Menstruieren am Arbeitsplatz: Blut gehört dazu
Unsere Arbeit könnte für Menstruierende ausgelegt sein. Dabei geht es nicht nur um extra Urlaub – wie in vielen Ländern längst üblich.
Seit Tagen spannen die Brüste. Der Bauch ist gebläht, die Stimmung im Keller. Ungebeten, zu früh und auf der Arbeit durchzieht der erste Krampf den Unterleib. Die Periode ist da. Bis die Schmerztablette hilft, heißt es Zähne zusammenbeißen. Bloß nicht auffallen und den Chefs noch einen Grund geben, Männer in allen Positionen vorzuziehen.
Tränen steigen in die Augen, die behelfsmäßige Klopapierbinde hält jetzt schon nicht mehr dicht. Hört sich bekannt an? Glückwunsch, Sie haben das unfaire Los gezogen, in unserer Arbeitswelt eine Frau zu sein. In der Arbeitswelt von Morgen muss die Periode raus aus der Schmuddelkiste, mit auf die große Bühne, wo alle sie sehen. Die Periode geht alle was an. So schwer ist es nicht, sie zu integrieren. Ansätze gibt es genug.
🐾 Von der Kneipe an der Ecke bis zum solidarischen Garten in Bogotá: Junge Autor*innen haben sich auf die Suche nach utopischen Ideen begeben. Die dabei entstandenen Artikel haben sie in einer Sonderausgabe der taz veröffentlicht.
Kostenlose Menstruationsprodukte sind nur der Anfang. Binden und Tampons, die auf den Klos ausliegen, könnten Frauen finanziell entlasten. Zudem müssten mehr Unternehmen Einzeltoiletten mit eigenem Waschbecken einbauen, die mehr Privatsphäre bieten. Dadurch wären am Arbeitsplatz nachhaltige Menstruationstassen, die beim Wechseln ausgewaschen werden müssen, besser nutzbar.
Flexible Arbeitsmodelle – ob Gleitzeit, Homeoffice oder verkürzte Arbeitstage – helfen, die Arbeitslast je nach Leistungsfähigkeit innerhalb des Zyklus anzupassen. Und wenn die Schmerzen wirklich zu groß sind? Dann Mut zum Krankenschein. Etwa 50 Prozent der Frauen leiden unter starken Menstruationskrämpfen. Ein Menstruationsurlaub, wie er in Japan, Indonesien und anderen asiatischen Ländern sowie in Spanien längst normal ist, könnte ihnen helfen.
Damit sich die Unternehmenskultur verändert, muss die Periode ins Gespräch kommen. Dass Frauen nach Hause gehen, die ihre Tage bekommen, oder dass andere ihre Aufgaben übernehmen, wenn sie starke Regelschmerzen haben – so was muss Platz haben. Ohne Augenrollen, ohne Unterstellungen und ohne Angst vor Benachteiligung.
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