Neues Infektionsschutzgesetz: Keine Lust auf neue Maßnahmen

Gesundheitsminister Lauterbach und Justizminister Buschmann einigen sich beim Infektionsschutzgesetz. Es sieht nicht so aus, dass sich alle wieder Masken aufsetzen.

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Welche Schlagkraft haben Infektionsschutzregeln noch, wenn sich niemand mehr dafür interessiert? Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Endlich Klarheit? Doch nur für den Bundesgesundheitsminister. Karl Lauterbach (SPD) sagt, er freue sich über das neue Infektionsschutzgesetz, das er nun gemeinsam mit Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) ausgehandelt hat. Er glaubt, „das Paket ist sehr gut“. Maskenpflicht und Impfanreize enthält es. Die Worte sind natürlich dieselben wie immer.

Auch die Intention dahinter ist klar und sinnvoll: weniger Todesfälle, weniger schwere Verläufe. Aber welche Schlagkraft haben Infektionsschutzregeln noch, wenn sich niemand mehr dafür interessiert? Spätestens bei der achten Warnung vor dem „sehr schwierigen Herbst“ haben die meisten Menschen angefangen, nur noch müde mit den Augen zu rollen, sobald das Wort Corona fällt. Sind wir jetzt gut vorbereitet oder wird es wieder schlimm im Herbst, Herr Lauterbach?

Die Kommunikation von Wissenschaftler und Politiker zugleich funktioniert nicht. Das Gespaltene wirkt wenig überzeugend. Eine Maske im Bus, in der U-Bahn oder im Zug zu tragen, mag für manche zu einem Automatismus geworden sein. Andere halten es auch da schon sehr lax und schauen Menschen kritisch an, die auch im Supermarkt noch einen Mundschutz tragen, wo es aktuell keine Pflicht mehr ist.

Besonders bei Jugendlichen lässt sich beobachten, dass das Nichttragen einer Maske auch Folge einer Gruppendynamik sein kann. Too cool for Coronamaßnahmen. Von den Menschen aus der Querdenken-Bewegung gar nicht angefangen. Die breite Masse interessiert sich kaum für das pandemische Geschehen. Wichtiger sind Themen wie der Krieg, die teuren Mieten und Lebensmittel. Corona ploppt auf, wenn man durch Erkrankung daran gehindert wird, in den Urlaub zu fahren. Oder rätselt, ob man trotz Corona-Infektion arbeiten kann.

Denn auch das ist inzwischen vermehrt der Fall: Infizierte arbeiten, sei es aufgrund von finanziellen Zwängen, Karrieregründen oder einfach, weil sie sich nicht krank fühlen. Hinter all diesen Gründen steht: Eine Corona-Infektion hat heute deutlich insgesamt geringere Folgen für die Menschen als noch vor einem Jahr. Inzwischen spricht selbst die Bundestagspräsidentin Bärbel Bas offen von einer Durchseuchung. Corona wird nicht mehr als großes Problem empfunden.

Dass das ein Fehler ist, insbesondere für vulnerable Gruppen, darauf sollte man immer wieder hinweisen. Aber Lauterbach dringt mit seinen Warnungen kaum noch durch. Jetzt kommen also wieder neue Maßnahmen, die größtenteils Auslegungssache sind. Wenn er die Menschen wieder erreichen will, muss Lauterbach überzeugender auftreten.

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Schreibt seit 2017 für die taz und arbeitet seit 2020 als Redakteurin bei der taz. Studierte Kommunikationswissenschaften, Germanistik, Anglistik sowie Kulturjournalismus in Berlin und Essen.

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