsdoktrin verfolgt. Ich tue es jedenfalls nicht.
Das heißt aber nicht, dass ich es im Umgang mit gewissen, zutiefst "pragmatischen" Machtpolitikern für vernünftig hielte, demonstrativ harmlos aufzutreten. Also befürworte ich das grundsätzliche Offenhalten von "unfreundlichen" Optionen. Dafür gibt es durchaus hinreichend - nicht nur militärische - Zwischenstufen zwischen bedingungsloser Friedfertigkeit und nuklearem Angriffskrieg. Die gilt es, offen in der Hinterhand zu halten, während man sich inhaltlich konziliant gibt. Sonst wird man von den Putins dieser Welt eiskalt überrollt.
Medienkritiker
Und die TAZ hat immer noch nicht kapiert, welchen Anteil sie daran hat.
Ivande Ramos
Korruption ist die eine Seite. Eine EU, die Hand in Hand mit den Korrupten ihre eigene Agenda durchsetzt, die andere. Viele Bürger und Leser erkennen, dass die EU mit denselben Methoden wie Russland ihre Einflusssphäre in Osteuropa zu festigen und erweitern versucht. Unterstützung genehmer politischer Gruppierungen, Dämonisierung des Gegenüber, Kaschieren von wirtschaftlichen Interessen durch angebliche Werte.
Sandor Krasna
Zumindest die Wahl in Moldawien steht ganz klar im Zusammenhang mit dem größten Betrugsskandal in der Geschichte des Landes. Eine Milliarde Dollar, 1/6 der Wirtschaftsleistung sind aus dem Staatshaushalt gestohlen worden. Das Geld ist weg, an der Regierung waren die Pro-Europäer, die hierfür die Verantwortung tragen. Nicht immer ist die Identitätspolitik, Elitenverachtung oder Putin schuld. In die Liste der "Umfaller" könnte übrigens wohl bald auch Estland aufgenommen werden: http://www.handelsblatt.com/politik/international/baltikum-das-kabinett-tritt-zurueck/14834388-2.html
Bleibt zu hoffen, dass sich die EU an ihre "Werte" hält und die demokratischen Entscheidungen respektiert.
628 (Profil gelöscht)
Gast
@Sandor Krasna Auf die Idee, dass es bei der Wahl in Moldawien (oder Bulgarien) auch um andere Fragen als die über die Wiederannäherung an Russland gegangen sein könnte, kommen hiesige Schreiberlinge in ihrer maßlosen Arroganz nicht mehr. Man sieht das Feindbild Putin, den Teufel in Menschengestalt, den Feind der 'offenen Gesellschaft'. Mehr nicht.
Niese Uwe
Ein ganz erstaunlicher Kommentar.
Der Kapitalismus zerbricht gerade an der ungebremsten Deregulierung und der damit verbundenen Gier des Einzelnen. - Wenn ich die Wahl zwischen Putin und Trump hätte, würde ich mich für Putin entscheiden, weil ich nicht glaube, dass er ein Psychopath ist. - Ich plädiere für EINE Staatsbank, die demokratisch kontrolliert ist, sowie staatlich kontrollierte Allgemeingüter wie Wasser, Energie, Verkehr etc. wegen gerechterer Verteilung.- Vielleicht ist es naiv, Putin dieses zuzutrauen -- jedoch unter Trump und den "Eliten" unmöglich.
628 (Profil gelöscht)
Gast
@Niese Uwe Dass der Eine abzulehnen ist, macht den Anderen nicht besser. Putin ist definitiv ein weitgehend skrupelloser Machtpolitiker. Nur: das sind und waren andere auch, z. B. ein gewisser Breschnew, mit dem sich Willy Brandt dennoch völlig zu Recht und erfolgreich um Verständigung bemüht hat. Der Popanz Russland, der in unseren Medien aufgebaut wird, ist m. E. auch rassistisch motiviert. Der böse, niederträchtige, verschlagene Russe. Dieses Motiv kann man häufig herauslesen. Und je weniger Rückhalt unser westliches politisches System mit seinen gesellschaftlichen Gegegebenheiten genießt, umso mehr scheint man wieder nach einem Feind zu suchen, um den maximalen Gegensatz aufbauen zu können: Wir, die Guten, gegen die Anderen, die Bösen. Nur wird das unsere offene Gesellschaft nicht retten. Wenn immer mehr Menschen immer schlechter leben, einige wenige dafür immer reicher werden, dann zerstören wir unsere Demokratie. Weit davon entfernt sind wir ja nicht mehr, wie Trump, AfD, Le Pen und Co. zeigen. Das hat aber nichts mit den Russen zu tun.
Thea
Wunderschöner analytischer Kommentar: Erst die USA, dann auch noch Moldawien und Bulgarien: alle fallen sie Putin "wie reife Früchte in den Schoß". Und sind auch noch selbst schuld: wegen der endemischen Korruption. Dabei ist die Sache, zumindest was die Länder Moldawien und Bulgarien betrifft doch ganz einfach: Durch die Freihandelsverträge mit der EU werden diese Länder mit Waren und Dienstleistungen aus den westlichen EU-Ländern (vor allem Deutschland) überschwemmt und zerstören tendenziell die einheimischen -nicht konkurrenzfähigen- Produktionsmöglichkeiten; die Arbeitslosigkeit steigt, die Emigration ebenso, eine kleine Kaste von Profiteuren (früher nannte man das Kompradorenbourgeoisie) bereichert sich auf unvorstellbare Weise. In beiden Ländern wird -real- gehungert. Eine perspektivische Lösung für diese Länder besteht darin, die Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zu diversifizieren, d.h. die traditionellen Wirtschaftsbeziehungen zu "Putins Rußland" zu intensivieren. Genau dafür haben die Menschen in Bulgarien und Moldawien bei freien und geheimen Wahlen gestimmt und nach Frau Oertels Meinung damit gegen den "westlichen Wertekodex" verstoßen. Geht's noch? Und was die Korruption betrifft: Sie hat sich in der Ukraine nach dem vom "Westen" bejubelten Umsturz innerhalb von 3 Jahren nach Feststellung der EU-Kommission verdoppelt, Milliarden von Hilfs- und Aufbaugeldern sind regelrecht versickert. Schöne neue EU-Welt. Frau Oertel empfiehlt in diesem Zusammenhang, die "Werte der offenen Gesellschaft" nicht nur mit Worten zu verteidigen. Geschieht bereits. In Estland stehen die NATO-Panzer bereits: 150 Kilometer vor Leningrad.
Tom Farmer
Glauben Sie ernsthaft die Korruption und zwar die seit man sich Richtung Europa öffnete sei das Problem? Das implizieren Sie! Das ist eine steile These.
Ansonsten haben Sie recht: Das sollte sehr zu denken geben! Die Öffnung Richtung Europa hat zumindest seitens der Wahrnehmung der Menschen zu keiner besseren Lebensituation geführt.
Wohl eher das Gegenteil: UNd auch wenn das nicht gerne gehört wird. Die aktuellen gesellschaftlichen Überthemen hier im Westen wie, Schwulen/Lesbenehe, Geflüchtetenintegration, Marhiuana Legalisierung usw. sind Steilvorlagen für konservativ-orthodoxe Kräfte die von der Bevölkerung nur zu gerne als Instabilität oder Werteverfall aufgenommen, gar missbraucht werden.
Hier die Lebenswirklichkeit der Menschen ernst zu nehmen und dies nicht Herrn Putin mit seinem Dummgequatsche zu überlassen.
EU, arbeite endlich deine Vorteile heraus und setz die auch um (!!) sonst geht da was ganz schief!
mowgli
So ganz kann ich Ihnen nicht zustimmen, wenn Sie schreiben: "Die Öffnung Richtung Europa hat zumindest seitens der Wahrnehmung der Menschen zu keiner besseren Lebensituation geführt." DIE Menschen sind auch in Bulgarien oder Moldau entweder Profiteure einer West-Öffnung, oder Verlierer. Das, schließlich, macht "den Westen" aus: Er lebt vom Gefälle zwischen den Erfolgreichen und denen, die - mehr oder weniger freiwillig - ihre Arbeitskraft und ihre Intelligenz verkaufen (müssen).
Der Kapitalismus ist in erster Linie eine Konkurrenz-Veranstaltung. Er wird vom Wettbewerb am Leben erhalten und Wettbewerbe haben nun einmal nicht nur Sieger, sondern auch Verlierer. In der Wahrnehmung der Sieger, der Spitzenpolitiker, der Großunternehmer oder der Meinungsführer etwa, hat die Entwicklung der letzten Jahre durchaus zu einer "besseren Lebenssituation" geführt. Sie dürfen heuer mehr Menschen kommandieren, sie werden öfter und intensiver hofiert und sie haben dazu auch noch viel mehr Geld. In der Wahrnehmung der Wettbewerbsverlierer ist das alles etwas anders.
Die Theoretiker des Neoliberalismus behaupten, nur das Verlieren würde die Menschen dauerhaft zu Höchstleistungen anspornen. Das ist entweder ein Irrtum oder - was ich für wahrscheinlicher halte - eine bewusste Lüge. (Führer verlieren schließlich nicht und reden doch von Leistungen, die sie erbringen.) Niemand kann sich ewig hetzen lassen. Nicht einmal von sich selbst. Mensch lässt sich allerdings ganz gern verführen, wenn er zu abgehetzt ist. (Auch) Im Osten Europas haben zu viele Menschen zu lange geglaubt an die Halbwahrheiten, die "der Westen" über sich verbreiten ließ. Einfach, weil ihre konkrete Realität schwer auszuhalten war. Als er dann "ausgebrochen" ist, der Westen, waren sie elend enttäuscht von ihm.
Ja, die EU muss ihre Vorteile "herausarbeiten". Wenn sie aber warten will, dass die Eliten ihr die Freude machen, wird sie vermutlich absterben dabei.
Sapasapa
Da kommen Sie im Mittelteil aber selber mit einer ganz steilen These auf!
Diese "Überthemen" sind doch genau das, wofür die EU einstehen muss. Oder wollen Sie sich alleine auf die wirtschaftlichen Vorteile beschränken?
Sie tun hier so, wie einige dieser Konservativen gerne auch behaupten, dass es einen Zwang zur Homoehe geben würde, jeder einen Flüchtling aufzunehmen hätte, und Gras rauchen müsste (toller Gedanke).
Man muss doch gerade jetzt ganz ohne Hysterie in die Offensive gehen und zeigen, dass das eben kein Werteverfall ist. Vor diesen Kräften kuschen ist genau das, was die EU nicht machen darf.
Kaboom
Die Menschen in Osteuropa erwarteten nach dem Zusammenbruch des Sozialismus wachsenden Wohlstand. Sie bekamen Arbeitslosigkeit, den Abbruch des Sozialstaates und eine "Flat Tax". Und nun wundert man sich, das die Leute das nicht toll finden?
628 (Profil gelöscht)
Gast
@Kaboom Die Leute haben das gefälligst toll zu finden. Wir sind schließlich die Guten und der Russe das Böse.
87233 (Profil gelöscht)
Gast
Na Ja, was erwarten die von Putin? Und was wird er liefern? Genausowenig wie er seine eigene Landsleute geliefert hat.
Und genauso wie bei Trump laufen die scharenweise dahin.
Dummer geht es nicht. Aber das werden die zu spät merken....
Yoven
"Vielleicht endlich einmal die eigenen Postulate und Werte ernst nehmen und offensiv (und das nicht nur mit Worten) für sie eintreten."
Selten so gelacht.
"Putin, das bedeutet zuallererst eine Kampfansage an die offene Gesellschaft. Wollen wir deren Zerstörung wirklich zulassen?"
Im Ausland: Ja klar. Das interessiert uns doch nicht. Hat uns auch noch nie wirklich interessiert.
Bei uns: eher nicht. Aber bis der Russe wieder vor Berlin steht dauerts noch eine Weile.
Yoven
Nein, man wundert sich nicht darüber dass die Menschen enttäuscht sind wenn es ihnen schlecht geht.
Man wundert sich, dass mit einer Annäherung an Europa und dem Segen des Kapitalismus nicht automatisch Wohlstand für alle eingetreten ist.
amigo
Die Faschisten und Rassisten geben sich die Ehre...und übernehmen die Macht.
Widerlicher geht es nimmer!
amigo
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis zum Weltkrieg III.
Die Faschisten übernehmen die Macht - weltweit.
571 (Profil gelöscht)
Gast
"Übernehmen" tun die gar nix, es wird ihnen die Macht gegeben, die durch das Vakuum fehlgeleiteter Europapolitik entstanden ist.
Einige Verursacher sitzen bspw. in Berlin, bspw. Wolfgang Schäuble & seine Chefin...
Maik Lory
"endlich einmal die eigenen Postulate und Werte ernst nehmen" - Welche? Die beteuerten oder die gelebten?
"offensiv (und das nicht nur mit Worten) für sie eintreten" - Bitte nicht!!! Das ist doch peinlich.
Mein Tipp:
Vielleicht einfach mal miteinander und nicht gegeneinander arbeiten, miteinander reden, anstatt übereinander. Dann ist da noch das Ding mit der "gleichen Augenhöhe" und so. Achja und zu guter Letzt noch das Problem mit Unwahrheiten/Wahrheiten, Wahrhaftigkeit und Vertrauen und so. Ach ja und Gerechtigkeit, Würde.
Irgendwie kommt mir das eher in den Sinn auf der Such nach Atraktivität für Menschen auf der Suche nach einem "zu-friedenen" Leben.
Hui das sind tolle Dinge. Wo gibts das noch?
Ach ja - in Europa, sagt man so.