Lawrow vergleicht Selenski mit Hitler: Fassungslosigkeit in Israel
Russlands Außenminister Sergej Lawrow bedient einen antisemitischen Verschwörungsmythos. „Unverzeihlich“ nennt das sein israelischer Amtskollege.
Der israelische Außenminister Yair Lapid kritisierte die Äußerungen Lawrows scharf. Sie seien „unverzeihlich und empörend und ein schrecklicher historischer Fehler“. Das Außenministerium rief den russischen Botschafter in Israel, Anatoly Viktorov, zu einem „klärenden Gespräch“ ein.
„Zu sagen, Hitler sei ein Jude gewesen, ist so, als würde man sagen, die Juden hätten sich selbst umgebracht“, twitterte Lapid: „Die Nazis verfolgten die Juden, nur die Nazis waren Nazis, nur die Nazis unternahmen eine systematische Vernichtung des jüdischen Volkes.“ Die sogenannte Frankenberger These, laut der Hitler jüdische Vorfahren habe, taucht hartnäckig immer wieder auf. Zahlreiche Historiker:innen, unter ihnen Joachim Fest und Ian Kershaw, haben diese jedoch wiederholt entkräftet.
Auch Dani Dayan, der Leiter der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, bezeichnete am Montag die Äußerungen Lawrows als „gefährlich und in jeder Hinsicht zu verurteilen“. Er fügte hinzu, Lawrow mache „Opfer zu Kriminellen, indem er die völlig falsche Behauptung aufstellt, Hitler sei jüdischer Abstammung gewesen“.
Israel unterhält Beziehungen zu Russland und der Ukraine
Der israelische Minister für öffentliche Sicherheit, Omer Barlev, sagte, Lawrows Äußerungen verletzten die Erinnerung an diejenigen, die von den Nazis ermordet worden seien. Er drückte Besorgnis aus, dass die Äußerungen falsche Narrative stärken und zu einer Welle von Antisemitismus führen könnten, weltweit und insbesondere in Russland.
Israel hat zu Beginn des Russland-Ukraine-Krieges eine weitgehend neutrale Rolle gespielt. Es ist eines der wenigen Länder, die relativ gute Beziehungen sowohl zur Ukraine als auch zu Russland pflegen, und hatte Vermittlungsversuche zwischen beiden Ländern unternommen. In Israels Interesse liegt nicht zuletzt, die Zusammenarbeit mit den Russen im syrischen Luftraum nicht zu verlieren. Russland kontrolliert den Luftraum über Syrien und erlaubt dort der israelischen Luftwaffe, Schläge gegen iranische Ziele durchzuführen.
Israel hatte sich Ende Februar zunächst geweigert, eine Verurteilung Russlands durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zu unterstützen, und wurde dafür von den USA kritisiert, hat sich aber in Folge nun stärker auf der Seite des Westens positioniert und vergleichbare Resolutionen, in denen Russlands Angriffskrieg verurteilt wurde, unterstützt. Anfang April hatte Israel gemeinsam mit 93 anderen Ländern die Mitgliedschaft Russlands im UN-Menschenrechtsrat suspendiert.
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