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Deutsche Gesellschaft für ErnährungWarnung vor veganer Ernährung fällt

Ein pflanzlicher Speiseplan kann für gesunde Erwachsene gut sein, wenn er sorgfältig gestaltet ist. Das sagt die DGE in einem neuen Positionspapier.

Gesundes auf dem veganen Speiseplan Foto: imago

Berlin taz | Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat ihre Warnung vor einer ausschließlich veganen Kost aufgegeben. Für gesunde Erwachsene könne auch ein rein pflanzlicher Speiseplan eine „gesundheitsfördernde Ernährung darstellen“, wenn sie Vitamin-B12-Präparate einnehmen und auf eine ausreichende Zufuhr anderer Nährstoffe wie Jod achten, schreibt Deutschlands wichtigste Vereinigung von Ernährungswissenschaftlern in einem am Donnerstag veröffentlichten Positionspapier. „Eine vegane Ernährung ist als äußerst umweltfreundlich anzusehen“ und deshalb „eine empfehlenswerte Maßnahme“, heißt es dort.

In ihrer alten Position von 2016 hatte die DGE betont, dass bei rein pflanzlicher Ernährung eine ausreichende Versorgung mit einigen Nährstoffen „nicht oder nur schwer möglich“ sei. Die Vegetarierorganisation ProVeg begrüßte das neue Papier als „Zeitenwende in der Ernährungspolitik“.

Auf den Empfehlungen der überwiegend von Bund und Ländern finanzierten DGE basieren zum Beispiel offizielle Broschüren, die erklären, wie viel man von welchen Lebensmittelgruppen essen sollte. Tausende Köchen etwa in Schulen oder Betriebskantinen orientieren sich daran.

69 bis 81 Prozent weniger Treibhausgase

Für ihre Position zur veganen Ernährung hat die DGE neben neuen Daten zur Gesundheit erstmals auch Studien zu Umweltauswirkungen ausgewertet. Denn vor allem die Tierhaltung ist dafür verantwortlich, dass die Landwirtschaft inklusive der Emissionen aus Böden und Maschinen laut Umweltbundesamt 13 Prozent der Treib­hausgase hierzulande verursacht. Die ausgewerteten Studien hätten gezeigt, dass der Verzicht auf Fleisch- und Milchprodukte die Emissionen für die Ernährung um 69 bis 81 Prozent reduziere, stellten die Wissenschaftler fest.

Für Kinder, Jugendliche, Schwangere, Stillende und Senioren gibt die DGE keine eindeutige Empfehlung. Dazu sei die Datenlage weiterhin unzureichend, so die Experten. Da für diese Gruppen eine zu geringe Versorgung mit wichtigen Nährstoffen besonders gefährlich sein kann, rät ihnen die DGE „dringend“ zu einer qualifizierten Ernährungsberatung, bevor sie auf tierische Lebensmittel komplett verzichten.

Der Deutsche Bauernverband ließ eine Bitte der taz um Stellungnahme bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

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41 Kommentare

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  • "Warnung vor veganer Ernährung fällt"



    Das stimmt ja nicht so ganz, schließlich ist das beschränkt auf "gesunde Erwachsene" und dann auch nur wenn bestimmte Vitamine und Nährstoffe extra zugeführt werden.



    Gesunde Mischkost ist eben immer noch das Gesündeste.



    Aber die DGE beschränkt sich leider nicht mehr nur auf gesunde Ernährung sondern versucht auch Umweltaspekte mit einzubeziehen. Das kann jeder für sich mit einbeziehen aber bei einer Gesellschaft für Ernährung erwarte ich, dass ausschließlich gesundheitliche Aspekte einfließen.

  • Wichtig wäre der Hinweis, dass Vitamin B12 generell weder mit rein Pflanzlicher noch durch Fleischkonsum aufgenommen wird. Denn B12 wird den Tieren mit Futter zugeführt und nicht durch sie produziert. Vitamin B12 wird durch Bakterien im Boden hergestellt und traditionell durch Dreck auf dem Gemüse aufgenommen. Es kann also auch ein Mangel an B12 trotz Fleischkonsum auftreten. Dieser Mythos Vegane Ernährung würde einen Vitamin B12 Mangel bedeuten, gehört endlich der Vergangenheit an. Die Fleisch-Lobby hat viel zu lange unser aller Umwelt und Gesundheit aufs Spiel gesetzt!

    • @Chillja:

      Tiere haben schon immer Nahrung für den Menschen nutzbar gemacht. Früher haben die Schweine den Boden umgewühlt und nach Gewürm gesucht. Die Hühner haben auf der Miste nach Maden gekratzt und das Ergebnis waren leckere und gesund Eier und Fleisch. Heute wird den Tieren alles Fehlende supplementiert. Wir könnten auch die künstlich hergestellten Aminosäuren und Vitamine zu uns nehmen. Ist aber nicht so lecker...

      • @Bernhard Hellweg:

        Lecker ist natürlich Geschmackssache. Von den Bewohnern der Nordatlantikküste habe ich mir den Konsum von Algen, Tang und Hefeprodukten abgeschaut, und von den Großeltern das sauer Eingelegte, also Fermentierte. In Ostasien hat man es ähnlich gehalten. Und Kartoffeln aus gesundem Boden wurden früher nur abgebürstet oder kurz gewaschen und dann mit Schale und Dreck gegessen, ebenso Fallobst oder Erdbeeren aus dem eigenen Garten.



        Japanische Zen-Mönche zeigen, dass man damit mühelos gesund alt werden kann. Da wir aber den gesunden Boden im eigenen Garten nicht garantieren können, auch nicht alle die Zeit für den eigenen Garten haben, Marmite, Wakame und Nori Geschmackssache sind: Tja, da supplementieren wir eben. Aber so ein Tartar aux Algues, Laverbread und Brown Bread Marmite Sandwich: Das ist schon was ganz Feines!

      • @Bernhard Hellweg:

        Stimmt. Zum Glück gibt es eine sehr vielfältige vegane Küche. Da ist für viele Geschmäcker etwas dabei. Von Vollwert bis hin zu Fastfood oder eine Mischung aus beidem. :-) Vieles ist ja eh vegan - Gewürze, Öle, Getreide, Gemüse, Obst, Nüsse, Samen ...

  • Die Empfehlungen der DGE werden damit noch unnützer als sie es nach der letzten Änderung ohnehin schon waren...



    Liebe DGE, bleibt bei eurem Leisten: Von euch erwarte ich Empfehlungen zur Ernährung, die Gesundheit und Leistungsfähigkeit erhalten, keine Hinweise zum Klimaschutz. Ich geh in Sachen Nahrungsmittel ja auch nicht zum Energieberater...

    • @Samvim:

      Sie tun ja gerade so als hätte Ernährung mit Nahrungsmittelproduktion nichts am Hut! Und als käme aller CO2- und klimawirksame Gas-Ausstoß aus der Energieproduktion. Und als wäre die DGE ohne Berücksichtigung des Klimaschutzes nicht zu ihrer Empfehlung gelangt.



      Drei Fake News in einem Post: Beeindruckend! (Hoffen wir mal, dass das nicht nur ein Symptom einer B12-Hypovitaminose ist.)

    • @Samvim:

      Warum diese Beschränkung? In anderen Bereichen ist es doch auch nur begrüßenswert, oder nicht? Wenn bspw. ein Institut über Gebäudedämmung die Art/Systeme von Dämmungen und Dämmstoffen auch auf ihre Umweltverträglichkeit hin analysiert und beurteilt. Da geht es nicht nur um den Dämmwert sondern auch um die Rohstoffquellen, Energieaufwand, Abbaubarkeit/Recyclebarkeit.



      Und bezüglich Ernährung gibt es nicht von der Hand zu weisende Zusammenhänge zwischen Ernährungsweise, Nahrungmittelproduktion und deren Auswirkungen auf Umwelt und Klima, wie VETINARI unten anreißt. Insbesondere in Zeiten zugespitzter und weiter befeuerter ökologischer globaler Krisen ist das Aufzeigen dieser Zusammenhänge äußerst wichtig.

    • @Samvim:

      Klimaschutz und Artenschutz (der auch mit der Ernährung zusammen hängt) geht uns leider alle an.



      Siehe drei Jahr, Jahrhunderthochwasser bei uns.



      Siehe Indien, Pakistan, Griechenland, Türkei … – die große Hitze gerade zur Zeit.



      Die beiden ökologischen Krisen bedrohen unsere Gesundheit massiv und die der jetzigen Kindergeneration noch mehr.



      Und mit der Ernährung haben wir alle ein Mittel in der Hand. Es braucht keine Gesetzesänderung. Und es macht auch noch Spaß, Neues auszuprobieren.



      Also ja, die DGE ist ja schon ganz richtig unterwegs.

      • @Vetinari:

        Bis auf den letzten Satz bin ich voll bei ihnen.

        Mir im Sinne der Umwelt eine Ernährung vorzuschlagen, die nur mit Nahrungsergänzungsmitteln funktioniert, geht m. M. n. irgendwie völlig an der ursprünglichen Aufgabe der DGE vorbei.

  • Die DGE-Empfehlungen sind im internationalen Vergleich tendenziell sehr konservativ. Es ist daher immer nur eine Frage der Zeit, wann der „gesunde Menschenverstand“ angesichts der wissenschaftlichen Faktenlage nachgeben muss. Die Mühlen der deutschen Behörden mahlen langsam.



    Deutlich auseinanderhalten sollte man die beiden Argumentationen zur Nährstoffversorgung und den Umweltwirkungen: Eine ausreichende Nährstoffversorgung ist mit veganer Kost für Erwachsene möglich, wenn richtig geplant, mit vegetarischer Ernährung unproblematisch für alle Bevölkerungsgruppen. Tottierkonsum ist unnötig.



    Die Klimawirkung der industriellen Landwirtschaft ist daneben einbezogen, aber der reine CO2-Ausstoß ist insofern problematisch als in einem gewissen Maß andere Aspekte gegengerechnet werden müssten, z.B. die Wirkung der Produktion von Düngemitteln durch die chemische Industrie.

    • @Zangler:

      Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B 12 ist für die meisten Menschen nur mit Einnahme von B 12 Produkten möglich. Ich sehe in der Hausarztpraxis in einem Stadtteil mit hoher VeganerInnendichte regelmäßig ernährungsbedingte B12-Mangelkrankheiten. Mit Substitution ist das für viele aber eine gute Ernährungsform.

      • @Holger Passfeld:

        Entsprechend ist es wichtig, darüber fundiert aufzuklären, wie vegane Ernährung zu gestalten. Da gibt es noch einiges an Panikmache und Falschinformationen. Entsprechend finde ich es gut, dass die DGE ihre Position angepasst hat. Es ist der bessere Ansatz, Menschen an die Hand zu nehmen und ihnen die Informationen verständlich zu vermitteln, die sie benötigen, um sich gesund ernähren zu können.



        Ich habe mich früh informiert und bspw. Vitamin B12 ausreichend supplementiert. Ein kürzlicher vorbeugender Test meiner Blutwerte hat eine ausgezeichnete Versorgung ergeben und das mit 15 Jahren veganer Ernährung. Das können und sollten auch viele anderen Menschen schaffen. Verschiedene Fördermaßnahmen wie bspw. günstigeres Obst, Gemüse bzw. Anhebung der unteren Einkommen, Vorgaben für die Landwirtschaft und Lebensmittel- und Werbeindustrie wären dafür hilfreich, den Menschen eine Ernährungsumstellung zu erleichtern.

      • @Holger Passfeld:

        In der Massentierhaltung bekommt dafür die Kuh u.a.(!) das Vitamin B 12-Präparat ins Futter gemischt. ;)



        Jede Ernährungsform hat ihre Mängel, wo man aufpassen muss. Und im Übrigen substituieren wir Jod schon lange.

      • @Holger Passfeld:

        Ich nehme an mit "für die meisten Menschen" meinen Sie Menschen mit jeglicher Ernährungsform - denn die Datenlage zeigt: Vitamin-B12-Mangel ist in der gesamten Bevölkerung ein Problem und eine Ergänzung für alle zu empfehlen.

        Da die derzeitige Nachfrage nach Fleisch leider nur durch Massentierhaltung gedeckt werden *kann* (flächen-, profitmäßig, etc) und die Tiere im Ladenregal kaum noch frisches Gras mit Erde (welche B12 enthält) zu sich nahmen, wird diesen in ihrem Futter grundsätzlich auch B12 verabreicht. (Warum also nicht gleich direkt/selbst einnehmen?)

  • Vitaminpräpate nimmt man mit Verstand wohl kaum ein. Und Jod bitte auch nur über natürliche Produkte.

    • @Zuversicht:

      Tatsächlich nehmen viele Menschen Vitaminpräperate zu sich. Sicherlich ist es kritisch zu sehen, wenn weniger auf eine ausgewogene Ernährung geachtet wird und versucht wird eine unsausgewogene Ernährung durch Präperate auszugleichen - davor wird ja auch den Verpackungen der Präparate gewarnt. Es gibt allerdings viele Situationen, bei denen die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln durchaus vernünftig oder gar geboten ist. Bedarfe gibt es bspw. nach dem Sport oder wenn mensch etwas älter ist abends Magnesium um Krämpfe zu vermeiden. Oder um Eisenmangel vorzubeugen bspw. auf Grund Menstruation. Oder eben Vitamin B12 bei veganer Ernährung ...

    • @Zuversicht:

      Diese grundsätzliche Abneigung gegen Supplemente, die immer noch viele haben, wird auf mich sehr esoterisch. (Natürlich gibt es Produkte solcher und solcher Qualität, wie bei allem.) Fast allen Tieren in der Nutztierhaltung werden heutzutage Vitamine im Futter zugesetzt - da interessiert es komischerweise niemanden. Antibiotika hingegen...

    • @Zuversicht:

      Bei Jod halte ich das jedenfalls ab einem gewissen Abstand zur Küste für nicht unproblematisch. Die einzigen veganen "natürlichen Produkte" mit einigermassen brauchbarem Jodgehalt sind vermutlich Meeresalgen.

      • @Brobdignag:

        Einfach Jodsalz zum Kochen zu verwenden, mögen einige als "unnatürlich" empfinden: aber wieso glauben Menschen, dass das deswegen auch schlecht wäre? Sind das Menschen die das Internet bereits für "natürlich" halten?

    • @Zuversicht:

      Doch, als Veganer bitte unbedingt B12 einnehmen, das kann auf Dauer sonst wirklich unangenehme und dauerhafte Auswirkungen haben und es kommt natürlicherweise in nicht-tierischen Produkten nicht annähernd ausreichend vor.

  • Mir ist das Ganze weiterhin viel zu sehr eine Schwarz-Weiß Zeichnung (zumindest so, wie es nun rüberkommt)

    Es wäre doch bereits sehr viel gewonnen, nur einmal die Woche Fleisch zu essen und dann aus Bio Haltung und eben nicht den Hamburger aus dem Discounter oder den Döner um die Ecke, beides aus Massentierhaltungen.



    Und es wäre immer noch sehr viel gewonnen, sich zumindest gelegentlich Fisch, Milch und Eier zu erlauben.

    Das wirklich Wichtige ist doch ersteinmal das richtige Maß wieder zu finden. Alles weitere darüberhinaus: schön daß es geht, schön, wenn sich wieder eine Einstellung verbreitet, daß Fleisch nicht unbedingt dazugehört, sondern es auch einmal lange gut ohne geht. Aber wieso immer von einem Extrem ins andere Extrem (was dann auch vielen die Umstellung eher nicht erleichtern dürfte) ?

    • @Werner2:

      Weil viel zu lange viel verschleppt worden ist und die Lebensgrundlagen bedroht sind. Das Massensterben an Spezies ist soweit vorangeschritten, dass es Wissenschaftler*innen als das sechstgrößte einordnen, seitdem es Leben auf der Erde gibt. Das fünfte war das der Dinosaurier. Vegan bietet verglichen mit anderen Ernährungsweisen das größte Potenzial, Flächenverbrauch und Treibhausgasausstoß zu reduzieren. Aktuell konsumieren Menschen in Deutschland im Durchschnitt pro Jahr 52 (?) Kilo Fleisch von Landtieren UND 14 Kilo von Tieren aus Gewässern UND wohl noch viel mehr Milch- und Eierprodukte. Es wäre schön (bzw. mittlerweile angebracht), wenn die Menschen, die sagen, dass sie Umwelt- und Klimaschutz wichtig finden, sich entsprechend auch persönlich so verhalten würden.

    • @Werner2:

      Grundsätzlich bin ich absolut bei Ihnen. Sowohl aus gesundheitlicher Perspektive, als auch aus Umweltperspektive wäre eine deutliche Reduktion schon ausreichend. Und auch um die Summe des Tierleids zu reduzieren.



      Aus moralphilosophischer Betrachtung ist es aber nicht genug, denn hier gilt die "extreme" Anschauung, dass Leid zu vermeiden ist, wenn es sich vermeiden lässt - eine Überlegung, der vermutlich die meinsten Menschen auch erstmal zustimmen würde. Und Fleisch und Milchproduktion, zumindest im industriellen Maßstab, geht zwangsläufig mit Leid bei den Tieren einher. Daher gibt es kein Argument, was uns berechtigt, Tiere leiden zu lassen, nur weil wir Lust auf tierische Produkte haben. Anders formuliert: Wir quälen Tiere ohne Notwendigkeit. Wo es für Menschen lebensnotwendig ist, ist die Sache nochmal anders. Gerade in Deutschland ist es das aber nicht.



      Gegenfrage: Würden Sie das Wort "extrem" bei dem Grundsatz "Du sollst nicht töten" auch anwenden? Nicht mal einmal im Jahr? Einmal im Jahr sollte man doch schon töten dürfen, sonst erscheint mir die Vorgabe zu extrem...



      Ich bin auch für Balance und gegen extrem, aber nicht alles Konsequente ist extrem.

      • @Flow2.0:

        Das ist alles schwieriges Gelände, ich weiß. Um einmal ebenso provokativ zu antworten, wäre es Ihnen lieber, "glückliche" Kühe unter Biobedingungen gehalten, gäbe es gar nicht mehr, weil man sie nicht mehr braucht? Leidminimierung kratzt hier leider an der Existenzbedingung der meisten Nutztiere. Bei einem wortwörtlich armen Schwein in der Massentierthaltung wäre es wohl wirklich besser, es existierte gar nicht. aber bei besagten Kühen? Ich weiß es nicht.

        Das mosaische Gebot "Du sollst nicht töten" galt übrigens nur für Menschen. Im Innenhof des großen Tempels von Jerusalem waren Tieropfer ja ganz normal und das die Opfer sind ja auch ganz genau im AT geregelt. Vegane Tendenzen gabs da nur bei den Essenern. Aber selbst Jesus hat ja Fisch gegessen und verteilt (den man gerne in die Nähe der Essener rückt).

        • @Werner2:

          Ja, das wäre mir lieber. Aus verschiedenen Gründen.

          Und das Gebot habe ich auch auf Menschen bezogen. Schon klar. Aber kommt Ihnen das nicht "extrem" vor? Das man gar keine Menschen töten soll? Nicht mal manchmal?



          Es soll ein Beispiel sein, was veranschaulicht, dass "extrem" nicht schlecht oder falsch sein muss.



          Genauso ist es nicht richtig zu sagen, ich möchte ja Tierleid vermeiden, aber ab und an muss ich mir schon ein Steak (oder eine Milch) reinzwitschern.

          • @Flow2.0:

            Sie können "Extrem" auch wertfrei und rein quantitativ in diesem Kontext benutzen, also auf einer Skala von nur Fleisch essen zu gar nicht Fleisch essen als die beiden Enden dieser Skala.



            Und da bin ich weiterhin der Meinung, es ist viel pragmatischer und effizienter,die Leute zu sehr mäßigem Konsum tierischer Produkte zu überzeugen als ganz davon abhalten zu wollen. Das ist ähnlich wie mit moderaten und mit Radikaldiäten. Wo werden Sie wohl eher Anhänger finden?

    • @Werner2:

      "Aber wieso immer von einem Extrem ins andere Extrem"

      Mir scheint, Sie haben den Artikel nicht gelesen. Weder zwingt die DGE jemandem vegane Ernährung auf, noch empfiehlt sie dieselbe. Sie hat bloß die Haltung aufgegeben, vegane Ernährung zu verteufeln, bzw. ihre etwas mildere Haltung der letzten Jahre, nämlich die Erzählung von unzureichender Versorgung durch VE. Das nun, wie Sie es tun als "extrem" zu bezeichnen deutet auf eine Kränkung hin. Ihr Postulat, man möge es den Leuten leichter machen weniger tierische Produkte zu verzehren, wird durch diese neue Positionierung der DGE durchaus befördert.

      • @Chris Demian:

        Die folgenden Zitate aus dem Artikel lesen sich schon nach ein wenig mehr als nur nach einer Randbemerkung

        "„Eine vegane Ernährung ist als äußerst umweltfreundlich anzusehen“ und deshalb „eine empfehlenswerte Maßnahme“, heißt es dort."

        "Auf den Empfehlungen der überwiegend von Bund und Ländern finanzierten DGE basieren zum Beispiel offizielle Broschüren, die erklären, wie viel man von welchen Lebensmittelgruppen essen sollte. Tausende Köchen etwa in Schulen oder Betriebskantinen orientieren sich daran."

        • @Werner2:

          Mit Verlaub, soll die DGE die wissenschaftlichen Erkenntnisse verschweigen, damit es Ihnen nicht extrem vorkommt? Wie gesagt, es ist weder Zwang, noch richtige Empfehlung. "Eine empfehlenswerte Maßnahme" klingt für mich enorm abgeschwächter als etwa "Die DGE empfiehlt die vegane Ernährung." Zudem beführchte ich, dass sich "Maßnahme" auf den Umweltaspekt bezieht. Nicht einmal eine ethisch motivierte halbherzige Halbempfehlung, sondern eine maximal vorsichtige Annäherung. Echt mal extrem, gell? Extrem wäre es, zu schreiben, Leute, für euer täglich Fleisch ist unermeßliches Tierleid und ethisch nicht rechtzufertigendes millonenfaches Töten notwendig. Aber wer ist schon so extrem? Und warum sieht niemand, dass das was Voraussetzung der Fleischproduktion ist (s.o.) extrem ist? BTW: ich will mal sehen, wie die Kantinen und Schulen veganisiert werden, weil die DGE zaghaft sagt, dass Veganes doch nicht des Teufels ist.

    • @Werner2:

      Die DGE hat doch nicht vorgeschrieben, dass ab jetzt jede*r vegan leben soll. Was ist denn an der faktischen Feststellung, dass eine gut geplante vegane Ernährung gesund und umweltfreundlich ist, eine schwarz-weiß-Zeichnung?

      Oder ist es vielleicht nur doof, dass einem die Entschuldigungen ausgehen, Tierprodukte zu kaufen?

      • @snapesnottinger:

        "..Oder ist es vielleicht nur doof, dass einem die Entschuldigungen ausgehen, Tierprodukte zu kaufen?.."

        Warum sollte man sich entschuldigen, wenn man Tierprodukte kauft?

        • @Bommel:

          weil es unethisch ist?

        • @Bommel:

          Begründen wäre vielleicht ein besseres Wort gewesen.

          Die Produktion von Tierprodukten verursacht Tierleid und ist umweltschädlich. Beides würden die meisten Menschen ja erst mal als negativ ansehen und deshalb nach rationalen Gründen suchen, um den Kauf von Tierprodukten trotzdem mit dem eigenen Wertekompass in Einklang zu bringen.

        • @Bommel:

          "Warum sollte man sich entschuldigen, wenn man Tierprodukte kauft?"

          Jetzt trollen Sie aber...

  • Tja, der menschliche Stoffwechsel hat sich in den letzten 10 Jahren nicht wesentlich verändert. Entweder hat die DGE 2016 Unsinn geschrieben, oder sie tut es heute - oder beides. Was davon und weshalb bleibt unklar.

    Keine gute Voraussetzung, sich auf ihre Empfehlungen zu verlassen.

    • @Frauke Z:

      Richtig, der Stoffwechsel hat sich in den letzten 10 Jahren nicht verändert, das Wissen und die Forschung darüber aber schon. Deshalb müssen die Empfehlungen der DGE zwar nicht zwingend richtig sein, sie sind aber deshalb auch nicht automatisch Unsinn.



      Wer sich unbedingt vegan ernähren will, hat eben jetzt was in der Hand.

    • @Frauke Z:

      Das nicht, aber der Einfluss der Lobbyisten der veganen und/oder Bio-Branche auf die DGE unter der Ampel-Regierung!

      • @justus*:

        Haben Sie da Quellen zu? Ansonsten bietet Ökolandbau und vegane Ernährung Vorteile gegenüber "konventioneller" und jener Ernährung mit Fokus auf vielen Tierprodukten. In Zeiten der ökologischen Krisen wäre es doch von Vorteil auf Ernährungsweisen und Nahrungsmittelproduktion zu setzen, die die Lebensgrundlagen helfen zu erhalten, oder nicht?

      • @justus*:

        Ja genau, was sind schon die schwachen Lobbys der Fleischindustrie und/oder konventionellen Landwirtschaft gegen die allmächtigen Fürsprecher der rot/grünversifften veganen Biomafia?

        Sonst geht's gut?

    • @Frauke Z:

      Das heißt Wissenschaft.



      Da ändern sich die gewonnenen Erkenntnisse nach Datenlage.



      Der Trend geht dahin, dass die neueren Erkenntnisse oftmals den älteren vorgezogen werden.



      Deswegen werden mittlerweile z.B. auch Babys vor Operationen narkotisiert, obwohl die Wissenschaft noch bis in die 1970er Jahre dachte, dass Babys keine Schmerzen empfinden können.



      Was ich mit der überspitzten Darstellung sagen will: Eine rein pflanzliche Ernährung ist noch nicht sehr lange wissenschaftlich aktuell untersucht und gerade die öffentlichen Stellen sind sehr konservativ mit Änderungen. Wenn aber selbst die DGE sich diese Aussage "traut", deren Veröffentlichungen wie beschrieben ja Gewicht für viele Kantinen etc. hat, ist davon auszugehen, dass das Thema mittlerweile hinreichend erforscht ist und wir wohl auch weiterhin den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen folgen sollten.



      Ich würde aber nicht sagen, dass die DGE 2016 Unsinn geschrieben hat, sie hat nur keine für sie nicht hinreichend erforschten Daten bekannt gegeben. Es darf nicht vergessen werden, dass in dem Bereich der tierischen Produkte viel Lobbyarbeit geleistet wird, es geht jährlich um zweistellige Euro-Millarden Subventionen.