Neue Empfehlungen für Fleisch: Ein Schnitzel, fünf Scheiben Wurst
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung reduziert ihre Empfehlungen zum Konsum tierischer Produkte. Jede:r Zehnte isst bereits kein Fleisch mehr.
![Eine Hand im blauen Schutzhandschuh an einer Fleischtheke Eine Hand im blauen Schutzhandschuh an einer Fleischtheke](https://taz.de/picture/6871668/14/Fleischkonsum-1.jpeg)
Damit nimmt der tierische Teil der Gesamternährung in der Empfehlung etwas ab. Die vorgeschlagene Menge Fisch bleibt mit knapp 200 Gramm wöchentlich unverändert. Das gilt auch für Obst und Gemüse mit 550 Gramm täglich. Die Bedeutung von Hülsenfrüchten wie Erbsen, Bohnen, Linsen sowie Nüsse hebt die DGE stärker hervor. „Eine gesundheitsfördernde und ökologisch nachhaltigere Ernährung besteht zu mehr als drei Vierteln aus pflanzlichen Lebensmitteln und zu knapp einem Viertel aus tierischen Lebensmitteln“, heißt es.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung ist eine wissenschaftliche Institution, die als Verein organisiert ist und teils aus Bundesmitteln finanziert wird. Ihre Empfehlungen zur Ernährung gelten als die bedeutsamsten in Deutschland. Es ist aber niemand gezwungen, sich daran zu halten.
Die Überarbeitung der Empfehlungen basiert auf einem neuen mathematischen Modell. Eingeflossen sind Daten zur Gesundheit, Nachhaltigkeit und den Verzehrgewohnheiten der Bundesbevölkerung. In gesundheitlicher Hinsicht dienen die Ratschläge unter anderem dazu, Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren und Dickdarmkrebs vorzubeugen. Hoher Fleischkonsum begünstigt solche Krankheiten. Andererseits betonen die Wissenschaftler:innen auch, dass in tierischen Produkten wichtige Nährstoffe enthalten sind, die der menschliche Körper braucht. Veganer:innen, die komplett darauf verzichten, müssen also darauf achten, dass es nicht zu Nährstoffdefiziten kommt.
Landnutzung und Treibhausgase Teil der Berechnungen
Die Umweltauswirkungen der Ernährung hat die DGE zwar auch bisher schon berücksichtigt, doch nun sind erstmals Daten zur Landnutzung und zum Ausstoß von Treibhausgasen in die Berechnungen eingeflossen. Intensive industrielle Landwirtschaft und Tierhaltung verursachen klimaschädliche Emissionen, die sich zum Teil vermeiden ließen. Wenn weniger Fleisch gegessen wird, kann das dazu beitragen, die Treibhausgase zu verringern. Die Empfehlungen würden auf „gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen“ beruhen, betont die DGE. „Wer sich überwiegend von Obst und Gemüse, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten, Nüssen und pflanzlichen Ölen ernährt, schützt nicht nur seine Gesundheit“, sagte Ernährungswissenschaftler und DGE-Präsident Bernhard Watzl. „Wenn wir uns gesund ernähren und gleichzeitig die Umwelt schonen wollen, müssen wir unsere Ernährung jetzt ändern.“
Die Ratschläge gelten für gesunde Erwachsene im Alter von 18 bis 65 Jahren, die sich mit einer Mischkost ernähren. Das sei noch die am weitesten verbreitete Ernährungsweise, erklären die Expert*innen ihre Herangehensweise. Es sei aber geplant, nach und nach auch Empfehlungen für weitere Ernährungsweisen zu erarbeiten, zum Beispiel vegetarisch oder vegan. Denkbar ist auch ein Fokus auf andere Bevölkerungsgruppen mit besonderen Bedürfnissen, etwa Kinder und Jugendliche oder Senior:innen.
Viele Bürger:innen haben ihren Lebensstil bereits geändert und ihren Fleischkonsum reduziert. Während der Fleischverzehr 2018 hierzulande noch 61 Kilogramm pro Kopf und Jahr betrug, sank er bis 2022 auf 52 Kilogramm. Mehr als jede:r Zehnte isst gar kein Fleisch: Neun Prozent der Bevölkerung ernähren sich vegetarisch, drei Prozent vegan. Das ergibt sich aus einer Forsa-Umfrage. Fast die Hälfte, nämlich 41 Prozent, der Befragten bezeichneten sich demnach als Flexitarier. Das bedeutet, dass sie versuchen, nur gelegentlich Fleisch zu essen.
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