Notlage im Gazastreifen: Ägypten muss Solidarität zeigen
Gefordert sind jetzt die arabischen Staaten, die stets ihre Palästina-Solidarität hochhalten. Ägypten sollte seinen Grenzübergang nach Gaza öffnen.
D er komplett abgeriegelte Gazastreifen ist eine der am dichtesten besiedelten Gegenden der Welt. Zwei Millionen Menschen leben auf engstem Raum, ohne Möglichkeit zu fliehen. Die Voraussetzungen für eine humanitäre Katastrophe sind perfekt. Und ein Waffenstillstand zwischen Israel und den Terrorgruppen in Gaza, wie von humanitären Organisationen gefordert, wird fürs Erste nicht kommen.
Mit der Blockade Gazas bei gleichzeitigem Beschuss bestraft Israel die Menschen in dem Küstenstreifen kollektiv, was nach den hundertfachen Morden vom vergangenen Samstag und der Unterstützung, die die Massaker in der palästinensischen Bevölkerung finden, nachvollziehbar ist. Das humanitäre Völkerrecht verletzt es trotzdem.
Konkret gefordert sind jetzt die arabischen Staaten, die stets ihre Palästina-Solidarität hochhalten – allen voran Ägypten. Zwar wird das Land den Teufel tun, der Gaza-Bevölkerung Zuflucht und Schutz zu gewähren. Ägypten hat mit der Muslimbruderschaft, aus der einst die Hamas hervorgegangen ist, ein hauseigenes Problem, das es seit Jahren löst, indem es rigoros gegen die Islamisten vorgeht.
Außerdem hat die Geschichte gezeigt, welche Sprengkraft palästinensische Gruppen in anderen arabischen Ländern haben können: Der Libanon-Krieg entzündete sich 1975 an Spannungen zwischen Palästinensern im Libanon und anderen Bevölkerungsgruppen. Bis heute sind in dem Land die palästinensischen Flüchtlingslager, die mittlerweile zu ärmlichen Stadtteilen geworden sind, ein politischer Faktor.
Was aber machbar ist, sind Hilfslieferungen. Ein Hilfskorridor aus Ägypten direkt in den Gazastreifen muss her. Wo der Wille ist, ist ein Weg, und wo eine Grenze ist, ist ein Übergang. Dass der einzige nicht von Israel kontrollierte Grenzübergang, der Rafah-Übergang zwischen Ägypten und Gaza, eigentlich für Personen- und nicht für Warenverkehr ausgelegt ist, ist vielleicht eine Herausforderung, aber kein Gegenargument. Wasser, Lebensmittel, medizinische Hilfe und Treibstoff können geliefert werden. Die arabischen Staaten haben jetzt die Chance, ihrer bekundeten Solidarität mit den Palästinenser*innen Taten folgen zu lassen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Mangelnde Wirtschaftlichkeit
Pumpspeicher kommt doch nicht
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Angriffe auf Neonazis in Budapest
Ungarn liefert weiteres Mitglied um Lina E. aus