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Linkspartei und Nahost-KonfliktKlare Differenzen

Die Berliner Linke verkämpft sich vor ihrem Parteitag am Samstag an der Positionierung zum Krieg in Gaza. Im Fokus steht vor allem ein Kreisverband.

„Existenzrecht Israels wird nicht infrage gestellt“: Linken-Landeschef Maximilian Schirmer Foto: Christoph Soeder/dpa

Berlin taz | Die Berliner Linke ringt um eine Positionierung zum Krieg in Gaza. Für den an diesem Samstag stattfindenden Landesparteitag liegen aus den Bezirksverbänden Neukölln und Mitte gleich zwei Anträge vor, in denen Israel „Völkermord“ an den Pa­läs­ti­nen­se­r:in­nen vorgeworfen wird, einmal mehr, einmal weniger explizit.

Die Massaker der Hamas am 7. Oktober werden in den Anträgen aus Mitte und Neukölln am Rand zwar pflichtschuldig verurteilt. Im Kern geht es aber darum, dass sich der Landesverband „zum Recht des palästinensischen Volkes“ bekennen soll, „Widerstand zu leisten“, wie es in dem Antrag aus Mitte heißt.

Den beiden Landesvorsitzenden Franziska Brychcy und Maximilian Schirmer geht das deutlich zu weit. Brychcy sprach am Mittwoch vor Jour­na­lis­t:in­nen von „einer klaren Differenz“ zu den einseitig palästinasolidarischen Papieren aus Neukölln und Mitte: „Ich glaube, dass ein Großteil des Parteitags das genauso sieht.“

Gemeinsam mit acht Be­zirks­che­f:in­nen haben Brychcy und Schirmer dann auch einen eigenen Antrag formuliert. Wie in den anderen beiden Anträgen wird zwar auch hier ein sofortiger Waffenstillstand in Gaza und ein Ende der deutschen Rüstungsexporte nach Israel gefordert. Das Reizwort „Völkermord“ kommt gleichwohl nicht vor. Auch einseitige Schuldzuweisungen werden vermieden.

Lan­des­che­f:in­nen um Kompromiss bemüht

Die Landesvorsitzenden versuchen den Spagat. Mit Blick auf die Polizeieinsätze gegen propalästinensische Proteste in Berlin sagte Brychcy, es sei selbstverständlich, dass Demonstrations- und Meinungsfreiheit gewahrt werden müssen. Zugleich gelte es aber, „klare Grenzen zu setzen, wo der Terror der Hamas verharmlost wird“.

Auch vom Palästina-Kongress in Tempelhof vor gut zwei Wochen, der nach nur einer Stunde von der Polizei aufgelöst wurde, distanzierte sich die Parteichefin. „Wo für uns Schluss ist, ist dort, wo Antisemitismus anfängt und das Existenzrecht Israels infrage gestellt wird“, sagte ihr Co-Vorsitzender Maximilian Schirmer.

Nicht zuletzt die Linke Neu­köll­n wird in Teilen der Partei wegen ihrer radikalen Haltung im Nahostkonflikt als „schwierig“ beschrieben. Ein führendes Parteimitglied bezeichnete die Positionen gegenüber der taz als „irre“. Brychcy sagte, die Neu­köll­ne­r:in­nen hätten eben „eine enge Verbindung zur palästinensischen Community“.

Die Konflikte dürften auf dem Parteitag kaum zu ignorieren sein. Denn der mit rund 7.450 Mitgliedern größte Landesverband der Linken wächst seit geraumer Zeit vor allem in der Innenstadt – wie eben im migrantisch geprägten Neukölln. So entfallen nach Angaben von Landesgeschäftsführer Sebastian Koch 70 bis 80 Prozent der seit dem Abgang von Sahra Wagenknecht im Herbst 2023 verzeichneten gut 1.400 Neueintritte auf den Innenstadtbereich.

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37 Kommentare

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  • Man kann der LINKEn nur gratulieren.



    Sie haben es wieder geschafft ihre Relevanz klar zu vermitteln.

    Die verkämpfen sich eben nicht an so Allerweltsthemen wie Klimawandel, Schere zwischen arm und reich oder Wohnungsnot.

    Sie gehen dahin, wo es weh tut, wo man etwas wirklich bewegen kann, wo Sie den Unterschied machen können.

    Vielen Dank dafür

    • @Altunddesillusioniert:

      👍🏼

  • Letztes Aufbäumen vor dem Untergang. Ganz offensichtlich fehlen ihnen die Wähler für ihre politische Einstellung.

  • Je kleiner und bedeutungsloser Parteien werden, desto eher haben sektiererische Positionen Chancen, sich durchzusetzen - im Fall der Berliner Linken scheint es leider Gottes linker Antisemitismus zu sein.



    Ob diese Tendenz durch gezielte, gesteuerte Eintritts- /Aufnahmekampagnen in den beiden betroffenen Bezirken - 1.400 Neuaufnahmen sind ja nicht wenig - forciert wurde, ist reine Spekulation, aber durchaus möglich. Ähnliche Kampagnen kennen wir aus der Vergangenheit ja von der quantitativ, aber leider politisch nicht vergleichbar bedeutungslosen FDP.



    Wenn es so wäre, müsste man seinerseits jetzt eigentlich ebenfalls massenhaft der Linkspartei beitreten, damit die halbwegs vernünftigen Positionen dort nicht vollends unter die Räder geraten … okay, bevor sich hier jemand echauffiert, ein nicht ganz ernst gemeinter Vorschlag meinerseits😉.

  • Warum soll es eigentlich so wichtig sein, was es in der Berlin-Abteilung einer insgesamt marginalst werdenden Partei für Diskussionen über den Nahost-Konflikt gibt?! Überschätzt mensch da nicht massiv die Bedeutung dieses Vereins? Natürlich auch immer mal wieder ein gefundenes Fressen/Ablenkungsmanöver für Leute mit einer Allergie gegen „links“; denen ist ja eigentlich ihr Feindbild schon vor dreieinhalb Jahrzehnten abhanden gekommen, aber es wird weiter vor Kühnheit zitternd Drachtentöter gespielt. Gerne auch in der Version „Wir haben (das Richtige) aus der Geschichte gelernt, wohingegen die Linken…“ (langsam ausblenden)

    • @Earl Offa:

      Berlin ist die WELT (meint nicht die Zeitung) - vor allem wenn man in Berlin wohnt. So scheint es jedenfalls manchmal. Und so richtig "links" zu sein, war schon immer ein Bewusstsein, dass sich von der eigenen Bedeutungslosigkeit innerhalb eines demokratischen Spektrums sehr wenig beeindrucken lässt. Absolut "richtig" zu liegen mit der eigenen Meinung und sich hinreichend abzugrenzen von all Jenen, die nicht sooo richtig (und damit völlig falsch) liegen, war immer vorrangig. Wer das anders sieht verdient nicht den Ehrentitel "Ideologe".

      Von daher ist die prominente Berichterstattung einer linken Zeitung über innerlinke Scharmützel um die richtige konsequent linke Haltung gerade DANN völlig folgerichtig, wenn sie in Berlin stattfinden. ;-)

    • @Earl Offa:

      Die taz ist u.a. auch eine Berliner Lokalzeitung und versteht sich als Pulsmesser für innerlinke Positionskämpfe. Daher ist die Berichterstattung schon folgerichtig...

      • @Chris McZott:

        Die taz ist viel, viel mehr als eine Lokalzeitung



        Ich wohne in BW und lese regelmäßig die taz. Weil sie mir einen Blick in die Welt links denkender Menschen und Medien gibt. Weil sie eine eigene Meinung zu vielen Themen hat und nicht nur Reutters zitiert.



        Ich selbst, weder links noch rechts, betrachte gerne die Ränder und deren Meinungen. Manchmal stimme ich zu, manchmal graut mich deren Meinung - von beiden Seiten übrigens.



        Die Wahrheit liegt meist irgendwo in der Mitte.

  • Da hilft nur eines, eines der beiden Lager muss sich von der Partei abspalten!

    Oder?

    • @Nafets Rehcsif:

      Das sind Haarspaltereien ;)

  • "Wer den Antrag aus Mitte liest, wird feststellen, dass er genau das nicht tut."

    --> Joa, das ist halt glatt gelogen. Auszug aus dem Antrag des LINKE-Bezirksverbands Mitte mit dem Titel "Antrag A12: Sofortiger Waffenstillstand und Stopp der deutschen Unterstützung für den Krieg in Gaza".

    Zeile 77 geht es los mit der Klage Südafrikas und der UN-Definition von Völkermord. Ab Zeile 82 geht es dann ans Eingemachte:

    "Nach Artikel II c) UN-Völkermordskonvention von 1951 und dem §6 Absatz 1 Nr. 3 des Völkerstrafgesetzbuches der BRD ist schon die Absicht "die Gruppe unter Lebensbedingungen zu stellen, die geeignet sind, ihre körperliche Zerstörung ganz oder teilweise herbeizuführen" als Völkermord zu werten. Der Verdacht einer solchen Absicht liegt insbesondere angesichts der katastrophalen Versorgungslage auf der Hand." (dielinke.berlin/fi...illstand_Gaza.pdf)

    Der Verdacht eines Völkermordes liegt für den Bezirksverband Mitte also "auf der Hand". Wie anders, als den Vorwurf des Völkermordes, soll das denn sonst zu verstehen sein?

    Nene, der Antrag ist von der taz schon genau richtig zusammengefasst worden.

    • @Kriebs:

      Zwischen dem Verdacht etwas begangen zu haben und einem Urteil darüber ob man die Tat begangen hat liegt ein erheblicher Unterschied. Und das endgültige Urteil darüber steht ja auch noch aus und wird vermutlich Jahre dauern. Trotzdem kann man bis dahin unter Verdacht stehen, so wie jemand der des Mordes angeklagt wird auch ein Verdächtiger ist, bis in einem Verfahren geklärt wurde ob er schuldig ist oder nicht. Und die Linken haben hier einfach geltendes Recht zitiert soweit sie das hier ausführen. Es gab eine Anklage, dieser Anklage wurde vom IGH stattgegeben aufgrund der vorgelegten Beweise und ein Hauptverfahren eröffnet, weil man die Gefahr für einen Völkermord gesehen hat. Dafür wurden sechs Maßnahmen erlassen unter anderem die Versorgung mit Hilfsgütern, was eben teilweise von Israel blockiert wurde. Das haben so ziemlich alle Regierungschefs und Außenminister sowie Hilfsorganisationen gesagt, die man so hören konnte. Was ist denn ihre Schlussfolgerung wenn das höchste Gericht der Welt ein Land rechtlich verbindlich auffordert humanitäre Hilfe zu leisten und Schutzmaßnahmen zu ergreifen um nicht gegen Art. II der Völkermord-Konvention zu verstoßen aber dieses Land blockiert Hilfslieferungen, was zu einer Hungerkatastrophe führt und einem quasi Zusammenbruch der medizinischen Versorgung?

      • @Momo Bar:

        Der Kommentar ist eine Antwort auf "Birne Helene" unten. Sie behauptet, dass der Antrag aus dem BV Mitte Israel gerade keinen Völkermord vorwirft. Und das ist schlicht und ergreifend gelogen, denn nach dem Antrag liegt Völkermord ja "auf der Hand". Das nicht als Vorwurf des Völkermords zu sehen, überspannt dann die Regeln der Interpretation deutlich.

        Ob der Völkermord tatsächlich zutrifft, wird dagegen noch Jahre dauern herauszufinden. Darum ging oder geht es hier aber nicht.

  • Besser konsequent den eigenen Fokus betonen. Das ist bei den Linken: soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit, im Osten, aber auch im Westen.

    Bei Gaza kurz auf Völkerrecht und Menschenrecht verweisen, sich von Hamas wie von Netanjahus Garde distanzieren. Dort einen gerechten Frieden fordern.

    Das ist aber der Linken Hauptthema nicht.

    • @Janix:

      Ja, so ginge es auch.

  • > gleich zwei Anträge vor, in denen Israel „Völkermord“ an den Pa­läs­ti­nen­se­r:in­nen vorgeworfen wird

    Wer den Antrag aus Mitte liest, wird feststellen, dass er genau das nicht tut.

    Aber ok, man erwartet von der Linken, dass sie sich darüber zerfetzt, das muss bedient werden.

    • @Birne Helene:

      In der Tat, diese Rolle bekommt „die Linke“ immer wieder gerne zugewiesen, spielt sie aber z.T. auch recht gerne, mitunter fast schon virtuos.

  • Danke für diesen sehr erhellenden Artikel!



    Nun ist auch klar, woher die entsprechenden Positionen in der taz ihren Ursprung haben.



    Aus meiner Sicht ist die Doppelspitze um Ehrenrettung bemüht.



    Ich nehme das positiv auf und werde nicht gleich vom Glauben an eine wählbare Linke abfallen.



    Der auffällige Zuwachs an neuen Mitgliedern aus einer bestimmten Ecke erinnert an das Projekt "FDP Übernahme". Damals war es aber nicht geräuschlos genug.

  • Wie kann es sein, dass die Regierung Waffen an ein Land schickt, während der internationale Gerichtshof den schlimmsten aller Vorwürfe gegen dieses Land und zwar Völkermord für plausibel erachtet und ein Hauptverfahren einleitet?



    Und die Opposition diskutiert darüber, ob der Vorwurf überhaupt erwähnt werden darf?

    • @Timothee Güsten:

      "... während der internationale Gerichtshof den schlimmsten aller Vorwürfe gegen dieses Land und zwar Völkermord für plausibel erachtet und ein Hauptverfahren einleitet?"

      Der IGH ist das „Hauptrechtsprechungsorgan der Vereinten Nationen“ (Art. 92 UN-Charta). (Zitat aus: Staatslexikon)

      Es ist gut und wichtig, dass es die UN gibt, weil dort Regierungen und Staaten miteinander reden, die das sonst vielleicht nicht tun würden. Außerdem erhöht es vielleicht doch die Wahrscheinlichkeit, dass die unterschiedlichen Länder voneinander lernen bzw. etwas aus anderen Ländern annehmen können und vielleicht sogar Freundschaften entstehen.

      Aber: Wir können von der UN keine Objektivität, Fairness o.a. erwarten, da es eben doch ein politisches Gremium mit einem sensiblen Machtgefüge ist. Gegenüber der jüdischen/Israel-Seite kann Objektivität ohnehin nicht erwartet werden, dazu gibt es zu viele islamische Staaten in der UN.

      Ich denke, schön kompakt ist es in dem besprochenen Buch des nachfolgenden taz-Artikels

      taz.de/Buch-Verein...n-Israel/!5577104/

      nachzulesen.

      Mein "Lieblingszitat" ist:

      "Hier gilt Israel offenbar allen Ernstes als weltweit größter Frauenrechtsverletzer."

      ------------------------

      "Wie kann es sein, dass die Regierung Waffen an ein Land schickt, ..."

      Die Antwort darauf finde ich recht einfach. Nicht nur wegen unserer Historie, sondern weil es in Deutschland (und manchen anderen Ländern) immer noch, meiner Meinung nach glücklicherweise, viele Menschen gibt, die nicht wollen, dass Israel vernichtet und jegliches jüdische Leben dort in der Region ausgelöscht wird. Stellen Sie sich den 07.10.23 bitte einmal kurz verzehntausendfacht vor.

    • @Timothee Güsten:

      Springer/Politico berichten seit gestern, Nicaragua habe die Anklage nur auf Betreiben Putins hin angestrengt…

      • @Nafets Rehcsif:

        Wem Nicaragua damit gefallen wollte, dürfte schon vorher klar gewesen sein. Wenn Jemand an lodernden, missionarischen Impetus für die weltweite Wahrung der Menschenrechte denkt, denkt er ja sonst auch nicht unbedingt sofort "Nicaragua" (zumindest nicht als QUELL dieses Impetus...).

    • @Timothee Güsten:

      In der Ukraine würden die Waffen deutlich mehr gebraucht.

      Israel erhält dabei auch schon nicht mehr so viel, zumindest aus der Bundesrepublik.

      Zu deutlich sind das Überschießen Netanyahus, der fehlende Friedenswille, die Vertreibungsfantasien aus N.s Kabinett, die Zahl der zivilen Toten, ...



      (das zu benennen heißt _nicht, eine Hamas plötzlich busseln zu müssen - es gibt andere Vertreter der palästinensischen Seite)

    • @Timothee Güsten:

      Bleiben Sie einfach geschmeidig, es gibt kaum noch Waffenexporte nach Israel:

      "Die deutsche Bundesregierung hat seit Anfang des Jahres kaum noch Kriegswaffenexporte nach Israel genehmigt. Bis zum 10. April wurden Lieferungen für 32.449 Euro erlaubt, wie das Wirtschaftsministerium in Berlin auf Anfrage der Abgeordneten Sevim Dagdelen vom Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) mitteilte."

      orf.at/stories/335...0(BSW)%20mitteilte.

      Ich nehme mal an, ihr Traum wäre der, dass niemand mehr Waffen an Israel liefert, oder?

      Das würde die Feinde Israels mächtig beflügeln und ihrem Wunsch den jüdischen Staat zu vernichten ordentlich Schwung verleihen.

      Nur wird das nicht passieren.

      • @Jim Hawkins:

        Wenn mit diesen Waffen Kriegsverbrechen begangen werden, Völkerrecht gebrochen wird, Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen werden oder Menschen unterdrückt werden, dann nein. Und das beziehe ich nicht nur auf Israel, sondern auf jedes andere Land in das wir Waffen liefern. Das diese Bedenken von vielen immer so abgetan werden und für sie moralisch scheinbar total in Ordnung sind, finde ich wirklich bedenklich. Und mittlerweile gibt es von diversen Organisationen und Experten mehr als nur Hinweise darauf, das es in Gaza zu Kriegsverbrechen kam und humanitäres Völkerrecht gebrochen wurde. Auch hätten Waffenlieferungen meines Erachtens spätestens nach dem vorläufigen Urteil des IGH komplett gestoppt werden müssen, wenn man sich mal das Maßnahmenpaket richtig durchgelesen hat. Israel wurden Maßnahmen auferlegt um einen Völkermord zu verhindern und alle Staaten welche die Völkermord Konvention unterschrieben haben, waren danach in der Pflicht dafür zu sorgen, dass diese Maßnahmen eingehalten werden. Falls sie sich erinnern eine der Maßnahmen war die Sicherstellung humanitärer Hilfe, wobei Israel als Besatzungsmacht eh durch die Genfer Konventionen dazu verpflichtet war. Und wie ist das gelaufen? Wie hat der Westen reagiert? Statt mit Sanktionen wenigstens zu drohen oder einem Waffenembargo (ich betone erstmal nur zu drohen) hat man die am wenigsten effizienten und teuersten Mittel gefunden, wie wir Hilfe verteilen (Luft und See) und mahnende Worte gehabt. Die Welt hat überlegt wie sie mehr Hilfe nach Gaza bekommen, nicht das Land was eigentlich für die Sicherstellung von Hilfslieferungen zuständig war.

        • @Momo Bar:

          Na, bei Ihnen geht's ja munter durcheinander. Vom Kriegsverbrechen, eins, zwei, drei im Sauseschritt, landen Sie beim Völkermord.

          Kriegsverbrechen, Verletzungen des Völkerrechts, kommen leider in allen Kriegen vor. Da ist die israelische Regierung dringendst gehalten, dagegen vorzugehen bzw. es nicht möglicherweise sogar billigend in Kauf zu nehmen.

          Völkermord ist allerdings eine ganz andere Kategorie. Da ist die Absicht, eine Bevölkerungsgruppe ganz oder teilweise zu vernichten, entscheidend. Da sehe ich keine Beweise, hohe zivile Verluste sind nicht automatisch Völkermord, auch wenn die Pro-Palästina-Fraktion das immer wieder behauptet.

          Was ich übrigens vermisse, sind ähnliche empörte Aufforderungen an die Hamas, die hier immer gerne ausgeklammert wird. Bekommen die ihre Waffen vom Mond? Gelten für deren Belieferung andere Kriterien? Oder wollen Sie allen Ernstes behaupten, die Hamas begehe keine Kriegsverbrechen?

          • @Schalamow:

            "Was ich übrigens vermisse, sind ähnliche empörte Aufforderungen an die Hamas..."

            Das wird in den Kommentaren immer wieder gerne angeführt wenn Kritik an Israel aufkommt. Es gibt nur einen entscheidenden Unterschied:

            Israel ist ein demokratischer Rechtsstaat. Israel hat die UN Charta unterzeichnet und sich zur Einhaltung des Völkerrechts verpflichtet.

            Hamas ist eine terroristische Vereinigung und gemäß den Rechtsregeln des Völkerrechts keine Kriegspartei.

            Von Terroristen kann man nicht erwarten, dass sie sich an Regeln halten oder ihr Verhalten danach ausrichten. Deshalb nennt man sie auch Terroristen!

            Von Israel kann man es nicht nur erwarten, es ist dazu verpflichtet. Kein Rechtsstaat steht ausserhalb des Rechts.

            Es ist ein Konflikt unter unfairen und unmenschlichen Bedingungen. Daher ist jeder direkte Vergleich oder der Versuch einer Gleichsetzung oder Gleichstellung zwischen beiden Parteien obsolet.

            • @Sam Spade:

              Vielleicht verstehe ich Sie ja falsch (hoffentlich), aber für mich liest sich ihre Argumentation so, als müsse Israel die Terrorattacken der Hamas einfach erdulden, da diese ja schließlich eine Terrororganisation sei und damit an nichts gebunden ist. Das ist unglaublich schräg.

              Sie haben lediglich damit recht, dass die Hamas ist eine Terrororganisation (mit Unterstützung von Teheran bis Katar, was nicht vergessen werden sollte) aber dann hört es auch schon auf. Sie ist nicht nur eine Terrororganisation sondern auch gewählte Partei im Gazastreifen, die sich auch jetzt gemäß letzten Umfragen einer Zustimmung von 70% erfreut. Vor allem aber besagt kein Recht dieser Welt, dass Israel sich nicht gegen diesen Terror zur Wehr setzen dürfe; im Gegenteil es ist vornehmste Pflicht eines Staates den Schutz seiner Bürger zu gewährleisten. Mit seinem Kampf gegen die Hamas steht Israel nicht außerhalb des Rechts wie sie schreiben, sondern ganz im Gegenteil haben sie das Recht dazu.

              Es wird immer wieder so gern völlig faktenfrei behauptet Israel beginge Völkermord und Genozid, woran bitte machen Sie das fest?

            • @Sam Spade:

              Naja, es wird aber niemand daran gehindert, an beide Konfliktparteien die gleichen Maßstäbe anzulegen. Die ganze aufgeregte Debatte der letzten Monate in Deutschland kreist doch nicht zuletzt darum. Wir sind ja auch nicht die Richter am IGH.

              Davon abgesehen, scheinen mir die völkerrechtlichen und ethischen Probleme asymmetrischer Kriegführung keineswegs abschließend geklärt. Die Schlussfolgerung kann jedenfalls nicht sein, dass sich eine Seite an das Völkerrecht hält, während sich die andere militärische Vorteile dadurch verschafft, das sie genau das nicht tut. Das desavouiert nicht nur das - historisch und vom Grundsatz her auf Gegenseitigkeit angelegte - Völkerrecht, sondern kollidiert gerade in diesem Fall offensichtlich mit dem anerkannten Recht auf Selbstverteidigung (ich erinnere hier nebenbei auch mal an die ähnlich gelagerte Diskussion um Drohneneinsätze gegen Al Quaida und Co.).

              Wer nämlich glaubt, sich argumentativ einfach einen schlanken Fuß machen zu können, und fordert, ausschließlich Israel dürfe keine Waffen mehr geliefert bekommen, der muss sich eben auch entgegehalten lassen, dass er damit einseitig die andere Kriegspartei begünstigt.

  • Halbwegs israelfeindlich und richtig deftig israelfeindlich. Die Wahl hat mal also und befindet sich bestens im Mainstream der auf den Hund oder die Hamas gekommenen Linken.

    Dazu noch eine Prise reaktionäre Identitätspolitik, postkoloniale Holocaust-Relativierung und fertig ist das Drehbuch für den Untergang oder den Übergang zu den Islamisten.

    • @Jim Hawkins:

      Ganz so einfach wird es wahrscheinlich und hoffentlich doch nicht werden.



      In guter linker Tradition wird man sich durch doch irgendwann auftauchende Widersprüche in Streit begeben.



      Kann allerdings inhaltllich und persönlich schmerzhaft werden.

      • @aujau:

        Hier geht es meines Erachtens nicht mehr um Widersprüche.

        Zumindest die Verfasser der radikalen Variante kann ich nicht mehr als Linke akzeptieren.

        Wer nicht in der Lage ist, das Wesen und die Dynamiken des Antisemitismus auch nur ansatzweise zu begreifen, sollte sich ein Jahr lang intensiv mit dieser Thematik auseinandersetzen, wenn das geistige Rüstzeug dafür vorhanden ist.

        Und so lange die Klappe halten.

        Mit wem man diskutieren kann, mit dem sollte man natürlich diskutieren.

        • @Jim Hawkins:

          "Zumindest die Verfasser der radikalen Variante kann ich nicht mehr als Linke akzeptieren."

          Es ist die Gruppe der Linken, die auch die iranische Revolution unterstützt hätte/hat, ungeachtet dessen, was der Schah an Reformen ermöglicht und durchgesetzt hat.

          Immer wenn im Iran ein Mädchen totgeschlagen wird, weil eine Haarsträhne rausschaut oder ein Todesurteil verhängt wird etc., hoffe ich, dass sich diese Linken wenigstens schämen, dass sie sich damals auf die, meiner Meinung nach, falsche Seite gestellt haben.



          (Ich sehe eine Wiederholung dieses Musters jetzt bei der Parteinahme für die Gaza-Hamas-palästinensische Seite (die ja auch vom Iran unterstützt wird) ... eine andere Generation von Linken, ja.)

        • @Jim Hawkins:

          Spätestens wenn der Diskurs bei den radikalvarianten der Palestinasolidarität sich komplett auf Denk- und Sprechverbote reduziert hat, wird man dort bemerken, dass die Hamas mit Emanzipation nichts zu tun hat und Antisemitismus kein Befreiungsinstrument ist.



          Der Sozialismus des dummen Kerls halt.

          • @aujau:

            Dem ersten Teil stimme ich zu, dem zweiten eher nicht.

            Denken Sie an die drei Präsidentinnen der Unis der Ivy League, die es bei einer Anhörung im US-Kongress nicht schafften, Aufrufe zu einem Genozid an Juden ohne Wenn und Aber zu verurteilen.

            "it depends on the context" wiederholten sie stumpf ihr Mantra, während die Studenten ihren jüdischen Kommilitonen das Leben schwer machen.

            Die Columbia hat den Präsenzunterricht eingestellt, zu gefährlich.

            Man möchte meinen, das sind alles keine "dummen Kerls", sondern Intellektuelle.

            Dieses Gift kann jeden erwischen, auch wenn er drei Doktortittel hat.

            • @Jim Hawkins:

              Intellektueller und dummer Mensch ist für sich noch kein Widerspruch. Habe ich schon so manchen getroffen dessen Ansichten und Verhalten ausgesprochen dumm war.

              In den anderen Punkten stimme ich ihnen zu. Die Diskussionen die derzeit geführt werden sind oft nur schwer zu ertragen und nicht nachvollziehbar.

              • @Sam Spade:

                Da ist was dran.

                Oft genügt ein Blick in eine beliebige Talkshow, um das festzustellen.

                Ich sehne mich nach scharfen, genauen Formaten, wie twa das von Günter Gaus.

                Wobei ich sagen muss, Markus Feldenkirchen



                macht die Sache in seinem Format "Spitzengespräch" gar nicht schlecht.