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Linken-Absturz bei der BundestagswahlGroße Ratlosigkeit

Die Linkspartei hat mehr als zwei Millionen Stimmen verloren und die Fünf-Prozent-Hürde verfehlt. Jetzt sucht sie nach Erklärungen für das Desaster.

Nicht lustig: Die Linken-Spitze um Wissler, Bartsch und Hennig-Wellsow am Montag in Berlin Foto: Bernd Von Jutrczenka/dpa

Berlin taz | Am Tag danach ist die Stimmung trübe. Die Parteivorsitzenden Janine Wissler und Susanne Hennig-Wellsow sitzen gemeinsam mit Fraktionschef Dietmar Bartsch am Montag in der Bundespressekonferenz und alle drei wirken ratlos. „Wir wissen, dass wir eine schwere Niederlage eingefahren haben“, sagt Hennig-Wellsow. Aber die Erklärung für das Wahldebakel sei „nicht ganz einfach“ und „sehr komplex“.

Wissler spricht von einem „tiefen Einschnitt“. Es müsse „jetzt wirklich darum gehen, die Fehler zu analysieren“. Und Bartsch meint: „Wir müssen einige Grundfragen stellen.“ Ihr Ringen nach passenden Worten ist wenig verwunderlich.

Der Schock des Wahlsonntags steht den drei Spitzen-Linken ins Gesicht geschrieben. Mehr als 2 Millionen Wäh­le­r:in­nen­stim­men hat die Linkspartei verloren. Von 9,2 ist sie auf 4,9 Prozent abgestürzt. Dass sie überhaupt wieder in den Bundestag einziehen kann, verdankt sie nur den drei gewonnenen Direktmandaten – und das hätte leicht auch noch schiefgehen können.

Zwar haben Gregor Gysi und Gesine Lötzsch erwartungsgemäß ihre Wahlkreise in Berlin gewinnen können. Aber ausgerechnet Petra Pau patzte: Die Bundestagsvizepräsidentin unterlag dem CDU-Mann Mario Czaja. Dabei galt der Berliner Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf seit der Wiedervereinigung als sichere linke Bank: Viermal in Folge hatte ihn Pau gewonnen, davor dreimal Gysi.

Stark geschrumpfte Bundestagsfraktion

Dass es dennoch für jenes dritte Direktmandat gereicht hat, welches die Linkspartei für den Wiedereinzug ins Parlament benötigte, verdankt sich Sören Pellmann, der eher überraschend seinen 2017 erstmalig gewonnenen Wahlkreis in Leipzig verteidigen konnte. So bleibt der Linkspartei das Schicksal der PDS von 2002 erspart, als nur noch Lötzsch und Pau alleine ins Parlament einziehen durften.

Anders als die PDS 1994, als sie ebenfalls die 5-Prozent-Hürde verfehlte und nur dank der Grundmandatsklausel den Einzug in den Bundestag schaffte, wird die Linkspartei nicht als Gruppe, sondern wie bisher als Fraktion arbeiten können. Denn Kriterium für den Fraktionsstatus ist nach der Bundestagsgeschäftsordnung nicht das Wahlergebnis, sondern ob eine Partei mindestens 5 Prozent der Abgeordneten im Parlament stellt. Die Linkspartei kommt auf 5,3 Prozent.

Dank Gysi, Lötzsch und Pellmann ziehen nun insgesamt 39 Abgeordnete der Linkspartei in den Reichstag ein, das sind 30 weniger als bisher. Mit dabei sind erstmalig die beiden Parteichefinnen Wissler und Hennig-Wellsow. Deren Vor­gän­ge­r:in­nen Katja Kipping und Bernd Riexinger gehören der Linksfraktion ebenso weiter an wie Ex-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht. Die als Direktkandidatin gescheiterte Pau hat es über die Berliner Landesliste ebenso noch mal in den Bundestag geschafft.

Einige bekanntere Namen werden künftig jedoch fehlen. So reichte es nicht mehr für die Außen- und Frie­dens­po­li­ti­ke­r:in­nen Matthias Höhn, Heike Hänsel, Alexander Neu und Tobias Pflüger. Auf der Strecke geblieben ist auch der Umweltpolitiker Lorenz Gösta Beutin, der bisherige Fraktionssprecher für Klimapolitik. Nicht mehr dabei ist zudem der schillernde Musikproduzent Diether Dehm, der sich künftig mit voller Kraft auf seine musikalischen Talente wird konzentrieren können.

Schon im Vorfeld auf eine erneute Kandidatur verzichtet hatten die Innenpolitikerin Ulla Jelpke, der Wirtschaftsexperte Fabio De Masi, der Außenpolitiker Stefan Liebich und die frühere Attac-Geschäftsführerin Sabine Leidig.

Die Verbliebenen werden einiges zu diskutieren haben.

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53 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Was haben eigentlich die Analysen der letzten Wahlen ergeben? Wo kann man die Nachlesen?

    Es ist ja nicht das erste mal so, dass die Wähler der Linkspartei rübermachen zu anderen Parteien.

  • Aus einem zutreffenden Kommentar von Jim Hawkins aus dem taz-Forum gestern: "..Und zum hundert tausendsten Mal:



    Wer nicht in der Lage ist, den Kampf um soziale Gerechtigkeit, höhere Löhne und bezahlbare Mieten mit dem Kampf um Emanzipation zu verknüpfen, der ist nicht links, sondern bedient rechte, spießige Ressentiments, indem er Gruppen gegeneinander ausspielt.



    Das ist schäbig."



    Genau!!

    • @Beate Homann:

      Ich frag mich bei sowas immer, wieso da Wagenknecht von den einschlägigen Foristen hier jedesmal ihr Fett abkriegt. Auch Kipping/Riexinger habens doch offensichtlich nicht geschafft, da irgendwas Verbindendes reinzubringen, eher im Gegenteil. Aber gespalten hat offenbar nur Wagenknecht.

      • @Yossarian:

        Frau Wagenknecht letztes Buch hatte eine diffamierende Tendenz! Kapert kritisch betrachtet sogar AfD-Slogans (Deutschland. Aber normal.) mit ihren „skurrilen Minderheiten“ und deren „Marotten“ Diffamierungen, tingelt dann damit von Talkshow zu Talkshow und empört sich dort übers Gendern und die vielen Geschlechter. Erzeugt ein enormes mediales Echo, setzt ein Parteisauschlussverfahren durch ihr Verhalten gegen sich in Gang. Ferner empfiehlt ihr Göttergatte nicht die Linkspartei im Saarland zu wählen und kandidiert nun nicht mehr, da ihm „die Übernahme grüner Politikinhalte – offene Grenzen für alle, starke Betonung von Minderheitenthemen und ein Klimaschutz über Verteuerung von Benzin, Gas und Heizöl“ nicht zusagt!



        Ist halt ungeschickt, erst die Refugees Welcome Wähler, dann die, die sich für Minderheitenthemen engagieren, das akademische Klientel und nun auch noch die ökologisch bewussten Wähler zu vergraulen!



        Da summiert sich was zusammen! Kipping/Riexinger machen dies in der Form nicht!

        • @Jonas Goldstein:

          Wie oft wollen Sie Ihren Sermon denn noch kopieren?

          Kipping/Riexinger haben nach dem Rausmobben von Wagenknecht eine andere Klientel anzusprechen versucht: taz.de/WaehlerInne...kspartei/!5565981/

          Und auch Kipping schreibt Bücher: taz.de/Buch-ueber-...hrheiten/!5667935/

          Aus der Buchbesprechung ein Zitat:



          "Ihre Partei hat im vergangenen Jahr bei drei Wahlen, in Europa, Sachsen und Brandenburg, massive Verluste erlitten.

          Ebenso bleibt sie eine Antwort auf die Frage schuldig, welche Fehler ihre und andere ­Parteien gemacht haben und warum diesen die Wähler*innen – insbesondere in ihren Stammmilieus – davonlaufen. Für solche Tendenzen ist Kipping als langjährige Parteivorsitzende der Linken zumindest mitverantwortlich und müsste diese schärfer analysieren."

          Aber nein, Wagenknecht hat's versaut.

          • @Yossarian:

            Nein, alle haben es versaut, auch die Führungspersönlichkeiten, da es der Linkspartei nicht gelungen ist, deutlich zu machen, dass Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit zusammengehören! Das muss ich offensichtlich leider so oft wiederholen, bis es kapiert wird! Ansonsten war es das dann mit der Linkspartei und auch ich muss dann die dämlichen Grünen oder SPD wählen, da ich dann mein Kreuz bei der Linkspartei nicht mehr machen kann, die meisten sind ja schon weg. Der Göttergatte von Sarah ja auch. Und Sarah macht dann das Licht aus!

  • "Auch wäre es an der Zeit, Realitäten anzuerkennen, wie zB ALG II, Leiharbeit und Werkverträge, Rente mit 67 etc pp. Der verstaubte Ruf nach Abschaffung ist unrealistisch. Stattdessen sollte mal dafür gekämpft und geworben werden, diese sozialverträglich auszugestalten."

    Auweia. Mal eben so im Vorbeigehen die gesamten Gewerkschafts- und Sozialbewegungen in die Tonne getreten. Was von oben verordnet wurde, passt schon. Muss man halt so hinnehmen. Kein Wunder, dass es mit dieser Ihrer Haltung in der BRD so zugeht, wie es zugeht. Weiter so!

    • @Yossarian:

      Ging an siri nihil zwei weiter unten

  • Im Osten ziehen viele Leute die Idee einer erneuten braunen Diktatur aktuell einer modernen Demokratie vor, wie die Direktmandate der AfD beweisen. Das dabei die Linke "hinten runter" fällt, liegt in der Natur der Sache.



    Alles darüber hinausgehende, insbesondere das diffamierende Gefasel des Wagenknecht-Lagers, ist IMHO angesichts der schlichten Tatsache, dass ähnliches der Linken schon mehrfach passiert ist, ganz schlicht eine bewusste Fehlinterpretation.

  • Die Linke ist in den letzten Jahren immer verstaubter geworden. Sie hat in keinem Bereich Antworten geliefert. Ein linker Diskurs findet nicht statt.

    Die Trennung zwischen konservativen Linken und "Lifestyle Linken" hat auch nicht geholfen. Dazu kommt, dass für keine der beiden Seiten politische Angebote gemacht werden.

    Klar sein sollte, dass wagenknecht recht hat mit ihrer Analyse, wie die Verteilungskämpfe im untersten Einkommensbereich aussehen und man sollte diese Menschen nicht der afd überlassen. Genau das ist aber passiert.

    Genau so richtig ist, dass sich die Lebenswelt ändert und die Themen von marginalisierten Gruppen endlich im gesellschaftlichen Diskurs ankommen. Auch das ist richtig und wichtig.

    Leider ist es der Partei nicht gelungen, eine homogene Interessensgruppe hieraus zu bilden. Das ist das versagen.

    Auch wäre es an der Zeit, Realitäten anzuerkennen, wie zB ALG II, Leiharbeit und Werkverträge, Rente mit 67 etc pp. Der verstaubte Ruf nach Abschaffung ist unrealistisch. Stattdessen sollte mal dafür gekämpft und geworben werden, diese sozialverträglich auszugestalten.

    Leiharbeit ja, aber nur mit höherem Lohn als festangestellte, siehe Frankreich. Das wäre mal ein Kampf der sich lohnen würde und bei dem Klientel angesprochen wird, was nicht unbedingt zur kernklientel gehört.

    Aber bequemer ist es, alte Parolen wieder und wieder hervorzukramen und Einzelpersonen die Schuld am Scheitern zu geben. Ist klar.

    • @siri nihil:

      Find ich sehr spannend, dass jemand sich bar jedes Faktenwissens berufen fühlt, der Linken Tips zu geben.



      Fakt ist, das die Linke keineswegs die Abschaffung der Leiharbeit fordert. Fakt ist, dass die Linke bezüglich Leiharbeit - seit langem - eine Gleichstellung von Leiharbeitern mit der "Stammbelegschaft" fordert.



      www.linksfraktion....nsicht/leiharbeit/

      Das gleiche gilt für Werkverträge, auch hier sind Sie sich offenkundig nicht am Sachstand interessiert.

      www.linksfraktion....cht/werkvertraege/

      Aber es ist ja bequemer, alte Platitüden zu wiederholen, statt sich Faktenwissen anzueignen, gell?

    • @siri nihil:

      Seit wann hat die Einkommensmillionären Wagenknecht Ahnung von den Verteilungskämpfen im untersten Einkommensbereich?

      Ihre Politik richtet sich ostentativ an Arbeitslose und Unterprivilegierte, aber real an das Proletariat von Vorgestern, das aber heutzutage als gutausgebildete Fachkraft Roboter bedient, oft ein FH-Diplom hat und ein kleines Aktiendepot (Siemens, Porsche, RWE, Bayer - "gute deutsche Werte") dazu, wochenends am kleinen Eigenheim vor der Stadt bastelt, und unter 35 Euro brutto den Arsch montags nicht mehr aus dem Bett heben würde. Die Leute, die Wagenknecht ansprechen will, sind längst in die untere Mittelschicht aufgestiegen - das klassische Tariflohn-Proletariat ist der große Gewinner der Agenda 2010, denn ihre Jobs sind zu diverisfiziert und professionalisiert, um sie den Zeitarbeitsfirmen zu überlassen -, und haben mehr als genug zum Überleben, genug zum Leben, aber nicht mehr als das, und deswegen sind Begriffe wie "Solidarität" oder "Empathie" Fremdwörter; auf die konservativ-spießbürgerlichen Floskeln "Schuldenbremse", "schwarze Null" und "Maß und Mitte" hingegen gehen sie total steil.

      Eine Woche undercover in der Gastro arbeiten, da wo die "Lifestyle-Linken" für 8 Euro plus Trinkgeld ohne Vertrag buckeln um ihren Dispo auszugleichen, würde Nerzkragen-Sahra gut tun, so als Realitätsabgleich.

      Aber es war ja schon immer so: der Kathedersozialismus hatte nie Lust, sich selbst die manikürten Fingernägel mit Dreck und Schweiß zu verunzieren. Und so ist die Domestikation des herkömmlichen Proletariats durch DGB, SPD und "rheinischen Kapitalismus" und das Entstehen der Prekariatsklasse - working poor, die sogar die Produktionsmittel oft selber stellen müssen; sei es eine scheinselbständige Freelancerin im Homeoffice, sei es ein Lieferando-Fahrer -, an ihnen vorbeigegangen.

  • Kann mir bitte nochmal jemand erklären was in dieser Partei los ist?

    In nur 4 Jahren ganze 50% der Wähler verloren, nur durch die Hintertür noch in den Bundestag geschlittert, Wahlziel RRG komplett verfehlt, auf der Suche nach Erklärungen nur peinliches Rumlavieren mit nichtssagenden Ausflüchten vom Führungspersonal?

    Andere Parteichefs sind schon wegen viel weniger noch am selben Tag zurückgetreten! Wann werden endlich Konsequenzen gezogen? Oder ist der priviligierte Platz im Bundestag mit dickem Gehalt und anderen Bequemlichkeiten dann doch zu verlockend??

  • Eine Partei und eine Person Sarah Wagenknecht, die in den Medien durchaus als "skurrile Minderheit" wahrgenommen wird, sollte veilleicht nicht selbst diffamierend über solche Leute herziehen. AfD-Slogans wie "Deustchland. Aber normal." mit der Begrifflichkeit "skurrile Minderheiten" zu kapern, ist ziemlich wählerabschreckend. Zumindest die Wähler, die im linken Salon sitzen, wählen dann halt doch lieber die Grünen, da wird gendern und die Erkenntnis, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt, wenigstens nicht so dermaßen diffamiert von einer Führungspersönlichkeit! Sorry, aber was Wagenkencht da abgelieftert hat, war ein Eigentor! Die Erkenntnis bestimmte Wähler nicht zu verpellen, sollte Frau Wagenekencht klar sein, zumindest jetzt wo nicht mal 5% erreicht wurden. Doch diese Erkenntnis scheint immer noch nicht angekommen zu sein! Bedauerlich ...

    • @Frederik Nyborg:

      Hallo, aufwachen. Die Linken-Spitze besteht aus Wissler, Bartsch und Hennig-Wellsow, nicht aus Wagenknecht.

      • @Chutriella:

        Hallo, aufwachen, Wagenknecht tingelt durch die Talkshows, schreibt diffamierende Bücher und erzeugt ein großes mediales Echo, gegen sie wurde ein Parteiauschlussverfahren angestrebt und ihr Göttergatte ruft auf im Saarland nicht die Linke zu wählen! Zu extreme Chaoten mögen selbst linke Wähler nicht, auch da hat die Toleranz grenzen!

        • @Frederik Nyborg:

          Mag sein, dass Sie sich durch solches Verhalten Einzelner beeindrucken lassen. Aber unterstellen Sie das nicht Ihren NachbarInnen. Die Führungsriege hat versagt. That's it.

  • 7G
    75787 (Profil gelöscht)

    Die chronische Unsicherheit im fortgeschrittenen Prekariatskapitalismus hat mittlerweile eine Dynamik entwickelt, in der Wandel bzw. progressive Politik von links schlicht als Bedrohung interpretiert wird - garniert von einer medial und politisch aufgebauschten "Gefahr von links" Rhetorik. Umso mehr Dank an Ulla Jelpke für das unermüdliche kritische Nachhaken - die Linke ist und bleibt der Stachel im Fleisch!

    • @75787 (Profil gelöscht):

      Sie wollen Stachel im Fleisch sein, aber nicht als Bedrohung wahrgenommen werden. Genau das ist das Problem!

  • Die Wähler die zur SPD oder Grünen wanderten könnten ja eher den potentiellen Wechsel (früher geistig -moralische Wende) warscheinlicher machen gewollt haben.



    Ich persönlich konnte die SPD aus persönlichen Gründen (u.a. SGB2 und SGB6) nicht wählen, da hätte ich mir sozusagen eher die Hand abgehackt. Die Erststimme habe ich sehr taktisch vergeben.

    Ich hätte mir eine R2G zusammenarbeit sehr gewünscht. Frau Henning-Wellsow schätze ich grade für Ihre Geste gegenüber dem FDP Pensionsjäger in Thüringen.

    Die Analyse des Erzielten Wahlergebnisses muss nicht übereilt zu einem abschliessenden Ergebnis geführt werden. Die Qualität von Erkenntnissen verbessert sich nicht mit der schnelligkeit ihrer erlangung. Ich empfehle ein vorgehen nach ITIL. Stetige Verbesserung ist unumgänglich. Das Bessere ist der Feind des guten.



    Ich freue mich auf eine Linke, die an ihren guten Werten festhält und sich an dem stetigen verbessern ihrerselbst, des Landes, Europas, rund um den Nordatlantik und auch in der Welt orientiert.

    Schöne Grüße aus München-Süd 219

  • Die gebildete und attraktive, mutig und unbestechlich wirkende Sahra Wagenknecht kommt gut an bei denen, die sich als wenig attraktive Abgehängte und Verlierer sehen. Sie hätte vermutlich ein besseres Ergebnis eingefahren. Denn im Unterschied zu den sonstigen linken Kandidaten vertritt sie offensiv Positionen, die fatalerweise immer mehr Konjunktur haben: u.a. nationale Identifikation (Heimat! Deutsche zuerst!), Verständnis für das gemeinschaftsstiftende Gefühl, Opfer einer Bildungs- und Wirtschaftselite zu sein. Sie trifft ins Schwarze bzw. Braune, wenn sie von "Lifestyle-Linken" spricht und damit Ressentiments bedient, die Begriffe wie Oberflächlichkeit, Schmarotzertum, soziale Hängematte anklingen lassen.



    Mit dieser anschwellenden reaktionären Stimmung , ebenso mit der wachsenden Sehnsucht nach autoritärem Halt sollte sich die Linke - auch in ihren eigenen Reihen auseinandersetzen.

    • @Beate Homann:

      Sie beschreiben sehr gut die Sicht der Liberallinken auf die unteren Einkommen. Links ist für Sie Identitätspolitik usw. das Links das Verteilungsfragen meint und für Menschen, die in ihrem Leben auskommen, aber nicht beliebig teilen können wichtig ist wird als reaktionär gebrandmarkt.



      Untere Einkommensschichten können nicht beliebig teilen, da ist es tatsächlich für einen Teil relevant, ob noch neue Konkurrenten auf dem Arbeitsmarkt erscheinen oder nicht. Das ist zunächst neutral und nicht wertend, es ist schlicht Konkurrenz und das eigentliche Problem sind ja auch die geringe Entlohnung und die Arbeitsverhältnisse und nicht das neue Menschen hinzukommen. Aber es wird eben geschickt von den Konservativen bis Rechten ausgenutzt den Frust über die Lebensverhältnisse in eine ethnische Komponente umzumünzen, es ist ja auch so schön einfach und reflexhaft und stützt die Verhältnisse.



      Der eigentliche Skandal ist aber, das die Liberallinke diese Schichten herablassend behandelt und von vornherein als reaktionär verurteilt und sie den Rechten überlässt. Es wird gar nicht versucht die Lebensverhältnisse zu verbessern und so die Konkurrenz mit Einwanderern zu lösen. Das sind eh alles Rechte und damit ist die Sache geklärt...



      Und Hartz4 wird von erschreckend vielen Grünenwählern als ernsthafte soziale Absicherung betrachtet, Zitat aus meinem Umkreis "Da hat man mal Zeit sich Gedanken über sein Leben zu machen, so ganz ohne Zwang"



      Dabei haben Menschen mit geringerem Einkommen oft weniger Hemmungen vor Menschen mit anderem kulturellen Hintergrund als z.B. die "besseren" Schichten sie haben, wenn ihre Kinder mit zu vielen nichtdeutschen Kindern aufs Gymnasium oder in die Grundschule gehen sollen.



      Linke Politik ist doch die Verhältnisse zu ändern und Menschen zu gewinnen und nicht in richtige und falsche Gesinnung zu teilen und dies als gegeben hinzunehmen.... das ist eigentlich konservative Denke

      • @nutzer:

        Sehr gut. Dafür sollte die LINKE stehen.

      • @nutzer:

        Sehr gut zusammengefasst, danke dafur

  • "Sahra Wagenknecht hat erheblichen Anteil an der Niederlage der Linken bei der Bundestagswahl 2021"



    Unsinn.

  • Dass Sören Pellmann seinen Wahlkreis überraschend verteidigt habe, ist eine durch nichts unterlegte Behauptung der taz. Richtig ist: Die Prognosen in seinem Wahlkreis haben immer darauf hin gedeutet, dass es am Ende wieder für das Direktmandat langt.

    • Pascal Beucker , Autor des Artikels, Inlandsredakteur
      @Kirschberg:

      Sorry, aber Sören Pellmann hat seinen Wahlkreis mit gerade mal 22,8 Prozent geholt - und kann von Glück sagen, dass er bei den Erstimmen nicht so viel verloren hat, wie seine Partei bei den Zweitstimmen. Sonst hätte es nicht gereicht.

  • Petra Pau hat nicht „gepatzt“, sondern die CDU hat in ihrem Wahlkreis massiv Geld in die Hand genommen, Volksfeste organisiert (die Linken haben mangels Unternehmensspenden nicht mal ansatzweise so viel Geld) und gezielt die Falschbehauptung verbreitet, bei der Volksabstimmung, welche von den Linken initiiert wurde, ginge es um die Enteignung der Wohnungsgenossenschaften, was im Stadtteil zu enorm steigenden Mieten führen würde. Die Wohnungsgenossenschaften sahen sich im Anschluss sogar genötigt, ihren Mieterinnen und Mietern schriftlich mitzuteilen, dass die Enteignung, über die abgestimmt werden sollte, ausschließlich private Wohnungsunternehmen mit Gewinnerzielungsabsicht betrifft.

    Kommentar gekürzt. Bitte vermeiden Sie Unterstellungen.

    Die Moderation

    • Pascal Beucker , Autor des Artikels, Inlandsredakteur
      @Seteth:

      Die CDU mag Falschbehauptungen über den Volksentscheid verbreitet haben, aber das erklärt nicht das Ergebnis von Petra Pau. Beim Volksentscheid stimmten 55,8 Prozent der Menschen in Marzahn-Hellersdorf dafür, das sind 75.410 Stimmen. Pau holte 21,9 Prozent, das sind nur 29.259 Stimmen. Sie bekam also weit weniger als die Hälfte.

  • Die Gründe heißen unter anderem Dagdelen, Hänsel, Neu, Dehm und Hunko.

    • @Suryo:

      Und Wissler und Hennig-Wellsow

  • Um die Erklärung für das Wahldesaster zu sehen, muss man nur die Augen aufmachen:

    Die Menschen leben in der Realität und die die Linkspartei nicht.

    Das Wahlergebnis folgt daraus.

  • In Berlin ist ein "kommunistischer" Vorschlag mehrheitsfähig!



    Eine zerstrittene LINKE ist aber kein schöner Anblick!



    Die Wähler werden von der Schlangengrube "DIE LINKE" nicht motiviert, sie zu wählen. Die Ratschläge der attraktiven Königskobra sind oft richtig aber in Teilen vergiftet.



    Man schreibt kein Buch mit polemischer, populistischer auch zutreffender Kritik an der eigenen Partei kurz vor der Wahl (es verkauft sich dann natürlich besser) ohne Konsequenzen.



    Vorhersehbar wurde DEI LINKE abgestraft.



    Der Gegner ist eigentlich die Partei der „Oberen10.000“, die FDP, der es gelingt, über 10% der Stimmen bei der Bundestagswahl auf sich zu vereinigen, und so die „Oberen10.000“ überzurepräsentieren.



    Die Partei, die die „Nicht Oberen 10.000“ vertreten könnte, schafft nicht einmal 5%.



    Linksgrüne, Altlinke, Neulinke und andere Linke auseinander zu dividieren hält DIE LINKE als Partei verlässlich klein.



    Divide et impera!



    Sahra Wagenknecht hat erheblichen Anteil an der Niederlage der Linken bei der Bundestagswahl 2021.

    • @Manfred K:

      Son Quatsch, wie kann ein Buch Linke verschrecken. Überall stehen die Leute bei Wagenknecht Schlange und wollen ihr signiertes Buch.

      Die Linke schafft es halt nicht, ihre Anliegen ihrer Klientel zu vermitteln, die Linke hat doch an fast jeder Partei verloren.

      Das hat doch nichts mit Wagenknecht zu tun.

    • RS
      Ria Sauter
      @Manfred K:

      Ja, Sarah Wagenknecht hat einen Anteil daran, dass die Linke so verloren hat.



      Aber nicht, da sie Wahrheiten ausgesprochen hat sondern aufgrund des skandalösen Umgangs mit ihr innerhalb der Partei.



      Mit ihr wäre das nicht passiert, hätte Die Partei sich mit ihren aussagen näher befasst und danach gehandelt.

      • @Ria Sauter:

        "Mit ihr wäre das nicht passiert, hätte Die Partei sich mit ihren aussagen näher befasst und danach gehandelt."

        LOL, wenn die Linke Wagenknecht gefolgt wäre, hätte sie sich mit der AfD zusammentun können (oder müssen). Und ob "nationaler Sozialismus" der Renner ist, darf zumindest bezweifelt werden

      • @Ria Sauter:

        Die Wahrheit von den "skurrilen Minderheiten"?

        Das ist AfD-Sprache. Wer soll das eigentlich sein? Schwule, Lesben, Transsexuelle, POC, Flüchtlinge?

        Wo fangen die an, diese Skurrilen?

        Wenn man so daherredet, läuft man Gefahr, wenn auch ungewollt, den Soundtrack für Hass und Gewalt zu liefern.

        Und der Göttergatte ist da kein Stück besser.

        Und zum hundert tausendsten Mal:

        Wer nicht in der Lage ist, den Kampf um soziale Gerechtigkeit, höhere Löhne und bezahlbare Mieten mit dem Kampf um Emanzipation zu verknüpfen, der ist nicht links, sondern bedient rechte, spießige Ressentiments, indem er Gruppen gegeneinander ausspielt.

        Das ist schäbig.

        • @Jim Hawkins:

          Ihre haltung spiegelt die Gründe der Wahlniederlage deutlich wieder

          • @Spensman:

            Und doch habe ich mit der Erststimme Gysi gewählt.

    • @Manfred K:

      aber wahrscheinlich in einem anderen Sinne als Sie vermuten. Mit Wagenknecht hätte die Linke wahrscheinlich mehr Stimmen geholt.



      Eine Linke, die um das akademische Klientel mit den Grünen konkurriert verschreckt viele klassische Linkenwähler und kann nicht genug gewinnen um neben den Grünen zu bestehen.

      • @nutzer:

        Na ja, die Linke kann es sich nur ganz offensichtlich nicht leisten, dass akademische Klientel zu verprellen, die brauchen mittlerweile jede Stimme. Scheint Frau Wagenknecht nur noch nicht begriffen zu haben, dass Sie selbst einer "skurrilen Minderheit" angehört mit Namen Linkspartei! Die akademischen und intellektuellen Glanzleistungen von Frau Wagenknecht scheinen ganz offensichtlich der Vergangenheit anzugehören, wenn Fremd- und Selbstwahrnehmung bei dieser Frau so dermaßen weit auseinanderdriften!

    • @Manfred K:

      Sahra Wagenknecht hat wenn überhaupt erheblichen Anteil daran, dass die Linke gerettet wird. Was das Problem ist, hat sich in ihrem Buch vortrefflich auf den Punkt gebracht

    • @Manfred K:

      Nein Sahra Wagenknecht ist nur der Bote der schlechten Nachricht.



      Auch ohne Sahra Wagenknecht wären grade im Osten Deutschlands in den letzten 10Jahren sehr viele Wähler von der Linkspartei weggegangen, nicht wenige leider zur AfD, welche Die Rolle als OstPartei inzwischen teilsübernommen hat.

      • @Paul Rabe:

        Die Strategie, die urbanen Linken zu verpellen, ist dadurch aber noch dämlicher! Im linken Salon kommen AfD Slogans "Deutschland. Aber normal!" auch in abgewandeleter Form wie "skurrile Minderheiten" nicht gut an. Dann werden halt die Grünen gewählt. Kann sich die Linke nicht wirklich leisten.

  • Dass die Linke halbiert wurde, ist für alle Menschen bitter, die in einer links-liberalen Tradition einen Ansatz für Reformen sehen.

    Die Linke ist in vielen Gebieten nicht mit besonders guten Kandidaten angetreten. Die haben teilweise kaum Kreativität oder Durchsetzungsfähigkeit im Agenda-Setting demonstriert. Anstatt sich über die x-te große Koalition herzumachen, das Vakuum von Merkel zu nutzen, konnte Olaf Scholz sich als wiedergeborener Sozialdemokrat vermarkten, Spekulationen über die schwache CDU / CSU und die erstarkte SPD machten der Partei wahlkampftaktisch schwer zu schaffen.

    Dabei gibt es 3,6 Mio. Arbeitslose, 1,5 Mio. Kinder und Jugendliche wachsen im Bereich SGB II (Hartz-IV) auf, Aufstiegschancen sind extrem ungleich verteilt, viele MigrantInnen haben wenig Chancen auf beruflichen Aufstieg, vielerorts gibt es veraltete, unsoziale, selektive Schulsysteme, wo die Geburt festlegt, was und wie viel ein Mensch am Ende haben oder erreichen kann.

    Dass die Linke damit nicht etablierte Parteien angreifen und vorführen konnte? Erstaunlich.

    Nur die Linke hat noch einen klassischen marxistisch-reformistischen Theoriebezug, könnte Intellektuelle faszinieren und tatsächlich auch binden. Die Linke steht tatsächlich in einer ganz anderen Tradition als die Grünen oder die SPD. Die SPD hat viele Kandidaten angeboten, die kaum etwas zu sagen hatten. Kaum einer von denen hat ein echtes originäres Projekt und kann dafür kämpfen oder es irgendwie umsetzen. Gegen diese SPD hat die Linke dann geschwächelt. Auch viele Grüne haben in der Bar zu viel Karrierismus getankt, auch die hätten die Linken besser vorführen und angreifen können.

    Ich wünsche der Partei viel Glück bei der Wiederaufbereitung und der Diskussion. Ich hoffe, dass die Partei nicht mit dem DKP-Syndrom der 1970er infiziert ist ... klein, fein, ohne Chancen, dafür aber selbstgefällig und wie festbetoniert. Oder die Trotzkismus-Plage: Die Partei infiltriert sich selbst und fällt über sich selbst her ...

    • @Andreas_2020:

      „Nur die Linke hat noch einen klassischen marxistisch-reformistischen Theoriebezug“

      Genau das scheint mir auch einer der Hauptprobleme der Linken zu sein, wieviel Wählerprozente gewinnt das ? Und wieviele verliert man deswegen ?

  • Die Wählerwanderung von Linken zur SPD verursacht genau den kleinen Vorsprung, den die SPD vor der CDU hat. Warum wird eigentlich so wenig thematisiert, dass dies auf eine sehr bewusste Entscheidung der Wähler zurückzuführen sein kann, um einen CDU-Wahlsieg zu verhindern. Viele dieser Wähler sind wahrscheinlich heilfroh, dass die Linke deswegen nicht aus dem Bundestag rausgeflogen ist.

  • Das Hauptproblem der Linken ist doch dass die SPD in diesem Wahlkampf glaubwürdig Sozialpolitik geredet hat. Da ist egal was die Linke sagt und macht, dann ist der Raum links von SPD und Grünen eng und so wurden die außenpolitischen Spinnereien zum größten Unterscheidungsmerkmal. (Normalerweise interessiert sowas im Vergleich zur Sozialpolitik nur den Berliner Politikbetrieb aber kaum die Wähler.)

    Und wenn die SPD das was sie gesagt hat auch umsetzt stellt sich wirklich die Frage was die Linke noch soll - Ramelow, Hennig-Wollsow, Kipping hätten in so einer SPD sicher auch keine Probleme...

    • @Christian Schmidt:

      Dann warte mal auf die sozialpolitische Offensive von Olaf Scholz, da wette ich eher auf Harbeck und Lindner als auf Scholz. Der Punkt ist doch, dass die SPD gar nicht wirklich ein Projekt hat, Normalbürgern eine besssere Sozial- und Arbeitsmarktpolitik zu schaffen. Im Detail steht da sehr wenig. Es gibt Mio. Arbeitnehmer in Deutschland, die sich gewerkschaftlich gar nicht organisieren können, die keine Lohnsteigerungen durchsetzen können, die über den Mindestlohn ihre Lohnhöhe erhalten.



      Ich wette, dass in vier Jahren nur sehr, sehr wenig passiert ist und was passiert ist, wird eher von den Grünen gemacht oder erreicht werden.

      • @Andreas_2020:

        Das sehe ich ähnlich

      • @Andreas_2020:

        Ich glaube sie überschätzen sehr hoch die Zahl der Leute welche wirklich vom Mindestlohn profitieren würden.



        Das ist so ein bisschen wie bei Trump.



        Der wurde auch vor allem von jenen gewählt welche nicht ganz unten stehen, also mehr als den Mindestlohn bekommen.



        Warum ?



        Weil die Angst hatten das sie diejenigen sein werden welche die „noch weiter unten“ dann finanzieren sollen.



        Das ist ja auch inhaltlich gar nicht völlig falsch.



        Wenn die Bedienung in der Stammkneipe einen hören Mindestlohn bekommt, dann wird das Bier teurer auch für denjenigen, der nur wenig mehr verdient als den Mindestlohn…