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„Marsch für das Leben“Ab­trei­bungs­geg­ne­r wittern Aufwind

Am Wochenende wird in Berlin und Köln wieder zum „Marsch für das Leben“ aufgerufen. Auftreten sollen auch internationale, teils vorbestrafte Sprecher*innen.

Schulterschluss zwischen fundamentalen Christen und Rechtsextremen: auf dem Kölner „Marsch für das Leben“ 2024 Foto: David Klammer/laif

München taz | Am 20. September marschieren sie wieder: In Berlin und Köln ruft der Bundesverband Lebensrecht (BVL) zum jährlichen „Marsch für das Leben“ auf. Vergangene Demonstrationen zeigen: Die sogenannte Lebensschutz-Szene ist nach rechts offen, ihre Events sind ein Schulterschluss verschiedener antifeministischer Ak­teu­r*in­nen aus konservativen, rechtsklerikalen und teils extrem rechten Milieus.

Im Aufruf des BVL zum Marsch ist von „bis zu 10.000 Menschen“ die Rede, die auf die Straße gehen werden. Realistisch ist das eher nicht. In den vergangenen Jahren lag die Zahl meist bei rund 4.000, Busladungen aus dem deutschsprachigen Raum inklusive. Doch 2025 steht die Demo unter besonderen Vorzeichen: Nach der gelungenen und stark von der Szene befeuerten Kampagne gegen die Wahl der Staatsrechtlerin Frauke Brosius-Gersdorf ins Bundesverfassungsgericht wittert die Bewegung politischen Rückenwind.

Brosius-Gersdorf, die unter anderem Mitglied der Ex­per­t*in­nen­kom­mis­si­on zur Frage war, ob Schwangerschaftsabbrüche legalisiert werden sollten, war der Szene zu liberal. Ihre Verhinderung wird nun als Erfolg und Beleg gelesen: Die Bewegung sei auf dem Vormarsch.

Neuer Schwung für alte Allianzen

Zwar ist die „Lebensschutz“-Bewegung personell seit Jahren eher stagnierend als wachsend. Organisatorisch allerdings tut sich etwas: Man vernetzt sich zunehmend mit internationalen Akteur*innen, nutzt gezielt Plattformen abseits etablierter Medien und freut sich in ihrem diesjährigen Aufruf zum „Marsch“ über „neue Medien“ der eigenen Couleur, mit denen die vermeintlich eng gewordenen Debattenräume erweitert werden. Man inszeniert sich als Opfer der „Mainstream-Presse“ und spricht von „Zensur“ und „Cancel Culture“, wenn Kritik an den teils antidemokratischen Positionen laut wird.

Derweil rückt die Szene politisch näher an die AfD, ohne sich offen an sie zu binden. Das zeigt einerseits die Teilnahme von AfD-Funktionär*innen wie Beatrix von Storch oder Franz Schmid an ihren Demonstrationen. Darüber hinaus beruft die AfD prominente Anti-Choice-Akteure wie Kristijan Aufiero von „profemina-1000plus“ oder Tomislav Čunović von „40 days for life“ als Sachverständige in den Rechtsausschuss des Bundestags.

Brisant wird es 2025 allerdings nicht nur auf der Straße: In Köln und Berlin finden neben dem „Marsch“ flankierende Jugendveranstaltungen statt, organisiert von der „Jugend für das Leben“ (JfdL) – eine Nachwuchsorganisation des Vereins „Aktion Lebensrecht für Alle“, faktisch ein Radikalisierungsinstrument. In Berlin spricht in diesem Jahr die Organisatorin des „Marche pour la vie“, dem französischen Pendant des „Marsch für das Leben“, die französische Aktivistin Marie-Lys Pellissier.

Vorbestrafte US-Aktivistinnen als Vorbilder?

In Köln sprechen zwei noch deutlich problematischere Gäste: Caroline Smith und Lauren Handy von der US-amerikanischen Gruppe „Progressive Anti-Abortion Uprising“ (PAAU). PAAU inszeniert sich als „links-progressiv“, ist aber vor allem eine militante Anti-Abtreibungstruppe mit einem Faible für rechtliche Grauzonen. Die Gruppe stürmt Kliniken, verbreitet Desinformation über medizinische Abläufe und sucht gezielt die Eskalation.

Lauren Handy ist wegen teils schwerwiegender Delikte verurteilt – und soll nun vor Kindern und Jugendlichen auftreten. 2023 wurde sie zu 57 Monaten Haft verurteilt, nachdem sie 2020 gewaltsam in eine Klinik in Washington D.C. eingedrungen war. Einsicht? Fehlanzeige. Handy sieht sich als „Lebensretterin“ – und wurde Anfang 2025 von Donald Trump begnadigt.

Einer der bizarrsten Fälle, den PAAU zu verantworten hat, ereignete sich 2022: Lauren Handy und ihre Mitstreiterin Terrisa Bukovinac behaupteten, eine Kiste mit abgetriebenen Föten von einem Entsorgungsunternehmen erhalten zu haben. Fünf davon verwahrten sie in einer Gefriertruhe – mutmaßlich, um ein Mordverfahren gegen das behandelnde Klinikpersonal einzuleiten. Die Geschichte ist in sich widersprüchlich, der Logistikdienstleister bestreitet die Übergabe. Fest steht: Das FBI fand bei einer Durchsuchung tatsächlich fünf Föten in Handys Wohnung. Die forensische Untersuchung ergab später, dass alle Abtreibungen rechtmäßig erfolgt waren. Angeklagt wurden Handy und Bukovinac in dem Fall bisher nicht.

Export radikaler Aktionsformen nach Deutschland?

Ausgerechnet Lauren Handy soll nun in Köln vor Kindern und Jugendlichen sprechen: Eine Bewegung, die sich als moralisch überlegen stilisiert, schult ihren Nachwuchs an Vorbildern, die auf Regelbruch, Einschüchterung und emotionalisierte Desinformation setzen. Wer Jugendlichen beibringt, dass medizinische Fakten verhandelbar sind und Recht nur dann gilt, wenn es ins eigene Weltbild passt, betreibt keine Aufklärung, sondern gezielte Manipulation.

Der Aktionsstil von PAAU ist in Deutschland bislang eher die Ausnahme. Doch mit der Einladung solcher Rednerinnen wird eine Tür geöffnet. Schon in den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Auftritten internationaler Gäste, die durch antisemitische Relativierungen, rassistische Rhetorik oder verschwörungsideologische Anklänge auffielen.

In München erklärte etwa Matt Britton auf der Bühne des „Marsch fürs Leben“ 2023, dass Deutschland Geflüchtete importiere, während es „deutsche Babys töte“ – ein rassistisches Narrativ. 2025 relativierte der Franziskanerpater Paulus Tautz in seiner Rede den Holocaust als er Protest gegen Verbrechen des NS-Regimes im Konzentrationslager Dachau mit dem gegen Schwangerschaftsabbrüche verglich.

Möglicher Weg zur Sichtbarkeit

Was, wenn der importierte Stil Schule macht und Klinikblockaden nach US-Vorbild plötzlich als „ziviler Ungehorsam“ verkauft werden? Einer Szene, die medial kaum Beachtung findet und zahlenmäßig stagniert, könnten konfrontative Aktionen bald als probater Weg zur Sichtbarkeit erscheinen.

Der „Marsch für das Leben“ in Berlin startet in diesem Jahr erstmals vom Hauptbahnhof, in Köln vom Neumarkt. In beiden Städten formiert sich breiter Gegenprotest: feministische Bündnisse, medizinisches Fachpersonal, queere Gruppen und linke Initiativen wollen die Straße nicht dem selbsternannten „Lebensschutz“ überlassen.

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65 Kommentare

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  • Steht da auf dem einen Plakat bei der Demo was auf Polnisch? Können die ihren Kram bitte zuhauselassen.

    • @sachmah:

      Gilt das für alle Demonstranten aus dem Ausland oder nur für Polen oder nur für fremdsprachige Plakate oder nur wenn das wofür demonstriert wird falsch ist?

      • @Blechgesicht:

        Es wäre grundsätzlich keine schlechte Idee, wenn jeder zu Hause demonstriert. Egal wofür oder wogegen.

  • Vier Tage nach der Befruchtung sind aus Eizelle und Spermie ca. 100 Zellen geworden. Wie ich woanders in einem längerem Beitrag nannte, ich finde es eher schwierig diese 100 Zellen schon als Individuum zu betrachten, das Freiheiten und Rechte hätte, welche durch eine Abtreibung verletzt werden würden. Und interessant wird es meiner Ansicht nach, wenn um 6. Woche Herzschlag beginnt, und um 8. Woche erste elektrische Aktivität im Bereich des Gehirns.

    • @David Lejdar:

      Der austragende Mensch lebt mit 100%iger Sicherheit schon.

  • taz-Foto: *Schulterschluss zwischen fundamentalen Christen und Rechtsextremen: auf dem Kölner „Marsch für das Leben“ 2024*

    Anstatt mal vernünftig zu werden und für Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit auf die Straße zu gehen, laufen "Christen" lieber mit Rechten 'Seit an Seit' für „das Leben“. Wenn wir nicht "höllisch" aufpassen, wird es aber bald kein menschliches Leben mehr geben, denn der Klimawandel spaßt nicht und macht auch nicht vor sogenannten "Christen" und Rechtsradikalen Halt.

    Wie lange wollen fundamentale Christen eigentlich noch Frauen vorschreiben was sie mit ihrem Körper und ihrem Leben machen dürfen? George Carlin hatte die richtigen Worte schon 1996 dazu gefunden (siehe LINK).

    Religiöse Fanatiker können ihr Leben meinetwegen so führen wie sie wollen, aber dass sie anderen Menschen auch ihr "Weltbild" aufzwingen wollen, das sollte im 21. Jahrhundert in einer aufgeklärten Gesellschaft endlich mal vorbei sein. Und das die Rechten sich da wieder einklicken, war ja klar, denn in den USA gehen die bibeltreuen Evangelikalen ja auch schon Hand in Hand mit den Rechten "spazieren".

    ***Abortion | George Carlin - 1996*** www.youtube.com/watch?v=YpFYpoIwQec

  • Ich finde Abtreibungen höchstproblematisch, obwohl ich selbst meine Schwangerschaften wegen Lebensgefahr jederzeit hätte beenden dürfen; ich habe mich jedoch dagegen entschieden. Ich bin auch der Auffassung, dass bereits bei der Einnistung das Leben beginnt, wenn es auch noch nicht eigenständig ist.

    A b e r : Das gibt mir überhaupt nicht das Recht, über den Körper einer anderen Frau zu befinden!! Jede Frau muss eigenständig darüber entscheiden können, ob sie ein Kind austrägt oder nicht. Aus diesem Grund lehne ich das Gedankengut und die Aktionen der "Lebensschützer" kategorisch ab und spreche mich für eine Abschaffung der Strafbarkeit von Abtreibungen aus.

    • @Sabine Hofmann-Stadtländer:

      Und bis zu welchem Monat oder bis zur Geburt?

      • @drafi:

        Liebe*r Drafi,

        ich würde den § 218 aus dem Strafgesetzbuch herausnehmen und komplett streichen und den § 218a StGB mit den dort verankerten Fristen in das Schwangerschaftskonfliktgesetz eingliedern. Das bedeutet: Abtreibung straffrei möglich in den ersten 3 Monaten, bei Gefahr an Leib und Leben bei Mutter auch nach 3 Monaten straffrei möglich.

        • @Sabine Hofmann-Stadtländer:

          Vor lauter Lass'-mich-auch-mit habe ich etwas falsch ausgedrückt: In meinem vorigen Kommentar steht 2x das Wort "straffrei" drin. Das muss natürlich in beiden Fällen gestrichen werden. Damit entsteht kein Widerspruch zu meinem Hauptkommentar, in dem ich mich ja für eine absolute Straffreiheit ausgesprochen habe.

        • @Sabine Hofmann-Stadtländer:

          Ich muss noch etwas ergänzen:



          Es passiert immer wieder, dass eine Schwangerschaft erst nach Ablauf von drei Monaten erkannt wird. Hier sollte im Einzelfall über eine Aufweichung der 3-Monats-Frist nachgedacht werden. Auch könnte § 219 StGB in das Schwangerschaftskonfliktgesetz aufgenommen werden.

          • @Sabine Hofmann-Stadtländer:

            Danke. Es ist wichtig, in diese emotionalen Debatte fundiert Sachargumente einzubringen.

    • @Sabine Hofmann-Stadtländer:

      Meine Hochachtung!

    • @Sabine Hofmann-Stadtländer:

      Da bin ich bei Ihnen, ich finde es immer befremdlich ungeborenen Kindern das Mensch sein und Leben kategorisch abzusprechen.



      Trotzdem bin ich ebenfalls der Meinung dass die Frau entscheiden muss und darf.

      • @Kant Unbe:

        Es sind aber bei Schwangerschaftsabbrüche mindestens zwei Körper mit jeweils eigenen gesetzlichen Rechten unmittelbar betroffen.



        Dadurch entsteht leider manchmal ein Interessenkonflikt, sodass der Staat die jeweiligen Interessen schützen muß.

        • @drafi:

          Das ist mir bewusst, es muss der Frau aber auch bis zu einem gewissen Punkt die Möglichkeit gegeben werden darüber zu entscheiden.



          Bis zur 12 Woche finde ich noch verkraftbar, andere Vorschläge die bis zur 24 Woche Abbrüche erlauben wollen finde ich wiederum Menschenverachtend.

  • Ultra Rechts Hand in Hand mit den Christen gegen Abtreibung, ich krieg die Tür nicht zu.



    Fast wie im Mittelalter, fehlt noch der Scheiterhaufen für die weibliche Gegenwehr.



    Was für kranke Zeiten.

    • @Andreas Flaig:

      Das stimmt.

  • Bis zu 10.000 Demonstranten waren erwartet worden - tatsächlich sind in Berlin ca. 2.200 und in Köln ca. 1.200 erschienen.



    OK. Friday for Future hat auch nicht so viele Menschen mobilisiert wie erwartet worden war.



    Das lag wohl am letzten schönen Sommertag dieses Jahres. Die Menschen lassen sich halt heutzutage schon vom guten Wetter korrumpieren. Ich bin trotz der Hitze hingegangen und war wegen der geringen Anzahl der Teilnehmer enttäuscht.

    • @Il_Leopardo:

      Nach dem Kölner Stadt-Anzeiger, politisch nicht weit weg von der Taz, waren es in Köln 3000 Menschen. Weniger als die angemeldeten 5000, das stimmt, aber nicht so viel weniger.

    • @Il_Leopardo:

      war bei beiden einfach zu wenig Demogeld, Inflation und so, wurde leider runterfahren, weil die CDU so genau hinguckt gerade bei den NGOs...

    • @Il_Leopardo:

      Tja....so spielt das Leben.

  • Entscheidend ist immer noch, was die betroffene Frau dazu meint und wie sich entscheidet. Hier darf niemand kriminalisiert werden der sich für eine Abtreibung entscheidet. Und genau hier gehört Klarheit geschaffen.

  • Eine zutiefst persönliche Gewissensentscheidung liegt dem Thema Abtreibung oder nicht zugrunde: was ist bzw. wann beginnt menschliches Leben?

    Aus meiner Sicht vertreten die "Lebensschutz"- und die "My body - my choice" - Bewegungen die extremen Pole. Aber trotzdem sind beide Meinungen legitim. Ich wünsche mir nur eine sachlichere Außerandersetzung mit diesem sensiblen Thema, da schlagen die Gegenparteien teilweise kräftig über die Stränge.



    Die aktuelle Gesetzeslage bildet nach wie vor einen guten Kompromiss ab, ich sehe keinen Änderungsbedarf.

    • @Black & White:

      Eine seltsame Sicht, da Lebensschutz offensichtlich zynisch gemeint ist, in Hinblick auf die austragende Person. Während über die Frage wann Leben beginnt gestritten werden kann, können sichr nur Lebende anderes Leben zur Welt bringen

  • was Kritik an Religion angeht, wird es hier sicher einige Gegendemonstranten geben. Die es bei anderen religiösen Demos so nicht geben würde.

  • Bei diesem Artikel und diesen Fotos kann ich verstehen, dass Sie so denken. Ich will mit Ihnen nicht diskutieren, ich will Ihnen nur erzählen, was ich erlebt habe, denn ich war dabei.



    Diese Foto am Titel ist absolut eingefärbt und sieht aus, als wären das alle Nazis. Aber allein schon dass das Foto so dunkel ist, entspricht nicht der Wahrheit. Es war sonniges Wetter ohne Wolken. Die Stimmung bei den "Pro-Life" war super. Die Leute haben getanzt und gesungen, es war richtig schön mit anzusehen. Von den Gegendemonstranten hat man nicht viel gesehen während der Demo. Und wenn, dann waren sie aggressiv und haben Schimpfwörter gerufen. Die Leute haben dann fröhlich gewunken. Wart ihr dabei? Ich war es und allein schon der Fröhlichkeit wegen, die diese Leute ausgestrahlt haben, wäre ich gerne bei denen. Sie können ja nächstes Jahr selbst einmal kommen und sich ein Bild machen.

    • @B L:

      Auch wenn Sie nicht diskutieren möchten:



      Das Bild ist laut Unterschrift von 2024 und ein Blitzfoto. Nichts mit Färbung oder Fälschung. Und wieso sehen die aus wie Nazis?

      • @fly:

        Das mag ja alles stimmen, erklärt aber nicht, warum unter hunderten möglichen gerade dieses eine Bild für den Artikel ausgewählt wurde.

    • @B L:

      Nein, die wollen alle nur spielen. (Ironie aus)

      Lassen Sie sich nicht täuschen. Hinter all dem Tanzen und Singen und der demonstrativen Fröhlichkeit verbirgt sich eine zutiefst reaktionäre und aggressive Frauen- und Körperfeindlichkeit, wie die christliche Kirche sie von Anbeginn an pflegte und besonders in evangelikalen und klerikalen Kreisen bis heute pflegt.

    • @B L:

      Ehrlich gesagt ist es mir ziemlich egal, ob Leute die Frauenrechte beseitigen wollen dabei gute Laune haben. Es ist einfach eine Schande für Deutschland, dass Frauen immer noch nicht das Recht haben, frei über ihren eigenen Körper zu entscheiden.

      NIEMAND zwingt AbtreibungsgegnerInnen zu Abtreibungen! Warum maßen sich diese Leute aber anders herum an, den Frauen ihren Willen aufzwingen zu wollen?

      Nochmal zur "Fröhlichkeit" der GegnerInnen von Frauenrechte: vielleicht waren die ja auch so fröhlich, weil sie darauf hoffen, dass die erzreaktionäre xxU sie dabei unterstützt, Frauenrechte abzuschaffen, um sie wieder unterdrücken zu können, denn immerhin hat ja ein gewisser Friedrich Merz damals durch sein Abstimmungsverhalten zur Strafbarkeit von Vergewaltigungen in der Ehe schon gezeigt, was er vom Selbstbestimmungsrecht von Frauen über den eigenen Körper hält.

      Auf mich werden Sie nächstes Jahr verzichten müssen, denn ich gehe nicht auf Demonstrationen, die die Unterdrückung von Frauen fordern, indem Frauenrechte eingeschränkt werden, denn ich persönlich finde das extrem ekelhaft und Frauen verachtend!

  • Ich kann/darf heftig für Abtreibung sein.....

    Ich kann/darf heftig gegen Abtreibung sein....

    • @Fairness85:

      Ich kann/darf auch mit Nazis demonstrieren und verbünden. Die Frage ist, was das über mich und das wofür ich kämpfe aussagt.

      Und ich darf zwar meine eigene Meinung haben, aber eben nicht andere damit bedrängen.

      • @sociajizzm:

        Newsflash, die jeweils andere Seite meint immer auf der richtigen Seite zu stehen, am Ende kommt es darauf an wer gewinnt.

        • @Kant Unbe:

          Gerade diese Schwarzweisssicht ist spürbar konstruiert. Wer mehr Perspektiven zulässt bekommt ein deutlicheres Bild

        • @Kant Unbe:

          Siehe Beitrag von Sabine Hoffmann.

          Man kann Abtreibungen persönlich ablehnen und trotzdem einsehen, dass es eben jede Frau für sich selbst entscheiden können muss.

          Und wenn Zuspruch/Unterstützung von Rechtsradikalen bekommt, sollte sich eben durchaus fragen, ob er/sie vll auf der falschen Seite steht.

          • @sociajizzm:

            Siehe meinen Kommentar unter Sabine.



            Das mit der Seite ist eben auch nicht so eindeutig wie gerne propagiert wird. Bei Corona waren die rechtsradikalen auch auf der Seite der Gegner. Jetzt wird halbwegs aufgeklärt was falsch gelaufen ist.

  • In der Diskussion wird immer der Begriff der "ungewollt schwanger werdenden Frau" verwendet. Was ist damit gemeint?

    • @popositiv:

      = eine Schwangerschaft war nicht geplant und nicht erwünscht.

      • @Katrina:

        Bei Vaterschaft interessiert es doch auch keinen, ob die geplant oder gewünscht war.

    • @popositiv:

      Ist es nicht an Ihnen als aufgeklärter Diskussionsteilnehmer sich zu informieren, was es zu bedeuten hat oder hat Ihre Frage eine zweite, absichtlich naive, Dimension?

  • Wie weit sind wir wohl noch von dem faschistischen rückständigen System der USA entfernt, dem wir immer mit etwas Zeitverzug hinterherhecheln? Dort ist es schon längst an der Tagesordnung, dass ÄrtzInnen, die Abtreibungen durchführen, Todesdrohungen erhalten. In allem, was in Deutschland passiert - besonders jetzt unter unserer wenig demokratischen und in keiner Weise freiheitlichen Regierung Merz/Spahn/Dobrinth - kann man die USA angedeutet sehen.

    • @Jalella:

      Das interessante ist das Wort rückständig. Ich finde interessant, dass es grundsätzlich um wissenschafts- und fortschrittsfeindliche Idioten handelt, die sich da breitmachen. Ich bin sicher nicht rechts, aber ich bin dennoch nicht der Meinung, dass rechtsextrem automatisch ignorant und dumm sein muss. Das, was wir heute sehen, ist nicht einfach eine politische Ausrichtung, für die man sein kann oder nicht, das ist Geschmackssache, nein, es ist hohl und Punkt. Schade, weil ich denke, für eine politische Ausgewogenheit sollten auch die Pole rechts und links gebildet und progressiv sein. Nur so kommen wir als Menschheit vorwärts, und jeder kann dabei er selbst sein.

  • Lebensrecht für alle?



    Als ungewolltes Kind kann ich sagen, dass diese Aussage heuchlerisch ist. Es geht denen doch nur um Gebärzwang. Sobald ein ungewolltes Kind geboren ist, erfährt es Leid. Es wird immer spüren, dass es nie willkommen war und bekommt dann auch noch Vorwürfe, dass es undankbar wäre. Das Ziel sollte immer das geringstmögliche Leid sein. Eine Frau, die kein Kind gebären will, wird leiden. Ein Kind, dass unerwünscht ist, wird leiden. Warum ist Abtreibung eigentlich eine Diskussion? Ich fühle mich ver*rscht. Warum würde ich das jemand anderem antun wollen?

    • @Tuff:

      Das ist leider wahr. Es gibt soviel geborenes Leben, das wir gesellschaftlich am Rande liegen lassen. Ungewollte, Waisen, (und die vielen Kriegswaisen in anderen Teilen der Welt :( ), Sozialhilfekinder .... Mich macht es extrem wütend, eine der wenigen Sachen die das schaffen.

    • @Tuff:

      Möchten Sie etwa behaupten, dass es sich bei solche Kindern um unwertes Leben handelt oder wie kommen Sie darauf zu entscheiden, welches Leben es wert ist, gelebt zu werden und welches nicht?

      • @ZTUC:

        Hat er nicht gesagt.

    • @Tuff:

      Ich bin auch ein ungewolltes Kind und verbrachte das 1. Jahr in einer Heim. Vielleicht ist das Leben leiden an sich aber ich kann nur sagen, mein Leben ist wunderbar und ja ich habe dadurch und aus vielen anderen Umständen gelitten, wahrscheinlich wie jeder andere, gewollt oder ungewollt. Das ist ein schwaches Argument, denn unser Leben ist, was wir letztendlich draus machen, egal wie es anfing. Ich bin für freie Abtreibung, egal aus welchen Gründen.

    • @Tuff:

      Ja, es ist erstaunlich, dass immer hart für das ungeborene Leben gestritten wird, während das geborene Leben dann zu kurz kommt. Warum kümmern wir uns nicht um die geborenen Kinder hier (viele leben unter der Armutsgrenze während wir die Kindergrundsicherung abgelehnt haben), oder in Palästina? Unsere Regierung weigert sich, den antiquierten Paragrafen 218 endlich abzuschaffen während sie gleichzeitig deutschen Kommunen verbietet, verletzte, kranke, hungernde Kinder aus Gaza aufzunehmen. Wer soll diese "Liebe zum Leben" ernst nehmen?

      • @Jalella:

        Diesen Leuten geht es nur vordergründig um das "Leben". Denen geht es um unnachgiebige Rechthaberei, Machtansprüche (vor allem bei den kirchlichen Akteuren) und eine unfassbare Verantwortungslosigkeit. Je mehr die betroffenen Frauen unter Druck gesetzt werden, je mehr sie in ein "schlechtes" Gewissen manilpuliert werden, desto besser sind sie beherrschbar. Sich um die Kinder zu kümmern, die in Armut leben, manchmal in blanker Not - das ist aufwändig, erfordert Empathie und genau das wollen diese Typen gar nicht leisten. Die stänkern und lügen stattdessen.... Ekelhaft.

        • @Perkele:

          Ja. es geht um Dissen, um mehr nicht.

        • @Perkele:

          Sehr gut formuliert!

  • Ich würde gerne mal eine provokante Frage in den Raum werfen:



    Worin besteht der Unterschied zwischen „Wir kleben aus aus Klimaschutzgründen aus der Straße fest“ oder „Wir blockieren eine Abtreibungsklinik“?



    Bei Organisationen berufen sich auf den zivilen Ungehorsam.



    Ist Klimakleben besser als „ungeborenes Leben“ zu schützen?

    • @Dirk Osygus:

      Ja ist es.



      .



      Nicht nur das Mittel, auch der Ort und das Ziel der Demonstration spielen bei der Bewertung eine Rolle. Daher sind "Klima-Kleber:innen" besser als die selbsternannten "Lebensschútzer:innen".

    • @Dirk Osygus:

      Das ist -bestenfalls- eine zynische Frage. Klimaaktivist*innen sind um das Allgemeinwohl und unserer aller Lebensbedingungen bemüht, mit redlichen Absichten. Die Abtreibunsgegner*innen sind an der unnachgiebigen Aufzwingung von partikulären Ansichten, Weltanschauungen ohne Allgemeingeltung interessiert.

      • @Perkele:

        Alle glauben nur in bester Absicht und wegen des Gemeinwohl zu handeln. Deswegen heißt es ja auch, der Zweck heiligt nicht die Mittel.

    • @Dirk Osygus:

      Niemand blockiert eine Abtreibungsklinik oder erschwert auch nur den Zugang. Die Passanten müssen nur an einer sichtbaren Mahnung vorbei und werden dabei möglicherweise selbst sichtbar. Ja, das stört und ist lästig, genau wie die massive Stadtbildverschandelung im gerade vorbeigegangen Kommunalwahlkampf.

      • @Axel Berger:

        Falsch.

        "Weil sie mit Ketten, Seilen und Möbelstücken den Zugang zu einer Abtreibungsklinik in der US-Hauptstadt Washington blockiert haben, sind fünf Abtreibungsgegner in den USA von einem Bundesgericht verurteilt worden.Die fünf Männer und Frauen im Alter von 25 bis 67 Jahren waren den Angaben zufolge im Oktober 2022 aus verschiedenen Bundesstaaten nach Washington gereist, um sich an der Klinikblockade zu beteiligen. Sie seien gewaltsam in das Gebäude eingedrungen und hätten ihre Aktion mit einem Handy gefilmt und auf Facebook übertragen. Patientinnen und Klinikpersonal seien eingeschüchtert und auf gewaltsame Weise daran gehindert worden, bestimmte Gesundheitsdienste in Anspruch zu nehmen oder anzubieten."

        Quelle: rnd

        Damit es bei uns nicht so weit kommt, wurde im Juli letzten Jahres das „Zweite Gesetz zur Änderung des Schwangerschaftskonfliktgesetzes“ im Bundesrat beschlossen, das Frauen vor Gehsteigbelästigungen schützen soll.

        "...werden dabei möglicherweise selbst sichtbar."

        Das nennt man Pranger.

        "das stört und ist lästig"

        Ich nenne das Stalking.

    • @Dirk Osygus:

      ja würde man meinen. klima könnte die ganze menschheit im schlimmsten fall ausrotten und bis dahin die lebensbedingungen auf der ganzen erde bedrohlich verändern. abtreibungen, im bisherigem maß, wohl eher nicht.

      • @geradenicht:

        Und wenn sich in Berlin Aktivisten auf der Straße anbinden wird die Menscheit nicht ausgerottet. Deutschland hat seit der UN Klimakonferenz von Paris sein CO2 Austoss um 48 % gesenkt. China um 20 % gesteigert.

        • @Martin Sauer:

          Das stimmt. Das sind die Zahlen von gestern.

          Aber bald bekommen wir 40 Gaskraftwerke, seit ca zwei Jahren nutzen wir fleißig KI und die Aktivisten haben wir eingesperrt. Oh, außerdem haben wir grad Politiker, die keine erneuerbaren Energien und auch keine eAutos in Deutschland wollen. Das heißt, wir sind bald auch wieder ganz vorne mit China dabei, um bald noch mehr Überschwemmungen und Waldbrände bei uns vor Ort zu erleben. Nicht zu vergessen, die ganzen Serverzentren für KI, die wir unbedingt haben wollen, brauchen auch noch Wasser, was uns bei Extremtemperaturen von über 30 Grad fehlen wird und den Bauern vielleicht auch ... aber ja, werden wir überleben ... bestimmt ...

        • @Martin Sauer:

          China ermöglicht die weltweite Energiewende durch die enorme Preissenkung bei Solar + 🔋.



          Wären nicht die Zölle gäbe es auch preiswerte E Autos aus China. Forschung in Atomenergie kommt auch hinzu. Und der erste grüne Stahl kommt nun wohl auch eher aus China.

        • @Martin Sauer:

          Ist das so, Martin?