Modis Besuch in Moskau: Putins Coup
Die Beziehungen zwischen Indien und Russland sind für den Westen frustrierend. Doch er muss akzeptieren, dass andere Staaten eigene Interessen verfolgen.

W as für ein Timing! Direkt vor dem Nato-Jubiläumsgipfel und am Tag eines mutmaßlich russischen Angriffs auf ein Kinderkrankenhaus in Kyjiw besucht mit Narendra Modi der Regierungschef des bevölkerungsreichsten Landes und der „größten Demokratie der Welt“ Russlands Autokraten Wladimir Putin in Moskau.
Während „der Westen“ versucht, Putin wegen seines Angriffskriegs zu isolieren, gelingt diesem mit Modi erneut zu zeigen, dass die Macht des Westens begrenzt ist. Dessen Regierungen gelingt es nicht, Indien wie auch China zur Distanzierung von Putin zu bewegen. Teilweise gelingt das dem Westen nicht einmal in den eigenen Reihen, wie der derzeitige EU-Ratsvorsitzende Viktor Orbán mit seinen Reisen nach Moskau und Peking zeigte. Ganz zu schweigen vom Nato-Partner Recep Tayyip Erdoğan.
Die Nato-Staaten sollten bei ihrer Feier nicht außer Acht lassen, dass selbstbewusste Staaten wie Regional- und Großmächte geostrategische Perspektiven haben, die nicht deckungsgleich mit denen des Westens sind – und dass diese dessen egoistischen Doppelstandards nicht auf den Leim gehen wollen.
Natürlich ist für Europa Russlands Angriff auf die Ukraine eine Bedrohung der Sicherheit. Für Indien gilt das nicht. Vielmehr sorgt sich Delhi immer mehr um Chinas wachsenden Einfluss im Indischen Ozean (Sri Lanka, Malediven), im Himalaja (Nepal) wie unter den Nachbarstaaten (Bangladesch).
Indiens erklärte Außenpolitik der strategischen Unabhängigkeit sucht zwar den Handel und die technologische Modernisierung im Westen, will die historisch guten Beziehungen zu Russland aber nicht reduzieren. Nicht zuletzt, um Moskau nicht völlig in Pekings Arme zu treiben.
Mit dem Westen teilt Delhi eben nur manche Interessen. Dass man in Indien gern vom jetzt billigen russischen Öl profitiert und auf russische Rüstungsgüter keinesfalls verzichten will, mag opportunistisch erscheinen. Aber es hilft zugleich, sich gegen Bevormundung aus dem Westen zu wappnen, der derzeit auch Indien kräftig umwirbt.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart